"A Virtual World" ist das dritte Album der schwedischen Sci-Fi-Metaller METALITE. Die mit „Biomechanicals“ eingestiegene Sängerin Erica Ohlsson ist zu einem integralen Bestandteil geworden und drückt auch "A Virtual World" ihren Stempel auf. Das neue Werk ist energetischer und temporeicher als seine beiden Vorgänger, was METALITE ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Trance-artige Keys werden mit flottem Riffing und kraftvollem Drumming verwoben. Die dadurch entstehende sehr futuristische Atmosphäre macht METALITE einzigartig. Das Album ist durchzogen von positiven Melodien und Hooklines, die dieser Bezeichnung auch gerecht werden. Auf englisch gibt es den Begriff des "Uplifting Power Metal", und das trifft hier absolut zu: Das Ding macht einfach gute Laune und pusht einen durch den Alltag.
Exemplarisch sei da das abwechslungsreiche "Beyond The Horizon" genannt, welches mit einem im besten Wortsinn poppigen Chorus mitreißt. Natürlich ist es cheesy, und vor dem inneren Auge erscheinen bunt illuminierte Megastädte, die in lila Wolken entschwinden. Aber genau das ist ja, was ich daran liebe. Auch der "Vampire Song" animiert eher zum gediegenen Tanzflächenschwof als zum blutrünstigen Aderlass. Diese sich durch das ganze Album durchziehenden positiven Vibes empfinde ich als sehr erfrischend. Weitere Highlights sind die Vollgasnummer "We’re Like Fire", das schwelgerische "Alone" oder die Hymne "Cloud Connected".
METALITE gehen mit ihrem dritten Werk "A Virtual World" den nächsten wichtigen und logischen Schritt und veröffentlichen ein Album, welches vor positiver Energie nur so strotzt, und das kann in diesen Tagen wahrlich kein Fehler sein.
Der Abschluss der Albumtrilogie wurde vor zwei Jahren mit dem gefeierten Album „The Atlantic“ begangen und von der Presse und von den Fans mehr als wohlwollend aufgenommen. Mit „Escape Of The Phoenix“ gehen EVERGREY diesen Weg unbeirrt weiter und erweitern ihren Melodic Prog Metal nur um wenige spielerische Nuancen. Die harten Parts sind noch härter ausgefallen und die melodischen Parts noch melodischer. Quasi hat man intern die eigenen Trademarks einfach aufgewertet und den sicheren Weg gewählt.
EVERGREY werden oft mit DREAM THEATER verglichen, wobei ich diesen Vergleich nicht ganz verstehen kann. EVERGREY präsentieren sich eindeutig düsterer, melancholischer und nicht ganz so technisch wie die Band um James LaBrie, der im Song „The Beholder“ auch gleich Gastvocals beisteuern durfte. Leider kommt in diesem Song nicht die gewünschte Atmosphäre auf, da LaBries Vocals irgendwie nicht so recht zum düsteren Midtempo-Prog der Schweden passen wollen.
Insgesamt wissen die 11 Songs aber zu überzeugen, wobei natürlich die geschickt eingesetzten Keyboards eine gewisse Magie entwickeln. Besonders bei zügigen Nummern wie „A Dandelion Cipher“ oder „Leaden Saint“ sind die elektronischen Klänge ein Garant für beeindruckende Stimmungen und Gefühle. Die zwei Halbballaden „You From You“ und „Stories“ können absolut überzeugen, aber es fehlt irgendwie trotzdem immer der letzte entscheidende Kick – die Kirsche auf der Torte. Dies zieht sich eigentlich durch alle Songs. Ideen sind vorhanden, große Refrains werden zelebriert, und technisch ist alles zurückhaltend und songdienlich, aber es fehlt in allen Songs der entscheidende Baustein, der „Escape Of The Phoenix“ zu etwas Besonderem machen würde. Mir ist das alles zu austauschbar und zu berechnend. Mir fehlt hier ganz einfach die Spontanität, einfach mal etwas zu wagen. Wir haben es hier beileibe nicht mit einem schlechten Album zu tun, aber irgendwie sind die Schweden in einer Sackgasse gelandet. Schade, aber hier kann ich nur ein schwaches „gut“ vergeben, und diese Bewertung kann für diese Band eigentlich nur eine Ohrfeige sein.
Die Orthodox-Black Metal-Band BATUSHKA kehrt mit einer neuen EP zurück und lädt zur Totenmesse ein. Nur ein paar Monate nach der Veröffentlichung von "Raskol" präsentieren die Polen uns ihren neuen Silberling "Heavenly King / Carju Niebiesnyj" (Царю Небесный), der bei Witching Hour Productions erscheint und lassen ihre Diskographie weiterhin rasant wachsen.
Der erste von sechs Songs, „Pismo I“, klingt getragen, die Kapelle startet doomig mit Chorgesang und rituellem Klimbim im Hintergrund. Zum Glück gibt’s zum zweiten Titel („Pismo II“) ein ordentliches Brett mit eisigen Gitarren und Raserei und vor allem viel Abwechslung. Beschwörerisch-aggressives Geschrei und eine tiefgesprochene erzählende Stimme, die mich an MOONSPELLs Fernando Ribeiro erinnert, wechseln sich ab und überlagern sich.
Bei „Heavenly King“ handelt es sich um ein Konzeptalbum, zentrales Thema ist russische Historie und die Familiengeschichte um Zar Nikolaus II. Musikalisch wird hier einiges geboten: Das Schlagzeugspiel ist knallhart, die Gitarren bleiben auch bei hohem Tempo melodiös. Die choralen Hintergrundgesänge sind gut abgemischt und verleihen der Musik Tiefe. Von dem hier gebotenen düsteren Spektakel bin ich positiv überrascht. Bei den Aufnahmen im Dobra 12 Studio wirkten mehrere Musiker von regionalen Folkgruppen und aus einem Symphonie-Orchester mit. Das kommt insbesondere in den beiden letzten Nummern zum Tragen.
Leider verbindet man die Band um Sänger Bartłomiej Krysiuk mit dem öffentlich ausgetragenen Rechtsstreit um Namens- und Musikrechte. Durch die Schlagzeilen wurde die Anonymität der verhüllten Protagonisten aufgehoben und die Mystik um die Band nachhaltig beschädigt. Böse Zungen behaupten, dass mit dem Ausscheiden des einstigen Gitarristen Krzysztof Drabikowski BATUSHKA auch die kreative Ader abhanden gekommen sei. Entsprechend fiel das Echo auf das 2019 erschienene „Hospodi“ verhalten aus. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Idee, in Mönchskutten und mit rituellen Darbietungen aufzutreten und sich achtsaitiger Gitarren und altkirchenslawischer Sprache zu bedienen, sechs Jahre nach dem Debüt „Litourgiya“ nicht mehr ganz so frisch ist.
2021 können mich BATUSHKA mit ihrem Sound und ihrer Mischung aber durchaus überzeugen. „Pismo II, III und IV“ sind gute Songs und besitzen viel Atmosphäre. Anfang und Ende des Mini-Albums packen mich nicht so richtig, hier fehlt der Bums. Dramaturgisch machen die Songs aber Sinn. BATUSHKAs eigene Art, Black Metal zu kredenzen und dabei liturgische Weihrauch-geschwängerte Gesänge zu integrieren, hat ihren Reiz, und die Polen finden mit diesem kurzen Werk zumindest ein Stück zu alter Stärke zurück.
Politische Statements über den Produzenten von „Curse Of Autumn“ lassen wir mal bei diesem Review außen vor. Nazischwurbelwirrköpfe haben in diesem Review keinen Platz! Aber wegen des Produzenten dieses Album nicht zu besprechen, das wäre tatsächlich schändlich.
WITHERFALL gehen den Weg, welchen sie auf dem Vorgänger „A Prelude To Sorrow“ eingeschlagen haben, konsequent weiter und erweitern sogar ihren musikalischen Horizont. WITHERFALLs Basics liegen ganz klar im Power Metal, aber klingen doch ganz anders. Mal befindet man sich in Thrash-Bereichen, um dann in einen anspruchsvollen Prog-Part überzugehen – Der musikalische Wahnsinn ist hier Programm! Es wird mit Leichtigkeit über den Tellerrand geschaut, und man bedient sich - wie an einem opulenten Büfett - einfach jeder Stilrichtung. Natürlich wird der Name ICED EARTH fallen, aber Jake Dreyer hat sich von seiner ehemaligen Band musikalisch und politisch freigeschwommen. Auch NEVERMORE und DREAM THEATER dürfen im Zusammenhang mit WITHERFALL gerne genannt werden. Der technische Anspruch an Mann und Gerät ist unwahrscheinlich hoch, und das musikalische Können wird unaufgeregt aufgezeigt und ausgespielt. Aber es wird nicht nur auf einem unwahrscheinlich hohen Niveau musiziert, sondern auch kompositorisch ist man in der Lage, eindrucksvolle Songs zu Meisterwerken werden zu lassen. Hier wirkt nichts konstruiert, sondern es klingt alles aus einem Guss. Ich habe keine Ahnung, wie man den fünfzehnminütigen Song „…And They All Blew Away“ komponiert hat, aber er klingt tatsächlich nicht nach einem reinen Studioprojekt, sondern kommt erstaunlich frisch aus den Boxen. Komplexe Riffkaskaden, feinste Melodien und ein hohes Spannungslevel – Langeweile kommt hier definitiv nicht auf. Im Übrigen sollten Bands wie DREAM THEATER und Co. diesen Song im Auge behalten: Hier werden diese Bands an die Wand gespielt! Wahnsinnig gut und extrem anspruchsvoll!
Weitere Songs aus dem Gesamtkontext zu reißen, macht keinen Sinn. Jeder Song hat seine eigene Klasse, seine eigene Geschichte und unglaubliche Spannungsbögen. WITHERFALL sind mit Abstand die führende US Power Metal-Band und werden diese Stellung langfristig verteidigen können. Ein Songwriter-Duo wie Joseph Michael (Vocals) und Jake Dreyer (Guitars) haben sich einfach gesucht und gefunden. Diese Konstellation ist magisch und ein Garant für grandiose Melodien, beeindruckende Riffs und massenkompatible Refrains. Keine Ahnung, wo der Weg von WITHERFALL enden wird, aber mit „Curse Of Autumn“ hat die Band ein wahnsinnig hohes Level erreicht. DREAM THEATER sind (trotz technischer Eskapaden) mittlerweile im Mainstream angekommen und füllen die größten Hallen. Dieser Erfolg ist für WITHERFALL auch möglich! Hier wächst und gedeiht eine neue Supergroup (was man auch am WITHERFALL-Wein bemerken kann – ich erspare mir mal einen Kommentar), und wenn man nicht ungeschickt agiert, dann werden wir noch sehr viel von WITHERFALL hören und auch schreiben. Genug der Worte – „Curse Of Autumn“ ist ein Arschtritt vor dem Herrn und jeden Cent wert. Scheiße, ist das geil!
SAGA eröffneten 2017 ihre eigenen Shows mit einem rein akustischen Set. Das war die Inspiration dazu, auch einmal ein komplett akustisches Album zu veröffentlichen. Heuer erscheint mit "Symmetry" der Longplayer dieser Idee. Darauf enthalten sind 12 SAGA-Songs, neu arrangiert und mit klassischen Instrumenten wie Cello, Fiedel und Klarinette neu interpretiert. Alles in einem eher intimen (SAGA-Band + vier weitere Gastmusiker) und somit ohne Orchester-Bombast gezimmerten Rahmen.
In dieser milden und stromlosen Instrumentalisierung klingt Michael Sadlers Gesang entspannt und variabel wie selten zuvor. Folkige und frühe JETHRO TULL oder souliger, zuweilen jazziger STING kommen mir hin und wieder als Vergleiche in den Sinn. Wobei SAGA doch überraschend konsequent und stringent den Weg der Reduzierung und Hinwendung zu klassischen und folkig anmutenden Arrangements gehen. Die Songs bleiben anspruchsvoll und strahlen trotz ihrer verspielten Leichtigkeit einen gewissen Improvisations-Charakter aus.
"Symmetry" wird getragen von der spürbaren Spielfreude der Band. Es ist ein interessantes und beschwingtes Werk, das auf seine ganz eigene Art Vitalität ausstrahlt. Allerdings ist zu beachten, die kanadische Band ist hier nur auf den zweiten Blick erkennbar, und mit Rock hat das Album nichts gemein.
Stormspell erweisen sich mal wieder als Trüffelschweine und haben mit LADEN SAINT eine US-Kapelle ausgegraben, die zumindest mir völlig unbekannt ist. 1985 gegründet, warf man aufgrund ziemlicher Erfolglosigkeit 1993 zunächst entnervt das Handtuch, nur um dann 2010 doch noch das Debüt einzuspielen. Dieses erschien aber nur digital und ging folgerichtig ziemlich unter. Wiederum 11 Jahre später gibt es dieses Werk nun endlich auch auf CD. Stormspell sei Dank.
Die schnellen Nummern wie „You Are Mine Tonight“ lassen sogar Erinnerungen an TENSION aufkommen. Sonst regiert abwechslungsreicher US Metal im Fahrwasser von HEXX, LADYKILLER oder ARMED FORCES. Kein Schnickschnack, sondern kurze, gut auf den Punkt komponierte Metal-Songs, die Traditionalisten super reinlaufen müssten und der Band einen Slot auf dem HOA oder KIT bescheren könnten.
Weitere Highlights sind das fies stampfende „Devil’s Den“ oder die treibende Bandhymne „Laden Saint“. LADEN SAINT machen nicht den Fehler und versuchen irgendwelche zeitgenössischen Zugeständnisse zu machen, sondern konzentrieren sich augenscheinlich auf das, was sie am besten können und musizieren nach striktem Reinheitsgebot. Frontkasper Joe… ähm… Kasper (heißt wirklich so) verfügt über eine angenehme Stimme mit dem richtigen Maß Dreck und weiß durch gezielte Screams Akzente zu setzen. Außerdem ist er auch für die songdienlichen Gitarrenparts zuständig. Guter Mann.
LADEN SAINT haben mit ihrem Debüt eine sehr gute US Metal-Scheibe im Angebot, die man sich als geneigter Fan durchaus mal anhören sollte.
Zellpike, Rick Metal und Skullthrasher heißen die drei Flöten, die uns hier ihre Töne beibringen wollen. Die erste Klischeekeule lässt nix Gutes ahnen. Thrash der ollen Sorte ist zu vermuten. Nett, aber eben langweilig. Aber, ja aber: Das seit 2019 gemeinsam musizierende Trio mit der Erfahrung von zig Bandmitgliedschaften überrascht. Denn sie mixen guten, recht traditionellen, geradezu germanischen Thrash Metal mit RUNNING WILD und MOTÖRHEAD. Ist es dann noch Speed Metal? Egal, klingt jedenfalls prima, schallt mitreißend aus den Boxen – Paradebeispiel „House Of Asterion“! Die Band aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon neigt weniger dazu, in den Bereich der Gosse abzudriften, als vielmehr den Altvorderen die Ehre zu erweisen. So sind Sound und Produktion recht klar, und stilistisch büxen die Jungs gerne mal in Richtung JUDAS PRIEST und NWOBHM (Instrumental: „Iron Forces United“!!!) aus. Klingt dufte – und so sieht auch das Cover mit Robotern, Wunderwaffen und Skeletten aus, das die textlichen Ideen von Gesellschaftskritik und Beleidigungen wohlfeil visualisiert. Zurück zur Musik: HELLSPIKE zeigen das, was RUNNING WILD gerne hätten: Eingängigkeit mit ganz viel Verve, Drive und Energie. Die Iberer nehmen viele Einflüsse von allen Seiten mit auf und verbinden sie zu einer stimmigen Schnittmenge. Und darin einzutauchen, macht verdammt viel Spaß. Mehr Infos gibt es hier.
Texas klingt nicht unbedingt nach dreckigem Death Metal, ihre Heimat Dallas/Fort Worth eher nach Country und Western. Aber natürlich gibt es auch da USDM. Und die kühlen Amis spielen wirklich alles andere als steril-sauberen 08/15-Death, sondern vereisen den Hörer eher mit der groben Kelle. Ihre stärksten Moment haben FROZEN SOUL, wenn sie Dir mit langsamem Groove die Hirse wegdonnern – wie bei „Wrath Of Death“. Und trotzdem schrecken sie auch vor schnelleren Phasen nicht zurück – man nehme das abwechslungsreiche „Merciless“. Die Jungs (und das eine Mädchen) fühlen sich, als schrieben sie einen Soundtrack zu „Game Of Thrones“, und in der Tat versprüht „Crypt Of Ice“ alles andere als heimelige Atmosphäre. Die ganze Scheibe ist fies, kalt und hart. Kein Wunder, dass es inhaltlich um Themen wie „Isolation“ und „Leiden“ geht, welche die Amis mit monolithischen Riffs und mächtigen Sound-Eruptionen in die Welt hämmern. So verbinden sie Einflüsse von CANNIBAL CORPSE und BOLT THROWER mit der Schwere von CROWBAR und schaffen so durchaus eine individuelle Scheibe, die erstaunlich gut reinläuft, trotz der großen Negativität in allem. Überzeugend, warm und dick – so ein Glück – sind auch Sound und Produktion. Klinisch ist anders!