Album Nummer drei steht für THE BLED an. Make it or break it also. Die Texaner haben mit ihren vorgangenen Alben versucht, ihre eigene Linie zu finden, was sie auf "Silent Treatment" zum quasi perfekten Band-Sound verbinden wollen. Wütend sind sie noch immer und können dabei herrlich einen vom Leder ziehen, dass es selbst dem fiesesten Bollo warm ums Herz wird. Gleichzeitig verstehen sie sich darauf, Atmosphäre aufzubauen und die bekannte Laut/Leise-Dynamik interessant zu gestalten. Sie haben ein Händchen für gute Songs, die mit jedem Mal besser werden und sich gleichzeitig mit Leichtigkeit im Ohr festbeißen. Die bekannten Screamo-Zutaten gibt es natürlich auch, dabei sehr gut durchexerziert, was nach sieben Jahren Bandgeschichte nicht weiter überraschen sollte. Klar ist ihr Genre mit Bands wie ALEXISONFIRE, FROM AUTUMN TO ASHES, UNDEROATH und Co. mehr als voll, aber mit der Güteklasse von "Silent Treatment" werden sich THE BLED behaupten können. Make it also.
ALCHEMIST haben sich für den Nachfolger ihres vielgerühmten 2003er Albums ordentlich Zeit gelassen und sich währenddessen Newcomern wie MASTODON nicht verschlossen. Die Core-Welle ist an den Australiern allerdings vorbeigegangen, Moshparts finden sich auf "Tripsis" nicht. Dafür gibt es komplexe Parts und viel Gefrickel, was manches Mal aber nicht zünden will. Zu bemüht wirkt der Versuch, mit dem eigenen technischen Können zu punkten und möglichst komplexe Musik zu schreiben. TOOL oder MASTODON scheint das leichter von der Hand zu gehen, besonders die Verbindung aus eingängigen und abgedrehten Passagen. Ihre besten Momente haben ALCHEMIST, wenn sie auf Breitwand-Sound setzen und den Hörer mit einer beinahe Postcore-artigen Soundwand erschlagen zu scheinen. Sowas im dunklen Raum, vielleicht gerade einmal durch eine Lavalampe erhellt, bringt Psycho-Stimmung! Wären die immer wieder auftauchenden langatmigen und bemüht wirkenden Abschnitte nicht, wäre "Tripsis" eine groartige Platte, so bleibt sie unter ihren Möglichkeiten - aber immer interessant genug, um die im Infoschreiben angesprochenenen "lieben Anspruchsmetaller" neugierig werden zu lassen.
Manch einem wird DEKAPITATOR-Sänger bekannt sein, ist Matt doch auch bei Exhumed aktiv. Manch einem wird auch seine Stimme arg bekannt vorkommen, denn der Kollege weckt selige Erinnerungen an die kanadische Thrash-Legende Razor und ihren Sheepdog. Ganz so messerscharf und schnell wie die Ahörnchen klingen die Amis allerdings nicht. Vielmehr orientieren sich die Jungs an der heimischen Bay Area oder mischen eben angesprochene Razor mit einem gerüttelt Maß an Anthrax und erinnern dabei an Exodus. Weiterer Unterschied zu Razor: DEKAPITATOR fühlen sich auch im mittleren Tempo wohl, holzen nicht ganz so kompromisslos wie die Übersee-Legende. Ansonsten aber klingt die zweite DEKAPITATOR-Scheibe wie früher: Roher Sound, gehetzt-heisere Vocals, sägende Riff-Arbeitsgänge, quietschende Gitarren-Soli, trockene Drums. Alte Schule eben, kein Stück modern, kein Stück aufregend, aber doch irgendwie wohlig. Unzählige aufgeschlossene Menschen werden das Album hassen, weil es geradezu reaktionär klingt. Solange es aber stumpf-geniale Hymnen gibt wie "Deathstrike Command" von neuen Bands gibt, bleibt manch einer sicherlich mancher auch gern ewig gestrig. Einen kenne ich zumindest…
WILL HAVEN waren der aktuellen Postcore-Welle weit voraus und haben schon Mitte/ Ender der 90er Jahre in die Kerbe geschlagen, die heute von so vielen Bands erfolgreich verbreitert wird. Nach Auflösung und einige Jahre später folgender Reunion kam nach den Aufnahmen zu "The Hierophant” der erneute Ausstieg von Sänger Grady. Glücklicherweise konnte mit Jeff Jaworski (RED TAPE) ein würdiger Ersatz gefunden werden, der auch gleich mal die Vocals neu einsang. Er macht seinen Job sehr gut, die Fußstapfen seinen Vorgängers erweisen sich als nicht zu groß. Die Produktion geht sowieso in Ordnung, da hatte DEFTONES-Kollege Chino seine Finger mit im Spiel. WILL HAVEN haben anno 2007 einzig das Problem, dass sie sich von ihren Genrekollegen nicht absetzen können - was 1998 oder so noch innovativ war und verstörte, ist heute keine Überraschung mehr. Massive Soundwände, Psycho-Gebrüll und schleppende Riffs kennt der geneigte Hörer, NEUROSIS, CULT OF LUNA und Konsorten sei Dank. Es gelingt WILL HAVEN zwar, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen und unter’m Strich eine gute Postcore-Platte zu fabrizieren, aber die große Innovation bleibt aus. Die Revolution frisst ihre Kinder, oder wie heißt es? In diesem Falle stimmt es, leider. WILL HAVEN sind zurück und finden sich in einer anständig bevölkerten Szene wieder, in der sie nicht mehr den Ton angeben. Bleibt abzuwarten, was sie uns in den nächsten Jahren bieten werden.
Als Tour-Begleitung von MANNHAI konnten TRUCKFIGHTERS durchaus überzeugen, was die Erwartungen an den neuen Longplayer in die Höhe trieb. Die Wikinger haben auf "Phi" durchaus einige gelungene Songs zu bieten und scheren sich gleichzeitig dank vieler psychedelisch-rockenden Passagen wenig um die Goldenen Regeln des Songschreibens ("Chameleon"). Das kann funktionieren, migthy KYUSS sind der beste Beweis dafür, aber in diesem Falle haut es nicht ganz hin, zu langatmig und unspektakulär sind diese Passagen meist ausgefallen. Richtig gut werden TRUCKFIGHTERS, wenn sie sich auf ruhige Momente besinnen und nicht krampfhaft auf verkiffte Mucker machen wollen. Gewollt, aber nicht gekonnt, bleibt als Erkenntnis nach dem Genuss von "Phi". Schade eigentlich.
Ganze fünf Songs in mehr als einer Stunde Spielzeit sprechen schon vor dem Einlegen des Silberlings eine deutliche Sprache: KONGH haben sich schleppender, dunkler Musik verschrieben. Nix für sonnige Sommertage, nix für Parties. Düsternis füllt den Raum, sobald das Schwedentrio die ersten Töne erklingen lässst, und legt sich schwer auf die Seele des Hörers. Songs werden langsam aufgebaut, ein einzige Riff schon mal zwei Minuten alleine in den Raum gestellt ("Megapcimatuo"), bevor der verzweifelte Gesang übernimmt und den Hörer einen Tritt in die Magengrube gibt. KONGH gelingt es, diese Stimmung in allen Songs zum Ausdruck zu bringen und den Hörer vom Fleck weg zu fesseln, sofern er ein Faible für dunkle Musik hat. Irgendwo zwischen Doom und Postcore-Sachen haben die Schweden ihren Platz gefunden, von dem aus sie Fans beider Lager an sich binden werden. Mit dem starken Stoff, den sie zu bieten haben, werde sie bald die Herzschläge vieler Leute beeinflussen. Großes Kino!
Hinter ANKLA verbergen sich einige alten Hasen des südamerikanischen Metals, die es mit ihrer vorherigen Band bis aufs Ozzfest schafften. ANKLA hat definitiv das Potential, es dem Vorgänger geich zu tun und bei Ozzys Treck die Massen zu begeistern. Harter, immer groovender Metal bekommt der geneigte Hörer von ANKLA geboten, die in die gleiche Kerbe wie SOULFLY und ILL NINO hauen. Percussions werden aufgefahren, Nackenbrecherriffs abgefeuert, einprägsame Refrains (clean) gesungen (wie beim famosen "Generation Mutante") und generell ordentlich gerockt. Da wird keine Tanzfläche leerbleiben und bei Live-Shows nur Wenige dem Drang zu Hüpfen widerstehen können. ANKLA machen alles richtig, was eine New Metal-Band nur richtig machen kann, haben einige verdammt gute Songs und dank teurem Produzenten eine erstklassige Produktion. Die Band kann das nächste große Ding im modernen Metal werden - verdient hätten sie es!
"To The Pain" ist in den Staaten schon seit 2005 erhältlich, hat aber erst jetzt einen Vertrieb in Deutschland gefunden. Mittlerweile basteln die Mannen am neuen Album - wann die wohl hierzulande erhältlich sein wird? "To The Pain" startet mit ""Bullet With A Name" furious; der Song kann mit hämmernder Basslinie und Ohrwurmrefrain punkten, auch wenn er reinster Nu Metal ist. Davon entfernen sich die Mucker (die zum "Miami Vice"-Soundtrack eine Coverversion von Phil Collins besteuerten) im Laufe der Platte immer mehr und gehen in rockigere Gefilde über. Also eher RED HOT CHILLI PEPPERS als LIMP BIZKIT. Im Verlauf der Platte finden sich einige durchschnittliche Songs, die den Silberling etwas in die Länge ziehen, aber die gelungenen Tracks wie den Opener oder das gefühlvolle "Skin" nicht madig machen können. Technisch stimmt ebenfalls alles, besonders die Stimme ist eine angenehme Röhre und kann Akzente setzen. Die Produktion geht ebenfalls in Ordnung, so dass NONPOINT der große Sprung hierzulande gelingen sollte.
TESLA sind genauso wenig neu, wie die Idee, alte Rock-Songs zu covern. Aber nicht nur Neues ist ja gut. Zumal die amerikanischen Hard-Rocker ehedem über jeden zwefel erhaben sind und sich bereits mit "Mechanical Resonance" ihren Allzeit-Plätzchen auf dem Rock-Olymp gesichert haben. Zwar ist Tommy Skeoch nicht mehr dabei, aber auch die "neue" Band transportiert das entspannte blues-hardrockige, typische TESLA-Feeling mehr als gekonnt. Und solange eine Band einen Sänger wie den charismatischen Jeff Keith zum Line-Up zählt, kann sowieso nichts schief gehen. Wenn dann noch die Songauswahl stimmt, und Super-Songs wie "Space Truckin’" von Deep Purpole oder "Rock Bottom" von UFO auf die CD kommen, dann hat eine Band vieles richtig gemacht. Übrigens: Mit dieser "Real To Reel" möchte TESLA den eigenen Vorbildern und Rock-Helden huldigen und verschafft den großen Songs vieles TESLA-Flair. Außerdem gibt es neben den 13 enthaltenen Songs wohl eine zweite, exklusive CD, dies wohl nur bei TESLA-Konzerten zu haben ist. Was das soll, bleibt das Geheimnis des Labels.
"Memories in Black" ist zwar nicht das neue Ozzy-Album, sollte es aber sein. Fans der alten Scheiben des BLACK SABBATH Fronters dürften mit dem Output der Schweden HELLFUELED mehr anfangen dürfen als mit dem neusten Werk des Altmeisters, trotz eines Zakk Wylde in herausstechender Form. HELLFUELED bieten nämlich durchgehend druckvolle Songs - und das nicht nur von der Produktion her, auf "Memories In Black" bläst es durchgehend mit voller Wucht aus den Boxen. Sänger Andy Alkman prägt mit seinem Gesang weiterhin den Sound der Band und wird wieder für die bekannten, aber oft nicht fairen Ozzy-Vergleiche sorgen. Die tief gestimmten Gitarren in Achtziger heavyness zwischen wuchtigen Metal und dezentem Südstaatenflair auf der Überholspur sorgen zusammen mit einem abwechslungsreichen Drumming und melodischen Solis für die instrumentale Grundlage. Ansagen darf man mal das gut in die Fresse gehende Opener-Duo aus "Rewinding Time" (melodischer Stampfer mit einem Mittelteil, welcher gekonnt runterkühlt) und "Monster" (lupenreiner heavy Rock’n’Roll), das schon fast balladeske "Again", welches gekonnt die Southernseite der Band präsentiert, das sich schnell im Ohr festsetzende "Warzone" und der coole, von schweren BLACK SABBATH Riffs getragene und mit leichten Hammondanteil versehene Midtempotrack "Face Your Demon". Wobei HELLFUELED doch mit einem kleinen Manko zu kämpfen haben. Ohne nachlassendem Niveau auf dem ganzen Album stellt sich doch mit der Zeit eine gewisse Sättigung ein. Wer die Band also bisher nicht mochte - ob als Klon oder überhaupt vom Stil her - der wird auch mit "Memories In Black" nicht wirklich glücklich werden. Und auch den Fans der Band sei gesagt, an das sensationelle Debüt kommt Album Nummer 3 auch nicht ran. Aber ansonsten dürfte das Teil jeden geneigten Banger ein paar schöne Stunden bereiten. Die Fans des Quartetts aus Huskvarna haben sowieso genau das erwartet.