FROM THE DEPTH sind eine weitere Power Metal Band aus Italien. Da der Strom der ähnlich klingenden High Speed Italofrickelbands in den letzten Jahren etwas abgenommen hat, macht es schon wieder Spaß mal wieder eine neue klassische Italo-Metal Band vorgesetzt zu bekommen. Natürlich erfinden FROM THE DEPTH das Rad nicht neu, sondern laufen auf den gleichen Pfaden, welche Bands wie LABYRINTH, SECRET SPHERE, SKYLARK, SHADOWS OF STEEL, HEIMDALL, WONDERLAND, DERDIAN und zig andere Bands seit den späten 90ern auf Autobahnbreite ausgewalzt haben. Auch FROM THE DEPTH zeichnen sich durch ein hohes Musiziertempo, starke Keyboardlastigkeit und eine hohe Melodiedichte aus. Die Vocals bewegen sich im Gegensatz zu vielen Landeskollegen im eher mittelhohen Bereich und kommen so ohne Nervfaktor aus. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich liebe hohe Sänger, aber eben nur die, die es wirklich können. Um die ganze Sache etwas aufzulockern streuen FROM THE DEPTH immer wieder kurze spacige instrumentale Parts ein oder auch mal eine reine Pianoballade. Trotzdem gehen ca. 85 % des Materials voll nach vorne los mit viel Doublebass und schnellen Soli. Fans, die sich ein zweites Loch gefreut haben, dass LABYRINTH mit ihrem letzten Album wieder Back to the Roots gingen, sollten hier mal reinlauschen.
An einem Typus Menschen kommt man auch in der Metalszene nur schwerlich vorbei: dem Scheißefinder. Egal, welche namhafte Band ein neues Werk vorlegt, und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen absoluten Meilenstein oder eine Compilation vom morgendlichen Stuhlgang handelt, der Scheißfinder findet es aus Prinzip scheiße. Bevorzugtes Beuteschema des Scheißefinders: Truppen wie IRON MAIDEN, SLAYER, PRIEST, METALLICA oder eben die inzwischen ebenfalls sehr großen MORBID ANGEL. Noch bevor dieses Album von vielen Leuten (richtig) gehört wurde, wurde es verrissen, geächtet und für Sondermüll befunden. Natürlich kann man sich über „Illud Divinum Insanus“ herrlich streiten, denn die Industrial-lastigen, fast schon Techno-artigen Einschübe, der kalte, maschinelle, dampfe Sound sowie die fast sämtlich nicht sofort zünden wollenden Songs sind gewöhnungsbedürftig und für den Normalhörer erst einmal befremdlich. Hat man aber den anfänglichen Argwohn überwunden, findet man sich schnell in einem Meisterwerk wieder, denn diese Scheibe fährt alles auf, was MORBID ANGEL in fast 30 Jahren (!) groß gemacht hat. David Vincent (nach wie vor einer der umstrittensten Charaktere der Extrem-Zunft) bellt sich die Seele aus dem Leib, Tim Yeung gehört nicht umsonst zu den weltweiten Hoffnungsträgern am Drumkit, und die Gitarrenfraktion, bestehend aus Gründer Trey Azagthoth und MYRKSKOGs Destructhor, rifft sich auf Weltklasseniveau dem Weg frei. Dabei spielt es keine Rolle, ob Vollgas gefahren („Blades For Baal“), mächtig gegroovt wird („10 More Dead“, „Destructors V8 The Earth/Attack“) oder die Jungs mal eben eine neue Bandhymne mit Ohrwurmgarantie präsentieren („I Am Morbid“); der Facettenreichtum von „Illud Divinum Insanus“ ist über die gesamte Spielzeit erdrückend hoch. Es ist ein Album, das zu Recht und gewollt die Gemüter spaltet und der Beweis, dass sich eine Band auch nach langer Zeit noch anders definieren kann. Da kann man die Scheißefinder ruhig Scheißefinder sein lassen!
Mit „Spaces In Between“ legt das junge australische Trio TRACER sein zweites Album vor. Und das geht schon vom Start weg vorzüglich ins Ohr und in die Nackenmuskulatur. Der Opener „Too Much“ gibt mit einem sägenden Riff und wuchtigen Drums die Marschrichtung vor, und auch der Rest des Albums kann da mithalten. Die Mischung aus klassischem 70s Rock, Blues und 90er Stoner klingt dermaßen abgehalftert und authentisch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass diese Musik zwischen LED ZEPPELIN und KYUSS wirklich von den noch eher jugendlich wirkenden Typen stammen soll, die man auf der Internetseite der Band sieht. Aber ist ja völlig egal, die Jungs haben diesen Sound eben wirklich gefressen und präsentieren ihn mit ungebremster Energie, die absolut ansteckend wirkt. Das Rad erfinden sie dabei nicht neu, aber wer mit so viel Dreck und Druck zur Sache geht, hat das auch überhaupt nicht nötig. Von dieser Band wird man sicher noch einiges zu hören bekommen.
CULT OF THE FOX aus Schweden offerieren uns mit „A Vow Of Vengeance“ einen feinen, räudigen Happen Schwedenstahl. Irgendwo zwischen REBELLION, MALTESE FALCON und HEAVY LOAD präsentieren uns CULT OF THE FOX neun True-Metallische Schmankerl, welche allesamt straight auf den Punkt kommen. Der Sound ist fett, aber natürlich. Keyboards, Heldenchöre und ähnliches sucht man hier vergeblich, aber trotzdem gibt es Hymnen satt und Songs wie „A Witch Shall Be Born“ sind richtige kleine „Hits“. Bruder Cle verglich die Jungs (und das Gitarren-Mädel) im Rock Hard mit den recht überbewerteten (auch wenn die letzte E.P. besser als das Album ist) HELVETET'S PORT. Das stimmt, wenn man die Einstellung und die Ausstrahlung zu Grunde legt, im Falle von Songwriting und zwingenden Melodien aber haben CULT OF THE FOX eindeutig die Nase vorn. Starker 80er Jahre Metal eben. Keine Innovation, keine Experimente aber eine Menge Spaß. So muss das.
Unglaublich, wer alles wieder aus seinen Löchern gekrochen kommt. Auch an den Finnen OZ fährt der Reunionzug nicht vorbei. Gerne gelten TAROT als älteste finnische Metal-Combo, doch OZ waren noch einige Jährchen früher dran. Genau 20 Jahre nach ihrem fünften und letzten Werk „Roll The Dice“ sind OZ mit „Burning Leather“ wieder am Start. Gleich am Anfang macht sich ein wenig Ernüchterung breit, denn fast die Hälfte des Materials sind Aufnahmen alter Songs, die bereits auf den 80er Alben zu finden waren. Die erste Enttäuschung weicht aber schon bald schierer Begeisterung, denn OZ versuchen sich gar nicht erst an großartiger künstlerischer Weiterentwicklung, die sowieso keine Sau hören möchte. Wer die alten Songs nicht kennt, der hört keinen Unterschied. Die neuen Songs, wie der Opener „Dominator“ oder der Stampfer „Seasons In Darkness“ passen perfekt zu 80er Perlen wie das swingende „Fire In The Brain“, die musikalische Kampfansage „III Warning“ oder die Überhymne „Turn The Cross Upside Down“. Da auch die Wenigsten die Originalen OZ Alben besitzen dürften, geht diese geschichtliche Resteverwertung schon in Ordnung. So kommen auch jüngere Fans in den Genuß der genialen OZ Classics. Musikalisch erinnern OZ an SAXON in ihrer Sturm und Drang Phase zwischen „Wheels Of Steel“ und „Power & The Glory“. Auch die Produktion kann man nur als gelungen bezeichen. Mit ordentlich Wumms und doch organisch. OZ wissen genau, wie traditioneller Metal zu klingen hat. Wer OZ kürzlich auf dem Swordbrothers gesehen hat, der weiß dass OZ noch immer voll im Saft stehen und es ganz offensichtlich noch einmal wissen möchten. Allen anderen sei gesagt: OZ are back!
9 CHAMBERS ist das neue Kind von Ed Mundell, der bis 2010 bei MONSTER MAGNET aktiv war. Nach seinem Ausstieg hat er mit Greg Hampton (ALICE COOPER) und Vinnie Appice (ex-BLACK SABBATH) zwei nicht ganz unbekannte Herren für 9 CHAMBERS gewinnen können, außerdem ist Jorgen Carlsson (GOV’T MULE) mit dabei. Natürlich kann das 9 CHAMBERS-Debütalbum die MONSTER MAGNET-Herkunft nicht verhehlen, Gitarrenarbeit und –sound sind bekannt, aber eben auch ziemlich gut. Greg Hampton mit seiner Stimme und die richtig gute Rhythmusfraktion verhindern dann aber das Abgleiten von 9 CHAMBERS in die Welt der MONSTER MAGNET-Klone, hauptsächlich durch die starke Betonung klassischen Rocks – „Life Moves On“ klingt dann auch viel stärker nach alten BLACK SABBATH als alles andere. Überhaupt hat sich Quartett nicht auf eine Epoche festgelegt, stattdessen wird fröhlich von den guten Rockbands der letzten 40 Jahre geklaut. Herausgekommen ist ein kompaktes Album, das von entspannten Mainstream-Rocksongs („Indeed The Sun“) bis zu klassisch-erdigen Rock („Indeed The Sun“) alles abdeckt, was im Rock Rang und Namen hat. Die vier Beteiligten lassen dabei ihre ganze Erfahrung einfließen, so dass Songwritng, Technik und Sound nichts zu wünschen übrig lassen. Kurzum: solides Rockalbum mit dezenten Stoner-Einflüssen, dass das Namedropping rechtfertigt.