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Mountains Of Madness

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Fünf lange Jahre sind seit dem zweiten Album „Midnight Chaser“ vergangen. Fünf Jahre, in denen LIQUID STEEL ohrenscheinlich nicht untätig waren, sondern intensiv an sich und ihrem musikalischen Profil gefeilt haben. Als Erstes fällt auf, dass Sänger Fabio Carta in den letzten Jahren deutlich an eigenem Profil und Sicherheit gewonnen hat, was dem Gesamtsound natürlich sehr zugutekommt. Musikalisch spielen LIQUID STEEL natürlich immer noch traditionellen Metal mit deutlicher NWOBHM-Schlagseite. Dieser ist jedoch um einiges variabler als auf den beiden Vorgängern ausgefallen. Epische Momente wie in „Phoenix“ treffen auf Vollgasnummern wie „On The Run“. Bei „Nothing To Loose“ wird gekonnt die rock´n´rollige Frühphase der New Wave zitiert, und beim düsteren Titelstück wechseln sich flotte mit balladesken Parts ab. Abwechslung ist das große Stichwort, denn nicht nur die einzelnen Tracks unterscheiden sich deutlich, auch innerhalb der Songs gibt es immer wieder stimmige Richtungs- oder Tempowechsel, die das gereifte Songwriting der Innsbrucker schön verdeutlichen.

Auch lyrisch hat man was zu erzählen. Neben Persönlichem, kommt auch unser aller Freund Lovecraft zu Ehren (im Titelstück „Mountains Of Madness“ – da ich selbst einige Jahre in Innsbruck gelebt habe, hatte ich zuerst eine andere Assoziation; man möge mir verzeihen) oder wird in „Alpine Warrior“ die Geschichte des „Ötzis“ erzählt. Da verzeiht man auch den „Fire / Desire“-Reim in der ansonsten wunderbaren Klischeehymne „Heavy Metal Fire“.

LIQUID STEEL gehen mit „Mountains Of Madness” den nächsten wichtigen Schritt und haben ein gleichermaßen traditionelles wie zeitloses Album eingespielt, welches beweist, dass auch in einem 40 Jahre alten Genre immer noch nicht alles gesagt ist.

 

Mountains Of Madness


Cover - Mountains Of Madness Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 47:14 ()
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Songs From The Dark Side Of Heaven

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Nur weil DIE KRUPPS mal eine METALLICA-Tribute-Scheibe gemacht haben und auch ein bisschen metallisierten anderen Kram, ist jeder schief gewickelt, der deswegen Metal-Coverversionen erwartet. Auch wer an ein PINK FLOYD-Album denkt, nur weil Titel und Cover an die britische Band erinnern, der irrt. Engler (natürlich mit Faktotum Dörper) verarbeitet hier laut Info auf der Digi-Pappe seine in Erfüllung gegangenen, pandemisch-apokalyptischen Vorahnungen und widmet das Album seiner verstorbenen Mutter. Dazu Beileid. Zu derartig schlechten Gefühlen besteht ob der Musik aber kein Anlass, vorausgesetzt der Hörer verfügt über ein gerütteltes Maß an Toleranz und Tellerrand-Überwindungswillen. Denn auch derjenige, wer wegen des Einsatzes von Ross The Boss beim STRANGLERS-Hit "No More Heroes" auf harten Mörtel hofft, dessen Wünsche stürzen in sich zusammen. Dafür transferieren DIE KRUPPS nicht so oft gehörte Songs ("To Hell With Poverty") und coole Bands (SPARKS) sowie alte Bekannte (die staubigen QUEEN) ohne Rücksicht auf Verluste in eigene technoisierten EBM- und Industrial-Klangwelten. Und dabei stellt der Hörer so einiges fest: Erstens: Selbst, wer BLUE ÖYSTER CULT für überbewertet hält, der merkt, was für ein großer Song "(Don't Fear) The Reaper" ist. Zweitens: DIE KRUPPS sind DIE KRUPPS. Drittens: Das ist kein Metal. Viertens: Das Album macht keine Gänsehaut wie damals 1992 der kruppharte METALLICA-Silberling. Fünftens: Trotzdem gut und vor allem interessant. Und sechstens, wie gesagt: Nur für Scheuklappenlose!

 

Tracklist:

01. The Number One Song In Heaven (originally by SPARKS)
02. Chinese Black feat. Jyrki 69 (originally by THE NEON JUDGEMENT)
03. Whip It (originally by DEVO)
04. (Don’t Fear) The Reaper feat. James Williamson (originally by BLUE ÖYSTER CULT)
05. To Hell With Poverty! feat. Big Paul Ferguson (originally by GANG OF FOUR)
06. No More Heroes feat. Ross The Boss (originally by THE STRANGLERS)
07. Another One Bites The Dust (originally by QUEEN)
08. Marilyn Dreams (originally by B-MOVIE)
09. Collapsing New People (originally by FAD GADGET)
10. New York (Version 9/11) (originally by HERRINGER & SICILIANO)

 

Songs From The Dark Side Of Heaven


Cover - Songs From The Dark Side Of Heaven Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:56 ()
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Eight Headed Serpent

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IMPALED NAZARENE, Finnlands bestialische Dreckschleudern, rotzen in „Eight Headed Serpent“ auf ihre einzigartige Weise Punk-inspirierten Black Metal.

Alles beim Alten oder sogar noch mehr: zurück zu alten Zeiten! Denn die Band klingt auf ihrem dreizehnten Silberling ähnlich wie zur Gründung im Jahre 1990. „Tol Cormpt Norz Norz Norz“, „Ugra-Karma“ und „Suomi Finland Perkele“ sind Genre-Klassiker. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich die Band in der „Zeche Carl“ in Essen das erste Mal live sah; wie Frontmann Mika Luttinen wütend spuckend kreischte und grimassierte, dass ich mich kurzzeitig sorgte, er könnte gleich von der kleinen Bühne springen und mich wie Beute erlegen.

Ganze sieben Jahre sind seit "Vigorous And Liberating Death" (2014) vergangen, also kann man beinahe von einem Comeback sprechen. Und was hat IMPALED NAZARENEs achtköpfige Schlange zu bieten? Dreizehn kompromisslose Songs voller unerbittlichem Geballer! Das Album ist schnell und brutal; Blasts im Zwölferpack und eine langsamere Nummer. Erst beim letzten Song gönnen die Finnen dem Zuhörer eine Pause und schalten einen Gang runter. Anpeitschende Back-Up-Shouts versprühen immer wieder Harcdore-Feeling. Mr. Lutinnen keift angepisst wütend-tollwütig, und die Gitarren schreddern in wüster Vollendung.

Der Opener „Goat Of Mendes“ fungierte bereits als Vorab-Single. „Eight Headed Serpent” ist ein Mitgröl-Hammer, “Shock And Awe“ ist mächtig thrashing und besitzt eine gute Gitarrenmelodie. Mit „The Nonconformists“ zeigt sich eine typische IMPALED NAZARENE-Nummer: punkig-hymnisch mit Gang-Vocals im Hintergrund. Diese sind auch bei „Octagon Order“ zu hören und schlagen, wie auch andere Stilelemente, die Brücke zum Punk und zum Hardcore. Man fühlt sich hineinversetzt in einen blutigen Moshpit. Der Basslauf in “Human Cesspool” ist auffallend cool, und der Song kratzt an der Genre-Grenze zum Grindcore. Die Tracks sind insgesamt kurz, und es folgt das hasserfüllte “Apocalypse Pervertor”. Nach dem aggressiv rauschenden “Mutilation Of The Nazarene Whore” folgt “Foucault Pendulum”, ein epischer Doom-Track als Finale der CD. Asko Ahonen hat „Eight Headed Serpent“ im finnischen Revolver Studio aufgenommen und gemischt, gemastert wurde es von Mika Jussila im Finnvox Studio.

Trotz Tempo-Gebolze schaffen es IMPALED NAZARENE, eine gewisse Eingängigkeit zu erzeugen. Ihr Stil ist keineswegs melodiebefreit, ein bisschen wie bei Werken von MARDUK. Die relativ kurze Spielzeit von circa 32 Minuten geht vollkommen in Ordnung, da die Band in diesem misanthropischen Klangangriff mächtig aufs Gaspedal tritt. Der infantil-derbe Humor der Band wird verdeutlicht in den Bandfotos, den Songtiteln („Verstümmelung Der Nazarener Hure“) und auch in der Sexdämonen-Austreibung zu Beginn der Scheibe. Das lässt mich kurz müde schmunzeln, aber man kennt die Truppe ja: die wollen nur spielen.

Insgesamt melden sich IMPALED NAZARENE alles andere als altersmilde zurück: „Eight Headed Serpent“ ist eine fiese Abrissbirne!

 

Eight Headed Serpent


Cover - Eight Headed Serpent Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 32:32 ()
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Promise Of A Life

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Der Spagat, den die Schweden von REACH auf ihrem dritten Album präsentieren, ist gewagt und gleichzeitig gelungen. Ausgesprochen eigen vermischen die drei Musiker Rock, Pop und Prog zu einer stimmigen Melange, die den Hörer mit ihrer Opulenz und Farbigkeit überrascht, aber doch nie überfordert. Griffig, geschmeidig und im richtigen Moment anschmiegsam und gewinnend, sind die Melodien auf "Promise Of A Life" platziert. MUSE, IT BITES und die Landsmänner von PAIN OF SALVATION dürfen hier sicher als Inspirationsquellen genannt werden.
 
"New Frontier", von Bläsern begleitet und mit Ennio Morricone-Stilelement, gibt sich zu Beginn nervös, ehe der majestätische Refrain die Erregung glattbügelt und pure Anziehungskraft verströmt. "Higher Ground" ist ein pathetischer, mit viel Brokat überzogener Rocksong, der Vergleiche mit QUEEN zu ihrer besten Zeit nicht scheuen muss. Und "Young Again" baut auf 80er-New Wave-Pop, trotzdem bleibt es ein Rocksong. Das liegt neben der starken Rhythmusarbeit auch an Sänger und Gitarrist Ludvig Turner, der mit seiner wandlungsfähigen, meist kernigen Stimme durch das Programm führt. Ein weiteres Indiz für Hook-orientiertes Songwriting ist, dass Jona Tree ( H.E.A.T.) maßgeblich an dem Album des Trios mitgearbeitet hat und REACH auch mit dessen Band auf Tour gehen.
 
REACH geben sich exzentrisch und unterhalten mit ausgefallenen musikalischen Ideen, die trotz ihrer Eigentümlichkeit ungemein fassbar bleiben. Dieses Kunststück allein verdient Beifall.
 
 
 

Promise Of A Life


Cover - Promise Of A Life Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 38:38 ()
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Moon Kiss

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Die Kollaboration mit ELEPHANT MEMORIES ist eine weitere Spielwiese der Hamburgerin LUNATTACK (alias Barbara Duchow), die hier ihre Vorliebe für Künstler wie DAVID BOWIE, MASSIVE ATTACK oder PJ HARVEY auslebt. Das Kollektiv wildert also - sehr gekonnt - in der gemeinsamen Schnittmenge aus Rock, Pop und Elektro, wobei ein großes Ohrenmerk auf eingängige Melodien und „Radiokompatibilität“ gelegt wird, was „Moon Kiss“, das zweite Werk dieser Zusammenarbeit (nach der EP „Escape“ von 2019), zu einer angenehmen, wenn auch wenig komplex-herausfordernden akustischen Reise macht. Sprachlich geht es gemischt zur Sache, wobei es neben Englisch auch gerne Französisch („Les Oiseaux“ oder Teile von „Jack“) oder Deutsch (etwa am Ende von „Gate 38“ oder ebenfalls im dreisprachigen „Jack“) sein darf. Hart rockende Naturen werden auf „Moon Kiss“ definitiv nicht angesprochen, aber etwa AOR- oder Singer/Songwriter-affine Hörer, die nicht permanente Riff-Gewitter zum Hörgenuss benötigen, dürften sehr atmosphärische und absolut gelungene Stücke wie „This Is Moon“, „Strange Lover“ oder das sehr starke „Anachronic Party“ zu schätzen wissen. Ein weiterer großer Pluspunkt des Albums ist LUNATTACKs ausdrucksstarker, dabei sehr moderater Gesang, der niemals der Selbstinszenierung dient, sondern sämtliche Kompositionen songdienlich bereichert. Zudem wächst die Scheibe kontinuierlich mit jedem Hördurchlauf.

 

Moon Kiss


Cover - Moon Kiss Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:15 ()
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Resilienz

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Resilienz ist in Lockdown-Zeiten gefragt!

Denn Resilienz bezeichnet sozusagen die Fähigkeit, psychisch gesund zu bleiben und Herausforderungen meistern zu können. Also setzte sich Tausendsassa Michael V. Wahntraum, der auch mit seiner zweiten Band HARAKIRI FOR THE SKY kürzlich releaste, hin und veröffentlichte letztes Jahr die so betitelte EP. 2020 brachten KARG zuerst ihr siebtes Studioalbum „Traktat“ heraus, welches in Deutschland sehr erfolgreich war.

Etwas Nachschlag gefällig?

Die EP „Resilienz“ folgte digital im selben Jahr und als Pressung auf Platte und CD im Januar dieses Jahres. Sie beinhaltet lediglich zwei Tracks, aber in bandtypischer Art und Weise kommt der Output trotzdem auf 35 Minuten Spieldauer. Eigentlich könnte man also sogar von einem Longplayer sprechen. Es gibt nicht viel Neues zu hören, vielmehr nutzt Wahntraum die Zutaten, die er schon seit 2008 im ersten Album „Von Den Winden Der Sehnsucht“ verarbeitet: verzweifelter heiserer Schreigesang, lyrisch anspruchsvolle Texte und melancholische post-metallische Gitarrenklänge mit Genre-Elementen aus Black Metal, Post Rock und Shoegaze. Der Stil ist mal nachdenklich, mal aggressiv und zugleich leidend. Man erahnt, dass das Thema „Resilienz“ unterm Strich bei KARG nicht viel mit Freude und Zuversicht am Hut hat. 

Der Track „Abbitte“ besitzt wunderschöne hypnotische Gitarrenarbeit. Der Gastsänger Nico Ziska (DER WEG EINER FREIHEIT, BAIT), ein Film-Sample und ein Klavierpart sorgen für Abwechslung. Die zweite ausschweifende Komposition des Salzburgers ist „Lorazepam“. Gegen Ende des Songs erscheint übereinanderliegender Gesang, und der traurig-verzweifelte Stil geht in eine zweiminütige fröhlich-melodiöse kontrastierende Endsequenz mit Clean-Gesang über. Dieser Abschluss könnte eine unechte gespielte Fröhlichkeit symbolisieren. Oder hören wir hier einen versöhnlichen Ausgang? Oder aber, nach der Einnahme des beruhigenden Medikamentes „Lorazepam“, stellt sich eine Art ruhigstellender Drogenrausch ein.

Kompositorisch sind es zwei klasse Songs mit komplexem Aufbau und einer interessanten Entwicklung sowie einer für KARG gewohnten intensiven Vertonung von Gefühlen wie Leid und Sorge. JJs Stimme ist markant und eigenwillig. Insgesamt ist die Platte wie ein gnadenloser Blick in die Abgründe der Seele. Warme Melodien treffen auf klagende Schreie. Das hat etwas von Optimismus und Depression als zwei Herzen in einer Brust.

Bei „Resilienz“ kriegt der Post Black Metal-affine Hörer, was er erwartet.

 

Resilienz


Cover - Resilienz Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 2
Länge: 35:10 ()
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The Gospel Truth

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GILBY CLARK ersetzte Izzy Stradin bei GUNS N' ROSES, blieb drei Jahre bei den Gunners und war bei einer (Studio-) Veröffentlichung mit dabei. Das ist jetzt nicht sensationell und hallt auch nicht groß nach, aber auf seiner Visitenkarte darf er das natürlich aufführen.

"The Gospel Truth" heißt sein neues Solo-Album, und irgendwie habe ich genau diesen unaufgeregten Sleaze Rock erwartet, wobei der Sänger und Gitarrist hier mehr bietet als pures Klischee. THE QUIREBOYS, THE ROLLING STONES und THE FACES sind präsent, aber mit "Wayfare" liefert er eine reine Soul-, mit Hammondorgel aufgewertete Nummer ab, die überrascht und mit ansteckender Lässigkeit punktet. Gilbys Vocals sind schlicht, unverfälscht und limitiert, jedoch passen sie zur Coolness des Longplayers und unterstreichen diese gar. Rock'n'Roll, Blues, Hard Rock, dazu eine Prise Punk ("Rusted N' Busted") - alles recht unpräzise, schnodderig vorgetragen, aber authentisch, und das macht es charmant. Mich stört hin und wieder der nörgelnde Unterton seiner Gesangsdarbietung, aber in Gänze bin ich doch eher positiv angetan von dem Werk.

"The Gospel Truth" ist irgendwie typisch, aber gehaltvoller, unerwartet detailliert (Piano, Chor, Orgel) und abwechslungsreicher als erwartet.

 

The Gospel Truth


Cover - The Gospel Truth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 33:11 ()
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Phase 2

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Sind das jetzt DOKKEN unter einem anderen Namen, oder ist das Zweitwerk von THE END MACHINE ein eigenständiges Werk mit einem völlig anderen musikalischen Background? Die Frage ist schwierig zu beantworten, da die Bandbesetzung ziemlich für Variante eins spricht. Die alten DOKKEN-Mitglieder George Lynch, Jeff Pilson und Robert Mason, der bekanntlich auch bei LYNCH MOB seine Stimmgewalt unter Beweis stellen konnte, sprechen hier eine deutliche Sprache. Ein DOKKEN-Mitglied hat die Segel gestrichen, aber wurde innerhalb der DOKKEN-Familie ersetzt. Drummer Mick Brown hat seine Drumsticks an seinen Bruder Steve Brown übergeben, der auf „Phase 2“ einen mehr als anständigen Job abliefert.

Die Frage des musikalischen Backgrounds ist leicht zu beantworten. Wollte man sich bei dem Erstlingswerk „The End Machine“ noch deutlich von DOKKEN unterscheiden und setzte auf eher bluesige Töne, so nähert man sich auf dem vorliegenden Album doch immer mehr dem bekannten DOKKEN-Sound an. „Phase 2“ orientiert sich (natürlich) grundsätzlich an dem Sound von DOKKEN, aber man findet jederzeit auch Parallelen zu Bands wie T&T, WARRANT oder SOULS OF WE. Zu Beginn wird mit „Blood And Money“ eine ordentliche Uptempo-Nummer aus dem Ärmel gezaubert, die musikalisch überzeugen kann, aber leider bleibt der Hook ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Dafür macht ein erstklassiges Gitarrensolo hellhörig und bringt den Song wieder auf Spur. Nach diesem Einstieg zieht man sich in eine Bar zurück und lauscht „We Walk Alone“. Was ruhig beginnt, steigert sich zu einer erstklassigen Hymne, deren Refrain so schnell nicht vergessen wird. Hier zeigt Robert Mason, wie ein guter Fronter einem Song noch das Sahnehäubchen aufsetzten kann. Starker Song! „Crack The Sky“ ist ein höllischer Groover, der auch auf einem alten BON JOVI-Album hätte stehen können. An das erste Album erinnert „Dark Divide“, welches sich zurückhaltend gibt und über starke Basslines verfügt. Hier wird eher dem Blues gehuldigt, und man lässt die metallische Schlagseite ein wenig außen vor. Für Abwechslung ist auf „Phase 2“ also bestens gesorgt. „Plastic Heroes“ beginnt sehr ohrenschmeichelnd, aber dann kommt dieses Killer-Riff. Leider klingt Mason hier ein wenig kraftlos und kann das musikalische Level nicht halten. Der Song wirkt zu statisch und auf den Sänger ausgerichtet, der aber nicht komplett aus sich herausgeht. Die restlichen Songs bewegen sich im gleichen Fahrwasser. Mal wird dem Blues gefrönt, und oft wird auch in härtere Gefilde gedriftet. Alles auf einem ordentlichen Niveau, aber es befindet sich kein wirklicher Hit auf der Scheibe, der „Phase 2“ ins Oberhaus katapultieren würde.

Insgesamt ist die Scheibe hochklassig, aber kein Pflichtkauf. Hier gibt es tatsächlich andere Genre-Vertreter, die noch mehr Leidenschaft vorweisen können und einfach spontaner und hungriger erscheinen. „Phase 2“ ist definitiv kein Fehlkauf, aber bei dem Überangebot an gutem AOR sollte man eventuell auch anderen Bands eine Chance geben.

 

Phase 2


Cover - Phase 2 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 55:9 ()
Label:
Vertrieb:
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The Metal Opera By Magnus Karlsson

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Dieses Projekt scheint im Hause Frontiers Records einen hohen Stellenwert einzunehmen, da Serafino Perugino, seines Zeichens Präsident und A&R Director von Frontiers, die Schirmherrschaft übernommen hat. Musikalisch hat Magnus Karlsson das Zepter in der Hand, der als Gitarrist bei PRIMAL FEAR seine Brötchen verdient. „The Metal Opera“ zeichnet sich durch eine Vielzahl von Sängerinnen aus, die teilweise solo, im Duett oder auch gemeinsam ein gewaltiges Klangbild abgeben. Bei Female-Fronted-Alben bin ich ja immer sehr wachsam, dass die Geschichte nicht zu kitschig wird, und der Titel des Albums verheißt diesbezüglich auch nichts Gutes… Aber Magnus und seine Damen bringen den Kahn sicher in ruhige Gewässer und die Theatralik nimmt nicht überhand.

Die wohl bekannteste Protagonistin auf „The Metal Opera“ ist wohl Anette Olzon, die durch ihr Schaffen bei NIGHTWISH und THE DARK ELEMENT hinlänglich Erfahrung mitbringt. Auch einen guten Namen haben sich Adrienne Cowan (u.a. AVANTASIA) und Noora Louhimo (BATTLE BEAST) erarbeitet und bereichern das Album mit ihrer Stimmgewalt.

Die Story ist sehr seicht geraten. Die Kurzfassung: Frau wacht auf - Erinnerung weg - kann jetzt heilen - wird bei jeder Heilung schwächer - findet Personen, die ihr helfen, sie mögen oder jagen. So spannend kann Metal sein! Wenn Rosamunde Pilcher mal Metal-Texte schreibt, dann dürfte dies ähnlich ausfallen…

Jetzt aber zur Musik, die natürlich bombastisch ausfällt und orchestral unterstützt wird. Trotzdem fehlt zu keinem Zeitpunkt die Verbindung zum kernigen Metal. Tausendsassa Magnus Karlsson sorgt für den ordentlichen Drive an Gitarre und Bass und wird durch das druckvolle Drum-Spiel von Andreas Köllerfors bestens angetrieben. „The Metal Opera“ bietet keinen Ausfall und überzeugt mit klassischem Symphonic-Metal, der Freunde von NIGHTWISH und Co. durchaus ansprechen müsste. Besonders die Hooks sind natürlich einprägsam und geschickt gesetzt, und somit bleibt der Wiedererkennungswert der einzelnen Stücke auf einem stets hohen Level. Besonders Stücke wie „Awake“ oder „Come Out Of The Shadows“ setzten nicht auf Tempo, sondern stellen die Sängerin(nen) klar in den Vordergrund. Bei „Back To Life“ driftet man musikalisch sogar in schwerfällige Doom-Gefilde ab, die nur durch glockenklare Vocals eine Perspektive aufzeigen.

In Sachen Metal-Oper würde ich zwar noch immer AVANTASIA vorziehen, da einige Songs schon eine männliche Stimme verdient hätten, und es somit ein wenig an Abwechslung fehlt. Es bleibt aber ein starker Output, der mit Spontanität und Schweiß aber nichts zu tun hat. Freunde der Female-Metal-Oper sollten in jedem Fall einen Blick riskieren.

 

The Metal Opera By Magnus Karlsson


Cover - The Metal Opera By Magnus Karlsson Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 61:48 ()
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Delirium

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Sänger Kristian Fyhr hat die Band SEVENTH CRYSTAL gegründet und sich die geeigneten Musiker dazu gesucht. Und ich danke ihm dafür. Denn was die Schweden auf ihrem Debüt anbieten, verdient das Prädikat "Wow"!!! Hier reiht sich Hit an Hit, es ist schwer fassbar, welche Güte und Griffigkeit den Melodien der elf Rocknummern innewohnt. Es beeindruckt, wie dynamisch, kantig und dennoch anschmiegsam sich das Kollektiv präsentiert, und wie berührend dazu der Bandgründer singt.

"Say What You Need To Say" zeigt sich eckig-modern, bietet dazu aber einen cremigen, anhänglich hymnischen Refrain."When We Were Young" ist beschwingt, gleichwohl transportiert es eine gewisse Tragik. Die bewegende Halbballade "Broken Mirror" punktet mit Atmosphäre und Emotion. Und "Should've Known Better" ist ein Vergissmeinnicht, das sich im Hörgang verwurzelt und zum verträumten, melancholischen Tanzen einlädt. SEVENTH CRYSTAL klingen auf der einen Seite wie die seligen 80er, trotzdem strahlen sie eine gewisse Moderne in den Arrangements und in ihrem Klang aus. Das macht dieses Debüt zusätzlich spannend. Zu guter Letzt beendet das wunderbar gesungene und allein mit einem Piano und Cello begleitete, zum Sterben schöne "Hope It Will Be Alright" das beeindruckende Erstwerk. 

"Delirium" ist nicht weniger als ein großartiges Album, das mit packenden Songs, einer motivierten und clever agierenden Band in einem zeitgemäßen und kräftigen Sound voll und ganz überzeugt - Applaus nach Schweden!

 

Delirium


Cover - Delirium Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:11 ()
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