Haben vor knapp 2 Jahren GLUECIFER ihre norwegische Rock’n’Roll Fahne eingeholt legen die Stockholmer THE HELLACOPTRS nun nach und ziehen das Schwedenbanner ein – wie man hört zwar einvernehmlich, aber nicht auf Wunsch aller. Man kann gespannt sein was die Vollblutmusiker und ehemaliger Partyanimals zukünftig machen – nur weil manche über 30-jährige des Tourens müde sind kann das ja wohl nach 13 Jahren Bandgeschichte mit 6 erfolgreichen Alben nicht alles gewesen sein. Allerdings kommt der Abschied nicht mit dem erhofft großen Album daher, sondern mit einer Coverplatte, auf welcher die HELLACOPTERS ihre Wurzeln und Einflüsse zum Besten geben. Nach eigner Aussage sind die Songs so ausgewählt, dass sie auch von ihnen selbst stammen könnte. Wenn dabei die HELLACOPTERS der letzen drei Scheiben gemeint sind, kann ich dem nur zustimmen. Denn wenn man sich die Diskographie der Schweden durch die Ohren rauschen lässt, so liegen die Tage des frechen Rotz-Rocks schon eine Weile zurück und der kommerzielle Erfolg von „By The Grace Of God“ (2002) ist an sich wohl auch nicht mehr zu toppen. Auch das mag zu den Gründen der Auflösung zählen. Und so klingt die Abschlussscheibe „Head Off“ doch zahm und partytauglich zugleich. Hitverdächtig neben der Single „In The Sign Of The Octopus“ dürfte vor allem noch das fast schon zu eingängige „Midnight Angels” und das etwas schnellere „Veronica Lane“ sein. Absolut cool noch der Opener „Electrocute“, der mit seiner gewissen Punkattitüde und den Pianoeinlagen eher ungewöhnlich und untypisch für das Album ist. Denn “Head Off” klingt eben trotz Coversongs bei jedem Stück nach den HELLACOPTERS der letzten Alben – und das so eindeutig, dass man es ohne Ahnung der Hintergründe nicht als Cover vermuten würde. Trotzdem, ob da nicht ein Album mit Raritäten und einigen neuen Eigenkompositionen der ehrbarere Abschied gewesen wäre darf man trotz des hohen Spaßfaktors ruhig mal in die Runde werfen.
ELECTROCUTE – originally performed by "Demons"
MIDNIGHT ANGELS – originally performed by The Peepshows
(I'M) WATCHING YOU – originally performed by The Humpers
NO SALVATION – originally performed by The Turpentines
IN THE SIGN OF THE OCTOPUS – originally performed by The Robots
VERONICA LAKE – originally performed by New Bomb Turks
ANOTHER TURN – originally performed by The Maharajas
I JUST DON'T KNOW ABOUT GIRLS – originally performed by Asteroid B-612
RESCUE – originally performed by Dead Moon
MAKING UP FOR LOST TIME – originally performed by The BellRays
THROTTLE BOTTOM – originally performed by Gaza Strippers
DARLING DARLING – originally performed by The Royal Cream
Es gibt Musik, die ist anstrengend. Fordernd. Unhörbar. Das mag je nach persönlichen Vorlieben auf unterschiedlichste Alben zutreffen, wird sich aber beim Ein-Mann-Projekt VVEREVVOLF GREHV treffen – diese elf Tracks wird kaum jemand als hörbar bezeichnen. Am Laptop zusammengefügte Death Metal-Riffs, blast-lastiges Schlagzeug und Elektro-Sounds sind per se eine schwer verdauliche Mischung, wenn dann noch ein wie auch immer gearteter roter Faden fehlt, wird es ganz ganz finster. Und unhörbar. Selbst beinharte Grinder, die mit AGORAPHOBIC NOSEBLEED den Tag beginnen, werden mit „Zombie Aesthetics“ ihre Probleme haben. Vielleicht, ganz vielleicht, kann die FANTOMAS/ MR BUNGLE-Fraktion mit dem Silberling was anfangen, aber selbst das ist zu bezweifeln. Bleibt die Frage, wen Relapse als Zielgruppe auserkoren hat…
UNEARTHLY TRANCE weichen auch mit ihrem neuen Album nicht Kurs ab und schreddern sich durch einen rohen Doombrocken, der irgendwo zwischen CROWBAR, HIGH ON FIRE und BIRDS OF PREY zuhause ist. Dabei entwickeln die acht Songs ihren ganz eigenen Charme, wenn doomige Passagen von flott groovenden Abschnitten unterbrochen werden. Ein wenig klingt es, als hätten Lemmy und Ozzy irgendwann in den Siebzigern zusammen gejammt und dabei einen räudigen Sänger ans Mikro gekettet. Würde auch die dezenten Punkeinflüsse im Sound erklären, die gelegentlich durchschimmern. Insgesamt gibt’s auf „Electrocution“ eine eigenwillige Soundmischung zu hören, die charmant und auf hohem Niveau wummert, auch wenn kein Song wirklich herausragt. Aber besser acht gute Songs, als ein Killer und sieben Filler. Wer mit dem New Orleans-Sound was anfangen kann oder einfach mal Bock auf eine rotzig-charmante Platte hat, sollte „Electrocution“ eine Chance geben. Doomfreaks könnten von den Tempoausbrüchen aber überfordert sein, also Vorsicht walten lassen!
NASUM sind bekanntlich Geschichte, das „Grind Finale“ wurde bereits letztes Jahr eingeläutet. Eine auf tausend Stück limitierte Split mit NAPALM DEATH kommt noch, dann ist Schluss. „Doombringer“ ist da irgendwie zwischengerutscht und bietet eine Show der 2004er Tour, mitgeschnitten in Osaka. Ein letztes Mal Miezsko am Mikro… In sehr guter Tonqualität holzen sich NASUM durch knapp 25 Minuten, warum der ganze Set nicht auf der Scheibe ist, weiß nur der liebe Grind-Gott. Das anno 2004 noch nicht erschienen „Shift“-Album kann natürlich nicht in der Tracklist auftauchen, dafür haben sich NASUM bis in Anfänge gewagt und einen Song von „Industrislaven“, ihrer 95er Scheibe, gezockt. Der knallt ebenso gnadenlos-gekonnt aus den Boxen wie die restlichen Tracks, NASUM bewiesen wieder einmal, was für Könner sie sind und wie sehr sich vom Grind-Pöbel unterschieden. Einfach grandios! Für Fans und Nostalgiker ist die Scheibe eine Überlegung wert, Gelegenheitsgrinder brauchen sie nicht unbedingt.
Mit der „Come All You Weary“-EP schieben THRICE einen kleinen Happen zwischen die beiden „Alchemy Complex“-Doppelburger. Auf dem Silberling findet sich mit „Come All You Weary“ ein neuer Song, der sicherlich aus der „Water“-Session über geblieben ist und das Verträumte, Sphärische in sich trägt, wie es auch die Songs besagter Scheibe taten. In die gleiche Kerbe schlägt die Akustik-Version von „The Whaler“. Zwischendrin gibt es mit „Digital Sea“ einen bereits bekannten Song, den sich aber die Krachmaten von THE DILLINGER ESCAPE PLAN angenommen haben. Logisch, dass das nur in verrückten Klängen resultieren kann, auch wenn die Grundstruktur erstaunlich intakt geblieben ist. zur Überbrückung ist die EP ganz in Ordnung, aber spätestens mit dem Erscheinen des zweiten Doppelalbums wird sie an Faszination verlieren.
Relapse Records waren offensichtlich vom JUCIFER-Einstand anno 2006 überzeugt und geben dem Duo eine weitere Chance. Mit „L’autrichienne“ werden die beiden Amis weder Fans noch Label enttäuschen, das wird bereits bei den ersten Songs „Blackpowder“ und „Thermidor“ deutlich. Dreh- und Angelpunkt ist weiterhin Miss Valentines Gesang, der von samtig, verführerisch, keifend bis psychopathisch ein breites Spektrum abdeckt, wobei die aggressiveren Stimmlagen eher selten zum Zug kommen. Ebenso breit gefächtert ist die grundsätzliche Ausrichtung in den 21 Songs, die Doom, Sludge, Alternative, Punk und Trip Hop besuchen und sich überall einen Happen mitnehmen. Das war bei „If Thine Enemy Hunger” schon nicht anders. JUCIFER haben ihren Stil gefunden und entwickeln ihn konsequent fort, ohne sich dabei um irgendwelche Grenzen zu scheren. Genauso soll das sein. Und genau das macht “L’autrichienne” zu der guten Platte, die sie ist.
Um es mal vorwegzunehmen: dies ist eine großartige CD zum Autofahren. Jedenfalls für alle, die glückliche Besitzer eines CD-Radios sind. Einfach einlegen und schon verwandeln sich überfüllte, unter grauen Regenwolken liegende deutsche Autobahnen in schnurgerade, leere Highways im gleißenden Sonnenlicht des amerikanischen Südwestens bis Südens. Schon die Slide-Gitarre im Intro von "All I Need" zeigt die grobe geographische Marschrichtung an. "Ride" groovt mit zum Teil an Gospel erinnerndem Background-Chor voran, das melodiöse "Gone To Memphis" schmeichelt sich ins Ohr, die Gitarren verlieren das gesamte Album über nie vollständig ihr sich aus Southern Rock und Western-Einflüssen zusammensetzendes Flair. "It´s Nothing New" verfügt über ein klassisches Rock´n´ Roll-Piano, "Wonderin´Blues" klingt anfangs auf positive Art und Weise so, als hätte man es an einem Lagerfeuer aufgenommen und mit "Burning Love" befindet sich schließlich sogar- passt ja- ein Elvis-Cover auf der Platte. Macht Spaß. Also: ins Auto setzen, ERIC SARDINAS AND BIG MOTOR in den CD-Player schieben und losfahren! Dabei aber bitte nicht völlig vergessen, dass auf hiesigen Straßen nun mal für gewöhnlich leider doch etwas mehr Verkehr ist- die Polizei hätte sicherlich wenig Verständnis dafür, wenn man ihr nach einem Unfall im Brustton der Überzeugung erklären würde, man habe sich doch auf einem menschenleeren Highway befunden...
Jetzt haben wir den Audio-Beweis für den Klimawandel! Die Melodien auf SMOKE BLOW's "Colossus" sind so sonnig als hätten Kiels derbste Rocker in den letzten zwei Jahren hauptsächlich an der Beach von Laboe gesurft. Und Songs wie "Criminal", "Millionaire" oder "Fuckin' Sun Of Superman" springen einen mit dem breitesten Grinsen an. Allerdings ist das nur der erste Eindruck - der allerdings eine Zeit lang anhält, so hell wie den Jungs die Sonne aus dem Arsch scheint. Die hintergründige Dunkelheit haben SMOKE BLOW dieses Mal hinter Uptempo-Beats und Dur-Akkorden gut versteckt. Nachdem sie mit den letzten Alben härter, schwerer und metallischer geworden sind (und nicht wenige sie genau dafür lieben oder geliebt haben), wird auf "Colossus" ein Gang runter und auf Lässigkeit umgeschaltet. Außer der Swans/Sisters of Mercy Hommage "Swamp Creature" (die bleibt ernst) wird bestes Geisterbahn-Cabaret inszeniert - mit Herz und sogar (Achtung!) Sozialkritik. Der Zombie auf'm Klapprad" ist gleichzeitig der erste deutsche Song von Smoke Blow überhaupt. Mit diesem Grusical überholen SMOKE BLOW lässig sogar die seltsamsten Songs von Bela B. in den Kategorien "düster mit Stil", "schräge Story" und "eingängig". Gut, Ohrwürmer können SMOKE BLOW schon länger schreiben, aber "Colossus" ist jetzt ihr Surfin California geworden. Noch ein Beispiel gefällig? Während Letten sich als "Social Morlock" bezeichnet und MC Straßenköter das mit einem "There's a Hellhound on my trail" unterstützt, können die Füße des Hörers nicht anders als mitzuwippen. Also eher dem Boogie zu folgen als vor den Bluthunden abzuhauen. Ist es denn trotzdem noch trashig? "Auf jeden!", wie man im breiten Norddeutsch sagen würde. SMOKE BLOW haben eben immer noch nicht Howard Benson als Produzenten bekommen. Zum Glück! Denn - zur Bewertung - wie viele andere Rezensenten war auch die Autorin lange nicht davon überzeugt, dass "Colossus" das beste Album von SMOKE BLOW bisher ist. Es ist nämlich schon fast zu freundlich und perfekt! Und das ist beängstigend!
Für seinen neuen DEMIURG-Streich hat sich Rogga Johansson (PAGANIZER, RIBSPREADER) mit namhaften Mitstreitern umgeben. Neben Dan Swanö himself, der seit Anfang an dabei ist, sind Ed Warby (GOREFEST, HAIL OF BULLETS), Pär Johansson (SATARIEL) und Johan Berglund (THIS HAVEN) dabei. Keine Unbekannten, wobei Mr. Warby natürlich heraussticht. Der Mann ist mittlerweile in den 40ern, verdrischt die Drums in den zehn Tracks aber heftiger als es neun von zehn seiner jüngeren Kollegen jemals können werden. Gleich mit dem Opener „Resurrecting The Rotting“ wird die Marschroute für die nächste Dreiviertelstunde festgelegt, die bei den Bands des Herrn Johansson aber eh’ nur Swedish Death Metal lauten kann. So auch in diesem Fall – wer auf den brachialen Schwedensound abfährt, kann mit „The Hate Chamber“ nichts verkehrt machen, im Gegenteil. Die Scheibe kann in allen Belangen überzeugen, sowohl vom Songwriting als auch von den Fähigkeiten der Musiker. Dan Swanö hat sich auch als Produzent betätigt und der Scheibe einen erstklassigen Schwedensound verpasst, der die Chose druckvoll knallen lässt. Wie gesagt, hier stimmt einfach alles, gibt also für Genre-Fans keinen Grund, nicht zuzugreifen. Bleibt zu hoffen, dass Rogga mit dieser Band endlich mal mehr Beachtung erfährt…
Die Wüste reicht bis Boston. Oder so. Jedenfalls können sich CORTEZ von KYUSS’schen Einflüssen nicht freimachen, ebensowenig wie BLACK SABBATH negiert werden können. Denn auf „Thunder In A Forgotten Town“ gibt es eine gute halbe Stunde lang erdigen Wüstenrock auf die Ohren, der sich aller Stilmittel des Genres bedient und gleichermaßen kraftvoll-rockend wie ausufernd-verkifft („The Ocean“) sein kann. Den ganz großen Knaller haben CORTEZ zwar mit keinem der sechs Songs vorzuweisen, aber dafür bewegt sich alles auf dem gleichen, hohen Level. Der Mikroknecht trifft mit seiner emotionalen Stimme jederzeit den richtigen Ton, während die Gitarren einige coole Riffs beisteuern („Stone The Bastards“) und das Schlagzeug die Songs gut vorantreibt und Druck macht. Da auch die Produktion in Ordnung geht, können Wüstensöhne hier bedenkenlos zugreifen.