“Nennen wir es mal Metalcore ohne Breakdown-Fetisch” so schreibt Danny, seines Zeichens Gitarrist Kapelle PRIESTS OF BROKEN WORDS, als kurze Stilbezeichnung seiner Band. Jau, Metalcore hört man da auf alle Fälle durch. Aber, und da geb ich Danny Recht, der Hang zum Breakdown ist Gott sei Dank nicht so stark ausgeprägt, wie bei den ganzen Ami-Deathcore-Combos. Gesanglich höre ich da, anstatt der üblichen Metalcore-Brüllaffen eher eine n Kirk Weinstein raus, was sich wirklich gut in die Mucke der fünf Herren einfügt. Klar hier und da muss natürlich auch mal Cleangesang herhalten, aber auch hier sind es nicht die all zu Üblichen und anbiedernden Hooklines ihrer erfolgreichen und uninnovativen Brüder im Geiste aus den Staaten. Gut so! Sieben Songs ballern uns die Mitteldeutschen um die Ohren und die lassen sich doch wirklich ganz gut anhören. Produktionstechnisch gibt es nix zu meckern. Das passt! Auch hier wieder eine erfreuliche Abwendung von den ansonsten standardisierten Pro Tools Sounds der Metalcore-Gemeinde. Und hey, bei „God Is Rotten! Hail To Havoc!” die Gitarenlinie kenn ich doch… heflt mir auf die Sprünge das ist doch aus nem anderen Song „adaptiert“ oder? Gar nicht aus dem Metalbereich täte ich meinen… naja, ich komm da noch auf eure Spuren! Find ich eh den beste Song auf dem Album. Schöner Cleangesang im Strophenteil, mal was Anderes. ABER: die Quotenballade „The Tale“, als Bonustrack, hättet ihr euch echt schenken können Jungs! Das geht um Einiges besser!
Abschließend bleibt zu schreiben: Starkes Album, welches sich vor ihren „großen“ Brüdern nicht im Geringsten verstecken muss! Gute erdige Produktion. Intelligent, ausgefuchste Songstrukturen. Nicht langweilig werdend, trotz der ausgelutschten Genrezugehörigkeit. Nur der letzte Song wie gesagt hätte nun wirklich nicht sein müssen, Verzeihung! In diesem Sinne: Prost!
Die nun mittlerweile siebte Platte der deutschen Heavy/ Power Metal-Institution MYSTIC PROPHECY beginnt mit einem Gitarrenintro in fast schon zaghafter Manier. Dann stampfen schwere Riffs einen breiten Weg frei für den befreienden „Ravenlord“-Chorus. Der Opener und auch der Titelsong zeigen deutlich in welche Richtung sich das Album entwickeln wird: Garstiger ist es geworden. Langsamer, dafür aber umso schwerer und irgendwie thrashiger.
Mastermind R.D Liapakis, der sympathische Sänger und Produzent mit griechischer Herkunft, konnte dann dieses mal auch endlich auf eine stabile Besetzung bauen, die sich seit dem Vorgänger-Album „Fireangel“ nicht verändert hat. Bei MYSTIC PROPHECY ist das ja bekanntlich was nicht wirklich Natürliches, nach den ganzen Veränderungen in den letzten Jahren. Umso besser möchte man meinen. Mit „Die Now!“ ändert sich dann allerdings schlagartig die eingeschlagene Richtung und eine fast schon Metalcorige Nummer bläst zur Attacke. Lia brüllt sich die Seele aus dem Leib und man vergisst komplett, dass die Band im eigentlichen Sinne eine Power Metal-Kapelle ist. Da kommen die thrashigen Wurzeln durch, die MYSTIC PROPHECY ja schon immer eingestreut haben und die auch die breitere, nicht nur aus reinen Power Metal-Anhängern rekrutierte Hörerschaft zur Folge hat und hatte.
Diese beiden Songs sind eigentlich bezeichnend für „Ravenlord“. Die Platte windet sich zwischen eingängigen, epischen und symphonischen Momenten und eben schweren, thrashigen und richtig harten Passagen mit ordentlichem Schreigesang umher. In „Hollow“ hat man mal eben das Hauptriff von „Message In A Bottle“ adaptiert und benutzt, mit „Miracle Man“ eine OZZY OSBOURNE-Nummer zum Besten gegeben und mit dem Bonus Track „Back With The Storm“ eine richtige kakophonische Black Metal-Linie in den ansonsten lupenreinen Power Metal-Refrain eingewoben.
Man sieht also, MYSTIC PROPHECY haben auch bei „Ravenlord“ wieder ganze Arbeit abgeliefert und sollten mit dem Dank von Freunden der härteren aber dennoch immer schön mitgehbaren Spielart des Heavy bzw. Power Metals ernten. Ebenso aber sei allen Thrash Metallern diese Platte ebenso ans Herz gelegt! Hört man rein, Kumpels! Lohnt sich!
Das AS YOU DROWN-Debüt war eine nette Scheibe, mit der sich die Schweden als moderne Death Metal-Combo positionierten, aber mehr auch nicht. „Rat King“ zeigt, dass Weiterentwicklung zwar stattgefunden hat, aber sich auf die spielerischen Fähigkeiten beschränkt, da können AS YOU DROWN immer wieder für Erstaunen sorgen, wobei die Frage nach dem Einfluss moderner Studiosoftware erlaubt sein darf. Beim Songwriting zeigen sich aber die gleichen Probleme wie 2009, kaum ein Song kann beim Hörer landen und für länger als drei Minuten unterhalten. Gut, „Bleeding Structure“ kann mit schönem Groove überzeugen und „Conqueror“ ist bei aller Brutalität eingängig, aber das war es auch schon. Der Rest ist ein wilder Mix aus HATE ETERNAL, WHITECHAPEL und JOB FOR A COWBOY, ohne dass daraus eine eigene Identität entstanden ist. So bleibt „Rat King“ eine nette Death Metal-Scheibe, die sich aber zum einen zwischen alle Stühle setzt und weder die traditionellen Death Metal-Fans noch die Metalcore-Kids für sich gewinnen kann, zum anderen an eintönigen Songstrukturen krankt. Als letzten Sargnagel fungiert der Herr am Mikro, der ein schönes Beispiel für den schmalen Grat abgibt, auf dem Death Metal-Shouter wandeln – er ist leider auf der „eintöniges Gebrüll“-Seite abgestürzt.
Seit knapp 30 Jahren genießen Killjoy und seine öfter mal wechselnde Crew einen unangefochtenen Kultstatus innerhalb der Death Metal-Szene, der sich nicht Jedermann erschließen will. Für die einen sind NECROPHAGIA ein kreativer Fels in der Brandung, für die anderen einfach Schrott, und daran wird der Haufen auch auf seinem erst sechsten Album nicht mehr viel ändern können und wohl auch nicht wollen. Aber auch, wenn man zu den Befürwortern der Truppe aus Ohio gehört, ist „Deathtrip 69“ kein Highlight in der vor allem von Demos, EPs und Splits durchzogenen Diskographie, sondern ein weitestgehend uninspiriertes, wie gewohnt in mal flotterem, mal gemäßigterem Midtempo gehaltenes Album, das größtenteils vorbeirauscht, ohne großen Eindruck zu hinterlassen. Das mit lahmen Gangshouts im Refrain gepimpte „Tomb With A View“, der Stampfer „Suffering Comes In Sixes“, das typisch necrophagische, Horrorsoundtrack-artige „A Funeral For Solange“, das doomige „Bleeding Eyes Of The Eternally Damned“, der mit Spoken Words eingeleitete Titelsong oder die abschließende, lustige Country-Nummer „Death Valley 69“ sind zwar beileibe nicht schlecht und tun niemandem wirklich weh, aber ein wenig mehr Originalität und kuriose Ideen (sieht man mal von der Verpflichtung von Ex-MAYHEM-Brüllwürfel Maniac ab…) hätte ich dem Quartett schon zugetraut und habe daher Einiges mehr von „Deathtrip 69“ erwartet. Rein objektiv betrachtet ist die Scheibe eine von vielen soliden, nicht sonderlich extremen Death Metal-Platten, die einer Kultband wie NECROPHAGIA aber speziell in Sachen Songwriting nicht ganz gerecht wird. Wirklich schade!
MALEFICE können mit „Awaken The Tides“ einen besseren Eindruck hinterlassen, als ihnen das mit dem Vorgängeralbum gelungen ist. Die Band gehört zwar noch immer nicht zu den innovativsten und muss auch beim Songwriting ordentlich ackern, aber das Endergebnis ist solider moderner Metal, fröhlich von tausend Bands inspiriert. Von MACHINE HEAD über DARKEST HOUR bis THE HAUNTED reichen die Einflüsse und Dejá-vu-Momente, was sich in mal richtig guten Songs („The Haunted“), mal in belanglosem Einerlei („Dead In The Water“). Handwerklich solide und gut produziert, bietet das Album hier keine Angriffsfläche, die findet sich eben ausschließlich beim Songwriting, das zu viel Füllermaterial, zu viel austauschbare Songs hervorgebracht hat. „Awaken The Tides“ ist nicht wirklich schlecht, aber nicht wirklich gut (von ein, zwei Songs mal abgesehen), was MALEFICE weiter im Mittelmaß der aktuellen Metal-Szene verhaften bleiben lässt. (lh)
FASTWAY 2011 klingen rauer, erdiger und bluesiger als vor der Jahrtausendwende. "Eat Dog Eat" hat nichts mehr gemein mit den amerikanisch gefärbten, Keyboard-betonten Hardrock-Scheiben der späten 80er sprich 90er, deren trauriger, unfreiwillig komischer Höhepunkt "Bad Bad Girl" (1990) war. Sicher, "Waiting For The Roar" und "Trick Or Treat" waren gute Scheiben, doch richtig ins Herz konnte man die Band, die unter ständigen Besetzungs-Wechseln litt, nicht schließen. Zu unbeständig war der Sound, und nach Dave King`s (Vocals) Weggang verlor FASTWAY endgültig an Ausstrahlung.
Nun, über zwanzig Jahre später gibt sich ex-MOTÖRHEAD-Urgestein Fast Eddie Clark noch mal die Ehre, verstärkt von Bluesrock-Vocalist Toby Jepson (LITTLE ANGELS, DIO DISCIPLES) und Drummer Matt Eldrige. Geboten werden 10 Songs, die ihre Wurzeln in den Siebzigern und auf der größten und verregnesten Insel Europas haben. LED ZEPPELIN, BAD COMPANY und THUNDER schimmern durch die Nummern, vorgetragen von der kräftigen und charaktervollen Stimme von Herrn Jepson, gebettet auf Eddis krachender und bluesbetonter Gitarre. Yep, Retro ist angesagt, und was THE ANSWER können, kann FASTWAY schon lange - ist der Gitarrist doch selber eine Legende, und mit 61 Jahren ist man(n) ja irgendwie sowieso Retro. Das Songwriting ist Klasse und die Tracks rocken authentisch und kantig nach vorne. Wer auf englischen Hardrock im 70er Jahre Flair steht, kann mit dieser Scheibe, die wie ich finde noch dazu ein klasse Cover hat, nix falsch machen.
Da hat sich ja mal jemand Zeit gelassen: gute zehn Jahre ist das letzte NIGHT IN GALES-Album her, was schon die Frage aufkommen ließ, ob die Band überhaupt noch aktiv ist. „Five Scars“ knüpft dabei nahtlos an die alten Scheiben an, was sicher auch an der Arbeit von Dan Swanö himself hinter den Reglern liegt. Der neue Drummer kann zwar einige Akzente setzen und macht generell einen guten Job, bringt die Chose aber nicht vom melodischen Death Metal weg. Zum Glück, denn was NIGHT IN GALES hier abliefern, ist erstklassiger Stoff, der der reinen Schwedenlehre folgt und durch zuviel neumodischen Scheiß und neue Einflüsse nicht so gut klingen könnte, wie es in der vorliegenden Form der Fall ist. Die Gitarrenarbeit ist erste Sahne, gerade die vielen zweistimmigen Leads („Bloodsong“) lassen den Fan mit den Ohren schlackern, genauso wie die kraftvollen Passagen zum Bangen einladen („Void Venture“). Shouter Björn hat in den letzten Jahren scheinbar nur alte AT THE GATES gehört und sich darüber zu einem Tompa Lindberg-Klon entwickelt – für einen Death Metal-Shouter gibt es wahrlich schlimmere Schicksale, zumal seine Röhre wie Arsch auf Eimer zur Musik passt (wenig überraschend, nicht wahr?). Beim Songwriting setzen NIGHT IN GALES auf bekannte Strukturen, was „Five Scars“ zwar ein wenig berechenbar macht, aber das Niveau durchgehend hoch hält. Wo NIGHT IN GALES draufsteht, ist melodischer Death Metal drin. War so, ist so, wird so bleiben. Gut so.
DALE COOPER QUARTET AND THE DICTAPHONES verfolgen mit ihrem neuen Werk den eingeschlagenen Weg konsequent weiter, das wird nach dem ersten Hördurchlauf von „Metamanoir” klar. Verstörend, dabei faszinierend, ganz wie die femme fatale in einem guten Film Noir gebiert sich die Musik, die Jazz-affinen Franzosen geschrieben haben. Dabei ist das neue Material stellenweise leichter zugänglich als erwartet, gleicht das aber durch anständige Sperrigkeit an anderer Stelle wieder aus, gerade bei den sich immer wiederholenden Parts. Richtiggehend schön wird „Metamanoir“ immer dann, wenn der weibliche Gesang einsetzt; ein Stilmittel, das von DALE COOPER QUARTET AND THE DICTAPHONES glücklicherweise nicht übertrieben oft genutzt wird. „Metamanoir“ ist eine beklemmend schöne Scheibe, sich in nahtlos in das Schaffen der Band einfügt und Denovali-Jünger auf hohem Niveau verzaubern wird.
MYTHOLOGICAL COLD TOWERS nehmen die Hörer ihres vierten Albums „Immemorial“ mit auf eine Zeitreise in die Mitt- bis Spät-90er, als der Doom/ Death in voller Blüte stand. Man denke nur an alte MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST… Die sieben Songs von „Immemorial“ klingen genau nach der Zeit, ergänzt um die Finnland-Melancholie, die neuzeitliche Bands wie SWALLOW THE SUN so gekonnt auf Platte gebannt haben, „Akakor“ ist dann auch die Finnland-Hommage von MYTHOLOGICAL COLD TOWERS. Aber auch die anderen Songs sind eine Erwähnung wert, immerhin transportieren sie die Stimmung genannter Bands, auch wenn manchmal etwas mehr eigene MYTHOLOGICAL COLD TOWERS-Note zu wünschen wäre. Handwerklich haben die Jungs einen guten Job gemacht, gerade die Growls, die akzentuierte Keyboardarbeit und die durchweg melancholischen Riffs wissen zu gefallen. Wer mit Doom/ Death was anfangen kann, sollte hier ein Ohr riskieren. „Immemorial“ ist eine schöne, gelungene Hommage an die Bands und Alben, auch wenn die ganz großen Kracher auf der Platte fehlen.