Über Kurzarbeit, Schalke 04 und Corona verbieten sich Witze derzeit von selbst. Sagen wir mal so: SMORRAH weisen extra auf ihre Heimatstadt Gelsenkirchen hin, auf den dortigen Club und schaffen nach einem Demo und einer EP auf dieser Promo-Single (für Presse, Labels und Booking-Agents) gerade mal zwei Stücke. Die sind schnell aufgezählt: „Hope Dies Last“ und „The Burden Of Necrosouls“. Bei beiden Songs stört den persönlichen Geschmack das etwas scheppernde Schlagzeug, ansonsten gibt es wenig auszusetzen. Heisere Vocals, düstere (und beiliegende) Texte, ein schneller Song zuerst, ein schleppender danach. Der sich allerdings auch noch in Richtung Shoegaze bewegt. „Was soll denn das?“, ist der Malocher geneigt zu fragen. Es ist ja, wie es ist: Ob nun Ekel Alfred, Schimanski oder Angelrippchen – wenn der Ruhrpottler richtig Gas gibt, kommt er am authentischsten rüber – und das macht die zuletzt gestorbene Hoffnung besser – und außerdem passt der rüde Vortrag auch besser zum basischen Stil der Burschen. Nicht, dass der zweite Song Mist ist. Aber irgendwie wirkt er nach brutal gewollter Weiterentwicklung. Soll ja jeder machen, wie er will. Muss aber auch nicht jedem gefallen. Fazit: Ein geiler Song, ein experimenteller. 1:0 für geil, sozusagen. Wer will, kricht den Krams auch auf den bekannten Plattformen von Spotify bis sonstwo. Attacke!
Erst wird das letzte Abendmahl nachgestellt, dann schlägt man ihn ans Kreuz bzw. an die Flying V-Gitarre, und jetzt heißt sein neues Album "Immortal", sprich "unsterblich". Dieser Zyklus vermittelt so ein wenig den Eindruck, dass die Selbstwahrnehmung des bepelzten Künstlers etwas überhöht zu sein scheint. Gleichwohl und richtig ist natürlich, Michael Schenker ist einer der großen Gestalter des klassischen Hard Rocks und ein unverzichtbares Juwel für das Genre. Endlich wieder unter dem vertrauten Banner MSG, veröffentlich der Wahl-Londoner nun seinen neuen Longplayer.
"Drilled To Kill" ist purer dynamischer Power Metal, "gescreamt" von Ralf Scheepers, doch im Song-Kern zieht das Power Metal-Monster seine Maske, und darunter grinst uns seelenvoller Hard Rock entgegen. Tolle Melodien, ein starkes Songfinale und ein energischer Opener. Ich stelle mir bei der Gelegenheit nur die Frage, was hat ein mit hektischem Doublebass angetriebener Power Metal-Song auf einem MSG-Album zu suchen? Hierbei fällt mir auf, dass diese Entwicklung bereits bei vorangegangenen Alben ("Revelation") partiell zu beobachten war. Warum habe ich nicht damals schon Einspruch eingelegt? Vielleicht, weil Michaels Spiel und Songwriting gekonnt im Song eingebettet sind, und sein Feeling immer das richtige Maß an Wärme und rockiger Vertrautheit vermittelt.
Das Solo am Ende von "Don't Die On Me Now" rechtfertigt nahezu allein den Erwerb des Albums. Ja, und natürlich muss erwähnt werden, dass neuer Hauptsänger dieses Mal Ronnie Romero ist. Warum gerade der talentierte Chilene einem eher durchschnittlichen Sänger wie Michael Voss bei der gefühlvollen Ballade "After The Rain" weichen muss, erschließt sich mir nicht. Bei dem epischen puren Hard Rocker "Sail The Darkness" darf er dann seine ganze Klasse unter Beweis stellen. Ich empfinde die wechselnden Sänger heuer nicht mehr so recht nachvollziehbar (Ralf Scheepers, Joe Lynn Turner... why?), sie machen das Album partiell eher inhomogen, trotz ihrer starken Performance. Michael Schenker dämpft diese Uneinheitlichkeit allerdings mit seinem überragenden Spiel ab. Selten war es zentraler, prominenter und Leben spendender für die Songs als hier. Zu guter Letzt schließt Michael das Werk mit seinem ersten komponierten Song "In Search Of The Peace Of Mind" (ehemals ein SCORPIONS-Track) ab. Diese Nummer atmet pures 70er-Jahre-Feeling, und der Scorpion hat irreversibel dem Song sein Gift ins Fleisch injiziert. Großartig!
"Immortal" ist ein verdammt starkes MSG-Album geworden, doch mit diesen Songs wäre noch mehr möglich gewesen.
Genauso unspektakulär wie der Bandname und der Titel der EP klingt auch die Musik der Jungspunde (Durchschnittalter von 18 Lenzen) aus Brasilien. Die musikalischen Einflüsse sind in jedem Fall sehr löblich. Der Death/Thrash Metal der Jungs bewegt sich in einer Schnittmenge aus alten SODOM, alten SEPULTURA und (natürlich) alten EXHORDER. Ein gutes Gemisch, aber so ganz zünden wollen die Ideen von SPEEDKILLER nicht wirklich. Natürlich finden sich die einen oder anderen starken Riffs auf „Midnight Vampire“, aber leider schaffen sie wenig Abwechslung und klingen immer austauschbar. Dummerweise ähneln sich die sieben Songs teilweise zu sehr und machen die knapp 27 Minuten zu einer zähen Angelegenheit. Hier muss kompositorisch definitiv noch an der einen oder anderen Schraube gedreht werden. Der Gesang könnte ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt werden, da bei der mit ordentlich Hall versetzten Stimme eigentlich schon eine gewisse Atmosphäre aufkommt, diese aber leider ein wenig untergeht. Wir wollen dies aber alles nicht überbewerten, da die Band die richtige Einstellung an den Tag legt und alterstechnisch noch unter Welpenschutz steht. Kein Totalausfall, aber definitiv noch sehr viel Luft nach oben.
Darf man das, oder ist das schon Blasphemie? Das Hannoveraner Trio VOLTER, sagen wir mal, "orientiert" sich so unverkennbar an MOTÖRHEAD, dass es schon irgendwie unanständig wirkt. Handwerklich und musikalisch zocken die Jungs aber durchaus leidenschaftlich und gekonnt. Gregor Musiol, seines Zeichens Bassist und Sänger, klingt stilistisch und, sofern man das so nennen kann, in seiner Klangfarbe doch sehr nach der verstorbenen Legende Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister.
"High Gain Overkill", das zweite Album der Band, macht gleichwohl Spaß, sofern es einem gelingt, die Kopie, die VOLTER ohne Frage sind, ernst zu nehmen. Man braucht ein Augenzwinkern dazu, um hier Freude an der hingebungsvollen Darbietung zu finden. Zu nahe sind Titel wie "Kiss My Ass", "Boogie Ride" oder das düster groovende, an "Orgasmatron" mahnende "Messiah`s Call" am über allem schwebenden Original. Die Band hat so, als reine Cover-Version, nur begrenzte Zukunftsaussichten. Um Aufmerksamkeit zu generieren, um sich dann langsam, aber stetig freizuschwimmen, kann der Longplayer aber durchaus fungieren. Wichtig wird sein, wie schnell VOLTER eigenes Profil beimengen und dieses auch Potenzial für mehr zeigt.
Was für eine Zeitreise! Danke, Dying Victims!! Zum einen steht das Earthshaker-Vinyl hier sowieso (leider lange Zeit ungehört) im Keller, zum anderen erinnern MAD BUTCHER und Dying Victims damit an selige Zeiten. Kennt noch jemand die großartigen FACT um Patricia Huth? Die spielten 1984 nämlich im großen Hamburg mit MAD BUTCHER, genauer gesagt im kleinen Logo, und der Rezensent machte sich aus dem beschaulichen Niedersachsen auf in die Weltstadt. Was für Einflüsse! Und dann kam Harry Elbracht, nicht gerade der Name für einen Vollmetaller und Ruhrpott-Lemmy. Aber in seiner roten Lederhose mit Japan-Shirt (und Schnauzer) machte er damals richtig was her. Hach, watt war das ´ne Wucht. MAD BUTCHER begannen vor den ganzen Koryphäen der deutschen Metal-Szene, waren drauf und dran, als Support für SLAYER in ganz Europa zu spielen – und das Management verkackte es. Schwamm drüber, Zeitsprung: Jetzt kommt das Debüt-Album “Metal Lightning Attack” als Vinyl-LP neu heraus. MAD BUTCHER klingen wie ein Mix aus LIVING DEATH und MOTÖRHEAD, Speed Metal Rock´n´Roll! Und wie geil sind Songs wie „Burn It Down“ – was für eine Gitarre! Auf zehn Songs und 38 Minuten kommt die Metall-Attacke. Aber es ist nicht nur eine nostalgische Zeitreise, es ist richtig coole Musik. Wenn auch ein wenig antiquiert. Herrlich. 1990 löste sich die Band nach zwei Scheiben und einer dritten, posthum veröffentlichten (2020) auf. Nun kommt also die von Patrick Engel (Temple Of Disharmony) remasterte Version auf Vinyl wieder – als „Regular Edition“ in Schwarz mit Insert, Poster, Sticker und Download-Code. Oder als „Special Edition“ in farbigem Vinyl mit gleicher Ausstattung plus Patch. Ordern Sie hier oder hier. Außerdem gibt es hier lecker drei CDs („Eat The Rat“, „Metal Meat +5“ und „For Adults Only“). Kaufen und sich wieder wie in den Achtzigern fühlen: wild, roh und heiß.... „Night Of The Wuuuuuhhhhhhhuuuulf“!
Tja, das ist mal richtig alte Schule. 28 NOMINON-Veröffentlichungen zählt das Metal-Archiv. Die setzen sich aus fünf Studioalben zusammen, EPs, Compilations, Splits…. Dummerweise scheinen die 7“-Veröffentlichungen vergriffen zu sein, weswegen es das dänische Label für eine gute Idee hält, die nächste Zusammenstellung mit „allen 7”-EPs von 2003 bis 2014, rar und ausverkauft, alles original, keine Cover“ herauszubringen. Finden sicherlich auch die Fans gut, die alten, weil sie sich eh nicht dran erinnern können, was sie haben und kennen, die jüngeren, weil es eben ausverkauft ist. Is‘ doch dufte und allen mit gedient. Rein musikalisch gibt es auch das, was es muss: dreckigen Death Metal, nicht so eklig wie AUTOPSY und Co., aber eben auch nicht so verträglich wie vieles andere und nicht so extrem auf HM-2 gepolt wie viele andere Copycats heutzutage. NOMINON stehen für viel Authentizität, sind aber auch eine Band, die den Durchbruch eben nie geschafft hat. Das kann an der eigenen Sturheit liegen oder daran, dass die Songs eben nicht unbedingt über die große Extraportion des „gewissen Etwas“ verfügen. Der Rezensent tendiert zu Ersterem. Die Scheibe knallt, sie ist gewiss nicht überproduziert, aber eben auch nicht künstlich verkracht. Und Ehrenmänner des Death Metals sind Gründer Juha Sulasalmi und seine Kollegen sowieso. Als kleine Gedächtnisstütze hier ausnahmsweise mal die Tracklist, damit Ihr nachschauen könnt, ob Ihr die entsprechende Single schon habt, kann sich ja alles keiner merken: „Rigor Mortis“, „Of Ancient Craft“ „Manifestation Of Black“, „Burnt Human Offering“, „Through Dead Deams Door“, „Black Chapel“, „Release In Death“, „Hordes Of Flies (Live)“, „Condemned To Die (Live)“, „Blaspheming The Dead“, „Invocations“, „Blessed By Fire“.