Hardcore mit deutschen Texten ist dieser Tage selten gehört, spontan fallen da nur EMPOWERMENT und GWLT ein. TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN reihen sich mit "Licht" da mit ein und haben genau wie ihre Kollegen auch intelligente Texte zu bieten - auch das ist im Hardcore heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Auf "Licht" gibt es vom Kollektiv sechs knackige Songs zu hören, die allesamt an der Zwei-Minuten-Marke kratzen und logischerweise direkt und hart aus den Boxen kommen. TERROR müssen bei sowas immer als Vergleich herhalten, wobei TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN etwas direkter zu Werke gehen und weniger Metalkante haben. Handwerklich macht den Jungs keiner was vor, da passt alles wie Arsch auf Eimer und lässt jeden Song zu einem Volltreffer werden. Die Routine des Kollektivs, von denen Teile schon bei SETTLE THE SCORE und STILL SCREAMING aktiv waren, macht sich in "Licht" zu jeder Sekunde bemerkbar. Die Band wusste, was sie mit der EP vermitteln wollte und kann mit dem Ergebnis hochzufrieden sein. Wer auf ehrlichen, direkten Hardcore steht, kommt um die EP und die Band nicht herum.
RISE OF THE NORTHSTAR sind auf "Welcame" ziemlich in-your-face und machen in den gut 50 Minuten weder Gefangene noch Kompromisse. Die sich stark von der Manga- & Animekultur beeinflusst gebenden Franzosen haben das Album schon in Eigenregie veröffentlicht und sorgten damit für so viel Furore, dass sie schlussendlich bei Nuclear Blast landeten. Wer auf eine Mischung aus prolligem Hardcore, SLAYER-Riffs, HipHop und EMMURE steht, ist hier genau richtig aufgehoben. Natürlich ist "Welcame" entsprechend dick produziert, was manchmal zu klinisch klingt, aber im Grunde gut passt. Einzelne Songs lassen sich nicht hervorheben, denn RISE OF THE NORTHSTAR bewegen sich in den Songs auf einem gleichbleibendem Niveau. Es springt dabei kein Song positiv raus, das ist ein bißchen das Manko an dem Songwriting der Pariser. Macht aber nix, denn "Welcame" funktioniert als Soundtrack im Pit sowieso am Besten und wird bei der Violent Dancing-Fraktion seine Freunde finden. Alle anderen sollten sich die Platte ein paarmal probehören, um sicherzugehen, dass sie mit dem extremem Prolllevel von Band und Platte klarkommen. Spaß macht sie auf ihre prollige Art und Weise schon.
AXEL RUDI PELL feierte am Bang Your Head Festival im Juli 2014 in Balingen sein 25. Jubiläum und dachte sich offenbar, dass man das nicht in all zu kleiner Runde machen sollte – also lud er sich ein gutes Dutzend Gastmusiker ein und spielte eine 3-stündige Show vor 15,000 Leuten. Das Ganze gibt es nun als „Magic Moments“, eine Live CD/DVD & Blu-Ray.
Versuchen wir also erst mal das Lineup auf die Reihe zu kriegen: Da hätten wir erst einmal das komplette Original-Lineup von STEELER mit Peter Burtz (Vocals), Tom Eder (Gitarre), Roland Hag (Tiefsaiter) und Jan Yildiral (Trommeln), welche mit “Call Her Princess”, “Night After Night”, “Rockin’ the City” und “Undercover Animal” den Auftakt geben. Es folgt das aktuelle AXEL RUDI PELL Lineup, ein um-die-Wette-trommeln von Vinnie Appice (DIO, BLACK SABBATH) and Bobby Rondinelli (AXEL RUDI PELL).
Im Abschluss (CD 3) kommt dann eine Sammlung an Classic Rock Covern auf den geneigten Hörer zu: “Black Night” von Deep Purple (mit Ronnie Atkins, Frontman von PRETTY MAIDS), „Sympathy“ von Uriah Heep und „Tush“ von ZZ Top mit John Lawton (ex-URIAH HEEP), “Mistreated” von Deep Purple mit Tony Carey (ex-RAINBOW) und „Since You Been Gone“ und „Long Live Rock ́n ́Roll“ (beides RAINBOW) mit Graham Bonnet, RAINBOW-Sänger auf „Down To Earth“ von 1979 und als Grande Finale, “Smoke On The Water” mit… allen.
Leider habe ich nur die Musik, nicht das Bild vorliegen – aber was sich hier als ein buntes, dennoch aber gut abgestimmtes Potpourri an Classic Rock der letzten 30+ Jahre liest klingt auch genau so – eine hochgeradig lebendige Show mit vielen spannenden Gastauftritten, Ansagen, Nostalgie-Anspielungen, verteilt über 24 Songs. Ich würde fast behaupten man muss kein AXEL RUDI PELL oder STEELER Fan sein um hier seinen Spaß zu haben.
Übersicht Gastmusiker:
STEELER: Peter Burtz (Vocals), Tom Eder (Gitarre), Roland Hag (Bass), Jan Yildiral (Drums)
Rob Rock (Vocals) - YNGWIE MALMSTEEN, IMPELLITTERI
Jeff Scott Soto (Vocals) - YNGWIE MALMSTEEN, JOURNEY
Joerg Michael (Drums) - RUNNING WILD, STRATOVARIUS
BARREN EARTH mussten von "On Lonely Towers" den Weggang von Sänger Mikko Kotamäki (SWALLOW THE SUN) verkraften, was angesichts seiner sehr guten Leistungen auf den bisherigen BARREN EARTH-Alben ein herber Schlag für die Band gewesen sein muss. Mit Jón Aldará (HAMFERÐ) wurde ein überraschender Nachfolger gefunden. Handwerklich ist der Mann über alle Zweifel erhaben, aber sein Wohnsitz auf den Faröer Inseln dürfte die Entscheidung für BARREN EARTH nicht einfach gemacht haben. Aber wichtig ist auf'm Platz. Und da überzeugt die neue Konstellation voll und ganz. Der neue Mann am Mikro versteht es dabei, die Akzente zu setzen und kann sowohl mit seinen Growls als auch mit seinem klarem Gesang. Gerade mit letzterem kann er sich von seinem Vorgänger absetzen, während seine Growls zwar gut, aber denen Mikkos ähnlich sind. "Set Alight" oder "Howl" zeigen die Qualitäten des neuen Manns beispielhaft schön auf.
Stilistisch gehen BARREN EARTH den mit den vorherigen Alben eingeschlagenen Weg weiter, also alte AMORPHIS plus finnischer Düsterdoom plus ein wenig OPETH'sche Spielereien. Das funktioniert sowohl bei den kurzen Songs gut, wie dem das Album einleitende "Howl"/ "Frozen Processions"-Duo, als auch in den beiden die elf Minuten knackende und trotzdem nicht langweilig werdendem Titeltrack und "The Vault". Die Finnen wissen, wie sie ihre Songs schreiben müssen und haben es fertiggebracht, sich dabei noch einmal zu steigern und keinen schwachen Song auf "On Lonely Towers" zu packen. Klar, hier und da gibt es mal Parts, bei denen sich etwas im Detail verloren wird, aber das ist zum Glück sehr selten der Fall. BARREN EARTH verstehen es, den Hörer mit gutem Songwriting und dichter Atmosphäre zu fesseln und ihn die gute Stunde lang wie im Flug vergehen zu lassen.
Wo gedeiht eine Mischung aus ziemlich paganem Black Metal und schwärzlich angehauchtem Pagan besser als in Bayern? Die Rothenburger THORMESIS konnten schon mit ihren letzten Veröffentlichungen „Vergangene Asche“ (2010) und „Von Leere Und Tod“ (2012) ordentlich punkten. Ihr neustes Werk „Freier Wille – Freier Geist“ ist diesmal unter dem Label MDD Records (NOCTE OBDUCTA, VARGSHEIM, ASENBLUT, etc.) erschienen und soll dem ganzen die Krone aufsetzen:
THORMESIS spielen deutschsprachigen Schwarzmetall, der mit paganen Elementen, akustischen und extrem harmonischen Parts gewürzt wird. So reihen sich hier schwärzeste Riffs nahtlos an epische Intros und heroischen Klargesang. Ob gleich „Freier Wille – Freier Geist“ sich sämtlichen genretypischen Trademarks bedient, liefern die Bayern hier mehr als einen blanken Abklatsch der letzten Alben und liefern ein spannendes, mitreißendes Album voller Herzblut. So fällt es auch schwer irgendwelche Anspieltipps zu nennen. Sei es der geniale Opener „Freier Willer – Freier Geist“, das paganere „Weltenschrei“, das Assoziationen mit RIGER oder AHNENGRAB hervorruft, oder das wunderschöne, nein epische Lied „Mein Letztes Lied“. „Für Ein Totem“ Setzt sich mit rasender Geschwindigkeit und mächtigem Refrain sofort im Ohr fest und sticht ein Bisschen hervor – Hier ist der Pagan Metal Anteil neben „Weltenschrei“ und „Trostlos“ mit Christoph Hellmann (RIGER/AHNENGRAB) am Höchsten. Mit „Wenn Der Schmerz Dich Lobt“ folgt ein weiterer Ohrwurm mit sehr eingängigem Refrain, der ruhigeren Machart.
Ein hervorragendes Album ist „Freier Wille – Freier Geist“ geworden! Keine Leere, keine Dopplungen, keine Schwachstellen. Die Lyrics sind durchdacht, das Artwork passt zum Inhalt und THORMESIS erfüllen (ein Weiteres Mal) alle Erwartungen! Für mich die beste Veröffentlichung dieses Genres 2015, hier muss man drann bleiben! Ein Muss für Fans von AHNENGRAB, ASENBLUT, VARG, RIGER, HANGATYR und NASTRANDIR.
INFERNUS, das ist das infernalistische Böse aus Oregon, Portland. Vier US-Amerikanische Musiker, die sich unter obscuren Pseudonymen in Satanistischen Ritualen geschworen haben, alles was christlich ist zu vernichten – beziehungsweise zu „zermalmen“. „Grinding Christian Flesh“ ist nun nach dem 2012 erschienen Debüt „Nex Um Monastica“ die zweite Hass-Tirade der Schwarzmetaller. Wie ernst sich INFERNUS nehmen ist fraglich. Das Art-Work, die Aufmachung und allem voran die Lyrics zeugen hier von einem gewissen Pseudo-Satanismus. Nichts desto trotz wissen INFERNUS auf der Schnittstelle zwischen VENOM, DESTRÖYER 666 und DESASTER wohl zu überzeugen: Dreckiges Riffing, ein wütendes Schlagzeug und fiese Vocals. Ein Wenig Mystic via Sampler und zwei Cover – natürlich „Crush the Jewish Prophet“ von INQUISITION und „Black Metal Sodomy“ von HORNA – fertig ist der Braten. Ein tatsächlich allem in allem gelungenes Blackend Thrash Feuerwerk. Höhepunkte finden sich vor allem in dem ausgesprochen eingängigen „Worms Of The Casket“, das durch den beinahe genauso gelungenen Titeltrack eingeleitet wurde. Auch die „Pagan Warfront“, das mystisch-satanische „Candles, Horns And Tongues“ und das thrashigere „Verminnihilation” sowie das von düsteren Melodien und schnittigen Soli getragene „Perversion Reliquary“ stechen hervor. Wer auf Black’N’Thrash aus den USA steht, der sollte hier zuschlagen!
MORGOTH sind seit fünf Jahren wiedervereinigt. Was aber noch länger zurückliegt ist ein Album. Tatsächlich liegt das letzte viele, viele Jahre zurück: Aus dem Jahre 1996 stammt „Feel Sorry for the Fanatic“ nämlich – damals noch mit Marc Grewe am Mikro. Für ihr Comeback namens „Ungod“ haben sich die NRW’ler Niemanden geringeres als Karsten „Jagger“ Jäger – den Sänger von DISBELIEF – geangelt. Wohl an, das kann ja nur ordentlich werden!
Und tatsächlich ist „Ungod“ unterm Strich ein solides Death Metal-Album geworden. Die Vocals fügen sich hier perfekt in die dreckigen Riffs und das rumpelnde Schlagzeug ein und sorgen für ein homogenes Ganzes. Ein leichter Hauch industrieller Elemente würzt das ansonsten durch und durch old-schoolige Werk. Man könnte fast sagen, dass MORGOTH (das etwas experimentellere Werk „Feel Sorry For The Fanatic“ einmal außen vor gelassen) den Faden von „Odium“ aus 1993 (!) wieder aufgenommen haben und mit Donnerblitz und neuem Sänger, so wie jeder Menge netter Riffs und Melodien nach vorne preschen. Ein House Of Blood“ oder eine „Nemesis“ brennen sich einfach ins Ohr und beweisen, das MORGOTH immer noch ziemlich gut in ihrem Werk sind! Auch die beiden instrumentalen Stücke „Ungod“ und vor allem das Fiale „The Dark Sleep“ zeigen diese Qualitäten auf.
Ein gelungenes Comback für Fans von Mid-Tempo-Death Metal der alten Schule mit ordentlichen Riffs und Grooves.