HARPYIE sind wieder da – der neue Silberling hört auf den schönen Namen „Minnewar“ und hält gewisse Überraschungen bereit. Denn die Herren haben sich etwas einfallen lassen, um den Mittelalter-Rock zu feiern und sich vor den Größen des Genres zu verneigen: „Minnewar“ ist ein Cover-Album, das Songs einiger der bekanntesten Bands der Szene vereint, in der Regel Klassiker und Dauerbrenner auf jedem Konzert. Mal mehr, mal weniger nah am Original, mal mehr, mal weniger mit eigener Note versehen, haben HARPYIE hier ihre eigenen Lieblingssongs des Genres neu vertont und interpretiert. Als Hintergrundstory dient ein Cyperpunk-Szenario, in dem in einer Stadt namens Megalopolis ein Sängerwettstreit stattfindet, für den bekannte Lieder neu aufgelegt werden.
Los geht es mit dem flott nach vorne gehenden LUNA LUNA-Song „Wenn Ich Tot Bin“, gefolgt von „Tanz Mit Mir“ von FAUN, für das auch gleich noch die Kollegen von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN mit ins Boot geholt wurden (Kalauer durchaus intendiert). Statt der von FAUN gewohnten eher sphärischen Klänge, dröhnt es hier bei HARYPIE nun recht metallisch aus den Boxen. Mit „Spielmannsschwur“ schließt sich ein absoluter Klassiker und Gassenhauer an, der trotz etwas gesteigerter Härte relativ nahe am Original der Spielleute von SALTATIO MORTIS bleibt, die hier übrigens auch selbst mitgewirkt haben. Mit dem melodischen „Krabat“ verneigen sich HARPYIE vor ASP, bevor sie sich mit „Es Gibt Nur Wasser“ (die Miteinbeziehung eines SANTIANO-Songs in die Zusammenstellung darf etwas verwundern) einer offenbar unvermeidlichen Sparte des Genres widmen: dem Sauflied. Da führt wohl einfach kein Weg daran vorbei. „Rapunzel“ (im Original von LETZTE INSTANZ) steht das metallischere Gewand durchaus gut zu Gesicht, das Cover von IN EXTREMOs „Vollmond“ hingegen gehört zu den schwächeren Tracks: die Stimme von Micha Rhein ist so unverkennbar und charakteristisch, dass jeder Versuch, sie nachzuahmen, zwangsläufig scheitern muss. Auch von „Willst Du“ (SCHANDMAUL) hätte man wohl besser die Finger gelassen – an dem Song scheiden sich tendenziell ohnehin die Geister, mancher liebt ihn, anderen ist er zu kitschig, aber die sich hier im Refrain dazu gesellende Brachial-Gitarre passt einfach nicht zum Lied und beißt sich mit dessen balladesker Essenz. Sehr viel besser dagegen macht sich die gitarrenlastige Version von SUBWAY TO SALLYs „Kleid aus Rosen“, auch der mehrstimmige Gesang am Anfang ist hier schön gelungen. Auch „Thekenmädchen“ (VERSENGOLD) präsentiert sich gewohnt flott und sorgt für Partystimmung.
Hätte es ein solches Cover-Album zwingend gebraucht? Sicherlich nicht unbedingt. Aber HARPYIE sind hörbar mit Spaß bei der Sache, und wer auf der Suche nach einer gutgelaunten, partytauglichen Zusammenstellung von Genre-Klassikern in etwas neuem Gewand ist, kann „Minnewar“ daher durchaus mal ein Ohr schenken.
Zehn Songs mit insgesamt 36 Minuten Spielzeit sprechen doch eine deutliche Spache. BUCKCHERRY kommen zügig auf den Punkt - direkt, schmutzig und lautstark. Sleaze Rock, Rock'n' Roll und eine Portion Punk werden auf "Hellbound" (Studioalbum Nummer neun) geboten. Die Band um Sänger Josh Todd hat das Genre nicht erfunden, bietet dafür aber eine sehr pure Form davon an. Anleihen an AEROSMITH ("Gun"), FASTER PUSSYCAT ("Wasting No More Time"), GUNS 'N' ROSES ("54321") und AC/DC ("Hellbound") sind unüberhörbar. Es macht Spaß, dem amerikanischen Kollektiv zu lauschen, auch wenn man doch häufiger das Gefühl hat, dass vieles davon bekannt erscheint - hier ein Solo, da ein Riff, dort eine Melodie. "Barricade" auf Sendeplatz zehn bildet da eine kleine Ausnahme und punktet mit dezentem Drama und starkem Refrain.
Authentizität und Leidenschaft prägen die Vorstellung, die abstrahlende Energie des Werkes ist positiv und belebend. BUCKCHERRY schwenken die Sleaze Rock-Fahne intensiv und glaubhaft, aber frei von Innovation.
ASIA – das war eine der riesig erfolgreichen britischen Supergruppen der 80er – eine Band aus vier Prog-Spezialisten, welche mit bombastischem Arena-Rock-Pop die weltweiten Charts stürmte. Die Protagonisten dabei: John Wetton (KING CRIMSON - Gesang und Bass), Steve Howe (YES - Gitarre), Carl Palmer (EMERSON, LAKE & PALMER - Drums und Percussion) und Geoff Downes (THE BUGGLES, YES - Keyboards). Allerdings spielten sie in dieser Besetzung nur die ersten drei Alben ein – die man durchaus als den heiligen Gral der ASIA-Fans betrachten darf. Nach Auflösung und diversen Umbesetzungen fand sich 25 Jahre nach Bandgründung die Originalbesetzung dann erneut zusammen, um zum Jubiläum auf Tour zu gehen – der dann doch noch drei weitere Studio-Alben folgten.
Das Boxset zum 40. Bandjubiläum enthält nun auf fünf CDs eben jene drei Werke ("Phoenix", "Omega" und "XXX"), sowie den Live-Doppeldecker "Fantasia: Live In Tokyo". Aber leider, und dass vorneweg, ohne irgendwelche Extras – weder musikalischer Art, noch in Form von Booklet, Fotos o.Ä. – hier wurde die Chance vertan (auch wenn es das Teil dafür für einen günstigen Preis geben sollte). Das wiederrum tolle Cover wurde von YES- und ASIA-Haus-und-Hof-Zeichner Roger Dean gestaltet; das Pappschuber-Cover des Live-Albums etwas modifiziert. Letzteres Live-Album ist auch das Highlight der Box. Denn Anno 2007 war John Wetton immer noch ein herausragender Sänger, die Songs des Hit-Debüts "Asia", Kracher wie "Don’t Cry", die akustische Version von "Ride Easy" (B-Seite der Debütsingle "Heat Of The Moment") und eine tolle Auswahl von Tracks der ehemaligen Bands der Musiker (siehe Setlist unten) machen "Fantasia: Live in Tokyo" zu einer lohnenswerten Sache mit hohem Spaßfaktor.
Die drei Studio-Alben selbst riefen damals (wie auch heute) eher zwiespältige Reaktionen hervor. ASIA waren weit weniger bombastisch als gewohnt – die Mehrzahl der Songs hatte eine melancholisch-balladeske Schlagseite und ließ so des Öfteren Durchschlagskraft vermissen. Dass man dabei vor allem im instrumentalen Bereich immer wieder einzelne Highlights in die Songs einbaute, hörte vor allem der Fan, weniger jene, die auf eine Fortsetzung der ersten Alben hofften. So blieb den drei neuen Alben der große Erfolg verwehrt - auch wenn es vor allem im asiatischen Raum reichlich Zuspruch für ASIA gab.
Das 2008 erschienene "Phoenix" kommt dann bei mir auch nicht besonders gut weg – zu schwachbrüstig ist mein Gesamteindruck, kein Song bleibt ihm Ohr. Man muss "Phoenix" so leider als Totalausfall bezeichnen und die Band bewundern, dass sie trotzdem einen weiteren Versuch wagte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Und beim 2010er-Album "Omega" wurde es dann tatsächlich auch besser – wenn auch noch nicht in dem Maße, wie man es sich bei ASIA wünschte. Denn im Vergleich zum Vorgänger war auch der Sound deutlich verbessert – für eine Band wie ASIA ein Muss. Songtechnisch waren es vor allem das epische "Holy War" und die ans Herz gehende Ballade "Listen Children", die überzeugten - hätten so auch bei den ersten Alben der Band einen Platz gehabt. Auch das ruhig-bombastische "I Believe" und der flotte Opener "Finger On The Trigger" machten Laune. Der Rest war dann eher Durchschnitt und klang nicht immer nach "typisch-ASIA", aber "Omega" machte Hoffnung und darf man durchaus im Schrank haben.
Mit "XXX" (2014) gab es dann zum Schluss nochmal einen richtigen Befreiungsschlag. ASIA fanden zur alten Stärke zurück – die Mischung aus bombastischem Pop und ruhigen Rock-Balladen passte – und man rockte endlich wieder. Den großen Single-Hit gab es zwar auch hier nicht, aber "No Religion" oder auch "Tomorrow The World" leben vom alten ASIA-Doppel Wetton/Howe in gewohnter Weise. Und mit dem tollen "Al Gatto Nero", "Judas" und "Face On The Bridge" gibt es weitere Songs, die den Namen ASIA verdienen. Mit "Ghost Of A Chance" überzeugte man auch wieder im hymnischen Bereich – das Spiel zwischen leichter Gitarre und Klavier-Keyboard ist einfach klasse. Gute Scheibe – wo "XXX" draufsteht, war endlich wieder ASIA drinnen.
Leider kämpfte John Wetton direkt am Anschluss an die Veröffentlichung von "XXX" mit einem Krebsleiden und verstarb im Januar 2017 – und damit wurde das Kapitel ASIA dann geschlossen.
EISREGEN und GOATFUNERAL bringen ein Split-Album raus, wobei dies unter dem Aspekt, dass die beiden Bands besetzungsgleich sind, als dezenter Anflug von Schizophrenie zu werten sein könnte. „Bitterböse“ ist also zu 50 Prozent EISREGENs deutschsprachig-makabarer Dark Metal und zu 50 Prozent englischsprachiger Black Metal des Nebenprojektes GOATFUNERAL.
EISREGEN hatten zeitweise ein Abo bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Longplayer wie „Krebskolonie“, „Leichenlager“, „Knochenkult“ und „Fleischfilm“ stammen aus der Feder der Thüringer. Nekrophilie, Kannibalismus und Mordfantasien sind typische Themen der Band, verpackt in durchaus wohlklingender Melodei: Makaber, düster, einzigartig. Deutscher Dark Metal mit Spuren von Black Metal und Gothic mit einer blutigen rostigen Krächzstimme von Michael „Blutkehle“ Roth. So ists auch auf „Bitterböse“, das ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen „Leblos“ erscheint. „Leblos“ war das Album zu EISREGENs Jubiläumsjahr 2020. Wie so Vieles, musste die große Geburtstagssause ausfallen, und umso besser ist es, dass die Jungs direkt einen weiteren Silberling via Massacre Records raushauen. Musikalisch wird in die gleiche Kerbe geschlagen, in die bereits seit zwei, drei Alben geschlagen wird.
Mit „Sei Mein Totenlicht“ startet die Platte, und der Song wurde samt Video bereits vorab veröffentlicht. Hier kontrastiert das Duo mit bitterbösen Texten auf der einen Seite und einer harmlosen Melodie mit Mitklatsch-Part auf der anderen. Natürlich wird das „R“ kräftig gerollt. „Bitterböse“ ist flotter und beinhaltet, ähnlich wie „Heute Ist Krüppelnacht“, Black Metal-Elemente. „Ein Pfund Fleisch“ und „Nur Eine Weitere Leiche Im Wald“ sind gemein erzählend vorgetragen und haben hymnenhafte Melodien und gut eingesetzte Klargesangs-Parts. Beide Songs sind stark und Anspieltipps auf der CD.
GOATFUNERALs Erstling „Bastion Lucifer“ ist von 2010, danach pausierte der Band-Ableger. Nun beehren sie uns mit der Seite B des Splits und starten im Opener „Hellfire Club – For Members Only“ mit verschwörerischem Geflüster, gefolgt von einem atmosphärischen Doom-Part. Später nimmt der Song Fahrt auf. Auch die folgenden Tracks weisen Schrammel-Parts und Tempowechsel auf, immer wieder spielen Melancholie und Blasphemie mit. Das 30-Sekunden-Werk „Antisocial East-German Black Metal“ ist angenehm aggressiv hingerotzt. „Satan Calls“ verabschiedet sich mit einem verstörenden Techno-EBM-Part am Ende. Aufgenommen wurde das Split-Album in Yantits HcN-Studio und in der Klangschmiede E von Markus Stock, der auch den Bass einspielte und gemastert hat.
Der „Tod Aus Thüringen“ erfindet sich keineswegs neu, irgendwie ist ja auch schon alles erzählt in 26 Jahren voller Verstümmlung und Leichenschändung. Aber sie können es immer noch! Und die Zeit der üsseligen Elektrobeat-Nummern à la „Die Wahre Elektrohexe“ oder der peinlichen Sauflieder der „Leblos“-Bonus-CD unter dem Pseudonym DIE RÄUDIGEN RENNSTEIGREBELLEN ist glücklicherweise vorbei. EISREGEN haben eine gewisse Eigenständigkeit; typische Trademarks, die man erwartet und auch kriegt sind auch auf der neuen Platte enthalten. Bei GOATFUNERAL ist das so eine Sache: die Mucke ist nicht verkehrt, aber auch nicht weltbewegend. Sie liefern Black Metal, der sauber aufgeräumt produziert wurde und ein wenig gesichtslos daherkommt. Hinzu kommt, dass meines Erachtens die englische Sprache der Band nicht so gut steht; irgendwie hört man den deutschen Dialekt zu deutlich heraus. Das gleiche Problem wie z.B. bei LINDEMANN oder einigen anderen deutschen Acts wie DORO oder PYOGENESIS. Stilistisch erscheint mir der Unterschied von EISREGEN zu GOATFUNERAL teilweise zu marginal, dass ich mich frage, ob aus dem GOATFUNERAL-Songmaterial nicht zum Teil auch EISREGEN-Songs hätten werden können, wären sie in deutscher Sprache.
Insgesamt haben EISREGENs Masterminds M. Roth und Yantit aber ein solides Album am Start: Ein Schlachtfest für den Metaller mit Stil.
DEMON INCARNATEs Sound blubbert wie ein V8 im Leerlauf, dafür zu Beginn schon einmal Applaus. Der Stil des Saarländer-Kollektivs ist mit Doom, inklusive 70er Classic Rock-Aroma ganz gut beschrieben. "Leaves Of Zaqqum" ist ihr viertes Album, und für den eingangs erwähnten "netten" Sound ist wieder Produzent Charles Greywolf (POWERWOLF) mit verantwortlich.
Lisa Healeys klarer, melodieseliger Gesang bildet zur restlichen zähen Klangmasse einen starken Kontrast. Den düster bedrohlichen Songs wird quasi durch Lisa eine erhellende Lichtquelle zugeführt. Aber keine Angst, deswegen wird aus dem Werk noch lange kein Kindergeburstag; es bleibt ernst und schwermütig. Die Nummern sind überwiegend stämmig, die Melodien partiell etwas absehbar, die Gitarrensoli muskulös. Bereichernd sind fein gesponnene ("To Resist") bzw. sakral anmutende ("Lunar Majestic", "Over The Under") Keyboard-Melodien, die im Hintergrund auftauchen und zusätzlich Atmosphäre schaffen. Gelungen sind manche Zwischenparts, wie bei "The Liars's Tongue" oder die zwei zarten Instrumentals "Longing For Pt.1 und 2", die zusätzlich Spannung generieren.
DEMON INCARNATE beherrschen ihr Handwerk und sind mit ihrem Genre tief vertraut. Somit fühlen sich Anhänger von Doom Metal mit der Band sicher pudelwohl, alle anderen dürfen reinhören.
Mit "Sabotage" gibt es nun für den geneigten Fan auch das sechste BLACK SABBATH-Album neu remastert als Box-Set ("Paranoid" und "Vol. 4" hatten wir in der Reihe schon). Wobei der Albumtitel nichts mit der musikalischen Ausrichtung der acht Albumtracks zu tun hatte, sondern sich auf die parallel ablaufenden Rechtsstreitigkeiten mit ihrem ehemaligen Manager bezogen – von dem sie sich "sabotiert" fühlten.
"Sabotage" fiel damals als Nachfolgewerk von "Sabbath Bloody Sabbath" etwas unter das Raster der Fans, trotz zum Teil hervorragender Kritiken. BLACK SABBATH agierten wieder härter – weniger experimentell als zuvor, Synthesizer wurden nur noch punktuell eingebunden. Die Streitigkeiten zwischen Ozzy und Tony Iommi schienen dabei eher die Kreativität zu beflügeln. Denn "Sabotage" ist definitiv ein Album, das wächst, dem man Zeit geben muss. Die sofort ins Ohr und Mark gehenden einzelnen Highlights der Vorgängerwerke hat man hier nicht. Dafür aber mit Songs wie dem zehnminütigen "Megalomania" mit seinen Monster-Riffs oder dem fast schon zu eingängigen "Thrill Of It All" echte Perlen des BLACK SABBATH-Backkatalogs – dem "Hole In The Sky" (recht harter Riff-Brocken) und "Symptom Of The Universe" (noch brutaleres Iommi-Riff) kaum nachstehen. Die Single "Am I Going Insane (Radio)" war definitiv nicht das Glanzstück des Albums und zu poppig – und dementsprechend war ihr auch nur mäßiger Erfolg beschienen.
Die Aufmachung der Box ist gewohnt luxuriös; vor allem das klasse Booklet mit Hardcover im Buchformat mit seinen 60 Seiten und reichlich Text, Fotos, Tour-Infos und Cover macht echt Laune. Das Tour-Plakat der US-Tour (siehe CD zwei und drei) zum Auffalten ist nett. Die drei Bonus-CDs sind da etwas zwiespältiger zu betrachten, da die auf zwei CDs verteilte Live-Version "North American Tour Live ’75" wohl schon x-fach als Bootlegs auf dem Markt war. Soundtechnisch wurde das nochmal angelangt – und SABBATH live waren damals eine Macht – ob das den entscheidenden Mehrwert bietet, kann ich so nicht beurteilen. Mir machen Ozzy und Iommi so echt Spaß. Auch nicht der Reißer ist CD Numero vier. Denn die enthält "nur" die beiden Songs der "Am I Going Insane"-Single, welche beide den bekannten Studioversionen entsprechen, bzw. gar leicht gekürzt wurden. Das ist ein wenig lieblos.
Ergo: "Sabotage" bleibt ein Album, das man im BLACK SABBATH-Regal stehen haben muss. Aber alles in allem ist das eine Box für die Die-Hard-Fraktion – weil das Teil auch seinen Preis hat.
Disc One: Original Album Remastered
01. "Hole In The Sky"
02. "Don’t Start (Too Late)"
03. "Symptom Of The Universe"
04. "Megalomania"
05. "Thrill Of It All"
06. "Supertzar"
07. "Am I Going Insane (Radio)"
08. "The Writ"
Disc Two: North American Tour Live ’75
01. "Supertzar”/“Killing Yourself To Live" *
02. "Hole In The Sky"
03. "Snowblind" *
04. "Symptom Of The Universe"
05. "War Pigs" *
06. "Megalomania"
07. "Sabbra Cadabra" *
08. Jam 1 including guitar solo *
09. Jam 2 including drum solo *
10. "Supernaut" *
11. "Iron Man" *
Disc Three: North American Tour Live ’75
01. Guitar Solo including excerpts of "Orchid" and "Rock ’n’ Roll Doctor" *
Als es bei uns hieß: „Wer macht die neue Helloween?“, habe ich natürlich keine Mikrosekunde gezögert und „Hier!“ geschrien, denn es gibt kein Album, dem ich 2021 mehr entgegenfiebere. Mittlerweile ist mir allerdings klar geworden, dass das keine übermäßig dankbare Aufgabe ist. Was kann ich über das Album noch schwadronieren, das meine schreibenden Kollegen noch nicht schon hundertmal erwähnt haben? Vermutlich nicht viel, versuchen möchte ich es dennoch.
Da ich ein großer Fan nicht nur der Hansen/Kiske-Ära bin, sondern auch die meisten Alben seit „Master Of The Rings“ richtig klasse finde, war ich sehr gespannt, ob und wie HELLOWEEN den Spagat wagen würden, nicht nur allen Sängern Raum zu geben, sondern eben auch musikalisch sämtliche Phasen abzudecken. Und sie haben genau das gemacht, was ich mir erhoffte: „Helloween“ ist kein krampfiger Versuch, 1988 wiederzubeleben, sondern ein Parforceritt durch alle Zeiten und Inkarnationen hindurch. HELLOWEEN haben sich auch auf dem neuen Album eine ihrer stärksten Eigenschaften erhalten: Es ist trotz fünf verschiedener Songwriter eine geschlossene Teamleistung, die maximale Abwechslung mit absoluter Homogenität verbindet. Kein Song klingt wie der andere, und trotzdem tönt alles unverkennbar nach HELLOWEEN. Das ist ein weiteres Indiz für die tolle Stimmung in der Band, welche schon auf der „Pumpkins United“ -Tour genauso zu spüren war. Wenn Rückkehrer Michael Kiske erzählt, dass Weiki beim ersten Treffen nach Jahren auf ihn zukam und als Erstes fragte: „Was habe ich getan, dass du so einen Groll auf mich hast?“ und er ihm damit sämtlichen Wind aus den Segeln genommen habe, dann klingt das authentisch und erwachsen. Dass darüber hinaus Deris und Kiske mittlerweile richtig dicke sind, Gerstner als Jungspund die beiden alten Herren Hansen und Weikath zu mehr Sorgfalt mahnt und Grosskopf ständig ein dickes Grinsen im Gesicht trägt, macht es super, einfach diese Reunion noch mehr zu lieben als ohnehin schon.
Der Einstieg mit der melodischen und sehr traditionellen Weikath-Speed-Granate „Out For Glory“ ist clever gewählt und zeigt HELLOWEEN in absoluter Bestform. Das nun folgende „Fear Of The Fallen“ kommt ebenfalls meist recht flott aus den Boxen und präsentiert einen kraftvollen Deris, der im Duett mit Kiske einen Refrain schmettert, welcher sich sofort in den Gehörgängen festsetzt und zeigt, wie wichtig Deris auch als Songwriter für HELLOWEEN ist. „Best Time“ ist ein typischer „Feelgood“-Track, der „I Want Out”/„I Can”-Kategorie und zeigt Sascha Gerstner und Andi Deris als eingespieltes Songwriting-Team. Auch bei „Mass Pollution“ wird Andi Deris als Hauptverantwortlicher geführt und ist ein kraftvoller und recht moderner Midtempo-Track, der deutlich zeigt, dass HELLOWEEN keine Oldie-Veranstaltung sind, sondern mit beiden Beinen im Hier und Jetzt stehen. Bei „Angels“ aus der Feder von Sascha Gerstner darf Rückkehrer Michael Kiske so richtig glänzen. Ein perfekter Song, welcher zwischen heavy Stakkato-Riffs und epischem Chorus hin und her pendelt. Abwechslungsreich und doch eingängig. Bei „Rise Without Chains“ beweist Andi Deris, dass er nach 27 Jahren Bandzugehörigkeit die Wurzeln HELLOWEENs perfekt verinnerlicht hat. Die Uptempo-Nummer hätte auch auf den beiden alten „Keeper“-Scheiben eine mehr als gute Figur gemacht. Wer auch immer wieder für eine Überraschung gut ist, ist Basser Markus Grosskopf. Er gehört nicht zu den fleißigsten Songwritern im Lager der Kürbisköpfe (einmal möchte ich das hier auch schreiben), aber wenn ein Beitrag von ihm kommt, so gehört er für mich eigentlich immer zu den Highlights auf den jeweiligen Alben und so auch hier. Tolle Teamarbeit von Kiske und Hansen im Chorus mit positiver Durchhalte-Message. Das nun folgende „Robot King“ von Weikath ist eine siebenminütige Speed Abfahrt, die zu keiner Sekunde langweilig wird und zeigt, wie abwechslungsreich man auch im hohen Tempo komponieren kann. Mit „Cyanide“ wird es dann nochmal richtig heavy. Die Deris-Nummer bewegt sich im dezenten Uptempo und steht für die HELLOWEEN nach 2005. Mit „Down In The Dumbs“ gibt es einen weiteren Song von Michael Weikath zu hören, der neben eines abwechslungsreichen rhythmischen Grundgerüsts auch allen drei Stimmen Platz bietet. „Orbit“ ist ein kurzes Instrumental, welches die zwölfminütige Hansen-Hymne „Skyfall“ einleitet. Hier werden dann nochmal alle Register gezogen, und es wird klar, warum HELLOWEEN ein ganzes Genre begründet haben. Es stimmt einfach alles: Power, Speed, Melodie. Die zwölf Minuten vergehen wie im Flug, keinem Part haftet der Nimbus des Überflüssigen an. Als ich zum ersten Mal Kiske im Refrain hörte, hatte ich wirklich Pipi in den Augen.
Fazit:
HELLOWEEN haben sich mit ihrer neuen Scheibe selbst ein Denkmal gesetzt, indem sie nicht nur versucht haben, vermeintliche Erwartungen zu erfüllen, sondern indem sie ein authentisches, allumfassendes Magnum Opus erschaffen haben, welches sämtliche Facetten aus fast 40 Jahren Bandgeschichte zusammenfasst, und daraus wurde dann das perfekte HELLOWEEN-Album destilliert.
PAUL GILBERT, seines Zeichens Gitarrist von Mr. Big, war mir bis dato nicht weiter als Solokünstler aufgefallen. Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr, dass “Werewolves Of Portland“ sein nunmehr 16. Solowerk ist. Gut, ich muss zugeben, dass Instrumentalplatten bei mir lediglich in homöopathischen Dosen Gehör finden. Ich liebe Gitarrenmusik, aber kann mir das Gefuddel des einen oder anderen Virtuosen, wie z.B. MALMSTEEN, VAI oder SATRIANI nur antun, wenn da ab und zu mal einer singt. Die Neue vom guten PAUL läuft bei mir seit Tagen im Auto und zuhause, ohne dass sie mir auf den Nerv geht, ganz im Gegenteil: irgendwas ist bei seinen Arrangements anders. Vielleicht liegt es daran, dass Mr. GILBERT beim Komponieren seiner CD mit den Texten angefangen hat. Hallo! Texte für eine Scheibe ohne Gesang?!? “Ich benutze die Texte, um mir eine Struktur zu geben, an die ich die Noten hängen kann.“, sagt der Künstler wörtlich.
Das ist dann wohl genau der Punkt, der den Unterschied ausmacht. Die Gitarre scheint nämlich geradezu die Stimme zu imitieren und sie hier und da überdies zu ersetzen.
Mal abgesehen vom Titeltrack, der ohne Gesangslinie angelegt ist, entstanden so Songs, die mit wunderbaren, geradezu heiteren Melodien überaus positive Stimmung verbreiten (die wir alle aktuell gut gebrauchen können) und einen regelrecht animieren, mit einzusteigen - tanzen, singen oder was auch immer. Dies wird dem Hörer insofern auch noch erleichtert, da nämlich sämtliche Texte im Booklet abgedruckt sind.
Wer jetzt aber nicht mitsingen, sondern einem Gitarrenvirtuosen lauschen möchte, der zeigt, was er drauf hat, wird bei diesem Album gleichwohl nicht enttäuscht.
Wie bereits erwähnt, ist das, was PAUL GILBERT speziell beim Titeltrack raus haut, aber nicht nur dort, großes Kino. Im übrigen war er durch die Pandemie bedingt gezwungen, seine übliche Vorgehensweise zu variieren. Er spielte das komplette Album alleine ein und legt überdies die Messlatte für alle, die es mit dem sechsseitigen Instrument halten, verdammt hoch.
"Fargo", der Film der Coen-Brüder, ist Kult und weit mehr als ein Geheimtipp, und auch die Serie hat ihre Qualität. Hier kann ich alle vier Staffeln empfehlen, wobei eins und drei dabei etwas herausstechen. Ups, falsche Baustelle! Natürlich geht es hier um die Band FARGO, 1973 gegründet. Und mit "Strangers D'Amour" machen die Herren, mittlerweile zum Trio geschrumpft, da weiter, wo sie mit ihrem Comeback-Album "Constellation" (2018) aufgehört haben, nämlich gediegenem, lässigem Classic Rock.
Die Stimme von Peter Ladwig (Gesang/Gitarre) punktet nicht mit Charisma, dafür ist sie identitätsstiftend und sorgt für die entspannte Grundstimmung des Albums. Selbst bei dem relativ forschen und dynamischen Beginn ("Rain Of Champagne") strahlt sie Coolness aus. "Gimme That Bone" mixt AC/DC mit den STONES, zusätzlich färbt hier eine Hammond-Orgel den Sound in Erdfarben. "Closer To The Sun" hat die Umweltverschmutzung als Thema, und das spiegelt sich im starken und düster-dramatischen Gitarrenspiel wider.
"Strangers D'Amour" zeigt sich athletischer, mehr dem Hard Rock zugewandt als sein direkter Vorgänger. Gerade die Gitarre ("Time") ist raffinierter und präsenter in den Songs eingebettet. Die Reduktion auf drei Musiker hat der Band definitiv nicht geschadet - ganz im Gegenteil, FARGO haben an Muskelmasse und Inspiration zugelegt.