BLACK SUN AEON-Mastermind Tuomas Saukkonen (u.a. BEFORE THE DAWN) konnte 2009 mit seinem „Darkness Walks Besides Me“-Album noch nicht vollständig überzeugen – zu viel Durchschnitt, zu viele halbgare Ideen fanden sich in den Songs. Mit dem Nachfolger „Routa“ wurde es besser, „Blacklight Deliverance“ überzeugt jetzt endgültig. Die Songs wirken nicht mehr, als wären sie um Ideen herum gebaut worden, die zu schlecht für Mr. Saukkonens andere Bands waren, stattdessen haben beinahe alle eine eigene Identität. „Brothers“ als Opener ist zwar noch stark vom BEFORE THE DAWN-Riffing beeinflusst, aber schon beim nachfolgenden Song kommt das nur noch minimal vor - „Solitude“ ist nicht nur mit sehr starkem Gothic-Einschlag ausgestattet, sondern kann dank der zwei exzellenten Sänger und des starken Songwritings zu einer atmosphärisch dichten Nummer werden. Bei „Oblivion“ finden sich beide Sänger nochmal wieder, was das andere Highlight der Scheibe ergibt. Finnischer kann melancholische Musik nicht sein, diese Verbindung aus Emotion, Eingängigkeit und Schwermut kann nur von Einheimischen geschrieben werden. Die restlichen „Blacklight Deliverance“-Nummern bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau, Ausfälle gibt es diesmal keine. Tuomas Saukkonen hat es geschafft, ein atmosphärisch dichtes Album zu schreiben, das nicht nur die finnische Schwermut einfängt, sondern auch klar als BLACK SUN AEON-Album zu erkennen ist. Feine Sache, so kann das gerne weitergehen.
Herr Memme wusste die Selbstironie der Österreicher CADAVEROUS CONDITION zu schätzen, als er sich mit dem „Burn Britghtly Alone“-Vorgänger auseinandersetzte. Das neue Album zeigt die Band auf gleichem Wege bleibend, immer noch ist SIX FEET UNDER/ OBITUARY-mäßiger Death Metal das Fundament der Songs, auf das doomige, folkige und rockige Elemente gepackt wurden. Im Endergebnis funktioniert das mal besser (das langsame „Ghost“ und dem mit starkem Folk-Touch daherkommenden „Wicklow Nightfall“), mal weniger („We Knew They Were Coming“ oder das nach CREMATORY klingende „Into My River“), wobei der Anteil der gelungenen Nummern überwiegt. Leider ist der Gesang der Knackpunkt des Ganzen, da die Growls sehr gepresst und extrem eintönig klingen, was auf Dauer mächtig nervt. Immerhin hat sich die Produktion verbessert und finden sich in der Gitarrenarbeit viele interessante Details. Auch wenn sich am Gesang die Geister scheiden werden und sich auf „Burn Brightly Alone“ einige Längen finden, ist das Album insgesamt interessant genug, um für aufgeschlossene Totmetaller zumindest einen Probedurchlauf wert zu sein.
MANRAZE ist eine All-Star-Band aus London. Vor allem Gitarrist und Sänger Phil Collen (DEF LEPPARD) und Drummer Paul Cook (Gründungsmitglied der SEX PISTOLS) können bereits auf langjährige und bewegte Musik-Karrieren zurückblicken, wohingegen die ehemalige Band von Bassist Simon Laffy, die Glam-Rock-Band GIRL, wohl nur Insidern ein Begriff sein dürfte. Zum ersten Mal spannten die drei 2007 für ihr Debütalbum „Surreal“ zusammen, mit „PunkFunkRootsRock“ folgt nun der zweite Streich. Vom Albumtitel sollte man sich aber nicht irreführen lassen: Von Punk oder Funk ist hier nämlich nichts zu hören. Vielmehr wird eingängiger, trocken groovender und leicht glamiger Rock zum Besten gegeben. Lediglich der Reggae-Song „Closer To Me“ fällt aus dem Rahmen und steht dementsprechend etwas bezugslos im Raum. Positiv heraus sticht dagegen das gelungene Jimi Hendrix-Cover „Fire“. Ein bisschen altbacken klingt das alles stellenweise schon, gleichzeitig aber auch überhaupt nicht angestaubt, was wohl auch an der spürbaren Spielfreude des Trios liegt. Außerdem spielen die drei Herren ihre Songs so entspannt wie tight, wie man das wohl nur kann, wenn man schon etliche Jahre im Musikbusinnes unterwegs ist und alles gesehen hat. Auch wenn einen diese Scheibe nicht wirklich umhaut – es macht durchaus Spaß, diesen drei alten Haudegen beim Rocken zuzuhören.
Konnte man dem 2009er Debüt „Rache“ mit viel Wohlwollen noch ein paar nette Momente entlocken, mutieren RAGNARÖEK mit „Eiskalt“ endgültig zur akustischen Unnötigkeit. So derart zusammen deliriert und dilettiert wie der Haufen hier seine dünn produzierte Schlagersuppe verbricht, habe ich es selten von der Heimatfront zwölftklassiger Pseudo-Mittelalter-Schergen vernommen. RAGNARÖEK schaffen es mühelos, das textliche Niveau von Andy Borg, Hansi Hinterseer oder den Zillertaler Jungfernjägern mühelos zu unterbieten und alles in Versatzstücken aus dem Dudel-Retortenbaukasten zu verpacken. „Ich brenn´ so heiß in deinem Eis“ heißt es gleich im eröffnenden Titelsong, „Wir fahren auf´s Meer hinaus, und nachts leuchten uns die Sterne“ kann man in „Mondenkind“ bestaunen, aber in „Furchtlos“ trifft Sänger und Ober-Dudelsack Charon (der hier singt, als habe er eine heiße Pellkartoffel im Mund) den Nagel auf den Kopf: „Ich kenne keine Angst“ – genau diese Eigenschaft benötigt man auch um solch ein Album aufzunehmen. Als Gnadenschuss gibt´s am Ende der Scheibe noch eine Discount-Elektroversion des Stückes „Wahnsinn“, das man dafür höchst originell in „Elektrowahn“ umgetauft hat. Eine gleichfalls unterirdische Band wie FEUERSCHWANZ versucht ja wenigstens noch, bei aller Talentfreiheit witzig zu sein, RAGNARÖEK versuchen nicht mal das. Schlimmer geht´s nimmer!
Ganze 16 Jahre haben sich die polnischen Black Metaller Zeit gelassen, ihr neues Werk „Parvzya“ auf ihr (vermutlich recht überschaubares) dunkles Gefolge loszulassen, nachdem ihr Debüt „For A Glory Of All Evil Spirits, Rise For Victory“ anscheinend unter erschwerten Bedingungen vorangetrieben wurde, weil kurz nach den Aufnahmen gleich drei Bandmitglieder das Weite gesucht hatten. Nach der Auflösung im Jahr 1999 brauchten die beiden Gründer Flauros und Cymeris dann ganze zehn Jahre, MASTIPAHL mit neuer Mannschaft zu reformieren, und dieses bandinterne Chaos hört man dem Album auch an; „Parvzya“ bietet zwar eine kraftvolle Produktion, kommt aber in Sachen Songwriting recht beliebig daher. Stilistisch erinnern mich die Jungs am Ehesten noch an schwedische Kollegen wie DARK FUNERAL, NAGLFAR, SETHERIAL oder REV 16:8, da sie ebenfalls eher auf satten Sound und trotz aller Härte eine gute Schippe Musikalität setzen anstatt räudig drauflos zu schreddern. Am Ende kann man an Stücken wie „Under The Sign Of The Morning Star“, „Sovereign´s Return“ oder „Man Strikes God Falls“ objektiv nicht viel aussetzen, da es das Quintett auch immer wieder schafft, gelungene Breaks zwischen Hochgeschwindigkeit und stampfendem Midtempo einzubauen, aber nachhaltig wirkende Hymnen mit Eigenständigkeit bietet „Parvzya“ leider nicht.
Den ex-SUIDARKA-Mitstreiter Sebastian trifft man hier wieder bei den sympathischen Hamburgern von HUMAN DEBRIS. Das Trio besteht zwar eigentlich schon seit 2001, aber die Vorgeschichte lassen wir hier einfach mal weg. 2011 ist jedenfalls mal wieder ein Jahr des Handelns für HUMAN DEBRIS, kommt mit „Welcome To A World Of Debris…“ nämlich eine fünf Track- EP an den Start, die hoffentlich Vorbote auf mehr sein wird.
Der Titel lässt so was zumindest erahnen. Die fünf Lieder bewegen sich gekonnt zwischen bewährtem Material aus mal langsam groovenden, mal ordentlich schleudernden und dann wieder mächtig stampfenden Spielarten des Metals. Stimmlich allerdings immer auf gleich bös krächzende Art und Weise. Lediglich als Einführung und als Ausklang zu „Injected Delirium“ gibt es einen Akustikpart mit klarem Gesang, der allerdings ein bisschen unbeholfen wirkt. Auf Pagan/ Power Metallischen Chorus, gesanglich gesehen, versucht man sich dann noch bei der letzten Nummer „Legend Of The Fallen“.
Bleibt abzuwarten ob die letzten beiden Songs die neueren und eher zu erwartenden sind oder ob die Zukunft kompromissloser seien wird wie die restlichen drei Titel. Ansonsten aber durchaus ein amtlicher Einstand für das nachzulegende Album. Noch anzumerken: Geiler Bass-Sound!
DIE APOKALYPTISCHEN REITER und die Vorweihnachtszeit – „Oh Tannenbaum“ – „The Greatest Of The Best” ist die eine Kompilation für unter den Baum und mit „Friede Sei Mit Dir” und „Erhelle Meine Seele” auch für den weihnachtlichen Player. Kann man so sehen, auch kritisch; macht aber trotzdem Laune, da es mit 20 hochwertigen Songs und guter Aufmachung eine durchaus wertige Sache ist. Nach acht regulären Alben und 16 Jahren Bandgeschichte gibt es unter den Songs natürlich die erwarteten Hits („We Will never Die“, „Die Sonne Scheint“, „Riders On The Storm“) und für denjenigen der erst in den letzten Jahren die DIE APOKALYPTISCHEN REITER entdeckt hat auch älteres Material zum Vorkosten – siehe Tracklist unten. Man sieht gut komprimiert wie man reichlich viel Spielarten des Metal mit vor allem auch deutschen Texten gekonnt in Szene setzen kann. Auf irgendwelche Boni und Raritäten wird allerdings gänzlich verzichtet. Der limitierte Doppelpack kommt mit einem toll aufgemachten 48-seitigen Booklet daher und dürfte so Fans der Band wie Neueinsteiger in Sachen hartem deutschen Tobak trotzdem gefallen. DIE APOKALYPTISCHEN REITER und „The Greatest Of The Best” sind sicherlich ein gezieltes Weihnachtsangebot, das einschlägige Abnehmer finden sollte.