Review:

Monster Metal

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Monster, Kreaturen und Dämonen, erhebt Euch: Der Blutgott und seine Combo starten die Death Metal-Warmachine und ziehen wieder in den Krieg!

DEBAUCHERY frönen wieder dem ausschweifenden, unkomplizierten Party-Death Metal. Hier wird grooviger Death Metal gezockt, und Elemente des Hard Rocks der 70er Jahre fließen mit ein. „Monster Metal“, der Nachfolger zu „Fuck Humanity“ (2015), erscheint am 21. Mai 2021 bei Massacre Records u.a. als 3-CD-Digipak. Auf CD zwei und drei werden die Songs von den Side-Projekten BALGEROTH und BLOOD GOD anders interpretiert.

Mastermind Thomas Gurrath gründete die Stuttgarter Band 2003 und bleibt sich auch bei der neuesten Scheibe treu: Ein blutrünstiger Brecher folgt hier dem anderen. Das klingt kernig, gradlinig und ohne Schnörkel. DEBAUCHERY sind wie eine gekonnte Mischung aus GOREFEST, SIX FEET UNDER, BENEDICTION, OBITUARY und AC/DC. Zum so häufig genutzten Vergleich mit dem amerikanischen Genre-Kollegen SIX FEET UNDER, muss man aber erwähnen, dass sich Chris Barnes stimmlich schon länger nicht mehr in Top-Form präsentieren konnte, Thomas Gurraths gutturale Growls aber um jeden Zweifel erhaben sind. Dennis Ward (KROKUS, ANGRA, PINK CREAM 69) hat das Ganze ordentlich produziert und mit einem kräftigen Sound versehen. Das neue Album ist überwiegend im Midtempo-Bereich gespielt, die zehn Songs rocken durch die Bank mit simplen Riffs, tiefen Vocals und größtenteils Ohrwurmqualität. Splatter und Gore mit Spaß und Übermut! Der Opener „Bloodking“ wurde bereits sehr früh samt Video vorveröffentlicht, und nach 2:30 Minuten ertönt zum ersten Mal die markerschütternde allseits bekannte Stimme des Gastsängers Tim „Ripper“ Owens. „Debauchary Warmachine“ überzeugt durch ein eingängiges dreckiges Gitarrenspiel und könnte ein Live-Knaller sein. Ähnlich verhält es sich beim Groove-Massaker „Hate Kill Murder“.

Wie auch in der Vergangenheit, wird DEBAUCHERY auch für die neue Scheibe keinen Preis für Innovation in Sachen Songwriting erhalten, und eine intellektuelle Kunstkapelle will die Band auch gar nicht sein. Die Namensgebung der Songs und die Texte sind eigentlich schon seit über 15 Jahren eine plumpe Dreistigkeit. Gibt es eigentlich im Internet bereits einen DEBAUCHERY-Songtitelgenerator? (ähnlich wie bei MANOWAR) Mit „blood“, „hail“, „war“ und ähnlichen Begrifflichkeiten, könnte man problemlos weitere Alben planen. Natürlich spielt Gurrath mit dieser Einfältigkeit und beweist dabei Selbstironie und erreicht etwas Entscheidendes, nämlich dass man kriegt, was man erwartet. Und Gleiches gilt auch für die Musik und den typisch groovigen Sound. Riffs, Beats und Lines weisen Ähnlichkeit auf. Diese fehlende Varianz mag den einen oder anderen auf die Dauer langweilen. Immerhin sind an das Album „Monster Metal“ noch BALGEROTHs „Böse Bis Ins Blut“ und BLOOD GODs „Metal To The Bone“ angehängt und sorgen für mehr Abwechslung. Die Songs von „Monster Metal“ sind bei BALGEROTHs Version auf Deutsch, Gurraths Stimme klingt hier heiser und weniger tief. Für mich geht das nicht so gut ins Ohr, und die deutschen Texte haben etwas seltsam Komisches. Aber ähnlich erging es mir bereits beim Vorgänger „In Der Hölle spricht Man Deutsch“ von 2018. Anders empfinde ich das bei der Deutung der Songs von BLOOD GOD auf Silberling Nummer drei. Hier wird der sowieso vorhandene Rocksound in den Vordergrund gestellt. Die Stimme tendiert zur knarzend rauchigen Reibeisenstimme à la Brian Johnson. Das geht wunderbar auf, und Songs wie „Metal To The Bone“ oder „Blood God Eternal“ funktionieren im Death Metal-Stil und ebenso im Hard Rock-Gewand. So kann man je nach Laune und Verfassung die gewünschte Version auflegen.

DEBAUCHERY-Frontmann Thomas Gurrath kam einst in die Schlagzeilen, weil er sich zwischen seiner Band und seinem Job als Lehrer entscheiden musste. „Herr Blutgott aus dem Lehrerzimmer“ benannte ihn Spiegel Online 2010. Gurrath bewies damals Rückgrat, entschied sich glücklicherweise für den Metal, und so können wir uns nun an seinem neuesten Wurf erfreuen.

Gurrath sagte mal, dass Heavy Metal für ihn vor allem etwas mit positiver Energie und guter Laune zu tun hat. Er will die Leute unterhalten: Monster Metal rein, Alltag raus - sozusagen. Genau so sollten wir die Musik aufnehmen, und ich bekomme beim Hören direkt Lust, ein Bierchen aufzumachen!

 

Monster Metal


Cover - Monster Metal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 22
Länge: 106:22 ()
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Siostry Wiedźmy

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HORE präsentieren auf "Siostry Wiedźmy" eine originelle raue Variante des Post-Black Metals.

Die polnische Black Death Metal-Szene ist kaum zu bremsen. Einflussreiche, qualitativ hochwertige Bands wie MGLA, THAW, BATUSHKA, BEHEMOTH, IPERYT, LVX OCCULTA und IN TWILIGHT EMBRACE stammen aus polnischen Gefilden wie Kattowitz und Danzig.

Hore wurden 2018 gegründet und legen Wert auf Anonymität, was beileibe keine Seltenheit darstellt. Doch wäre es spannend zu wissen, wer aus der polnischen Szene hier zu Werke geht! Black Metal polnischer Schule mit progressiver Herangehensweise: da fallen einem Namen wie MOROWE, ODRAZA, KLY, MASSEMORD und FURIA ein. Mich würde es nicht wundern, wenn sich der eine oder andere Musiker aus genannten Kapellen hinter HORE verbirgt. Wenn ich Recht habe, bitte ich bei Zeiten um einen Blumentopf.

Inspiration finden HORE laut Infotext des Labels Witching Hour Productions von alten Volksmärchen und Schriften von Słowacki, Mickiewicz, Broniewski und Goethe. Der Albumname "Siostry Wiedźmy" bedeutet übersetzt "Schwestern der Hexe". Betitelt wird der musikalische Stil als Post Black Metal und Avantgarde Jazz. Allerdings klingt diese polnische Variante von Post Black Metal reichlich anders als bekannte Szenegrößen à la DEAFHEAVEN und ALCEST. Bei HORE geht es ungeschliffener und rauer zur Sache. Zudem ist die Stimme tief knurrend und der Gesang recht langsam und nicht hoch und schnell gekreischt. Der Opener „Drwimy Jak Grom“ startet mit Regen- und Gewittergeräuschen, und dann doomt es los. Schließlich gibt das Schlagzeug Gas. Der Schlagzeugsound hat hier und da etwas vom trockenen Klang eines Kochlöffels auf einem Topf. Mir schießt eine kurze Assoziation von METALLICAs "St. Anger" in den Kopf. Aber das ist schnell wieder vergessen. Insgesamt ist es eine coole Nummer. Weiter geht es mit „Bije Raz, Dwa, Trzy“. Der Track hat viele Tempowechsel parat und ist düster und böse. „Siostry Wiedźmy“ bietet lichtfreies Gemetzel. Ein Saxophon flackert zwischendurch theatralisch auf. Mit beschwörender Sprechstimme und langsam startet "Król Olch", aber der Song nimmt schon bald Fahrt auf. Bei “Pieśń Ma Była Już W Grobie“ sind viele Jazz-Elemente vorhanden, und das Saxophon kommt erneut zum Einsatz. "Biesy" hat etwas progressiv Variables, mitunter Psychodelisches. Der letzte Song "Księżnę Dziś Pochowano" groovt zumeist angenehm im Midtempo.

Immer wieder fällt auf, dass der Schlagzeuger dermaßen abgeht und prügelt, der dichte Gitarrenklang sowie auch die Stimme aber zeitgleich ein langsameres Tempo an den Tag legen. Die Drums sind insgesamt erstaunlich: sie wirken oft wie ein Trommelwirbel; zum Teil besitzen sie auch SEPULTURA-Vibes. Im Album gibt es einige spannende experimentelle Wendungen, kantige Riffs und ein gut eingewobenes Saxophon, wie wir es zum Beispiel auch von den ukrainischen Dark Jazz-Kollegen WHITE WARD kennen. Jazz-Elemente im Black Metal sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Die martialische Mischung hat aber Wiedererkennungswert, und "Siostry Wiedźmy" bietet viel Abwechslung: Doom mit Riff-basierten Parts, Tempowechsel, viel Kälte und spannende Arrangements.

 

Siostry Wiedźmy


Cover - Siostry Wiedźmy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:16 ()
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Tough It Out Live

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FM sind ein Paradebeispiel für eine Band, die zwar musikalisch den Stadionrock verkörpert, aber niemals den Status eines Megaseller erlangen konnte. Die 1984 gegründete Band konnte leider nie die wirklich großen Hallen für sich erobern. Die englischen Rocker konnte zwar einige Erfolge für sich verbuchen, die besonders dem 1989er Release „Tough It Out“ geschuldet waren, aber der absolute Durchbruch blieb nur ein Wunschgedanke. Der vorliegende Output wird als Doppelalbum auf die interessierten Hörer losgelassen und lässt uns das komplette „Tough It Out“-Album in einer Live-Performance genießen. Für Liebhaber des besagten Albums also ein Pflichtkauf. Da auch die Atmosphäre eines Live-Events gut auf Vinyl gepresst worden ist und absolut authentisch rüberkommt, ist „Tough It Out Live“ ein willkommener Ausflug in die Welt von FM, die keine Überraschungen bietet, aber mit einem authentischen Sound aufwarten kann und somit die Live-Atmosphäre bestens vermitteln kann. Überraschungen bietet das zweite Album. Hier wurde nicht auf Sicherheit oder kommerzielle Aspekte geachtet, sondern man bedient sich auch unbekannterer Songs, die es bisher auf keine Scheibe geschafft haben. Klassiker wie „I Belong To The Night“ oder „Closer To Heaven“ wurden ausgeschlossen und zeigen eine selbstbewusste Band, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht. Dieses fehlende Kalkül macht die zweite Scheibe zu einer spannenden Geschichte, die besonders für eingefleischte Fans einen Kaufanreiz bietet. Ich kann an diesem Live-Werk nichts bemängeln. Die Songs stehen eh für sich selbst, aber die Interaktion zwischen Band und Publikum kommt einfach fantastisch durch die Boxen, und man vergisst, dass man vor der heimischen Stereoanlage sitzt. „Tough It Out Live“ bietet eine fast zweistündige Reise, die eine Band zeigt, die es musikalisch mit allen Stadionrock-Bands aufnehmen kann, aber den Sprung nicht geschafft hat. Wahrscheinlich macht dieser Punkt das Album doppelt sympathisch.

 

Tough It Out Live


Cover - Tough It Out Live Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 23
Länge: 113:10 ()
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3: Unplugged

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DARWIN sind bisher mit zwei wirklich gutklassigen Alben aufgefallen und haben den progressiven Rock positiv bereichert. Mit dem dritten Output „DarWin 3 – Unplugged“ kommt die Band aber nicht so recht aus dem Quark. Zwar ist die Besetzung extrem hochkarätig ausgefallen – Simon Phillips (TOTO, THE WHO), Matt Bissonette (ELTON JOHN, DAVID LEE ROTH) und Projektleiter DarWin sprechen hier eine deutliche Sprache, aber leider kränkelt „Unplugged“ an seiner ursprünglichen Intention. Fünf Instrumentals, zwei Unplugged-Versionen und ein Acapella, die zum großen Teil vom Erstling stammen, verbreiten eher gepflegte Langeweile und bieten leider kein überzeugendes, leises Prog-Werk. Zwar wurden einzelne Songs mit dem „Chamber Orchestra Of London“ und dem „Reykjavik Quartett“ eingespielt, aber diese orchestralen Parts wollen auch nie so wirklich zünden. Es fehlen die wirklich harten Riffs und die beißenden Schlagzeug-Parts, die bei den Vorgängeralben durchaus überzeugen konnten. In diesen Versionen verkommen Songs wie „Escape The Maze“ oder „Last Chance“ zu seichter Hintergrundmusik, die man zwar wahrnimmt, aber nach ein paar Sekunden wieder vergessen hat. Natürlich klingt alles höchst professionell, aber die Musik berührt einfach nicht und könnte eher bei einem Restaurantbesuch als Hintergrundmusik verwendet werden. Ich glaube nicht, dass dies die Absicht der Vollblutmusiker gewesen ist, aber wir reden hier von Fakten. Ich bin einfach mal frech und unterstelle, dass man mit „Unplugged“ nur ein wenig die Corona-Phase überbrücken wollte und sich nicht wirklich um diesen Output gekümmert hat. Keine Frage, man kann die Scheibe hören, aber es gibt so viele ambitionierte und gute Prog-Bands, und ich wüsste keinen Grund, warum man auch nur einen Euro in dieses lieblose Produkt verschwenden sollte. Hier sollte man besser auf die nächste reguläre Scheibe warten.

 

3: Unplugged


Cover - 3: Unplugged Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:37 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Unstable

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Bereits mit seinem Debütalbum „Freak“ von 2017 konnte das Quartett aus Atlanta, Georgia auf sich aufmerksam machen, nicht zuletzt dadurch, dass Band-Chefin Diamond Rowe als erste afroamerikanische Lead-Gitarristin der härteren Gangart in diversen Gitarren-Fachblättern viel Presse bekam. Zudem spielte man diverse Shows mit Truppen wie AVENGED SEVENFOLD, KORN, ALTER BRIDGE oder DEVILDRIVER, was auch eine ungefähre Marschrichtung vorgibt, wohin die musikalische Reise auf dem Nachfolger „Unstable“ geht: irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus Metalcore, Nu Metal, typisch amerikanischem „Psycho-Rock“ und Jahrgangsabschlussband einer humanistischen Realschule in Bielefeld wildernd, bespaßen TETRARCH erwartungsgemäß eher modern orientierte Naturen als den gemeinem Keep It True-Besucher. Rein handwerklich machen Hauptsongwriterin Frau Rowe und ihre männlichen Mitstreiter einen sehr guten Job; die Genre-üblich tief und breit bollernden Riffs werden von Josh Fores (der auch für die Rhythmusgitarre verantwortlich zeichnet) wechselnd wütendem und melodischem Geschrei/Gesang songdienlich ergänzt, was in gelungenen bis guten, wenn auch wenig überraschenden Stücken wie dem Opener „I´m Not Right“, dem treibenden Titelsong, dem hymnischen „You Never Listen“, der fast schon doomigen Breitwand-Nummer „Take A Look Inside“ (mein persönliches Highlight des Albums) oder „Addicted“ kulminiert. Einerseits liefern TETRARCH hier eine saubere, zudem amtlich produzierte Vorstellung ab, an der es objektiv nix zu mäkeln gibt, und die die Fans dieser musikalischen Gattung mehr als befriedigen wird. Andererseits wirkt „Unstable“ wie ein am Reißbrett entworfenes und perfekt durchkalkuliertes, bis in die letzte Note berechnetes und durchkonstruiertes Konsumprodukt für die Generation der Spotify-Teens – auch wenn sie nicht in Bielefeld wohnen.

 

Unstable


Cover - Unstable Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 36:59 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Embracing Hatred And Beckoning Darkness

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SULPUR spielen auf "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" breiig rumpelnden Old School-Black Metal im Stil des 90er-Jahre-Undergrounds.

Über die Band kann man gar nichts berichten, da seine Mitglieder beschlossen haben, den Mantel des Geheimnisses zu wahren. Wer sich hinter der raubeinigen Rumpeltruppe verbirgt, und wo sie herkommt, ist unbekannt. Es ist die zweite Veröffentlichung des mysteriösen Acts und der erste Longplayer. Das Album bietet etwas Midtempo und viel Raserei. Stilistische Vergleiche könnte ich zu BATHORYs "The Return" und DARKTHRONEs "A Blaze In The Northern Sky" ziehen.

Leider gefällt mir der Schlagzeugsound gar nicht, die melodiöse Gitarrenarbeit verschwindet zum Teil hinter dem Geschepper. Der Sänger wütet recht souverän durch die fünf langen Songs. "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" startet mit dem gleichnamigen Opener und einem höhlenartig schallenden Keyboard-Intro. Dann wird der Knüppel ausgepackt, und nach fünf Minuten kommt ein langsamer Zwischenpart mit schallunterlegter Sprechstimme. In "Blessed By Foul Magick" geht’s mit aggressivem Tempo los, und im späteren Verlauf ergänzen sich schöne Gitarrenmelodien, wohingegen bei "Through The Triumph Of Blood" acht Minuten gut durchgerotzt wird. "A Temple Draped In Shadow" stellt für mich persönlich das Highlight der Platte dar: Der Song ist abwechslungsreicher als die anderen und glänzt mit hypnotisch-beklemmenden Harmonien sowie melodisch "singenden" Gitarrenklängen. "As Stars Line The Path To Glory" ist ein Zehn-Minuten-Track und startet langsam treibend. Nachdem sich das Tempo steigert, geht der Song in einen Akustikgitarrenpart über.

Insgesamt wäre deutlich mehr drin gewesen. Authentizität und Lo-Fi-Purismus in allen Ehren, aber die Produktion von SULPURs Erstling killt einiges an Atmosphäre!

 

Embracing Hatred And Beckoning Darkness


Cover - Embracing Hatred And Beckoning Darkness Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 42:24 ()
Label:
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Band:

SULPUR

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Interview:

MOTORPSYCHO

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Interview

Offensichtlich habt Ihr die Pandemie-bedingt tourfreie Zeit genutzt, um an Eurem neuen Album "Kingdom Of Oblivion" zu arbeiten. Was macht Ihr sonst gerade noch so?

Neue Projekte ins Leben rufen, Musik schreiben, aufnehmen … Das Übliche eigentlich, aber ohne die normalen Pausen und Veröffentlichungen. Es ist ein bisschen so, als wenn wir eine merkwürdige Art von tantrischem Rock´n´Roll praktizieren würden. Der Fokus und die ununterbrochene Konzentration auf die kreative Seite, die diese Zeit bietet, sind auf eine gewisse Art großartig, aber … etwas Wesentliches fehlt!

Gibt es außer der Corona-Pandemie noch weitere Gründe dafür, dass "Kingdom Of Oblivion" so schnell nach "The All Is One" erschienen ist?

Es ist immer gut, Musik zu veröffentlichen, solange sie neu für einen selbst ist. Wenn die Zeit zwischen dem Schreiben beziehungsweise Aufnehmen und der Veröffentlichung zu lang wird, zieht man weiter, und die Musik fühlt sich für einen … weniger relevant an. Man ist fertig … und weiter geht’s zur nächsten Sache. Ich glaube, das trifft auf alle kreativen Menschen zu: Wenn man etwas beendet hat, lässt man es hinter sich und zieht weiter. Wenn also der zeitliche Abstand zwischen der Aufnahme eines Songs und der Veröffentlichung zu groß ist, hat man schon wieder ganz viel neuen Kram geschrieben, und die Platte fühlt sich weniger echt an.

Der Großteil von "Kingdom Of Oblivion" wurde schon 2019 aufgenommen, daher wollten wir nicht länger als unbedingt nötig mit der Veröffentlichung warten. Da wir ja derzeit nicht touren und unser Publikum treffen können, dachten wir uns auch, dass es eine nette Geste wäre, den Leuten mit dem Album eine Art Postkarte zu senden und uns zu melden!

All unsere Lieblings-Bands haben pro Jahr mindestens ein Album veröffentlicht, und wir machen das auch schon seit 30 Jahren so. Das passt zu uns und unserem Workflow, und wir werden das auch weiterhin so machen, auf welche Pandemie oder Kritik oder Reaktion auch immer wir stoßen werden. Es ist ja nicht so, dass man sich das alles anhören muss, wenn es neu ist – für alle außerhalb der Band ist die Musik in einem Jahr wahrscheinlich immer noch genauso gut. Aber für uns würde das einfach bedeuten, unser eigenes System zu blockieren.

Wie ist es derzeit überhaupt so für Euch als eine Band, die normalerweise regelmäßig Konzerte spielt?

Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie das Fegefeuer an. Ständig müssen wir uns fragen: "Wird es klappen oder nicht?", "Findet der Gig statt oder nicht?", "Was können wir wann tun?", usw.. Etliche Projekte oder Ideen mussten verschoben oder gestrichen werden, und es ist schwierig, inspiriert und fokussiert zu bleiben, wenn etwas zum vierten Mal verschoben wurde. Und alte Ideen sind für uns wie Hausaufgaben. Also haben wir versucht, kreativ und konstruktiv zu bleiben, aber … das ist schwierig! Das einzig Gute daran, zu versuchen, etwas zu machen, ist, dass es in dem Moment allem ein Gefühl von Sinnhaftigkeit verleiht. Auch wenn nichts dabei herauskommt – es tut gut!

Ursprünglich wolltet Ihr mit "Kingdom of Oblivion" ja ein Hard Rock-Album aufnehmen, aber am Ende seid Ihr dann doch auch wieder in Psychedelic Rock eingetaucht, außerdem gibt es auch einige sehr melodiöse, Folk-inspirierte Stücke zu hören. Ist das während des Aufnahmeprozesses einfach so passiert?

Aus einem Spaß heraus ist die Idee entstanden, ein Heavy Metal-Album mit vier bis fünf Songs aufzunehmen. Aber wir haben keine Reihenfolge und auch keinen Flow gefunden, um aus diesen Stücken ein komplettes Album zu machen. Es hat sich immer halbherzig und eindimensional angefühlt, und das war uns einfach nicht gut genug. Wir fanden, dass dadurch, dass wir kleine Inseln der Ruhe eingefügt haben, die großen Rocker mehr Wirkung hatten, und die Reihenfolge, bei der wir am Ende gelandet sind, führte dazu, dass sich das Album mehr wie eine runde Hörerfahrung und ein ordentliches MOTORPSCHO-Album anfühlte, nicht nur wie eine cartooneske Genre-Übung. Man könnte dagegenhalten, dass einiges davon unnötig oder überflüssig ist, aber alles zusammen trägt für uns letzten Endes zu einem besseren Flow und einer besseren Albumerfahrung bei. Das ist dieses alte Jimmy-Page-Ding von "Licht und Schatten". Das ist tatsächlich sehr zutreffend.

Wir machen Alben, keine Tracks, daher ist diese Herangehensweise wirklich wichtig für uns. Ein Album ist ein Narrativ, in dem man die Hörer*innen durch eine Reihe von Emotionen führt. Wir sind zu eitel, um einfache Auswege und schnelle Lösungen anzustreben, was dazu führt, dass unsere Musik normalerweise weniger direkt und schwieriger auf Anhieb zu verstehen und dadurch fordernder ist. Das spricht nicht alle an, aber für uns ist das etwas, das Kunst nahekommt, und wir versuchen und geben unser Bestes, genau das zu machen.

Für uns ist es ein Hard Rock-Album. Für andere mag es zu vielfältig für diese Art von Label sein.

Wie ist denn überhaupt diese Idee entstanden, ein Hard Rock-Album zu veröffentlichen?

Unsere Arbeitsweise ist diese: Keine Idee wird zensiert. Alles, was wir an Musik schreiben, ist potentiell brauchbar. Wir arbeiten an allen Ideen, und wenn wir ins Studio gehen, bringen wir eine Menge Ideen mit, von denen wir glauben, dass sie funktionieren. Während des Aufnehmens verändern sich die Dinge immer ins Unerwartete, und am Ende haben wir ein anderes Set an Variablen, also Songs, mit denen wir dachten, ins Studio zu gehen. Dann wird die Arbeit konzeptuell: Was haben wir hier gemacht? Wovon erzählt es, was sagt es uns, und was ist die hauptsächliche Richtung? Wenn man sich auf all das fokussiert, ergeben sich manchmal verschiedene starke Stränge mit musikalischen Inhalten, bei denen man das Gefühl hat, dass sie sich gegenseitig aufheben.

Bei dem, was wir letztes Jahr gemacht haben, fühlte es sich so an, als ob das Material zu zwei verschiedenen Strängen gehörte, also haben wir alles, von dem wir dachten, es gehörte zur "Gullvåg-Trilogie", auf "The All Is One" platziert und andere Sachen zur Seite gelegt. Als wir uns dieses Material dann letztes Jahr noch einmal angehört haben, erschien es uns ungewöhnlich riffig und metallisch, daher fühlte es sich für uns wie ein Hard Rock-Album an. Unser Prozess führte dann zu "Kingdom Of Oblivion" und damit zu einer multidimensionalen musikalischen Erfahrung anstatt zu einem eindimensionalen Riff-Fest – und zu einem besseren, echteren MOTORPSYCHO-Album.

Ich denke, viele Eurer Fans zählen "The All Is One" zu Euren Meisterwerken. Habt Ihr Druck verspürt, als Ihr "Kingdom Of Oblivion" aufgenommen habt?

Nö, überhaupt nicht! Wir können nicht kontrollieren, wie Dinge aufgenommen werden, also kümmern wir uns auch nicht besonders darum. Das liegt außerhalb unseres Einflussbereichs und ist nichts, auf das wir uns in irgendeiner konkreten Art und Weise beziehen, oder das wir nutzen können. Es kommt nicht darauf an, welchen Anklang es findet – wir mussten es machen, haben es auf die Art gemacht, von der wir dachten, dass es die beste sei und ziehen jetzt weiter zu neuem Material.

Wir registrieren natürlich, wie unsere Musik aufgenommen wird, und natürlich sind wir glücklich, wenn die Leute verstehen, was wir zu machen versuchen. Aber wenn wir uns dadurch diktieren lassen, wie wir über unsere Musik denken, sind wir auf dem falschen Weg. Das ist kein demokratischer Prozess – es ist nicht so, dass die meisten Stimmen bestimmen, wo es langgeht.

"The All Is One" ist zumindest teilweise sehr komplex und herausfordernd, wobei ich da besonders an das 40-minütige Herzstück "N.O.X." denke. Glaubst Du, dass Ihr manchmal zu viel von Euren Fans verlangt?

Ganz im Gegenteil – ich denke, gerade diese Weigerung, die Erwartungen aller zu erfüllen, ist das, was die Leute an MOTORPSYCHO mögen. Es gibt in der Musik generell keine großen Bemühungen mehr, um die Hörer*innen herauszufordern. Das gilt für jede Art von Musik. Daher glaube ich, dass die Leute genau für diese Herausforderung zu uns kommen. Wenn sie diese nicht wollen, können sie sich ja etwas anderes anhören, das ist für uns völlig in Ordnung!

Für mich sind Herausforderungen eine gute Sache. Wenn ich alles in 30 Sekunden analysieren kann, langweile ich mich. Das Leben ist zu kurz, um langweilige Musik zu hören!

Außerdem – und das ist ein Geheimnis, sag das nicht weiter! – ist das alles gar nicht so komplex! Das ist alles nur Blendwerk, haha!

Mit "The Watcher" habt Ihr ein HAWKWIND-Cover aufgenommen. Schon in der Originalversion ist es eigentlich kein Rock-Song, aber Ihr lasst ihn sogar noch psychedelischer klingen – und das ausgerechnet auf einem über weite Strecken Hard Rock-inspirierten Album. Wie seid Ihr darauf gekommen?

Ich habe mir das erste MOTÖRHEAD-Album gekauft, als ich 12 war und kenne all die verschiedenen Versionen des Songs schon seit langer Zeit. Das Stück hat einen großartigen Text, der sehr gut zu den anderen Stücken auf "Kingdom Of Oblivion" passt, auch von seiner Stimmung her. Also wollten wir versuchen, es irgendwie einzubauen. Wenn Du meinst, dass es bei uns noch psychedelischer klingt, liegt das wohl daran, dass wir in das Stück die Filmmusik "The Crimson Eye" eingebaut haben, die wir vor einigen Jahren für einen animierten Film geschrieben haben. Wir mögen sie sehr und wollten sie irgendwie verwenden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie wir darauf gekommen sind, die beiden Stücke zu kombinieren, aber das Ergebnis hat uns umgehauen.

Dieser völlig abstrakte Kram ist etwas, das wir seit "Demon Box" von 1992 immer wieder mal machen und ist ein natürlicher Teil unserer Sound-Palette. Das gilt auch für das Covern alter Lieblings-Songs. Das ist also eine Win-Win-Situation!

Das ist jetzt schon das vierte Album, das Ihr mit Tomas an den Drums aufgenommen habt, und Ihr habt ja auch schon einige Touren zusammen gespielt. Kannst Du beschreiben, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Euch entwickelt hat?

Als Kenneth ausgestiegen ist, hat sich das verbreitet, und Tomas hat uns eine E-Mail geschickt, in der er schrieb, dass er es gerne probieren würde, wenn wir der Meinung wären, dass das eine Möglichkeit wäre. Das taten wir, und es fühlte sich gut an, und drei Monate später haben wir "The Tower" aufgenommen. Easy, wirklich!

Er ist ein sehr musikalischer Typ, der sich für Musik interessiert, nicht nur für Schlagzeug. Daher ist er auch gegenüber vielem von unserem seltsameren Kram offen. Ich glaube, er mag die Musik, die Snah und ich schreiben und mit uns abzuhängen und Musik zu machen.

Je mehr man mit jemandem zusammen spielt, desto leichter wird es, und so ist es auch hier. Wir sind mittlerweile eine ziemlich wilde kleine Rock-Combo, und wir alle mögen, wo wir gerade sind. Es fühlt sich an, als wären wir an einem guten Ort, was ein bisschen merkwürdig ist, weil unsere Welt zurzeit so seltsam ist, aber so ist es.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft? Bereitet Ihr Euch schon für die Zeit vor, wenn Live-Shows wieder möglich sein werden, oder plant Ihr eine Streaming-Show? Oder schreibt Ihr schon an neuer Musik?

Ja, nein und ja! Demnächst werden wir einige lokale Gigs spielen, falls die Pandemie nicht wieder zuschlägt. Daher proben wir dafür und auch für einige andere Shows in Norwegen, die für diesen Sommer geplant sind. Für den Herbst sind auch einzelne Shows in anderen europäischen Ländern geplant, und ich hoffe, sie können stattfinden. Es hängt eben alles von der Pandemie und den Impfungen und all dem ab. Eine richtig große Europa-Tour ist für dieses Jahr nicht gebucht worden, aber 2022 sollten wir wieder da draußen unterwegs sein. Lasst uns dafür die Daumen drücken!

Wir schreiben und nehmen auch auf, das haben wir den ganzen Winter über gemacht. Aber wir haben noch nicht herausgearbeitet, was wohin kommt und was es überhaupt ist. Aber letzten Endes wird sich das zeigen. Da bin ich sicher. Das tut es immer.

Keine Streaming-Pläne. Dieser Kram sieht immer so billig und lahm aus. Daher: lieber nicht. Warum sollte man noch mehr mittelmäßigen Content auf YouTube hinzufügen? Nee … Wir haben unseren Teil geliefert, also werden wir hierbei aussetzen.

Rock on!



Review:

So Schön

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Ein DOPPELBOCK gehört zu den Starkbieren, somit sind die bevorzugten Locations des Gründauer Kollektivs schon im Bandnamen erkennbar. "Kneipen-Rock'n'Roll" benennen die vier Hessen dann auch ihre Melange aus Rock, Punk und Folk-Musik. "So Schön" heißt ihre Debütscheibe.
 
Die Eröffnungsnummer "Auf die Knie" erinnert an die ebenfalls aus Hessen (Frankfurt) stammenden BÖHSEN ONKELZ. Gerade Brunos Gesang, Melodieführung und der zuweilen textliche Pathos ("Stirb Für Uns") lassen kaum Zweifel daran, nur eben mit Akkordeon. Gerade das präsente Handzuginstrument gehört mit zum Markenkern von DOPPELBOCK. "Schatten" ist ein vergnüglicher Mitgröl-Song, der tief im Punk zuhause ist und live sicher mit seiner ansteckenden Lebensfreude punktet. "So Schön" hat überwiegend schwungvolle und launige Nummern im Repertoire; gelungen und belebend sind die ruhigeren Momente dazwischen, wie das melancholische "Fürst Der Welt" oder das reduzierte und fast schon zarte "Wald". 
 
Alles in allem ein gutes Debüt, das sowohl Fans der TOTEN HOSEN, der BROILERS oder eben auch der ONKELZ ansprechen sollte.
 
 

So Schön


Cover - So Schön Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 36:10 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

DOPPELBOCK

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