Wie viele Bands und Veröffentlichungen kommen so jeden Monat auf den Markt? Unzählige! Doch darunter mal was besonderes oder gar herausragendes zu entdecken, ist nicht einfach. Oft erkennt man bekannte Muster oder, sagen wir mal qualitativ durchschnittliches bis zuweilen auch minderwertiges Zeug. Neue Ideen, die auch noch hörbar und nachvollziehbar umgesetzt werden, erfreuen da mein Rezipienten-Herz.
Und was TRI STATE CORNER da abliefern, lässt mein Herz springen wie das einer Beutelratte in der Keksfabrik. Die Bouzouki, eine hellenische Laute mit Doppelseite, plus Hardrock, eine Prise Powermetal, ein Quentchen Nu Metal abgeschmeckt mit etwas Alternative und als Essenz des Ganzen ein Songwriting, das einen mit der Zunge schnalzen lässt. Die Band, die ihre Ursprünge in Griechenland hat, mischt südeuropäischen Folk mit hartem Rock, mit einer solchen Leichtigkeit und Finesse, als ob das schon immer so zusammengehörte.
Nach dem Debüt "Changes" und "Ela Na This" ist "Historia" bereits das dritte Werk des "Drei-Länder-Ecks". Das Album, welches ein Konzept verfolgt, erzählt die Geschichte eines Immigranten, der sich aufmacht seine Heimat zu verlassen um sein Glück in der Fremde zu finden. Erzählt wird eine Geschichte von Trauer, Angst und Wut, Hoffnung und Neuanfang. Ähnliche Emotionen sind die Musiker in der Lage beim Hörer zu wecken. Charakteristisch ist die schon erwähnte Bouzouki, die fester Bestandteil der Songs ist und die starke, leicht raue Stimme von "Lucky". "Katastrophy" - eine emotionale Berg- und Talfahrt, ein Song voller schöner Melodien, durchwebt mit traurigen und zornigen Momenten - erzeugt Gänsehaut und setzt mich in Verzücken. "Sooner Or Later", die Single, ist wahrlich ein Hit! Langsam steigert sich der Song, um im Kern Drive und Melodien zu offenbaren, die einen zum Mitwippen zwingen. Auch die starke Gitarrenarbeit, vor allem deren Variabilität - mal folkloristisch, mal traditionell, dann fast Nu Metal-like und immer mit Gefühl und Drive im Zentrum - verdient Erwähnung. Nicht alle 12 Nummern können sich mit den oben erwähnten messen, aber Ausfälle sind keine dabei.
Tolle Idee, starkes Konzept, formidabel umgesetzt. Ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass die Musiker mit Sony eine Plattenfirma für sich gewinnen konnten, die auf große Nummern setzt. Sicher kann ich mir vorstellen, dass manch einer die mutige Kombination aus Metal und Folk (mal nicht skandinavisch) nicht bereit ist mitzugehen. Ich aber für meinen Teil kann mich nur vor diesem starken, inhaltsvollen und abwechslungreichen Rockwerk verneigen und die volle Punktzahl geben.
Historia
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
40:39 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Script Of Life
Die süddeutsche Progmetalformation LIQUID HORIZON muß spätestens mit diesem neuen Werk "The Script Of Life" in die Qualitätsklasse von heimischen Genrebands mit internationalem Niveau wie POVERTY'S NO CRIME oder auch VANDEN PLAS einsortiert werden. Ich habe diese hoffnungsvolle Band bereits seit vielen Jahren auf dem Schirm, es gab eigentlich nie ein schlechtes Album, alle früheren Werke egal ob als reiner Underdog oder die letzte klasse Scheibe „Revolutions" (da schon mit einem Deal) hatten absolute Klasse und jetzt sollte mit dem neuen Label Firefield Records endlich auch mal der Sprung auf eine breitere Fanebene möglich sein.
Bereits dass tolle Coverartwork überzeugt auf den ersten Blick und auch der noch wichtigere musikalische Inhalt läßt für den geneigten Genrefan viele lohnenswerte Tracks entdecken. Knapp 57 Minuten lassen es die Herren aus Mannheim ordentlich krachen, bestens unterstützt durch eine modern, fette Produktion von Markus Teske (u.a. MOB RULES, SAGA) kommen die teilweise recht heftigen Gitarrenriffs, kombiniert mit vielfach sehr üppig und ideenreichen Keyboards sofort sehr einnehmend daher. In Verbindung mit dem Gewissen Händchen für sinnvolle Breaks, gefühlvollen Wendungen, Tempiwechsel und eingängigen Refrains funktioniert das Album gleich beim ersten Durchgang ohne zu vorhersehbar zu sein. Hier wird nicht wie bei so vielen anderen Bands dieses Genres zu dick mit Gitarrengefrickel, zig Rhythmus- und Harmoniewechseln aufgetragen sondern es ist stets ein roter Fader zu erkennen und auch die Seele in den Songs kommt nicht zu kurz. Ganz anders als bei der für mich enttäuschende aktuellen SYMPHONY X-Pladde „Iconoclast“, dort wird zwar mächtiger Hochgeschwindigkeits-Power Metal geboten aber zu seelenlos, wenig dichten Atmosphäre und ohne echte mitreißende Spannungsbögen. Nicht so hier, denn LIQUID HORIZON lassen ihrem ebenfalls sehr variablen Vocalisten Oliver Kielthaus bei aller Härte und Robustheit auch noch genügend Platz zum richtigen Singen und setzen das mächtige Organ nicht nur in dröger „Hansdampf-Manier“ wie zuletzt bei RUSSELL ALLEN (siehe die aktuelle Symphony X-CD) ein, sondern hier wird auch viel Wert auf intensive Atmosphären gelegt. Die Stimme erinnert in ihrer Klangfarbe diesmal sehr an Geoff Tate (QUEENSRYCHE) wie u.a. bei dem Opener „All the World“, reichlich düster gehalten mit prägnanten Keyboards, es sind auch fies-growlige Parts dabei, dann ein getragenen Zwischenteil, ehe dann wieder richtig Gas gegeben wird. Stilistisch sind LIQUID HORIZON hier sehr nah dran an den alten Sachen der Heroen aus Seattle. Weiterhin könnte man auch THRESHOLD sowie DREAM THEATER mit ihren etwas metallischeren Werke zuletzt als Paten des Bandsounds benennen. Die früheren Parallelen zu SAVATAGE sind eher nicht mehr so deutlich herauszuhören, es geht einfach stärker heavier und nicht mehr so betont „musicalmäßig“ zu. Epische Breiten mit viel Abwechslung aber nie zu langatmig sondern immer songdienlich werden bestens ausgearbeitet vorgetragen. Ein gutes Beispiel hierfür ist dass sehr weitläufig-cineastische „Coasts Of Holland“ mit einem mächtigen Bombasttouch und einem klasse sehr symphonisch betontem Streicherarrangement im Hintergrund. Die Gitarren werden trotz der allgegenwärtigen Tasten nie vernachlässigt und gekommen genügend Freiraum, egal ob riffig auch für tolle Solos ohne zuviel Genöle wie z.B. bei „Daily Dose“ ist Raum oder es darf auch mal locker akustisch („Crown of Creation“) klingen. Eine wirklich tolle Klavierballade ist „To The Stars“ geworden, sehr schön fließend mit hypnotischen Vocals und einer nicht zu schlagenden Atmosphäre mit dem gewissen Etwas. Der Bonuslivetrack zeigt eine routinierte Band mit einem spitzen Sound, mächtigen Gitarrenriffs und klasse, ausdrucksstarkem Gesang, dass macht Lust auf mehr.
LIQUID HORIZON haben sich mit "The Script Of Life" mehr als nur etabliert und nochmals einen großen Schritt nach Vorne gemacht, die Zeiten „nur“ als sehr talentierte Band zu gelten sind ebenfalls vorbei - mit der nächsten Scheibe sollten dann noch einmal mehr die eigenen Charakterristika hervortreten.
Ansonsten muß hochwertiger Progmetal heute einfach so klingen: packend, melodisch, heavy und vielseitig - alle Fans solcher Mucke mögen hier zugreifen, dieses Script geht nämlich voll auf.
The Script Of Life
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
56:47 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten