WOLVENNEST stricken mit ihrem dritten Album ein intensives psychedelisches Werk, das zugleich seltsam und beeindruckend ist. Ihre Musik lässt sich kaum in Worte fassen und erst recht nicht einem Genre zuordnen. Die Belgier mischen Doom Metal mit Einflüssen von experimentellem Psychedelic Rock, Ambient, Post Rock, 70er-Jahre-Krautrock und Black Metal. Die Musik hat stets einen mantraartigen, rituellen Charakter, hypnotische Gitarrenwände und Synthesizer-Sounds machen "Temple" zu einem einzigartigen coolen Trip.
WOLVENNEST wurden 2013 in Brüssel gegründet, und am Debüt aus 2016 beteiligten sich Mitglieder von DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND, deren Stil die Band auch weiterhin prägt. Weitere Einflüsse könnten sein: THE DEVIL'S BLOOD, FLUISTERAARS, THE RUINS OF BEVERAST, DARK BUDDHA RISING, URFAUST, AMENRA und NEPTUNIAN MAXIMALISM.
"Temple" erschien über das Label Ván Records, und die Spieldauer beträgt satte 77:31 Minuten. Auf dem Album finden sich bandtypische Spoken-Word-Samples wie beispielsweise im Opener "Mantra" und im letzten Song "Souffle De Mort". Die Riffs wiederholen sich immer wieder und wieder, der Rhythmus hält sich stur, und das Tempo ist meist schleppend. Die drei Gitarristen erzeugen mit Tremolo-Riffing und Gitarrenloops hohe Soundgebirge. Das erzeugt die typische atmosphärisch-tranceartige Stimmung.
Sharon "Shazzula" Schievers Stimme gefällt mir persönlich nur mittelprächtig gut. Sie wird von Gastvokalisten unterstützt: DéHà von MALADIE ist in "Disappear" zu hören, und der amerikanische Neofolker TJ Cowgill alias KING DUDE beim Highlight "Succubus". Die beiden tiefen Männerstimmen passen sich hervorragend ein, und beide Songs gefallen mir ausgesprochen gut. Der letzte Titel der Platte ("Souffle De Mort") wird von Shazzula in Französisch performt und sorgt für einen düsteren apokalyptischen Abschluss. Er klingt, als würden wir einem fiesen Ritual in einem Tempel beiwohnen. Die Produktion von "Temple" ist druckvoll und ausgewogen.
Die Scheibe ist ein ungleichmäßiger, aber trotzdem ineinanderfließender belgischer Schokoladenfluss, eine Platte wie ein Drogenrausch. Man genießt das Eintauchen in WOLVENNESTs Soundwelt, und die psychedelisch einlullende surreale Anziehungskraft hat mich gepackt!
25 Jahre Black Metal! Man kann GRABAK nicht vorwerfen, dass sie auf einen Trend aufgesprungen sind. Nach einem instrumentalen Intro wird man gleich von knarzenden Gitarren und einem angenehmen Tempo empfangen, welches gerne auch mal in Raserei endet, aber immer wieder zurück zum roten Faden findet. „Epitomes Of Cruelty“ bringt keine neuen Erkenntnisse, aber ist ein grundsolider Opener, der Lust auf mehr macht. Lust auf mehr macht dann auch „Furia II - Weltenbrand“, welches in der deutschen Vertonung ziemlich rau und aggressiv aus den Boxen erschallt, aber niemals peinlich wirkt. Man kann zu deutschen Texten im Black Metal stehen wie man will, aber in diesem Lied passt es einfach ziemlich gut. Insgesamt gefallen mir GRABAK am besten, wenn die Geschwindigkeit ein wenig gedrosselt wird, und die Riffs ihren wahren Druck entfalten können. Ok, von Geschwindigkeitsdrosselung hält Schlagzeuger B.S. manchmal nicht viel, da er gediegene Riffs teilweise mit ein wenig Drumfeuerwerk unterlegt und einfach durchblastet. Der Kontrast zu den Gitarrenwänden kommt aber nicht planlos rüber, sondern zeigt einen gewollten Gegenpart auf. Musikalisch macht das in jedem Fall Sinn und auch Spaß. Ein wenig zu konservativ kommt mir „Blutkelch“ aus der Anlage. Hier wird mir die Black Metal-Chose dann doch zu klischeehaft. Der Song wirkt irgendwie zu durchkonstruiert und lässt teilweise auch die gewünschte Räudigkeit vermissen. Macht nichts, der Rest der Songs kann durchaus überzeugen und bieten eine hohe Qualität. Besonders der Gesang von Gründungsmitglied J.K. kann mitreißen und legt sich sanft (???) über die Musik. Leider ist mir teilweise der Sound nicht differenziert genug. In langsameren Passagen kommen alle Instrumente sauber und druckvoll beim Hörer an, aber besonders in schnelleren Parts vermischen sich die Instrumente zu einem Soundknäul. Ich kann es leider nicht anders beschreiben. Das trübt das Hörerlebnis aber nur wenig, da die Songs zumeist gut auf den Punkt kommen und das spezielle Feeling besitzen, welches besonders das grandiose Cover-Artwork bestens rüberbringt. Fazit: Kein Überalbum, aber falsch macht man mit „Scion“ definitiv auch nichts. Kann man gerne antesten!
Das siebte Studioalbum von den Pagan-Metallern MINAS MORGUL, dem grimmigen bösen Bruder von VARG, OBSCURITY und EQUILIBRIUM, ist fertig und wird uns auf den Turm der Schwarzen Magie entführen. Dort können wir gepflegt abhängen, den Blick über das Schattengebirge nach Mordor genießen und den träumerischen Riffs und Soli der Band lauschen. "Heimkehr" wird via Label Trollzorn erscheinen, und MINAS MORGUL bleiben ihrem melodischen Pagan Black/Death Metal treu. Coole Gitarrenriffs treffen auf hymnische Melodien. Die Besetzung der Band könnte man als sprunghaft bezeichnen, es sind mehrere Besetzungswechsel in nur wenigen Jahren zu dokumentieren. Interne Differenzen führten diesen Monat dazu, dass man sich auf einen Schlag von Sänger Robert „Robse“ Dahn (Frontmann bei EQUILIBRIUM), Keyboarderin Jennifer Berg und Bassist Janko Jentsch trennte. Robse ersetzte erst kürzlich Sänger Rico, als auch Gründungsmitglied Sam "Herr Ewald" die Band verließ. Sowas kennt man sonst nur von SODOM. Wer ist denn hier der Mr. Angelripper in der Band?!
MINAS MORGUL liegen mit ihrem Stil irgendwo zwischen Folk Metal-"Party"-Bands und dem Pagan Black Metal Skandinaviens und Osteuropas. Zum Glück versprüht die Band in ihrem 25. Jubiläumsjahr mit "Heimkehr" Atmosphäre und Dynamik. Nach einem langsam-symphonischen Keyboard-Prolog kommt mit dem Namensgeber-Song "Heimkehr" epische Melodik ins Spiel; Zeit zum Mitgrölen: "Heimkehr – setzt Euch zur Wehr". Klassische Refrain-Struktur, gezupfte Gitarrenlinien und Melodic Death Metal-Riffs bringen viel Eingängigkeit. Bei "Niedergang" treten MINAS MORGUL erstmals aufs Gaspedal. Bei der ersten Single-Auskopplung "Teufel" gibt’s ein ordentliches Brett, der Song klingt erfreulich hart und düster. "Weltenfall" überzeugt dank schöner Gitarrenmelodie, in der man sich verliert; Drumming, Keyboardteppich und Riffing harmonieren hier gut. Der Song "V.F." bringt mit Klargesang Abwechslung in die Sache. Bei der Produktion der Platte wurde viel Hall eingesetzt, so wirken Stimme und Riffs zum Teil verwaschen. Sänger "Robse" macht auf dem Album einen guten Job, natürlich ist eine neue Stimme immer eine gravierende Veränderung für den Klang einer Kapelle.
"Heimkehr" stimmt mich persönlich nicht überschwänglich verzückt, aber MINAS MORGUL präsentieren sich auf einem soliden Niveau.
Aus den Trümmern der kroatischen Industrial Metal-Band OMEGA LITHIUM gründeten Marko Matijević Sekul und Zoltan Lečei im Jahr 2011 MANNTRA, die bis 2019 vier Alben veröffentlichten und unter anderem als Vorband auf IN EXTREMOs „Quid Pro Quo“-Tour rumoren durften, nachdem deren Sänger Michael Rhein auf die Band aufmerksam geworden war und auch MANNTRAs 2017er Album „Meridian“ als Gastmusiker unterstützte. Und wer jetzt eine gewisse stilistische Nähe zu den Berliner Recken vermutet, liegt goldrichtig, dann auch MANNTRA bedienen sich althergebrachter Instrumente wie Mandoline oder Dudelsack, setzen aber viel stärker auf die ganz große Breitwand. Und das ist auch die Krux an der Sache: das Quintett reizt jeden erdenklichen Bombast aus und versucht scheinbar krampfhaft, alle Rock-Am-Ring-Prolls und Wacken-Feierabend-„Metaller“ mit kurzen, möglichst unkomplizierten, eingängigen Songs und oberfett inszenierten Mitgröl-Refrains auf seine Seite zu ziehen. Dabei wird auch nicht davor zurückgeschreckt, sich gelegentlich bei bekannten Vorbildern zu bedienen. So klingt der Riff-lastige Titelsong stark nach RAMMSTEIN; „Barren King“ oder das abschließende „Lipa“, mit Unterstützung von TANZWUT, erinnern an jene oder erwähnte IN EXTREMO, während „Ori Ori“ Assoziationen an – und nun müsst Ihr ganz stark sein – SABATON aufkommen lässt. Was man der Band jedoch zugutehalten muss, ist die Tatsache, dass das Gesamtergebnis längst nicht so schrecklich tönt, wie man es nach dieser Beschreibung vermuten könnte. MANNTRA fahren diesen Kurz sehr effizient und geschickt und liefern ein paar hymnische Ohrwürmer ab, die „Monster Mind Consuming“ zu einer sehr kurzweiligen Angelegenheit machen, der man außer dem „Hit-Kalkül“ rein objektiv nichts vorwerfen kann, und an der sicher viele Leute Spaß haben werden.
Kinder, wie die Zeit vergeht. Auch Isabell Oversveen aka ISSA ist nun schon seit elf Jahren im Geschäft, und „Queen Of Broken Hearts“ ist ihr Longplayer Nummer sechs. In all den Jahren hat ISSA ihren Stil immer nur etwas modifiziert und angepasst, jedoch nie großartig verändert. Ein Album wie „Crossfire“ war mal etwas softer, während „The Storm“ etwas zackiger daherkam.
Das neue Album orientiert sich da eher an den ersten beiden Alben, kommt also etwas rockiger aus den Boxen als zuletzt. ISSAs Stimme hat in den letzten Jahren an Charakter, Kraft und Ausdruck gewonnen und passt so perfekt zu den neuen Songs. ISSA zieht ihre Einflüsse zwar ganz klar aus den 80ern, sie bietet aber keine reine Tribut-Veranstaltung an vergangene Zeiten, sondern steht mit beiden Heels fest im Jahr 2021. „Queen Of Broken Hearts“ ist eine moderne Interpretation eines klassischen Stils und vermag diesem im Hier und Jetzt Relevanz zu verleihen.
Der flotte Opener „Angels Calling“ gibt gleich mal die Marschrichtung vor: Positiv, mit einem angenehmen Drive und einem catchy Chorus versehen, weiß ISSA sofort, wie sie den Hörer um den Finger wickelt. Die Power-Ballade „Blue“ lässt von der Melodieführung her sogar Erinnerungen an Mitt-80er-QUEEN aufkommen. Das Titelstück zeigt ISSA heavy wie selten, und „After The Rain“ ist eine schöne „Es-geht-wieder-aufwärts-Nummer“, die im wahrsten Sinne des Wortes die dunklen Wolken zu vertreiben weiß.
ISSA-Fans bekommen mit „Queen Of Hearts” die absolute Vollbedienung, und wer mit dem Schaffen der jungen Norwegerin bis jetzt nicht in Berührung kam, aber Spaß an modern gespieltem Melodic Rock mit starkem Gesang und catchy Melodien hat, der sollte dem Ganzen auch mal ein Öhrchen schenken.
GOJIRA sind vermutlich Frankreichs heißester Metal-Export und inzwischen über die Grenzen als großer Act angesehen. Umso mehr erwarteten Fans und Community den neuen Streich "Fortitude". GOJIRA stehen oder standen für extremen Metal, der sich seine Freiheiten nimmt und der Band um die Duplantier-Brüder die eigene Nische sicherte. Und die wuchs und wuchs und wuchs. "Schuld" daran waren auch eindrucksvolle Live-Gigs, unvergessen ist hier sicherlich die unglaublich mächtige Show auf dem Dynamo Open Air in Eindhoven 2017. Und all die Scheiben davor: "Terra Incognita" (2001), "The Link" und das dazu gehörige Live-Album, "From Mars To Sirius", "The Way Of All Flesh", "L' Enfant Sauvage" zauberten einzigartige Magie herbei. Dann kommt es, wie es so oft kommt: Zunehmender Zuspruch von Rock-Im-Park-Gängern, eine Split mit den unsäglichen KVELERTAK und schließlich "Magma", allerorten gefeiert, nicht der Anfang vom Ende, aber das "Schwarze Album" GOJIRAs. Der Durchbruch! Der sich mit "Fortitude" sicher fortsetzt. Denn natürlich ist auch dieses Werk ein tolles, anspruchsvolles – inklusive wundervoller Atmosphäre, Super-Sound und toller Technik. Viel Kopf steckt drin und genauso viel Herz. Leider schlägt das nicht mehr im Takt des Metals, aber hat es das jemals? Der Opener "Born For One Thing" bummert vielleicht noch, aber schon das als Hit-Single aufgeplusterte "Amazonia" klingt wie eine anspruchstool´sche SEPULTURA-Reminiszenz mit Mundorgel – total groovy zwar, aber auch zahnlos. "Another World" kommt mit jammerndem Chorus und wenig Tempo zu mainstreamig daher, punktet aber mit schön-monotonem Groove, vielen typischen Gitarren-Trademarks und der charismatisch-heiseren Stimme, schade um den großartigen Anfang. "Hold On" nervt schon fast mit dem fast poppigen Beginn. "New Found" will dann härter wirken, kommt indes ein wenig abgegriffen rüber, abgelöst vom instrumentalen Titelstück. Daraufhin folgt mit "The Chant" ein zuckersüßer Blueser mit Hippie-Chören. Die "Sphinx" hat dann keine schöne Nase und passt noch am besten auf eine der alten Scheiben – so richtig fett wäre es, wenn die Chöre bzw. der Chorus nicht wieder so "häääähäääähääää" klängen. Dann "Into The Storm": zackig und rasant mit messerscharfen Riffs zu Beginn, aber letztlich auch zu smart. "The Trails" gleicht einem Dope-Schleicher mit ein bisschen Prog. Und "Grind" ballert los, hält das Aggro-Level am längsten hoch, versandet dann aber auch in Atmo und Sphäre zur allerdings wunderschönen Semi-Ballade. Das klingt jetzt negativer als es muss. Aber die persönliche Enttäuschung ist groß, denn GOJIRA waren mal so viel großartiger und haben dies einer verkopften Variante des PINK-FLOYD-Metals geopfert. Es ist ein bisschen wie mit den Grünen: Sie sind mit sehr guten Absichten gestartet – und finden sich dann doch im ollen Mainstream wieder. Obwohl sie so viel mehr erreichen könnten. Gut, das sind GOJIRA auf "Fortitude" aber immer noch – besser als viele andere, aber nicht gut genug für ihre Fähigkeiten.
Dieses Mal dauerte es nur fünf Jahre, bis POVERTY'S NO CRIME ein neues Album präsentieren. Immerhin lagen zwischen dem letzten Longplayer "Spiral Of Fore" (2016) und "Save My Soul" (2007) neun Jahre. Somit kommen die Niedersachsen fast zügig mit neuem Stoff um die Progrock-Ecke - pünktlich zum 30-jährigen Bandjubiläum. Vielleicht war das der Tempomacher für "A Secret To Hide". Aber nach Schnellschuss oder gar Hektik hört sich das überwiegend zu Hause und somit ohne Studiokosten zusammengetüfftelte Album nicht an. Ganz im Gegenteil, jeder Musiker hatte so mehr Zeit und Muse, sich seinem Part und seiner Idee zu widmen, und das bereicherte und stimulierte den Kreativprozess.
Das Werk startet melodiös ("Supernatural"), gewohnt komplex und eher rockig als metallisch, wobei hier die Balance ausgewogen ist. Den Nordlichtern gelingt es spielerisch, von rockigen Episoden weichzeichnerisch in metallische Gefielde zu schippern und ebenso zurück, ohne harte Kanten oder einen ruppigen Verlauf ("Flesh And Bone"). Im Hintergrund softet mal eine gefällige Keyboard-Melodie ab, ehe diese von Gitarrenwänden partiell überdeckt wird. Das ist zu den packenden und dennoch vielschichtigen Melodien spannend und unterhaltsam. Volker Walsemanns feinsinniger, dezenter und gefühlvoller Gesang führt dazu farbgebend durchs Programm und mausert sich im weiteren Verlauf zu einer der Kostbarkeiten von "A Secret To Hide".
POVERTY'S NO CRIME überzeugen auf Album Nummer acht nahezu in allen Belangen. Das Songwriting ist gestenreich und punktet mit Liebe zum Erzählen. Großartiges Album!
Alter Schwede, die Italiener klingen ganz schön nach Elchtod! Diese schwedische Schlagseite bevorzugen HELSLAVE bereits seit ihrer Gründung im Jahre 2009. Hinzu kommt, dass für die neue Scheibe das schwedische Urgestein Dan Swanö (ex-EDGE OF SANITY, ex-BLOODBATH, WITHERSCAPE, etc.) im Unisound Studio gemischt und gemastert hat. Die von Gitarrist Jari gegründeten HELSLAVE haben bereits ein Demo, zwei EPs und ein Album in voller Länge ("An Endless Path", 2015) veröffentlicht. Seit der 2017er EP "Divination" geht es in eine dunklere und härtere Richtung, und melodische Klänge treten ins Abseits. Und was soll ich sagen: Der unschuldige Musikkonsument wird hier rücksichtslos vom vorzüglichen Riffgeschwader von hinten niedergemetzelt!
Sänger Diego Laino knurrt wie eine Bestie, während uns Francesco Comerci an seinen Drums mit einem satten Mündungsfeuer unter Beschuss nimmt und gemeinsam mit Bassist Luca Riccardelli für eine dichte Atmosphäre im Hintergrund sorgt. Das Schlagzeugspiel ist erfreulich komplex. Nach einem kurzen unheilversprechenden Intro wird in "Unholy Graves" direkt mit Tempo geackert und geschwitzt. Mit "Last Nail In The Coffin" zeigt die Band eine tonnenschwere Midtempo-Walze.
HELSLAVE präsentieren dämonischen Death Metal mit Anklängen an andere Genres wie Black Metal-Gitarrenlinien und Thrash Metal-Elemente. HM-2-Buzzsaw-Sound-affine Metaller sollten hier hellhörig werden, und Freunde von Kapellen wie GRAVE, ENTOMBED, UNLEASHED, BAEST, BLOODBATH, GATECREEPER, DISMEMBER und OBITUARY machen mit HELSLAVE nichts verkehrt.
Die Griechen MEDIEVAL DEMON fabrizieren auf ihrem dritten Album theatralischen Melodic Black Metal, der hier und da etwas zu dick aufgetragen ist.
Für eine Black Metal-Band, die dem symphonischen okkulten Genre angehört, ist es nun mal ein Drahtseilakt, in ihrer Musik dramatischen Zauber zu entwickeln und mich als Hörer in meiner Vorstellungskraft hinab in die Gruft zu schicken. Zu leicht wird dieses Unterfangen zur kitschig-bösen Farce, vor allem wenn viel Piano, Keyboard und Kirchenorgel im Spiel ist.
MEDIEVAL DEMON wurden 1993 von Sänger Alexandros “Sirokous” Karras sowie dessen Bruder, Drummer und Keyboarder Kostas “Lord Apollyon” Karras gegründet. Der neue Silberling "Arcadian Witchcraft" folgt dem 2018er-Album "Medieval Necromancy"; zwischen den 90ern und der zweiten Schaffensperiode existierte die Band nicht. Ergänzt werden die Brüder inzwischen von Bassist Dimitris “Mutilator” Patsouris (YOTH IRIA, ex-ROTTING CHRIST).
Nur drei Longplayer in annähernd 30 Jahren - Klasse statt Masse?
Hört man sich den ersten Song "Meet Her Majesty, The Black Queen" an und betrachtet Cover und Bandfotos (samt nackter holder Weiblichkeit), wird einem klar: die sind gaaanz böse. Das Logo der Band mit Zeremoniendolch, Kerze, Kelch, umgedrehten Kreuzen und Pentagramm deutet an, wo die schaurig-gruselige Fahrt hingeht.
Musikalisch schöpft die Band zum einen von traditionellen griechischen Black Metal-Einflüssen wie ROTTING CHRIST und NECROMANTIA. Auf der anderen Seite erkennt man auch den Fußabdruck der alten SAMAEL und EMPEROR. Die Melange wird abgerundet von einer deutlichen CRADLE OF FILTH-Schlagseite und DIMMU BORGIR-Klängen zur "Enthrone Darkness Triumphant"-Zeit.
Bei Song Nummer zwei ("Mystics Of Ritual Madness") sind alt-nordische Gitarrenklänge zu hören, und "Mundus Et Diaboli" liefert Gothic-angehauchte CRADLE OF FILTH-Parallelen. Das komplexe Songwriting bei diesem Track ist nicht von schlechten Eltern.
Im weiteren Verlauf des Albums wird es zunehmend geradliniger. MEDIEVAL DEMON schaffen eine theatralisch-rituelle Atmosphäre mit blasphemischen Beschwörungssalven und einem interessanten wiederkehrenden Stilmittel: Paukenschlägen.
Zu betonen ist die wirklich abwechslungsreiche Gitarrenarbeit: klassische Heavy Metal-Riffs, Powerchords, melodische Gitarrenleads und Soli.
Der Gesang von Sirokous ist böse-kratzig und wenig gekreischt. Leider wurde die Stimme stark mit Hall unterlegt, sie wirkt dadurch verfälscht und rückt im Mix unweigerlich nach hinten und verliert an Präsenz. Die Produktion ist insgesamt ziemlich poliert.
Musikalisch geht das alles voll in Ordnung, und MEDIEVAL DEMON zeigen auch, dass sie ausgefeilte Black Metal-Songs schreiben können, aber manchmal (Achtung Phrasenschwein) ist weniger mehr.
Die 90er sind zurück, und das ziemlich klischeelastig!
Eigentlich hat man gerade erst das letzte MOTORPSYCHO-Album so richtig verdaut. "The All Is One" ist mit seinen 85 Minuten Spielzeit und dem fünfteiligen, gut 40-minütige "N.O.X." im Zentrum ein echter Brocken – ein Meisterwerk, das man sich aber erarbeiten musste. "Kingdom Of Oblivion" erscheint nur ein gutes halbes Jahr später. Ein Grund dafür ist, dass die Basis dafür Aufnahmen aus den Sessions zum letzten Album bilden, ein weiterer – natürlich –, dass mangels Touren viel Zeit zum Ausarbeiten der Stücke vorhanden war.
Gemäß eigener Aussage war die Intention, ein reines Hard Rock-Album aufzunehmen. Doch dabei ist es natürlich nicht geblieben. Die Einflüsse sind trotzdem deutlich spürbar: Stücke wie "The Waning", "United Debased" oder auch der Titeltrack leben vor allem von schwerem Riffing und kommen für MOTORPSYCHO-Verhältnisse erstaunlich geradlinig und heavy daher, wobei auch immer wieder BLACK SABBATH anklingen. Auch der knapp elfminütige Longtrack mit dem irren Titel "The Transmutation of Cosmoctopus Lurker" ist so ein Hammer, teils schleppend-doomig, dann auch wieder treibend, mit ungewohnt lärmigen Gitarren und rohen Drums. MOTORPSYCHO wären aber nicht MOTORPSYCHO, wenn sie nicht doch immer wieder ungewöhnliche Parts, spacige Harmonien und psychedelische Sounds einbauen würden, und genau durch diese Kombination entstehen dann diese ganz besonderen, magischen Momente, die so wohl keine andere Band hinbekommt.
Im Mittelteil wird der Rock-Anteil allerdings deutlich heruntergefahren – was an sich ja nicht schlimm sein muss, erst recht nicht bei einer Band wie MOTORPSYCHO, die auch ruhige Parts über lange Zeit spannungsvoll halten kann. Hier mag ihr das aber nicht so recht gelingen. Das atmosphärische "Dreamkiller" und das folkige "The Hunt" mäandern etwas ziellos vor sich her, steigern sich dabei zwar, aber in beiden Fällen setzen irgendwann Riffs ein, die Ausbrüche vortäuschen, die dann jedoch ausbleiben, so dass die aufgebaute Spannung verpufft. Auch das HAWKWIND-Cover "The Watcher" will nicht richtig zünden. Das Stück ist schon im Original komplett unrockig, MOTORPSYCHO kippen aber auch noch einmal eine ordentliche Ladung Psychedelik oben drauf. So richtig spannend ist das nicht, sondern wäre auf einer Single-B-Seite wohl besser aufgehoben gewesen. Ausserdem gibt es noch zwei je zweiminütige Interlude-artige Instrumentals, die zwar ganz nett, aber nicht wirklich nötig sind. Gleiches gilt dann auch für das das Album abschließende, ebenfalls instrumentale "Cormorant". Immerhin: Zwischendurch entschädigt das sich immer wieder dynamisch von ganz ruhig bis zu dramatisch und wieder zurück entwickelnde achteinhalbminütige "At Empire’s End" mit seinem "Echoes"-Gedächtnis-Orgelsound und schwelgerischen Harmonien. Und nicht unerwähnt bleiben sollte auch "Lady May 1", ein grösstenteils akustischer Folk-Song, der mit tollen mehrstimmigen Gesängen das erste Albumviertel abschließt.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Unterm Strich ist "Kingdom Of Oblivion" immer noch ein herausragendes und über weite Strecken mitreißendes Album, das großen Spaß macht. Dass man trotzdem den Eindruck hat, dass einige Stücke überflüssig oder schlichtweg zu lang bzw. zu spannungslos geraten sind, ist vielleicht einfach dem Umstand geschuldet, dass man noch zu verwöhnt vom letzten Meisterwerk ist. Ich selbst hätte mir ein kürzeres, dafür dichteres Album ohne die besagten Längen gewünscht. Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau.