Früher war alles besser. Nicht nur die tollen 70er – aus dessen Wurzeln der Sound von THE SWORD sich üppig nährt - sondern auch die beiden ersten Scheiben der Texaner, die ja sehr organisch klangen und dem Quartett die Retro, Doom und Stoner Fans zu Hauff zutrieb. Wie kann man dann nur das dritte Album „Warp Riders“ plötzlich anders klingen lassen? Egal! Denn eine schlechte Platte haben THE SWORD keineswegs abgeliefert. Weiterhin setzt die Band auf einen Sound der sich wie BLACK SABBATH zusammen mit KYUSS auf Wüstentour anhört (ohne diese zu kopieren), fett produziert von Matt Bayles (PEARL JAM, ISIS, MASTODON) und angereichert durch fast schon thrashig zu nennende Parts. Da hat die Worldtour im Vorprogramm von METALLICA (deren Lars Ulrich ja bekennender THE SWORD Fan ist) sicher ihre Spuren im Songwriting hinterlassen. Dabei geht „Warp Riders“ auch schneller ins Ohr wie die Vorgängerwerke; der Rockfaktor wurde trotz der weiterhin vorhandenen latenten Doom- und Stonerstimmung erhöht, was sicher (wie oben ja schon angedeutet) nicht jedem Fan der Combo zusagen dürfte. Ungeachtet dessen stellen Songs wie der klasse, voll rifflastige instrumentale Opener „Acheron/Unearthing The Orb”, das zwischen Heavy Metal und Hard Rock pendelnde und drückende „Tres Brujas“ (wobei der Gesang fast nach einem angepissten jungen Mr. Osbourne klingt) und das doch sehr eingängige „Arrows In The Dark” eine starken Anfang dar. Auch „Lawless Lands“ welches wie ein von LED ZEPPELIN aufgemotzter ZZ TOP Song daherkommt, der für THE SWORD eher ungewöhnliche Rocktrack „Night City”, das eher gemächlich hart stampfende „The Chronomancer II: Nemesis” (welches am ehesten an die beiden bisherigen Alben erinnert) sowie das mystisch erhabene „(The Night The Sky Cried) Tears Of Fire” machen Laune. THE SWORD haben mit „Warp Riders“ sicherlich ein Album am Start, das im Retrobereich und bei den einschlägig Bewanderten wieder seine Abnehmer finden wird. Und das mit der dritten Scheibe der Originalitätsbonus doch etwas schwindet kompensiert die Band durch geile Riffs und fetten Sound.
MOSE GIGANTICUS mögen nicht nur schwere Gitarrenriffs, sondern haben auch eine Vorliebe für Hammond Orgel-Sound. Der zieht sich wie ein roter Faden durch die exat 30 Minuten von „Gift Horse“ und gibt dem Gemisch aus Metal und Stoner Rock die dringend benötigte eigene Note. Stellenweise lassen sich Vergleich mit frühen MASTODON nicht zurückweisen („The Left Path“), gerade was die Gitarrenarbeit und die Gesangslinien angeht – MOSE GIGANTICUS hätten leicht Gefahr laufen können, ein belangloser Abklatsch ihrer ehemaligen Labelkollegen zu werden, umgehen das aber mit direktem Songaufbau, besagten Orgelsounds und einem oft genug anderem, punkigerem Gesangsstil. „Gift Horse“ hat zwar keinen Überhit zu verzeichnen, kann aber in den sieben Songs durchweg überzeugen, sofern eine Affinität zu Stoner-Klängen da ist.
KINGDOM OF SORROW war anscheinend nicht als einmaliges Projekt gedacht, oder Jamey und Kirk hatten zu viele Ideen nach dem Release der ersten Scheibe, dass „Behind The Blackest Tears“ zwingend notwendig wurde. Zwölf neue Tracks aus dem Hause KINGDOM OF SORROW stehen an. Auf dem Debütalbum hat die CROWBAR-HATEBREED-DOWN-UNEARTH-Kollaboration bestens funktioniert, so dass die Fortsetzung des Bandsounds wenig verwundert. Wie gehabt regieren schwere Riffs, fetter Groove und viele Männerschweiß, Adrenalin und Dreck. Kirk Windstein intoniert den Gesang wie jeher mit seiner Charakterstimme und hat seine besten Momente, wenn er ganz viel Gefühl in die Songs bringt, wie es „From Heroes To Dust“ beweist. Wenn sich Mr. Jasta in den Gesang mit einklinkt, ergeben sich formidable Duelle der beiden Könner, „God’s Law In The Devil’s Land“ sei da als Beispiel genannt. Derweil ist die Instrumentalfraktion bemüht, für den nötigen Groove und die Durchschlagskraft zu sorgen, was ihr jederzeit gelingt und in ein, zwei sehr Hardcore-lastige Nummern kulminiert. Allerdings stehen die hinter den Kopfnicker-Songs zurück, die in ihrer Mischung aus Sludge, Doom und Hardcore einfach unwiderstehlich sind, wobei sie natürlich von den Songwriting-Fähigkeiten aller Beteiligten profitieren, die „Behind The Blackest Tears“ zu einem sehr soliden Groove-Album gemacht haben. Im Vergleich mit dem Vorgänger braucht sich das neue Langeisen nicht zu verstecken, Fans können bedenkenlos zugreifen!
BLACK TUSK passen mit ihrem Sludge-Sound im Grunde perfekt zu Relapse Records, können aber im direkten Vergleich mit Label-interner (HOWL, BARONESS) wie externer Konkurrenz nicht mithalten – zu uninspiriert, zu eindimensional ist das Material von „Taste The Sin“. Zu ähnlich klingen die Songs, egal ob in den flotter groovenden Parts oder den schleppenden Abschnitten, BLACK TUSK haben da einfach zu wenige Ideen zu oft wiederholt. Zwar sind „Embrace The Madness“ oder „Way Of Horse And Howl“ passable Nummern, in denen der typisch rotzige Sludge-Charme hervorsticht (durch die gewollt räudige Produktion noch verstärkt), aber dem stehen viel zu viele belanglose Songs gegenüber, mit denen sich die Band nicht von der Konkurrenz absetzen kann – oder nur vor ihr bestehen.
Darkness, Doom, Death regierten auf dem letztjährigen CULTED-Release, die heuer veröffentlichte EP „Of Death And Ritual” steht dem in nichts nach. Vier Songs, die zusammen bei knapp 25 Minuten einpendeln und jegliche Frühlingsgefühle im Keim ersticken haben die Nerds zusammengezimmert, wobei es noch einen Zacken fieser und apokalyptischer zugeht, wie „Black Cough, Black Coffin“ beweist. Das baut sich langsam auf, die ersten Minuten nur mit flüsternder Verdammnis und ruhigen Gitarren, bevor nach drei Minuten der tief gestimmte Bass und die Drums langsam angeschlichen kommen. Für Doomies ist die EP eine lohnenswerte Angelegenheit, auch wenn sie in erschreckend weißem Digipack ausgeliefert wird. Schicker Kontrast zur tiefschwarzen Musik, die so eigentlich besser für dunkle Herbsttage geeignet ist. Aber wer braucht schon Sonne?
MISERY INDEX sind ein Paradebeispiel für politischen Metal, ähnlich NAPALM DEATH – und genau wie die Briten sind auch die Amis seit Jahren kompromisslos ehrlich in ihren Aussagen und gnadenlos brutal in der Musik. „Heirs To Thievery“ stellt das erneut unter Beweis, ohne Umschweife geht es mit „Embracing Extinction“ heftigst los, vom Start weg also alles auf die Vollen. „Fed To The Wolves“ macht da weiter, ist aber unterscheidbar vom Opener und zeigt somit exemplarisch, wie gut MISERY INDEX es verstehen, nicht nur stumpf Vollgas zu geben, sondern ihr Thema immer wieder zu variieren. „The Carrion Call“ ist dafür ein weiteres gelungenes Beispiel, schön heavy und eher im Mid-Tempo zu finden. Inhaltlich behandeln die Jungs um Jason Netherton (ex-DYING FETUS) den Umgang der Weißen mit den Ureinwohnern Nordamerikas, schonungslos offen und ohne Entschuldigungen für die Handlungen der Eroberer zu suchen. Ein Thema, das bestens zu gnadenlos brutaler Musik passt und interessanter als die x-te Gore-Splatter-Thematik ist. Musikalisch geben sich MISERY INDEX keine Blöße, „Heirs To Thievery“ ist von Anfang bis Ende auf hohem Niveau, wobei es in sich stimmiger wirkt als „Traitors“, hier scheinen die Songs noch etwas mehr ineinander zu greifen. MISERY INDEX enttäuschen mit diesem Album niemanden und liefern einmal mehr hervorragende Qualität ab, die jedem Metalhead gefallen wird. Mehr davon!
Mit „Until We Are Dead“ haben die Schweden OUTSHINE ihr zweites Album am Start. Musikalisch klingt das Ganze ein wenig als hätte man PRIVATE LINE mit etwas PLACEBO gemischt und eine stärkere Prise Metal sowie ein kleines bisschen Grunge dazugegeben- nahezu unmöglich zu klassifizieren, aber ausgesprochen reizvoll. Das Ergebnis klingt in der Mehrzahl der Fälle ebenso druckvoll wie dreckig, mal etwas dunkler, mal einfach nur fett und rockig. „Wisconsin H.G.“ klingt unterschwellig gefährlich, „Ain´t Life Grand“ und depressiv-melodiöse „I´m Sorry“ erinnern mit ihrer kühlen, entrückten Atmosphäre an PLACEBO, „Viva Shevegas“ ist ein von Grund auf dreckiger Straßenrocker. „Riot“ und der Titeltrack „Until I´m Dead“ rocken druckvoll und geradlinig drauflos, bevor bei „Save Me“ noch einmal heavy Gitarren entfesselt werden. Kurz gesagt: mit “Until We Are Dead” haben die Göteborger ein wirklich gelungenes Album abgeliefert, rockig, rotzig und immer mit der latenten Bedrohlichkeit versehen, die von dunklen, verlassenen Hintergassen ausgeht, aber ohne dabei übertrieben einen auf böse zu machen.
NASUM, VICTIMS, GENERAL SURGERY: die Liste der Querverweise im Falle von SAYYADINA ist exzellent und lässt nur zwei Schlüsse zu: entweder toben sich hier ein paar Grinder in einem Sound-mäßig völlig anderem Genre aus oder sie haben Bock auf die nächste amtliche Krachcombo. 30 Songs in etwas mehr als 30 Minuten lassen den ersten Hinweis zu, mit dem Opener „Nothing“ sind dann auch letzte Zweifel weggewischt: SAYYADINA ist roher Grindcore im NASUM/ TERRORIZER-Stil, schörkellos, stellenweise groovend und immer schlecht riechend. „The Great Northern Revisited” fasst 7”- und Compilation-Beiträge der Band zusammen, erweitert um neues Material. Die Songs können durchweg überzeugen, wenn das Herz für heiseres Gebrüll, Blast-Parts, D-Beat und fiese, schnelle Gitarren schlägt. SAYYADINA stellen ihre Güteklasse mit der Tatsache unter Beweis, dass die 30 Stücke zu keiner Sekunde langweilen und genug Abwechslung bieten, um die Scheibe am Stück hörbar zu machen. Feine Sache, bitte mehr davon!
Relapse Records bringen die ersten beiden 16-Scheiben neu in die Läden, allerdings scheinbar ohne Überarbeitung oder Bonustracks, was „Curves That Kick“ nur für jene interessant macht, die die Scheibe eh noch nicht haben – Sammler dagegen brauchen hier nicht zuschlagen. Anno 1993 waren 16 noch jung, wild und darauf aus, Groove und Schmutz gleichermaßen in ihre Songs zu bringen. Ist ihnen im Grunde ganz gut gelungen, auch wenn die Scheibe 17 Jahre und etliche Nachahmer später etwas altbacken klingt. Songs wie das flotte „We, The Undead“ leben aber immer noch problemlos vom Charme der rohen Produktion, dem fiesen Brüllgesang und dem auf den Punkt kommenden Aufbau. So ist „Curves That Kick“ für New Orleans-Fans interessant, hätte aber eine liebevollere Neuauflage verdient gehabt.
Jo, ROTTEN SOUND. Eine der Bands, bei denen glücklicherweise keine Stiländerung befürchtet werden muss, auch wenn zwischen zwei Tonträgern zwei Jahre vergehen. Die Zeit wird bei den Finnen nicht für eine Kurskorrektur genutzt, sondern zum Verfeinern des bekannten Sounds. Also in diesem Fall: schön-auf-die-Fresse-Grindcore. „Napalm“ bietet drei neue Songs und drei Coverversionen von NAPALM DEATH, von denen „Suffer The Children“ natürlich am besten knallt und sich vor dem Original nicht zu verstecken braucht. ROTTEN SOUND haben mittlerweile die ewigen NASUM-Vergleiche hinter sich gelassen und ihre eigene Definition von groovigem Grindcore geschaffen, was die drei Eigenkompositionen auf „Napalm“ beweisen. Gnadenlos werden die Songs nach vorne gepeitscht und mit einer Gitarrenarbeit garniert, die ebenso wenig Verschnaufpausen kennt wie das Drumming. Die Produktion ist genauso böse wie der Gesang, was der EP den letzten Kick gibt. Qualitativ hochwertiger Grindcore ist selten, bei ROTTEN SOUND aber Standard, ergo Pflichtkauf für alle Krachmaten.