Review:

Leadbreaker

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Schweden, klassischer 80er Stahl, authentisch von Jungspunden dargeboten. Da war doch schon mal was. Und auch wenn so mancher so langsam die Nase voll von nordischem Oldschool-Fanatismus hat: das geht sowohl dem Rezensenten als auch LEADBREAKER ganz ohrenscheinlich am Allerwertesten vorbei. Die naive Unbekümmertheit, mit der die geschmackvoll gekleideten Herren loslegen, weiß sofort zu begeistern, und der mit Proto-Speed-Versatzstücken angereicherte Heavy Metal animiert zum Headbangen, Fistraisen und Mitgrölen. Wer mit den Namen JAGUAR, ACID, THRUST, EXCITER, LADY KILLER, LAWLESSNESS oder auch THE RODS etwas anfangen kann, und dessen Geschmack sich seit 1983 richtigerweise nicht verändert hat, der darf sich bei LEADBREAKER gerne in die eigene Jugend zurück beamen lassen. Angefangen beim flotten „Wild And Free“ über das pumpende und mit einem Killer-Riff versehene „Sacrifice“ bis hin zum energetischen „Torture (In The Night)“ macht die Scheibe einfach Spaß. Ihr Gesellenstück liefern LEADBREAKER mit dem elfminütigen Longtrack „New World Order“ ab. Da blitzt dann neben aller punkiger Rohheit auch mal songwriterische Finesse auf und bietet einen kleinen Ausblick auf das, was da in Zukunft noch möglich sein wird. Auch wenn es genau diese rustikale „Scheiß-auf-alles-Attitüde“ ist, die den besonderen Reiz des LEADBREAKER-Debüts darstellt.

LEADBREAKER heben die musikalische Welt nicht aus den Angeln, versetzen den Hörer aber für gut 50 Minuten nach Lauda-Königshofen in eine Welt aus Stahl, Schweiß und guter Laune, und allein dafür bin ich den Schweden im Jahre 2020 unendlich dankbar.

Ach ja…eigentlich reicht ein Blick aufs Cover, und man weiß, dass es ´ne klasse Scheibe sein muss. Faust mit brennender Kette rult halt immer supreme.

 

Leadbreaker


Cover - Leadbreaker Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 50:19 ()
Label:
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Review:

The Makarrata Project (Mini-Album)

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18 Jahre ist es her, dass MIDNIGHT OIL aus Australien eine Veröffentlichung vorzuweisen hatten – ihr großer Erfolg „Diesel And Dust“ stammt gar aus 1987. Danach konnten sie noch mit den Alben „Earth And Sun And Moon“ (1990) und „Blue Sky Mining“ (1993) Erfolge feiern. In jener Bandbesetzung - Peter Garrett (Gesang), Martin Rotsey (Gitarre), Bones Hillman (Bass), Jim Moginie (Keyboard) und Rob Hirst (Schlagzeug) – hat man nun ein Mini-Album aufgenommen, welches sich um ihr Lieblingsthema dreht: die Wiedergutmachung des Unrechtes des weißen Mannes an den Aborigines. Um die Botschaft standesgemäß zu präsentieren, hat man sich zu jedem Song mit Gastmusikern verstärkt (so zahlreich, dass die Aufzählung das Maß des Reviews sprengen würde). Und auch wenn ich die Botschaft verstehe, die Peter Garrett & Co. hier präsentieren, ja, sie vollends unterstütze, fehlt mir leider das Flair der „alten“ MIDNIGHT OIL-Scheiben. Ein musikalischer Funke will bei „The Makarrata Project“ nicht überspringen. Man agiert mit verschiedenen Stilen und Tempi – Punkrock, Ballade, Pop, Folk – ist aber in Summe ein an sich eher leises Album, dem man MIDNIGHT OIL zwar anhört, das aber irgendwie doch nicht so richtig MIDNIGHT OIL ist.
„Gadigal Land“ kommt dem alten Sound noch am nächsten und rockt zumindest etwas, „Wind In My Head“ ist ein gelungener Akustik-Track – die beiden Songs haben was. Das gesprochene Statement zum Schluss, welches die verfassungsmäßige Anerkennung indigener Australier fordert, ist wichtig – ob es was auf einem MIDNIGHT OIL-Album zu suchen hat, darf man sich aber schon fragen. Somit kann ich „The Makarrata Project“ eigentlich nur eingefleischten Fans der Band empfehlen.
 

1. First Nation (feat. Jessica Mauboy & Tasman Keith)

2. Gadigal Land (feat. Dan Sultan, Joel Davison, Kaleena Briggs & Bunna Lawrie)

3. Change The Date (feat. Gurrumul Yunupingu & Dan Sultan)

4. Terror Australia (feat. Alice Skye)

5. Desert Man, Desert Woman (feat. Frank Yamma)

6. Wind In My Head [Makarrata version] (feat Kev Carmody & Sammy Butcher)

7. Uluru Statement From The Heart (read by Pat Anderson, Stan Grant, Adam Goodes, Ursula Yovich & Troy Cassar-Daley) / Come On Down (feat. Troy Cassar-Daley)

 

The Makarrata Project (Mini-Album)


Cover - The Makarrata Project (Mini-Album) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 33:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Helvetin Hardcore

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Nicht so ganz zeitnah kommt die Warnung vor´m helvetinischen Hardcore im Jahre 2020. Denn die namenstiftende A-Seite nahmen VAROITUS schon 2019 auf. Die B-Seite, betitelt „Maailman Koulema“, stammt sogar von 2017. Ein weiterer Irrtum: Es handelt sich trotz der finnischen Texte um eine schwedische Band, und auch mit der Schweiz haben die Herrschaften wenig zu tun. Ist aber auch wurscht, denn die höllische Scheibe ist genauso zeitlos wie international funktionstüchtig. Denn dreckiger Punk mit Crust- und Metal-Schlagseite funktioniert immer und überall. Das „180g Black Vinyl”, in der ersten Pressung auf 300 Exemplare limitiert, enthält acht Stücke, jedes für sich eine Ode von Wut und Aggression. Voller Tempo prügeln sich die Skandinavier durch die Viertelstunde – Verluste sind eingeplant, vor allem wegen des eindimensionalen Brüllstücks. Stücke wie „Uskonto On Syöpä“ versetzen den geneigten Alt-Punk dafür in die Gründer-Ära von GBH und DISCHARGE, als die noch wirklich motiviert waren. Toll. Eine weitere Reminiszenz an die guten, alten Tage ist „Nukke“, eine Cover-Version der sagenumwobenen finnischen Punk-Mitbegründer KAAOS. Doch trotz aller nostalgischen Anwandlungen wirkt das bei Religious Vomit erschienene Produkt keineswegs altbacken, sondern ziemlich frisch. Ist ja auch kein Wunder, denn für Wut und Aggression gibt es dieser Tage ja mehr als genug Gründe. In diesem Sinne: Holt euch diesen hingekotzten Klumpen Gekloppe und Geschrei. Wer kein Vinyl will, bekommt via Bandcamp sicher die gewünschte D-Beat-Alternative.

 

Helvetin Hardcore


Cover - Helvetin Hardcore Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 12:42 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Treibhauseffekt im Krankenhaus – Die Untoten sind zurück.

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Interview

Was waren denn die Hauptgründe dafür, dass EVILDEAD gerade jetzt wieder zusammengefunden haben? Und warum waren frühere Versuche nicht erfolgreich?

Glaub es oder nicht: Ron Alaniz plante seine Geburtstagsfeier, und er wollte, dass alle Bands und Projekte, in denen er jemals gespielt hat, an diesem Abend auftreten sollten. Er spielte wirklich die ganze Nacht Schlagzeug. Es war unglaublich, ihm zuzusehen, wie er ein Set nach dem anderen absolvierte. Nach sieben Bands habe ich aufgehört zu zählen. Auch EVILDEAD spielten einen kurzen Set, an dem auch Joe Montenegro, der Drummer des „Live Evildead“-Albums teilnahm. Und wir spielten noch ein Set mit ein paar klassischen Jams. Nach dieser Party bekamen wir immer mehr Anfragen von Leuten, die uns spielen sehen wollten. Wir spielten dann einige lokale Shows, und dann wurde es immer größer. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so viele EVILDEAD Fans gesehen zu haben. Das hat mich schwer beeindruckt.

Verfolgt Ihr einen bestimmten Masterplan, wie EVILDEAD klingen müssen?

Wir wollten das beenden, was wir vor vielen Jahren angefangen haben. Wir wollten den Stil unserer früheren Werke beibehalten. Wir führten anfänglich eine Diskussion darüber, welchen Weg wir einschlagen wollen, und es stellte sich sehr schnell heraus, dass es zwar ein neues, aber klassisches EVILDEAD-Album werden sollte. Der Prozess lief ganz natürlich ab. Und alles schien sich von allein zusammenzufügen: Der Sound, das Label, der Produzent sowie der Cover-Künstler.

War es schwierig, Produzentenlegende Bill Metoyer für die Produktion zu gewinnen?

Ich habe es seit AGENT STEEL-Zeiten geliebt, mit Bill Metoyer zu arbeiten. Ich habe wirklich sehr gehofft, dass er Interesse haben würde.

Bill ist ein vielbeschäftigter Mann und ständig ausgebucht. Also dachten wir, dass er, selbst wenn er Interesse haben sollte, schlicht keine Zeit für uns haben würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Er nahm sich die Zeit für EVILDEAD, wann immer er konnte und betreute die Aufnahmen von den Demos bis zum Schluss.

Was würde Dein 20-jähriges Ich sagen, wenn ihm jemand sagen würde, dass er im Jahr 2020 immer noch Thrash Metal-Alben veröffentlichen wird?

Eher andersherum wäre es spannend. Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass ich gesund essen, mehr Sport treiben und mich prinzipiell besser um meine Gesundheit kümmern sollte. Naja, das mit dem Sport versuche ich zumindest, und für alles Andere gibt es „Lipitor“! Lol

Ist es eigentlich frustrierend, dass Ihr bereits 1991 über den von Menschen gemachten Klimawandel gesungen habt, und selbst 29 Jahre später diskutieren immer noch Menschen darüber, ob es diesen Klimawandel überhaupt gibt?

Das ist absolut frustrierend. Auf dem neuen Album haben wir mit „Greenhouse“ einen Song, der das gleiche Thema wie „Global Warming“ behandelt. Wir müssen diesen Song wohl sehr oft und sehr laut spielen, wenn sich Dinge eventuell zum Besseren wenden sollen. Aber im Moment geht es mehr ums nackte Überleben.

Eure Texte sind politischer als jemals zuvor. Seid Ihr der Meinung, dass es in der Verantwortung von Musikern ist, ihre Stimme zu erheben, auch auf die Gefahr hin, einige Fans zu verlieren? So wie es aktuell z.B. Alex Skolnick mit seinen „Raps“ macht?

Wir würden unsere Hörer nie in die eine oder andere Richtung beeinflussen wollen. Wir selbst haben in der Band ganz unterschiedliche politische Meinungen und Ansichten. Aber es funktioniert, weil wir uns auf die gleichen menschenrechtlichen Grundlagen verständigen können. Wenn diese verschiedenen Sichtweisen in unsere Songs einfließen, habe ich jedoch kein Problem damit.

Die meisten Leute denken, dass Ihr Euch nach dem Release von “Live.... From The Depths Of The Underworld” aufgelöst habt. Allerdings ändertet Ihr Euren Namen in TERROR und veröffentlichtet 1997 ein weiteres Album in spanischer Sprache mit dem Namen “Hijos De Los Cometas”, sowie eine weitere EP im darauffolgenden Jahr. Was waren denn die Gründe für den Namenswechsel?

Nach der Live-EP schlug das Leben zu, und manche Leute aus der Band entwickelten sich in andere Richtungen, und irgendwann war der Punkt gekommen, an dem wir es nicht mehr ehrlich fanden, das ganze EVILDEAD zu nennen und gründeten eine neue Band.

Als Du und Juan bei AGENT STEEL eingestiegen seid, waren TERROR ja noch aktiv (um ehrlich zu sein gab mir Noe Rivera die besagte EP, während der AGENT STEEL-Show in Wacken). Waren dann trotzdem AGENT STEEL der Grund dafür, dass sich TERROR bald daraufhin auflösten?

Das mag wohl der Hauptgrund gewesen sein. Aber gerade Noe Rivera hat auch am „Omega Conspiracy“-Album von AGENT STEEL mitgewirkt, und wir sind bis zum heutigen Tage alle noch sehr gut miteinander befreundet. Außerdem sind wir dankbar für die gemeinsame großartige Zeit.

Welchen Status haben EVILDEAD heute in Euren Leben? Da Juan ja noch bei BODY COUNT spielt, und Du hauptberuflich in einem Krankenhaus arbeitest.

Mittlerweile sind wir natürlich alle erwachsen geworden, und jeder hat seine Verpflichtungen, die wir jedoch respektieren. Manche von uns haben Kinder, Vollzeitjobs oder andere musikalische Karrieren, aber wir bekommen den Spagat ganz gut hin.

Wie bist Du Denn durch den ersten Lockdown gekommen, bzw. wie erlebst Du die aktuelle Situation?

Ich bin verantwortlich für Herzsonografien im örtlichen Krankenhaus und stand vor einigen neuen und tödlichen Herausforderungen. Als es losging, hatten wir nach einigen Wochen keine Schutzausrüstung mehr, und ich musste Covid-19- Patienten versorgen, ohne mich richtig schützen zu können. Ich benutzte eine alte Lesebrille, um meine Augen zu schützen und verwendete meine Maske mehrfach. Allein in meiner Abteilung steckten sich drei Kollegen mit Covid-19 an. Meine Tests waren zum Glück alle negativ. Allerdings habe ich auch am Meisten mit Covid-19-Patienten gearbeitet, da viele meiner Kollegen entweder selbst gesundheitlich vorbelastet sind oder Kinder haben. Anfang März war das Risiko wohl am Größten. Meine Frau arbeitet auch im medizinischen Feld, und wir schworen uns, dass wir das zusammen durchziehen werden. Ich habe viele Menschen gesehen, die es nicht geschafft haben und einsam in der Isolation starben. Es war eine beängstigende Zeit. Bezüglich EVILDEAD waren wir zu dieser Zeit aber schon zu 80% mit dem Album fertig und konnten den Rest dann auch noch sicher fertigstellen.  

Mittlerweile habe ich die Entscheidung getroffen, weniger zu arbeiten und das Risiko zu reduzieren. Ich hatte bis jetzt unglaublich viel Glück und sollte das nicht überstrapazieren. Viele andere hatten dieses Glück nicht. Ich habe vor Kurzem meinen Vater verloren, der zumindest indirekt von dieser Pandemie betroffen war. Für viele, die mit Depressionen kämpfen, sind die Isolation und das Alleinsein ein großes Problem. Das betrifft vor Allem unsere älteren Mitmenschen.

Ich weiß, dass es im Moment fast unmöglich ist, verbindliche Pläne zu machen, aber habt Ihr Pläne, 2021 nach Europa zu kommen?

Wir haben auf jeden Fall Pläne. Gerade eben haben EVILDEAD bei einer großen europäischen Konzertagentur unterschrieben. Jetzt heißt es Daumen drücken für 2021!

Danke für Euren Support und euer Interesse.

Vielen Dank für Deine Zeit!



Review:

Alchemy Of Souls, Part 1

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Hätte ich Ronnie Romero etwas raten dürfen, ich hätte auch die Rückkehr zu seiner Stammband LORDS OF BLACK für gut geheißen - der Band, bei der er von Ritchie Blackmore entdeckt worden ist, und die mit Gitarrist Tony Hernado einen hervorragenden Songwriter und Bandkopf besitzt. Nun, der zwischenzeitlich zum Sangessöldner mutierte chilenische Barde hat genau diesen Schritt vollzogen, und das spanische Quartett legt mit "Alchemy Of Souls, Part 1" heuer sein viertes Album vor.

Waren die ersten beiden Alben von LORDS OF BLACK überzeugende und packende Power Metal-Juwele, konnte das dritte Werk bei Weitem nicht mehr so punkten. Das lag vielleicht an dem immensen Erfolg des Sängers und der damit verbundenen Mehrbelastung und/oder der damit einhergehenden veränderten Bandstatik. Letztgenanntes ist geklärt; ein neuer Schlagzeuger (Johan Nunez/FIREWIND) sorgt intern für mehr Ruhe, und Hernado und Romero ziehen wieder gemeinsam an einem Strang. Das kommt dem neuen Album zugute, es wirkt gebundener und bestimmter als der Vorgänger.

Mitreißende Gitarrensalven starten "Dying To Live Again", ehe der hymnische Refrain zupackt und das Album verheißungsvoll eröffnet. "Into The Black" zeigt sich variabel: mal drückend, mal erzählerisch. Tony Hernado gelingt es, mit seinem auffälligen Spiel immer wieder intelligent Akzente zu setzen und so Spannungsbögen in die Songs zu weben. Ronnie Romero zeigt ein weiteres Mal, warum er zur Zeit einer der begehrtesten Sänger im Heavy Metal ist. Pure Kraft, Melodie und Emotion flechtet er wie kaum ein anderer gesanglich ineinander. "Tides Of Blood" ist ein Hybrid aus BLACK SABBATH und DIO, und ich verstehe die sehr an Ronnie James Dio mahnende Gesangsdarbietung als Verneigung vor Ronnie Romeros Idol. "Closer To Your Fall" schwankt zwischen Melodic Rock und Metal und macht dies mit einer Eindringlichkeit und Melodie, die zum Kniefall einladen. Zu guter Letzt beschließt ein wuchtiger, zehnminütiger Monolith als Titelsong das kurzweilige und gehaltvolle Album.

Mit "Alchemy Of Souls, Part 1" melden sich die spanischen Power Metal-Kings kraftvoll, leidenschaftlich und in einer grandiosen Form zurück. Excelente y fantastico!

 

Alchemy Of Souls, Part 1


Cover - Alchemy Of Souls, Part 1 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 57:35 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Aeternam

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Nach 30 Jahren Bandgeschichte sollte man mehr vorweisen können als einen Support-Slot im Jahre 1983 für DEF LEPPARD. NIGHTMARE kann auch viel mehr vorweisen, nämlich unzählige Besetzungswechsel, die den Sound immer wieder nachhaltig verändert haben. Auch in 2020 ist man wieder mit einer neuen Frontsängerin am Start und zielt in „Aeternam“ gezielt auf Liebhaber von viel Epos und sinfonischem Metal, der gerne auch mal einen gewissen Härtegrad erreichen darf.

Sängerin Madie beherrscht ihren Job und kann Akzente setzen. Leider trifft das nicht auf die Kompositionen zu, da sich innerhalb der zehn Songs zu oft verzettelt wird. Von modernem Heavy Metal über Power-Einlagen bis hin zu gnadenlosem Kitsch wurde hier krampfhaft versucht, wirklich jeden Hörer zu erreichen. Die Stimmung der Songs ist teilweise sehr düster gehalten, und die passenden Riff-Salven unterstreichen den wirklich tollen Gesang, aber selten werden ein Riff oder ein Part sinnvoll beendet oder ein passender Übergang gefunden. Diese kompositorischen Mängel lassen „Aeternam“ leider ins Mittelfeld abdriften. Mir kommt es so vor, als wenn NIGHTMARE einfach zwanghaft auf einer Welle mitschwimmen wollen, auf der sie zufällig gelandet sind.

Natürlich gibt es auch Lichtblicke. „Lights On“ ist ein solcher Song. Dynamisches Riffing, treibende Drums und wummernder Bass, die in einem tollen Refrain gipfeln. Hätte jedes Stück von „Aeternam“ diese Qualitäten, dann wäre einer hohen Bewertung nichts entgegenzusetzten. Leider tauchen diese Momente nur vereinzelt auf und lassen den Hörer ratlos zurück. Die Band will und kann es ja eigentlich, aber die Umsetzung lässt leider zu wünschen übrig. Was bleibt, sind gute Ansätze, die leider nicht ausgespielt werden und somit keine Wertung oberhalb des Durchschnitts zulassen.

 

Aeternam


Cover - Aeternam Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:47 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

MTV Unplugged

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PEARL JAM waren vor allem in ihren Anfangstagen von ungeheuerlicher Relevanz. So verwundert es kaum, dass sie Anfang der 90er beim noch recht jungen MTV-Format „Unplugged“ auftreten durften. Aufgenommen wurde das Ganze am 16. März 1992 in New York in den Kaufman Astoria Studios, wenige Tage nach dem Ende ihrer US-Tournee zu ihrem Debütalbum „Ten“. Und so stammen bis auf „State Of Love And Trust” (stammt vom Soundtrack zum Film „Singles“) alle anderen Songs der CD von ihrem Multi-Millionen-Seller. Live waren PEARL JAM damals unschlagbar - auch akustisch lieferten Eddie Vedder, Stone Gossard & Co. den Beweis ab, dass sie zurecht bis heute neben NIRVANA zu den Superstars des Grunge zählen. Gute Songs mit Tiefe, emotional vorgetragen – das hat an diesem Abend perfekt gepasst und war eine der Sternstunden von MTV.
Und auch wenn es einen freut, dass man PEARL JAMs „MTV Unplugged“ endlich auf CD kriegen kann – bei MTV wurden Anno 1992 noch weitere Songs interpretiert (ein tolles NEIL YOUNG-Cover von „Rockin‘ The Free World“ sowie die beiden Zugaben „Garden“ und „Leash“ fehlen). Die hätte man hier dann doch schon mit draufpacken können. Das gibt Abzug in der B-Note. Ansonsten ist das für meine Generation eine tolle Zeitreise, als MTV noch Neues und Relevantes brachte, und Bands wie PEARL JAM zum Mainstream gehörten.

 

1. Oceans

2. State Of Love And Trust

3. Alive

4. Black

5. Jeremy

6. Even Flow

7. Porch

MTV Unplugged


Cover - MTV Unplugged Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 35:48 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Stadt Land Flucht

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Ska-Punk, Brass-Punk! Kopie von FEINE SAHNE FISCHFILET, Klingen wie DIE TOTEN HOSEN (das gewitzte „Drei Vor Fünf Vor Zwölf“) mit Bläsern! Sie singen gegen Rechts, gegen Nazis, Juden- und Türkenhass, gegen Alltags-Sexismus, gegen alles Mögliche! 100 KILO HERZ nennen Herrn Wiebusch und kriegen Besuch von Planlos-Pino („Scheren Fressen“), Texte sind unpeinlich, manchmal gar überraschend. Und Rodi kann natürlich nicht wirklich singen, genauso wenig wie Monchi oder Campino. Die Musik ist erwartbar, und Kritiker dürften es sogar kalkuliert nennen. Oder Punks werfen den Leipzigern Mainstream und metallisierte Gelegenheits-Punk-Hörer chronische Verpoppung vor. Nämlich. Kann „man“ alles sagen. Muss man aber nicht. Denn an „Stadt Land Flucht“ muss der Hörer unbedingt mit dem Herzen rangehen und eventuell vorhandene Klischees über Bord werfen. In Hamburg ist auch nicht jeder Schanzengänger ein Hipster, und das trifft so ähnlich auch auf die sächsische Messestadt zu. Und wer nun sagt, derartige Bands atmen nur heiße Luft aus, anstatt etwas zu ändern, dem rufe ich zu: Fickt euch! Jedes, wirklich jedes Bundesland muss mindestens eine Band mit diesem Verve haben, egal, ob Mainstream oder nicht. Dann schunkeln vielleicht nicht nur Rock-Im-Park-Wochenendrockpunk-Metaller zu poppigem Punk und machen sich Gedanken.... Und abseits der löblichen Polit-Punk-Message haben 100 KILO HERZ etwas, was FSF und zumindest früher auch die Hosen ausmacht(e): Richtig coole, simple Melodie, die Nickelbrillen-Feuilletonisten sicherlich als primitiv herabwürdigen, weil diese nicht erkennen, wie viele andere Herzen diese Hymnen wärmen. Flott ist das zudem meistens auch, und echte Peinlichkeiten (wie viele neue Hosen-Horror-Songs) bleiben einem auch erspart. Alles wirkt irgendwie liebenswert. Sie singen gegen so Vieles und klingen dabei ungeheuer positiv und machen irre gute Laune. Da fällt mir ein, ich muss mal wieder nach Connewitz und endlich mal zu Roter Stern!

 

Stadt Land Flucht


Cover - Stadt Land Flucht Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 38:39 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

100 KILO HERZ

www
Review:

Heavy Metal Nightmare

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In Sachen Heavy Metal sind FORSAKEN AGE bereits seit 2009 in Neuseeland unterwegs. Frontfrau Chrissy und ihre vier Mitstreiter haben sich dem klassischen Metal verschrieben, der gerne auch Ausflüge gen NWOBHM unternimmt, und der bis dato auf einem Longplayer und einer EP unter die Leute gebracht wurde.

Das Songwriting ist leider nicht besonders ausgefallen und bedient sich hauptsächlich der geläufigen Schemata. Gut, bei dieser Stilrichtung erwarte ich auch keine progressiven Einflüsse, und die 11 Songs funktionieren ja auch alle in ihrem enggestrickten Schema F. Die Refrains sind allesamt sehr eingängig gehalten und laden zum gemeinsamen Mitsingen ein. Hier muss nicht viel nachgedacht werden, da die Songs einfach selbsterklärend sind. „Raven`s Cry“ und „Heavy Metal Nightmare“ sind beispielsweise Stücke, die tief aus der Klischee-Schublade ausgegraben worden sind, und bei denen man tatsächlich schon jedes einzelne Riff und jeden Gesangston im Voraus kennt. Bei „Raven`s Cry“ hat sich sogar Prominenz eingeschlichen. Der Ripper steuert ein paar Gast-Vocals bei, wobei dies in letzter Zeit ziemlich oft geschieht. Der Ex-JUDAS PRIEST-Frontman braucht scheinbar ein paar Dollar in der Kasse. Endgültig scheitert „Heavy Metal Nightmare“ aber nicht an den Kompositionen oder an den technischen Fähigkeiten der Band. Leider passt der Gesang von Chrissy nicht zu einer Heavy Metal-Band. Die Vocals sind viel zu zahm und erinnern mehr an einen Kirchenchor - ganz selten probiert sie sich als Rockröhre ("Heavy Metal Nightmare"), aber dies auch nur im Amateurbereich. Bestes Beispiel für die Harmlosigkeit der Musik ist „Ride On“, welches wirklich nichts mehr mit Rebellentum oder Leather & Steel zu tun hat. So handzahm hat noch nie eine Band einen Metal-Song interpretiert, und der Gesang klingt nach Bibelschule und reicht eventuell noch für eine x-beliebige Cover-Band.

Ein paar gute Momente hat die Scheibe auch. Musikalisch ist „Running In The Dark“ schon ganz guter Durchschnitt, aber dann dieser Gesang… Nö, ich revidiere, es gibt doch keine guten Momente. Damit wir ein stimmiges Gesamtergebnis haben, wurde bei der Produktion auch geschlampt. Haben wir es hier wirklich mit zwei Gitarren zu tun? Ich höre das nicht raus. Ach, was soll ich sagen? Die Scheibe ist leider nicht mal mehr unterer Durchschnitt, und ich kann da jetzt auch wirklich nichts mehr schönreden. Es gibt einfach nichts Positives zu berichten. Eventuell das Cover-Artwork? Nö, das ist auch scheiße.

 

Heavy Metal Nightmare


Cover - Heavy Metal Nightmare Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 42:7 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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