SEPTICFLESH vertrauen auch auf dem neuen Album „Modern Primitive“ auf cineastischen Death Metal und setzen diesen mit dem Filmharmonischen Orchester Prag perfekt in Szene. Gleichzeitig arbeitet man noch mit einem kompletten Kinderchor und vielen ungewöhnlichen Instrumenten, was fast zu einem musikalischen Overload führt. Reine Death Metal-Liebhaber werden sich mit dem Album schwertun, aber ist man offen für symphonische Sounds, welche eine Symbiose mit purem Death Metal eingehen, so wird man an „Modern Primitive“ seine Freude haben. Lobenswert ist, dass der opulente Charakter der Songs durch echte Instrumente und Chöre erzeugt wird und nicht aus der Konserve angeboten wird – hier sind noch echte Liebhaber und Perfektionisten am Werk.
Die Atmosphäre und die Basis von „Modern Primitive“ kann als ausgesprochen düster bezeichnet werden und die Kompositionen wirken wie aus einem Guss. Kein Wunder, da Gitarrist Christos Antonoiu auf eine klassische Ausbildung zurückgreifen kann. Genießt man Songs wie „Psychohistory“ oder „A Desert Throne“, so wird man mit Pomp und Gloria überschüttet und man hat die Qual der Wahl, welchen Instrumenten man intensiv folgen möchte – es gibt einfach sehr viel zu entdecken. Leider hat auch dieses, scheinbar perfekte Album, einen Makel, welchen man beachten sollte: Die Songs klingen alle professionell und sauber arrangiert, aber es bleibt nach einem Durchlauf nicht viel hängen. Ich habe das Album oft gehört, aber ich könnte die Songs noch immer nicht den Songtiteln spontan zuordnen. Tatsächlich sollte man das Album nicht nach Songs aufgliedern, sondern das Album ist eher als Gesamtkunstwerk zu sehen, welches man am Stück konsumieren sollte. Ich bin gespannt, wie der weitere Weg von SEPTICFLESH ausfallen wird und hoffe, dass die Band nicht den gleichen Weg wie THERION gehen wird, die sich mit ihrem orchestralen Ansatz ins Abseits musiziert haben. Zusammengefasst haben wir es mit einem guten Output zu tun, der aber manchen Hörer überfordern wird.
BLACK STONE CHERRY haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass ein Konzert in der Londoner Royal Albert Hall für sie eines der herausragenden Ziele ihrer Karriere ist. Auf ihrer Tournee in 2021 war es dann endlich soweit und das Quartett aus Kentucky gab an diesem Abend hörbar alles. Chris Robertson (Gesang & Gitarre), Ben Wells (Gitarre), John Fred Young (Schlagzeug) und Steve Jewell (Bass) rockten mit ihrem harten Southern Rock der mehr als einmal eine Schlagseite gen Modern Metal erhielt den Laden und ein immer euphorischer werdendes Publikum. „Live From The Royal Albert Hall … Y’All” zeigt eine gewachsene, von sich überzeuge Band auf den (Live-)Höhepunkt ihrer Karriere.
Und der Opener „Me And Mary Jane” verdeutlicht dies perfekt. Der Song explodierte förmlich und zog die 4000 Fans in der Royal Alber Hall von 0 auf 100 ins Konzert. Und das hielt dann auch über die ganze Distanz. Meine Highlights sind die in der Mitte des Sets platzierten „Devil's Queen“ (ganz starker Groover – gerade Live) und „Things My Father Said“ (tolle Ballade mit Gänsehautfeeling), sowie der „Abgang“ der Band mit einem furiosen „Blind Man" und den alten Hits „Blame It On The Boom Boom" und „White Trash Millionare. Das abschließende, tief emotionale „Peace Is Free" setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. BLACK STONE CHERRY haben an diesem Abend in der Royal Albert Hall wohl eines ihre Besten Konzerte ever abgeliefert.
Vom Sound her ist mir das Schlagzeug ein wenig zu weit vorne – ansonsten macht der Livemitschnitt eine richtig gute Figur, kommt deftig wuchtig rüber. Auch optisch passt das auf der BluRay alles. Ob aber ein jedweder es toll findet, dass das Konzert ständig von Einspielungen unterbrochen wird, kann ich mir nicht vorstellen. Für mich macht es das ganze Package interessanter. Ja schon! Aber Fans die sich voll in das Konzertfeeling reinbeamen wollen (bei entsprechender Lautstärke), wird das sicher stark stören. Anyway – das Teil kommt gut. Für Fans harter Southern-Töne ist „Live From The Royal Albert Hall … Y’All” also eine Pflichtveranstaltung. Und die BLACK STONE CHERRY Fans dürfen sich über einige Interview-Parts, Backstageaufnahmen des London-Auftritts sowie Archivaufnahmen aus den Anfangstagen der Band freuen.
1. Me and Mary Jane (Live)
2. Burnin' (Live)
3. Again (Live)
4. Yeah Man (Live)
5. In My Blood/Island Jam (Live)
6. Ringin' In My Head (Live)
7. Like I Roll (Live)
8. Cheaper To Drink Alone (Live)
9. Hell and High Water (Live)
10. Soulcreek (Live)
11. Devil's Queen (Live)
12. Drum Solo (Live)
13. Things My Father Said (Live)
14. In Love With The Pain (Live)
15. Blind Man (Live)
16. Blame It On The Boom Boom (Live)
17. White Trash Millionaire (Live)
18. Lonely Train (Live)
19. Peace Is Free (Live)
Live From The Royal Albert Hall … Y’All (2CD + BluRay)
Anarchistische Rampensau schickt uns mit hartem Toback mitten ins Orgel-Fegefeuer
Das gibt’s nicht: Der Hagener Bontempi-Organist MAMBO KURT hat ein neues Album am Start! Ich dachte Alleinunterhalter und Wacken-Maskottchen MAMBO KURT würde immerzu die identischen Songs spielen; doch anscheinend macht er in den letzten Jahren eine aktiv-kreative Phase durch. Zuerst schrieb er das Buch „Heimorgel to Hell: Mein glamouröses Leben als Alleinunterhalter“ und berichtet hier über seine zwei Identitäten (Arzt und Entertainer). Und jetzt lädt uns MAMBO KURT pünktlich zum Start der Festivalsaison mit Tracks wie „Vamos a la Playa“, „Sunshine Reggae“ und „Summer in the City“ zur sommerlichen Beachparty ein. Mein Tipp: Eine CD, um auf dem Campingplatz die Nachbarn zu nerven. Wie wäre es mit 20 Durchläufen vom zweistimmigen „Sun of Jamaica“.
Gefühlt wohnte ich bereits 666 Auftritten bei, und lauschte dem Tastengott mit seiner Yamaha Electone D-85. Ich muss ehrlich sagen, dass ich manchmal das Gefühl habe, MAMBO KURT verfolgt mich. An so manch einem Festivaltag schlendert man mittags, ohne Böses zu denken, zum Biergarten, und wer startet gerade sein Set? MAMBO! Einige Stunden später, Zeltbühne: „Killing in the Name of“, MAMBO. Schrott oder gute Unterhaltung? Ein so schmaler Grat! Kult-Typ oder Nervensäge? Manchmal entscheidet der tagesaktuelle Bierkonsum! Und da sind wir schon beim Problem der neuen Platte „Sommerhits“: Das klappt auf CD einfach nicht! MAMBO KURT kann als Live-Erlebnis funktionieren und Spaß machen. Aber wer möchte sich ernsthaft Zuhause trashige Bontempi-Alleinunterhalter-Mucke anhören? Hinzu kommt die Songauswahl: Songs wie „Summer Jam“ sind schon im Original kacke. Der Stil und sein schräger Gesang sind sicherlich „weird“, ein bisschen avant-garde und unkonventionell, machen aber den Song nicht wirklich besser. Und Schuld war nur der Bossanova!
Jacob Deraps hat sich besonders im Internet einen Namen gemacht. Auf Youtube konnte eine große Fanbase professionelle und energiegeladene Coverversionen diverser VAN HALEN-Klassikern lauschen. Um diesen kleinen Hype zu nutzen, wurde es Zeit für ein eigenes Album mit eigenständigen Songs und einem unverwechselbaren Sound – die DERAPS waren geboren. Natürlich wird sich die Band in der Anfangszeit an den Machwerken ihrer YouTube-Karriere messen lassen müssen, aber mit dem Erstling „Deraps“ hat man sich bereits gekonnt freigeschwommen.
Nach dem kurzen Intro „Invasions“ zeigt der Folgetrack „Sex, Drugs & Rock`n´Roll sofort, wohin die weitere Reise geht. Schlagzeug und Bass bilden eine unschlagbare Rhythmusbasis, welche die beißenden Gitarren und den unverwechselbaren Gesang von Jacob Deraps trägt. Der Song befördert der Hörer zurück in die 70er Jahre und man fühlt sich auf der schmutzigen Seite dieser Zeit sofort wohl. Besonders der Gesang kann bei allen Songs beeindrucken und manifestiert sich oft in bombastischen und einprägsamen Refrains. Interessant ist, dass Jacob sich nicht an die Vorgaben seiner Mitmusiker richtet, sondern im Gesangsbereich seinen eigenen Weg durch die Welt der DERPAPS sucht und findet. Aus diesem Grund gleicht kein Song dem Anderen und die Scheibe bleibt spannend. Jeden Song einzeln zu beleuchten macht keinen Sinn, da jedes Stück eine andere Handschrift trägt und für sich steht. Nur ein Song ist mir beim Hören besonders aufgefallen – in der Mitte des Albums versteckt sich mit „Veins In My Heart“ ein echter Hit, der vor 40 Jahren durch die Decke gegangen wäre. Die Gitarren klingen dermaßen dreckig und schmutzig, dass es eine wahre Freude ist. Natürlich gibt Jabob gesangstechnisch wieder alles, um den Song auf ungeahnte Höhen zu pushen! Ein Meisterwerk! DERPAS zeigen auf dem gleichnamigen Album, dass mit ihnen zu rechnen ist und weitere Veröffentlichungen die Fanbase definitiv noch weiter vergrößern werden. Von mir gibt es einen „Daumen hoch“, aber was eine Coverversion auf dem Album zu suchen hat, dies erschließt sich mir nicht. Erstens wollte die Band sich freischwimmen und den Bereich der Coverbands verlassen und zweitens ist „Ballroom Blitz“ als Cover wirklich ausgelutscht und unnötig.
Die neuste Solo Veröffentlichung von Tausendsassa ANDY BRINGS kommt am 10.06.2022 und geht in eine rockige Richtung, ist aber etwas weniger wild als das was er mit DOUBLE CRUSH SYNDROM macht. Textlich wieder sehr eigen (im wahrsten Sinne des Wortes), allerdings sollte alles im Gesamtpaket nicht zu ernst genommen werden und es wird kräftig mit Klischees gespielt. "ROCK ´N ROLL" schöner hätte es die aktuelle Single das Albums nicht zusammenfassen können. Nur eben auf deutsch. Neben den zumeist rockigen Tracks gibt es mit „Tut mir leid“ auch eine schöne melancholische Nummer, welche musikalisch/gesanglich ein bisschen Richtung der Ärzte geht und das meine ich durchaus als Kompliment. Mein Favorit ist „Rette mich“. Sehr schöner weiblicher Chorus, sehr eingängig, da bleibt man hängen.
Die Platte ist von Uwe Hoffmann sauber produziert und kommt ohne irgendwelchen effekthaschenden Schnickschnack aus, ist aber dennoch sehr energiegeladen. Nicht ganz mein Ding sind die vielen Stellen an denen der Gesang in lediglich gesprochenes Wort übergeht. Das ist mir etwas zu oft und zu viel über das gesamte Album passiert. Und dabei ist doch der großartige ekstatische Gesang sein Markenzeichen! Lieber noch mehr davon. Fans werden mit dem Album sicherlich mehr als zufrieden sein und ich bin mir sicher, dass es auch live funktionieren wird. Wer sonst noch meint mit deutschem Rock in einer sehr eigenen Interpretation etwas anfangen zu können, könnte auf seine Kosten kommen. Für reine Metalheads ist es wohl eher nichts.
Was Andy zum Album und sonst noch zu sagen hat, lest ihr in meinem Interview….:
CROBOT aus Pottsville in Pennsylvania sind ja mittlerweile schon ein paar Jahre am Start und ihre Beharrlichkeit, auch im Sinne einer sich selbst treu bleibenden Band, scheint sich auszuzahlen. Nachdem ihr letztes Album „Motherbrain“ (2019) auf starke 30 Millionen Streams kam, setzt das neue Werk „Feel This“ wieder hier an und liefert Fans und den Kritikern dass, was sie hören wollen. Kraftvoll groovender Rock mit Grunge- und Stoner-Anleihen. Die Parallelen zu AUDIOSLAVE respektive SOUNDGARDEN sind laut Brandon Yeagley gar gewollt – nicht nur seiner Stimme wegen. Die beiden Bands werden von CROBOT äußerst gerne als ihre Haupteinflüsse genannt. Der Song „Golden“ hätte so auch von Chris-Cornell kommen können. Der Stadion-Rocker „Livin‘ On The Street“ und der ruhigeren Abschlusstrack „Staring Straight Into The Sun” seien auch noch als Anspieltipps genannt. CROBOT haben mit „Feel This” ein wirklich gutes Hard Rock Album abgeliefert, das nun noch auf die live-haftige Umsetzung in der diesjährigen Festivalsaison wartet.
IBARAKI ist das neu gegründete Black Metal-Nebenprojekt von TRIVIUM-Fronter Matthew Heafy, welcher erst kürzlich mit TRIVIUMs „In The Court Of The Dragon“ glänzte. Heafy greift seine japanischen Wurzeln auf und bringt sie in die Musik mit ein; das erscheint authentischer, als nordische Mythologie als thematische Grundlage zu wählen. Alleine die Tatsache, dass EMPEROR-Legende Ihshan an “Rashomon” beteiligt ist, eröffnet IBARAKI die Möglichkeit, dass Black Metal-Publikum zuhört. Immerhin ist TRIVIUM eine massenkompatible Band aus dem sogenannten Mainstream. Ihshan interessiert sich bekannterweise für experimentelle Genregrenzen, seine hörenswerten Soloalben sind ein guter Beweis dafür. “Rashomon” wurde von ihm produziert, einige Stücke hat er mitgeschrieben und er ist zwischendurch auch am Gesang und an der Gitarre zu hören. Der Name des Projektes stammt von einer japanischen Geschichte über einen Dämon.
Heafy verbindet in seinem neuen Projekt verschachtelte Prog-Elemente, symphonische Black Metal-Anteile und Folklore. Das Ergebnis ist durchaus interessant, innovativ und gekonnt und offenbart auch eine gutes Songwriting; nach Black Metal klingt es allerdings nur bedingt. Die Frage nach einer Genrezuordnung sollte man bei IBARAKI einfach nicht stellen.
Nach dem japanisch anmutenden Intro „Hakanaki Hitsuzen“ folgt der Opener „Kagutsuchi“: Melodic Black Metal mit Tremolo-Picking, cleanen und geschrienen Vocals. „Ibaraki-Doji“ zeigt Core-Affinitäten, welche auf Symphonic Black Metal und getragene Streicher-Sounds treffen. Die klaren Gesangsparts sind sehr gefühlvoll zerbrechlich vorgetragen und kontrastieren mit dem wütend-leidendem Gebrüll. „Jigoku Dayu“ startet langsam und bald poltert es sehr plötzlich los; der Track wird üppig, dramatisch und dynamisch mit progressiven Gitarrenläufen. Insgesamt ist hier viel gute Gitarrenarbeit zu finden: egal ob Leadgitarre, akustisches Picking oder Arpeggien. Es folgt die erste Singleauskopplung „Tamashii No Houkai“ mit TRIVIUM-Elementen, Keyboard und einem markanten Gameboy-Sound. „Akumu“ ist eine gute düstere Nummer mit Gastsänger Nergal von BEHEMOTH. Das Gesangsduo arbeitet gemeinsam mit harten Riffs an einer unverwechselbar bösen Atmosphäre: Ein bisschen Amerika, etwas Polen, eine Spur Japan. Ein interkontinentaler Ritt in die Hölle. „Komorebi“ ist ein abwechslungsreicher Song mit einigen Dynamikwechseln. In „Ronin“ ist erneut ein Gastsänger mit von der Partie. Die zehnminütige Nummer beginnt mit arg lieblichem Gesang, der glücklicher Weise schon bald von Gastsänger Gerard Way von MY CHEMICAL ROMANCE (Ups) zerstört wird. Manchmal beschert es mir Freude, wenn Balladenhaftigkeit mit dem Vorschlaghammer zerschmettert wird. Im Laufe des vielschichtigen Tracks kommen Akustik-Gitarre und Chorsounds zum Einsatz. Ihsahns Vocals mit EMPEROR-artigen Keys starten kraftvoll und traditionsbewusst in den Song „Susanoo No Mikoto“; es folgen Klargesang und viel Bombast, verschiedene Stimmen, Cello und schließlich ein sehr melodiöses Gitarrenspiel am Ende. Wow, das ist abgefahren! Versucht sich die Truppe hier an einem Musical mit mehreren Akten? An dem Song wurde auf jeden Fall viel herumgeschraubt und viel Energie, Hingabe und Liebe investiert. Das Abschlusslied „Kaizoku“ ist eine blasinstrumenthaltige Shanty-Nummer. Heafys Bandkollegen Alex Bent, Paolo Gregoletto und Corey Beaulieu arbeiten bei einigen Songs mit.
Der typische Black Metal - Konsument wird bei “Rashomon” einfach nicht glücklich. Wenn man aber offen für progressiv-kreative genresprengende Verrücktheiten ist, dann lohnt es sich, in das Album einzutauchen. „Eintauchen“ ist passend, weil IBARAKIs Stil einfach nichts für das Nebenbei-Hören ist; wir haben es mit einem ausgeklügelten intensiven Machwerk zu tun, an dem mehr als ein Jahrzehnt geschustert wurde. IBARAKI entführen die Hörerschaft in ein musikalisches Theaterstück mit Wendungen und Dramatik.
Tja – was soll ich da schreiben. LED ZEPPELIN ist an sich ja totgenudelt – vor allem was Cover-Alben angeht. Und das in allen erdenklichen Versionen und Spielarten – vom Death über Gothic bis Pop/Disco und natürlich in sämtlichen Varianten des Rock. Auch die orchestrale Ausführung der Songs wurden von der Band selbst und anderen schon mehrmals durchgespielt. Nun also BETH HART - die Blues-Röhre hat sich ihren Traum erfüllt und präsentiert uns ihre mit Orchester untermalten Versionen einiger Klassiker der Urväter des Hard Rock unter dem (leider einfallslosen) Titel „A Tribute To Led Zeppelin”.
Und Überraschung! Das Teil rockt! Über die Qualität der Songs braucht man ja eh‘ nicht diskutieren; und die Songauswahl ist eh‘ Ansichtssache. Also was bleibt ist die handwerklich Ausführung. Und da machen Produzent Rob Cavallo und Arrangeur David Campbell wenig falsch und vieles richtig – sie bleiben nah am Original. Das überragende an der Scheibe ist – wen wunderts? – die Stimme von BETH HART, deren Organ so manche Passage die man an sich nur Robert Plant zutraut mit Bravour meistert. Wobei ich damit nicht die drei Überflieger-Hits meine welche das Album eröffnen (siehe Tracklist unten), sondern das ungewöhnlich funkige „The Crunge“ das zeigt was die gute BETH so alles drauf hat. Ansonsten bleibt man auch gesanglich recht nah am Original, gibt den Songs aber eine coole räudige Note und agiert zum Teil in recht tiefen Tonlagen. Das macht Spaß. Und das Schlussdoppel aus „Good Times Bad Times” und „The Rain Song” scheint ihr geradezu auf den Leib geschrieben zu sein. Perfekte Balance zwischen Original und Cover.
CELESTE blicken bereits auf eine 15-jährigen Karriere zurück und das Quartett aus Lyon mit französisch gescreamten Gesang und einer hypnotischen Art und Weise ihren Post Hardcore mit Post Black Metal zu würzen, ist in aller Munde.
Das Cover zeigt ein Portrait in schwarz-weis der Fotografin Nedyalkova und ist typisch für die Band.
Wüst und erdrückend klingt der neue Streich „Assassine(s)“: Sludgiger Bass, klobig harte Fleischerhaken-Riffs, die Gitarre und das Schlagzeug fabrizieren beinahe Djent. Dezente Synthesizer-Sounds und Gitarren versehen die Tracks mit Melodie, während der wütend-angepisste Gesang in seiner Variation ziemlich einheitlich bleibt. Die Hardcore-Wurzeln sind präsent und Antoine Royers hochkarätiges Schlagzeugspiel sticht immer wieder hervor.
Bei "Des torrents de coups" erhält der Hörer sofort einen kräftigen Kinnhaken: CELESTE produzieren sepiafarbene Albträume und erzählen leidvolle Geschichten. Der Song "Draguée tout au fond" ist eine kontrastreiche Breakdown-Schlacht, „Elle Se Répète Froidement“ beinhaltet wunderbare Leadmelodien und das sehnsuchtsvolle gute Schlussstück „Le Coeur Noir Charbon“ überrascht mit Frauengesang.
Die Produktion von „Assassine(s)“ ist außergewöhnlich und kann als durchdringende Sound-Apokalypse bezeichnet werden. Der Sound ist dicht, klar und immer druckvoll und erinnert an die Landsmänner GOJIRA, was am Produzenten Chris Edrich liegt.
CELESTE haben ein komplexes und nicht unkompliziertes Album erschaffen, mit einer großen Vielfalt an Tempi. Es ist eindringlich und unbequem; ihre Musik ähnelt einem schmerzgekrümmten Lebewesen, sie ist anstrengend, reich an Atmosphäre und qualitativ hochwertig.
Die Band hat sich nach den Veröffentlichungen ihrer letzten Alben „This Is Not Supposed To Be Positive“ (2015) und „Banlieue Triste“ (2018) weiterentwickelt, ihr Stil und ihr Sound klingen etwas anders und entfernen sich vom Metal. Die emotionale Bandbreite von HANGMAN’S CHAIR reicht von tief melancholischer Betrübtheit bis zum kraftvollen Hoffnungsschimmer. Das Thema „Einsamkeit“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Dies betrifft die Musik, die Texte, das Cover und die Videos. Vielleicht liegt es am Songwriting: Eine gewisse persönliche, beinahe kathartische Art und Weise der Musiker, springt den Hörer geradezu an und reist ihn mit in einen Strudel.
Das Cover zeigt einen alten Mann auf einer Bank und die in hellen Farben dargestellte Szene beschreibt, so würde ich es zumindest deuten, wie jemand in der Gesellschaft anderer Menschen trotzdem einsam ist. Der Albumtitel leuchtet als neonfarbene Leuchtreklame. Die Ästhetik des Coverdesigns passt erstklassig zur Ästhetik der Musik. „A Loner“ (VÖ 11.02.2022) ist das sechste Album der Franzosen und sie haben 2021 einen Plattenvertrag bei Nuclear Blast Records unterschreiben. Die Pariser Doom/ Dark Metal - Band existiert bereits seit 2005.
Der klare und eher hohe Gesang von Cédric Toufout ist ein dicker Pluspunkt auf „A Loner“. HANGMAN’S CHAIR präsentieren atmosphärische Lead-Melodien, erdig dunkel gestimmte Gitarren und modernen Sound. Ein paar Einflüsse von LIFE OF AGONY, sowie ein wenig Parallele zu PALLBEARER und MONOLORD scheinen durch.
Der Opener ist direkt ein Kracher: „An Ode To Breakdown“ bietet sehr viel und verdeutlicht den aktuellen Stil von HANGMAN’S CHAIR: Petitessen von Postrock, Post-Hardcore, progressive Metal, Sludge-Gitarren und zwischendurch wird doomig das Tempo rausgenommen. Bereits vor acht Monaten erschien der ebenfalls gute Song "Cold & Distant" mit einem Video, in dem die Schauspielerin Béatrice Dalle mitwirkt. Der Name ist Programm. Bei der Instrumentalisierung von „Who Wants To Die Old“ musste ich an TYPE O NEGATIVE, in einer modernen Version, denken. Bei „Supreme“ sticht der garstig rohe Bass heraus, der sich ungemütlich neben das schöne Gitarrenspiel gesellt. In „Loner“ erscheint eine zum Teil aufhellende Klanglandschaft. Zum Titeltrack hat Filmmacher Kendy Ty ein dokumentarisches Video gedreht. Der über neun minütige Abschlusssong „A Thousand Miles Away“ ist eine intensive Postrocknummer mit kräftigem Ende. Der erste und der letzte Song stellen sich für mich als Highlights auf „A Loner“ heraus. Ein klitzekleiner Kritikpunkt wäre, dass sich die Tracks insgesamt ziemlich ähneln.
„A Loner“ ist eine starke Progressive Rock- Scheibe, die eine gefühlvolle Verbindung verschiedener Stilelemente darstellt und in der ein eigener Stil kreiert wird.