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SULPUR

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MOTORPSYCHO

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Interview

Offensichtlich habt Ihr die Pandemie-bedingt tourfreie Zeit genutzt, um an Eurem neuen Album "Kingdom Of Oblivion" zu arbeiten. Was macht Ihr sonst gerade noch so?

Neue Projekte ins Leben rufen, Musik schreiben, aufnehmen … Das Übliche eigentlich, aber ohne die normalen Pausen und Veröffentlichungen. Es ist ein bisschen so, als wenn wir eine merkwürdige Art von tantrischem Rock´n´Roll praktizieren würden. Der Fokus und die ununterbrochene Konzentration auf die kreative Seite, die diese Zeit bietet, sind auf eine gewisse Art großartig, aber … etwas Wesentliches fehlt!

Gibt es außer der Corona-Pandemie noch weitere Gründe dafür, dass "Kingdom Of Oblivion" so schnell nach "The All Is One" erschienen ist?

Es ist immer gut, Musik zu veröffentlichen, solange sie neu für einen selbst ist. Wenn die Zeit zwischen dem Schreiben beziehungsweise Aufnehmen und der Veröffentlichung zu lang wird, zieht man weiter, und die Musik fühlt sich für einen … weniger relevant an. Man ist fertig … und weiter geht’s zur nächsten Sache. Ich glaube, das trifft auf alle kreativen Menschen zu: Wenn man etwas beendet hat, lässt man es hinter sich und zieht weiter. Wenn also der zeitliche Abstand zwischen der Aufnahme eines Songs und der Veröffentlichung zu groß ist, hat man schon wieder ganz viel neuen Kram geschrieben, und die Platte fühlt sich weniger echt an.

Der Großteil von "Kingdom Of Oblivion" wurde schon 2019 aufgenommen, daher wollten wir nicht länger als unbedingt nötig mit der Veröffentlichung warten. Da wir ja derzeit nicht touren und unser Publikum treffen können, dachten wir uns auch, dass es eine nette Geste wäre, den Leuten mit dem Album eine Art Postkarte zu senden und uns zu melden!

All unsere Lieblings-Bands haben pro Jahr mindestens ein Album veröffentlicht, und wir machen das auch schon seit 30 Jahren so. Das passt zu uns und unserem Workflow, und wir werden das auch weiterhin so machen, auf welche Pandemie oder Kritik oder Reaktion auch immer wir stoßen werden. Es ist ja nicht so, dass man sich das alles anhören muss, wenn es neu ist – für alle außerhalb der Band ist die Musik in einem Jahr wahrscheinlich immer noch genauso gut. Aber für uns würde das einfach bedeuten, unser eigenes System zu blockieren.

Wie ist es derzeit überhaupt so für Euch als eine Band, die normalerweise regelmäßig Konzerte spielt?

Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie das Fegefeuer an. Ständig müssen wir uns fragen: "Wird es klappen oder nicht?", "Findet der Gig statt oder nicht?", "Was können wir wann tun?", usw.. Etliche Projekte oder Ideen mussten verschoben oder gestrichen werden, und es ist schwierig, inspiriert und fokussiert zu bleiben, wenn etwas zum vierten Mal verschoben wurde. Und alte Ideen sind für uns wie Hausaufgaben. Also haben wir versucht, kreativ und konstruktiv zu bleiben, aber … das ist schwierig! Das einzig Gute daran, zu versuchen, etwas zu machen, ist, dass es in dem Moment allem ein Gefühl von Sinnhaftigkeit verleiht. Auch wenn nichts dabei herauskommt – es tut gut!

Ursprünglich wolltet Ihr mit "Kingdom of Oblivion" ja ein Hard Rock-Album aufnehmen, aber am Ende seid Ihr dann doch auch wieder in Psychedelic Rock eingetaucht, außerdem gibt es auch einige sehr melodiöse, Folk-inspirierte Stücke zu hören. Ist das während des Aufnahmeprozesses einfach so passiert?

Aus einem Spaß heraus ist die Idee entstanden, ein Heavy Metal-Album mit vier bis fünf Songs aufzunehmen. Aber wir haben keine Reihenfolge und auch keinen Flow gefunden, um aus diesen Stücken ein komplettes Album zu machen. Es hat sich immer halbherzig und eindimensional angefühlt, und das war uns einfach nicht gut genug. Wir fanden, dass dadurch, dass wir kleine Inseln der Ruhe eingefügt haben, die großen Rocker mehr Wirkung hatten, und die Reihenfolge, bei der wir am Ende gelandet sind, führte dazu, dass sich das Album mehr wie eine runde Hörerfahrung und ein ordentliches MOTORPSCHO-Album anfühlte, nicht nur wie eine cartooneske Genre-Übung. Man könnte dagegenhalten, dass einiges davon unnötig oder überflüssig ist, aber alles zusammen trägt für uns letzten Endes zu einem besseren Flow und einer besseren Albumerfahrung bei. Das ist dieses alte Jimmy-Page-Ding von "Licht und Schatten". Das ist tatsächlich sehr zutreffend.

Wir machen Alben, keine Tracks, daher ist diese Herangehensweise wirklich wichtig für uns. Ein Album ist ein Narrativ, in dem man die Hörer*innen durch eine Reihe von Emotionen führt. Wir sind zu eitel, um einfache Auswege und schnelle Lösungen anzustreben, was dazu führt, dass unsere Musik normalerweise weniger direkt und schwieriger auf Anhieb zu verstehen und dadurch fordernder ist. Das spricht nicht alle an, aber für uns ist das etwas, das Kunst nahekommt, und wir versuchen und geben unser Bestes, genau das zu machen.

Für uns ist es ein Hard Rock-Album. Für andere mag es zu vielfältig für diese Art von Label sein.

Wie ist denn überhaupt diese Idee entstanden, ein Hard Rock-Album zu veröffentlichen?

Unsere Arbeitsweise ist diese: Keine Idee wird zensiert. Alles, was wir an Musik schreiben, ist potentiell brauchbar. Wir arbeiten an allen Ideen, und wenn wir ins Studio gehen, bringen wir eine Menge Ideen mit, von denen wir glauben, dass sie funktionieren. Während des Aufnehmens verändern sich die Dinge immer ins Unerwartete, und am Ende haben wir ein anderes Set an Variablen, also Songs, mit denen wir dachten, ins Studio zu gehen. Dann wird die Arbeit konzeptuell: Was haben wir hier gemacht? Wovon erzählt es, was sagt es uns, und was ist die hauptsächliche Richtung? Wenn man sich auf all das fokussiert, ergeben sich manchmal verschiedene starke Stränge mit musikalischen Inhalten, bei denen man das Gefühl hat, dass sie sich gegenseitig aufheben.

Bei dem, was wir letztes Jahr gemacht haben, fühlte es sich so an, als ob das Material zu zwei verschiedenen Strängen gehörte, also haben wir alles, von dem wir dachten, es gehörte zur "Gullvåg-Trilogie", auf "The All Is One" platziert und andere Sachen zur Seite gelegt. Als wir uns dieses Material dann letztes Jahr noch einmal angehört haben, erschien es uns ungewöhnlich riffig und metallisch, daher fühlte es sich für uns wie ein Hard Rock-Album an. Unser Prozess führte dann zu "Kingdom Of Oblivion" und damit zu einer multidimensionalen musikalischen Erfahrung anstatt zu einem eindimensionalen Riff-Fest – und zu einem besseren, echteren MOTORPSYCHO-Album.

Ich denke, viele Eurer Fans zählen "The All Is One" zu Euren Meisterwerken. Habt Ihr Druck verspürt, als Ihr "Kingdom Of Oblivion" aufgenommen habt?

Nö, überhaupt nicht! Wir können nicht kontrollieren, wie Dinge aufgenommen werden, also kümmern wir uns auch nicht besonders darum. Das liegt außerhalb unseres Einflussbereichs und ist nichts, auf das wir uns in irgendeiner konkreten Art und Weise beziehen, oder das wir nutzen können. Es kommt nicht darauf an, welchen Anklang es findet – wir mussten es machen, haben es auf die Art gemacht, von der wir dachten, dass es die beste sei und ziehen jetzt weiter zu neuem Material.

Wir registrieren natürlich, wie unsere Musik aufgenommen wird, und natürlich sind wir glücklich, wenn die Leute verstehen, was wir zu machen versuchen. Aber wenn wir uns dadurch diktieren lassen, wie wir über unsere Musik denken, sind wir auf dem falschen Weg. Das ist kein demokratischer Prozess – es ist nicht so, dass die meisten Stimmen bestimmen, wo es langgeht.

"The All Is One" ist zumindest teilweise sehr komplex und herausfordernd, wobei ich da besonders an das 40-minütige Herzstück "N.O.X." denke. Glaubst Du, dass Ihr manchmal zu viel von Euren Fans verlangt?

Ganz im Gegenteil – ich denke, gerade diese Weigerung, die Erwartungen aller zu erfüllen, ist das, was die Leute an MOTORPSYCHO mögen. Es gibt in der Musik generell keine großen Bemühungen mehr, um die Hörer*innen herauszufordern. Das gilt für jede Art von Musik. Daher glaube ich, dass die Leute genau für diese Herausforderung zu uns kommen. Wenn sie diese nicht wollen, können sie sich ja etwas anderes anhören, das ist für uns völlig in Ordnung!

Für mich sind Herausforderungen eine gute Sache. Wenn ich alles in 30 Sekunden analysieren kann, langweile ich mich. Das Leben ist zu kurz, um langweilige Musik zu hören!

Außerdem – und das ist ein Geheimnis, sag das nicht weiter! – ist das alles gar nicht so komplex! Das ist alles nur Blendwerk, haha!

Mit "The Watcher" habt Ihr ein HAWKWIND-Cover aufgenommen. Schon in der Originalversion ist es eigentlich kein Rock-Song, aber Ihr lasst ihn sogar noch psychedelischer klingen – und das ausgerechnet auf einem über weite Strecken Hard Rock-inspirierten Album. Wie seid Ihr darauf gekommen?

Ich habe mir das erste MOTÖRHEAD-Album gekauft, als ich 12 war und kenne all die verschiedenen Versionen des Songs schon seit langer Zeit. Das Stück hat einen großartigen Text, der sehr gut zu den anderen Stücken auf "Kingdom Of Oblivion" passt, auch von seiner Stimmung her. Also wollten wir versuchen, es irgendwie einzubauen. Wenn Du meinst, dass es bei uns noch psychedelischer klingt, liegt das wohl daran, dass wir in das Stück die Filmmusik "The Crimson Eye" eingebaut haben, die wir vor einigen Jahren für einen animierten Film geschrieben haben. Wir mögen sie sehr und wollten sie irgendwie verwenden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie wir darauf gekommen sind, die beiden Stücke zu kombinieren, aber das Ergebnis hat uns umgehauen.

Dieser völlig abstrakte Kram ist etwas, das wir seit "Demon Box" von 1992 immer wieder mal machen und ist ein natürlicher Teil unserer Sound-Palette. Das gilt auch für das Covern alter Lieblings-Songs. Das ist also eine Win-Win-Situation!

Das ist jetzt schon das vierte Album, das Ihr mit Tomas an den Drums aufgenommen habt, und Ihr habt ja auch schon einige Touren zusammen gespielt. Kannst Du beschreiben, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Euch entwickelt hat?

Als Kenneth ausgestiegen ist, hat sich das verbreitet, und Tomas hat uns eine E-Mail geschickt, in der er schrieb, dass er es gerne probieren würde, wenn wir der Meinung wären, dass das eine Möglichkeit wäre. Das taten wir, und es fühlte sich gut an, und drei Monate später haben wir "The Tower" aufgenommen. Easy, wirklich!

Er ist ein sehr musikalischer Typ, der sich für Musik interessiert, nicht nur für Schlagzeug. Daher ist er auch gegenüber vielem von unserem seltsameren Kram offen. Ich glaube, er mag die Musik, die Snah und ich schreiben und mit uns abzuhängen und Musik zu machen.

Je mehr man mit jemandem zusammen spielt, desto leichter wird es, und so ist es auch hier. Wir sind mittlerweile eine ziemlich wilde kleine Rock-Combo, und wir alle mögen, wo wir gerade sind. Es fühlt sich an, als wären wir an einem guten Ort, was ein bisschen merkwürdig ist, weil unsere Welt zurzeit so seltsam ist, aber so ist es.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft? Bereitet Ihr Euch schon für die Zeit vor, wenn Live-Shows wieder möglich sein werden, oder plant Ihr eine Streaming-Show? Oder schreibt Ihr schon an neuer Musik?

Ja, nein und ja! Demnächst werden wir einige lokale Gigs spielen, falls die Pandemie nicht wieder zuschlägt. Daher proben wir dafür und auch für einige andere Shows in Norwegen, die für diesen Sommer geplant sind. Für den Herbst sind auch einzelne Shows in anderen europäischen Ländern geplant, und ich hoffe, sie können stattfinden. Es hängt eben alles von der Pandemie und den Impfungen und all dem ab. Eine richtig große Europa-Tour ist für dieses Jahr nicht gebucht worden, aber 2022 sollten wir wieder da draußen unterwegs sein. Lasst uns dafür die Daumen drücken!

Wir schreiben und nehmen auch auf, das haben wir den ganzen Winter über gemacht. Aber wir haben noch nicht herausgearbeitet, was wohin kommt und was es überhaupt ist. Aber letzten Endes wird sich das zeigen. Da bin ich sicher. Das tut es immer.

Keine Streaming-Pläne. Dieser Kram sieht immer so billig und lahm aus. Daher: lieber nicht. Warum sollte man noch mehr mittelmäßigen Content auf YouTube hinzufügen? Nee … Wir haben unseren Teil geliefert, also werden wir hierbei aussetzen.

Rock on!



Review:

So Schön

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Ein DOPPELBOCK gehört zu den Starkbieren, somit sind die bevorzugten Locations des Gründauer Kollektivs schon im Bandnamen erkennbar. "Kneipen-Rock'n'Roll" benennen die vier Hessen dann auch ihre Melange aus Rock, Punk und Folk-Musik. "So Schön" heißt ihre Debütscheibe.
 
Die Eröffnungsnummer "Auf die Knie" erinnert an die ebenfalls aus Hessen (Frankfurt) stammenden BÖHSEN ONKELZ. Gerade Brunos Gesang, Melodieführung und der zuweilen textliche Pathos ("Stirb Für Uns") lassen kaum Zweifel daran, nur eben mit Akkordeon. Gerade das präsente Handzuginstrument gehört mit zum Markenkern von DOPPELBOCK. "Schatten" ist ein vergnüglicher Mitgröl-Song, der tief im Punk zuhause ist und live sicher mit seiner ansteckenden Lebensfreude punktet. "So Schön" hat überwiegend schwungvolle und launige Nummern im Repertoire; gelungen und belebend sind die ruhigeren Momente dazwischen, wie das melancholische "Fürst Der Welt" oder das reduzierte und fast schon zarte "Wald". 
 
Alles in allem ein gutes Debüt, das sowohl Fans der TOTEN HOSEN, der BROILERS oder eben auch der ONKELZ ansprechen sollte.
 
 

So Schön


Cover - So Schön Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 36:10 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

DOPPELBOCK

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Review:

The Anger Is Never Over

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Italien? Lombardei? Heavy Metal? Power Metal? Eigentlich sollten bei diesen Keywords sofort alle Zeiger in Richtung RHAPSODY und Konsorten ausschlagen, aber bei MY REFUGE sind die Dinge dann doch etwas anders gelagert. Ursprünglich waren MY REFUGE "nur" eine weitere Band, die sich dem typischen Heavy/Power Metal verschrieben hatte, aber bei ihrem zweiten Album schöpfen die Jungs wirklich aus den Vollen. 14 Musiker aus vier Kontinenten lassen sich von AVANTASIA inspirieren, und tatsächlich klingt das Endresultat weit weniger kitschig als befürchtet. Interessant ist, dass keine bekannten Größen verpflichtet worden sind, sondern man auch unbekannten Künstlern eine Chance gegeben hat. Die Castings sind scheinbar auch via Youtube durchgeführt worden. Die meisten Songs kommen zwar opulent, aber immer bodenständig durch die Boxen und lassen Vergleiche mit GAMMA RAY, PRIMAL FEAR oder eben auch manchmal mit RHAPSODY zu. Die gute Produktion verstärkt den guten Gesamteindruck der Songs und lässt jedes Lied eigenständig erklingen. "War In Heaven" ist ein gutes Beispiel dafür, wie zeitgemäßer Metal zu klingen hat. Bodenständig, organisch und gerne mal etwas härter – so lasse ich mir "The Anger Is Never Over" gerne gefallen. "After Ten Years" birgt wieder viele Italia-Metal-Elemente und kokettiert dann doch ein wenig mit den Vorbildern von RHAPSODY. "Winterland" spielt ein wenig mit HELLOWEEN und PRIEST-Einflüssen und entwickelt sich zu einem echten Hinhörer. Natürlich darf mit "Memories" eine Ballade nicht fehlen, die zwar nicht belanglos wirkt, aber dann doch austauschbar ist. Insgesamt ist "The Anger Is Never Over" ein interessantes Projekt geworden, welches aber nicht mehr ganz zu der eigentlichen Band-Konstellation passt. Wir sprechen hier eigentlich über ein Projekt, und in diesem Kontext sollte man das Album auch sehen. Mir gefällt die Scheibe, und ich hoffe, sie wird ihren berechtigten Platz einnehmen können.

 

The Anger Is Never Over


Cover - The Anger Is Never Over Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 60:4 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Unohdan Sinut

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Die finnischen Black Metal-Punks treten kompromisslos die Tür ein und überzeugen mit ihrem Debütalbum "Unohdan Sinut", auf dem sich sieben Tracks voller roher authentischer Black Metal-Magie befinden.  

Einem Foto der Band könnte man entnehmen, dass es sich bei dem Quintett aus Oulu bei Helsinki um Anwärter auf den ersten Preis für den "schönsten Schnauzbart Finnlands" handelt. QWÄLEN, das sind die Bandmitglieder Eetu Viita (Gesang), Antti Kannisto (Gitarre), Henri Kaarre (Schlagzeug), Ville Jylhä (Bass) und Samuli Similä (Gitarre). Die Truppe brachte 2018 eine Demo hervor, und diesen Februar veröffentlichten sie über das italienische Label "Time To Kill Records" den ersten Longplayer. Der Titel bedeutet so viel wie "Ich vergesse Dich". Die Jungs sind seit längerem in der Punk-Szene aktiv, und punkige Rhythmen verbinden sich in ihrer Musik mit angepisstem Black Metal der alten nordischen Schule. Der DARKTHRONE-geschwängerte Black'n'Roll mit Thrash-Elementen wurde Ende 2019 in einem Studio in Jyväskylä in lediglich zwei Tagen eingespielt. Laut einem Interview im Finnischen Magazin "Kaupunnimedia" vom März diesen Jahres, spielte die Band dabei quasi live, und nur die Vocals wurden separat aufgenommen. Das Ergebnis besticht entsprechenderweise durch die primitive Anmutung einer Low Fidelity-Produktion. QWÄLEN spielen meistens in hoher Geschwindigkeit mit schnell vibrierenden Akkorden und vermitteln einen wütend aufgewühlten Eindruck. Durch diesen hervorragenden Krach werden negative Emotionen losgelassen und in unsere Gehörgänge gedübelt: düster und kalt mit packenden, durchdringenden Harmonien. Schwer zu sagen, was hier brutaler ist: die flackernden Doppelgitarren-Leads, die Kalaschnikow-Drums oder die schrill kreischenden Vocals von Eetu Viita.

Der erste Track "Pimeä Tila" startet wüst und schnell, erst in der Mitte des Songs wird das Tempo rausgenommen. Der Opener ist ein wahrer Black Metal-Panzer und mäht alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. "Polku" wird wütend hingerotzt und ist mit feinen Dissonanzen gespickt. "Hän Ei Tule Koskaan" ist stilistisch etwas anders als der Rest der Platte: ein rumpelndes Bass-Intro und coole rockige Gitarrenriffs. Der Titeltrack "Unohdan Sinut" beinhaltet beunruhigende Disharmonie, ist wild und zerstörerisch. Die sonst etwas eindimensionale Gesangsarbeit ist dabei abwechslungsreicher: entfesseltes krankes Geschrei. "Temppeli" strotzt vor schnellen Crust-Rhythmen und gibt dem Hörer als letzter Song einen Abschiedstritt in den Allerwertesten. Bei "Viekää Minut Pois" und bei "Temppeli" hört man auch groove-basierte Abschnitte.

Insgesamt beherrschen Doppelgitarren-Arrangements mit verzerrtem Fuzz-Sound das Album. Die finnische Sprache passt sich gut in den Stil und die Stimmung von "Unohdan Sinut" ein. QWÄLEN machen berauschenden Black Metal à la NIFELHEIM, BATHORY und DARKTHRONE, der an alte Zeiten erinnert, und das ist gut so! Crustige Einflüsse von DÖDSRIT und YOUNG AND IN THE WAY geben der Mucke das gewisse Etwas.

 

Unohdan Sinut


Cover - Unohdan Sinut Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 30:4 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Revelator

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Das vierte Album der Australier ist ein atemraubender Albtraum, eine düstre Industrial-Höllenfahrt, die ihresgleichen sucht!

Zugegebenerweise dachte ich nach dem ersten Reinhören in THE AMENTAs „Revelator“, dass das nicht meine Baustelle ist und mir nicht zusagt. Nach dem Hören befand ich mich in einem Zustand gewisser Fassungslosigkeit, die Musik ist kühl und besitzt eine Art organisiertes Chaos. Aber die facettenreiche Mischung aus MESHUGGAH, GOJIRA, BEHEMOTH, STRAPPING YOUNG LAD und RED HARVEST hat etwas Beeindruckendes. Also konnte ich nach mehreren Durchgängen meine Meinung revidieren: „Revelator“ ist ein nervenaufreibendes Album, das beim mehrmaligen Hören viele Details preisgibt und große Eigendynamik entwickelt! Die Jungs aus Down Under präsentieren sich mit verrückten Masken, durch die man das ursprüngliche Gesicht erahnt und drehten zum neuen Album drei Videoclips. Die Gründung von THE AMENTA war 2002, vorher wurde schon seit 1997 unter dem Namen CRUCIBLE OF AGONY zusammen musiziert. Sie spielen eine druckvolle Kombination aus Subgenres wie Industrial, Technical Death Metal, Post- und Progressive Metal. Nach dem Album „Flesh Is Heir“ (2013) folgte eine siebenjährige Pause, um nun mit weniger Blast-Beat-Geballer weiter zu machen, aber eine sehr intensive verstörende Atmosphäre zu zaubern. „Revelator“ zeigt eine Erweiterung des Stils von THE AMENTA und eine experimentelle Neigung der Band. Offenbar haben sie in ihrer Schaffenspause viel Kreativität getankt. Cain Cressall (Vocals), Erik Miehs (Guitars) und Timothy Pope (Keyboards, Samples & Effects) werden durch Dan Quinlan (Bass) und Schlagzeuger David Haley (PSYCROPTIC, ex-ABORTED) unterstützt. Gitarrist Erik Miehs hat „Revelator“ aufgenommen und gemixt, gemastert hat Maor Applebaum (u.a. FAITH NO MORE). Wir sprechen also von erfahrenen und versierten Künstlern, und das hört man!

Der Opener „An Epoch Ellipsis Over“ ist eine harter Cybersabbat mit kurzen melodischen Momenten und Cleangesang. „Sere Money“ beinhaltet groovige (beinahe bluesige) Riffs im Midtempo und sich wiederholende monotone Songelemente und Gesangspassagen. „Silent Twin“ klingt flüsternd-beschwörend langsam, aber leider ist der Song schon vorbei, während man noch darauf wartet, dass es richtig losgeht. In „Psoriastasis“ sind neben guten Riffs auch schwere, sterile, beunruhigende Keyboard-Vibes und Samples zu verzeichnen. „Twined Towers“ ist verstörend und erdrückend. In „Parasight Lost“ glänzt Sänger Cressall mit sich wiederholendem Cleangesang; er geht auf dem Album insgesamt sehr vielseitig zu Werke. Anspieltipps meinerseits sind vor allem „Sere Money“ und das achtminütige „Twined Towers“. Die Produktion des neuen Silberlings ist klinisch-klar und sehr ausgefeilt; zwischendurch etwas überfrachtet, wobei das auch Kalkül sein kann. 

THE AMENTA sind auf „Revelator“ kontrastreich, zeichnen düster brodelnde Soundscapes, mit progressiven Avantgarde-Stop/Start-Momenten und komplexen Rhythmen. Keine leichte Kost, aber lohnenswert!

 

Revelator


Cover - Revelator Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 45:44 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

TETRARCH

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Review:

Tokyo Jukebox 3

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Der Name MARTY FRIEDMAN sollte eigentlich jedem Metal-Fan ein Begriff sein. In den frühen 80ern legte er zuerst mit DEUCE und HAWAII die Grundsteine einer beispiellosen Karriere, die ihn über CACOPHONY schließlich zu MEGADETH und Weltruhm führen sollte. Aber der Ruhm interessierte MARTY immer nur am Rande. Er war auf der Suche nach künstlerischer Herausforderung, und es dürstete ihm nach dem Erfahren neuer Grenzen und der Sprengung derselben. Im Rahmen dieser Suche begann er, sich auf stilistisch sehr unterschiedlichen Soloalben auszuleben. Nach seinem Engagement bei Dave Mustaine zog es MARTY nach Japan, und dort fand er privat und künstlerisch Erfüllung. Mittlerweile ist der fließend japanisch sprechende Gitarrenzauberer aus der japanischen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Neben Land und Leuten verliebte sich MARTY auch in die spezielle, Genre-Grenzen ignorierende Art und Weise, wie in Japan Populär-Musik zelebriert wird. Vor fast zehn Jahren veröffentlichte er deshalb die Alben „Tokyo Jukebox 1 und 2“, mit dem Ziel, die einzigartigen Melodien auch in westliche Ohren zu bringen. Dazu nahm er sich diverse J-Pop-Stücke zur Brust, zerlegte sie, setzte sie neu zusammen und überzog sie mit seiner persönlichen Note. Dies hatte zu Folge, dass tanzbare Beats gleichberechtigt neben zuckersüßen Melodien und brachialen Riffs standen. Immer verziert von seiner virtuosen Lead-Arbeit.

Nun ist es an der Zeit, diesem Konzept ein neues Kapitel hinzuzufügen. Vorhang auf für „Tokyo Jukebox 3“: Auch auf dem neuen Album mäandert FRIEDMAN von süßlichen Leads zu derbem Riffing und zurück. Es ist poppig, ohne Pop zu sein. Obwohl FRIEDMAN viel von seiner Umgebung aufsaugt und in sein Spiel integriert, ist er zu jeder Sekunde klar identifizierbar als der Gitarrist, der in den 80ern „Dragon’s Kiss“ aufnahm. Der Klang seines Spiels und immer wieder auftauchende spezielle Tonfolgen sind prägnanter als so manche Singstimme. Apropos Singstimme: Es gibt auch mal wieder einen Song mit Gesang. Dieser hört auf den Namen „The Perfect World“ und ist eine abwechslungsreiche und sehr moderne Hard Rock-Nummer, zu der die Stimme von Alfakyun perfekt passt. Für eine japanische Pop-Sängerin verfügt Alfakyun über ein bemerkenswert gutes Englisch. Der Rest der Stücke ist instrumental und lässt in ruhigen Momenten auch mal Erinnerungen an das 92er „Scenes“-Album aufkommen. Ein Großteil der Platte geht jedoch gut nach vorne, und neben technischer Fuddelei vermag FRIEDMAN mit seiner Gitarre auch zu „singen“ und Geschichten so zu erzählen, dass man eine menschliche Stimme nicht vermisst.

„Tokyo Jukebox 3“ ist ein weiteres Werk eines absoluten Ausnahmekünstlers, der sich sämtlichen Konventionen entzieht, und auf dem es viel zu entdecken gibt, wenn man sich denn darauf einlassen kann.

 

Tokyo Jukebox 3


Cover - Tokyo Jukebox 3 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 52:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tortured Whole

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Was ist eigentlich bei den Jungs aus Ohio falsch gelaufen? Der Bandname ist weder auszusprechen noch zu lesen, die Songtitel sind eine Mischung aus pubertärem Schwachsinn und primitiven Floskeln, die Musik ist so dermaßen AUTOPSY, dass sich AUTOPSY in Grund und Boden schämen würden. Und dass dann noch bei Century Media unterschrieben worden ist, lässt noch mehr Fragen aufkommen…

Ok, der Vergleich mit AUTOPSY sollte näher beleuchtet werden. SANGUISUGABOGG wandeln zwar auf den Spuren der Gore-Götter, aber haben weder deren spielerische Klasse, noch dass sie diesen kultastischen (geile Wortschöpfung) Spirit vermitteln können. SANGUISUGABOGG haben zwar bezüglich der tödlichen Stimme und dem wirklich bösen Sound (besonders die Snare klingt wie eine Persil-Wäschetonne) alles richtig gemacht, aber das Songwriting stimmt leider hinten und vorne nicht. Man dümpelt im Midtempo und macht selten Ausflüge in schnellere Gefilde. Durch die begrenzten und scheinbar technisch limitieren Möglichkeiten werden die Songs auf die Dauer zu kleinen Lachnummern. Und wenn wir beim Thema „Lachen“ sind: Über Songtitel wie „Dick Filet“, „Menstrual Envy“, oder „Urinary Ichor“ hätte ich bestimmt vor 30 Jahren herzhaft gelacht… Klar, man kann dies unter Humor verbuchen, und das wird auch die Intention der Band gewesen sein, aber dann bitte mit einem weitaus besseren Songwriting. Die Band wird ihre Freunde finden, aber ich kann mit diesem asozialen Image rein gar nichts anfangen, und musikalisch zeigt man sich von einer abstoßenden Seite. Sorry, aber dieser Kandidat muss das Schuljahr wiederholen!

 

Tortured Whole


Cover - Tortured Whole Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 33:53 ()
Label:
Vertrieb:

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