Ähnlich wie bei GREAT WHITE, RATT und früher bei QUEENSRYCHE gibt es auch mehrere Versionen der Band L.A. GUNS. Das ist für Fans der Band verwirrend und oft auch nicht wirklich angemessen. Dieses Modell rief ex-L.A. GUNS-Schlagzeuger Steven Riley ins Leben und versucht, mit der Beteiligung von Ur-Bassist Kelly Nickels dieser Variante eine höhere Legitimation zu geben. Die Band L.A. GUNS hat über die Jahre nicht wirklich mit einer stabilen Besetzung veröffentlicht, somit ist Bandgründer Tracii Guns und alleinige Konstante die einzige Person, die den Namen führen sollte. Bei dieser Version fehlt er.
Wichtig bei solch einem Unternehmen ist, dass zumindest die Bezeichnung der Verpackung mit dem erwartbaren Inhalt übereinstimmt. Und das macht auch diese Fassung der L.A. GUNS mit leichten Abstrichen in der B-Note. Der gebotene Sleaze Rock ist eine Spur geschmeidiger als gewohnt, aber nicht ohne Reiz. Sänger Kurt Frohlich hat eine melodiöse und gefällige Stimme, der zwar jeder Schmutz abgeht, die dafür aber ein Mehr an Anschmiegsamkeit und Gelenkigkeit bietet. Das Songwriting ist ansprechend, etwas eindimensional, punktet aber gerade, wenn eher verhalten, wie bei dem bluesigen, melancholischen "You Can't Walk Away" oder dem alternativ angehauchten Titelsong, gerockt wird. Somit ist "Renegades" ein nettes Hard Rock-Album im amerikanischen Stil; ob man das jetzt zu der L.A. GUNS-Diskografie zählt oder nicht, bleibt Ansichtssache.
Häh? Die haben doch 2020 schon mit „Road To Victory“ ein mehr als ordentliches Album auf den Markt geworfen. Und jetzt noch ein neues Album? Wie geht das? Das ist ganz leicht zu klären, da „Tales From The Darkside“ eine Wiederveröffentlichung des ersten Longplayers aus dem Jahr 1998 darstellt. Das macht in diesem Fall Sinn, da das Debüt-Album sträflich ignoriert wurde, da der Jahrtausendwende-Headbanger (was ein Wort…) damals wohl eher mit seiner Kopfsocke und seinem Karohemd beschäftigt war…
Auf „Tales From The Darkside“ wird konservativer, melodischer Heavy Metal geboten, der die gesamte Bandbreite des Genres wunderbar abdeckt. Der hohe Gesang ist sicherlich Geschmackssache, passt aber definitiv zu den Songs, und somit kann man BLACK KNIGHT auf dem Erstling einen eigenen Stil bescheinigen, der aber natürlich seinen Ursprung in den Tiefen der 80er Jahre hat. Kurz gesagt, hier wurde nichts aufpoliert und für die MTV-Jugend aufgearbeitet, sondern hier waren wirklich Musiker mit Herzblut an der Arbeit. Als Inspirationsquellen können sicherlich Bands wie QUEENSRYCHE, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST genannt werden, welche natürlich einen wunderbaren Background darstellen. Durch das Remastern der Scheibe, wurden die Songs soundtechnisch nochmals aufgewertet und sind somit absolut vorzeigbar, aber behalten trotzdem ihren klassischen Charme.
Pure Steel Records haben hier eine wirklich tolle Veröffentlichung am Start, die hoffentlich, im Windschatten von „Road To Victory“, die verdiente Anerkennung bekommen wird. Und sollte das alles nicht reichen, setzten Band und Label noch einen drauf. „Tales From The Darkside“ bietet zusätzlich noch sechs Bonustracks, bei denen man einem Live-Auftritt aus dem Jahr 2007 lauschen kann. Somit kommt der Release auf stolze 76 Minuten. Das nenne ich fanfreundlich und sollte definitiv Schule machen. Gutes Teil!
Ich beginne diese Rezension mit einem Zitat des SOILWORK-Gitarristen David Andersson:
„Ich liebe es schon seit meiner frühen Jugend, mir Epen wie "Supper’s Ready" von GENESIS, also Songs, die für sich schon ein Mikrokosmos sind, anzuhören, und nun hatte ich endlich die Chance, all die merkwürdigen Klänge in meinem Kopf zu nehmen und daraus ein Lied zu komponieren, allerdings mit Bezug zum Metal. Ich denke, dass jeder wahre Musikfan daran seine Freude haben wird, wenn er sich die Zeit zum Zuhören nimmt.“
Was hat das jetzt mit der vorliegenden EP „A Whisp Of The Atlantic“ zu tun? Eine ganze Menge. Denn dieser Output ist anders. Keine Ahnung, ob das kreative Schaffen mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA etwas mit diesem Höhenflug zu tun hat, aber Fakt ist, gleich zu Beginn setzten sich SOILWORK ein Denkmal. Mit knapp 17 Minuten thront der Titelsong über der gesamten EP. Ein Monumentalwerk, welches von progressivem Metal bis hin zum Abriss-Part wirklich keine Spielart des Metals unter den Tisch fallen lässt. Zu Beginn werden wir von einem stimmungsvollen Piano-Part abgeholt, der mit seinen Keyboards und Björns Gesang leicht mit DREAM THEATER kokettiert. Klar steigert sich das Tempo, und der Song nimmt an Fahrt auf um dann in einem gigantischen Refrain zu enden. Wieder kann Sänger Björn mit seiner außergewöhnlichen Stimme Punkte einfahren und hinterlässt verbrannte Erde. Originell sind auch die stampfenden Drums, die von einem feinen Solo überlagert werden. Klingt sehr experimentell und passt somit bestens zum Gesamteindruck. Auch die Highspeed-Parts werten den Song weiter auf und zeigen die Ursprünge der Band gut auf. Was ein feines Geprügel! Der Song endet mit einem schönen Chill-Out und bietet Zeit, die letzten Minuten zu verarbeiten. Was war das? Gut, SOILWORK waren schon immer eine Konstante, aber wer hätte ihnen diesen Qualitätssprung zugetraut? Wirklich der helle Wahnsinn und schon so den Kauf der EP wert.
Apropos, „A Whisp Of Atlantic“ ist mit knapp 37 Minuten nicht mehr von meiner Abneigung gegen das Format EP betroffen. Das nenne ich mal Fan-freundlich und somit fern ab von jedweder Abzocke. Bei diesem Fan-Angebot sollten sich einige Bands eine Scheibe abschneiden.
Natürlich besteht „A Whist Of The Atlantic“ nicht nur aus einem Song, sondern hat noch vier weitere Songs zu bieten, die alle im klassischen SOILWORK-Stil gehalten und natürlich qualitativ über jeden Zweifel erhaben sind, aber dies rückt bei dieser EP in den Hintergrund. Diese Scheibe IST einfach der Titelsong, und wahrscheinlich entdeckt man die restlichen Songs eh erst viel später, da man auf der Repeat-Taste festgewachsen ist. Ich machs kurz: Geil, geil und nochmals GEIL!
Die fünf Mann starke Band AWAKEN kommt aus New York und legt mit dem Doppelalbum "Out Of The Shadows" ihr drittes Werk vor (erstmalig bei Pure Steel). Und richtig, wie der Titel verheißt, sollte, nein, müsste damit der Sprung raus aus dem Schattendasein gelingen. Feiner, druckvoller, geschmeidiger, niemals fordernder, progressiv geprägter Metal der oberen Güteklasse wird geboten. Einziges kleines Manko ist Sänger Glenn DaGrossa, der zwar variabel und gekonnt seine Stimmbänder einsetzt, aber leider von seiner stimmlichen Elastizität, leicht fehlenden Eleganz und auch von seiner Charakteristik her nicht ganz mit einem Ray Adler, Geoff Tate oder James LaBrie mithalten kann. Dieser Vergleich zeigt aber, wo ich ansetze, nämlich ganz oben, bei den Genre-Führern - und das vollkommen zu recht.
Songwriting, Gitarre, Keybord, das Zusammenspiel, die Arrangements - all das offenbart höchste Kunstfertigkeit und trifft das Hörerherz wie der Hammer den Amboss. Der Opener "Black From Blue" eröffnet erst düster, im Songkern zeigt er sich dann hymnisch, mit fesselndem Refrain und leichter symphonischer Präsenz. Auf Sendeplatz drei kredenzt uns das Quintett die Cover-Version "Ride Like The Wind", die viele schon von SAXON kennen und lieben. Doch diese Version schlägt die der Briten um Längen: athletischer, mitreißender und opulenter instrumentalisiert, habe ich diesen Song nie vernommen. Und AWAKEN halten die Qualität auf den gesamten 90 Minuten. Auch der zweite Silberling punktet mit starken und zwingenden Momenten. Der Oberhammer kommt am Ende mit "Nine Circles" (Part 1-3). Hier werden knapp 20 Minuten quasi alle Register gezogen, von eindringlicher Keybord-Melodie über kräftigen Groove, packende Atmosphäre bis hin zu tollen Gitarrensoli - einfach nur großartig!
Ich kann dem Label Pure Steel zu dieser Band und der Veröffentlichung nur gratulieren. Frei nach Denis Scheck: "Vertraut mir, ich weiß, was ich tue!". AWAKENs "Out Of The Shadows" ist für anspruchsvolle Metal-Fans ein "must-have" und verdient somit eine absolute Kaufempfehlung
Ich werde wohl nie ein Freund von EPs werden. Mir erschließt sich einfach der Sinn nicht. Wenn man etwas zu sagen hat, dann soll man das bitte auf einem Longplayer zelebrieren und nicht auf einem Format, welches weder Fisch noch Fleisch ist. Meine Meinung. Ok, MY DYING BRIDE haben es trotzdem getan und servieren uns drei neue Songs auf dem Silbertablett, die qualitativ durchaus mit den Tracks des letzten Albums mithalten können.
Der Titelsong glänzt mit einer düsteren Atmosphäre und erinnert an vergangene Werke wie „Like Gods Of The Sun“. Schöne Piano-Parts und getragene Gitarren tragen einen gelungenen Doom-Song und kreieren diesen speziellen Düster-Sound, den die Engländer perfektioniert haben. Mir fehlen ein paar spannende Momente, aber immerhin hört man ein kurzfristiges Growlen, welches meine kleine Welt dann doch erhellt. Mit „A Secret Kiss“ wird die ganze Sache dann wirklich interessant. Hier lassen MY DYING BRIDE ihre eigene Vergangenheit aufblitzen. Die Gitarren knarren und fiepsen, dass es eine wahre Wonne ist. Auch hier werden wieder Growls ausgepackt, die ich bei den Engländern schon immer sehr schätzte. Zusammen mit dem Klargesang und den tollen Melodien haben wir es hier mit einem echten Klassiker zu tun. Ein wirkliches Highlight in der Bandhistorie. Mit „A Purse Of Gold And Stars“ geht das Stimmungslevel wieder gegen Null. Die Gitarren werden komplett verbannt, und ein Piano führt uns durch diesen klagenden Song. Leichte Synthesizer-Sounds füllen die Soundlöcher, und Klargesang lullt den Hörer ein. Ein vertonter, regnerischer Novembertag. Ich kann mit diesen MY DYING BRIDE nur bedingt etwas anfangen, da mir hier die musikalische Substanz fehlt. Traurig kann jeder, aber dann bitte mit einer Wirkung wie bei dem Vorgänger-Song.
Tja, eine zwiespältige Geschichte. Zumindest verschonen uns die Jungs mit dubiosen Cover-Versionen oder halbgaren Live-Darbietungen. „A Secret Kiss“ lässt wirklich aufhorchen und wurde von Nuclear Blast auch als Lyrics-Video veröffentlicht und kann somit offiziell begutachtet werden. Ob die zwei weiteren Songs einen Kauf rechtfertigen, dass solltet Ihr selber entscheiden. Mir persönlich reicht die Auskopplung, und somit warte ich lieber auf das nächste, vollständige Album.
Mit dem Namen Ross The Boss verbindet der gemeine Traditions-/True-/Epic-Metaller in erster Linie die göttlichen MANOWAR-Frühwerke (bis einschließlich „Kings Of Metal“ von 1988), und man muss ganz klar sagen, dass er dieses schwere Erbe mit seinen aktuellen Formationen ROSS THE BOSS und eben DEATH DEALER zwar ordentlich, aber bislang nicht wirklich überragend fortführt. Vergleicht man allerdings seine aktuellen Werke mit denen seiner ehemaligen Arbeitgeber, wie bereits im Review zum 2015er Album „Hallowed Ground“ geschehen, dann liegt Mr. Ross Friedman nach wie vor eindeutig vorne, wie auch „Conquered Lands“ einmal mehr beweist. Mit Stu Marshall als Hauptsongwriter und zweitem Gitarristen, Mike LePond am Bass, Steve Bolognese an den Kesseln und natürlich Sean Peck als stets zuverlässiger Frontsirene, hauen kraftvoll produzierte Brecher wie der (neben dem epischen Titelsong) an TITAN FORCE erinnernde Opener „Sorcerer Supreme“, die Mitgröl-Hymne „Every Nation (World Of Metal)“, das treibende „Running With The Wolves“, das flotte „Hail To The King“, das gesanglich in HALFORD-Sphären schwebende „Faith Under Fire“ oder die superbe Halbballade „22 Gone Today“ (mein persönliches Album-Highlight!) ordentlich ins Mett, werden zwar keine Originalitätspreise gewinnen oder in die Annalen der US Metal-Geschichte eingehen, thronen allerdings unzählige Stockwerke oberhalb von einem „You Shall Die Before I Die“ und sind zudem mit einem sehr ansprechenden Cover-Artwork geschmückt. Trotzdem sollte der gute Ross aufpassen, dass die Erzeugnisse seiner beiden Bands (die auch noch Überschneidungen beim Line-Up haben) nicht zur puren Stangenware verkommen.
Die Schweden versuchen mit einer digitalen EP, ein Lebenszeichen zu senden und werfen den Fans vier Thrash Metal-Tracks zum Fraß vor. Über Sinn und Zweck einer digitalen EP mit knapp 14 Minuten Spieldauer zu diskutieren, finde ich an dieser Stelle unnötig, aber wenn es sich eine physische Veröffentlichung gehandelt hätte, dann würden hier eindeutige Worte stehen. Meine Meinung bleibt in jedem Fall: Wenn man eigentlich nichts zu veröffentlichen hat, dann kann man den übersättigten Markt auch in Ruhe lassen. Egal ob digital oder als CD/LP!
DETHRONE haben es trotzdem getan und bieten harschen Thrash, der auch gerne mal mit dem Death Metal kokettiert. SLAYER und neue AT THE GATES werden über die gesamte Spieldauer offensichtlich vergöttert, und somit kann kein Preis für innovatives Schaffen vergeben werden. Man kennt halt alle Riffs, alle Songstrukturen und alle Breaks. Gut gemacht ist das alles in jedem Fall, aber ist dieses Recycling wirklich ein Kaufanreiz? Das muss jeder selber entscheiden. Gerne werden auch kurzzeitig Blastbeats verwendet, die den Songs aber keinen Mehrwert schenken. Die starken Momente liegen dann doch eher in nicht hektischen Passagen, in denen Sänger Vestlund sein variables Organ sehr gut ausspielen kann. Diesen Sänger sollte sich die Band warm halten.
Wenn wir mal einen nationalen Vergleich anstellen wollen, dann würde ich Dethrone mit BURDEN OF GRIEF vergleichen wollen, die ja auch Label-Mates sind und im gleichen Fahrwasser rudern, obwohl den Schweden das Gespür für zwingende Melodien ein wenig abgeht, aber dafür öfter der Tempo-Prügel konsequenter rausgeholt wird. Ich hätte gerne mehr gehört, da mir für ein stimmiges Ergebnis einfach der Content fehlt. Schlecht ist das alles nicht, aber der Gesamteindruck ist einfach, dass hier nur mal schnell was auf den Markt geworfen werden sollte. Eine EP sollte in der heutigen Zeit schon knapp 30 Minuten vorweisen können, und somit hätte man mit einer Veröffentlichung gerne auch warten können. Nett zu hören und leider zu kurz - ergibt die Bewertung: gehobener Durchschnitt. Bitte weiter komponieren, und erst dann sprechen wir uns wieder.
Braucht es ein weiteres IRON MAIDEN-Live-Album? "Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City" ist zumindest eine akustische Verheißung auf die kommende Tour 2021, da bekanntermaßen die Konzertreise 2020 dem Virus zum Opfer gefallen ist. Aufgenommen wurde der Longplayer im September 2019 an drei Tagen in Mexico City. Uns liegt das Album als Vinyl-Version vor. Verkauft wird das drei LPs umfassende Stück für um die 40€. Das sind schon happige Preise, und man darf sich als Fan berechtigte Sorgen machen, wohin diese "Preis-Reise" wohl noch führen wird. Aber die Tonträger, gerade in Vinyl, sind doch recht stabil in ihrem Werterhalt, und bei mancher Veröffentlichung wächst dieser sogar, somit relativiert sich das. Aber auch diese eher kundenfreundliche Entwicklung hat ihre Auswüchse und unangenehmen Begleiterscheinungen (Reseller-Handel, zunehmend künstliche Verknappung etc.). Ich schweife ab - zurück zur MAIDEN-Live-Scheibe.
Verpackt sind die drei ordentlich verarbeiteten schwarzen Schönheiten in einem netten Artwork im Glanzdruck. Auch die Inner Sleeves sind bebildert und auf einem wertigen Glanzpapier gedruckt. Jede Seite läuft so um die 20 Minuten, somit ist die Frage erlaubt: hätten es wirklich drei Scheiben sein müssen? Der Sound ist etwas dumpf, aber absolut akzeptabel für eine Live-Veröffentlichung. Das lateinamerikanische Publikum ist präsent und bereichert die Atmosphäre zusätzlich mit Emotionen. IRON MAIDEN haben auf große Nachbearbeitungen des Materials verzichtet, dadurch erhalten wir einen realistischen, echten Eindruck der Performance. Hier schwächelt gerade Bruce Dickinson manches Mal, aber wer will ihm das bei diesen Gesangslinien verübeln? Ich finde es nach wie vor beeindruckend, wie sich der Brite mit 62 Jahren stimmlich in die Höhen schwingt. Interessant ist auch, dass die flankierenden Mikrofon-Effekte, z.B. der Hall bzw. das Echo, bei manchem Refrain oder auch eingespielten Soundteppich ("The Evil That Men Do") gut zu Gehör kommen. Die Songauswahl ist wunderbar und hätte kaum treffender sein können. Insbesondere Hörer, die nicht jedes MAIDEN-(Live)-Album besitzen, erhalten viele Hits (u.a. "2 Minutes To Midnight", "The Number Of The Beast", "Aces High") aus den Klassiker-Alben.
"Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City" ist sicher nicht IRON MAIDENs bestes Live-Album. Aber es ist, zur Zeit, das aktuellste und gibt glaubwürdig, ungeschminkt und ich meine bewusst den Ist-Zustand der Band wieder. Es lädt, ohne unrealistische Erwartungen zu wecken, zur kommenden Tour ein. Mir hat das Ding echte Freude gemacht - und die Betonung liegt hier passend zum Werk auf echt.
Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City
Wolltet Ihr schon immer mal wissen, wie sich das Zusammenrühren von Gummibärchen, Ketchup, Senf, Pfirsichen, Schweineleber, stinkenden Socken, Essig und einer mexikanischen Salsa musikalisch anhören könnte? Dann ist „Quinta Essentia“ ein absoluter Pflichtkauf. Falls es Leser geben sollte, die doch skeptisch auf die Zutatenliste starren, denen sei gesagt: Macht bitte einen großen Bogen um den Output dieser italienischen Gothic-Band!
Die erste Frage, welche geklärt werden müsste, ist: Mögen sich die Musiker überhaupt? Jeder beherrscht ohne Zweifel seinen Tätigkeitsbereich, aber um einen Song zu kreieren, sollten doch bitte alle an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander agieren. Die wüsten Einsätze der Sängerin scheinen keinen festen Ablaufplan zu haben. Hier wird eingesetzt, wann es Rossana Landi in der Kram passt. Keine Rücksicht und einfach durch, so ist die Devise. Auf ein Zusammenspiel mit den Instrumenten wird verzichtet und ist scheinbar bei DISMAL als überbewertet definiert. Mal werden epische, klassische Elemente ins Rund geworfen um dann von halbgaren Metal-Riffs zerstört zu werden. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt, und man mit dem Latein am Ende ist, dann kommen ellenlange Spoken Word-Passagen zum Einsatz, die völlig unnötig und an Langeweile nicht zu überbieten sind. Man kann dieses Durcheinander auch beim besten Willen nicht progressiv schimpfen, außer man sieht in einem unaufgeräumten Kinderzimmer auch eine Art von Virtuosität. Sorry, ich bin mit „Quinta Essentia“ komplett überfordert und finde hier beim besten Willen auch keinen Zugang oder positiven Ansatz. Wer möchte, kann hier reinhören, aber ich persönlich höre jetzt lieber etwas Handfestes. Mir ist schlecht von diesem Gericht.
Es gibt verschieden Gründe, Cover-Alben aufzunehmen. Das kann die Erfüllung eines Plattenvertrages sein, Lieblingssongs von anderen Bands, die gerne zum Warmmachen im Proberaum gespielt werden, das schnelle Geld (es muss ja nichts mehr komponiert werden) oder aber wie in diesem Fall: ein kleines Quarantäne-Projekt! Eigentlich war geplant, das Ergebnis als limitierte Platte aufzulegen, die man zum Spaß mit ein paar Freunden zusammen geschustert hatte – so quasi als Lückenfüller, da man inmitten der Pandemie kein reguläres Album aufnehmen wollte. Hierfür hat sich die Combo um MEGADETH-Bassist David Ellefson 19 Tracks ausgesucht, die eine relativ große Bandbreite der Musikstile des harten Rock abdecken. Es wurde aus jeder Schublade etwas rausgekramt von Metal über Hardrock bis Progrock und zum Glück nicht die Top-Hits, die schon totgenudelt wurden. “Love Hurts“ (NAZARETH), “Beth“ (KISS) und “Rebel Yell“ (BILLY IDOL) nehme ich da raus.
Von MOTÖRHEAD, TWISTED SISTER, QUEEN, FASTWAY, FIGHT, den DEAD KENNEDYS, BACHMAN-TURNER OVERDRIVE, W.A.S.P und und und...hat man sich eher kleine aber feine Nummern ausgesucht und zu deren Umsetzung ein paar Kollegen (virtuell) eingeladen, die von überall auf der Welt ihren Senf dazu gegeben haben, wie z.B.: Gus G, Doro, Charlie Benante (ANTHRAX), Dave Lombardo (SLAYER, SUICIDAL TENDENCIES, MISFITS), Eddie Ojeda (TWISTED SISTER), Ron “Bumblefoot“ Thal (SONS OF APOLLO, YES, ASIA), Russ Parish (FIGHT), Al Jourgensen (MINISTRY) und noch ein paar mehr.
Ohne jetzt auf einzelne Songs eingehen zu wollen, finde ich die einzelnen Interpretationen instrumentell zum Teil nett umgesetzt, aber Thom Hazaerts Gesang passt nun mal an vielen Stellen nicht optimal. Hingegen stechen die Titel etwas hervor, für deren Lead-Vocals u.a. andere Künstler verantwortlich waren, wie z.B. Andrew Freeman (LAST IN LINE), der “Over The Mountain“ von OZZY äußerst inspiriert vorträgt.
“No Cover“ wurde produziert von David Ellefson, Thom Hazaert und Gitarrist Andy Martongelli, die auch gleichzeitig mit Ron “Bumblefoot“ Thal (Gesang, Gitarre) das musikalische Grundgerüst der Band bilden. Die drei Erstgenannten haben im Übrigen mit Drummer Paolo Caridi im April diesen Jahres die Single "Simple Truth" veröffentlicht, deren Reinerlös an das italienische Rote Kreuz im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie ging. Es ist zwar schon eine Weile her, aber bis dato sind solche Meldungen leider selten. Ich würde aus der Musikbranche gerne mehr solche News bringen. An diesem Projekt waren so viele namhafte Künstler beteiligt, da hätte doch einer mal den Hut rumgehen lassen können, auch virtuell.
Wem das Cover bekannt vorkommt... ja genau: es soll eine Hommage an das legendäre Debüt-Album “On Through The Night“ von DEF LEPPARD sein.