Band:

DIE MIMMIS

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End This Game

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Als „ALICE IN CHAINS mit einem weiblichem DANZIG am Mikro“ beschreibt sich diese 2010 in Los Angeles gegründete und mittlerweile in Belgrad ansässige Formation, was natürlich sehr ambitioniert klingt, die musikalischen Wurzeln des Quartetts aber gut umschreibt. Der Riff-lastige, leicht grungige Alternative-Rock wird von Frontfrau Jelena Vujanovic, die in ihren besten Momenten wie eine etwas gemäßigtere Version von CHASTAINs Leather Leone klingt, kraftvoll umgesetzt, auch wenn ich mir persönlich ein etwas dynamischeres Songwriting gewünscht hätte. Die sechs Songs auf „End This Game“, der zweiten EP der Band nach „I Can Hope“ aus dem Jahr 2016, wollen auch nach mehreren Durchläufen nicht zünden, da sie stets in starrem Midtempo verharren, trotz handwerklich sehr guter Umsetzung nie wirklich auf den Punkt kommen und ebenso echte Highlights, die sich im Gedächtnis vergraben, vermissen lassen. Wenn die Band diesbezüglich noch ein paar Hausaufgaben macht, traue ich ihr jedoch problemlos eine richtig gute Scheibe zu, denn die Anlagen dafür sind zweifellos vorhanden. Dennoch Interessierte können sich hingegen über eine sehr ansehnliche Verpackung freuen, denn die CD kommt in einem hübschen Digipak mit coolem Artwork und ordentlich aufgemachtem Booklet daher.

 

End This Game


Cover - End This Game Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 24:0 ()
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Shrapnel Storm

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Zu gut, um nicht geklaut zu werden: SHRAPNEL STORM beschreiben sich so: “Heavier than a sledgehammer, groovier than James Brown.“ Und dennoch kommen die Finnen kein Stück funky daher, im Gegenteil. Die vier Herren aus Jyväskälä (das, wo unter anderem Matti Nykänen, der selbstzerstörerische Skispringer, herkam) machen nämlich Old School Death Metal, tief verwurzelt in der 90er-Szene aus dem zu warmen Florida und mit vielen regnerischen Einflüssen aus England. Klar, dass einem OBITUARY und BOLT THROWER in den Sinn kommen. Superschwere Riffs, charmant-catchige Chorus-Zeilen und eben großer Groove, das sind die Zutaten der neuen Granatkartätsche. Die Artillerie aus Keski-Suomi feuert bereits seit 2006 aus allen Rohren, die Wirkung ist aber bis dato eher kläglich, weil es eben „nur“ zu vier Demos reichte, drei Singles und einer CD („Mother War“ von 2015). Jetzt also die selbstbetitelte zweite Full-Length. Und was für eine. Mittleres Tempo ist oft angesagt, weniger ist mehr. Aber diese rasierenden Riffs mit atmosphärischen Leads und wohltemperierten und gut gesetzten Blast-Ballereien sind sowas von lässig eingezimmert, dass es eine wahre Pracht ist. Boah, ey! „Perkele“, muss man schreien! Denn „bumm-bumm“ macht’s tüchtig im mittleren Finnland: Die Rhythmus-Abteilung verrichtet den Wehrdienst so zuverlässig, wie ein Panzer fleißig Kraftstoff verbraucht. Schon der Opener „The Burning“ walzt Dich nieder wie eine Tank-Kolonne deinen Kleinwagen an der Panzerringstraße auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne. An sich legen die Soldaten mit dem hellblauen Kreuz auf der Stirn auch keine Pause mehr sein, so simpel und gerade sie das alles tun, so effektiv sind sie dabei. Dazu trägt der fette Sound mit niemals zu klinischer Produktion seinen Teil bei. Muss ja, denn ohne geputztes Rohr zieht kein Krieger in die Schlacht. Diese gewinnen SHRAPNEL STORM, denn es wird nicht viele neue Armeen geben, die sich diesem Death Metal-Angriff in den Weg stellen können. Neue gibt es eh nicht, die alten müssen oft die Ketten erst noch mal ölen. Und die am besten geschmierte Kriegsmaschine steht ja wahrscheinlich für immer in der Garage. Vielleicht können die Jungs mit ihrem selbstbetitelten, starken Album und Hammer-Songs wie „First Blood“ den Schmerz wenigstens ein bisschen lindern. Ob sie nun grooven wie Herr Brown oder (ganz fast) wie BOLT THROWER.

 

Shrapnel Storm


Cover - Shrapnel Storm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 39:6 ()
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Evil Or Divine – Live In New York City

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„Evil Or Divine – Live In New York City” wurde ursprünglich im Jahre 2005 veröffentlicht – die Aufnahmen selbst stammen von der „Killing The Dragon“-Tour aus 2002 und wurden für den Re-Release neu remastert (Roseland Ballroom, New York City, 13.12.2002). Zusätzlich wurden der damals weggelassene Titel „Lord Of The Last Day“ und das gute Drum-Solo von Simon Wright entsprechend der Original-Setlist hinzugefügt. Was dann Ergo zu einem 2-CD-Format führt. Dazu gibt es noch ein neues und richtig gutes DIO-typisches Cover und ein gut gemachtes Booklet. Da dann auch noch der Live-Sound passt, und der gute Ronny an diesem Tage wohl in Bestform war, kann man da nur sagen: „Gut gemacht“.
Die Setlist an sich selbst bietet kaum Überraschungen. Wenig Stoff vom neuen Album (besonders „Push“ macht dabei echt Laune) – die mehr oder minder zu erwartenden Klassiker aus Ronnies Diskografie (siehe unten). Dafür ist das überlange Gitarrensolo von Doug Aldrich ein echter Hinhörer. Im Vergleich zum zeitgleich wiederveröffentlichten „Holy Diver Live“ bietet DIO auf „Evil Or Divine – Live In New York City” aber die bessere Live-Vorstellung – fett und laut klingt‘s richtig gut. Als Highlights darf man zwischen den beiden echt endgeil gespielten Krachern „Killing The Dragon“ und „We Rock“ fast alles Dargebotene bezeichnen. Lohnt, nicht nur für die DIO-Fraktion.

 

CD 1

  1. Killing The Dragon
  2. Egypt (The Chains are On)
  3. Children Of The Sea
  4. Push
  5. Drum Solo
  6. Stand Up And Shout
  7. Rock And Roll
  8. Don't Talk To Strangers
  9. Man On The Silver Mountain
  10. Guitar Solo
  11. Long Live Rock And Roll
  12. Man On The Silver Mountain (Reprise)

CD 2

  1. Intro To Lord Of The Last Day
  2. Lord Of The Last Day
  3. Fever Dreams
  4. Holy Diver
  5. Heaven And Hell
  6. The Last In Line
  7. Cheers For An Encore
  8. Rainbow In The Dark
  9. We Rock

Evil Or Divine – Live In New York City


Cover - Evil Or Divine – Live In New York City Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 21
Länge: 94:0 ()
Label:
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3 Cheers For 30 Years

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Man mag es kaum glauben: satte 30 Jahre sind FIDDLER´S GREEN mittlerweile schon im Geschäft, haben sich dabei über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Ruf erspielt und waren vom Wacken über das Pinkpop und das Sweden Rock bis hin zum Montreux Jazz-Festival auf einer langen Reihe höchst namhafter Festivals zu Gast. Nach einer so langen Karriere kann man durchaus mal zu den eigenen Wurzeln blicken, und genau das tun FIDDLER´S GREEN mit „3 Cheers For 30 Years“: zwar hat die Band mit ihrem Speedfolk ihren ureigenen Sound kreiert, ihre Wurzeln aber liegen im Irish Folk, dem sie auf dem jüngsten Silberling mit einer Sammlung von Traditionals huldigt, allesamt bewährte Live-Klassiker. Von flotten, punk-lastigen Klängen á la „Whiskey In The Jar“, Beschwingtem wie „Molly Malone“ oder „The Galway Girl“ (kein echtes Traditional, passt aber trotzdem) bis zu melancholisch-melodiösem Material wie dem wunderbaren „Wild Mountain Thyme“ und „Greensleeves“ ist alles dabei. „The Drunken Sailor“ ist ein regelrechtes Allstar-Projekt, bestehend aus Weggefährten der letzten drei Jahrzehnte – alle beteiligten Gastmusiker aufzuzählen würde den Rahmen der Rezension sprengen, deswegen mögen hier Micha Rhein (IN EXTREMO), Alea der Bescheidene (SALTATIO MORTIS), Eric Fish (SUBWAY TO SALLY), Thomas Lindner (SCHANDMAUL) und Holly Loose (LETZTE INSTANZ) als Beispiele genügen, auch wenn damit noch nicht einmal die Hälfte der Mitwirkenden genannt ist. Auch wenn die Corona-Pandemie den ursprünglich für das Frühjahr 2021 anberaumten Akustik-Tour-Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: die gute Laune, die FIDDLER´S GREEN bei ihren Live-Auftritten versprühen, springt auch beim Hören von „3 Cheers For 30 Years“ über und hilft so ein wenig, die anhaltende Konzert-Dürreperiode zu überbrücken. Cheers!

 

3 Cheers For 30 Years


Cover - 3 Cheers For 30 Years Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 36:0 ()
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Leviathan

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Was sagt Gitarrist Christofer Johnsson so schön zu seinem neuen Album „Leviathan"? „Wir haben beschlossen, den Fans das zu geben, nach dem sie schon so lange fragten. "Leviathan" ist das erste Album, das wir ganz bewusst mit THERION-Hits vollgepackt haben."

Mich hat keiner gefragt, denn ich hätte mir Hits aus der Frühphase von THERION gewünscht. Kennt noch einer „Symphony Of The Dead“ vom Überalbum „Beyond Sanctorum“? Das waren meine THERION, und ich habe es geliebt. Tja, THERION haben sich weiterentwickelt – für mich in die ganz falsche Richtung – eine unehrliche Richtung! Soll dieses künstliche Etwas etwa Metal sein? Sollen das Operneinflüsse sein? Jeder damalige Künstler, der sich an Opern versucht hat, würde sich bei diesem aufgeblähten Unsinn im Grab herumdrehen. Der im Allgemeinen gelobte Gesang von Thomas Vikström klingt wie eine überfahrene Zitrone, und die Gitarristen scheinen verlernt zu haben, dass eine Gitarre auch Krach und Melodien erzeugen kann. Sorry, aber ich kann diesem elitären Pathos nichts, aber auch gar nichts abgewinnen. Soundlöcher werden konsequent mit wild zusammengeschusterten Chören zugemüllt, und der weibliche Sologesang bringt einen an den Rand des Wahnsinns.

Eventuell kann man einem Einsteiger dies noch als Metal verkaufen, und dieser wird versuchen, diesen Mist noch gewinnbringend an Oma und Opa zu verkaufen. Nein, nicht mit mir. Für mich hatte sich das Thema THERION schon nach „Theli“ erledigt, aber ein Funken Hoffnung bleibt ja immer noch. Ich kann und will den eingeschlagenen Weg von THERION leider nicht verstehen - es ist eindeutig genug! Scheinbar gibt es ja ein paar Wahnsinnige, die sich diesen spannungsfreien Mist kaufen, sonst hätte Nuclear Blast bestimmt längst den Riegel vorgeschoben. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe und ehrlich gesagt: Ich bin verdammt stolz darauf!

 

Leviathan


Cover - Leviathan Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 45:33 ()
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Holy Diver Live

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Im Original im Jahre 2006 erschienen und bereits seit geraumer Zeit vergriffen, gibt es nun einen schick aufgemachten Re-Release von DIOs „Holy Diver Live“. Und obwohl die damals Ende 2005 in London aufgenommene Live-Performance nicht gerade zum Besten gehört, was der Übersänger Ronny James Dio zu bieten hatte, lohnt der Erwerb allemal. Denn das Götterdebüt des ehemaligen RAINBOW- und BLACK SABBATH-Frontmannes hat ja ausschließlich Metal-Songs vom Feinsten zu bieten; mit dabei lauter Musiker der Extraklasse - was man den tight gespielten Stücken auch anhört: Gitarrist Doug Aldrich, Bassist Rudy Sarzo, Drummer Simon Wright und Keyboarder Scott Warren. Schlagzeug- und Gitarrensolo inklusive. Ob man den DIO-Klassiker überhaupt - „Holy Diver“ – bereits als zweiten Song eines Auftrittes verbraten darf, sei hier mal dahingestellt. Die Trackliste des Albums gibt es vor. Anyway: „Don’t Talk To Strangers“ oder auch „Rainbow In The Dark“ liefern da mehr als nur Entschädigung.
Die auf der zweiten CD enthaltenen Songs stellen den zweiten Teil des damaligen Konzertabends dar und bieten dann Klassiker aller drei Bands, welche von der Stimmgewalt eines DIO profitierten (ich sage nur mal „Sign Of The Southern Cross“, „One Night In The City“ oder „Heaven And Hell“) – und das finale „We Rock“.
„Holy Diver Live“ mag nicht die beste Live-Scheibe von DIO sein - aber sie zeigt ohne Wenn und Aber, was für eine Stimme dem Metal vor zehn Jahren verloren ging. Ich schwelge in Erinnerungen.

 

CD 1

1.             Intro

2.             Stand Up And Shout

3.             Holy Diver

4.             Gypsy

5.             Drum Solo – Simon Wright

6.             Caught In The Middle

7.             Don’t Talk To Strangers

8.             Straight Through The Heart

9.             Invisible

10.           Rainbow In The Dark

11.           Shame On The Night

12.           Guitar Solo – Doug Aldrich

13.           Holy Diver (Reprise)

 

CD 2

14.           Tarot Woman

15.           Sign Of The Southern Cross

16.           One Night In The City

17.           Gates Of Babylon

18.           Heaven And Hell

19.           Man On The Silver Mountain

20.           Catch The Rainbow

21.           Long Live Rock ‘N’ Roll

22.           Call For Encore

23.           We Rock

 

Holy Diver Live


Cover - Holy Diver Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 23
Länge: 115:0 ()
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The Thule Grimoires

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Kaum ein Soloprojekt der schwermetallischen Zunft bürgt so zuverlässig für mitreißende Hörerlebnisse aus der Unterwelt wie die seit 2003 aktive Black-Doom-Maschine von Ex-NAGELFAR-Drummer Meilenwald, der hier, nach dem leider viel zu frühen Ableben dieser einstigen Referenzband im Jahr 2002, eine neue musikalische Heimat gefunden hat. Mit „The Thule Grimoires“ geht er nun in die sechste abendfüllende Runde, und bereits nach den ersten eineinhalb Minuten des grandiosen Openers „Ropes Into Eden“ weiß man ob der typisch tonnenschweren, sich meterhoch auftürmenden Wand, dass hier THE RUINS OF BEVERAST wüten. Das Album schafft  (mal wieder) den großen Spagat, vertraut nach seinem Erschaffer zu klingen, aber kein Abziehbild früherer Werke zu offenbaren. „The Thule Grimoires“, mit seinen vielen atmosphärischen Passagen, melodischen Klanglandschaften, verträumten Einschüben, aber auch gewohnt rabiaten Ausbrüchen, ist der nächste logische Schritt, das anknüpfende Puzzleteil sowohl an das letzte Album „Exuvia“ als auch an die beiden ebenfalls sehr starken Split-Beiträge zu den Doppelschlägen mit MOURNING BELOVETH („Don´t Walk On The Mass Graves“) und ALMYRKVI. Und bevor jetzt irgendwer „Hilfe, Weiterentwicklung!“ schreit: der dieses Mal in moderiges Grün gehüllte Monolith fährt keinerlei pseudo-experimentelles Geschwurbel auf; Hornbrille und Doktorhut bleiben erwartungsgemäß in der Kiste. Und wie immer bei THE RUINS OF BEVERAST gilt, dass die einzelnen, meist überlangen Songs zwar gerne für sich alleine stehen können, die gesamte Macht und Pracht des Albums aber erst am Stück zur vollen Geltung kommt. Routiniert meisterhaft!  

 

The Thule Grimoires


Cover - The Thule Grimoires Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 69:21 ()
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Kompass Zur Sonne (Extented Edition)

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Nachdem das 13. Studioalbum „Kompass Zur Sonne“ IN EXTREMO nach seiner Veröffentlichung im späten Frühjahr 2020 an die Spitze der deutschen Charts führte, legen die Herren jetzt nach. Zwar mag die Neuauflage eines Werkes, das noch nicht einmal ein Jahr alt ist, nicht unbedingt nach jedermanns Geschmack sein, aber die Spielleute haben sich für die Extended Edition des Albums wirklich ins Zeug gelegt und nicht etwa nur ein oder zwei Bonustracks, sondern obendrein noch eine komplette zweite CD dazu gepackt.

Im Vergleich zur ursprünglichen Version gibt es drei Bonustracks (darunter zwei Varianten bereits bekannter Tracks und mit „Ewig Sein“ auch einen komplett neuen) und auf der zweiten CD einen äußerst ungewöhnlichen Konzertmitschnitt. Ungewöhnlich deshalb, weil es sich um die Aufnahme des Wacken Open Air-Auftritts 2020 handelt, also eines Auftritts bei einem Festival, das wegen der Corona-Pandemie nicht in seiner gewohnten Form stattfinden konnte, sondern von seinen Machern in einem gewaltigen Kraftakt in eine Art virtuelles Event mit dem Namen „Wacken World Wide 2020“ umgewandelt wurde. Die Bands performten live auf einer „Mixed Reality Stage“, das Publikum indes saß auf der heimischen Couch und verfolgte das Ganze per Stream. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass bei dem Konzert keine gewohnte Geräuschkulisse vorlag, da Jubel, Klatschen und Publikumschöre vor Ort nun mal schlicht nicht da waren. Allerdings fehlen sie auf der Aufnahme nicht etwa, sondern kommen vom Band, was im Endergebnis mitunter etwas steril wirkt, da trotz allem Bemühen die Konserve eine echte Live-Atmosphäre mit ihrer Interaktion zwischen Band und Publikum nun einmal nicht ersetzen kann. Nichtsdestotrotz muss man den Hut ziehen vor der Idee der Veranstalter und dem Engagement aller Mitwirkenden. Ohne direktes Gegenüber zu performen, dürfte für alle Beteiligten eine mehr als ungewohnte Situation gewesen sein, und man hört deutlich, wie sich die Band auch ohne Publikum vor Ort wirklich mit Herzblut reinhängt. Das Set bietet einen Querschnitt durch verschiedene Schaffensphasen der Band und beinhaltet etliche Klassiker, angefangen bei „Mein Rasend Herz“ über „Merseburger Zaubersprüche“, „Vollmond“ und „Liam“ bis zu neuerem Material wie „Pikse Palve“, „Troja“ und das den Albumtitel stiftende „Kompass Zur Sonne“.

Darüber, wie sinnvoll es war, der Aufnahme die Klangkulisse eines Publikums beizumischen, dass beim Auftritt selbst in dieser Form schlicht nicht da war, lässt sich sicher streiten, aber letztendlich muss man „Wacken World Wide 2020“ als das sehen, was es ist: das CD gewordene Dokument eines weltweiten Ausnahmezustands, in dem alle Beteiligten nach Kräften versuchen, das Beste aus einer unerfreulichen Situation zu machen. IN EXTREMO haben damit auf jeden Fall bewiesen, dass sie auch unter widrigen Umständen eine hervorragende Live-Band sind, die so schnell nichts aus der Bahn wirft, und die auch bereit ist, ungewohnte Wege zu beschreiten, um die Moral hochzuhalten und dem Zuschauer bzw. Zuhörer in Corona-Zeiten ein bisschen heißersehntes Live-Flair nach Hause zu bringen.

 

Kompass Zur Sonne (Extented Edition)


Cover - Kompass Zur Sonne (Extented Edition) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 32
Länge: 132:0 ()
Label:
Vertrieb:
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Spineless

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Keine ganz unbekannten Musiker haben sich dem rasanten Death/Thrash von PEQUOD verschrieben. Bei den Bayern tummeln sich Musiker von Bands wie HAGGARD und DARKSEED (Letztere könnten auch mal wieder was machen – das „Sharing The Grave“-Demo ist genial und gut in meinem Regal gealtert). Die Mittelaltereinflüsse von HAGGARD wurden nicht in den Sound von PEQUOD einbezogen, und man konzentriert sich auf das Wesentliche – extrem kraftvolle Musik, welche nie in technischen Wahnsinn ausartet. Ein Vorzeigesong auf „Spineless“ ist definitiv „Of Rise And Ruin“, welches wunderbare Gitarrenmelodien, dominantes Bassspiel und schön angekotzte Vocals abliefert. Vocaltechnisch kommt Sänger Roland hier tatsächlich an die Marke DISBELIEF ran, was man definitiv als Auszeichnung werten sollte. Wunderbarer Song! „Born Insane“ kommt extrem abwechslungsreich durch die Boxen und bietet von ordentlichen Blastbeats bis zum höllischem Groove alles, was ein gut abgehangenes Stück Death Metal bieten soll. „Extincition Of Souls“ bleibt eher im Midtempo und präsentiert sich Riff-betont. Besonders Drummer Maurizio kann hier schöne Nadelstiche setzen und zeigt sein ganzes musikalisches Können. Die restlichen Songs reihen sich nahtlos ein, und es zeigen sich an keiner Stelle echte Ermüdungserscheinungen.

Insgesamt ist „Spinless“ eine rasante Platte geworden, aber die Bayern schaffen es immer wieder, nicht in totale Raserei zu verfallen und überraschen mit interessanten Melodien, welche konsequent in die Midtempo-Parts eingebaut werden. Gerne wird auch dem Schweden-Death gehuldigt, der sich mit dem Bay Area-Thrash gut vermengt und das Album sehr kompakt und durchdacht erscheinen lässt. Die sehr gute Produktion rundet ein mehr als ordentliches Album ab, welches hoffentlich nicht nur in Underground-Kreisen für Aufsehen sorgen wird. Natürlich hat „Spineless“ auch seine Längen, diese werden aber geschickt mit kleinen technischen Spielereien abgefangen. Wenn die Band konsequent Songs der Marke „Of Rise And Ruins“ aus den Ärmeln schüttelt, dann ist der Weg aus dem Underground eh geebnet. Hier kann definitiv etwas ziemlich Großes entstehen, und „Spinless“ ist ein gelungener Output, der alle Stärken der Band gut aufzeigt. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und prophezeie, dass beim nächsten Album alle Dämme brechen werden. „Spineless“ ist erst der Anfang…

 

HAGGARD und DARKSEED sind zwar (Ex-) Bands der hier versammelten Münchener Musiker, aber das führt unweigerlich auf den falschen Dampfer. Denn PEQUOD heißt nicht nur das Schiff aus dem „Moby Dick“-Roman, sondern auch eine Band, die auf einen schweren Thrash-Death-Tanker setzt. Der schippert in der Tat mit einer schwedisch-kalifornisch karierten Flagge über die Weltmeere. Denn die Bayern mischen Bay Area Thrash und Swedish Death Metal. Und zwar in einer Art und Weise, die weit vom liberianischen Lohn-Dumping der Seeleute entfernt ist. Hier muszieren gut ausgebildete, erfahrene Künstler zusammen, die acht heftige Songs im Lagerraum haben. Hier hat niemand Skorbut, hier ist niemand zahnlos, die Jungs können viel mehr als Zwieback beißen. Dabei wirken die Songs kompakt, abwechslungsreich und anspruchsvoll – aber nie anmaßend. „Spineless“ nahmen PEQUOD im bandeigenen Studio auf und ließen Lawrence Mackrory (Obey Mastering -  Uppsala, Schweden) mischen und meistern. Darauf einen Klaren! Denn so klingt das Album, ohne kalt und künstlich zu werden. Was noch fehlt, ist der absolute Killer-Titel, ein Hit, ein Ohrenschmeichler, der Klebstoff der Erinnerung, der Eindringling ins Hirn, der nie wieder weggehen mag. Nah dran ist die Neuauflage des bereits 2014 als Videoclip veröffentlichten „Hell Within“, der wesentlich oldschooliger klingt als der Rest. Oder das anschließende, hymnische „Again We Fail“. Eine schwedische Hommage, zweifelsohne. Eine gute. Dieses Prädikat verdient auch „Spineless“ insgesamt. MS PEQUOD? Volle Kraft voraus! (Meisenkaiser)

 

Spineless


Cover - Spineless Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:6 ()
Label:
Vertrieb:

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