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While Time Disappears

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OUR OCEANS ist eine niederländische Rockband, die mit "While Time Disappears" ihr Zweitwerk veröffentlicht. Alternative Rock mit progressiver Schlagseite wird überwiegend geboten. Zumindest beim ersten Blick präsentiert sich das Trio fordernd, zuweilen recht schroff und disharmonisch. Aber gleichermaßen zeigen sie sich intensiv, eigenwillig und mit einer gewissen Eleganz, die das Album interessant macht und die Neugierde des Hörers weckt. Gerade die letztgenannten, positiven Attribute verdankt OUR OCEANS zu einem nicht unwesentlichen Teil Sänger, Gitarrist und Bandkopf Tymon Kruidenier (CYNIC, EXIVIOUS), der mit seinem zwischen flehend, erzählend, mal fast flüsternd und dann verzweifelt schreienden Gesang jede Menge Emotionen transportiert und klar im Zentrum der Performance steht. Das Album schmiegt sich nicht an, sondern will erforscht werden. Zuweilen machen jazzige Rhythmen und starke Kontraste diesen Vorgang nicht einfach. Spannend indes bleibt OUR OCEANS auf dem gesamten Longplayer vom ersten bis zum letzten Ton.

PORCUPINE TREE, CYNIC und die SMASHING PUMKINS finden sich im Sound von OUR OCEANS und noch einige Einflüsse mehr. Wer mit den genannten Bands etwas anfangen kann, darf hier gerne, oder sollte sogar, mal ein Ohr riskieren.

 

While Time Disappears


Cover - While Time Disappears Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 49:25 ()
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Forgotten Days

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„Forgotten Days“ wiegt schwer. Sehr schwer. Musikalisch und auch textlich muss der Hörer gewaltige Lasten stemmen und diese auch noch verdauen, was das Album zu keiner seichten Kost macht. Keine leichte Aufgabe, die PALLBEARER ihrer Gemeinde aufbürden. Textlich widmet man sich der Familienthematik, aber wer jetzt von RTL-Familienromantik träumt, der ist bei dieser Scheibe an der falschen Adresse. Thematisch werden Krankheiten, Verlustängste und der Tod innerhalb der Familie aufgearbeitet, welche zu Therapiesongs wie „Riverbed“, Silver Wings“ oder „Rite Of Passage“ geformt werden.

Die Tiefe der Texte schlägt sich automatisch auch auf die gebotene Musik nieder. „Forgotten Days“ ist nicht mehr so komplex und progressiv wie der Vorgänger „Heartless“. Es dominieren lavaförmige Riff-Kaskaden, die nicht selten an TYPE O NEGATIVE oder BLACK SABBATH erinnern. Sänger Brett Campell kann mit seinen rauen, eindringlichen, aber immer melodischen Vocals punkten und erinnert oft an Großtaten von TROUBLE. Besonders glänzen kann der Sänger im Song „Riverbed“, der vor großen Emotionen nur so strotzt. Hier wirkt nichts kalkuliert oder gekünstelt. „Riverbed“ musste genau in dieser Version so umgesetzt werden und zeigt die ganze Klasse von PALLBEARER in einem Song auf. „Stasis“ zeigt sogar eine experimentelle Seite der Band auf, die nicht selten an PINK FLOYD erinnert und Riff-technisch in CRIMSON GLORY-Gefilden wildert. Wie man an den vielen aufgezählten Bands in diesem Review erkennen kann, kann man PALLBEARER sehr schlecht auf einen Stil oder eine vergleichbare Band limitieren. Zu gewagt sind manche Sound-Experimente der Band, und zu einzigartig ist das Ergebnis. Würde ich die Jungs aus Little Rock in eine Schublade stecken müssen, dann würden sie wohl im Prog Doom-Fach landen, aber dieses Fach würde für andere Einflüsse immer einen Spaltbreit offen stehen und diese Einflüsse weiterhin gierig aufsaugen.

Wir haben es bei „Forgotten Days“ nicht nur mit einem weiteren Doom-Album zu tun. Wie schon erwähnt, die Scheibe wiegt schwer und muss erarbeitet werden. Zusammen mit den Texten wurde hier ein Vorzeige-Album erschaffen, welches ehrliche Resignation und Traurigkeit in sich trägt und sehr authentisch wirkt. Ein Album für regnerische Novembernächte und flackernde Kerzen. Ein Manifest an die Trauer und die Vergänglichkeit. Groß!

 

Forgotten Days


Cover - Forgotten Days Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 52:55 ()
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Power Up

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Wer den Segen der frühen Geburt genießt, für den waren AC/DC ein steter Begleiter seit den Flegeljahren. Die ersten Biere.... Alles hängt irgendwie mit den Australiern zusammen. Auch, wenn man Bon Scott live knapp verpasst hat, weil die „Back In Black“-Tour die erste war, weil die Eltern es vorher nicht erlaubten. Auf jeden Fall blieb GEORDIE-Brian immer „der Neue“. Das hat sich (vielleicht erst) dank Axl Rose geändert. Umso schöner, dass Brian dank neuer Technologien nach seinen Hörproblemen wieder mitmischt. Genau wie der verstorbene Malcolm, der eben laut Bruder Angus viel vorher unveröffentlichtes Material beigesteuert hat. Sogar Clifford und Phil kehrten zurück, so dass der geneigte Fan durchaus von einer „Original“-Besetzung sprechen kann, wenn er möchte. Zumal die Rhythmus-Gitarre in Familienbesitz blieb, Neffe Stevie macht’s möglich. Nun mag ein jener vom Eskapismus sprechen, den die Boogie-Blues-Rock-Metaller in diesen Corona-Zeiten mit dem neuen Album ermöglichen. Kritiker können gern auch labern von Altherren-Rock, routiniertem Mainstream oder sonstwelche Haare in der Kraftsuppe suchen. Das versuchten sie bisher bei allen „neueren“ der insgesamt 17 Alben. Wie oder was aber ist „Power Up“ oder auch PWR/UP nun? Zwölf Songs, die absolut das liefern, was AC/DC schon immer tun: Musik, die nur eine Band auf diesem Planeten macht, machen konnte und machen wird. Da können alle AIRBOURNEs dieser Welt noch so hoch an Bühnen hochklettern, wie sie wollen – und von mehr Energie schwadronieren. Sie können sich beim Ideen-Klau anstrengen wie Meisterdiebe, sie werden das Original niemals erreichen – nicht den Standard der klassischen Jahre, nicht den der aktuellen, nicht mal den der schwächeren Alben zwischendurch. Weil eben nur AC/DC dazu in der Lage sind! Was für Ignoranten wirken mag wie Routine, das schütteln Angus und Co. mit einer Leichtigkeit aus den Ärmeln wie niemand Anderes. Und verbreiten so ein Feeling, das Fans aufsaugen wie bekloppt – Gänsehautbelohnung inklusive. Und genau diese wohlige Wärme ergreift jeden, der so denkt, hört und vor allem fühlt. Allein dieser Bass zu Beginn von „Wild Reputation“! Jedes einzelne dieser abgehackt wirkenden Signature-Riffs in allen Songs führen einen Langjährigen zurück in seine Jugend, zu den geilen Gigs überall auf der Welt! Jeder kann mäkeln, dass die überraschend vielen Chöre zwar cool, aber auch ein wenig klinisch klingen. Oder dass der Sound insgesamt ein Stück zu trocken ist. Alle könnten sich lustig machen über ewig gleiche Textfragmente, über Reime, die nur knapp an der Peinlichkeit vorbei schrammen („Witch’s spell, tell the tale“). Natürlich kritteln bestimmt wieder welche herum, es gäbe Füllmaterial – nur: die Meckerpötte nennen nie die gleichen Songs. We call it Geschmackssache! Und selbstverständlich wiederholen sich AC/DC immer und überall selbst. Na und, sollen sie gefälligst! Ist es nicht schön, beim fast kitschigen „Through The Mists Of Time“ den Groove von „Sin City“ wiederzuerkennen? Hört Ihr nicht? Vielleicht lässt der bekannte Opener „Realize“ an das ausgenudelte „Thunderstruck“ denken? Oder kommen hie und da Erinnerungen an das unterbewertete „Flick Of The Switch“ auf? Singt Meister Johnson bei „Demon Fire“ nicht sogar ein bisschen tief? Alles wurschtegal, solange die Gänsehaut stimmt, der Bass treibt wie bei „Money Shot“, der typische Groove Dich gefangen nimmt (ständig), so dass der Durst sogar vormittags aufkommt – und die Scheibe immer und immer wieder von vorn gespielt wird. Und wer Lust hat, der legt eben dann auch noch ein paar alte Kracher auf. Fakt ist: AC/DC melden sich nochmal zurück. Das ist verdammt gut so. Schade, dass nicht mehr alle Mistreiter aus den ganzen Jahren dabei sind. Aber sie sitzen jetzt mit Bon, Malcolm und anderen auf einer weichen Wolke, die AC/DC-Blitze schlagen ein, sie rauchen und saufen, stehen mächtig unter „High Voltage“ und warten auf uns – „Can I Sit Next To You (Girl)"?

 

Power Up


Cover - Power Up Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 41:6 ()
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Colossus

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Was für ein schönes, eisernes Werk voller Gefühl! Stellt Euch vor, epische BATHORY treffen auf mächtige DOOMSWORD und laden auch noch ein paar Folk-Sonderlinge ein. Herausgekommen ist bei dem Meeting am Lagerfeuer mächtige Musik mit akustischen Ruhemomenten und ganz, ganz, gaaaanz viel Atmosphäre. Die Bande aus Chicago vereint ein hämmerndes, warmes Herz mit keltisch-paganer Atmosphäre und majestätischen Melodien. Leider nur 22 Minuten lang überzeugen die Nordamerikaner – egal ob mit akustischen Gitarren, Marschiermusik und Minnegesang. Das geht sofort gut los mit dem Opener „City In The Sea“. „Colossus“ bringt ein Intro mit Trommeln und Akustikbegleitung, beinahe Sprechgesang, das sich merklich steigert, Chöre künden von einer Macht, die kommt – und sie erreicht den Hörer mit einer enormen Kraft nach fast drei Minuten. Alter Freund. Aber es wird noch besser: Das folgende „Fer De Lance“ gleicht einem echten Drama, das Stück ist düster, es ist romantisch, es ist großartig und irgendwie schwungvoll und lässt Dich nicht ruhig sitzen. Diese letzte Minute ist unglaublich, was für ein Spannungsbogen! Aber dann. Aber dann. „Triumph And Tragedy“ (Anm. der Verf.: Es kostete Kraft, sich nicht mit „Agony“ zu verschreiben). Es scheint, als sei Ronnie James Dio aus der Gruft gestiegen und habe noch mal ein Stück aufgenommen. Wie gut singt dieser Bursche namens MP da? Gänsehaut und große Augen! Wollen wir hoffen, dass dieser Eisenspeer nie rostet. Toll.

 

Colossus


Cover - Colossus Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 22:38 ()
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CERVET

(Underdog)
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Burning Man

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Wie könnte man sich freuen: ANDY SUSEMIHL kommt mit neuer EP namens „Burning Man”. Das ist der Mann, der seit mehr als 30 Jahren laut Info „zu den besten Gitarristen Deutschlands“ gehört. Das ist nicht nur vielleicht ein wenig übertrieben, aber die Alben, die er mit U.D.O. oder SINNER einspielte, gehören schon zu den Klassikern. Deswegen war die Hoffnung auf guten Rock oder gar Metal nicht unberechtigt – und SUSEMIHL enttäuscht jene gnadenlos. Denn die Sieben-Track-EP, die als Vorbote auf sein sechstes Solo-Album im Herbst fungieren soll, wird trotz bekannter Gäste wie Peter Baltes (ACCEPT) am Bass und VINNIE VINCENT-Drummer Andre Labelle kein echter Zünder. Böswillig könnte der Kritiker sagen, Andys Live-Mitarbeit mit PUR-Musikern hat ihn vielleicht weitergebracht, aber nicht härter gemacht. Suse nennt seine Musik „SophisticatedGlobalRock“ – und das mag auch zutreffen. „Across The Pond“ nervt als Midtempo-Stück tatsächlich nicht. Insgesamt ist diese gute halbe Stunde nicht mehr als eine schnulzige Veranstaltung eines vom Metal inzwischen meilenweit entfernten Musikers. Das ist nicht schlimm, muss und kann aber nicht jedem gefallen. Das Titelstück ist zwar flotter, aber wirkt irgendwie merkwürdig weichgespült. Ein Achtungszeichen setzt vielleicht „People Get Ready“ (JEFF BECK-Cover), aber letztlich wirkt das sicherlich professionell eingespielte und sehr erwachsene Werk öde. Es ist irgendwie... spießig. Freunde von AOR-ähnlichen Klängen werden es aber sicherlich besser vertragen.

 

Burning Man


Cover - Burning Man Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 30:2 ()
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Realign

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Wer in den neunziger Jahren durch Lacuna Coil seine ersten Erfahrungen mit Female-Metal machen durfte und irgendwie die Aufbruchsstimmung dieser Zeit vermisst, der ist bei den Griechen JADED STAR und ihrem Output „Realign“ goldrichtig. Sehr modern präsentiert sich die Band um Frontfrau Maxi, die schon ihre Sporen bei VISIONS OF ATLANTIS verdienen durfte. Weibliche Vocals treffen auf eine spielfreudige Band, die sich auch gerne mal in härteren Gefilden austobt. Apropos Härte – Frontfrau Maxi hat genug Power in der Stimme, da hätten die eingestreuten Growls gar nicht sein müssen. Fernab von Opern und Epic kann sich Maxi in einer eher angriffslustigen Laune präsentieren - und dies tut den Songs gut. Gerne wird natürlich auch die gefühlvolle Seite der Vocals verwendet, aber dies immer passend und an den richtigen Stellen. Natürlich sind Keyboard, diverse Loops und theatralische Ausflüge fester Bestandteil der Musik, aber niemals wird das eigentliche Ziel aus dem Auge verloren – ein JADED STAR-Song muss sich im Gehirn festfressen, und diese Hürde meistert die Band spielend. Geschuldet ist dies dem klassischen Strophe-Refrain-Schema, welches die Band gerne nutzt. Aber keine Angst, wir befinden uns hier definitiv nicht in CREMATORY-Gefilden.

Schon im ersten Song „Female Fronted“ werden alle Intentionen der Band ganz klar geklärt. Mit einem Augenzwinkern wird das Klischee der Operntussi, die zufällig auf eine Metal-Band getroffen ist, ad absurdum gestellt. Diese Einstellung gefällt und bringt der Band gleich Bonuspunkte. Es riecht halt alles mehr nach schweißtreibender Arbeit und nicht nach einer humorlosen Theateraufführung. Mehr Band und weniger Egotrips scheint hier die gelebte Devise der Griechen zu sein.

Natürlich wird auf „Realign“ der Gothic Metal nicht neu erfunden, aber die Bodenständigkeit kann einfach überzeugen. Hier wurde kein Instrument zu sehr in den Vordergrund gestellt, und somit ist die gesamte Band der Gewinner. Maxi liefert einen sehr guten Job ab, aber ohne von der Band als Aushängeschild benutzt zu werden. Die Band kennt genau ihre Stärken und spielt sie gekonnt aus, und somit wird ein homogenes und durchaus gutes Ergebnis erzielt. Für mich ist die Scheibe ein gelungener Ausflug in die neunziger Jahre, und ich kann somit jedem geneigten Hörer „Realign“ bedenkenlos ans Herz legen.  

 

Realign


Cover - Realign Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 38:45 ()
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Schieres Entsetzen

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„Halt die Schnauze und lächeln, verdammt noch mal“ schreit der Donnermann und schreit und monotonisiert die Instrumente. Denn wie er sagt, „Vom Westend weiß ich nichts“. Ich auch nicht. Aber nach Genuss dieses Songs will ich da auch gar nicht mehr hin. „Schieres Entsetzen“ ist der zweite Output des Ein-Mann-Projekts, der kassettige Vorgänger trug ja die Nummer F52.7, die für gesteigertes sexuelles Verlangen, Nymphomanie oder Satyriasis steht. Wer weiß, vielleicht stillt A. Donnerman (auch 100000 TONNEN KRUPPSTAHL und HERMANN) seine Zwänge mit dieser Art von Musik. Frei nach dem Motto „minus mal minus gibt plus“. Will sagen, wer sich als „normal“ – in welchem Sinne auch immer – bezeichnet, der wird mit dieser Art von „Musik“ wenig anfangen können. Die sieben Stücke tragen krude Titel wie „Organgabe“ oder „Labskaus Wrack“, alle liefern bei erfreulicher Low-Fi-Produktion total noisigen Metal-Krach. Und Thunderman schreit dazu im letzten Stück „Tot“: „Vergraben in einer Kiste, ein schlichter Grabstein, nur der Vorname drauf, niemand kam zur Beerdigung, keine Blumen, acht Grad, Regen“. Mehr geht nicht um zu beweisen, wie beklemmend gute und abgefahrene Musik sein kann. Wollen wir hoffen, dass es ihm nach der Produktion dieser Scheibe besser geht. Den Käufern nach dem Hören sicher nicht.

 

Schieres Entsetzen


Cover - Schieres Entsetzen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 35:31 ()
Label:
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Band:

BRACKWASSER KNIPP

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Post Human: Survival Horror

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BRING ME THE HORIZON haben die moderne Hartwurst-Szene in den letzten Jahren geprägt wie kaum eine andere Band. Von den Anfängen als genauso energische wie auch etwas generische Metalcore-Bubis bis zu den stilprägenden und Genre-sprengenden Alben wie dem letztjährigen "Amo" war es ein langer Weg. Inzwischen sind BRING ME THE HORIZON zu großartigen Songwritern gereift, die es mit allen bekannten Namen des Musikbusiness aufnehmen können. Der neueste Output in Form einer EP mit acht Liedern plus Zwischenspiel bringt uns nicht nur den Horizont (sorry), sondern einen bunten Strauß an Melodien, der die Platte locker in den Top 10 des Jahres unterbringt.

BMTH starten - sicher zur Freude der Fans aus der Frühphase der Band - mit dem brachialen "Dear Diary". Thrash-Rhythmik trifft auf treibende Elektronika und unglaublicherweile ein kurzes, aber wildes Gitarrensolo. Was für ein Brett zu Beginn. Selbst in diesem Härtegrad sticht die Liebe der Band zu akribisch ausgetüfelteten Arrangements heraus. So ist die zweite Strophe völlig anders instrumentiert als die erste, und trotzdem verliert der Song zu keiner Sekunde seinen Drive. Das folgende "Parasite Eve" lädt uns mit einem DEAD CAN DANCE-Gedächtnis-Intro in völlig andere Sphären ein. Ein sehr elektronisch geprägter Song mit schwerem, düsterem Refrain, und trotzdem bleibt der Ohrwurmfaktor am Anschlag. Die Textzeile "When we forget the infection - Will we remember the lesson?" fräst sich unauslöschbar ins Gehirn. Wie auf der kompletten EP auch liefert Frontmann Oli Sykes eine Weltklasse-Performance, die von Sprechgesang über Shouting bis zu großartigem Cleangesang reicht. Ohne Verschnaufpause geht es in das supereingängige "Teardrops" (nothing makes me sadder than my head....). Hier machen sich großflächige LINKIN PARK-Vibes der Nuller Jahre breit, ohne in eine bloße Kopie abzudriften. "Obey" präsentiert uns anschließend den ersten von mehreren Gastbeiträgen. Die leicht wahnsinnige Stimme von YUNGBLUD gibt dem grandiosen, pausenlos nach vorne ziehenden Rocksong eine zusätzliche Ebene. Die Big Beats des Zwischenspiels "Itch For The Cure" leiten zur mit Spannung erwarteten Kollaboration mit BABYMETAL über. Die latent schwermütigen Engländer mit den japanischen ADHS-Barbies in einem Song? Kann niemals gutgehen? Kann es! Und wie! Brutal harte Strophen mit schönen Growls führen zielgerichtet zu einem göttlichen, von BABYMETAL in Englisch intonierten Refrain. Pure Fire! Auch im Anschluss gibt es wieder weibliche Unterstützung. Die ziemlich genialen Alternative Rocker NOVA TWINS tragen mit fantastischem Gesang zur nächsten LINKIN PARK-Huldigung mit dem Titel "1x1" ein. Einen anderen Kurs schlägt in der Folge "Ludens" ein. Latente Industrial-Schwingungen sind hier zu vernehmen, der Mittelteil kommt erstmal voll elektronisch ausgestaltet daher, bevor man in den brachialsten Breakdown der Platte umschlägt. Mit Sicherheit der sperrigste Song der EP.  Der überraschendste Track ist das griffig betitelte "One Day The Only Butterflies Left Will Be In Your Chest As You March Towards Your Death" (und jetzt alle!!), das von keiner Geringeren als EVANESCENCE-Goldkelchen Amy Lee im Duett mit Oli dargeboten wird. Völlig unrockig, ganz dezent, mit perfekt harmonierenden Stimmen.

BRING ME THE HORIZON haben mit "Post Human: Survival Horror" erneut unter Beweis gestellt, dass sie derzeit zu den besten Rockbands der Welt zählen. Musik, Texte, Artwork und nicht zuletzt die fantastischen Videos werden mit unfassbarer Liebe zum Detail gestaltet. Das unterscheidet gute Bands von den wirklich, wirklich großartigen Bands.

 

Post Human: Survival Horror


Cover - Post Human: Survival Horror Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 28:36 ()
Label:
Vertrieb:

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