Eine Band wie TEARS FOR FEARS kommt ja bei einer Seite wie Metalinside.de eher selten vor – aber das 1989 veröffentlichte Album „The Seeds Of Love“ ist es wert – es gilt als Meilenstein der Musikgeschichte; zwischen Pop, Rock und New Wave. Und der Sound des typischen 80er-Albums wurde stark von Jazz und Blues beeinflusst, die meist überlangen Stücke (sechs bis über acht Minuten) hatten definitiv proggigen Charakter. Der Überarbeitung in eine BluRay-Version hat sich sogar unser guter alter Steven Wilson (PORCUPINE TREE, Produzent OPETH) angenommen, welcher ja weniger im Pop- als im Progbereich unterwegs ist. Besonders waren an „The Seeds Of Love” nicht nur die horrenden Produktionskosten (man sprach damals von über 1.000.000,- britischen Pfund), sondern eben der perfekte Sound, und dass einige Gäste die Songs noch interessanter gestalteten. So spiele Phil Collins bei der Single „Woman In Chains“ Schlagzeug. Oleta Adams war als Sängerin und Pianistin mit an Bord.
Der Opener „Woman In Chains“ ist als Pop-Rock-Ballade konzipiert, in dessen Mittelpunkt die Stimme von Oleta Adams steht und gibt die eher ruhige Richtung des Albums vor. Das folgende „Badman’s Song“ weist ausgefeilte Arrangements auf und wird trotz Überlänge nie langweilig. Über den danach platzierten Titeltrack „Sowing The Seeds Of Love“ braucht man dann eh‘ kein Word zu verlieren. TEARS FOR FEARS halten dieses Level bis zu „The Famous Last Words“. Ihr drittes Album hatte zwar eine geringere Hitdichte als der vier Jahre zuvor erschienene Vorgänger – wirkt als Ganzes aber reifer und offenbart eine Liebe zum Detail, die dazu führt, dass „The Seeds Of Love“ im Test der Zeit die Nase deutlich vorn hat.
Das Super-Deluxe-Boxset enthält vier CDs und eben jene Blu-Ray-Disc in 5.1-Sound sowie neben dem remasterten Original-Album noch 22 bisher unveröffentlichte Songs, unter anderem Demoversionen, Live-Takes und exklusive Session-Mitschnitte – sowie sämtliche B-Seiten und seltenen Mixes. Beim uns vorliegenden DigiPak enthält die zweite CD unter dem Titel „The Sun“ die Singles und B-Seiten zu „The Seeds Of Love”.
CD 1 - ORIGINAL ALBUM - REMASTERED:
01. Woman In Chains: 6:31
02. Badman’s Song: 8:32
03. Sowing The Seeds Of Love: 6:19
04. Advice For The Young At Heart: 4:50
05. Standing On The Corner Of The Third World: 5:33
06. Swords And Knives: 6:12
07. Year Of The Knife: 7:08
08. Famous Last Words: 4:26
CD 2 - THE SUN - 45’s AND B-SIDES:
01. Sowing The Seeds Of Love - 7" Version: 5:43
02. Tears Roll Down: 3:16
03. Woman In Chains - 7” Version: 5:28
04. Always In The Past: 4:38
05. My Life In The Suicide Ranks: 4:32
06. Woman In Chains - Instrumental: 6:30
07. Advice For The Young At Heart - 7” Version: 4:49
08. Johnny Panic And The Bible Of Dreams Instrumental: 4:18
09. Music For Tables: 3:32
10. Johnny Panic And The Bible Of Dreams Mix One: 6:22
11. Johnny Panic And The Bible Of Dreams Mix Two: 5:55
12. Sowing The Seeds Of Love - US Radio Edit: 4:04
13. Woman In Chains - US Radio Edit 1: 4:42
14. Advice For The Young At Heart - Italian Radio Edit: 3:40
15. Year Of The Knife - Canadian Single Version: 5:40
Nicht nur durch seine umtriebigen (und nebenbei großartigen!) Live-Aktivitäten hat sich das Trio aus dem Osten der Republik im Underground einen recht großen Namen erspielt, jedoch tun sich viele Leute mit dem sehr eigenen Stil der Herren K, P und T schwer, da bisher keines der Werke von ARROGANZ leichtfüßige, einfach zugängliche Kost bot. Von so etwas wie Eingängigkeit ist man auch auf „Morsus“, dem inzwischen fünften Langspielwerk seit der Bandgründung im Jahr 2008, weit entfernt. Mit der bewährten Mischung aus Death (etwas mehr)- und Black Metal (etwas weniger) und einem Schuss Breitwand-Doom wird nach dem psychedelischen Intro „Anodynon“ mit dem Titelsong gleich in die Vollen gegangen, bevor mit „Pain & Light“, dem verträumt-bösen „Sleepless Forever“, dem treibenden „Aurora Arroganz“, der kurzen Eruption „Sickpeopledie“ (eingeleitet vom Soundtrack-artigen Zwischenspiel „Guillotinen“), dem für ARROGANZ-Verhältnisse fast schon verspielten „Next Level Satan“ oder dem wiederum leicht verrauchten Abschluss „I Dealt With The Devil“ weitere, meist kurz gehaltete, Riff-lastige Untaten folgen. „Morsus“ lebt, wie seine ebenso starken Vorgänger, niemals von „Hits“ oder einprägsamen, „catchy“ Melodien, sondern von seiner bedrohlichen, gewalttätigen Atmosphäre, die sich wie ein schwarzer Faden durch das Album zieht. ARROGANZ sind, ganz in der Tradition von vielleicht CARNIVORE oder TOTENMOND, keine Konsenstypen, sondern zeigen uns auch im dritten Teil ihrer Trilogie (nach dem Album „Primitiv“ von 2017 und der EP „Erzketzer“ von 2018) bewusst den lang ausgestreckten Mittelfinger. Und das wie gewohnt auf sehr hohem Niveau!
Oh nö. Die schwedischen Black Metaller hatten schon auf dem Vorgänger „Likdagg“ einen gigantischen Griff ins Klo abgeliefert. Wird das jetzt bei dem dritten Album „Döden Nalkas“ besser, oder sind die Jungs um die Rythmusfraktion Fjellström, Sandin (beide bei IN BATTLE) und Fronter Sansvs unbelehrbar? Die Antwort ist klar, wenn man sich „Döden Nalkas“ anhört bzw. antut. Unbelehrbar sind die Jungs! Es wird laut; eine Stanzmaschine ersetzt die Drums, und ideenlose Gitarren werden zu einem völlig nervigen Gesamtpaket zusammengeworfen. Das ist kein Black Metal, nein, das ist einfach musikalischer Müll. Manchmal wird der D-Zug auch von unmotivierten Samples unterbrochen, deren Sinn wohl nur die Protagonisten verstehen werden. Der Song „Totalitarian Regime“ hat sogar noch einen gewissen musikalischen Ansatz, der in Folge aber wieder niedergestampft wird. Nichts gegen schnelle und harte Musik, aber ich verstehe die Intension hinter diesem Unfug nicht und fühle mich von dieser Scheibe persönlich beleidigt. Braucht kein Mensch!
Das doppelt gemischte Doppel aus Frankreich legt mit „Fortune’s Gate“ ihr langerwartetes Debütalbum vor. Vorher gab es ein aus zwei Songs bestehendes Tape und für eine deal- und albumlose Formation ungewöhnlich viele Liveshows. FURIES hinterließen unter anderem auf dem Hellfest, dem Rising Fest oder auch den Taunus Metal Meeting ihre beeindruckende Visitenkarte.
FURIES hauen uns flotten traditionellen Stahl um die Ohren, bei dem großen Wert auf starke Melodien gelegt wurde. Mal klingt man skandinavisch („Fortune’s Gate“), dann wieder eher US metallisch („You And I“) und auch landestypische Einflüsse gibt es zu bestaunen (beim auf Französisch intonierten und an MALEDICTION erinnernden „Antidote“).
Neben einer tadellosen instrumentalen Performance (feine Soli der beiden Gitarristen Billy Lazer und Sam Flash sowie kraftvolles Drumming von Bandgründerin Zaza Bathory), sind es vor Allem die außergewöhnlichen Vocals von Lynda Basstarde, die hier absolut zu überzeugen wissen. Keep It True Besuchern dürfte ihre Stimme auch in bleibender Erinnerung geblieben sein. Stand sie doch dort mit der französischen Legende SORTILÈGE auf der Bühne.
Weitere Highlights auf diesem wunderbar konsistenten Album sind das von einem feinen German Metal Riff angetriebene „Voodoo Chains“, das mächtige und mit stimmigen Tempowechseln überzeugende „Delusions Of Daylight“, das treibende „Prince Of The Middle East“ sowie das rasende „Unleash The Furies“.
Bei „Never Say Die“ kommen sogar leichte Thrash Elemente zum Zuge und die kurzen knackigen Licks lassen auch Friedman/Becker Fans mit der Zunge schnalzen.
Im unübersichtlichen Dschungel an 80er Jahre Heavy Metal Bands ragen FURIES auf jeden Fall positiv hervor und können mit einem eigenständigen Sound, der zwar die Wurzeln erahnen lässt, niemals jedoch kopiert, überzeugen. „Fortune’s Gate“ sollte jeden begeistern, dessen Herz für traditionellen Metal mit Hirn, Emotionen, Hingabe und einer Prise Humor schlägt.
Wäre diese Kapelle aus Schweden, hätten sie Old School-Claqueure schon als das nächste große Ding gehypt. Nun sind die FURIES aber aus Frankreich. Das ändert jedoch rein nichts an der Qualität des Vierers, der aus zwei Damen und zwei Herren besteht. FURIES starteten als „All-Girl“-Band, die 2015er-EP ist aber kein Maßstab mehr, weil aus dem damaligen Line-Up „nur“ Schlagzeugerin Zaza Bathory übriggeblieben ist. Das macht aber nix, denn die „neue“ Sängerin ist keine geringere als die in Frankreich bekannt-beliebte Lynda Basstarde alias Lynda Siewicz, die auch den Bass übernommen hat. Das ist die Frau, die dem SORTILÈGE-Auftritt beim KIT zuletzt einen magischen Glanz verliehen hat. Sie als die „französische DORO“ zu bezeichnen, verbietet sich schon allein, weil die ungefähr dreimal so groß ist wie das deutsche Aushängeschild, aber sympathische Ausstrahlung haben beide auf ihre Art eine ganz enorme. Und vor allem: Meine Herren, kann die Frau singen! Womit wir (endlich) bei der ersten ganzen FURIES-Scheibe wären... Natürlich ist es 80er-Metal, mit sachten Speed Metal-Einflüssen und viel Power. „Delusions Of Daylight“ macht richtig Tempo, die Gniedelei (wie am Anfang von „Never Say Die“) des Gitarren-Doppels Billy Lazer (Yeah!) und Sam Flash (Yeah! Yeah!) bleibt stets songdienlich, und alle zehn Songs klingen unheimlich kraftvoll. Und über allem liegt natürlich diese Stimme. Kräftig, melodiös – hach, alles. Zudem hält die Pariser Band die Energie spielfreudig über alle Songs hoch, es gibt keinen Ausfall. Egal, ob Tempo oder Stampfer („Fire In The Sky“) oder die absolute Speed-Hymne „Unleash The Furies“ – „juste des tueurs“! Und dann diese französischen Lyrics bei „Antidote“ . Oh, ist das Lied schön und noch besser als der Rest! (Meisenkaiser)
Jetzt wird es primitiv und räudig. Ganz genau meine Baustelle, und deswegen bewegen sich meine beiden Daumen automatisch nach oben. Das norwegische Trio besticht durch gnadenlos durchschlagenden Speed Metal, der einen hohen Thrash-Anteil aufweisen kann. Richtig böse wird „Seeds Of Death“ durch die angeschwärzte Stimme von Frontman Kato, welche immer durch einen leichten Hall-Effekt unterstützt wird. Klingt ein wenig nach ganz alten SEPULTURA oder SARCÓPHAGO und ist somit sehr Old School-angehaucht. Die Platte klingt niemals zu kompliziert, und schon beim ersten Testlauf von „Seeds Of Death“ wissen die Nackenmuskeln die Musik richtig einzuschätzen und können somit unkompliziert warmlaufen. Die Leadgitarren bedienen sich teilweise klassischer Heavy Metal-Melodien und tragen so zu einem gewissen Wiedererkennungswert der Songs bei, wobei dies niemals den Druck der sieben Songs nimmt. Die schwarze Suppe lässt sich 33 Minuten einfach nicht beim Kochen stören und bringt bei einigen Riffs den Topf zum Überkochen. So muss das sein! Hier wird nicht viel nachgedacht – hier wird einfach zusammengeführt, was zusammengehört, und das ist auch gut so.
„Seeds Of Death“ besticht durch einen sehr klaren Sound, der teilweise nicht ganz zu den Old School-Outputs passen will. Hier hätte man es noch ein wenig roher und unverfälschter belassen sollen, aber trotz des polierten Sounds verliert das Album in keinster Weise an seiner Boshaftigkeit. Der Evil-Faktor wird hier definitiv groß geschrieben und an jeder Ecke spielend umgesetzt. DREAM THEATER-Fans sollten sich eventuell eine andere Platte besorgen, aber die Leute unter Euch, die einfach mal musiktechnisch die Sau rauslassen wollen, denen sei „Seeds Of Death“ ans schwarze Herz gelegt.
Bei der Stilrichtung von SCHWARZER ENGEL sollen möglichst viele Musikliebhaber ins Boot geholt werden. Die Mischung aus NDH, Gothic und einer Prise Wave dürfte eine enorm große Zielgruppe ansprechen und für ordentliche Verkaufszahlen sorgen. Und hier habe ich persönlich ein Problem. „Kreuziget Mich“ kommt als Vorgeschmack für das kommende Album „7“ auf den Markt und soll einen kleinen Appetizer darstellen. Ok, das neue Album wurde Corona-bedingt auf das nächste Jahr verschoben, aber für mich stellt sich diese EP im Endeffekt nur so dar, eine schnelle Überbrückungsmark zu machen. Man kann dies als fanfreundlich auslegen, aber bei „Kreuziget Mich“ begleitet mich ein sehr fader Beigeschmack.
Der Titelsong „Kreuziget Mich“ überzeugt in jedem Fall in allen Belangen. Brachiale Gitarrenwände treffen auf brachiale Rhythmen und werden durch den Sänger Dave Jason überzeugend dominiert. Besonders durch den nicht originellen, aber überaus eingängigen Refrain, wird der Song seinen Platz in der Setlist der Band finden. Ein durchaus gelungener Song, der den Fans der Band alles liefert, was sie von SCHWARZER ENGEL erwarten. Mit „Teufel“ wird wieder tief in die NDH-Kiste gegriffen und bietet textlich gleich eine Verbindung zum neuen Album. Der Refrain sitzt, die Melodieführung ist passend und die Spannungsbögen perfekt gesetzt. Wieder ein Pluspunkt und ein weiterer Grund, sich die EP zuzulegen.
Tja, aber es gibt eben auch Gründe, sich dieses Werk nicht zu besorgen, und zu diesen kommen wir jetzt. „Paradies“ ist ein instrumentaler Song, welcher den Charakter eines Soundtracks besitzt. Hier fehlt einfach die Stimme des Fronters, hier fehlen die brachialen Gitarren, hier fehlt der Drive, hier fehlt einfach alles! Der Song lässt sich zwar gut hören, aber hat auf dieser EP einfach keine Daseinsberechtigung. Über Sinn und Zweck einer Club-Version von „Kreuziget Mich“ kann man streiten. Das Lied ist im Ursprung gut, aber braucht es eine Version, welches noch mehr EBM-Einflüsse einbringt? Klar, wäre in diversen Clubs bestimmt ein Tanzflächenfüller, aber macht es auf dieser EP Sinn? Für mich nicht.
Was bleibt, sind zwei gute Songs und zwei Musikbeiträge, die man sich auch hätte sparen können. Wer zehn Euro übrig hat und Fan der Band ist, der sollte über einen Kauf nachdenken. Allen Anderen würde ich das Ausharren auf des eigentliche Album „7“ empfehlen und diese halbgare Aktion nicht zu unterstützen. Fanfreundlich wäre es gewesen, diesen Output als kostenlosen Download anzubieten oder die zwei echten Songs an das neue Album anzuhängen. Somit wird von mir die Sinnhaftigkeit von „Kreuziget Mich“ in Frage gestellt.
Dass ich mir QUEEN mit einem anderen als Freddy Mercury am Mikro je anhören oder gar ansehen werde, habe ich schon vor Jahren für mich ausgeschlossen. War doch mein allererstes größeres Konzert eben jene QUEEN mit Freddy anno 1986 – unvergleichlich, prägend. Und das, was ich da mitnahm, was Freddy auf der Bühne ablieferte, was für mich QUEEN war, soll durch nichts beeinträchtigt werden. Nichtsdestotrotz bleibt die Musik unvergessen, möchten Fans sie live hören, sind QUEEN-Musiker und Komponisten noch aktiv. Und so gehen Brian May und Roger Taylor mit ihrer Version von QUEEN weltweit auf Tour – und das mit ungeheurem Erfolg. Als Sänger holten sie mit ADAM LAMBERT jenen „American Idol“-Teilnehmer ans Mikro, welchen sie 2009 im Finale der achten Staffel unterstützen. Der Amerikaner aus Indianapolis hatte bereits als Solo-Künstler viel Erfolg (u.a. ein Nummer 1-Album in 2012 in den USA) und kooperiert mit QUEEN seit damals. Für 2020 war nun eine große Europa-Tournee im Plan, welche auf Grund der Covid-19-Pandemie erstmal auf 2021 verschoben wurde. Sozusagen als Ersatz gibt es jetzt unter dem Titel „Live Around The World“ QUEEN + ADAM LAMBERT als Konserve – will meinen, in Bild und Ton als CD und Blu-Ray.
Das vorliegende Digipak enthält dabei auf CD 20 Live-Mitschnitte aus den Jahren 2014 bis 2020 in der Reihenfolge eines imaginären Konzertes – ausschließlich QUEEN- und (zwei) FREDDY MERCURY-Hits (siehe Tracklist unten). Die Blu-Ray hat mit einem Drum- und einem Gitarrensolo noch zwei Tracks mehr zu bieten. Soundmäßig ist das im Rahmen – sollte man aber laut hören; der Kenner hört natürlich deutlich Unterschiede zu den Originalsongs. Aber eben nicht nur der Gesang (ADAM LAMBERT macht das außerordentlich gut), sondern die Songs wurden zum Teil anders interpretiert und die Arrangements angepasst. Dabei wurde kein Song „verhunzt“ – das hat alles Hand und Fuß und darf so neben den Originalen, ohne sie zu gefährden, bestehen. Der Anfang ist mit „Tear It Up“ etwas sperrig, aber dann fängt es an, Spaß zu machen. Das erste Mal horche ich richtig auf als Lambert „Don’t Stop Me Now“ intoniert – das hat was, das kann er. QUEEN + ADAM LAMBERT sind nicht QUEEN mit Freddy, sind aber definitiv auch keine Cover-Band. Nachfolgend spielt man sich gekonnt durch eine Best-Of, bei der sich Rocker und Balladen abwechseln. Dass man einige Songs vermisst, die sicherlich auch live in den letzten Jahren dabei waren, finde ich aber schade – mir persönlich fehlen da zum Beispiel „One Vision“ und „I Want It All“ oder meinen Lieblingssong „‘39“. Platz dazu wäre zumindest auf der Blu-Ray noch gewesen. Allerdings halte ich es auch für kaum verzeihlich, dass man bei „Bohemian Rhapsody“ den kultigen, mehrstimmigen, opernmäßigen Zwischenpart gestrichen hat. Das wiegt den coolen Übergang zu „Radio Ga Ga“ nicht auf. „Who Wants To Live Forever“ ist dabei ein emotionaler Höhepunkt – auf CD wie auch auf Blu-Ray. Und auf eben jener Blu-Ray machen die riesigen Bühnen, die aufwändigen Shows und die Reaktionen des Publikums einiges her. Dass die Aufnahmen von verschiedenen Locations und aus unterschiedlichen Jahren stammen, wirkt hier gar bereichernd. Als visuelles Highlight sei hier mal die Aufnahme des Songs „Fat Bottomed Girls“ genannt - bei dem Konzert in Dallas bieten die Dallas Cowboys-Cheerleaders einen echten Hingucker. Aber auch die Publikumsinteraktionen bei „Don't Stop Me Now“ (Lissabon) und „Radio Ga Ga“ (Sydney) kommen gut.
Fazit: Auch wenn man sich QUEEN ohne FREDDY MERCURY nicht vorstellen mag – mit ADAM LAMBERT sind Brian May und Roger Taylor deutlich mehr als eine Cover-Band. „Live Around The World“ darf man sich also durchaus antun.
Tracklist (CD/Vinyl):
1. Tear It Up (May) The O2, London, UK, 02/07/2018
2. Now I'm Here (May) Summer Sonic, Tokyo, Japan, 2014
3. Another One Bites The Dust (Deacon) Summer Sonic, Tokyo, Japan, 2014
4. Fat Bottomed Girls ft. Dallas Cowboys Cheerleaders (May) American Airlines Center, Dallas, USA, 2019
5. Don't Stop Me Now (Mercury) Rock In Rio, Lisbon, Portugal, 2016
6. I Want To Break Free (Deacon)&xnbsp;Rock In Rio, Lisbon, Portugal, 2016
7. Somebody To Love (Mercury) Isle of Wight Festival, UK, 2016
8. Love Kills - The Ballad (Mercury/Moroder) iHeart Radio&xnbsp;Theater, Los Angeles, USA, 2014
9. I Was Born To Love You (Mercury) Summer Sonic, Tokyo, Japan, 2014
10. Under Pressure (Queen/Bowie) Global Citizen Festival, New York, USA, 2019
11. Who Wants To Live Forever (May)&xnbsp;Isle of Wight Festival, UK, 2016
12. The Show Must Go On (Queen)&xnbsp;The O2, London, UK, 04/07/2018
13. Love Of My Life (Mercury) The O2, London, UK, 02/07/2018
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album „3D“, welches die konsequente Fortführung des Erfolgsalbums „Halt Mich Fest“ bedeutet. Wie empfindet Ihr die ersten Reaktionen auf Euren neuen Output?
Vielen Dank! Die Platte kommt bei den meisten Fans und Rezensionen sehr gut an. Darüber freuen wir uns natürlich. Aber klar, es gibt auch kritische Stimmen, das bleibt nicht aus. Aber insgesamt sind die Reaktionen sehr positiv.
Warum hat es geschlagene drei Jahre gedauert, bis wir in den Genuss von „3D“ kommen durften, und was steckt überhaupt hinter dem Albumtitel „3D“?
Wir brauchen halt immer etwas um uns aus dem Schreibtief nach einem Album-Release wieder raus zu kämpfen. Album-Depression! Letztlich finde ich aber einen Abstand von zwei bis drei Jahren eigentlich auch cool. Man darf nicht zu viel machen, sonst sind es sie Leute vielleicht auch irgendwann mal über. „3D“ kam uns so in den Sinn und eigentlich, wenn man DRITTE WAHL heißt, dann hätte man in den 32 Jahren auch schon mal früher auf die Idee kommen können, ein Album so zu nennen. Liegt ja an sich auf der Hand! Unser Grafiker und unser Lichtdesigner für die Live-Konzerte waren mit dem Thema auch ganz zufrieden. Da kann man gut mit arbeiten. Letztlich haben wir nun sogar einen gleichnamigen Song auf der Platte, also alles in Allem eine runde Sache.
Jetzt müssen wir leider zu einem Thema kommen, welches in diesem Interview angesprochen werden muss. Als Punkrock-Band seid Ihr nicht nur für gute Platten bekannt, die Mehrzahl der Fans wird Euch aber wegen Euren starken Live-Auftritten lieben. Dieser Faktor fällt ja Corona-geschuldet erst einmal aus. Wie geht Ihr mit der Situation um? Ein neues Album ohne Tour muss für DRITTE WAHL doch irgendwie eine traurige Episode der Bandgeschichte sein?
Tja, es ist bitter und hart, aber es liegt nicht in unserer Hand. Wir haben länger überlegt, ob wir die Platte jetzt rausbringen, aber wer weiß, wann es weitergeht?! Nachher warten wir ein bis zwei Jahre und bringen dann ein altes Album raus, das wir selbst nicht mehr hören können?! Noch sind die Songs frisch, und wir wollten einfach, dass sie jetzt gehört werden und nicht erst in einer unbestimmten Zukunft. Mit einer Tour wäre es aber natürlich schöner!
Durch die fehlende Tour werden Euch als Vollzeitpunks auch Einnahmen wegbrechen. Ist dies bei einer Band Eurer Größenordnung schon existenzgefährdend?
Bei uns als Band geht es noch. Unsere Fans sind wirklich super solidarisch, und sie haben uns unseren Internet-Shop nahezu leer gekauft. Das wird natürlich mit der Zeit verständlicherweise auch weniger, aber uns geht es ganz gut. Ich denke mehr an unsere Crew und die Clubs und ihre Crews. Für die sind das jetzt ganz harte Zeiten. Wir drücken allen die Daumen, dass sie diese Situation, in die sie ja unverschuldet hineingeraten sind, wohlbehalten überstehen. Vielleicht hilft ja die Politik doch noch etwas aus, obwohl meine Hoffnung da gering ist. Kultur kann halt nicht fliegen oder fahren!
Ihr arbeitet immer noch gerne im Do-It-Yourself-Verfahren, was bedeutet, dass „3D“ auf dem bandeigenen Label erscheint. Ist dies in der heutigen Corona/Spotify/MP3- Welt die einzige Möglichkeit, noch echtes Geld mit einer Veröffentlichung zu machen?
Naja, draufzahlen werden wir bei der Produktion von „3D“ hoffentlich nicht, und es wird auch etwas hängen bleiben, wenn es so läuft wie gewünscht, aber eigentlich schiebt man heute mit einer Platte immer auch die Tour an. Wir hoffen natürlich, dass die Leute trotzdem kommen, wenn es wieder weitergeht und nicht denken, „jetzt kommen DRITTE WAHL mit einem alten Album um die Ecke“!
Euer Album kategorisiert Ihr mit „Unterhaltung mit Haltung“, und somit finden sich wieder viele politische Songs auf „3D“. Als Beispiel möchte ich „Brennt Alles Nieder“ nennen, bei dem man schon eine gewisse Wut in Euch bemerken kann. Nach 32 Jahren DRITTE WAHL seid Ihr noch immer nicht müde, die Finger in Wunden zu stecken. Wird man nicht langsam altersmüde und stumpft ab, oder ist dies Euch eine Herzenssache?
Tja, die Altersmilde scheint noch etwas auf sich warten zu lassen. Wir sind aufmerksame Menschen und verfolgen das Geschehen in Deutschland und der Welt recht genau. Und wir können einige Geschehnisse aus der Vergangenheit nicht einfach so vergessen. Bei „Brennt Alles Nieder“ geht es zum Beispiel um die Geschichte in Rostock Lichtenhagen 1992. Das ist fast 30 Jahre her, aber man hat heute das Gefühl, es könnte jeden Tag etwas Ähnliches oder sogar Schlimmeres passieren. Wenn man sieht, dass heute Rechtsradikale gezielt oder wahllos Menschen ermorden, bekommt man einfach eine Mega-Wut, auch auf die Politik, die jahrelang nur nach links geschaut hat und noch heute immer vor den Gefahren von Rechts- UND Linksextremen warnt. Es ist einfach nicht die Zeit um das stillschweigend hinzunehmen.
Politisch ward und seid Ihr textlich als auch mit Aussagen immer politisch gewesen und habt Flagge gezeigt. Viele von Euch (oder alle?) haben Familie und Kinder. Gebt Ihr Eure Haltung auch an die nachfolgende Generation weiter, und wie steht diese zu dem Job ihrer Väter?
Ja klar, wir reden zuhause viel über Politik, und die Kids haben schon sehr vernünftige Ansichten. Das ist uns ziemlich wichtig, denn Veränderung fängt erst mal bei jedem selber an.
Euch war als Künstler immer wichtig, Eure Freiheit zu behalten und euer Ding durchzuziehen. Gab es in Eurer Karriere auch Momente, wo mit Geldscheinen gewedelt wurde um Euch für den Mainstream salonfähig zu machen?
Nein. Es gab mal hier und da Angebote für Plattenverträge, aber ohne dass man an unseren Songs oder unserem Stil rumpfuschen wollte. Bei einer Offerte gab es damals allerdings eine Klausel, dass wir in den nächsten drei Jahren jährlich ein neues Album liefern sollten. Zeitdruck kommt für uns aber nicht in Frage, und überhaupt finden wir das ganz cool, autark zu sein.
Ihr habt schon immer ein wenig mit dem Metal kokettiert. Ich z.B. bin vor einer halben Ewigkeit mit DRITTE WAHL durch einen Rock Hard-Sampler-Beitrag auf Euch aufmerksam geworden. Mit „Fabelhafte Vorrausetzungen“ wird wieder der Dampfhammer rausgeholt. Zielt Ihr hier bewusst auf die Zielgruppe der Metaller ab, oder liegt Euch der Metal einfach im Blut?
Nein, das ist kein Kalkül. Das ist einfach passiert. Wir hatten die Idee, und weil wir alle mehr oder weniger mit Metal aufgewachsen sind, waren wir auch offen für etwas ruppigere Klänge. Wir versuchen zu vermeiden, „gewollte Musik“ zu machen.
Interessant ist bei diesem Song auch der textliche Hintergrund. Hier schießt Ihr besonders politisch auf alles und jeden. Könnt Ihr mir hier mehr Hintergrundinformationen geben?
Na, es geht um die aktuelle Zeit, in der so merkwürdige und gefährliche Leute an den längsten Hebeln der Macht sitzen. Dass solche Menschen wie Trump oder Bolsonaro in demokratischen Ländern gewählt werden könnten, hätten wir eigentlich gar nicht für möglich gehalten. Mit diesen Gestalten wird die große Weltpolitik völlig unberechenbar, und wir sehen darin eine große Gefahr für den Frieden auf der Erde.
32 Jahre DRITTE WAHL. Wie wird es für Euch weitergehen? „3D“ zeigt noch den gleichen Hunger wie zu Gründungszeiten, aber wie lange könnt Ihr den Laden noch am Laufen halten, und wie sieht das Leben nach DRITTE WAHL aus? Gibt es hier schon einen Plan B?
Wir haben ja vor zwei Jahren zu unserem 30. Geburtstag „Bergfest“ gefeiert und uns damit auf insgesamt 60 Jahre DRITTE WAHL festgelegt. Wir machen also bis 2048 weiter und haben danach noch Zeit, eine Familie zu gründen oder eine Solokarriere zu starten. Die nächsten 28 Jahre sind also verplant und es gibt keinen Plan B.
Die Charts sind Euch nicht fremd. Euer letztes Album konnte die Top 15 erreichen, und somit bestimmt auch neue Fans an Bord holen? Wie wichtig war Euch nach der jahrelangen Arbeit und dem ständigen Touren ein solcher Erfolg?
Ach, es ist eigentlich nicht soooo wichtig, aber es schmeichelt schon. Natürlich haben wir darauf geschaut, wo wir landen, und selbstverständlich haben wir uns über Platz Sechs der deutschen Albumcharts gefreut. Alles Andere wäre gelogen, aber es verändert für uns nicht die Welt oder die Art und Weise, wie wir an die Musik heran gehen.
Wenn die Welt wieder eine bessere und somit Corona-freie Bühne wäre, mit welcher Band würdet Ihr gerne auf Tour gehen, und welchem Musiker würdet Ihr gerne mal die Hand schütteln?
BAD RELIGION wäre ein Traum! NOFX auch, aber es gibt so viele tolle Bands, mit denen wir liebend gern mal die Bühne teilen würden! Es ist schwer, da einzelne Formationen hervor zu heben. Wir haben ja noch etwas Zeit und können das alles in Ruhe angehen. Wir sind immer noch gespannt, was die Zukunft bringen wird.
Wir danken für das Interview, wünschen Euch viel Erfolg mit „3D“ und freuen uns auf noch viele gemeinsame Jahre!
Vielen Dank für´s Interesse und auch Euch alles Beste für die Zukunft!