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Berlin (Ein Akustischer Tanz Auf Dem Vulkan)

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„Babylon Berlin“ ist eine tolle Serie und trat eine Welle los: Plötzlich tanzten Hunderte Hipster in anderen deutschen Großstädten auf Mega-Partys zu ungewohnten Klängen mit merkwürdigen Verrenkungen. Sie dachten dann vermutlich, sie seien mittendrin im Sündenpfuhl der 20er. Aber es ist ja wie mit dem Mittelalter: heute romantisiert, früher schwamm die Scheiße durch unbefestigte Straßen. Und auch im damaligen Berlin war nicht alles so geil, wie es gemacht wird. Was aber stimmt, und deswegen ist die HÄMATOM-Adaption doch über alle Maße lohnend: Es gibt viele Parallelen zur heutigen Situation, politisch, gesellschaftlich – und jetzt eben auch musikalisch. Niemand muss HÄMATOM und ihre Neue Deutsche Härte vergöttern, aber was die Band macht, das tut sie mit viel Energie und Professionalität. Und das trifft auch auf das babylonische Treiben von Nord, Süd, West und Ost zu. Die Süddeutschen transportieren Swing („Tanz Auf Dem Vulkan“), Tango („Au Revoir“), folkloristische Sauflieder („Werft Die Gläser An Die Wand“, mit Russenverve), Akustik-Balladen („Du Bringst Mich Um“), Frank Sinatras Bigband-Sound („Die Welt Ist High“), zeitgenössische „Liedermacher“ („Ein Herz Und Eine Kehle“) und Walzer („Nichts Bleibt Für Immer“) von „annodunnemal“ in die Moderne. Gelungenes Highlight ist sicherlich die Version von Dolly Partons Americana-Country-Pop-Song „Jolene“ namens „Berlin“. Die Texte zur Scheibe sind bunt: Liebe, Sex, Killer, Feiern, Abschied – was es damals eben so gab. Also: HÄMATOM tanzen wirklich sehr gekonnt auf dem Vulkan – ob sie dabei auf den zuverlässig fahrenden „Babylon Berlin“-Zug aufspringen, sich selbst verwirklichen oder einfach nur ganz viel Bock dazu hatten, sei mal dahingestellt. Sicherlich wird auch nicht jeder etwas mit den vielen verschiedenen Sujets und Umsetzungen anfangen können. Was aber auf jeden Fall fehlt, ist der authentische Dreck: Rauchschwaden-durchflutete Hinterhofkneipen mutieren hier zu höherglänzenden Clubs, sauberer zwar, aber eben auch steriler. Schwächer sind die Songs, wenn es konventioneller wird, wie „Zwischen Gangstern Und Ganoven“, wo vorsichtig SUBWAY TO SALLY grüßen lassen. Seit Release noch bis zum 04. April 2021 können sich Fans die Release-Show „Das Leise Abendmahl“ zum neuen Album reinziehen. Aber Achtung: Vergesst Federboa und Strumpfhalter oder Wollflanell-Dreiteiler und Ballonmütze nicht, damit ihr den Lindy Hop standesgemäß tanzen könnt. Vielleicht macht Euch das genauso viel Spaß wie den Hipstern. HÄMATOM scheint das alles jedenfalls viel Freude zu bereiten.

 

Berlin (Ein Akustischer Tanz Auf Dem Vulkan)


Cover - Berlin (Ein Akustischer Tanz Auf Dem Vulkan) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 31:56 ()
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Kontra

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Nun ist es endlich da: Das neue KÄRBHOLZ-Album. Nach vielen Verzögerungen und diversen Release-Verschiebungen kommen die Chartstürmer endlich mit „Kontra“ aus dem Quark und präsentieren ihre Version von deutschsprachiger Rockmusik. Eins vorweg - die Welt wird sich auch nach „Kontra“ weiterdrehen. Die Band liefert genau den Stoff, welchen die Fans von ihr verlangen. Räudiger Gesang paart sich mit einprägsamen Riffs, die immer eine Mischung aus den HOSEN und den ONKELZ darstellen. Soweit so gähn, aber KÄRBHOLZ schaffen sich trotzdem ihre ganz eigene Lücke und Vision von deutschsprachiger Musik. Hier werden auch gerne mal Umwege und der Fuß vom Gaspedal genommen, um neue Stilelemente einzubringen. Natürlich dürfen auch ruhige Klänge nicht ganz fehlen. „Voran“ wartet mit einer sanften Gesangsstimme auf, die einen Gegenpol zu den meist rohen Vocals bietet und überzeugt mit cleanen Gitarren, Klavier und Violinen. Guter Song, der die weiche Seite von KÄRBHOLZ bestens aufzeigt. Einen ganz anderen Weg schlägt der Song „Rückenwind“ ein. Hier fühlt man sich ein wenig an THE BOSSHOSS erinnert, und ein typisches Western-Feeling kommt auf. Man kann förmlich die Strohballen über die Route 666 rollen sehen… Etwas seltsam und durchaus gewagt kommt „Easy“ durch die Boxen. Hier dominieren Beats aus der Konserve und ein durchaus tanzbares Grundkonzept. Nicht gut und nicht schlecht, aber gewiss nicht passend für ein Album wie „Kontra“.

Ansonsten dominieren solide bis wirklich gute Deutschrocker, die oftmals kritische Themen intelligent beäugen und auch interessant vertont werden. Textlich distanziert man sich gleich im Opener von der AFD/NPD-Fraktion und stellt klar: „Es darf nie wieder sein wie vor 88 Jahren“. Klar, es gibt viele Songs gegen rechtes Gedankengut, aber einer mehr kann bestimmt nicht schaden. Die Hooks, das wahrscheinlich wichtigste Element auf einer Platte dieses Genres, treffen alle sicher das angesteuerte Ziel und dürften live für gute Laune sorgen.

Die Ampel zeigt also insgesamt grün für KÄRBHOLZ, die sich hier zwar kein Denkmal gesetzt haben, aber für solide und gute Kost sorgen. Der Mut zum Experimentieren steht der Band gut zu Gesicht, aber zu viel sollte man in Zukunft auch nicht wagen, wie der Song „Easy“ beweist. Nach dem Schulnotensystem würde ich hier eine Zwei minus vergeben – die Versetzung ist somit nicht gefährdet und wird durch einen zu erwartenden Chart-Einstieg untermauert werden.

 

Kontra


Cover - Kontra Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 45:52 ()
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Katedralen

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MORK sind qualitätstechnisch eine Bank und lassen auch bei Album Nummer fünf nichts anbrennen. Thomas Eriksen überzeugt mit klassischem norwegischem Black Metal, der aber immer wieder durch belebende Elemente aufgewertet wird. Die Melodieführung ist zwar immer negativ beeinflusst, aber man wagt auch einzelne Ausflüge in rockige Gefilde, und auch Folk-Elemente sich MORK nicht ganz unbekannt. MORK übertreiben es nie mit Geschwindigkeitsausbrüchen, sondern setzen auf starke Riffs und griffige Melodien, die in der guten Produktion wirklich exzellent zur Geltung kommen. Natürlich werden MORK mit „Katedralen“ den Black Metal nicht neu erfinden, aber sie setzen immer wieder kleine Stiche, die beim Hörer nicht unbemerkt bleiben. Klar, man setzt auf Epik, und natürlich nutzt man Klargesänge, aber im Gesamtbild hält man die Trademarks des Black Metals hoch – und der Mix funktioniert. Wenn selbst ein Nocturno Culto (DARKTHRONE) seine Gaststimme dem Album verleiht, dann ist man in bester Gesellschaft und hat seinen Ritterschlag verdient.

Besonders geschärft hat mich der Abschlusstrack „De Fortapte Sejelers Katedral“, welcher in über neun Minuten komplett überzeugen kann. Tolle Melodien treffen auf die Epik von MANOWAR und werden mit leichten Orgelklängen begleitet. Ein großes Stück Black Metal, welches das Highlight auf „Katedralen“ darstellt. Besonders gelungen ist, dass MORK niemals den Song aus den Augen verlieren und nicht unbedingt überall meinen, einen Hochgeschwindigkeitsrekord aufstellen zu müssen. Das macht die Truppe um Eriksen irgendwie sympathisch, und man bemerkt, dass hier keine Klischees bedient werden sollen, sondern dass der Song im Mittelpunkt steht. Eine starke Vorstellung von MORK, die man als Freund des Black Metals ruhig antesten sollte.

 

Katedralen


Cover - Katedralen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 48:4 ()
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Empire Of Sins

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Wenn es um gutklassigen Power Metal geht, dann ist man bei Pride & Joy in der letzten Zeit immer öfter fündig geworden. WINTER´S VERGE, STRANGER VISION und nun SILENT WINTER – alles Bands, die die Flagge des unverfälschten Metals hochhalten und überzeugen können. SILENT WINTER sind also bei diesem Label bestens aufgehoben und liefern auf „Empire Of Sins“ souverän ab. Die Griechen starten mit „Gates Of Fire“ und lassen gleich aufhorchen. Die Produktion drückt, der Gesang ist abwechslungsreich und tatsächlich gut verständlich. Die Musiker lassen aufhorchen und setzten jederzeit spielerische Akzente. Natürlich lassen Textzeilen wie „Three hundred men, in battle they stand“ nicht auf ein literarisches Meisterwerk schließen, aber immerhin verarbeitet man das Thema von König Leonidas und seinen Spartanern, und man hat somit den Lehrauftrag erfüllt.

Musikalisch bewegt man sich in guter Gesellschaft mit HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN und GAMMA RAY. Die Hooks sitzen, und der Mitsingfaktor ist bei jedem Song gesichert. Sänger Mike Livas ist in allen Tonlagen der Chef im Ring. Meistens bewegt er sich in erträglichen Tonhöhen und führt sicher durch die Songs. Besonders auf abwechslungsreiche und eingängige Refrains wurde großer Wert gelegt. Hier können die tolle Stimme von Livas und die gelungene Produktion gleichermaßen punkten. Rasante Rhythmusgitarren werden oft von grandiosen Soloparts flankiert und lassen keine Abwechslung vermissen. Kompositorisch wurde hier auf einem sehr hohen Level gearbeitet. Gassenhauer wie „Wings Of Destiny“ und „Mirror“ lassen Rückschlüsse auf IRON MAIDEN-Einflüsse zu, und diese werden famos mit dem BLINDHELLORAY-Basismodell gemixt. Wie man bemerkt, haben SILENT WINTER das Rad nicht neu erfunden, aber sie bewegen sich in ihrem Universum sicher und zielgerichtet. Kleine MANOWAR-Zwischenspiele dürfen natürlich auch nicht fehlen, und somit werden alle Bausteine eines gelungenen Power Metal-Albums verwendet, und der Genre-Liebhaber wird dies zu schätzen wissen.

Keine Ahnung, was ich vom Bonustrack „Leave A Light On“ halten soll. Hier handelt es sich um die metallische Vertonung des 80er-Klassikers von Belinda Carlisle. Klingt alles ordentlich, aber passt irgendwie nicht in das Konzept von „Empire Of Sins“. Ist eben als Bonus und Geschenk gedacht und sollte auch so bewertet werden. Insgesamt ein mehr als ordentliches Album, welches Spaß macht, aber halt auch keine Neuerungen bietet. Da der Power Metaller ja musikalisch eh eher konservativ ist, kann dies als Lob angesehen werden. Für diese Hörergruppe ist „Empire Of Sins“ definitiv ein Tipp, und alle anderen Leser sollten zumindest ein (oder besser zwei) Ohr(en) riskieren.

 

Empire Of Sins


Cover - Empire Of Sins Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:45 ()
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Smith/Kotzen

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Eine interessante Kollaboration: IRON MAIDEN-Gitarrist Adrian Smith und der US-amerikanische Saitenkünstler Richie Kotzen (u.a. ex-POISON, THE WINERY DOGS) veröffentlichen ein gemeinsames Album. Überraschend dabei ist, wie gebunden und harmonisch die Veranstaltung der aus verschiedenen Genres stammenden Künstler doch ist. Eines vorweg: mit Metal à la IRON MAIDEN hat das Ding nichts zu tun. Geboten wird bluesiger Rock, der an frühe ZZ TOP, WARREN HAYNES und dessen GOV'T MULE oder, um auch der englischen DNA von Adrian Smith gerecht zu werden, an ERIC CLAPTON und BAD COMPANY erinnert. Beide Protagonisten spielen Gitarre, teilen sich das Songwriting, die Produktion, partiell den Bass und die Vocals. Der Gesang auf "Smith/Kotzen" ist neben dem Gitarrenspiel charakteristisch und identitätsstiftend. Vielleicht gerade, weil beide Gitarristen hauptamtlich keine Sänger sind, klingt ihre passionierte, temperamentvolle Performance warm und immens ausdrucksstark. 

"Taking My Chances" startet das Album mit erdigem, lebhaften Blues Rock, die eingebetteten Gitarren-Soloparts strahlen Spontanität und enthemmte Spielfreude aus. "Running" beginnt lässig, ehe es in seinem griffigen Refrain Rock-Dynamik sowie Hitpontential offenbart. Und "You Don't Know Me" ist empfindsamer, markiger Hard Rock der alten Schule, der so auch von MR. BIG sein könnte.

Das Debütalbum dieser kontinentalen Fusion punktet mit Coolness, direktem und wertigem Songwriting, seinem lebhaften, feurigen Gitarrenspiel und dem seelenvollen Gesang beider Künstler. Wer hätte solch ein tolles Ergebnis von dieser Zusammenarbeit erwartet? "Smith/Kotzen" ist mehr als eine positive Überraschung, es ist nicht weniger als eines der Jahres-Highlights des klassischen Hard- bzw. Blues Rocks.

Uns liegt das Album als 140g schwarze, makellos verarbeitete Vinyl-Version vor. Hier verdient der kontrastreiche Glanz-Präge-Druck des stilvollen Artworks Erwähnung; zusätzlich gibt es ein bedrucktes Inner Sleeve inklusive einem Foto und aller Texte.

Smith/Kotzen


Cover - Smith/Kotzen Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 47:14 ()
Label:
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Band:

SMITH/KOTZEN

www
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The Bitter Truth

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Als das Album “Fallen“ von EVANESCENCE 2003 erschien, war das einerseits ein Meilenstein im Rock, für die Band jedoch so etwas wie der Fluch der guten Tat. Das Werk passte in jedweder Hinsicht in den damals vorherrschenden Zeitgeist, und explizit das Songwriting mit Amys kongenialem Partner Ben Moody (Gitarre) war unfassbar brillant. Folglich lagen die Messlatte und die damit einhergehenden Erwartungen an kommende Werke ausgesprochen hoch.
Mit ihrem fünften Longlayer “The Bitter Truth“ wurden nun die Segel gesetzt, um zu alten Ufern aufzubrechen. Die Mannschaft ist im Großen und Ganzen seit 2007 gemeinsam unterwegs, lediglich an der Gitarre wurde 2015 ein Wechsel vollzogen. Dort verrichtet nun die gebürtige Stuttgarterin Jen Majura überaus ambitioniert ihren Dienst.
Mit “Artifact/The Turn“ gleiten wir sanft hinein... der Kahn nimmt dann aber direkt mit dem starken “Broken Pieces Shine“ so richtig Fahrt auf. “The Game Is Over“ schlägt musikalisch in die gleiche Post-Grunge-Kerbe, bevor mit “Yeah Right“ modernere, MUSE-ähnliche Arrangements zu Gehör kommen. Angetrieben wird die Crew förmlich durch das dominante, aber einfache Schlagzeugspiel von Will Hunt. Nach dem düster-schweren “Feeding The Dark“ bewegt man sich bei “Wasted On You“ an den Klippen des Kitsches entlang. Amys epischer Gesang, verbunden mit den dunklen Gitarren, macht das radiotaugliche Stück dann doch noch zu etwas Besonderem. Nachdem uns das deftige Gitarrenbrett “Better Without You“ und das nicht weniger zornige “Use My Voice“ um die Ohren geflogen sind, gönnt uns das Ensemble bei “Far From Heaven“, der einzig echten Ballade, einen Moment der Ruhe, bevor es mit viel Dampf am Ende die Dunkelheit vertreibt.

Die Musik ist rau, der Sound ist roh, und der kraftvolle, hymnische Gesang von Frau Lee, der in den letzten Jahren an Volumen und Farbe zugelegt hat, gibt mal beschwörend, mal wütend, teils verletzlich, den Kurs vor.
Inspiriert von Kampf, Verlust und den Missständen des 21. Jahrhunderts, entstand in den Wirrungen der Pandemie eine Platte mit enorm viel Energie, Variabilität und einer Dynamik, die man von der Truppe so nicht erwartet hätte.
Es ist eine reinrassige, aber dennoch verspielte Rock-Scheibe, auf der zwar kein Song vom Kaliber “Bring Me To Life“ oder “My Immortal“ zu finden ist, die aber alle Facetten der Combo widerspiegelt und deutlich die Weiterentwicklung von EVANESCENCE als gereifte Band manifestiert sowie den Vergleich zu ihrem Debüt beileibe nicht mehr zu scheuen braucht.

 

The Bitter Truth


Cover - The Bitter Truth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 47:15 ()
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Inspirations

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SAXON haben nach eigenen Verlautbarungen ein Album aufgenommen, welches ihre Einflüsse aufzeigt, welches jene Bands und Songs enthält, die SAXON bei ihrem Songwriting inspiriert haben. Demzufolge enthält "Inspirations" Klassiker und Semi-Klassiker herausragender Bands der End-60er- und 70er-Jahre. Dass man beim Opener den ROLLING STONES den Vorzug vor den BEATLES gibt, kann man als Rockfan durchaus verstehen. Dass man aber dabei unbedingt das totgenudelte "Paint It Black" ausgewählt hat, eher nicht. Denn genau das sollte den Reiz einer Cover-Platte ausmachen – seltene Perlen bekannter Bands in neuem Gewande. SAXON sind da einen anderen Weg gegangen – ich finde, eine vertane Chance. Aber das kann man durchaus anders sehen. Denn wie sagt der gute Biff: "Ohne "Speed King" gäbe es kein "Motorcycle Man", um die Wichtigkeit dieses Songs noch einmal festzustellen. "Ich liebe die Attitüde, Energie und die Schnelligkeit dieses Liedes, und nicht zu vergessen, den lauten, schreienden Gesang. Ich habe dieses Stück vorher noch nie gesungen, aber ich habe viel Spaß gehabt, dies endlich mal zu tun." Und so sollte man "Inspirations" von der Fun-Seite aus sehen. Allerdings "Problem Child" von SAXON hätte ich nicht so gebraucht – das Original mit Bon Scott am Mikro hat die richtige, dreckige Attitüde – da kommen mir Biff & Co. einfach zu zahm vor. Auch "Hold The Line" von TOTO ist recht gewöhnungsbedürftig. Dafür kann ich LED ZEPPELINs "Immigrant Song" oder MOTÖRHEADs "Bomber" echt was abgewinnen. Alles in allem eine nette Scheibe, mehr nicht. Für SAXON mag "Inspirations" (wie sie ja selbst sagen) ein wenig Spaß bedeuten, ein "must-have" ist die CD nicht.

 

Tracklist:

1. Paint It Black (ROLLING STONES)

2. Immigrant Song (LED ZEPPELIN)

3. Paperback Writer (BEATLES)

4. Evil Woman (BLACK SABBATH)

5. Stone Free (JIMI HENDRIX)

6. Bomber (MOTÖRHEAD)

7. Speed King (DEEP PURPLE)

8. The Rocker (THIN LIZZY)

9. Hold The Line (TOTO)

10. Problem Child (AC/DC)

11. See My Friends (THE KINKS)

 

Inspirations


Cover - Inspirations Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 36:28 ()
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Poetica

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Bei der italienischen Newcomer-Band STRANGER VISION erlebt man keine besonderen Überraschungen. Musikalisch wird natürlich Power Metal abgeliefert, welcher sich selbstverständlich im Fahrwasser von RHAPSODY bewegt. Selbstverständlich ist die Produktion klar und druckvoll, und alle beteiligten Musiker sind äußerst bewandert auf ihren Instrumenten. Nichts Neues aus dem Land der Pasta und Pizza, aber trotzdem können die Jungs ein Ausrufezeichen setzen. Man agiert nicht gnadenlos kitschig und bewegt sich eindeutig in Metal-Gefilden. Sänger Ivan Adami kann mit seinen Vocals durchaus überzeugen, obwohl er fast ein wenig eindimensional agiert. Hier hätte ich mir noch ein wenig mehr Selbstvertrauen zum eigenen Können gewünscht – Selbstredend steckt er trotzdem 80% aller Metal-Shouter locker in die Tasche, aber es bleibt halt noch ein wenig Luft nach oben.

Instrumentenseitig wird sehr songdienlich agiert, wobei die Soli den einzelnen Songs immer noch einen Schub nach vorne geben. Es werden zwar kaum Highspeed-Soli abgeliefert, aber die harmonische Melodieführung innerhalb dieser Parts zeigt eine große musikalische Klasse auf. Refrains sind die Spezialität von STRANGER VISION. Hört man einen Song wie „Soul Redemption“, ist für die nächsten Stunden das Gehirn belegt, da die Hookline intern auf Repeat geschaltet wurde. Natürlich darf auf einem solchen Album auch der Schmachtanteil nicht fehlen. „Memories Of You“ klingt zwar etwas statisch, aber kann überzeugen. Hier glänzt besonders Alessia Scolletti von TEMPERANCE, der mit diesem Gastbeitrag fast Ivan den Rang abläuft. Da wir schon beim Thema Gastbeiträge sind – auf „Poetica“ tummeln sich beachtliche viele Namen, die man auf einem Newcomer-Album nicht vermuten sollte. Der bekannteste Gastbeitrag kommt von Zak Stevens, der durch SAVATAGE und CIRCLE II CIRCLE wohl hinlänglich bekannt sein sollte. Dieser liefert in „Before The Law“ gewohnt souverän ab und peitscht den Song ordentlich nach vorne. Klar, ein italienisches Metal-Album geht nicht ohne den Ritterschlag von RHAPSODY. Dieser wird im Song „Rage“ von Alessandro Conti vergeben, der wieder einmal glänzen kann. Conti wurde sehr wirkungsvoll in „Rage“ integriert und brilliert, als ob STRANGER VISION sein eigenes Baby wären. Klasse Nummer (aber irgendwo ist der Beginn geklaut – ich komme aber leider nicht auf den Song – für einen Tipp bin ich dankbar)!

Aber auch ohne die Gastbeiträge sind STRANGER VISION in der Lage, ihre Vision von Metal solide über die Wegstrecke zu bringen. An manchen Ecken fehlt noch der letzte kompositorische Schliff, aber dies gleichen die wirklich gelungenen Refrains und Soli locker aus. Ob sich STRANGER VISION auf dem umkämpften Markt des Power Metal etablieren können, bleibt abzuwarten, aber durch die vorhandenen Kontakte könnte ich mir die Band gut im Vorprogramm eines größeren Acts vorstellen. Die Zeit wird es zeigen, aber zum heutigen Zeitpunkt kann man der Band zu einem grundsoliden Album gratulieren, das bestimmt seine Liebhaber finden wird.

 

Poetica


Cover - Poetica Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 63:37 ()
Label:
Vertrieb:
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Triade I: Eos

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Die Schweizer AARA zaubern auf ihrer neuen Platte "Triade I: Eos" eine epische Soundwand, die ihre Wirkung nicht verfehlt! Bei ihrem melodischen Black Metal ist nichts roh und primitiv, aber auch nicht progressiv verkopft.

Zugegebenerweise dachte ich mir im März 2019 beim Blick auf die Bandfotos: „Schon wieder eine verkleidete Band, muss das sein?“ Zu dieser Zeit erschien das erste Album „So Fallen Alle Tempel“, und das Duo verbarg sich hinter venezianischen Karnevalsmasken. Doch die Musik konnte mich überzeugen. Ein Mann namens „Berg“ ist für die Instrumente und die Kompositionen verantwortlich, und seine Maske zeigt ein auffallend schelmisches Grinsen. Seine Kollegin „Fluss“ schreibt die Texte und steuert den Gesang bei. Inzwischen werden sie durch den Schlagzeuger J. unterstützt. Nicht nur die Kostüme unterscheiden sich von der klassischen Ästhetik des Black Metal: MAYHEM, DARKTHRONE und Co. erscheinen sehr weit weg von Sound und Texten von AARA. Engstirnig betrachtet, könnte man sich ärgern über fehlende Rauheit; aber vielmehr verdeutlichen AARA mit ihrer dritten CD, wie vielschichtig Black Metal heutzutage ist, und dass sich das Genre stetig weiterentwickelt. Wenn man Vergleiche ziehen möchte, um die Musik besser einzuordnen, könnte man vielleicht LIMBONIC ART und die schnellen Passagen von BLUT AUS NORD nennen oder in Teilen auch WOLVES IN THE THRONE ROOM, LASCAR, AETHYRICK und symphonische Momente von EMPEROR.

In nur drei Jahren veröffentlichen AARA drei Alben, und es ist damit zu rechnen, dass weitere Veröffentlichungen bald folgen werden, Denn das dieser Tage bei Debemur Morti Productions erscheinende "Triade I: Eos" ist, wie der Name andeutet, Auftakt einer Trilogie. Es geht um das Buch „Melmoth – Der Wanderer“ des Iren Charles Robert Maturin, und die Aufteilung auf eine Trilogie erscheint bei einem 800-Seiten-Wälzer sinnvoll. Inhaltlich setzen sich die Schwarzmetaller mit der Zeit der Aufklärung des 18. und 19. Jahrhunderts auseinander. Die kultivierte Vertonung von Literatur kommt im Metal eher selten vor. Und: Juchhu, es dreht sich dabei mal nicht um Tolkien! Der erste Track „Fathum“ hat es bereits faustdick hinter den Ohren, nach zwei Minuten Intro hagelt es explosionsartig Riffs, und bald gesellen sich verzweifelte Schreie hinzu, bevor nach viereinhalb Minuten ein kurzer Moment der Ruhe mit akustischen Klängen eintritt. Im Song zeigt sich ein dynamisches Wechselspiel an Emotionen: Von hoffnungsvoll bis hoffnungslos, hell und dunkel, warm und kalt. Dieser Stil setzt sich im Album fort und war auch bei den vergangenen Outputs typisch. Hinter dem pompösen Gitarrenspiel werden meditative Synthesizerklänge und melancholische Chor-Samples eingesetzt.

AARA fischen eher auf der melancholischen Seite des Black Metal, trotzdem regieren schnelle Tremolo-Riffs und Raserei die meiste Zeit das Album. Das Schlagzeugspiel ist wirklich gut und massiv und erscheint auf einem hohen spielerischen Niveau, ist aber im Mix so präsent, dass die Stimme der Sängerin etwas zu wenig Beachtung findet. „Fluss“ setzt ihre Stimme nicht sonderlich variabel ein, aber sie hat einen angenehm aggressiv schreienden Klang, der noch mehr in den Mittelpunkt gesetzt werden sollte. Die wuchtige Produktion erzeugt einen episch fetten Sound. Diese Soundwand mit vielen Tonspuren sorgt dafür, dass das Trio wie ein ganzes Black Metal-Orchester klingt. "Nimmermehr" sprüht vor melodischer Aggression, und "Das Wunder" klingt wild. Vor allem in „Naufragus“ und „Nimmermehr“ hören wir wiederkehrende Motive in der Melodie. Auf klassische Songstrukturen wie Refrains, Bridge und Strophe wird allgemein verzichtet. Keyboard und Chor-Samples geben einen atmosphärischen weichen Klangteppich. Post Black Metal-Einflüsse, wie die klaren Gitarren, sind nicht von der Hand zu weisen.

Das vielschichtige Mixing von AARAs "Triade I: Eos" sorgt für einige „Wow“-Momente, und die emotionalen opulenten Soundcollagen führen zum Katharsis-Effekt. Und wer hats erfunden – die Schweizer. Für jeden, der Atmospheric Black Metal bevorzugt, ist die Scheibe ein echter Tipp!

 

Triade I: Eos


Cover - Triade I: Eos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 45:5 ()
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