Konzert:
Sunrise Avenue, Nick Howard - Köln, Essigfabrik
Konzert vom SUNRISE AVENUE scheinen unermüdlich zu sein- permanent auf Achse, ob nun mit einem akustischen oder dem regulären Set, verwundert es so wenig, dass sich die finnische Kombo nach Ostern erneut auch in Köln einfand. Trotz häufiger Gastspiele war das Konzert bereits im Vorfeld ausverkauft und die Schlange vor der Essigfabrik zum Zeitpunkt des Einlasses mehr als beachtlich. Erstaunlich war dabei die bunte Zusammensetzung des Publikums, das ein Altersspektrum vom 13-jährigen Teenager bis hin zum Rentenalter umfasste.
Mit von der Partie war diesmal der Singer/Songwriter Nick Howard, der das Publikum innerhalb weniger Songs positiv für sich einnahm. Im Alleingang mit einer Akustikgitarre bewaffnet präsentierte der Brite 35 Minuten melodiöser, mal flotterer, mal verträumterer Songs, unter denen sich neben viel Material von seinem aktuellen Album wie dem zauberhaften „Falling For You“ und „Tonight“ auch ein Cover von BRUNO MARS´ „Just The Way You Are“ befand. Köln samt eifrig mitwirkendem Publikum wurde über den grünen Klee gelobt, bevor die Bühne zugunsten der Headliner geräumt wurde.
Diese erschienen denn auch knappe 25 Minuten später- die Musik aus der Konserve verstummte, es ward dunkel und unter beträchtlicher Geräuschentwicklung von seitens des Publikums erschienen SUNRISE AVENUE. Los ging´s mit „Damn Silence“, das verglichen mit der schon fast Richtung Dance tendierenden Studioversion deutlich rockiger daherkam. Überhaupt war der Anteil des Materials vom neuen Album „Out Of Style“ an der Setlist überdurchschnittlich hoch- „Stormy End“, „Kiss Goodbye“, die aktuelle Single „Hollywood Hills“ : mit sage und schreibe einer einzigen Ausnahme waren nahezu alle Songs vertreten. Nebenbei gesagt sei hier erwähnt, dass allen Anwesenden, die das Album illegal heruntergeladen hatten, mehr oder minder offiziell Absolution für ihre diesbezüglichen Schandtaten erteilt wurde. Ungeachtet der Temperatur und des gegen Null tendierenden Sauerstoffgehalts in der Halle wurde der Menge mit „Sex & Cigarettes“ demonstrativ und mit entsprechender Ankündigung weiter eingeheizt, obwohl das Klima zu diesem Zeitpunkt bereits einem kleinen Treibhaus zur Ehre gereicht hätte- nicht zuletzt, weil sich die Menschenmenge noch bis in den letzten Quadratmeter unmittelbar vor der Tür erstreckte. Für großen Jubel sorgte „Angels On A Rampage“, das, so Sänger Samu, die Band ursprünglich aus der Setlist zu nehmen beabsichtigt hatte, von Fans jedoch überzeugt worden war, es im Programm zu behalten, denn der Wunsch der Fans sei ihnen schließlich Befehl. Beim in dieser Hinsicht fast schon traditionellen „Destiny“ sowie der einen oder anderen weiteren Stelle gab sich die Band unter großem Applaus einmal mehr dem allseits beliebten kreativen Durchnudeln bekannten Fremdmaterials hin: EUROPEs „The Final Countdown“ (als Auftakt zur letzten Zugabe), KATY PERRYs „I Kissed A Girl“, „Wind Of Change“ von den SCORPIONS, BEYONCÉ KNOWLES´ „If I Were A Boy“- alle dabei, selbst BEETHOVENs „Ode An Die Freude“ war vor den Finnen nicht sicher. Die Spielfreude war der Band dabei deutlich anzumerken und auch der Humor kam nicht zu kurz, bedankte man sich doch selbstironisch beim Publikum für die dauerhafte Unterstützung trotz der Tatsache, dass die Kritiker einen immer als One- nein, Two-Hit-Wonder bezeichnen würden. Keinesfalls fehlen durfte entsprechend natürlich das Lied, auf das dieser zweifelhafte Titel letztendlich zurückgeht: „Fairytale Gone Bad“ (trockener Kommentar Samus: „Some of you might know this song.“). Nach „Out Of Tune“ folgte der erste Abgang der Band, der jedoch nicht von langer Dauer war, es folgten „The Right One“ und „Chose To Be Me“, dann ein erneutes Verlassen der Bühne und erneute Zugaberufe des Publikums. Diese wurden erhört und mit „Nasty“ als „Oldie“ und Rausschmeißer verabschiedeten die Nordlichter sich schließlich unter zahlreichen Dankesbekundungen und tosendem Jubel. Man darf wohl davon ausgehen, dass sie uns bald wieder beehren.
Konzert:
Roskilde Festival 2010
Konzert vom Im dänischen Roskilde fand in diesem Jahr zum vierzigsten Mal das Roskildefestival statt - es ist nicht nur das älteste sondern mit 75.000 Besuchern und 30.000 Volunteers eines der größten Festivals in Europa. Dennoch hat das Festival seinen eigenen Charme behalten und hebt sich dadurch von den anderen großen Festivals ab. Die Volunteers ersetzen eine professionelle Ordnertruppe und für das leibliche Wohl sorgen die Sportvereine der Umgebung, die damit ihren Jahresetat aufbessern. Besonders hervorheben muss man den Skiclub Roskilde, der die besten Burger macht, die ich jemals auf einem Festival gegessen habe. Die jährlich erzielten Überschüsse des Festivals werden für wohltätige Zwecke gespendet. Im letzten Jahr waren es rund 2 Mio. Euro, die verteilt wurden.
Die Anreise erfolgte wie jedes Jahr am Mittwoch stressfrei mit dem Auto. Nach einer etwas längeren Zeltplatzsuche konnte ein gutes Basiscamp für die nächsten 5 Tage aufgebaut werden. Zur Einstimmung spielten schon einige dänische Bands auf dem Zeltareal - nur war keine der Bands so gut als dass man sie hier erwähnen müsste.
Am Donnerstag startete für uns das Festival mit einer sich jährlich wiederholenden Mottoparty mit dem Slogan „Ganz in weiß“. Es ist schon ein sehr schräger Anblick, etwa 30 bis 40 Menschen im weißen Zwirn auf einem Festival Prosseco mit Vodka und frischen Erdbeeren trinken zu sehen. Von dort aus ging es dann zum Gelände wo SICK OF IT ALL den Tag eröffnen sollten. Sehr energiegeladen haben sie im größten der vier Zelte vor rund 10.000 Leuten zum Tanz gebeten. Lou Koller & Co. haben einen wirklich grandiosen Gig mit Hits aus allen Schaffensphasen ihrer langen Geschichte auf die Bretter gelegt.
Direkt danach ging es zu SOLSTAFIR. Die fünf Isländer spielen eine Mischung aus Metal und Post Rock, was sie sehr gekonnt und in bester Rockmanier darboten. Sie sind für mich die Überraschung des Festivals, da ich nicht erwartet habe, dass sie ihren Sound live so gut umsetzen können.
Ohne Pause ging es dann zu VALIENT THORR. Die fünf Amerikaner erinnern mich nicht nur vom Aussehen an den Sänger von TURBONEGRO, auch musikalisch schlagen sie etwa in dieselbe Kerbe, nur dass ihre Musik weitaus ungehobelter daherkommt. Die ganze Band hat eine sehr gut Show geboten und der Sänger wurde sicherlich nach gelaufenen Bühnenkilometern bezahlt.
Als Hauptact des Abends traten die GORILLAZ auf. Was soll ich sagen? Ich hatte eine Show mit Videoanimationen erwartet und wurde sehr enttäuscht. Stattdessen ist die Combo um Damon Albarn - besser bekannt als Sänger von BLUR - mit Orchester und Backgroundchor aufgetreten, was ihren Songs die letzte Kraft entzogen hat.
Zum Abschluss des ersten Abends ging es zu PORCUPINE TREE, die teilweise sehr düsteren Rock boten, der eigentlich sehr gut klingt nur hier leider sehr langatmig dargeboten wurde.
Der zweite Tag wurde durch eine grandiose Metalschelle von MESHUGGAH eröffnet. Die fünf Schweden haben dem Zelt sehr gut eingeheizt, genau das richtige um gut in den Tag zu starten.
Danach gab es eine musikalische Pause, da wir das WM Spiel zwischen Brasilien und den Holländern nicht verpassen wollten. Mit rund 2000 Leuten - davon etwa ein Drittel aus Holland - ergab sich eine sehr nette Party.
Am Abend spielten dann THEM CROOKED VULTURES. Endlich mal eine Allstar-Band, um die vorher keine große Werbeshow gemacht wird. Am Bass John Paul Johnes von LED ZEPPELIN, am Schlagzeug Dave Grohl von FOO FIGHTERS und am Gesang Josh Homme von QUEENS OF THE STONE AGE. Die Jungs haben einen sehr feinen Auftritt abgeliefert und Dave Grohl an den Drums ist immer wieder eine Augenweide.
Zum Ausklang ging es noch zum Auftritt von NOFX. Die vier Amis haben in gewohnter Manier eine nette Show geboten und Fat Mikes Ansagen waren gewohnt provokativ.
Der Samstag begann ähnlich angenehm wie der Freitag, mit THE KANDIDATE gab es gleich wieder gepflegten Metal auf die Ohren. Die vier Jungs um Jacob Bredahl haben einen guten Auftritt hingelegt, nur fehlt ihren Songs das gewisse Etwas, so dass sie mich nicht so richtig mitreißen konnten.
Danach stand mal wieder Fußball auf dem Programm, da man sich das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Argentinien nicht entgehen lassen wollte. Über den Ausgang brauch ich nicht viel sagen, es hat Spaß gemacht.
Der Abend begann mit MUSE. Die Briten boten zu ihren Rock Songs eine sehr aufwendige Lightshow, was sehr nett anzusehen war.
Positiv überrascht haben mich THE PRODIGY. Die Jungs zeigten eine gute Show und es ist immer wieder erstaunlich wie soviele Menschen zeitgleich zu so einer Musik abgehen können.
Um halb drei in der Nacht hatten die GALLOWS ihren Auftritt. Die fünf Jungs aus London spielen sehr hasserfüllten Punk und hatten nach nur zwei Songs das Publikum in der Hand. Auf den obligatorischen Circle Pit folgte die Aufforderung zum Bau einer menschlichen Pyramide, was auch sehr gut gelang, denn das Bauwerk hatte cirka vier Stockwerke.
Am Sonntag musste man dem vorherigen Abend leider Tribut zollen und so wurden CONVERGE und KILLSWITCH ENAGE verpasst. Der Tag startete dadurch mit MOTÖRHEAD, Lemmy war bester Laune und hat sich zu mehr als nur seinem altbekannten Satz: „We are Motörhead and we play Rock´n´ Roll“ hinreißen lassen. Sie spielten eine gute Mischung aus all ihren Alben. Das Publikum war trotz der Hitze bestens aufgelegt und die Jungs wurden gebührend gefeiert.
Den diesjährigen Abschlussgig durfte PRINCE gestalten. Der Mann hatte eine Riesenband um sich gescharrt, was seine Musik aber auch nicht besser macht. Von Purple Rain einmal abgesehen und seinem genialen Gitarrenspiel war das ein Auftritt für die Tonne.
Als Fazit kann ich dieses Festival allen nur empfehlen, denn ich habe kein anderes Festival gesehen, das besser organisiert ist und wo man auf so viele nette Menschen aus ganz Europa trifft.
Für METAL-INSIDE.DE vor Ort: Jens Meyer.
Seiten