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Earthrise

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Knapp vier Jahre sind seit ihrem letzten Output vergangen. Bereits zum damaligen Album kehrte Originalsänger Magnus Ekwall in die Band zurück. Und auch heute, beim mittlerweile neunten Album ("Earthrise"), nimmt er wieder seine angestammte Position am Mikrofon ein. Somit ist die schwedische Rockinstitution THE QUILL nahezu in Originalbesetzung am Start.

Die Band kredenzt dem Hörer, wie gewohnt, eine Melange aus psychedelischem Hard Rock der Marke LED ZEPPELIN, doomigen BLACK SABBATH und dazu eine leichte Prise 90er-Jahre-SOUNDGARDEN. Der wuchtige Opener "Hallucinate" vereint dann auch gleich stimmig alle aufgezählten Bandeinflüsse auf einen Schlag. "Keep On Moving" ist bluesiger, dynamischer 70er-Jahre-geprägter Hard Rock, der griffig in der Melodieführung und mitreißend im Tempo ist. "Earthrise" wird im weiteren Verlauf aber zusehends dunkler und nachdenklicher, was sicher auch mit der gesetzten Thematik von Entfremdung und Enge in den Texten zu tun hat. Das oben aufgezählte inspirierende Dreiergespann wird nun klar von einem BLACK SABBATH-Einfluss dominiert. Gitarrist Christian Carlsson gelingt es hierbei aber, mit seinen quirligen und irgendwie meist fidelen Soli oder Licks, einen gewissen aufhellenden Schwung und 70er-Jahre-Heavy Rock-Groove mit einzubetten. Apropos 70er-Einfluss - auf "Earthrise" sind drei Longtracks verbaut, die allesamt überzeugen, im besonderen das atmosphärische, tief atmende und gegen Ende in ein berauschendes Finale mündende "Evil Omen".

 

Earthrise


Cover - Earthrise Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 47:27 ()
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I Know My Enemies

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Beim ersten Hörgang war ich nicht sicher, welches Geschlecht denn die Stimme innehat. Auch der Name des Sängers gab mir nicht auf Anhieb Gewissheit. Die Vocals von Wanja Neite erinnern partiell an Geddy Lee von RUSH, dessen Gesang nie unumstritten war, aber immer für ein scharf geschnittenes Profil und Charakter bürgte. Darüber hinaus bietet die Hildesheimer Band HOUND auf ihrem zweiten Longplayer "I Know My Enemies" zuweilen songwriterisch beeindruckende und anspruchsvolle Rockmusik, genauer gesagt, klassischen 70er-Jahre-Hard Rock mit psychedelischer Ausprägung.
 
"Sleep In Thunder" eröffnet das Album kantig und eigen. Der Titel erinnert an eine wilde Melange aus LED ZEPPELIN und frühen RUSH, ehe der Song atmosphärisch "Luft holt" und dann mit einem enthusiastischen Solo sein Ende findet. "Head Under Water" überrascht danach mit eher verhaltenem Temperament, seinem THE DOORS-Keyboard und fast schon jazziger Struktur. Das wippende und verträumte "I Smell Blood" gefällt dafür sofort, während das nervöse "Without A Sound" zwischen Punk und Rock schwankt.
 
Einfach ist woanders. HOUND fordern den Hörer mit ihrer Sprunghaftigkeit sowie ihrer musikalischen Vielfalt und nicht zuletzt mit Wanja Neites polarisierendem Gesang. Gleichwohl, "I Know My Enemies" ist ein spannendes, sehr eigenes und unterhaltsames Album.
 
 
 

I Know My Enemies


Cover - I Know My Enemies Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 48:48 ()
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Triebe

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Im österreichischen Graz zelebriert L.G. mit seinem 2011 gegründeten Soloprojekt ELLENDE atmosphärischen Post Black Metal.

Was er uns hier serviert, ist jedoch nicht ganz neu: Die Scheibe „Triebe“ ist ein Re-Release der „Weltennacht“-EP anno 2013, soundtechnisch wurde hier einiges nachgebessert. Jedoch ist der Sound auch typisch für den derzeit angesagten Post Black Metal, und die Musik könnte hier und da eine ungehobeltere und garstigere Attitüde aufweisen. Die Produktion klingt aufgeräumt, und die Songs sind neu interpretiert und länger. „Triebe“ ist nicht trivial oder langweilig, sondern facettenreich, und Lukas Gosch setzt instrumentale Arrangements atmosphärisch ein.

Ähnlich wie bei den Vorgängerscheiben „Todbringer“ und „Lebensnehmer“ geht es misanthropisch und melancholisch zur Sache, ohne aggressive Black Metal-Parts zu vernachlässigen. Leider ist´s nach drei Liedern (ca. 30 Minuten) schon wieder vorbei. In „Triebe II“, dem ersten Song, flirrt die Melodie, der Song nimmt nach dem dreiminütigen akustischen Einstieg Fahrt auf und reißt mich mit. „Weltennacht“ zeigt ähnlich wie der Opener eine amtliche Klangwand. Die Gitarrenmelodie wiederholt sich tranceartig, der Schlagzeuger P.F. spielt teilweise mit dem Tempo. „Zwischen Sommer Und Herbst“ ist zuweilen balladesk und baut sich nach und nach weiter auf, klassische Streicherklänge lassen mich beinahe wonnevoll hin und her wiegen. Raserei gibt es erst kurz vor Ende.

Ein Tipp für die Schallplatten-affine Hörerschaft: Es gibt mehrere limitierte Vinyl-Editionen, z.B. die bernsteinfarbene Platte macht echt was her.

Die Musik von ELLENDE - der Name bezieht sich übrigens auf ein altdeutsches Wort für „fremd“ oder „verbannt“ - schafft es beim Hörer trotz ihrer depressiven und schmerzhaften Intensität, eine gewisse wohlige Entspannung zu erzeugen. Und deshalb wird man vom Multiinstrumentalisten L.G. noch einiges hören, und ELLENDEs Fanbase wird weiter wachsen und gedeihen.

 

Triebe


Cover - Triebe Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 29:38 ()
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Eradication

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MF und CL sind die Unbekannten hinter ARCHAIC THRON und kommen mit der ersten Full-Length aus dem Knick. Die Sachsen knüppeln für Into Endless Chaos Records, und das ist schon mal ein Qualitätsgarant per se. Und in der Tat enttäuscht das „Duo Eradicationale“ nicht. Tod und Teufel, Gülle und Gewalt – daran ist zu denken, wenn die einheimischen Ekelpakete ihre sieben Oden an Irrsinn und Gewalt in der Welt loswerden. Nach einem Demo und einer EP tun sie das auf „Eradication“ sehr gekonnt, gedenken dabei sicherlich HELLHAMMER mehr als ASPHYX, denken eher an NECROPHOBIC als an BOLT THROWER. Und natürlich vergessen sie rumpelnde MAYHEM nicht, wenn sie von den Lügen des Lebens und der Wahrheit des Todes schwadronieren. Trotz vieler Zitate nervt das Album in keinster Weise, es betont seinen dreckig-dunkelhöhligen Charakter dafür immer sehr nonchalant und wirkt nie künstlich. Und das, obwohl nicht nur der „Deathmarch“ progressive Anwandlungen zeigt. Insgesamt wirkt das Album erfreulich eigensinnig. Und das, obwohl inzwischen zig Kapellen in die gleiche Richtung wie ARCHAIC THORN marschieren – weg vom Licht, mitten rein in die Dunkelheit. Sensenmann galore! Leider grenzen die Jungs (immer noch vorhandene) CD-Hörer aus, das Album kommt bis dato lediglich als Download und als Vinyl via Into Endless Records und als Kassette über Darkness Shall Rise Productions.

 

Eradication


Cover - Eradication Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 43:9 ()
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The Golden Pentacle

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Marco Garau ist als Keyboarder seiner Stammformation DERDIAN offensichtlich nicht ausgelastet genug und nutzt die Gig-freie Zeit, um sein erstes Soloalbum aus dem Boden zu stampfen. Zur Seite stehen ihm teils seine DERDIAN-Kollegen, als auch Musiker von SEVEN THORNS, SHADOW STRIKE oder WINGS OF DESTINY.

Wie klingt nun die magische Opernwelt des Herrn Garau? Im Endeffekt so, wie man sich ein Album über Zauberer vorstellt und aber auch wieder nicht, da man es versteht, mit einigen unerwarteten Twists zu glänzen. Das Grundgerüst ist orchestraler, bombastischer Metal, der keine Berührungsängste mit überbordendem Pathos oder auch kitschigen Melodien hat. Was „The Golden Pentacle“ spannend macht, ist einerseits die latente Melancholie, welche sich durch alle Songs zieht, als auch die sehr wertig klingende Orchestrierung, die verhindert, dass das zu einer Kirmesveranstaltung wird. Außerdem hat sich Marco mit Anton Darusso einen wirklich fähigen Frontmann geangelt.

Beim schwelgerischen „Keepers Of The Night“ überraschen einerseits an eine Polka gemahnende Parts, die dann andererseits in renaissancehafte Neoklassik übergehen, um dann in einen epischen Chorus zu münden. Garau gelingt trotz einer Spielzeit von über einer Stunde und einer klaren stilistischen Vorgabe, die ganze Geschichte interessant zu halten, indem er immer wieder ungewöhnliche Parts einarbeitet. So zum Beispiel der Tango beim abschließenden „Until The End Of Time“.

Natürlich kann er sich von den großen Vorbildern wie RHAPSODY, TWILIGHT FORCE oder frühen DARK MOOR nicht ganz emanzipieren, was aber gar nicht der Anspruch sein dürfte. Darüber hinaus fügt Garau diesem im Moment eher ein Schattendasein fristenden Genre aber auch eigene Duftmarken hinzu und kopiert nicht. Einige seiner Melodien erinnern zusätzlich an japanische Genrevertreter wie GALNERYUS oder DRAGON GUARDIAN.

„The Golden Pentacle“ ist ein stimmiges, opulentes Werk geworden, welches in Zeiten wie diesen hilft, für eine Stunde dem ganzen Irrsinn zu entkommen und in eine Welt voller Zauber und Wunder abzutauchen.

 

The Golden Pentacle


Cover - The Golden Pentacle Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 64:59 ()
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Inherent Brutality

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Die Berliner machen mächtigen Ami-Thrash. Richtig so auffe Omme. Ganz viel mittlere EXODUS („Holycaust“) kommen ins Hirn, nur wirken die jungen Bollos ausse Hauptstadt wesentlich sympathischer. Ihre Pseudonyme machen Grinse-Gesicht! Rotten Piranha, Uncle Crocodile, Sickfuck Sanchez (YEAH!), Infektörr und Volcanic Nun Desecrator drücken mächtig auf die Tube (zum Beispiel beim geilen Titelstück) und wohl genau das aus, was Thrash gut beschreibt: Fan gewesen, Band geworden, Fan geblieben. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. So gibt es all die bekannten Bay-Area-Zutaten – nur dass sie hier viel frischer wirken als bei vielen Banden der zwischenzeitlichen zweiten, dritten und vierten Retro-Thrash-Wellen. Das mag zum einen am fetten, transparenten und wirklich guten Sound liegen, zum anderen an der überbordenden ANNEXATION-Glaubwürdigkeit. Rasante Riffs, aggressive Vocals, interessantes Drumming, alles da, was es braucht! Die allgegenwärtige Fast-Forward-Attitüde zeigt aber auch eine kleine Schwäche des Albums auf: Es fehlt ein Überkracher, ein herausragendes Stück – vielleicht sogar ein wenig die Abwechslung? Voll-Fans mögen jetzt einen Vogel zeigen, und die kleine Kritik ändert auch nix daran, dass es ein gutes und ganz schön mächtiges Album ist. Aber trotzdem...  

 

Inherent Brutality


Cover - Inherent Brutality Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 38:16 ()
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Band:

ANNEXATION

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We Were Raised On Radio

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ANGELINE können sich ohne Zweifel mit ihren Genre-Kollegen und Landsmännern von H.E.A.T., WORK OF ART oder ECLIPSE messen und vergleichen lassen; einzig deren Erfolg, Status und Annerkennung haben sie nicht. Ich hoffe und wünsche dem Kollektiv aus Schweden, dass sie das mit ihrem vierten Longplayer "We Were Raised On Radio" nun endlich ändern können. Qualitativ steht dem nichts im Wege, nur die Vermarktung, ohne Label, über eigenen Vertrieb, lässt daran doch wieder zweifeln.
 
ANGELINE bieten feinsten AOR/Melodic Rock, dem die Sonne aus jeder Note strahlt, und der einfach Freude beim Zuhören macht. "Helpless" ist ein mitreißender Opener, der mit Melodie, Dynamik und auch ausreichend Kante punktet. Handwerklich stimmt hier alles. Produktion, Gitarrenarbeit, Chöre, und insbesondere die Stimme von Joachim Nilsson ist zwar nicht besonders charakteristisch, aber melodisch, elastisch und sympathisch. Das hymnische "Closer", das dramatische, leicht melancholische "My Heart Won't Let You Go" oder das lebensfrohe "Halfway To Anywhere" - allesamt Topnummern, die den Longplayer zu einem klasse Album machen. "We Were Raised On Radio" kann man direkt bei der Band bestellen (siehe unten), der Versand klappt zuverlässig und zügig, das ist zumindest meine Erfahrung. AOR und Melodic Rock-Anhänger können mit ANGELINE ein Juwel in ihre Sammlung einfügen, das leider viele nicht auf dem Schirm haben. Ich wünsche mir, dass sich das ändert; die Band hätte es verdient.
 
 
 

We Were Raised On Radio


Cover - We Were Raised On Radio Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 38:30 ()
Label:
Vertrieb:
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Dawn Of A New Epoch

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Einen Preis für ein originelles Album können CIDESPHERE leider nicht für sich beanspruchen. Man nimmt einfach eine Portion AT THE GATES, gibt ein wenig IN FLAMES dazu und würzt noch mit ein wenig mit DISMEMBER – fertig ist ein Death Metal-Album, welches aus einem bewährten Baukastensystem entwickelt wurde. Innovationen oder Überraschungen sind hier nicht zu erwarten, aber die türkische Band hat es immerhin raus, aus diesem Pool anständige Songs zu zimmern, die auch einen gewissen Wiedererkennungswert besitzen. In den 90er Jahren hat jede zweite Kinderzimmerkapelle sich dem typischen Schweden-Sound bedient und jetzt, nach über 20 Jahren, ist diese Welle also auch in der Türkei angekommen. Besser spät als nie…

Was soll man sagen? Hier ist nichts wirklich zu kritisieren, und alles ist spieltechnisch auf einem durchaus hohen Level. Der Sound ist roh, aber trotzdem gut gemischt, und Sänger Oral (bei dem Namen musste der Mensch ja Sänger werden) kann mit seiner Stimme stets Akzente setzten, obwohl ich mir manchmal ein paar extreme Vocal-Ausreißer gewünscht hätte. Trotzdem ist gesanglich alles im grünen Bereich.

Hat man die klassischen schwedischen Melo-Death-Alben im Schrank, braucht man „Dawn Of A New Epoch“ nicht wirklich zwingend. Kann man nicht genug von den alten Klassikern bekommen, macht man bestimmt keinen Fehler, ins das Album reinzuhören und unterstützt gleichzeitig den Exotenbonus der Band. Wie gesagt, ein gutes Album, welches leider nur nicht viele Leute wirklich brauchen…

 

Dawn Of A New Epoch


Cover - Dawn Of A New Epoch Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:36 ()
Label:
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Markgraf

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Wenn jemand auf einen zukommt und sagt: „Ich habe ´ne neue Band am Start, wir machen Black Metal mit CIRITH UNGOL-Gesang!“, dann hat man ob dem zu erwartenden Fremdschäm-Feuerwerk bereits den Bierdosenhelm mit zwei Bock-Halben aufgeschnallt. So geschehen bei MARKGRAF aus dem Süden der Republik, bei denen unter anderem Musiker von SPITFIRE und STEALTH unter den Pseudonymen „Commander Of Sonic Noise Warfare“, „Ódio“ und „Der Dicke Mann“ agieren. Aber bereits nach den ersten Klängen des Openers „Burkart Keller Von Yburg“ (das Trio hat durchweg schräge deutsche Titel, jedoch mit englischsprachigen Texten) macht sich Überraschung breit: der einigermaßen kauzige Black Metal mit traditionellen und todesmetallischen Elementen gibt sich keinerlei Blöße, rumpelt herrlich räudig und tatsächlich eindeutig unpeinlich durch die Landschaft, und lediglich Ódios schrille Schreie laufen in seltenen Momenten Gefahr, etwas zu viel des Guten zu sein, sind aber dennoch weit entfernt von flächendeckender Nervtötung. Zudem haben die Jungs mit „Die Nixe Des Wildsees“, dem arschcoolen Instrumental „Der Felsen“ oder „Die Geisterhochzeit Zu Lauf“ echt starke Kompositionen am Start, die unter dem obskuren Gewand ein sehr oldschooliges Fundament haben. Am Ende ist „Markgraf“ ein gelungenes Debütalbum geworden, das zwar noch Steigerungen zulässt, dessen Konzept aber entgegen aller anfänglichen Befürchtungen aufgeht – zumindest sofern ohrenscheinliche Vorbilder wie MASTER´S HAMMER, ROOT, TORMENTOR oder MORTUARY DRAPE gern gesehene Bewohner der heimischen Plattensammlung sind. Ach ja, die beiden Bock-Halben müssen trotzdem weg…

 

Markgraf


Cover - Markgraf Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 30:1 ()
Label:
Vertrieb:

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