Ob ESKIMO CALLBOY das Beste sind, was jemals aus dem wunderschönen Castrop-Rauxel kam, darf je nach lokalpatriotischer Ader munter diskutiert werden. Fakt ist, dass die Band mittlerweile nicht nur in Deutschland für Aufsehen sorgt, sondern sich weltweit einen Namen gemacht hat. "Crystals" wird sicherstellen, dass das weiterhin so bleibt, denn mit dem verdammt eingängigem Album haben ESKIMO CALLBOY ihr bis dato bestes Werk abgeliefert. Natürlich müssen einige Ansprüche begraben werden: weder finden sich hier tiefsinnige Texte, noch eine differenzierte Produktion oder musikalischer Tiefgang. Aber wer sich von solchen Ansprüchen freimachen und auf ein poppig-eingängiges Album einlassen kann, wird mit einer witzigen Scheibe belohnt. Die Produktion macht Druck, ohne den Gitarren auch nur den Hauch einer Chance der Abgrenzung vom Bass zu geben, und macht laut aufgedreht natürlich Laune. ESKIMO CALLBOY bedienen sich in den neuen Songs Elementen aus Elektro, Pop und Hiphop und vermischen das alles munter mit Metalcore und Nu Metal. Überraschenderweise ist der mit SIDO eingespielte Song "Best Day" das Highlight der Platte und lässt den Wunsch nach einer vollständigen Crossover-Platte der beiden Künstler aufkommen. "Crystals" bewegt sich auf einem durchweg hohem Niveau, vom Mitsing-sicherem Opener "Pitch Blease" (sic!) über das mit Boygroup-Zitat ausgestattete "Baby (T.U.M.H.)" bis zum abschließenden Doppel "Walk On The Thin Line" und "Closure". Keine Musik für die Ewigkeit, aber für eine witzige Show genau das Richtige. Und für haufenweise Teens, die alles noch nicht so richtig ernst nehmen und cool sein wollen, ist das sowieso der richtige Soundtrack. (lh)
Crystals
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
39:35 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Endless Forms Most Beautiful
Dass NIGHTWISH in der Regel lieber klotzen als kleckern, wenn sie etwas anpacken, ist hinlänglich bekannt. Und so erscheint es denn auch nur passend, dass die Finnen sich nun mit „Endless Forms Most Beautiful“ auf die Fahnen geschrieben haben, die gesamte Evolution in ein einziges Album zu kondensieren. Denn genau das ist die hinter dem jüngsten Silberling steckende Thematik – schon der Titel entstammt einem Zitat Charles Darwins und zu Beginn und Abschluss des Albums tritt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins als Erzähler in Erscheinung. Das sind natürlich große Ambitionen, aber NIGHTWISH haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie auch ehrgeizige Projekte stemmen können, ohne dabei hinter den Erwartungen zurückzubleiben, und so verhält es sich auch mit „Endless Forms Most Beautiful“.
Das erste, was einem beim Hören auffällt, ist die Tatsache, dass sich das neue Werk vom Hörgefühl deutlich vom sehr episch-folkigen, Soundtrack-haften Klang seines Vorgängers unterscheidet, gleichzeitig aber dennoch schon vom ersten Ton an absolut unverkennbar nach NIGHTWISH klingt. Unter einer Spielzeit von viereinhalt Minuten fängt man diesmal gar nicht erst an. „Shudder Before The Beautiful“ kommt wuchtig und energiegeladen daher, „Weak Fantasy“ legt in Punkto Bombast noch mal eine Schippe drauf. Die Singleauskopplung „Élan“ ist ruhiger gehalten und mit Abstand der radiotauglichste Song, den das Album zu bieten hat, der Gesang von Sängerin Floor Jansen steht hier deutlich im Vordergrund. Anders dagegen das sich anschließende „Yours Is An Empty Hope“, das den härtesten und aggressivsten Track darstellt. Das ruhige, klavierbetonte „Our Decades In The Sun“ bietet Gelegenheit zum Durchatmen, „My Walden“ erinnert mit seinem sehr melodiösen und folkig-angehauchten Klang noch am ehesten an den einen oder anderen Song von „Imaginaerum“. Auch das ergreifende, eingängige „Alpenglow“ geht schnell ins Ohr. Der ruhige Instrumentaltrack „The Eyes Of Sharbat Gula“ dient als Wegbereiter für das nachfolgende Albumfinale, hätte jedoch etwas kürzer ausfallen können. Und schließlich beginnt mit „The Greatest Show On Earth“ der Höhepunkt des Albums – sowohl Titel als auch Länge des Songs (schlappe vierundzwanzig Minuten) sind bereits im Vorfeld ein dezenter Hinweis darauf, dass hier keine halben Sachen gemacht werden. „The Greatest Show On Earth“ ist das Konzept des ganzen Albums, gegossen in ein einziges, monumentales Lied, und entsprechend gestaltet sich die musikalische Bandbreite. Von ruhigen, meditativ-verträumten Momenten bis zur vollen Breitseite an Bombast ist alles vertreten, trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss. In harmonischer Entsprechung zum Albumauftakt meldet sich auch bei „The Greatest Show On Earth“ Richard Dawkins erneut zu Wort und schließt somit den zuvor bei „Shudder Before The Beautiful“ geöffneten Rahmen. NIGHTWISH schaffen es mit diesem Song tatsächlich, die ganze Bandbreite und Erhabenheit der Schöpfung in Musik zu fassen, was weiß Gott kein kleines Kunststück ist. Fazit: Wenn eine Band im Stande ist, die Evolution musikalisch darzustellen, dann ist es diese. Mit „Endless Forms Most Beautiful“ liefern NIGHTWISH ein kompositorisch durchweg rundes Album ab und setzen einen weiteren Meilenstein in ihrer Geschichte.
Endless Forms Most Beautiful
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
78:0 ()
Label:
Vertrieb:
Interview
Ihr habt grade eure dritte US Tour hinter euch. Für eine deutsche Band schon ziemlich erfolgsversprechend. Wie ist das zustande gekommen?
Dominik: Bei der ersten US Tour hatten wir einfach Lust darauf und durch den Kontakt mit der Band VESTIGES hat sich das ergeben. Mit denen haben wir auch 2012 die Tour gespielt. Das war dann noch komplett DIY-mäßig, wir haben halt eine Band gesucht mit welcher wir dort touren können. VESTIGES haben dann unsere ganze erste US Tour gebucht als wir mit ihnen unterwegs waren. Die zweite und dritte US Tour waren jeweils möglich durch unsere letzten zwei Alben welche Metal Blade rausbrachte. Alles lief dann ein wenig professioneller ab, mit Booking Agenturen und dergleichen.
Ihr seid nun seit 2012 bei Metal Blade unter Vertrag. Würdet ihr also sagen es hat sich grundlegend etwas verändert für euch als Band, jetzt wo ihr bei einem größeren Label dabei seid?
Dominik: So direkt am Anfang nicht, aber in Laufe der Zeit hat es schon einige Türen geöffnet. Zum Beispiel wenn es um Booking Agenturen geht oder dass wir jetzt größere Festivals bespielen können. Die Aufmerksamkeit die man bekommt durch die Presse ist auch um einiges gewachsen. Auf jeden Fall ist uns das nach einiger Zeit bewusster geworden.
Euer neuer Drummer, Michael Kadnar, kommt aus New York. Wie ist es zu einer Zusammenarbeit mit ihm gekommen?
Anton: Da kommen wir wieder zurück zu unserer US-Tour, nämlich der zweiten. Dort haben wir mit seiner Band zusammen gespielt, BLACK TABLE. Kurz danach ist unser damaliger Schlagzeuger aus privaten Gründen ausgestiegen. Wir haben lange gesucht, bis Mike sich irgendwann gemeldet hat und meinte er macht das. Wir haben das erst als Scherz gehalten-
Dominik: ...das war ja auch erst ein Scherz-
Anton: -aber dann hat er es doch wirklich ernst gemeint. Wir ebenfalls und so haben wir es dann tatsächlich versucht. Bis jetzt-toi toi toi-, klappt alles ganz gut. Auch über die Distanz.
''Suffocating In The Swarm of Cranes“ und “Aeon Unveils The Thrones of Decay“ sind ja beides Konzeptalben. Mögt ihr vielleicht kurz erklären was sie behandeln und wie ihr auf diese Themen gekommen seid?
Dominik: Also das aktuellste Album,“Aeon Unveils The Thrones Of Decay“ ist ein Konzeptalbum über die Zeit und alles was sie mit sich bringt. Die Texte schreibe ich halt und zu der Zeit hat mich das Thema sehr beschäftigt. Ich habe Dinge reflektiert, wie sich alles im Laufe der Jahre verändert hat. So hat sich das dann ergeben, da die nächste Platte auch wieder ein Konzeptalbum werden sollte. Ich habe es den anderen vorgeschlagen die es abnickten. Bei der ersten Platte “Suffocating In The Swarm Of Cranes“...äh, worum gings nochmal (lacht). Achja, genau. Da ging es um eine Person welche einfach nicht mehr kann unter dem Druck von Außen. Quasi zusammenbricht. Die Realität nicht mehr gestemmt kriegt. Es wird halt eine Geschichte erzählt, vom ersten Song bis zum Schluss. Aber wie ich da drauf gekommen bin, das weiß ich allerdings wirklich nicht mehr. Ich nehme an ich war selber zu dem Zeitpunkt gestresst oder von irgendwas genervt. Aber auch da sollte es halt ein Konzeptalbum werden und da hat die Thematik gut dazu gepasst.
Zwischen all den ganzen Touren, vor allem in den USA was mit viel Zeit und Aufwand verbunden ist: habt ihr da überhaupt Zeit für ein geregeltes Privatleben oder andere musikalische Projekte?
Anton: Wir haben alle aus der Band nebenbei tatsächlich Full-Time Jobs um alles überhaupt gestemmt zu bekommen. Zeit für andere Bands oder Projekte gibt es da nicht wirklich. Da gibt es nur DOWNFALL OF GAIA. Und über den Touren hinaus verbringen wir die Zeit mit stinknormaler, alltäglicher Arbeit.
Wie schon erwähnt, behandelt euer letztes Album das Thema Zeit und dazu die Vergänglichkeit des Lebens, nehme ich mal an. Wenn ihr euer Leben so betrachtet, gibt es etwas was ihr unbedingt noch machen müsst bevor es vorbei ist?
Dominik: Also, ich bin ganz zufrieden.
Anton: Ich denke was die Musik angeht sind wir in der Tat alle mehr als zufrieden und können diesbezüglich echt nicht meckern. Wir haben wahres Glück gehabt bei so einem Label zu landen. Dazu macht alles noch Spaß wie am ersten Tag. Deshalb, was das musikalische betrifft, da können wir uns echt nicht beschweren und ich glaube, wir würden alles wieder genauso machen. Es war eine schöne Entwicklung. Mit Höhen und Tiefen, aber sowas gehört im Leben ja einfach dazu. Unseren größten Wunsch haben wir uns letztes Jahr erfüllt: dort haben wir nämlich mit NEUROSIS spielen dürfen. Das war für einige von uns die Band welche, nun ja, ich will nicht sagen, welche man vergöttert hat. Aber sie hat uns schon sehr geprägt.
Vielleicht mögt ihr einen kleinen Ausblick geben was so in der Zukunft ansteht?
Peter: Also, im Moment haben wir weitere Touren geplant. Im August zum Beispiel spielen wir auf einem Festival in Rumänien, das Rockstadt Extreme Fest. Außenrum machen wir eine kleine Europa Tour. Davor sind wir im Juni auf dem TNT-Open Air in Würzburg. Und Ende des Jahres haben wir eine Australien und Japan Tour geplant. Weitere Alben sind soweit nicht in Sicht, wir konzentrieren uns erstmal auf's Touren und sehen dann weiter. Wir haben jetzt halt keine Zeit um neues Material zu schreiben für ein weiteres Album.
Review: Le Baiser De La Mort
Heidewitzka, und schon wieder ne neue KILLERS. Seit 2012 ist dies das nunmehr dritte Studioalbum und zwischendurch gab es auch noch eine Live-Doppelscheibe. Muss unter so einem Output nicht zwangsläufig die Qualität leiden? Offensichtlich nicht im Fall der französischen KILLERS. Denn auf „Le Baiser De La Mort“ klingen KILLERS immer noch hungrig und neugierig auf Neues. Auch wenn man immer noch kräftigen und vor allem bissigen Speed Metal an der Grenze zum Thrash darbietet, so hat sich der Sound gegenüber „10:10“ und „Imido“ doch ein wenig geändert. Düsterer ist man geworden und auch einen Zacken vertrackter und schräger. Alles aber im nachvollziehbaren Rahmen. „Le Baiser De La Mort“ fordert einem definitiv mehr ab als seine beiden direkten Vorgänger, hat dadurch aber eine erhöhte Langzeitwirkung und lädt ein sich intensiv mit den sieben neuen Songs zu beschäftigen. Nach den beiden Speed Granaten „Bon Gré, Mal Gré“ und „Folie Défoule“ kommt mit dem fast viertelstündigen „L'Autre Côté“ die erste dicke Überraschung. Manchmal klingen hier die Gitarrenharmonien fast nach Melodien aus dem kranken Hirn eines Danny Elfman. Nach „Légende“ vom 99er Album „109“ haben wir es hier mit dem zweit-längsten Song in der Geschichte von KILLERS zu tun. KILLERS haben einen abwechslungsreichen und spannenden Songmonolithen erschaffen, der wahrlich beeindruckt. Die vielen Tempowechsel und unterschiedlichen Stimmungen wirken alle schlüssig und wurden sinnvoll miteinander verknüpft. Im folgenden instrumentalen Titelstück wird dann wieder richtig Gas gegeben und mit großartigen Gitarrenparts nicht gegeizt, was dazu führt, dass man den Gesang zu keiner Sekunde vermisst. Genauso schnell geht es bei „Aimer“ weiter. Hier wurde der „Rondo Alla Turca“ von Mozart verarbeitet. Das haben zwar STORMWITCH anno dazumal auch schon gemacht, aber erstens wird er hier nur partiell zitiert und zweitens hat die KILLERS-Interpretation entschieden mehr Pfeffer. Das ist Speed Metal in tödlicher Perfektion. Nun wird es Zeit für eine weitere kleine Tradition aus dem Hause KILLERS: Mit „Etorkizun Bidea“ folgt eine in baskisch vorgetragene Nummer. Musikalisch bewegen sich KILLERS zuerst in -für ihre Verhältnisse- recht melodischen Gefilden, nur um dann umso kräftiger Gas zu geben. Mit „L'Ordre Des Choses“ wird „Le Baiser De La Mort“ einmal mehr mit High Speed und Melancholie würdig beendet. Was mich beeindruckt ist, wie abwechslungsreich man ein Album gestalten kann, auch wenn man sich tempomäßig und stilistisch in einem doch recht engen Rahmen bewegt. Mir gefällt's und KILLERS dürfen sich den dritten Tip in Folge einfahren. Hattrick gelungen.
CD gibt es wie immer für nen fairen 10er (inkl. Porto) unter http://killers.perso.sfr.fr/
Le Baiser De La Mort
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
44:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Where Evil Dwells
Oberlippenbart, Stretchjeans, High-Tops und ein schönes Kult Shirt aus den 80ern. Wer sich jetzt denkt, das sei der Gipfel der Haute Couture, der liegt vermutlich musikalisch mit den finnischen Speedies von RANGER genau richtig. Nach einigen im Underground umjubelten Demos und E.P.s stellen RANGER mit „Where Evil Dwells“ ihren ersten Longplayer vor. Und gehen dabei oldschool as fuck zu Werke. Alleine der Sound ist die 100 prozentige Antithese zu allen Andy Sneaps und Tue Madsens dieser Welt. In Sachen Songwriting orientiert man sich an den dreckigen Speed Metal Heroen der goldenen Dekade. RANGER sind also ein Bastard aus EXCITER, WARRANT, VECTOM, IRON ANGEL oder frühen ZNÖWHITE. Fronter Dimi gefällt mit rotzigen Vocals im Stile eines Paul Baloffs (EXODUS) oder gemäßigten Schmiers (DESTRUCTION, HEADHUNTER, PANZER). Obwohl man den Fuß recht stabil auf dem Gaspedal lässt, wirkt das knapp 40 minütige Erstlingswerk erfreulich kurzweilig und so gar nicht eintönig. Die guten Soli wiederum sorgen für einen gekonnten Kontrapunkt zum gewollt dilettantischen Grundsound. Manchmal kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Fronter Dimi mit seinem Gesang ne Spur neben dem Timing liegt („Black Circle“), aber auch hier habe ich die Vermutung, dass das weniger Unvermögen, sondern eher authentisches 80er-Worshipping sein soll. Ob das nun als cool oder eher dämlich empfunden wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mit dem Titelstück gibt es sogar eine Nummer jenseits der 10 Minuten Grenze, selbige hätte zwar auch ruhig ein, zwei Minuten kürzer sein können, dies trübt den Gesamteindruck dieses starken Speed Metal Werks aber nicht wirklich. RANGER stehen für die pure Essenz des Heavy Metals und wer auf der Suche nach selbiger ist, der ist mit „Where Evil Dwells“ mehr als gut beraten.
Where Evil Dwells
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
38:48 ()
Label:
Vertrieb:
Satte fünf Jahre liegen seit der letzten NEGURA BUNGET-Veröffentlichung zurück. Nun holen die Rumänen weit aus und liefern mit „Tau“ Teil I ihrer „Transivalian Trilogy“, welche sich mit der Landschaft ihrer Heimat befassen soll. (Teil II wird das Volk, Teil III die Sitten dieser beschreiben). Das klingt doch mal nach einem gewaltigen Stück Arbeit, andererseits bilden die rauhen Weiten Rumäniens wohl ein gutes Fundament für atmosphärischen Schwarzmetall.
Tatsächlich treibt „Tau“ einen mit vielen schönen Melodien, einem Hauch Folklore und Pathos – aber auch eisigen Riffs und brachialer Geschwindigkeit an eisige Seen und in tiefschwarze Wälder. Ein wenig verschachtelt und verträumt, dann wieder gradlinig rasend – dass sind NEGURA BUNGET 2015. Flöten, Pan-Flöte und traditionelle Männerchöre tauchen hier ebenso auf wie scheppernde Becken und druckvolle Riffs. „Tau“ ist ein sehr kontrastreiches Werk: Während Songs wie der Opener, „Tarim Vilhovnicesc“ oder „Picu Vio Foc“ teils ziemlich flott werden, sinkt das Tempo in Liedern wie „La Hotaru Cu Cinci Culmi“ oder „Curgerea Muntelui“ und eine urtümliche folkige Veträumtheit macht sich breit. In „Impodobeala Timpului“ wird es dann auf einmal überraschend kulturell heiter. Traditionelle Klänge und rumänischer Frauengesang machen sich breit. Tatsächlich passt das nicht so ganz ins Bild und hätte wohl auch auf Teil II der Triologie sicher Platz gefunden – liefert aber Aufhellung, bevor es mit „Picu Vio Foc“ wieder düster wird. „Schiminiceste“ liefert dann einen stimmungsvollen Ausklang.
Mit all seinen Facetten und Anspruch ist "Tau" sicher nichts für nebenbei. Hier treffen Welten auf einander, die erhabene Landschaft Rumäniens auf (in unserem Falle) europäisches Gehör. Das ist teils wunderschön und hat einige Höhepunkte („Tarim Vilhovnicesc“, „La Hotaru Cu Cinci Culmi“, „Picu Vio Foc“, „Schiminiceste“), kann aber auch leicht übertrieben wirken wie es in „Impodobeala Timpului“ der Fall ist. Kulturelle Offenheit und ein Faible für eine gewisse Bandbreite zwischen Tempo und Ruhe sind hier feste Grundvoraussetzung für den Hörgenuss. Bringt man diese mit, kann man sich hier an einem sehr vielschichtigen Werk von dichter Atmosphäre mit vielen schönen Melodien erfreuen. Für Fans von (neuer) ENSLAVED, DORDEDUH, der neusten ARKONA und FINNTROLL.
Für Fans und Sammler ist der Erwerb der Digi-CD zu empfehlen. Hier gibt es ein 72-Seitiges Hardcoverbuch mit etlichen Landschaftsaufnahmen, englische Übersetzungen der Lyrics und ein alternatives Artwork, sowie eine Bonus-CD und Bonus-DVD.
Tau
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
08
Länge:
50:32 ()
Label:
Vertrieb:
Auf eine nunmehr 24-jährige band -Geschichte blicken ENSLAVED zurück: Die ersten Veröffentlichungen der Norweger waren noch komplett in norwegisch gehalten und stilistisch sehr stark an die Werke ihrer Black Metal-Kollegen DARKTHRONE und MAYHEM anglehnt – mit dem Unterschied, dass ENSLAVED seit jeher die nordische Mythologie zu ihrem Thema machten. So prägten die Norweger – neben den Schweden BATHORY – mit ihrem zweiten Album „Frost“ (1994) entscheidend den Viking Metal. Später wurde der Gesang schließlich englisch und ENSLAVED zunehmend experimenteller. Dass ein Mix aus Black-/ Viking Metal und Progressive Rock kein No-Go ist wurde längst bewiesen.
Und so schreiten ENSLAVED auch mit ihrem mittlerweile dreizenten Album auf jenen experimentellen Pfaden. Das Artwork besticht mit rotem Sonnenuntergang, und als der grandiose Opener „Thurisaz Dreaming“ loslegt fegt es einem fast die Ohren weg. Unglaubliche Energie und Gewalt – man könnte fast sagen, die Urgewalt von ENSLAVED ist es, was da aus den Boxen dröhnt. Ein schöner, schwarzmetallisch-progressiver Song. Um Welten ruhiger geht es dann mit „Building With Fire“ und dominanten Klargesang eher in Richtung Progressive Rock, und auch „One Thousand Years Of Rain“ plätschert beständig aber mit bestechender Epic und einem höheren Härtegrad dahin.
Der Titeltrack „In Times“ letztlich präsentiert die Norweger noch einmal mit all ihren Facetten: Hier vermischen sich die klar erkennbaren Black Metal-Wurzeln mit der neueren, progressiven Vertracktheit. Blastbeats und jede Menge atmosphärische Momente vereinen sich und ergeben mit harschen Screams und einem erhabenen Clean-Refrain einen, wenn nicht sogar den Höhepunkt der Scheibe. Hier haben die Norweger alles richtig gemacht! Mit „Daylight“ wird es wieder ruhiger und zwischenweise muss man trotz beträchtlicher Black Metal-Ausbrüche unweigerlich an SÓLSTAFIR denken – Im Groben aber auch ein gelungener Song, der wohl auf das Art-Work anspielt.
So ist „In Times“ unterm Strich sicher nicht ENSLAVED genialstes Werk und auch sicher keine Neuerfindung der Norweger. „In Times“ ist keine Rückbesinnung zu alten Tagen und keine klare Fortsetzung des um Längen ruhigeren und progressiveren „RIITIIR“. Was ENSLAVED hier geschaffen haben ist ein weiteres, ausgesprochen starkes Album, dass auf seine eigene Art zu fesseln und begeistern weiß und für sich steht. Langjährige Fans sollten hier unbedingt reinhören!
In Times
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
06
Länge:
53:9 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten