Genauso unspektakulär wie der Bandname und der Titel der EP klingt auch die Musik der Jungspunde (Durchschnittalter von 18 Lenzen) aus Brasilien. Die musikalischen Einflüsse sind in jedem Fall sehr löblich. Der Death/Thrash Metal der Jungs bewegt sich in einer Schnittmenge aus alten SODOM, alten SEPULTURA und (natürlich) alten EXHORDER. Ein gutes Gemisch, aber so ganz zünden wollen die Ideen von SPEEDKILLER nicht wirklich. Natürlich finden sich die einen oder anderen starken Riffs auf „Midnight Vampire“, aber leider schaffen sie wenig Abwechslung und klingen immer austauschbar. Dummerweise ähneln sich die sieben Songs teilweise zu sehr und machen die knapp 27 Minuten zu einer zähen Angelegenheit. Hier muss kompositorisch definitiv noch an der einen oder anderen Schraube gedreht werden. Der Gesang könnte ein wenig mehr in den Vordergrund gerückt werden, da bei der mit ordentlich Hall versetzten Stimme eigentlich schon eine gewisse Atmosphäre aufkommt, diese aber leider ein wenig untergeht. Wir wollen dies aber alles nicht überbewerten, da die Band die richtige Einstellung an den Tag legt und alterstechnisch noch unter Welpenschutz steht. Kein Totalausfall, aber definitiv noch sehr viel Luft nach oben.
Darf man das, oder ist das schon Blasphemie? Das Hannoveraner Trio VOLTER, sagen wir mal, "orientiert" sich so unverkennbar an MOTÖRHEAD, dass es schon irgendwie unanständig wirkt. Handwerklich und musikalisch zocken die Jungs aber durchaus leidenschaftlich und gekonnt. Gregor Musiol, seines Zeichens Bassist und Sänger, klingt stilistisch und, sofern man das so nennen kann, in seiner Klangfarbe doch sehr nach der verstorbenen Legende Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister.
"High Gain Overkill", das zweite Album der Band, macht gleichwohl Spaß, sofern es einem gelingt, die Kopie, die VOLTER ohne Frage sind, ernst zu nehmen. Man braucht ein Augenzwinkern dazu, um hier Freude an der hingebungsvollen Darbietung zu finden. Zu nahe sind Titel wie "Kiss My Ass", "Boogie Ride" oder das düster groovende, an "Orgasmatron" mahnende "Messiah`s Call" am über allem schwebenden Original. Die Band hat so, als reine Cover-Version, nur begrenzte Zukunftsaussichten. Um Aufmerksamkeit zu generieren, um sich dann langsam, aber stetig freizuschwimmen, kann der Longplayer aber durchaus fungieren. Wichtig wird sein, wie schnell VOLTER eigenes Profil beimengen und dieses auch Potenzial für mehr zeigt.
Was für eine Zeitreise! Danke, Dying Victims!! Zum einen steht das Earthshaker-Vinyl hier sowieso (leider lange Zeit ungehört) im Keller, zum anderen erinnern MAD BUTCHER und Dying Victims damit an selige Zeiten. Kennt noch jemand die großartigen FACT um Patricia Huth? Die spielten 1984 nämlich im großen Hamburg mit MAD BUTCHER, genauer gesagt im kleinen Logo, und der Rezensent machte sich aus dem beschaulichen Niedersachsen auf in die Weltstadt. Was für Einflüsse! Und dann kam Harry Elbracht, nicht gerade der Name für einen Vollmetaller und Ruhrpott-Lemmy. Aber in seiner roten Lederhose mit Japan-Shirt (und Schnauzer) machte er damals richtig was her. Hach, watt war das ´ne Wucht. MAD BUTCHER begannen vor den ganzen Koryphäen der deutschen Metal-Szene, waren drauf und dran, als Support für SLAYER in ganz Europa zu spielen – und das Management verkackte es. Schwamm drüber, Zeitsprung: Jetzt kommt das Debüt-Album “Metal Lightning Attack” als Vinyl-LP neu heraus. MAD BUTCHER klingen wie ein Mix aus LIVING DEATH und MOTÖRHEAD, Speed Metal Rock´n´Roll! Und wie geil sind Songs wie „Burn It Down“ – was für eine Gitarre! Auf zehn Songs und 38 Minuten kommt die Metall-Attacke. Aber es ist nicht nur eine nostalgische Zeitreise, es ist richtig coole Musik. Wenn auch ein wenig antiquiert. Herrlich. 1990 löste sich die Band nach zwei Scheiben und einer dritten, posthum veröffentlichten (2020) auf. Nun kommt also die von Patrick Engel (Temple Of Disharmony) remasterte Version auf Vinyl wieder – als „Regular Edition“ in Schwarz mit Insert, Poster, Sticker und Download-Code. Oder als „Special Edition“ in farbigem Vinyl mit gleicher Ausstattung plus Patch. Ordern Sie hier oder hier. Außerdem gibt es hier lecker drei CDs („Eat The Rat“, „Metal Meat +5“ und „For Adults Only“). Kaufen und sich wieder wie in den Achtzigern fühlen: wild, roh und heiß.... „Night Of The Wuuuuuhhhhhhhuuuulf“!
Tja, das ist mal richtig alte Schule. 28 NOMINON-Veröffentlichungen zählt das Metal-Archiv. Die setzen sich aus fünf Studioalben zusammen, EPs, Compilations, Splits…. Dummerweise scheinen die 7“-Veröffentlichungen vergriffen zu sein, weswegen es das dänische Label für eine gute Idee hält, die nächste Zusammenstellung mit „allen 7”-EPs von 2003 bis 2014, rar und ausverkauft, alles original, keine Cover“ herauszubringen. Finden sicherlich auch die Fans gut, die alten, weil sie sich eh nicht dran erinnern können, was sie haben und kennen, die jüngeren, weil es eben ausverkauft ist. Is‘ doch dufte und allen mit gedient. Rein musikalisch gibt es auch das, was es muss: dreckigen Death Metal, nicht so eklig wie AUTOPSY und Co., aber eben auch nicht so verträglich wie vieles andere und nicht so extrem auf HM-2 gepolt wie viele andere Copycats heutzutage. NOMINON stehen für viel Authentizität, sind aber auch eine Band, die den Durchbruch eben nie geschafft hat. Das kann an der eigenen Sturheit liegen oder daran, dass die Songs eben nicht unbedingt über die große Extraportion des „gewissen Etwas“ verfügen. Der Rezensent tendiert zu Ersterem. Die Scheibe knallt, sie ist gewiss nicht überproduziert, aber eben auch nicht künstlich verkracht. Und Ehrenmänner des Death Metals sind Gründer Juha Sulasalmi und seine Kollegen sowieso. Als kleine Gedächtnisstütze hier ausnahmsweise mal die Tracklist, damit Ihr nachschauen könnt, ob Ihr die entsprechende Single schon habt, kann sich ja alles keiner merken: „Rigor Mortis“, „Of Ancient Craft“ „Manifestation Of Black“, „Burnt Human Offering“, „Through Dead Deams Door“, „Black Chapel“, „Release In Death“, „Hordes Of Flies (Live)“, „Condemned To Die (Live)“, „Blaspheming The Dead“, „Invocations“, „Blessed By Fire“.
Geschlagene zehn Jahre waren ANTHENORA von der Bildfläche verschwunden. Jetzt wollen es die fünf Italiener wissen und hauen uns mit „Mirrors And Screens“ ihre Version des Euro Metals um die Ohren. Nach einem instrumentalen Intro wird man mit „Tiresias“ gleich hellhörig. Der Bass pumpt ordentlich, die Drums klingen druckvoll (aber leider ein wenig steril), und Sänger Luigi lässt Erinnerungen an glorreiche RUNNING WILD-Zeiten aufkommen. Sehr gefälliges Stück, welches einem den Einstieg in die Scheibe sehr leicht macht. Nicht alle Stücke auf „Mirrors And Screens“ können dieses Energielevel halten, und man verirrt sich teilweise in eher rockige Gefilde, welche einfach nicht in den Bandkontext passen wollen. Trotzdem hat die Scheibe durchaus ihre Highlights. „War & Peace“ kann durch geschickte Stimmungswechsel einige Spannungsbögen erzeugen und überzeugt durch seinen einprägsamen Refrain. „Alive“ bietet hervorragende Gitarrenmelodien, die durch spannende Basslines gekonnt unterstützt werden. Gesanglich lässt man nichts anbrennen und kommt so sicher durch den Song. Ergüsse wie „No Easy Way Out“ können mich hingegen nicht überzeugen. Der Track klingt in sich zerrissen und bedient sich aller Spielarten des Metals, die aber leider kein überzeugendes Gesamtgefüge ergeben. Schade. Mit „Bully Lover“ hat sich sogar eine Ballade auf „Mirrors And Screens“ eingeschlichen, die aber höchstens Landesliga-Niveau erreicht. Teilweise möchte man beim Anhören der Scheibe der Band in den Hintern treten um sie auf ihre eigentlichen Stärken hinzuweisen, die eindeutig im kraftvollen Heavy Metal liegen. Eigentlich müssten die Jungs es ja besser wissen, da sie ursprünglich aus einer IRON MAIDEN-Tribute-Band entstanden sind und somit kompositorisch einen hervorragenden Lehrmeister hatten. Was bleibt, ist viel Licht, aber leider auch viel Schatten. Besonders mit „Tiresias“ zeigt die Band, dass sie eigentlich in der Lage ist, völlig eigenständige und gehaltvolle Metal-Songs zu schreiben. Warum geht der Band so oft die Puste aus und baut sie sich selber Hindernisse in die Eigenkompositionen? Wirklich schade, hier hätte eine wirklich gute Platte entstehen können, aber leider bleibt im Endeffekt nur gehobene Durchschnittsware, und „Mirrors And Screens“ wird in der Veröffentlichungsflut leider untergehen.
Das seit knapp 20 Jahren aktive Duo ist nach wie vor ein Phänomen im (Black Metal-) Underground: die Platten sofort vergriffen, die Shows erstklassig besucht, das Merchandise geht weg wie warme Semmeln. Aber genauso stark polarisieren IX (Gitarre, Gesang) und VRDRBR (Drums) die Geschmäcker – für die Einen ist es geniale kauzige Schwarzmetall-Kunst, entsprungen unzähliger grüner Wolken ihrer holländischen Heimat, für die Anderen ist es langweiliger, überbewerteter Mumpitz. Nicht bestreitbar ist, dass sich URFAUST mit bislang fünf Alben und zahlreichen EPs und Splits ihre eigene Nische im düsteren Kosmos geschaffen haben, der nun in Form von „Teufelsgeist“, in Anspielung auf das grandiose Debüt-Album, ein weiteres Kapitel hinzugefügt wird. Allerdings hat man anno 2020 stilistisch kaum noch etwas mit dem 2004 erschienenen Erstling am Hut, zumindest nicht mit dessen erster Hälfte, denn auf „Teufelsgeist“ und seinen fünf teils überlangen Songs dominieren einmal mehr und nochmals verstärkt die bereits auf den letzten beiden Alben „Empty Space Meditation“ (2016) und „The Constellatory Practice“ (2018) stark in den Vordergrund gerückten Ambient-Klänge und kaum die ursprünglichen, rohen Black Metal-Wurzeln der Band (die allerhöchstens noch im Stück „De Filosofie Van Een Gedesillusioneerde“ durchscheinen). Da URFAUST jedoch nie nach 08/15-Schablone gearbeitet und bereits früher, etwa mit dem Song „Der Einsiedler“ (2009), der genialen Interpretation des THE DEVIL`S BLOOD-Monuments „Voodoo Dust“ (2016) oder der EP „Apparitions“ (2015), ähnliche Ausflüge gemacht haben, darf man einfach zu der Erkenntnis kommen, dass sich „Teufelsgeist“ nahtlos in die Reihe der zahlreichen URFAUST-Meisterwerke einfügt und für sich genommen ein extrem atmosphärisch dichtes, regelrecht bombastisches Album darstellt, das wieder weit über alle Tellerränder und Konventionen des Genres hinausschaut, dabei abermals keinen Verächter des Duos umstimmen wird. Und das ist auch richtig und wichtig so!
Bei dem Bandnamen, Albumtitel und auch Songtiteln wie „Panzerabwehr Rock ´n´ Roll“ oder „Black Metal Bastards“ erwartet man stumpfsten, von VENOM, MOTÖRHEAD und MIDNIGHT beeinflussten Sauf-Metal, welcher hier tatsächlich auch zu finden ist. Jedoch liegt die Betonung auf „auch“. Daneben finden sich auch eine gute Ladung Thrash, melodiöse Black Metal-Riffs und im Intro zu „Homunculus“ oder dem Mittelpart von „Goat VVytch King“ auch epische Parts. Zudem sind auch die wirklich guten Gitarrensoli hervorzuheben. Und auch wenn manche Einflüsse wie die eingangs erwähnten MIDNIGHT oder auch NIFELHEIM klar hörbar sind, hat man nie das Gefühl, dass hier plump Riffs kopiert werden. Als Anspieltipps werfe ich die bereits erwähnten „Homunculus“, „Black Metal Bastards“ und „Goat VVytch King“ in die Runde.
Das italienische Label überrascht nach HELLSPIKE mit dem zweiten außerordentlich gelungenen Debütalbum. Dieses Bremer Ein-Mann-Flaschen-Sammel-Kommando – also Desmotes – schrabbelt wunderbar und mit viel Tempo durch die norddeutsche Tiefebene. Es ist eine wahre Pracht, wie er von ollen BATHORY bis hin zu aktuelleren MIDNIGHT rumpelt. Aber was heißt rumpelt? Er mischt Punk, Thrash, Black Metal und Rock’n’Roll, hat dabei eine crusty Note und verbreitet damit totalen Spaß. Soviel Hölle ist einer Flasche? Junge, Junge. Besonders schön: Bei Titeln wie „Panzerabwehr Rock'n'Roll“, „Slaves Of The Cock“, „Cunts & Cocaine“ oder „Black Metal Bastards“ möchte man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber wer die Ohren aufsperrt, der reißt die Patscherchen in die Luft und schüttelt die Birne. Wie wild. Denn die ziemlich gleichförmigen Songs mit den coolen Schrammel-Gitarren, Thrash-Geschrei und den gelegentlichen, gelungenen Heavy Metal-Ausflügen („Demons Come Back“) haben alle eins gemeinsam: Sie verkleben das Hirn wie ein anständiger Wolfenbütteler Magenbitter auf Kräuterbasis. Und das ist ein großer Vorteil der kleinen VOMIT DIVISION gegenüber der großen Menge an ähnlichen Patronengurt-Piepeln: Auch dank des guten Sounds ist das Album nicht nur ein Statement aus Krawall und Kraft, sondern schafft es mit nachvollziehbaren Songs und mit einigen Hits sogar nachhaltig ins Erinnerungsvermögen der Rezipienten. Wenn sie noch stehen und sich erinnern können. Denn ohne Schnaps sollte keiner das Album hören, das´janurdashalbeVergnügen! PS: Ist GARY MOORE auferstanden, oder was soll der großartige Mittelteil des abschließenden „Goat VVytch King“? PPS: Was für ein Spaß! (Meisenkaiser)
Die Hellenen EXARSIS spielen Thrash Metal der gehobenen Klasse und dürften so normalerweise bei mir auf offene Ohren stoßen. Zumindest auf den instrumentalen Teil, trifft diese positive Aussage zu. Die Band hat es eilig und legt eine hohe Geschwindigkeit vor, die von den Bandmitgliedern aber mit Bravour gemeistert wird, und somit das eine oder andere Riff den Hörer schnell hellhörig macht. Hier sind keine Anfänger am Werk, und dieser Eindruck verstärkt sich durch den Zuwachs von Gitarrist Chris Tsitsis, der einerseits Gründungsmitglied von EXARSIS war und andererseits durch seine Arbeit bei den SUICIDAL ANGELS einen gewissen Bekanntheitsbonus mitbringt. Natürlich ist der Geschwindigkeitsrausch der vier Musiker mitunter etwas anstrengend, aber melodische Lead-Gitarren lockern „Sentenced To Life“ immer wieder erfolgreich auf. Langweile entsteht in jedem Fall zu keinem Zeitpunkt, und auch klassisches ACCEPT-Riffing, welches man im Song „Aiming The Eye“ vernehmen kann, lassen das Bangerherz höher schlagen. EXARSIS agieren durch und durch Old School und bieten somit wirklich solide und gutartige Thrash-Kunst. Bis zu diesem Punkt meines Reviews dürfte einem Kauf von „Sentenced To Live“ ja eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Der gemeine Thrasher bekommt genau die gewünschte Mosh-Portion, die er sich wünscht und dürfte glücklich vor dem Plattenteller seine Errungenschaft feiern.
Aber weit gefehlt! Ich nehme die Kaufempfehlung hier eindeutig zurück. Wir haben nämlich noch nicht den Gesang von Goldkehlchen Nick Tragakis näher beleuchtet. Sagen wir es mal so: Jeder von Euch wird eine Gänsehaut bei JUDAS PRIESTs Rob Halford bekommen, wenn er seine spitzen Schreie raushaut. Was wäre ein Song wie „Painkiller“ ohne diese genialen Vocal-Ausbrüche? Tja, das kann EXARSIS-Sänger Nick auch. Er kann es laufend, er kann es permanent, er hört damit nicht auf! „Sentenced To Life“ wird durch den hohen, kreischenden Gesang einfach unhörbar. Da helfen die besten Riffs, die genialsten Soli und das dominanteste Drumspiel nichts. Der Gesang zerschmettert die gesamte musikalische Basis, und ich hatte beim Anhören der Scheibe Angst um meine Fensterscheiben. Die musikalische Front von EXARSIS macht wirklich alles richtig, und mit einem guten Sänger würde das Album bei mir definitiv punkten können, aber in dieser Form ist der Output eine Zumutung und leider nicht hörbar. Und jetzt ab zum Ohrenarzt - ich hab da so ein nerviges Klirren auf meinen Lauschern…