Dieses Mal dauerte es nur fünf Jahre, bis POVERTY'S NO CRIME ein neues Album präsentieren. Immerhin lagen zwischen dem letzten Longplayer "Spiral Of Fore" (2016) und "Save My Soul" (2007) neun Jahre. Somit kommen die Niedersachsen fast zügig mit neuem Stoff um die Progrock-Ecke - pünktlich zum 30-jährigen Bandjubiläum. Vielleicht war das der Tempomacher für "A Secret To Hide". Aber nach Schnellschuss oder gar Hektik hört sich das überwiegend zu Hause und somit ohne Studiokosten zusammengetüfftelte Album nicht an. Ganz im Gegenteil, jeder Musiker hatte so mehr Zeit und Muse, sich seinem Part und seiner Idee zu widmen, und das bereicherte und stimulierte den Kreativprozess.
Das Werk startet melodiös ("Supernatural"), gewohnt komplex und eher rockig als metallisch, wobei hier die Balance ausgewogen ist. Den Nordlichtern gelingt es spielerisch, von rockigen Episoden weichzeichnerisch in metallische Gefielde zu schippern und ebenso zurück, ohne harte Kanten oder einen ruppigen Verlauf ("Flesh And Bone"). Im Hintergrund softet mal eine gefällige Keyboard-Melodie ab, ehe diese von Gitarrenwänden partiell überdeckt wird. Das ist zu den packenden und dennoch vielschichtigen Melodien spannend und unterhaltsam. Volker Walsemanns feinsinniger, dezenter und gefühlvoller Gesang führt dazu farbgebend durchs Programm und mausert sich im weiteren Verlauf zu einer der Kostbarkeiten von "A Secret To Hide".
POVERTY'S NO CRIME überzeugen auf Album Nummer acht nahezu in allen Belangen. Das Songwriting ist gestenreich und punktet mit Liebe zum Erzählen. Großartiges Album!
Alter Schwede, die Italiener klingen ganz schön nach Elchtod! Diese schwedische Schlagseite bevorzugen HELSLAVE bereits seit ihrer Gründung im Jahre 2009. Hinzu kommt, dass für die neue Scheibe das schwedische Urgestein Dan Swanö (ex-EDGE OF SANITY, ex-BLOODBATH, WITHERSCAPE, etc.) im Unisound Studio gemischt und gemastert hat. Die von Gitarrist Jari gegründeten HELSLAVE haben bereits ein Demo, zwei EPs und ein Album in voller Länge ("An Endless Path", 2015) veröffentlicht. Seit der 2017er EP "Divination" geht es in eine dunklere und härtere Richtung, und melodische Klänge treten ins Abseits. Und was soll ich sagen: Der unschuldige Musikkonsument wird hier rücksichtslos vom vorzüglichen Riffgeschwader von hinten niedergemetzelt!
Sänger Diego Laino knurrt wie eine Bestie, während uns Francesco Comerci an seinen Drums mit einem satten Mündungsfeuer unter Beschuss nimmt und gemeinsam mit Bassist Luca Riccardelli für eine dichte Atmosphäre im Hintergrund sorgt. Das Schlagzeugspiel ist erfreulich komplex. Nach einem kurzen unheilversprechenden Intro wird in "Unholy Graves" direkt mit Tempo geackert und geschwitzt. Mit "Last Nail In The Coffin" zeigt die Band eine tonnenschwere Midtempo-Walze.
HELSLAVE präsentieren dämonischen Death Metal mit Anklängen an andere Genres wie Black Metal-Gitarrenlinien und Thrash Metal-Elemente. HM-2-Buzzsaw-Sound-affine Metaller sollten hier hellhörig werden, und Freunde von Kapellen wie GRAVE, ENTOMBED, UNLEASHED, BAEST, BLOODBATH, GATECREEPER, DISMEMBER und OBITUARY machen mit HELSLAVE nichts verkehrt.
Die Griechen MEDIEVAL DEMON fabrizieren auf ihrem dritten Album theatralischen Melodic Black Metal, der hier und da etwas zu dick aufgetragen ist.
Für eine Black Metal-Band, die dem symphonischen okkulten Genre angehört, ist es nun mal ein Drahtseilakt, in ihrer Musik dramatischen Zauber zu entwickeln und mich als Hörer in meiner Vorstellungskraft hinab in die Gruft zu schicken. Zu leicht wird dieses Unterfangen zur kitschig-bösen Farce, vor allem wenn viel Piano, Keyboard und Kirchenorgel im Spiel ist.
MEDIEVAL DEMON wurden 1993 von Sänger Alexandros “Sirokous” Karras sowie dessen Bruder, Drummer und Keyboarder Kostas “Lord Apollyon” Karras gegründet. Der neue Silberling "Arcadian Witchcraft" folgt dem 2018er-Album "Medieval Necromancy"; zwischen den 90ern und der zweiten Schaffensperiode existierte die Band nicht. Ergänzt werden die Brüder inzwischen von Bassist Dimitris “Mutilator” Patsouris (YOTH IRIA, ex-ROTTING CHRIST).
Nur drei Longplayer in annähernd 30 Jahren - Klasse statt Masse?
Hört man sich den ersten Song "Meet Her Majesty, The Black Queen" an und betrachtet Cover und Bandfotos (samt nackter holder Weiblichkeit), wird einem klar: die sind gaaanz böse. Das Logo der Band mit Zeremoniendolch, Kerze, Kelch, umgedrehten Kreuzen und Pentagramm deutet an, wo die schaurig-gruselige Fahrt hingeht.
Musikalisch schöpft die Band zum einen von traditionellen griechischen Black Metal-Einflüssen wie ROTTING CHRIST und NECROMANTIA. Auf der anderen Seite erkennt man auch den Fußabdruck der alten SAMAEL und EMPEROR. Die Melange wird abgerundet von einer deutlichen CRADLE OF FILTH-Schlagseite und DIMMU BORGIR-Klängen zur "Enthrone Darkness Triumphant"-Zeit.
Bei Song Nummer zwei ("Mystics Of Ritual Madness") sind alt-nordische Gitarrenklänge zu hören, und "Mundus Et Diaboli" liefert Gothic-angehauchte CRADLE OF FILTH-Parallelen. Das komplexe Songwriting bei diesem Track ist nicht von schlechten Eltern.
Im weiteren Verlauf des Albums wird es zunehmend geradliniger. MEDIEVAL DEMON schaffen eine theatralisch-rituelle Atmosphäre mit blasphemischen Beschwörungssalven und einem interessanten wiederkehrenden Stilmittel: Paukenschlägen.
Zu betonen ist die wirklich abwechslungsreiche Gitarrenarbeit: klassische Heavy Metal-Riffs, Powerchords, melodische Gitarrenleads und Soli.
Der Gesang von Sirokous ist böse-kratzig und wenig gekreischt. Leider wurde die Stimme stark mit Hall unterlegt, sie wirkt dadurch verfälscht und rückt im Mix unweigerlich nach hinten und verliert an Präsenz. Die Produktion ist insgesamt ziemlich poliert.
Musikalisch geht das alles voll in Ordnung, und MEDIEVAL DEMON zeigen auch, dass sie ausgefeilte Black Metal-Songs schreiben können, aber manchmal (Achtung Phrasenschwein) ist weniger mehr.
Die 90er sind zurück, und das ziemlich klischeelastig!
Eigentlich hat man gerade erst das letzte MOTORPSYCHO-Album so richtig verdaut. "The All Is One" ist mit seinen 85 Minuten Spielzeit und dem fünfteiligen, gut 40-minütige "N.O.X." im Zentrum ein echter Brocken – ein Meisterwerk, das man sich aber erarbeiten musste. "Kingdom Of Oblivion" erscheint nur ein gutes halbes Jahr später. Ein Grund dafür ist, dass die Basis dafür Aufnahmen aus den Sessions zum letzten Album bilden, ein weiterer – natürlich –, dass mangels Touren viel Zeit zum Ausarbeiten der Stücke vorhanden war.
Gemäß eigener Aussage war die Intention, ein reines Hard Rock-Album aufzunehmen. Doch dabei ist es natürlich nicht geblieben. Die Einflüsse sind trotzdem deutlich spürbar: Stücke wie "The Waning", "United Debased" oder auch der Titeltrack leben vor allem von schwerem Riffing und kommen für MOTORPSYCHO-Verhältnisse erstaunlich geradlinig und heavy daher, wobei auch immer wieder BLACK SABBATH anklingen. Auch der knapp elfminütige Longtrack mit dem irren Titel "The Transmutation of Cosmoctopus Lurker" ist so ein Hammer, teils schleppend-doomig, dann auch wieder treibend, mit ungewohnt lärmigen Gitarren und rohen Drums. MOTORPSYCHO wären aber nicht MOTORPSYCHO, wenn sie nicht doch immer wieder ungewöhnliche Parts, spacige Harmonien und psychedelische Sounds einbauen würden, und genau durch diese Kombination entstehen dann diese ganz besonderen, magischen Momente, die so wohl keine andere Band hinbekommt.
Im Mittelteil wird der Rock-Anteil allerdings deutlich heruntergefahren – was an sich ja nicht schlimm sein muss, erst recht nicht bei einer Band wie MOTORPSYCHO, die auch ruhige Parts über lange Zeit spannungsvoll halten kann. Hier mag ihr das aber nicht so recht gelingen. Das atmosphärische "Dreamkiller" und das folkige "The Hunt" mäandern etwas ziellos vor sich her, steigern sich dabei zwar, aber in beiden Fällen setzen irgendwann Riffs ein, die Ausbrüche vortäuschen, die dann jedoch ausbleiben, so dass die aufgebaute Spannung verpufft. Auch das HAWKWIND-Cover "The Watcher" will nicht richtig zünden. Das Stück ist schon im Original komplett unrockig, MOTORPSYCHO kippen aber auch noch einmal eine ordentliche Ladung Psychedelik oben drauf. So richtig spannend ist das nicht, sondern wäre auf einer Single-B-Seite wohl besser aufgehoben gewesen. Ausserdem gibt es noch zwei je zweiminütige Interlude-artige Instrumentals, die zwar ganz nett, aber nicht wirklich nötig sind. Gleiches gilt dann auch für das das Album abschließende, ebenfalls instrumentale "Cormorant". Immerhin: Zwischendurch entschädigt das sich immer wieder dynamisch von ganz ruhig bis zu dramatisch und wieder zurück entwickelnde achteinhalbminütige "At Empire’s End" mit seinem "Echoes"-Gedächtnis-Orgelsound und schwelgerischen Harmonien. Und nicht unerwähnt bleiben sollte auch "Lady May 1", ein grösstenteils akustischer Folk-Song, der mit tollen mehrstimmigen Gesängen das erste Albumviertel abschließt.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Unterm Strich ist "Kingdom Of Oblivion" immer noch ein herausragendes und über weite Strecken mitreißendes Album, das großen Spaß macht. Dass man trotzdem den Eindruck hat, dass einige Stücke überflüssig oder schlichtweg zu lang bzw. zu spannungslos geraten sind, ist vielleicht einfach dem Umstand geschuldet, dass man noch zu verwöhnt vom letzten Meisterwerk ist. Ich selbst hätte mir ein kürzeres, dafür dichteres Album ohne die besagten Längen gewünscht. Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau.
Die junge Waliser Sängerin CHEZ KANE hatte immer schon eine Vorliebe für 80er-Melodic Rock, und als sie auf Danny Rexon von CRAZY LIXX traf, nahmen ihre Träume konkrete Formen an. Mit Frontiers zeigte alsbald das richtige Label Interesse und nun steht das Debütalbum von CHEZ KANE in den Läden.
Chez und Danny fangen auf ihrem Album perfekt den Spirit der 80er ein. Das ist Musik, um im Cabrio über amerikanische Highways zu cruisen. Gute-Laune-Garantie inklusive. Richtig Spaß macht die Detailverliebtheit, mit der die beiden zu Werke gehen, um das Album authentisch klingen zu lassen. Sei es das Saxophonsolo im Opener „Better Than Love“, das stadionkompatible Mitsingfinale in „All Of It“ oder die BON JOVI-Keys in „Too Late For Love“. Die Vorliebe für ein bestimmtes Lebensgefühl im Allgemeinen und für Acts wie VIXEN, SARAYA, CHRISSY STEELE oder FIONA im Speziellen, machen CHEZ KANE zu einer authentischen und qualitativ hochwertigen Angelegenheit. Chez selbst verfügt über eine kräftige, leicht angeraute Stimme, die herrlich unmodern klingt und so perfekt zum 80er-Vibe dieses Albums passt.
Im unüberschaubaren AOR-Dschungel heben sich CHEZ KANE auf jeden Fall hervor und haben eine größere Aufmerksamkeit verdient.
Anspieltips wären die Stadionnummer „All Of It“, der beschwingte Rocker mit BON JOVI-Touch „Ball N‘ Chain“ sowie das flotte „Midnight Rendezvous“.
Die internationale Formation WARRIOR PATH hat dieser Tage ihr zweites Album „The Mad King“ veröffentlicht. Und es ist ein Biest geworden. Vor allem freut sich der Autor über die Rückkehr von LOST HORIZON-Sänger Daniel Heiman hinter dem Mikro. Wurde verdammt nochmal auch Zeit. Auch Hans Dampf in allen Gassen Bob Katsionis (u.a. FIREWIND) ist ein Garant für Qualität. Kopf des Ganzen ist allerding Gitarrist Andreas Sinanoglou.
WARRIOR PATH wollen gar nicht besonders originell sein, sondern einfach nur knackigen Heavy Metal mit all seinen Klischees zelebrieren. Und das machen sie. Stampfend, schnell, episch, bissig. Alles dran, alles drin. Was unterscheidet nun WARRIOR PATH von zig anderen Formationen? Nun, erst einmal die schiere Qualität der Protagonisten. Heimans Vocals sind immer noch reines Gold, und auch die Saitenfraktion leiert sich die memorablen Riffs und Zauberleads im Dauerfeuer aus den Lederärmeln. Aber auch das Songwriting passt. Viel besser kann man diesen Stil einfach nicht spielen. Review schreiben, Headbangen und gleichzeitiges Fistraisen ist die Königsklasse des Multitaskings (will dann noch der Kater gestreichelt werden, bin ich allerdings echt raus). Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von WARRIOR PATH ist, dass sie kein pures 80er-Worshipping betreiben, sondern im besten Wortsinne einfach zeitlos unterwegs sind.
Die mitunter aufkommende mittelalterliche Epik ist mitnichten kitschig, sondern trifft genau den richtigen Nerv. WARRIOR PATH sind wie eine Horde Wikinger, die jedoch nicht planlos loslaufen, sondern bei aller zerstörerischer Wucht einen genauen Plan verfolgen. Das ist einfach die pure Essenz klingenden Stahls.
Hört mal in das flotte „The Mad King“ oder das epische „Don’t Fear The Unknown“ rein, und Ihr wisst, was ich meine.
Das Ehepaar Dahs hat scheinbar ein wunderbares Eheleben und frönt einem gemeinsamen Hobby – dem Metal! In jedem Fall scheinen sie die gemeinsamen Stunden sinnvoll zu nutzen und hauen ein oberamtliches Album mit dem Titel „Edge Of Existence“ raus. Musikalisch fühlt man sich dem melodischen Metal verbunden, den man mit feinen Melodien würzt. Über allem steht die Stimme von Frontfrau Jule, die von zart bis hart alle Tonlagen sicher im Griff hat und niemals in opernhaftes Gekreische verfällt. Man nehme eine härtere Variante von DORO und erlaube dieser auch mal einen Ausflug in ARCH ENEMY-Gefilde, dann hat man den Wirkungskreis von Jule ungefähr definiert. Nach dem von „Jurassic Park“ inspirierten Intro, legt man mit „Edge Of Existence“ gleich den richtigen Gang ein und überzeugt mit einer mehr als einprägsamen Gitarrenmelodie. Bleibt im Ohr, und somit erfüllt dieser Song gleich alle Erfordernisse eines kleinen Hits. Ich möchte an dieser Stelle besonders auf die sehr gute Gitarrenarbeit von Tobias hinweisen, der etliche Killerriffs aus dem Handgelenk schüttelt, aber ein besonderes Augenmerk auf eine formvollendete Melodieführung legt. Technisch auf einem sehr hohen Level, aber immer eher im Hintergrund präsent und somit absolut songdienlich. Auf der Erstlingswerk „Forging The Cataclysm“ waren Keyboards noch sehr präsent, aber dieses wird jetzt zu 90% von den Gitarren ersetzt, was gleichzeitig eine gewisse Härtesteigerung mit sich bringt. Steht der Band in jedem Fall gut zu Gesicht. Gleichzeitig wurde auf „Edge Of Existence“ auch kein Drumcomputer mehr verwendet, sondern man engagierte GREYDON FIELDS-Drummer Marco Vanga, der druckvoll und professionell jeder Soundlücke zu schließen vermag. Insgesamt schielt man auf dem Album also etwas mehr auf die Ursprünge des Metals, was Tobias und Jule fast in die Power Metal-Richtung drängt. Dieser Weg sollte definitiv fortgesetzt werden, da besonders Jules Stimme in aggressiven Parts mächtig aufdreht. Auf der Scheibe ist kein Stinker auszumachen, und somit bekommt man knappe 40 Minuten ehrlichen und gut gespielten Metal, der gerne auch mal etwas härter ausfallen kann. Mir gefällt „Edge Of Existence“ wirklich gut, und ich hoffe, dass die Band langsam dem Underground entwachsen kann und somit eine breite Hörerschaft gewinnt. Verdient hat es die Musikschmiede Dahs in jedem Fall. Daumen nach oben!