Schwarz, Schwarz, Schwarz sind alle meine Kleider… Schwarz ist das Booklet der neuen (fünften) SWITCHBLADE-Scheibe, Schwarz ist die Musik, die Finsternis ist. Finsternis, der eine musikalische Form gegeben wurde. Dabei bedienen sich die Schweden nicht nur typischer Doomzutaten, auch Black Metal und fieser New Orleans-Sludge finden sich in den drei Songs wieder. Die wurden mit Part 1 bis 3 betitelt und gehen recht nahtlos ineinander über, was „[2009]“ wie aus einem Guss wirken läst. So baut sich die finsternis langsam auf, fast schon quälend, und nimmt sich Zeit, den Raum langsam zu füllen, bis es für den Hörer kein Entrinnen mehr gibt. Die minimalistischen Gesangspassagen verstärken das Gefühl, das etwas lauert und nur darauf wartet, freigelassen zu werden. Die Scheibe ist der Soundtrack für den Moment, in dem das Loch im Rettungsboot festgestellt wird. Alleine auf dem Eismeer treibend, mitten in der Nacht, nachdem das eigene Schiff gesunken ist… Mit einem Wort: intensiv. Genau wie alte NEUROSIS und natürlich SUNN o))) schaffen auch SWITCHBLADE eine dichte Atmosphäre, der sich niemand entziehen kann, vorausgesetzt, ein Faible für verstörend minimalistische Musik ist da. Wer das hat, wird mit diesen drei Songs seinen Herbst einläuten können.
Mit „Longings End“, dem mit über 13 Minuten längsten Song des Album eröffnet RPWL-Recke Chris Postl unter der Firmierung PARZIVALS EYE sein Solo-Debüt dem die RPWL-Affinität recht deutlich anzuhören ist. Verstärkt mit Sänger Alan Reed (PALLAS) und Sängerin Christina Booth (MAGENTA), ALAN PARSON Gitarist Ian Bairnson, Stammhaus-Kollege Yogi Lang (Keyboards) sowie Schlagzeuger Hannes Weigend und Gitarrist Ossi Schaller gibt es auf „Fragments“ 12 lockere Songs denen ihre FLOYD, YES, ELO, BEATLES und GENESIS-Wurzeln anzumerken sind. Das Postl dabei sich mehr gen anspruchsvollen Pop mit Rockeinschlag als gen progressivem Kopfrock orientiert dürfte nicht jedem gefallen – steht „Fragments“ über die Gesamtlänge aber recht gut. PARZIVALS EYE lassen sanften, einschmeichelnden symphonischen Intros und Passagen lautere Parts folgen („Signs“, „Fragments“), grooven gelassen im 70er-Retro-Sound („Disguise“), umschiffen gekonnt triefend balladeske Untiefen („Face My Fear“) oder klingen einfach nur nach RPWL, wie beim abschließenden überlangen Bonus Track „Another Day“. Mit dem von Christina Booth eingesungenen, mit Piano startende und mit schönem Solo beendete GRAHAM/NASH-Cover „Chicago“ haben PARZIVALS EYE einen echten Hinhörer – das Teil sollte auch im Mainstream Radio funktionieren. Und auch wenn es nach hinten raus schon etwas flacher wird - Chris Postl, respektive PARZIVALS EYE dürfte mit „Fragments“ der einschlägige Fangemeinde (natürlich ohne die Frickelfraktion) Freude bereiten, denn das Debüt ist vor allem eins: richtig angenehm anzuhören.
Aus Schweden kommt der neue und vierte Silberling "Endless Echo" der Death/Thrashmetal Band mit dem einfallsreichen Namen CONSTRUCDEAD. Zweifellos merkt man schon nach einem kurzen Reinhören, dass die Jungs um Sänger Jens Broman technisch versiert zu Werke gehen. So beinhaltet jeder Song eine Fülle von komplizierten, anspruchsvollen und abwechslungsreichen Passagen im mittleren oder oberen Tempobereich. Auch gesanglich bekommt man die volle Palette geliefert: Von extremen Kreischpassagen über Pantera-artiges Geschreie bis hin zu episch melodischen "Mitsing-Refrains" à la IN FLAMES. Bei soviel Anerkennung und Abwechslungsreichtum muss man trotzdem die große Schwäche des Albums letztlich offenbaren: Auf der Scheibe finden sich für meinen Geschmack einfach zu wenig wirklich gute Songs. Es entsteht letztlich der Eindruck, die Schweden hätten lediglich coole Riffs aneinandergereiht, ohne an einen zündenden und packenden Songaufbau zu denken. Manch einer wird sagen, dass dies gerade das geniale an dem Album ist. Ich sehe das jedoch anders. Auch nach mehrmaligem Durchhören habe ich daher bis jetzt keinen Zugang zu "Endless Echo" gefunden. Positiv aufgefallen sind mir jedoch die Songs "Mephisto" und "The One Besides Me", die gerade in ihren melodischen Passagen zu überzeugen wissen. Bei vielen anderen Songs frage ich mich jedoch, wo auf dem Album ich mich nun gerade befinde, da sich die einzelnen Passagen zu wenig unterschieden. Es hätte dem Album für meinen Geschmack gut getan, wenn man auf die Hälfte der Riffs verzichtet hätte und alles etwas zielgerichteter gestaltet wäre. Am Sound muss ich kritisieren, dass mir der Gitarrensound etwas zu harmlos und drucklos klingt. Auch stören mich die diversen Effekte, die man beim Gesang eingesetzt hat. Hier wurde schnell mal ein Hall-Effekt dazugesetzt, den ich oft als sehr unpassend empfinde. Es verbleibt ein Album, dass sicherlich trotz der aufgezeigten Schwächen technisch zu überzeugen weiß. Ich jedoch kann mich mit der Art und Weise, wie man hier die Songs zusammengestrickt hat, nicht anfreunden.
Ob BURNT BY THE SUN noch mal weitermachen würde, war nach dem 2003er Kracher „The Perfect Is The Enemy Of The Good“ nicht ganz klar – umso erufrelicher die Nachricht, dass der Ne Yorker Haufen mit „Heart Of Darkness“ den Nachfolger (und gleichzeitiges Farewell-Album) fertig hat. BURNT BY THE SUN waren schon immer old and grumpy und haben sich konsequent modernen Einflüssen verwhert, so dass die neue Scheibe der logische Nachfolger ist und nicht in eine andere Richtung entwickelt wurde – also Mathcore in bester Tradition. Das fängt beim brutalen „Inner Station“ an, das ein perfekter Opener ist und die Marschroute festlegt; geht weiter mit dem druckvoll-groovenden „Goliath“ bis zum abschließenden „The Wolves Are Running“. BURNT BY THE SUN haben Wut und Aggression eingefangen und musikalisch umgesetzt, konzentrieren sich dabei auf teilweise irrwitziges Riffing, einen dichten Rhythmusteppich und den fiesen Gesang von Dave Witte. Ergibt ein grandioses Mathcore-Album, das in typischer BURNT BY THE SUN-Manier aus den Boxen quillt und jeden Relapse-Fan glücklich machen wird. Ganz nebenbei eines der besten Genre-Alben der letzten Zeit, ist „Heart Of Darkness“ ein gelungenes Abschiedsalbum geworden. Andererseits soll man ja niemals nie sagen…
Vier EPs haben die fünf Jungs aus Göteborg bereits veröffentlicht, jetzt hat’s auch endlich mit einem Album geklappt – und dessen schöner Titel stimmt schon mal positiv. Genauso positiv ist der erste Höreindruck: NEMAS liefern hier neun punkige Rock ´n Roll-Songs mit Sing-along-Refrains, die bestens zum Mitgrölen taugen und etwas an die Landsmänner von den BONES erinnern. Auf Schnörkel oder irgendwelchen Schnick-Schnack wird komplett verzichtet, dafür geht es mit umso mehr Wumms, Dreck und Spielfreude durchgehend straight nach vorne. Einziger Minuspunkt ist, dass die Scheibe mit etwa 22 Minuten Spielzeit etwas kurz geraten ist und daher eher als Mini-Album bezeichnet werden müsste. Trotzdem, die Mucke macht einfach Spaß, und ich bin gespannt, ob die Schweden das Tempo beim nächsten Album dann doch noch anziehen können.
Dass aus Göteborg nicht nur Metal kommt, sondern auch dreckiger Rock ´n Roll erster Güte, zeigen die fünf Schweden von FOOBAR mit ihrem zweiten Album. Ihr rauer, bluesiger, teils mit Stoner-Elementen versetzter Garagen-Rock klingt wie eine Mischung aus DANKO JONES und CLUTCH. Dabei gehen die Jungs mit äußerster Energie zu Werke und hauen einem elf Songs lang eine Granate nach der anderen um die Ohren, durchgehend straight und mit jeder Menge Druck. Einige Songs überzeugen zwar nicht komplett und fallen gegenüber dem Rest etwas ab, wobei dann deutlich wird, dass FOOBAR den beiden oben genannten Bands eben doch nicht das Wasser reichen können. Insgesamt kann man die Durchhänger aber vernachlässigen, denn die Jungs treten ganz einfach mächtig Arsch.
Nach zwei in Eigenregie gestemmten Alben haben SCHATTENSPIELER bei "Babel" nun beim Vertrieb externe Rückendeckung- was sich für das Album durchaus lohnen könnte. Angesiedelt irgendwo zwischen Heavy Metal, Hard Rock und dunkleren Einflüssen, mit gelegentlichen Reminiszenzen an IN EXTREMO (was vermutlich am mitunter ähnlichen Härtegrad, den teils deutsch gehaltenen Texten und den Themen liegt, denn im engeren Sinne mittelalterlich sind SCHATTENSPIELER eigentlich auch wieder nicht) lässt sich "Babel" nämlich ganz hervorragend Anhören und rockt wahrscheinlich live wie die Hölle. Der metal-lastige Opener "Sister Terror" gibt die grobe Marschrichtung vor, "Das Böse Lebt" rockt angedunkelt mit finsterer Orgel versehen, "Totes Glück" beinhaltet Growls, geht aber dadurch nicht weniger ins Ohr und das eingängie "Der Weiße König" erinnert thematisch ein wenig an die bereits erwähnten IN EXTREMO (mit denen die Herren im übrigen auch schon die Bühne teilten). Kommen wir nun zu guter letzt noch zum Gänsehauthöhepunkt des Albums: mit "Let Me Go" befindet sich nämlich auch noch eine ausschließlich klavierbegleitete Hammerballade auf "Babel", die einem bittersüß und anrührend wohlige Schauer über den Rücken jagt und bei der David J. Essers Stimme wirklich zum Niederknien großartig zum Tragen kommt. Alle Daumen nach oben!
Schön unsommerlich ist „Below The Thunders Of The Upper Deep” ausgefallen, das neue Album der Doomies (und Sonnenfeinde) CULTED. Da passt es, dass die Band anscheinend aus Nerds besteht (die sehen ja eh kein Tageslicht), haben sie sich doch noch nie im wirklichen Leben getroffen, ergo alles via Internet erledigt. Umso erstaunlicher, dass CULTED sechs Songs zustande gebracht haben, die dermaßen finster und apokalyptisch sind, dass selbst bei Bombenwetter die Laune verhagelt werden kann – vorausgesetzt, die Platte wird am Stück angehört und nicht nur nebenbei, denn dann entfaltet sie ihr volles Potential. Darkness, Doom, Death. Der perfekte Soundtrack für den Winter, also entweder Euronen bis November beiseite legen oder die CD unausgepackt neben den Player legen, bis die Tage wieder viel zu kurz sind.
Mit neuem Schlagzeuger haben sich MAN MUST DIE an ihre neue Scheibe „No Tolerance For Imperfection“ gemacht – herausgekommen ist eine spürbare Verbesserung im Vergleich mit der 2007er Scheibe. Die Songs wirken zusammenhängender, mehr aus einem Guss und nicht mehr wie wahllos aneinander gepappte Teile. Der neue Drummer bringt zudem deutlich mehr Punch in den Sound der Inselhpfer ein und auch beim Gesang gibt es keinen Grund mehr zum Meckern. Brutal gehen die Herren dabei immer noch vor, aber Songs wie „This Day Is Black“ oder „How The Mighty Have Fallen“ zeigen, wie sehr sich MAN MUST DIE beim Songwriting entwickelt und verstanden haben, dass Death Metal nicht nur brutal sein muss, sondern auch ordentlich aufgebaute Songs braucht. Von den ganz großen Bands sind MAN MUST DIE zwar noch immer ein Stück entfernt, mit „No Tolerance For Imperfection“ haben sie aber einen großen Schritt nach vorne gemacht und dürften so manchen Totmetaller als neuen Fan gewinnen, auch wenn es bis zur Perfektion noch ein wenig hin ist.
Hinter dem Duo THE BITTER TWINS verbergen sich Ex-HELLACOPTERS-Gitarrist Anders „Boba“ Lindström und DIAMOND DOGS-Frontmann Sören „Sulo“ Larsson. Dazu sind jede Menge Gaststars am Werke, wie der ehemalige HELLACOPTERS-Sänger Nicke Andersson, The Duke of Honk von den DIAMOND DOGS oder Brian Robertson, der einst bei THIN LIZZY und auch schon bei MOTÖRHEAD spielte. Klingt also erst mal nach einem amtlichen HELLACOPTERS-Nachfolger. Doch schon die ersten Songs von „Global Panic!“ machen deutlich, dass diese Hoffnung vergebens ist. Mit schwedischem Garagen-Rock hat das hier alles nämlich gar nichts zu tun. Den Rahmen bilden mit dem Opener „Virtue & The Thief“ und dem abschließenden „Independent Rhyme“ zwei Stücke, die auch THE CLASH-Covers sein könnten. Dazwischen aber gibt es jede Menge fröhlichen Rock, treibenden Pop, groovenden Ska und rollenden Reggae zu hören. Häufig werden Bläser eingesetzt, und zwischendurch toastet der schwedische Dancehall-Musiker Papa Dee immer mal wieder ein paar Reime. Das gesamte Album steckt voller Einfälle, und Boba und Sulo machen hier einfach, was sie wollen. Dabei merkt man den Musikern deutlich ihren Spaß an, alles Mögliche auszuprobieren, jenseits des Sounds, den man von ihnen gewohnt ist. Ein Rock-Kracher ist bei diesem Album nicht gerade herausgekommen, und größtenteils bleibt es bei ziemlich oberflächlichem Gute-Laune-Sound. Dafür haben die Schweden aber eine wirklich entspannte Sommer-Scheibe abgeliefert.