WENDE ist ein Ein-Mann-Projekt aus den USA, dessen auffälligsten Merkmal die interessante Verwendung der deutschen Sprache ist. Es ist immer wieder spannend, wie schlecht das jenseits des Atlantiks gemacht wird. "Vorspiel einer Philosophie der Zukunft" ist da ein Beispiel, ein anderes wäre die TV-Serie Grimm. BeI WENDE kann der Black Metal-affine Interessierte sechs überlange Songs erwarten, die sich musikalisch an BURZUM orientieren und dank der an Nietzsche erinnernden Texte - zum Glück auf Englisch - sowas Ähnliches wie philosophischen Anspruch haben, ohne in rassistischen Kackscheiß Marke Varg V. abzudriften. Spannend ist die Chose leider nur bedingt, denn in den vielen ausgedehnten Passagen schafft WENDE es nicht immer, den Spannungsbogen aufrecht zu halten. Manchmal ist da zuviel Monotonie. Neben den Black Metal-Songs gibt es einige Synthie-Passagen, die weniger gelungen sind und den Fluß des Albums stören, anstatt als Verbindung zwischen den Songs zu dienen. Wirklich spannend sind die Black Metal-Anteile des Albums allerdings nicht, von daher ist das kein großer Verlust. Zu oft verlässt sich WENDE auf gedämpfte Gitarren und kehligen Gesang, ohne dass Melodien, Riffs oder Atmosphäre beim Hörer hängenbleiben. "Vorspiel einer Philosophie der Zukunft" zeigt exemplarisch auf, warum Ein-Mann-Projekte selten richtig gut sind: alles selbstgemacht heißt oft - wie in diesem Fall - alles nur so halb gut gemacht.
Frage: Morgan, Gratulation zu Eurem neuen Album "Frontschwein", das viele gute Kritiken geerntet hat. Der Titel ist jedoch für eine skandinavische Band etwas ungewöhnlich, wie kam es dazu?
Morgan: Das ist richtig. "Frontschwein" passt jedoch hier perfekt für unser neues Album, denn unsere neue Scheibe ist ein Konzeptalbum über den 2. Weltkrieg und der Titel ist auch für uns als Band passend. "Frontschweine" sind Typen, die die dreckige Arbeit machen, immer an erster Linie stehen und nie aufgeben. Wir sind hierbei die "Frontschweine" des extremen Metal.
Frage: Erwähnen muss man natürlich, dass dies nicht Euer erstes Album mit einem deutschen Titel über den 2. Weltkrieg ist, "Panzerdivision Marduk" ist sicherlich noch allen als euer sehr erfolgreiches Werk bekannt.
Morgan: Ja, genau. Viele denken, wir hätten mit "Frontschwein" eine Art "Panzerdivision Part 2" herausgebracht, aber dem ist nicht so. "Panzerdivision" war eigentlich kein richtiges Album, es geht ständig auf Vollgas geradeaus und eher ein Statement von uns für die damalige Zeit, wobei "Frontschwein" hingegen musikalisch eine ganz andere Nummer ist. Wir haben bei "Frontschwein" ein "viel größeres Bild" geschaffen und uns viel mehr mit dem Album auseinandergesetzt, als dies mit "Panzerdivision" der Fall war.
Frage: Kann man eigentlich sagen, dass ihr thematisch immer wieder die Themen Tod, Satanismus und Krieg in den Alben als inhaltliches Konzept abwechselt und ihr schon das nächste Album dementsprechend plant?
Morgan: In irgend einer Weise sicherlich, aber es gibt keine durchgehenden geplanten Wechsel. Uns interessieren keine Vögel, Blumen oder derartige Themen. Richtig ist, dass wir schon Gedanken an das nächste Album haben, inhaltlich wird jedoch noch nichts verraten!
Frage: Der zweite Song auf dem neuen Album nennt sich "The Blond Beast". Ist der Song über Reinhard Heydrich, dem deutschem SS-Obergruppenführer und Organisator des Holocausts?
Morgan: Ganz genau. Wir haben über ihn schon mehrere Songs geschrieben, z.B. "The Hangman of Prague" oder "The Funeral Dawn", welches über seinen Tod handelt. Es ist ein Charakter, über den ich schon viel gelesen habe, so dass ich ihn in den Songs verarbeite.
Frage: Ich weiß, dass Du Dich sehr mit dem Thema "2. Weltkrieg" beschäftigst, wie kam es dazu, ist das Interesse noch aus Schulzeit vorhanden?
Morgan: Aus der Schule weniger, ich habe als Jugendlicher viel Modellbau betrieben und somit einige Flugzeuge usw. aus der damaligen Zeit zusammengebaut. Meine Eltern hatten Bücher über den zweiten Weltkrieg und so ging alles los. Heute habe ich ca. 600 Bücher zu dem Thema in meiner Bibliothek und bin immer noch ständig am Lesen und entdecke Neues. Auf Tour kaufe ich in Antiquariaten ein, was nicht selten schon zu einem Transportproblem wurde. Es gibt viele interessante Geschichten aus dem 2. Weltkrieg, nicht nur die Thematik des Krieges, sondern auch wirtschaftliche Entwicklungen zu der Zeit, die mich interessieren. Viele verbinden mich immer mit dem Thema, aber tatsächlich bin ich allgemein geschichtlich interessiert und lese gerne Geschichtsbücher, meistens 3-4 Bücher pro Woche. Derzeit lese ich z.B. ein Buch über den 30jährigen Krieg, das gerade vor uns auf dem Tisch liegt. Musikalisch schreibe ich dann nicht selten den entsprechenden Soundtrack dazu.
Frage: Was interessiert Dich am meisten am 2. Weltkrieg? Der Krieg an sich?
Morgan: Weniger, sondern eher, wie es dazu letztlich kommen konnte, wie die damalige Situation war und alles entstand.
Frage: Jeff Hannemann von SLAYER, ruhe er in Frieden, sammelte Orden und Abzeichen aus dem 2. Weltkrieg, wie ist es bei Dir?
Morgan: Ich sammele auch alles mögliche aus dem 2. Weltkrieg. Ich habe einige Dolche, Helme und Waffen. Ich habe ein Mauser, ein Maschinengewehr. Ich habe auch viele normale Jagdgewehre in meiner Sammlung. Allerdings ist das Sammeln auch sehr teuer. Gerade die Sachen aus dem 2. Weltkrieg werden für sehr hohe Preise angeboten.
Frage: In Deutschland ist das Thema "2. Weltkrieg" nicht immer einfach zu thematisieren.
Morgan: Das ist richtig, allerdings gibt es keine Kollektivschuld oder Erbschuld. Ich schreibe Songs über diese Zeit, aber es ist keine politische Botschaft hier vorhanden, ich schreibe lediglich den Soundtrack dazu, mehr nicht. Das hat man zu respektieren und mehr steht da nicht dahinter.
Frage: Gibt es einen Lieblingssong für Dich vom neuen Album?
Morgan: Nein, da kann ich wirklich keinen herausgreifen, ich mag sie alle. Aber wenn ich unbedingt einen herausgreifen soll, dann der letzte "Thousand-Fold Death". Falls Du mich aber morgen wieder fragst, kann es sein, dass ich Dir einen anderen Song schon wieder nennen würde.
Frage: Ist es richtig, dass ihr bei der Tour stets ein großes Spektrum aller Songs spielt, so dass ihr nicht nur die letzten Alben berücksichtigt?
Morgan: Das ist richtig, wir wollen einen großen Überblick bringen. Klar, man sollte sich schon auf das neue Album konzentrieren, denn deswegen ist man oft auf Tour, aber aufgrund unserer langen Bandgeschichte wollen wir auch die komplette Zeit abdecken.
Frage: MARDUK ist im Jahre 2015 insgesamt 25 Jahre als Band unterwegs - gibt es hier eine besondere Feier?
Morgan: Geplant ist nichts, wir werden in diesem Jahr sehr viel touren, viel Zeit ist hier leider auch eh nicht.
Frage: Black Metal war Ende der 90er Jahre sehr groß, die Szene wurde dann etwas kleiner, ist aber nach wie vor vorhanden. Wie hat MARDUK diese Zeit überlebt?
Morgan: Uns war es immer egal, was andere Bands gemacht haben oder wie sich die Szene darstellte. Wir haben unser Ding durchgezogen. Es gab eine Menge Bands im Black-Metal, die richtig scheisse waren. Bands sind gekommen und wieder gegangen. Wir haben uns hierüber aber keine Gedanken gemacht, man sollte sich stets auf sich selbst konzentrieren.
Frage: Wie geht die Zeit nun nach 20 Jahren weiter?
Morgan: Wir haben noch eine große Tour vor uns und hiernach denken wir schon an das nächste Album. Es geht also weiter wie bisher, wir haben noch lange kein Ende in Sicht!
Frage: Schreibst Du lieber neue Alben oder liebst Du das Leben auf einer Tour?
Morgan: Beides. Wenn Du eine Sache zu lange machst, sehnst du dich wieder nach der anderen Sache.
Frage: Wenn Du Dich nicht mit der Band beschäftigst, was machst Du dann in Deiner Freizeit?
Morgan: Ich habe viele Hobbys. Oft gehe ich jagen oder fischen, das mache ich sehr gerne.
Frage: Wie kannst Du während der Tour abschalten, was machst Du in der freien Zeit?
Morgan: Ich lese. Ich mag Bücher, richtige Bücher, am besten im Hardcover. Mit elektronischen Büchern oder dem Kindle kann ich nicht viel anfangen.
Frage: Heutzutage bestimmt das Internet unser Leben und soziale Netzwerke sind für Bands schon unbedingte Grundvoraussetzung, um im Gespräch zu bleiben. Wie siehst Du das?
Morgan: Es stimmt, dass man sich damit auseinandersetzen muss, wir posten auch unsere Neuigkeiten dort. Allerdings bin ich kein Fan sozialer Netzwerke. Wer was von mir will, kann mich anrufen oder eine E-Mail senden. Ich mag nicht mein Leben auf einem sozialen Netzwerk veröffentlichen.
Frage: Viele schauen derzeit TV-Serien, interessiert Du Dich auch für eine?
Morgan: Nein, ich hab zwar mal welche angefangen, bin aber dann bei den Büchern geblieben, in die ich eintauchen kann. Das funktioniert für mich am besten. Lesen steht für mich an erster Stelle.
Frage: Ihr hattet vor einigen Jahren viele Besetzungswechsel in der Band, nun ist seit einiger Zeit Kontinuität gegeben. Wie kam es zu den Veränderungen damals?
Morgan: Nicht jeder hat die Zeit und Energie in die Band gesteckt, die notwendig war, wenn man dann nicht auf einer Wellenlänge liegt und nicht für die Band lebt, funktioniert es irgendwann nicht mehr. Das sind die Gründe, warum wir Wechsel im Line-Up hatten. Der letzte Wechsel betraf den Schlagzeuger, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen musste, da er aufgrund von Rückenproblemen nicht so viel touren konnte.
Frage: Abschließende Frage: Welche drei Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Morgan: Puh, keine Ahnung. Ein Buch wäre schnell gelesen. Ich glaube, ich nehme Sachen zum Jagen und Fischen mit.
Frage: Danke für das Interview und weiterhin eine gute Tour
Selten schafft es eine so alte Band wie EREB ALTOR (Bandgründung hier: 2003) einen derartig aus den Wolken zu hauen. Dem schwärzlich-epischen Viking Metal á la BATHORY hatte die Band sich auch schon auf ihren vier Vorgängern verschrieben: Während es auf „Gastrike“ (2012) noch etwas schwarzmetallischer zuging, kombinierte der Nachfolger „Fire Meets Ice“ (2013) die eisige Kälte schon gekonnter mit dem warm-wohligen Schauer epischen Viking Metals. Die folgende EP „The Lake Of Blood“ (2014) präsentierte die Schweden schließlich noch klarer als wahre Stimmungskünstler.
Ein „Nattramn“ ist nichts anderes als die Seele eines ungetauft verstorbenen Kindes oder rastlosen Sünders welche in Rabengestalt auf der (vergeblichen) Suche nach dem Grab Christi den Nachthimmel unsicher macht. Und EREB ALTOR schicken ihren „Nattramn“ nicht unbeseelt in die Welt, haben sie hier ein Werk geschaffen, wie es kontrastreicher kaum sein könnte: Auf der einen Seite gibt es hier relativ harsche Black-Metal-Songs wie den treibenden „Titeltrack“ mit seiner düsteren Energie oder das akkustisch eingeleitete „Dark Waters“, welches einen in den tiefen Sog der ewigen Schwärze zieht.
Auf der anderen Seite stehen epische Songs mit viel Pathos: Der Opener (und das erste Video) „Midsommarblot“ sorgt mit wunderschönen, tieftraurigen Melodien und einem beständigen Doom für wohliges Schauern. Besonders gelungen ist die Vertonung eines so trüben Themas und die Vocals des Bassisten im Hintergrund erweisen sich als echte Bereicherung. Auch „The Dance Of The Elves“ ist eher balladesker Natur. Epischer Klar-Gesang und Chöre dominieren hier und erschaffen eine zauberhafte Atmosphäre, während sich im Hintergrund ein Sturm entwickelt, der vor einem ziemlich schwarzmetallischen Pre-Chorous nicht zurück-schreckt. Ein wahres Feuerwerk!
„Across Giant’s Blood“ vereint schließlich noch einmal die beiden Seiten EREB ALTOR’s zu einem etwas progressiveren Gigantum mit epischen und tief schwarzen Passagen.
Was die Schweden mit „Nattramn“ abliefern ist großartig und von ungeheurer Intensität. Wer das Vorgängerwerk („Fire And Ice“) schon mochte und „Hammerheart“ (1990) sowie „Twilight Of The Gods“ (1991) von BATHORY zu seinen Lieblingsalben zählt, wird hier nichts falsch machen! Trotz nur sechs Songs eine große Scheibe!
[Für Neugierige: Die beiden Videos „Nattramn“ und „Midsommarblot“ geben hier schon einen guten Eindruck von der Reichweite, die EREB ALTOR sich erarbeitet haben.]
Ja, AGES soll das heißen. Wie war es noch, mit der Annahme je unleserlicher das Bandlogo, desto finsterer die Musik? Tatsächlichg spielen AGES aus Falun in Schweden eine ziemlich melodische Art des Black Metal. Auch vor epischen Momenten, ausschweifenden Instrumentalparts mit Streichern, Cleanchorus und auch Melodic-Death-Momenten schrecken die Schweden auf ihrem Debüt-Werk "The Malefic Miasma" (zu Deutsch in etwa "Der Hauch des Bösen") nicht zurück.
So kommt der erste, boshafte Hauch tatsächlich reich an Melodien und Abwechslung daher. Schon der Opener entpuppt sich mit seinem atemberaubenden Chorus und großen Melodien als ein guter Start und macht gleich Lust auf mehr. Düster und melancholisch geben sich AGES auf ihrem Debüt, vereinen Melodien á la DISSECTION mit der der depressiven Grundstimmung von INSOMNIUM und lassen hier und da ein Fünkchen Gothic überspringen. Sprachsequenzen und eine bei Weilen ziemlich verspielte Instrumentierung flössen "The Malefic Miasma" etwas Lebendiges ein. Die omnipräsenten Melodien wissen zu packen und den Hörer in die Welt von AGES zu entführen. Und diese ist kompromisslos düster und anti-christlich. Auch Fragen nach der Existenz und die Natur sind hier ein großes Thema.
"From the Ashes of Time", "Absent Tribulation" und "At the Behest of Reason" wurden 2011 schon als digitale Singles veröffentlicht. "The Malefic Miasma" setzt das bisherige Schaffen der Bnad in dem vorgesteckten Rahmen fort und dürfte als ein sehr gutes Debüt-Werk Fans von INSOMNIUM sicher begeistern.
Anspieltipps sind vor allem "At the Behest of Reason" und "Spawn of the Tyrants" aber auch der Rest liefert keine wirklichen Schwachstellen und trübt den Genuss der Scheibe nicht. Guter Start!
Seit 1994 (!) exestiert die griechische Band MACABRE OMEN. Als Schlagzeuger hat der Allround-Künstler Alexandros dafür den britischen Schlagzeuger Tom Valley engagiert um MACABRE OMEN’s zweite (!) Full-Length herauszubringen: „Gods Of War – At War“.
Was erwartet man von einem Werk mit gut zehn Jahren Reife-Prozess? Starteten MACABRE OMEN als reinrassige hellenische Black Metal-Band, macht sich bei ihrer neusten Veröffentlichung stärker denn je ein paganer Faktor und äußerst heroische-epischer Einfluss bemerkbar. Schon auf ihrem Debüt „The Ancient Returns“ (2005) wusste die Band durch die Mischung von typisch griechischen Melodien mit der Essenz des Black Metals in den Bann zu ziehen, auf „Gods Of War – At War“ wurde diese Mischung noch perfektioniert und die epischen Klänge stärker herausgearbeitet. So trifft hysterischer Keifgesang mit auffällig dynamischem Schlagzeug auf packende, natürliche Melodien im BATHORY-Stil, die sich meistens progressiv und leicht verschachtelt zu einem wahren Inferno aufschaukeln, so dass man gar nicht merkt wie schnell die Zeit vergeht.So scheint einen „Man Of 300 Voices“ mit seinen heroischen Chören direkt in eine antike Arena zu entführen, während man mit dem Opener „I See, the See“ auf den Ozean treibt. Packende Melodien bietet jeder Song, hier fällt es schwer Anspieltipps zu nennen. Alle Songs haben eine ansehliche Länge von durchschnittlich sieben Minuten und wirken ausgereift, wohl arrangiert, mit etlichen und urtümlich. Auf eine Hochglanz-Produktion wurde hier verzichtet.
MACABRE OMEN liefern mit ihrer neusten Veröffentlichung das, wovon BATHORY-Fans lange träumen: „Gods Of War – At War“ ist ein aufwändig arrangiertes Werk, das Viking Metal auf der Basis urtymlichen Black Metals ohne Schnick-Schnack und Härteverlust zu einem epischen Gesamtwerk verarbeitet. Ein absolutes“Muss“ für Fans der mittleren bis späteren BATHORY-Diskographie. Ohne Schwachstellen weiß das Album auf einer Länge von über einer Stunde auf ganzer Line zu gefallen – man entdeckt hier immer wieder Neues. Zehn Jahre, die sich gelohnt haben!
MACABRE OMEN bieten Melodien, die man nicht so schnell vergisst: Sei es das bestechliche „From Son To Father“ oder der epische Doppelschlag „Alexandros –Ode“. Ein Meisterwerk!
Nachdem die aus China North Dakota stammenden GHOST BATH mit „Funeral“ 2014 im Underground bereits ordentlich rumorten, wartet nun die Fortsetzung des depressiven Black Metals aus dem fernen Osten. Die als „Moonlover“ betitelte zweite Scheibe glänzt zunächst durch ein recht makabres Art-Work und auch der vorab veröffentlichte Song „Golden Number“ wusste sofort zu zünden. Bereits hier offenbarte sich, dass GHOST BATH nicht etwa auf der Stelle reiten, sondern mit „Moonlover“ nach den Sternen greifen wollen.
Eine klarere Produktion sorgt hier für eine bessere Zugänglichkeit und gibt der Band auch mehr Spielraum sich zu entfalten. Immer wieder lassen GHOST BATH melancholische Keyboard-Passagen in ihren Depressive Suicidal Black Metal einfließen: So bekommt „Golden Number“ hier einen leicht positivistischen Touch, der fast an die Kollegen DEAFHAVEN denken lässt – allerdings in einem viel schwärzeren Licht erstrahlt. Diese Melodie beißt sich einfach fest. „Happyhouse“ indes kommt eher noch düster und etwas doomig mit ebenso genialen Melodien daher, während „Beneath The Shade Tree“ ein hübsches instrumentales Interlude mit asiatisch angehauchtem Abschluss bietet. Das folgende „The Silver Flower“ teilt sich in zwei Teile, wobe „Part I“ sich bewusst einer frühlingshaften Atmosphäre verschrieben hat und mit seichten Chortänen und Vogelgezwitscher wirklich sehr ruhige Töne einschlägt, während „Part II“ bald mit depressivem Gekeif und stimmungsvoll arrangiertem Schlagzeug zu Tage tritt. „Death And The Maiden“ scheint letztendlich mit seinen leichten, wie depressiven Melodien und dem horrorartigen Outro das komplette Werk zusammenzufassen.
GHOST BATH haben mit „Moonlover“ ein hervorragendes Album herausgebracht: Mit viel Atmosphäre, Stimmung, Sinn für Neues und Abwechslung schreiten die Jungs zu Tage und liefern ein DSBM-Werk ab, welches sich echt gewaschen hat und vor Bands wie WOODS OF DESOLATION, AUSTRE, THY LIGHT oder DEAFHEAVEN nicht zu verstecken braucht. Wunderbar, mehr davon!
"Moonlover" erscheint nun als Reissue bei Nuclear Blast.
Trotz derzeitiger Krisen-Zustände in der Ukraine lassen es sich DRUDKH nicht nehmen endlich ihre zehnte Full-Length rauszuhauen. „A Furrow Cut Short“ heißt das Album, welches sich nicht den aktuellen Unruhen im Lande, dafür aber der Thematik slawischer Freiheitskämpfe im zwanzigsten Jahrhundert verschrieben hat – und damit ungewollt ziemlich aktuell ist.
Düster und rauh, aber auch melodiös ist die Musik von DRUDKH. Rauher Black Metal, wie man ihn aus den Neunzigern und aus dem Norden kennt, trifft hier auf wirklich epische Melodien und den Spirit des Slawischen Landes. So wirkt „A Furrow Cut Short“ trotz immenser Kälte letztendlich warm – und ich muss unweigerlich, aufgrund des leicht paganen Einschlags und dem konsequenten Verzicht auf Klargesang und andere neumodische Gestaltungsmittel ein wenig an die Engländer WINTERFYLLETH denken – auch wenn diese um einiges folkiger zu Werke gehen, während DRUDKH den grauen Fels markiert. Erhaben sind wirklich die Melodien, die die Ukrainer hier und da und eigentlich beständig (nur gelegentlich von Blast Beats überlagert) in ihre Songs einfließen lassen. So hat jeder der sieben Songs seine eigene Leitmelodie, seine eigenen Höhepunkte und zieht einen in seinen Bann. So beherrschen DRUDKH die Fähigkeit, einen ohne wirkliche Höhepunkte doch überraschend gut zu fesseln.
Wer auf epischen Black Metal alter, nordischer Machart mit leicht pagan-folkigem Touch steht, der sollte hier mal reinhören. Gerade Fans von WINTERFYLLETH, SAOR und alten PRIMORDIAL sei das empfohlen.
Depressive, düstere, selbstzerstörerische Rock-Musik aus Skandinavien? Da stehen glasklar SHINING an erster Stelle. „IX - Everyone, Everything, Everywhere, Ends“ hat die Nummerierung des Vor-Vorgängers „VII: Född förlorare“ (2011) wieder aufgenommen und glänzt durch die nur zu gut bekannte SHINING-Mixtur:
Sechsseitige-Gitarren-Künste welche mal rockig, mal akustisch – aber immer weniger schwarzmetallisch dominiert sind geben hier den Takt an. Dazu gibt es verzweifeltes und hasserfülltes Stöhnen – wie es nur ein Niklas Kvarforth kann, im Wechsel mit sehr emotionsgeladenem, skandinavischen Klargesang. Das Ganze wird in sechs Songs verarbeitet, wobei diese im Härtegrad stets variieren und einer (wie immer) vollkommen aus der Reihe fällt – in diesem Fall das instrumentale und fast schon progressive Intro, welches sicher der bisher komplexeste Instrumental Song von SHINING ist. Und der Opener gibt sich auch gleich so klassisch, wie er auf den Vorgängern hätte erscheinen können: Kratziger Klargesang und düstere Gitarren ziehen den Hörer in die Finsternis.
So erfüllt bereits der Opener „Vilja & dröm“ (Was so viel heißt wie „Wille und Traum“) die auf den Vorgängern gesetzten Ansprüche. „Framtidsutsikter“ kommt dann etwas verträumter und mit Clean-Gesang und Gitarren zu Beginn und schwarzmetallischem Ausbruch und E-Gitarren-Soli gen Ende daher und weiß zu gefallen. Auch ruhig und stimmungsvoll gibt sich „Inga broar kvar att bränna“. Wunderschöne Gitarren Melodien, suzidaler Gesang und Banjo – ja ein Banjo – ergeben hier ein wirklich sehr stimmungsvolles Gesamtbild und beweisen, das „IX - Everyone, Everything, Everywhere, Ends“ tatsächlich seine größten Stären (in den auch dominierenden) Low-Tempo Passagen hat. Denn auch wenn „Människotankens vägglösa rum“ einige geniale, wiederkehrende Gitarrenmelodien aufweist und „Besök från i(ho)nom“ einen wunderbaren Black-Progressive-Abschluss bietet, fehlt es den Stücken hier an Wiedererkennungswert. So ist das neunte Album der Schweden fast etwas kontrastlos. Ausgedehnte Keyboard-Passagen oder Industrial-Anleihen wie bei „FFF“ fehlen hier. Auch große Rock-Nummern wie „Plågoande o'helga plågoande“ wird man hier nicht finden, eingängige Refrains sucht man vergebens und ebenso wenig ist „IX - Everyone, Everything, Everywhere, Ends“ ein zweites „V – Halmstad“ geworden.
Kein schlechtes Album haben SHINING hier erschaffen, aber „IX - Everyone, Everything, Everywhere, Ends“ ist sicher kein neuer Höhepunkt ihrer Diskographie. Für langjährige Fans liefert das Werk sicher genau die richtige Dosis an selbstzerstörerischem Wahnsinn, doch wer SHINING erst noch kennen lernen will sollte lieber zu dem (teils) rockigerem „VI - Klagopsalmer“ oder dem facettenreichen „VII: Född Förlorare“ greifen.
Nach nur drei Jahren ist es da: SIGH’s zehntes Studio-Album! Seit 1990 sind die verrücken Japaner unterwegs. „Graveward“ ist nun die lang ersehnte Fortsetzung von „In Somniphobia“. Wohin wird SIGH uns dieses Mal entführen?
Quirlig und mit jeder Menge Pauken und Trompeten offenbart sich schon gleich der Opener „Kaedit Nos Pestis“: „I Was Born In Hell!“ SIGH glänzen in Stücken wie dem Opener und „The Tombfiller“ vor allem durch prägnante, kranke, weibliche Gesangspassagen – als Refrain. Das ist ziemlich verstörend, aber bei öfterem Hören auch ziemlich geil und fügt sich perfekt in das orchestrale Avantgarde Black Metal-Gewitter von SIGH. In „The Forlorn“ , „“Out Of The Grave“ oder „The Casketburner“ tritt kranker männlicher Gesang stärker in den Vordergrund. Gerade in letzterem überzeugt die elegante Verbindung aus Blächbläsern und metallischer Härte. Durchaus gelungen, wirken SIGH hier bald schon etwas thrashig und wie eine Mischung aus alten SODOM und der Blächbläser-Kapell . In „A Messanger From Tomorrow“ drosseln die Japaner das Tempo und setzen auf stimmungsvolle Orchestrierung. Bei „Dwellers In A Dream“ finden sich wieder thrashige Refrains und Blech-Orchester. Nicht schlecht, doch ziemlich anstrengend, merkt man bei SIGH auch 2015 wie dicht Genie und Wahnsinn bei einander liegen: Songs wie „The Moesters Of My Soul“ verlangen dem Hörer durch ihre kranken Sythie-Elektro-Dröhn-und-Piep-Passagen mit Verzerrungen aller Art schon echt einiges ab. Auch das stetige „Auf“ und „Ab“, die unfassbare Fülle an symphonischen Klängen und Krach, die Kombination von schrägem Gesang und erhabenen Melodien – Man muss das mögen und SIGH sind ganz gewiss keine Band für jede Stunde.
SIGH konnten sich mit „Graveward“ erneut behaupten und ihren Fans eine erneute Kostprobe der Extraklasse in Sachen japanischem Horror-Metal geben. Interessant, verstörend und genial!
Anspieltipps sind das geniale „The Tombfiller“, das härtere „The Forlorn“ und das atmosphärische „A Messanger From Tomorrow“ und das fast trashige „Dwellers In ADream“.
Ob es Gottes Wille war, dass eine bayrische Black Metal-Band an einem Kar-Freitag ihr Debüt-Album herausbringt, ist fraglich. WOLVES DEN machen sich jedenfalls keinen Hehl aus christlichen Feiertagen (warum auch?)und nennen ihre gute Nr.1 „Deus Vult“ – Gottes Wille also. Passend dazu zeigt uns das Art-Work einen düsteren Gesellen mit blutigem Messer und ein halbes Dutzend grausam Gepfählter.
Wer steckt hinter der (bisher) recht unbekannten Band? WOLVES DEN – Das sind niemand geringeres als Helge Stang (Ex-EQUILIBRIUM, ARAFEL), Manu Di Camillo (Ex-EQUILIBRIUM) und Mexx. Was die beiden Ex-EQUILIBRIUM-Mitglieder hier fabrizieren lässt sich trotz Helges Gesang jedoch nicht damit vergleichen.
WOLVES DEN spielen deutsch(sprachig)en Black Metal, wie man ihn sich nur wünschen kann: Düstere Atmosphäre hüllt sich an mächtige Riffs, dezente Background Chöre, Schlagzeug-Gewitter. Harte Dichtkunst in deutscher Sprache rundet das Ganze gekonnt ab, wobei auf Klargesang verzichtet wird. Hauptsächlich bewegen sich WOLVES DEN im Mid-Tempo-Bereich, scheuen aber auch nicht vor rasenden Passagen, wie uns der stellenweise ziemlich rasante Opener „Gedeih Und Verderb“ klar macht. Das Titel Stück indes arbeitet vermehrt mit Chören, in „Grau wie Nebel“ und „Dysterborn“ obsiegen düstere Melodien und schwarzmetallisches Gänsehaut-Feeling. Der Abwechslungsreichtum obsiegt, es wird nicht langweilig. Gerade Songs wie „Schwarzes Firmament“ oder „Sieche“ schaffen es durch ihre melodische Eingängigkeit schnell im Ohr hängen zu bleiben. Als eine wahre Perle entpuppt sich das dunkel-melancholische „Dysterborn“. Ein gruselig-majestätisches Intro und der melodische Epos „Mortis“ runden „Deus Vult“ letztlich ab.
Einen hervorragenden Start haben WOLVES DEN hier abgeliefert! Ein Black Metal-Debüt ohne nennenswerte Schwächen wurde geschaffen und bietet hoffentlich Grundlage für mehr! Fans von Bands wie IMPERIUM DEKADENZ, HELRUNAR, VARGSHEIM und LUNAR AURORA sollten hier unbedingt mal reinhören! Erwerben kann man die CD als Download oder Digi-Pack via Bandcamp-Onlineshop.