Mit ihrem Album „Degüello“ (1979) starteten ZZ TOP international so richtig durch. Hatte man zwar schon Jahre zuvor mit Hits wie „La Grange“ und „Tush“ gehörig Staub aufgewirbelt, so war man vor allem in den Staaten populär. In 1980 gaben dann ZZ TOP im Rahmen des legendären Rockpalast in der Essener Grugahalle einen Auftritt, der vielen der Altvorderen noch in guter Erinnerung sein wird und für die "little ol' band from Texas" ihren Durchbruch in Europa bedeutete. „Live In Germany“ ist eine rohe, ohne Keyboard und Schnick-Schnack straight nach vorne gehende Best of der 70er ZZ TOP – eine der texanischen Wüste entsprechende Mixtur aus Blues, Boogie und Rock. Musikalisch hatten (trotz den großen Hits in den 80ern) das texanische Trio mit Alben wie „Tres Hombres“ und „Fandango“ und dem aktuellen „Degüello“ eh‘ das meiste gesagt. Das coole „I Thank You“ und das unverwüstliche Duo aus „Waitin’ For The Bus“ und „Jesus Just Left Chicago“ geben den überragenden Openerpart; ungewöhnliches oder seitdem kaum noch Live dargebotenes wie „Manic Mechanic“, „Lowdown In The Street“ und „Arrested For Driving While Blind“ folgen, überragendes wie „Fool For Your Stockings“, „Cheap Sunglasses“, „Beer Drinkers & Hell Raisers“ und die beiden Anfangs genannte Hits rocken das Haus. Man was waren das noch Zeiten!
Als DVD und Import ist dieses Teil ja schon länger zu haben, und für Fans damit wohl bereits abgefrühstückt. Wer das texanische Trio ansonsten vor allem aus den 80er kennt darf hier ruhig mal Live reinschnuppern, mit was für einen Drive und Groove das Trio harten und gefühlvollen Blues intonierte. Tolle Liveaufnahme – wobei man nicht verschweigen darf, dass die knapp 60 Minuten einige (wichtige) Songs des damaligen Konzertes unterschlagen und man auf eine soundmäßige Überarbeitung verzichtete.
Mal leise - fast flüsternd, mal eindringlich flehend, mal erzählerisch - immer mit ganzen Herzen trägt PETER GABRIEL die 22 Nummern seiner neuen "Live Blood" Scheibe vor. Aufgezeichnet wurde 2011an zwei Tagen im Londoner Hammersmith Apollo. Begleitet von seinem 46 köpfigen NEW BLOOD ORCHESTER intoniert der Ur-GENESIS Sänger fast all seine Solo -Klassiker sowie Songs seines Coverversions-Albums "Scrath My Back".
Die ausgewählten Titel sind eh über jeden Zweifel erhaben, aber auch deren Inszenierung setzt Maßstäbe, hier wurde nicht geklotzt, wie so häufig bei Orchester - Kooperationen. Natürlich spürt man hin und wieder die ganze Kraft des Orchesters, aber immer im Sinne des Songs und nie als billiger Effekt, und selten als lautes Getöse. Meist stehen die Titel alleine für sich, in ihrer ganzen Reinheit auf ihre Essenz reduziert. Spärlich Instrumentalisiert, langsam ansteigend, gebettet auf GABRIEL‘s einfühlsamen Gesang, zuweilen unterstützt und kontrastiert von einer Frauenstimme, schweben die Songs aus den Boxen und bescheren mir eine Gänsehaut nach der anderen. Wie eine Kerze im Dunklem stehen die Nummern im Zentrum der Aufmerksamkeit und leuchten ihren Klang in den Raum.
Das Publikum hört man nur zwischen den Tracks beim Applaudieren, sowie ab und zu Herrn GABRIEL beim Ankündigen der Songs, ansonsten könnte man glauben hier einer Studio -Produktion zu lauschen. Man kommt ohne Hindernis oder Ablenkung in den ganzen Genuss der verschiedenen Klangfarben. "Live Blood" ist großes Kino, ja hier bilden Kunst und Musik eine Einheit.
Sicher fragen sich manche Leser, was hat das mit Metal zu tun? Nichts, aber unendlich viel mit Musik, und jeder der bereit ist über den Tellerrand zu blicken sollte mal ein Ohr riskieren, es lohnt sich.
Nachdem die neue RUNNING WILD eher für Enttäuschung denn für Begeisterung sorgt, kommt aus Frankreich das perfekte Substitutionspräparat. Wer sich nach einem RUNNING WILD Song benennt ist einem gewissen Sound vepflichtet und selbigen pflegen LONEWOLF bis zum Exzess. Alleine der Opener lässt einen vor Freude aufjauchzen: „Lonewolf“ klingt wie ein Mix aus den RUNNING WILD Hymnen „Riding The Strom“ und „Adventure Galley“ bzw. „Powder & Iron“ oder anders gesagt ein typischer RUNNING WILD Speedtrack, welcher auf „Shadowmaker“ komplett fehlt. Neben weiteren typischen RUNNING WILD Nummern wie „Tally Ho“ oder „Cold“ gibt es aber auch ein paar Songs welche das eigene Profil von LONEWOLF zeigen. So das epische „Celtic Heart“, der melancholische aber trotzdem speedige Rausschmeißer „One Second In Eternity“, oder das sich düster dahinschleppende Titelstück. LONEWOLF haben das Kunststück geschafft ihrem offenkundigen Haupteinfluss gehörig Tribut zu zollen und dennoch diesen Sound mit ihren eigenen, LONEWOLF typischen Versatzstücken weiterzuentwickeln und damit relevant zu machen. Am rauhen Gesang von Sänger Jens Börner mag sich manch einer stören, für mich passt diese Stimme perfekt zu den kräftigen Power Metal Hymnen LONEWOLF's. Die Troika LONEWOLF, STORMWARRIOR und STORMHUNTER haben Rock 'n Rolf gehörig gezeigt, wo der Hammer hängt. Geile Scheibe.
UNISONIC sind nicht nur HELLOWEEN und PINK CREAM 69, sie haben sich Anfang des Jahres mit ihrer EP „Ignition“ auch schon in meiner Gunst nach oben gespielt. Das Debut-Album „Unisonic“ muss das Niveau nun halten – wird das was?
Naturgemäß beginnt das Silberteil ziemlich gut – und zwar mit zwei der Songs von der EP. Opener „Unisonic“ und „Souls Alive“ zeigen eigentlich recht ordentlich wohin die Reise geht: Power Metal vom Feinsten, stilistisch natürlich getrieben durch Michael Kiske (Vocals, ex-HELLOWEEN) und Kai Hansen (Gitarre, GAMMA RAY). Wer aber nun glaubt das UNISONIC nur ein Abklatsch der genannten (Ex-)Bands sind und versuchen in die Vergangenheit zu rudern, der fehlt weit. Der Rest der Platte ist sogar streng genommen eine ganze Nummer ruhiger und melodischer und der direkte Vergleich mit den Power Metal Ikonen aus deutschen Landen fällt da glatt in den Hintergrund.
So erinnert mich beispielswiese, „Star Rider“ an eine klassische Hard Rock Nummer, allerdings auch hier ordentlich mit Anstrich von Herrn Kiske. Andere Titel („Renegade“) driften wiederum eher in Richtung an epische Live-Titel mit monströsem Chorus, dickem Solo und vermutlich einem laut mitgröhlenden Publikum. Apropos Mitgröhlen: Über zu wenig Ohrwurm-Songs kann sich hier wohl auch keiner beschweren: Mit Titeln wie „King For A Day“ oder erwähntem „Renegade“ sowie natürlich den EP-Liedern wird einem die ein oder andere Nummer noch länger im Schädel rumspuken. Wer ( im Gegensatz zu mir) auf eher poppige und sehr ruhige Titel steht wird hier dann auch mit „Never Change Me“ oder der Quasi-Ballade „No One Ever Sees Me“ bedient.
Fazit ist einfach zu geben: UNISONICs „Unisonic“ ist ein absolut heiße Scheibe – an der Aussage führt eigentlich nichts dran vorbei. Die Mischung aus Ohrwurm-Potential, dem genialen Musiker-Setup und der Vielseitigkeit der Platte lassen wohl wenige Wünsche offen. Aber: Wenn die EP genial war bleibt das Album nur „sehr gut“; ein gewisses Pulver wurde nämlich bereits definitiv mit selbiger verschossen – wobei im gleichen Atemzug gesagt werden muss, dass „Unisonic“ dafür eigenständiger klingt. Trotzdem: UNISONIC haben noch einiges vor sich – unter anderem eine sicherlich begeisterte Fanmenge.
THE B52’s waren zu Beginn vor allem ein Phänomen der US-Studentenbewegung. Ihr Indie-Sound, eine Mixtur aus Rock, Pop, Punk und New Wave, ihre hippes Outfit (der Name B52 leitete sich von den turmhohen Frisuren der beiden Sängerinnen ab), eher seltsamen Texte und ihr eigenartiger verschrobener Gesang lies das Quintett aus Athens, Georgia recht schnell bekannt werden. Von 1979 bis Anfang der 90er war man recht erfolgreich und konnte vor allem in den US- und UK-Charts punkten. Hits wie „Roam“ und „Love Shack“ dürfte ein jedweder kennen, aber auch „Private Idaho“, das punkige „Wig“, „Planet Claire“ und die B52-Hymne, quasi die Essenz ihres Schaffens „Rock Lobster“ lassen die Partytauglichkeit der B52’S erahnen. Neben dem bereits erwähnten recht eigenwillig grotesken Gesang dominierte ein bissige Gitarre und typisch 80er Science Fiction Keyboards. Die DVD „With The Wild Crowd! Live In Athens“ bietet eine 20 Songs umfassende Best-of Show der B52’s, musikalisch nahe an den Studioaufnahmen, optisch deutlich gesetzter als in den 80er, gesanglich leicht schräg – aber vor allem machen THE B52’s immer noch einen auf gute Laune.
Der Sound in DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital Stereo, das Bild in 16:9 und die Darbietung paßt. Die Show – optisch, musikalisch - sowie die Fans im Classic Center in Athens sind stimmig (manch einer krammte sein altes Outfit raus). Als Bonus zur 90-Minuten-Show (Setliste siehe unten) gibt es noch ausführliches Interviews (mit Untertitel in englisch, französisch und spanisch).
Mit ihrem letzten Album „Cold“ haben die österreichischen Bläckies absolut überzeugen können, was ihnen – so viel sei schon verraten – nahezu auch mit dem Nachfolger „Trist“ gelingt. Das ehemals aus SANGUIS hervorgegangene Duo Aries und Svart legt auch auf seinem vierten Werk eine sehr gelungene Mischung aus Schwarzmetall der alten Schule, einer Prise Black-Thrash und auch einer nicht zu unterschätzenden Portion hymnischer, melodischer Eingängigkeit aufs Parkett. Mit dem geilen, sauflotten Opener (inklusive Killerrefrain!) „The Devil Is Calling My Name“, dem treibenden, majestätischen “Doom Pervades Nightmares”, dem waschechten Ohrwurm “The Forerunner Of The Apocalypse“, dem schleppenden Titelstück und dem stellenweise am jüngere IMMORTAL erinnernden, mächtigen Abschluss „Silence“ haben die Höllensägen wieder ein paar saustarke, nach vorne preschende Dunkellichter am Start, denen jedoch ein paar nicht ganz so herausragende Songs (die nicht so recht zünden wollenden „Sorrow Is Horror“, „Death Bells“ und „Beldam.1450“ und das gegen Ende etwas pathetische „A Winter Cold“) gegenüberstehen, was „Trist“ ganz knapp an einem „Tipp“ vorbeischrammen lässt. Nichtsdestotrotz haben unsere südlichen Nachbarn hier erneut ein äußerst empfehlenswertes, sehr gutes Album vorgelegt.
Spätestens seit dem erstklassigen Werk „Bliss Of Solitude“ gehören die Schweden ISOLE zu den beachtenswertesten Bands des traditionellen Epic Doom-Genres und – so viel kann man schon verraten – liefern rund drei Jahre nach dem ebenfalls saustarken „Silent Ruins“ erneut ein Album der Güteklasse A ab. „Born From Shadows“ kann sich zwar wie seine Vorgänger nicht völlig der einen oder anderen doch etwas langatmigen Passage entziehen, überzeugt am Ende aber durch seine durchgehend starken Songs, die nicht selten an eine verwegene Mischung aus der Breitwand-Power von SOLITUDE AETURNUS und der zerbrechlichen Melancholie der besten Momente von KATATONIA erinnern. Speziell das zutiefst traurige „Black Hours“, das monumentale Titelstück, das eingängige „Come To Me“ sowie das überragende, über zehnminütige und einen Gänsehautrefrain auffahrende „My Angel“ markieren in Kombination mit Daniel Bryntses noch einmal gesteigerten, glasklaren Klagegesängen die Höhepunkte von „Born From Shadows“, das einen weiteren Beweis liefert, dass man ISOLE als Fan melodischen Dooms definitiv auf dem Schirm haben sollte. Geile Platte!
We are red, we are white, we are danish Dynamite!! Auf kaum eine andere Band passt dieser Spruch so gut wie auf IRON FIRE. Seit ihrem formidablen 2006er Befreiungsschlag „Revenge“ erfreuen uns die Mannen um den ehemaligen FORCE OF EVIL Shouter Martin Steene beinahe jährlich mit hochkarätigem Power Metal Futter. Auch „Voyage Of The Damned“ bildet hierbei keine Ausnahme. Zwar waten IRON FIRE knietief durch sämtliche Metalklischees, dennoch klingt ihr Sound recht modern und zu keiner Sekunde angestaubt. Wenn ich allerdings „modern“ sage, dann meine ich eine upgedatete Version des Euro Power Metal. Natürlich richten sich IRON FIRE nach wie vor an die Traditionalistenfraktion. Sie mengen ihrem mittlerweile sehr eigenen Sound eben ein paar Ingredenzien bei, welche man bei anderen Bands nicht so häufig findet. Ein großes Alleinstellungsmerkmal ist und bleibt dabei der kraftvolle und markante Gesang Martin Steenes. „Voyage Of The Damned“ ist ein von aggressiven Riffs und bombastischen Keyboardsounds nur so strotzendes Power Metal Werk geworden, welches Freunde von PERUSADER, HAMMERFALL, ANGEL DUST oder auch BLOODBOUND auf jeden Fall anchecken sollten.
Als XANDRIA 2007 in die Auszeit gingen, hatten sie zuletzt ihren an WITHIN TEMPTATION angelehnten Gothic-Sound mit keltischen und orientalischen Nuancen gewürzt. Fast fünf Jahre später und nach dem Ausstieg von Sängerin Lisa Middelhauve in 2008 gibt es nun Album Nummer 5 der deutschen Gothic Metal Band. Dabei wurde die Ausrichtung der Band bewusst verändert. „Neverworld’s End“ bietet auf hohem Niveau eine Ausrichtung gen Finnland - weniger Gothic, mehr Symphonic Metal. NIGHTWISH ohne Tarja hat bei vielen Fans des Genres eine Lücke gerissen; XANDRIA bietet sich durchaus an diese zu schließen. Die neue Stimme am Mikro, Manuela Kraller (früher bei HAGGARD), erzielt mit ihrem Sopran auch tatsächlich eine ähnliche Wirkung wie die ehemalige NIGHTWISH Frontfrau. Musikalisch geht man deutlich bombastischer und symphonischer zu Werk, ohne die XANDRIA-eigene Grundmelancholie zu verlieren. Hier seien mit dem düster epischen Eröffnungssong „A Prophecy Of Worlds To Fall“ und dem ausladenden „The Nomad's Crown“ zwei Highlights genannt. Aber auch das flotte „Valentine“ (fast schon Power Metal), das eingängig harte „Blood On My Hands", das folkloristisch angehauchte „Call OF The Wind“ sowie die Balladen „The Dream Is Still Alive“ und das semiakustische „A Thousand Letters“ überzeugen umgehend. Schwächen sind kaum auszumachen, „Neverworld’s End“ hält über fast 70 Minuten was der Opener verspricht. XANDRIA sind definitiv härter als früher, fette Chöre und Orchestrierung inklusive. Dazu kommt mit Manuela Kraller eine Sängerin, deren klarer, kräftiger und emotionaler Gesang XANDRIA der musikalischen Kurzkorrektur das i-Tüpfelchen aufsetzt. Bandleader, Songwriter und Gitarrist Marco Heubaum muss um die Zukunft nicht Bange sein. Für Genrefans ist „Neverworld’s End“ sicherlich ein erster Leckerbissen in 2012.
Ein flammendes Logo auf der EP, 4 Songs, einer davon sogar ein Coversong. Was zur Hölle soll das bitte werden? Oh, pardon, ich erinnere mich wieder: Nur total geiler, melodischer Metal mit quasi populärer Besetzung: Michael Kiske & Kai Hansen (ehemals HELLOWEEN) sowie Dennis Ward & Kosta Zafiriou (von PINK CREAM 69). Ja, doch, da war was.
Und es mag noch so blöd klingen, aber so klingt UNISONICs EP „Ignition“ auch. Nicht nur das ich schon beide (ex-)Bands zusammen auf einer Bühne gesehen habe; auch völlig ohne das Wissen über die Musiker musste ich immer an eine leicht Hard-Rockige Variation von HELLOWEEN denken. Gerade der Demo-Song „Souls Alive“ hat doch einen harten Power Metal Einschlag und könnte auch genauso gut von einem etwas härteren STRATOVARIUS kommen – und „I Want Out“ ist ein waschechtes HELLOWEEN Live-Cover. Die beiden „vollwertigen“ Songs, das heißt „Unisonic“ sowie „My Sanctuary“ schlagen vielleicht eher in die groovig-rockigere Kerbe und verzichten etwas mehr aufs Melodische, sind dafür aber nicht weniger eingängig und geil.
Doch, das wird was. Wenn Ende März das dazugehörige Silberscheibchen raus kommt verdient das definitiv mehr als nur einen Blick durch die Klischee-Brille (die beim Cover einfach raus gekramt wird. Allerdings muss man sich mal vom Begriff „Newcomer“ festhalten – dazu ist doch entschieden zu viel „Altes“ in der Musik. Aber wer ohnehin die HELLOWEEN-Diskografie da hat und sich gleichzeitig immer nach etwas mehr dreckig-rockigem umsieht: UNISONIC gehört auf die Beobachtungsliste.