Konzert:
Inferno Festival 2011 - Mittwoch
Konzert vom Das Inferno Festival hat sich quasi vom Start weg als hochkarätig besetztes Event etabliert, das für vier Tage viele internationale Bands nach Oslo bringt. Dort spielen sie allerdings nicht auf einem separaten Gelände, sondern in einigen Clubs der norwegischen Hauptstadt. Der erste Festivaltag ist dabei für das Club-Hopping reserviert und teilt die Bands auf insgesamt sechs Clubs auf, während an den anderen drei Tagen nur im Rockefeller und John Dee aufgespielt wird.
Erwähnenswert und relativ kultig ist zudem die Zusammenarbeit mit dem Royal Christiana Hotel – wer schon immer mal vier Tage Festival zusammen mit hunderten anderer Metaller in einem 4-Sterne-Hotel verbringen wollte, ist hier genau richtig. Dazu passt, dass es Frühstück bis zwölf Uhr mittags gibt und in der Hotelbar ein Metal-DJ auflegt.
Oslo selbst entpuppt sich als überschaubare Stadt, die erwartungsgemäß teuer ist: ein Bier im Club kostet im Durchschnitt 8¤, ein Softdrink 3,50¤. Selbst Fastfood ist unter 10¤ kaum zu haben und ein Supermarkteinkauf kann fix mal mit 30¤ nur für Kleinigkeiten zu Buche schlagen. Für ausländische Touris schon ein Schock (es sei denn, sie kommen aus Tokio), aber für Einheimische scheinbar normal – in den Clubs des Inferno Festivals wird nicht weniger Bier getrunken als in deutschen Läden. Auffällig ist aber die hohe Zahl an abgerissenen Gestalten, die sich in der Stadt tummeln, gerade am Bahnhof. Arm und/ oder alkoholkrank zu sein ist in Oslo augenscheinlich ein großes Problem.
Wer das ausblenden kann, kann sich viele historische Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen, allen voran den Königspalast. Oder er nimmt an der Black Metal Bus Tour teil, die vom Inferno Festival organisiert wird und zu den Schauplätzen historischer Ereignisse der jüngeren norwegischen Black Metal-Geschichte führt, wie dem Schauplatz des Mordes am MAYHEM-Kopf. Im Hotel selbst gibt es eine Expo und eine Tattoo Convention, so dass der Tag bis zu den ersten Bands leicht zu füllen ist.
Wie schon erwähnt ist der Mittwoch der Tag, an dem in einigen Clubs gleichzeitig gespielt wird; so findet sich im Bla zum Beispiel der ROTTEN SOUND-Tourtross ein, während im John Dee die Indie Recordings Labelnacht stattfindet, wohin es uns auch als Erstes zog.
John Dee
Los ging es mit INSENSE, einer norwegischen Combo, die sich sehr von KORN, SOUFLY und MACHINE HEAD beeinflusst zeigte, womit sie im bereits gut gefüllten Laden (der insgesamt recht klein ist und schätzungsweise 350 Leute fasst) gut ankamen. Mit zunehmender Dauer des insgesamt gut 45 Minuten langen Sets kamen die Musiker mehr aus sich heraus und wurden aktiver, allen voran der Dreadlocks tragende Sänger/ Gitarrist und der an seinen MACHINE HEAD-Kollegen erinnernde Bassist. Auch das Publikum taute mehr und mehr auf und war spätestens nach den launigen Ansagen des Sängers in der Mitte des Sets Feuer und Flamme für INSENSE.
OBLITERATION setzten dann den Kontrastpunkt zum modernen Sound des Openers, in dem sie old schooligen Thrash Metal boten, der mit leicht düsterem Touch angereichert wurde. Für Uneingeweihte in den Band-Sound auf Dauer relativ ermüdend, da eintönig, aber beim Mob vor der Bühne sehr gut ankommend. Neben fleißigen Headbangern gab es auch den ersten kurzen Moshpit, der aber von den umstehenden Unbeteiligten schnell unterbunden wurde. OBLITERATION ließen sich davon nicht stören und zogen ihren Set ohne große Ansagen durch, bis sie nach gut 45 Minuten fertig waren.
EINHERJER waren im John Dee völlig zu Recht der Headliner, wie sich schon nach wenigen Sekunden zeigte: quasi der ganze Laden ging ab, als die ersten Töne erklangen und vor der Bühne drängten sich die Headbanger. Jeder Song wurde enthusiastisch gefeiert und die Ankündigung eines neuen Albums zum 08.09. umso mehr. Ganz klar ein Triumphmarsch für die Band, die sich auf der Bühne allerdings zurückhielt und bis auf den Bassisten kaum Bewegungsradius über Bierdeckelgröße hinaus hatte.
Also mal in der Mitte des EINHERJER-Sets rüber in das kultige Elm Street. Das entpuppte sich als kuschelige kleine Metal-Kneipe mit sehr kleiner Bühne, auf der sich gerade HIDEOUS DIVINITY tummelten – und mächtig Spaß hatten. Die Römer zockten ein gnadenlosen Death Metal-Brett, das an MALEVOLENT CREATION erinnerte und sehr solide gespielt war. Dabei ließen sie sich von den nur vier Headbangern direkt vor der Bühne nicht entmutigen, sondern legten trotzdem eine energiegeladene Show hin, die zum Besten des heutigen Tages gehörte.
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