Auf das gelobte Vorgängerwerk „The Mission“ mussten die Fans von STYX 14 Jahre lang warten – mit „Crash Of The Crown“ dauerte es nun „nur“ 4 Jahre bis zum neusten, dem 17. Studioalbum der US-Institution. Dabei zeigen sich STYX weiterhin in bestechender Form. Ihr Großleinwand-Rock im Gewande von AOR und Prog überzeugt von Anfang an – und weiß nach ein paar Durchläufen noch besser zu überzeugen. Die Herren James „JY“ Young (Leadgesang, Gitarre), Tommy Shaw (Leadgesang, Gitarre), Chuck Panozzo (Bass, Gesang), Todd Sucherman (Schlagzeug, Percussion), Lawrence Gowan (Leadgesang, Keyboards) und Ricky Phillips (Bass, Gitarre, Gesang) bedienen mit „Crash Of The Crown“ ihre Fans und die AOR-Gemeinde aufs Beste. Insbesondere der Opener „The Fight Of Our Lives” hätte ich mir als vollwertigeren Song gewünscht – die knapp zwei Minuten machen mit ihrem Bombast und ihrem epischen Refrain so viel Lust auf mehr. Das melancholische „Reveries“ geht unter die Haut, das prächtige „Common Ground“ trägt das Potential der Hits der 70er in sich, und das wehmütig-eingängige „To Those“ zwingt fast schon den Finger zur Repeat-Taste. Instrumental sind es auch vor allem die immer wieder STYX-typischen, Keyboard-/Orgel-dominierten Harmonien, welche die Songs über den Durschnitt heben und Laune machen. Was auffällt – vor allem bei jenen instrumentalen Passagen und den mehrstimmigen Gesangslinien – STYX haben bei Bands wie SPOCK´S BEARD und AYREON gut zugehört. So muss man „Crash Of The Crown“ der Gemeinde durchaus ans Herz legen.
Beim Hören von „Abyss Of Wrathful Deities” riecht man förmlich den verstaubten, ranzigen Verwesungsgeruch einer dunklen Gruft, eine rabenschwarze Atmosphäre hüllt sich um die Musik von GRAVE MIASMA. Hier ist also der Name Programm! Das Trio aus London macht altmodisches, altbewährtes Todesblei ohne Schnörkel und Firlefanz.
Die 2002 gegründete Truppe GOAT MOLESTÖR benannte sich 2006 in GRAVE MIASMA um, und erst 2013 erschien der erste Longplayer ("Odori Sepulcrorum") der Engländer. Hier wurde noch relativ doomig zur Sache gegangen. 2021 folgt nun, in inzwischen abgeänderter Besetzung, das Album Nummer zwei. Nur kein Stress! Musikalisch sind die Jungs namens Y., T. und D. inzwischen breiter aufgestellt. Wüste Drums, wummernd tiefe Gitarrenklänge, schlängelnde Riffs und aufkreischende sirenenartige Soli hat das neue Album parat. Die Stimme von Yoni „Y“ Ben-Haim packt mich nicht so richtig, und die Vocals weisen meines Erachtens durch die Produktion zu viel Hall auf, aber das ist Geschmackssache. Gitarren-Leads und der Gesang werden im unscharfen Mix vergraben. Wahrscheinlich ist das der fies hallende Klang der Spinnenweben-verhangenen Gruft.
Mit „Guardians Of Death” eröffnet ein flotter Old School-inspirierter Death Metal-Track mit heulenden und bellenden Gitarren und allerhand Breaks. Der Text von „Rogyapa“ handelt vom tibetanischen Totenritual der Luftbestattung, wobei die Greifvögel sich über den Kadaver hermachen. Raubtierfütterung und Bestattung in einem, aber auch ein Sinnbild eines irdischen Kreislaufs. Trillernde Leads treffen auf hysterische Gitarrensoli. „Ancestral Waters“ ist lang und drückend, variabel in Stil und Tempo. Dabei zeigt die Band ein gekonntes Gespür dafür, an den richtigen Stellen das Tempo rauszunehmen. In „Erudite Decomposition“ heißt es dann „Butter bei die Fische“: Doublebass angeworfen, und es wird direkt auf die Kacke gehauen. Ganz anders folgt „Under The Megalith“ mit doomigen Passagen und bissigen Riffs. „Exhumation Rites” erklingt episch und groovend, und beim Schlußlicht „Kingdoms Beyond Kailash“ sind mystische Klänge einer Sitar eingebettet.
„Abyss Of Wrathful Deities“ ist dumpf, drückend, schwergängig und dabei sehr atmosphärisch. Aber das Album hat einige Längen, und die Songs bleiben nicht unbedingt schnell im Kopf hängen. Jedoch kann es mit einigen Hördurchgängen wachsen. Diesen britischen, beinahe „unschwedischen“ Dampfwalzen-Stil kennen wir auch von Größen wie BENEDICTION und BOLT THROWER, mitunter auch von den Amis MORBID ANGEL und INCANTATION. Die Mucke ist aufwühlend, das Schlagzeug- und Gitarrenspiel haben teilweise einen hypnotisch-rituellen Charakter. Hier und da kommt eine finstere SAMAEL-affine („Blood Ritual“…), schleppende Black Metal-Note hinzu, die sich vom Death Metal-Mainstream abzuheben weiß. Denn häufig wird es im Death Metal heutzutage spannend, wenn er sich an Genre-Grenzen wagt. Und vielleicht liegt die Stärke von GRAVE MIASMA unter anderem darin, Old School Death Metal zu zocken, aber ihn mit schwarzgefärbten Stilelementen anzureichern und zu veredeln.
Mutig, mutig – das Zweitwerk von SEASON OF DREAMS feiert seinen Release am Verkaufsstart der neuen HELLOWEEN-Scheibe. Da SEASON OF DREAMS auch dem Power Metal zugerechnet werden, könnte hier ein Interessenkonflikt bestehen, wenn die Geldbörse einfach nicht mehr hergibt. Egal, das Duo nimmt den Kampf gegen den Giganten auf und schlägt sich nicht ganz schlecht. Sänger Johannes Nyberg und Gitarrist Jean-Michel Volz, die beide noch Keys und Bass übernehmen, haben sich noch sechs (!!!) Gastgitarristen und einen Gastsänger ins Boot geholt, um „Heroes“ einzuspielen. Mitglieder von Bands wie FALCONER, CRYSTAL EYES, ENBOUND, SAVAGE CIRCUS, SIX FOOT SIX oder SIRENIA geben sich die Klinke in die Hand und komplettieren das Line-Up. Ich stelle mal eine These auf, dass hier unendliche Gigatonnen an Material über das Internet versendet wurden, und es niemals zu einem gemeinsamen Studiotermin gekommen ist. Leider hört man das dem Werk ein wenig an. Besonders die Drums klingen nach Homestudio und klappern so vor sich hin. „Legion Of The Werewolves“ ist ein bombastischer und wirklich hörenswerter Song, aber die Keyboards klingen leider auch ein wenig kraftlos und, man muss es leider so sagen, billig!
Trotzdem ist „Heroes“ kein schlechtes Album und macht definitiv Laune. Johannes ist ein ausdrucksvoller Sänger, der das gewisse Gespür für große Melodien und Vocal-Lines hat und somit seine Schäfchen immer im Griff hat. Gitarrenseitig wird immer songdienlich gearbeitet, aber der eine oder andere Ausreißer und einige Soli verdeutlichen, dass hier wahre Profis am Werk sind. Leider leiden alle Songs unter der schlechten, drucklosen Produktion, und der Titelsong „Heroes“ kann seine eigentlichen Qualitäten nicht ausspielen.
Alles in allem ist „Heroes“ kein schlechtes Album, aber tatsächlich kein Pflichtkauf. Ich denke, dass somit die Kürbisköpfe die Nase vorne haben werden…
HARPYIE sind wieder da – der neue Silberling hört auf den schönen Namen „Minnewar“ und hält gewisse Überraschungen bereit. Denn die Herren haben sich etwas einfallen lassen, um den Mittelalter-Rock zu feiern und sich vor den Größen des Genres zu verneigen: „Minnewar“ ist ein Cover-Album, das Songs einiger der bekanntesten Bands der Szene vereint, in der Regel Klassiker und Dauerbrenner auf jedem Konzert. Mal mehr, mal weniger nah am Original, mal mehr, mal weniger mit eigener Note versehen, haben HARPYIE hier ihre eigenen Lieblingssongs des Genres neu vertont und interpretiert. Als Hintergrundstory dient ein Cyperpunk-Szenario, in dem in einer Stadt namens Megalopolis ein Sängerwettstreit stattfindet, für den bekannte Lieder neu aufgelegt werden.
Los geht es mit dem flott nach vorne gehenden LUNA LUNA-Song „Wenn Ich Tot Bin“, gefolgt von „Tanz Mit Mir“ von FAUN, für das auch gleich noch die Kollegen von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN mit ins Boot geholt wurden (Kalauer durchaus intendiert). Statt der von FAUN gewohnten eher sphärischen Klänge, dröhnt es hier bei HARYPIE nun recht metallisch aus den Boxen. Mit „Spielmannsschwur“ schließt sich ein absoluter Klassiker und Gassenhauer an, der trotz etwas gesteigerter Härte relativ nahe am Original der Spielleute von SALTATIO MORTIS bleibt, die hier übrigens auch selbst mitgewirkt haben. Mit dem melodischen „Krabat“ verneigen sich HARPYIE vor ASP, bevor sie sich mit „Es Gibt Nur Wasser“ (die Miteinbeziehung eines SANTIANO-Songs in die Zusammenstellung darf etwas verwundern) einer offenbar unvermeidlichen Sparte des Genres widmen: dem Sauflied. Da führt wohl einfach kein Weg daran vorbei. „Rapunzel“ (im Original von LETZTE INSTANZ) steht das metallischere Gewand durchaus gut zu Gesicht, das Cover von IN EXTREMOs „Vollmond“ hingegen gehört zu den schwächeren Tracks: die Stimme von Micha Rhein ist so unverkennbar und charakteristisch, dass jeder Versuch, sie nachzuahmen, zwangsläufig scheitern muss. Auch von „Willst Du“ (SCHANDMAUL) hätte man wohl besser die Finger gelassen – an dem Song scheiden sich tendenziell ohnehin die Geister, mancher liebt ihn, anderen ist er zu kitschig, aber die sich hier im Refrain dazu gesellende Brachial-Gitarre passt einfach nicht zum Lied und beißt sich mit dessen balladesker Essenz. Sehr viel besser dagegen macht sich die gitarrenlastige Version von SUBWAY TO SALLYs „Kleid aus Rosen“, auch der mehrstimmige Gesang am Anfang ist hier schön gelungen. Auch „Thekenmädchen“ (VERSENGOLD) präsentiert sich gewohnt flott und sorgt für Partystimmung.
Hätte es ein solches Cover-Album zwingend gebraucht? Sicherlich nicht unbedingt. Aber HARPYIE sind hörbar mit Spaß bei der Sache, und wer auf der Suche nach einer gutgelaunten, partytauglichen Zusammenstellung von Genre-Klassikern in etwas neuem Gewand ist, kann „Minnewar“ daher durchaus mal ein Ohr schenken.
Zehn Songs mit insgesamt 36 Minuten Spielzeit sprechen doch eine deutliche Spache. BUCKCHERRY kommen zügig auf den Punkt - direkt, schmutzig und lautstark. Sleaze Rock, Rock'n' Roll und eine Portion Punk werden auf "Hellbound" (Studioalbum Nummer neun) geboten. Die Band um Sänger Josh Todd hat das Genre nicht erfunden, bietet dafür aber eine sehr pure Form davon an. Anleihen an AEROSMITH ("Gun"), FASTER PUSSYCAT ("Wasting No More Time"), GUNS 'N' ROSES ("54321") und AC/DC ("Hellbound") sind unüberhörbar. Es macht Spaß, dem amerikanischen Kollektiv zu lauschen, auch wenn man doch häufiger das Gefühl hat, dass vieles davon bekannt erscheint - hier ein Solo, da ein Riff, dort eine Melodie. "Barricade" auf Sendeplatz zehn bildet da eine kleine Ausnahme und punktet mit dezentem Drama und starkem Refrain.
Authentizität und Leidenschaft prägen die Vorstellung, die abstrahlende Energie des Werkes ist positiv und belebend. BUCKCHERRY schwenken die Sleaze Rock-Fahne intensiv und glaubhaft, aber frei von Innovation.
ASIA – das war eine der riesig erfolgreichen britischen Supergruppen der 80er – eine Band aus vier Prog-Spezialisten, welche mit bombastischem Arena-Rock-Pop die weltweiten Charts stürmte. Die Protagonisten dabei: John Wetton (KING CRIMSON - Gesang und Bass), Steve Howe (YES - Gitarre), Carl Palmer (EMERSON, LAKE & PALMER - Drums und Percussion) und Geoff Downes (THE BUGGLES, YES - Keyboards). Allerdings spielten sie in dieser Besetzung nur die ersten drei Alben ein – die man durchaus als den heiligen Gral der ASIA-Fans betrachten darf. Nach Auflösung und diversen Umbesetzungen fand sich 25 Jahre nach Bandgründung die Originalbesetzung dann erneut zusammen, um zum Jubiläum auf Tour zu gehen – der dann doch noch drei weitere Studio-Alben folgten.
Das Boxset zum 40. Bandjubiläum enthält nun auf fünf CDs eben jene drei Werke ("Phoenix", "Omega" und "XXX"), sowie den Live-Doppeldecker "Fantasia: Live In Tokyo". Aber leider, und dass vorneweg, ohne irgendwelche Extras – weder musikalischer Art, noch in Form von Booklet, Fotos o.Ä. – hier wurde die Chance vertan (auch wenn es das Teil dafür für einen günstigen Preis geben sollte). Das wiederrum tolle Cover wurde von YES- und ASIA-Haus-und-Hof-Zeichner Roger Dean gestaltet; das Pappschuber-Cover des Live-Albums etwas modifiziert. Letzteres Live-Album ist auch das Highlight der Box. Denn Anno 2007 war John Wetton immer noch ein herausragender Sänger, die Songs des Hit-Debüts "Asia", Kracher wie "Don’t Cry", die akustische Version von "Ride Easy" (B-Seite der Debütsingle "Heat Of The Moment") und eine tolle Auswahl von Tracks der ehemaligen Bands der Musiker (siehe Setlist unten) machen "Fantasia: Live in Tokyo" zu einer lohnenswerten Sache mit hohem Spaßfaktor.
Die drei Studio-Alben selbst riefen damals (wie auch heute) eher zwiespältige Reaktionen hervor. ASIA waren weit weniger bombastisch als gewohnt – die Mehrzahl der Songs hatte eine melancholisch-balladeske Schlagseite und ließ so des Öfteren Durchschlagskraft vermissen. Dass man dabei vor allem im instrumentalen Bereich immer wieder einzelne Highlights in die Songs einbaute, hörte vor allem der Fan, weniger jene, die auf eine Fortsetzung der ersten Alben hofften. So blieb den drei neuen Alben der große Erfolg verwehrt - auch wenn es vor allem im asiatischen Raum reichlich Zuspruch für ASIA gab.
Das 2008 erschienene "Phoenix" kommt dann bei mir auch nicht besonders gut weg – zu schwachbrüstig ist mein Gesamteindruck, kein Song bleibt ihm Ohr. Man muss "Phoenix" so leider als Totalausfall bezeichnen und die Band bewundern, dass sie trotzdem einen weiteren Versuch wagte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Und beim 2010er-Album "Omega" wurde es dann tatsächlich auch besser – wenn auch noch nicht in dem Maße, wie man es sich bei ASIA wünschte. Denn im Vergleich zum Vorgänger war auch der Sound deutlich verbessert – für eine Band wie ASIA ein Muss. Songtechnisch waren es vor allem das epische "Holy War" und die ans Herz gehende Ballade "Listen Children", die überzeugten - hätten so auch bei den ersten Alben der Band einen Platz gehabt. Auch das ruhig-bombastische "I Believe" und der flotte Opener "Finger On The Trigger" machten Laune. Der Rest war dann eher Durchschnitt und klang nicht immer nach "typisch-ASIA", aber "Omega" machte Hoffnung und darf man durchaus im Schrank haben.
Mit "XXX" (2014) gab es dann zum Schluss nochmal einen richtigen Befreiungsschlag. ASIA fanden zur alten Stärke zurück – die Mischung aus bombastischem Pop und ruhigen Rock-Balladen passte – und man rockte endlich wieder. Den großen Single-Hit gab es zwar auch hier nicht, aber "No Religion" oder auch "Tomorrow The World" leben vom alten ASIA-Doppel Wetton/Howe in gewohnter Weise. Und mit dem tollen "Al Gatto Nero", "Judas" und "Face On The Bridge" gibt es weitere Songs, die den Namen ASIA verdienen. Mit "Ghost Of A Chance" überzeugte man auch wieder im hymnischen Bereich – das Spiel zwischen leichter Gitarre und Klavier-Keyboard ist einfach klasse. Gute Scheibe – wo "XXX" draufsteht, war endlich wieder ASIA drinnen.
Leider kämpfte John Wetton direkt am Anschluss an die Veröffentlichung von "XXX" mit einem Krebsleiden und verstarb im Januar 2017 – und damit wurde das Kapitel ASIA dann geschlossen.
EISREGEN und GOATFUNERAL bringen ein Split-Album raus, wobei dies unter dem Aspekt, dass die beiden Bands besetzungsgleich sind, als dezenter Anflug von Schizophrenie zu werten sein könnte. „Bitterböse“ ist also zu 50 Prozent EISREGENs deutschsprachig-makabarer Dark Metal und zu 50 Prozent englischsprachiger Black Metal des Nebenprojektes GOATFUNERAL.
EISREGEN hatten zeitweise ein Abo bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Longplayer wie „Krebskolonie“, „Leichenlager“, „Knochenkult“ und „Fleischfilm“ stammen aus der Feder der Thüringer. Nekrophilie, Kannibalismus und Mordfantasien sind typische Themen der Band, verpackt in durchaus wohlklingender Melodei: Makaber, düster, einzigartig. Deutscher Dark Metal mit Spuren von Black Metal und Gothic mit einer blutigen rostigen Krächzstimme von Michael „Blutkehle“ Roth. So ists auch auf „Bitterböse“, das ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen „Leblos“ erscheint. „Leblos“ war das Album zu EISREGENs Jubiläumsjahr 2020. Wie so Vieles, musste die große Geburtstagssause ausfallen, und umso besser ist es, dass die Jungs direkt einen weiteren Silberling via Massacre Records raushauen. Musikalisch wird in die gleiche Kerbe geschlagen, in die bereits seit zwei, drei Alben geschlagen wird.
Mit „Sei Mein Totenlicht“ startet die Platte, und der Song wurde samt Video bereits vorab veröffentlicht. Hier kontrastiert das Duo mit bitterbösen Texten auf der einen Seite und einer harmlosen Melodie mit Mitklatsch-Part auf der anderen. Natürlich wird das „R“ kräftig gerollt. „Bitterböse“ ist flotter und beinhaltet, ähnlich wie „Heute Ist Krüppelnacht“, Black Metal-Elemente. „Ein Pfund Fleisch“ und „Nur Eine Weitere Leiche Im Wald“ sind gemein erzählend vorgetragen und haben hymnenhafte Melodien und gut eingesetzte Klargesangs-Parts. Beide Songs sind stark und Anspieltipps auf der CD.
GOATFUNERALs Erstling „Bastion Lucifer“ ist von 2010, danach pausierte der Band-Ableger. Nun beehren sie uns mit der Seite B des Splits und starten im Opener „Hellfire Club – For Members Only“ mit verschwörerischem Geflüster, gefolgt von einem atmosphärischen Doom-Part. Später nimmt der Song Fahrt auf. Auch die folgenden Tracks weisen Schrammel-Parts und Tempowechsel auf, immer wieder spielen Melancholie und Blasphemie mit. Das 30-Sekunden-Werk „Antisocial East-German Black Metal“ ist angenehm aggressiv hingerotzt. „Satan Calls“ verabschiedet sich mit einem verstörenden Techno-EBM-Part am Ende. Aufgenommen wurde das Split-Album in Yantits HcN-Studio und in der Klangschmiede E von Markus Stock, der auch den Bass einspielte und gemastert hat.
Der „Tod Aus Thüringen“ erfindet sich keineswegs neu, irgendwie ist ja auch schon alles erzählt in 26 Jahren voller Verstümmlung und Leichenschändung. Aber sie können es immer noch! Und die Zeit der üsseligen Elektrobeat-Nummern à la „Die Wahre Elektrohexe“ oder der peinlichen Sauflieder der „Leblos“-Bonus-CD unter dem Pseudonym DIE RÄUDIGEN RENNSTEIGREBELLEN ist glücklicherweise vorbei. EISREGEN haben eine gewisse Eigenständigkeit; typische Trademarks, die man erwartet und auch kriegt sind auch auf der neuen Platte enthalten. Bei GOATFUNERAL ist das so eine Sache: die Mucke ist nicht verkehrt, aber auch nicht weltbewegend. Sie liefern Black Metal, der sauber aufgeräumt produziert wurde und ein wenig gesichtslos daherkommt. Hinzu kommt, dass meines Erachtens die englische Sprache der Band nicht so gut steht; irgendwie hört man den deutschen Dialekt zu deutlich heraus. Das gleiche Problem wie z.B. bei LINDEMANN oder einigen anderen deutschen Acts wie DORO oder PYOGENESIS. Stilistisch erscheint mir der Unterschied von EISREGEN zu GOATFUNERAL teilweise zu marginal, dass ich mich frage, ob aus dem GOATFUNERAL-Songmaterial nicht zum Teil auch EISREGEN-Songs hätten werden können, wären sie in deutscher Sprache.
Insgesamt haben EISREGENs Masterminds M. Roth und Yantit aber ein solides Album am Start: Ein Schlachtfest für den Metaller mit Stil.
DEMON INCARNATEs Sound blubbert wie ein V8 im Leerlauf, dafür zu Beginn schon einmal Applaus. Der Stil des Saarländer-Kollektivs ist mit Doom, inklusive 70er Classic Rock-Aroma ganz gut beschrieben. "Leaves Of Zaqqum" ist ihr viertes Album, und für den eingangs erwähnten "netten" Sound ist wieder Produzent Charles Greywolf (POWERWOLF) mit verantwortlich.
Lisa Healeys klarer, melodieseliger Gesang bildet zur restlichen zähen Klangmasse einen starken Kontrast. Den düster bedrohlichen Songs wird quasi durch Lisa eine erhellende Lichtquelle zugeführt. Aber keine Angst, deswegen wird aus dem Werk noch lange kein Kindergeburstag; es bleibt ernst und schwermütig. Die Nummern sind überwiegend stämmig, die Melodien partiell etwas absehbar, die Gitarrensoli muskulös. Bereichernd sind fein gesponnene ("To Resist") bzw. sakral anmutende ("Lunar Majestic", "Over The Under") Keyboard-Melodien, die im Hintergrund auftauchen und zusätzlich Atmosphäre schaffen. Gelungen sind manche Zwischenparts, wie bei "The Liars's Tongue" oder die zwei zarten Instrumentals "Longing For Pt.1 und 2", die zusätzlich Spannung generieren.
DEMON INCARNATE beherrschen ihr Handwerk und sind mit ihrem Genre tief vertraut. Somit fühlen sich Anhänger von Doom Metal mit der Band sicher pudelwohl, alle anderen dürfen reinhören.
Mit "Sabotage" gibt es nun für den geneigten Fan auch das sechste BLACK SABBATH-Album neu remastert als Box-Set ("Paranoid" und "Vol. 4" hatten wir in der Reihe schon). Wobei der Albumtitel nichts mit der musikalischen Ausrichtung der acht Albumtracks zu tun hatte, sondern sich auf die parallel ablaufenden Rechtsstreitigkeiten mit ihrem ehemaligen Manager bezogen – von dem sie sich "sabotiert" fühlten.
"Sabotage" fiel damals als Nachfolgewerk von "Sabbath Bloody Sabbath" etwas unter das Raster der Fans, trotz zum Teil hervorragender Kritiken. BLACK SABBATH agierten wieder härter – weniger experimentell als zuvor, Synthesizer wurden nur noch punktuell eingebunden. Die Streitigkeiten zwischen Ozzy und Tony Iommi schienen dabei eher die Kreativität zu beflügeln. Denn "Sabotage" ist definitiv ein Album, das wächst, dem man Zeit geben muss. Die sofort ins Ohr und Mark gehenden einzelnen Highlights der Vorgängerwerke hat man hier nicht. Dafür aber mit Songs wie dem zehnminütigen "Megalomania" mit seinen Monster-Riffs oder dem fast schon zu eingängigen "Thrill Of It All" echte Perlen des BLACK SABBATH-Backkatalogs – dem "Hole In The Sky" (recht harter Riff-Brocken) und "Symptom Of The Universe" (noch brutaleres Iommi-Riff) kaum nachstehen. Die Single "Am I Going Insane (Radio)" war definitiv nicht das Glanzstück des Albums und zu poppig – und dementsprechend war ihr auch nur mäßiger Erfolg beschienen.
Die Aufmachung der Box ist gewohnt luxuriös; vor allem das klasse Booklet mit Hardcover im Buchformat mit seinen 60 Seiten und reichlich Text, Fotos, Tour-Infos und Cover macht echt Laune. Das Tour-Plakat der US-Tour (siehe CD zwei und drei) zum Auffalten ist nett. Die drei Bonus-CDs sind da etwas zwiespältiger zu betrachten, da die auf zwei CDs verteilte Live-Version "North American Tour Live ’75" wohl schon x-fach als Bootlegs auf dem Markt war. Soundtechnisch wurde das nochmal angelangt – und SABBATH live waren damals eine Macht – ob das den entscheidenden Mehrwert bietet, kann ich so nicht beurteilen. Mir machen Ozzy und Iommi so echt Spaß. Auch nicht der Reißer ist CD Numero vier. Denn die enthält "nur" die beiden Songs der "Am I Going Insane"-Single, welche beide den bekannten Studioversionen entsprechen, bzw. gar leicht gekürzt wurden. Das ist ein wenig lieblos.
Ergo: "Sabotage" bleibt ein Album, das man im BLACK SABBATH-Regal stehen haben muss. Aber alles in allem ist das eine Box für die Die-Hard-Fraktion – weil das Teil auch seinen Preis hat.
Disc One: Original Album Remastered
01. "Hole In The Sky"
02. "Don’t Start (Too Late)"
03. "Symptom Of The Universe"
04. "Megalomania"
05. "Thrill Of It All"
06. "Supertzar"
07. "Am I Going Insane (Radio)"
08. "The Writ"
Disc Two: North American Tour Live ’75
01. "Supertzar”/“Killing Yourself To Live" *
02. "Hole In The Sky"
03. "Snowblind" *
04. "Symptom Of The Universe"
05. "War Pigs" *
06. "Megalomania"
07. "Sabbra Cadabra" *
08. Jam 1 including guitar solo *
09. Jam 2 including drum solo *
10. "Supernaut" *
11. "Iron Man" *
Disc Three: North American Tour Live ’75
01. Guitar Solo including excerpts of "Orchid" and "Rock ’n’ Roll Doctor" *