Die meisten Bands werden den Anspruch haben, sich mit jedem Release zu steigern, aber wenige haben das so klar gesagt wie STICK TO YOUR GUNS. Da müssen die Amis jetzt liefern und "Disobedient" so gut werden lassen, dass das bereits saustarke "Diamond"-Album getoppt werden kann. Den Einstieg in das Album verkapern STICK TO YOUR GUNS direkt, "It Starts With Me" startet ganz schwach, gerade beim Gesang, und kann sich erst nach gut der Hälfte retten. Ein guter Einstieg in ein Album sieht anders aus. "What Choice Did You Give Us" und "Nobody" retten den Einstieg dann und zeigen STICK TO YOUR GUNS mit gut aufgebauten, eingängigen Songs. Dabei wird deutlich, dass "Disobedient" einen im Vergleich mit "Diamond" reduzierten Härtegrad hat. Nicht, dass die neue Platte jetzt softer Poppunk ist, aber stellenweise fällt schon auf, dass anno 2015 nicht mehr der pure Hardcore regiert. Dafür sind die Songs einen Ticken besser strukturiert als bisher gewohnt und geben öfter die Möglichkeit zu Klargesang, was Shouter Jesse für eindrucksvolle Leistungen nutzt ("The Crown"). Bei dem mit H2O-Toby eingespieltem "RMA" wird die Metalkante deutlich, die STICK TO YOUR GUNS schon immer hatten, was den Song zu einem Highlight der Platte macht. Bei "I Choose Nothing" hat sich Scott Vogel (TERROR) ins Studio geschlichen, kein Wunder also, dass es der heftigste Song der Platte ist. Auch die Einlage von ROTTING OUT-Fronter Walter bei "Nothing You Can Do To Me" darf nicht unerwähnt bleiben, ebenso wenig die wirklich guten politischen Texte der Platte. STICK TO YOUR GUNS runden "Disobedient" mit einer Ballade ab, was so nicht zu erwarten war... und relativ überflüssig ist. Den sehr guten Eindruck, den die Platte hinerlässt, kann das aber nicht schmälern. "Disobedient" klingt anders und zeigt, dass in drei Jahren viel passieren kann. STICK TO YOUR GUNS haben ihren Sound leicht geändert, dabei zum Glück aber ihren inhaltlichen Anspruch nicht heruntergeschraubt. Die neuen Songs machen Spaß und sind auf Augenhöhe mit den "Diamond"-Nummern. Wirklich besser sind sie nicht, was sich nicht komplett mit dem STICK TO YOUR GUNS-Anspruch der konstanten Verbesserung deckt, aber das ist jammern auf hohem Niveau.
Das dreifarbige Vinyl, leider ein US-exklusiver Release, ist zudem wirklich schick.
Disobedient
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
30:58 ()
Label:
Vertrieb:
HELRUNAR, zuletzt spätestens 2011 mit „Sól I & II“ durchaus positiv aufgefallen, sind mit „Niederkunfft“ mit einer guten Stunde deutschem (Pagan?) Black Metal zurück. Die Band tritt dabei in ihre eigenen Fußstapfen und präsentiert eine gute Stunde atmosphärischen Black Metal mit wenig aggressiven Double Bass Orgien, dafür mit klarem Konzept und viel bedrückend-doomigen Elementen.
„Niederkunfft“ befasst sich dabei mit der europäischen Menschheit in der Zeit zwischen den Mittelalter und der Neuzeit – und dementsprechend textlich viel mit Religion, Krieg, Armut, Hungersnöten und Aufklärung – nun, bei HELRUNAR sollte man eben kein Abstract von einem Scheibenwelt-Roman erwarten (Anm.: Das sei an dieser Stelle mal mein Tribut an den kürzlich verstorbenen Terry Pratchett).
Doch genau diese textliche und musikalische Ausgestaltung sorgt dafür, dass das Album eine verdammt starke, pressende Atmosphäre aufbaut und über die gesamte Laufzeit von knapp einer Stunde an keiner Stelle wirklich nachlässt. Zugegeben: Wenngleich der englische Song „Devils, Devils Everywhere“ zwar sowohl textlich wie musikalisch auf die Scheibe passt, zwischen „Totentanz“ und „Magdeburg brennt“ wirkt er etwas arg deplaziert. Das macht allerdings weder die Nummer, noch denn das Album, wirklich schlechter. Ihr werdet spätestens dann entschädigt, wenn mit „Grimmig Tod“ 3 Minuten lang ein kurzer, rein gesanglicher Einspieler im Stile eines Klageliedes mit Geräuschen von lodernden Flammen hinterlegt die letzten 20 Minuten des Albums einleutet – übrigens wörtlich. „Die Kirch Ist Umgekehret“ erlaubt sich einige Glockenschläge bevor die ersten, tiefen Powerchords in den Raum hineinhallen. In Kurzform, es mangelt nicht an einer gelungenen Umgebung für den fiesen Black Metal.
Wer also auf drückend-doomigen, deutschsprachigen Black Metal mit tiefen Vocals und ernsten Texten steht, der wird mit HELRUNARs neuer Platte sicher mehr als zufrieden sein.
Niederkunfft
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
56:26 ()
Label:
Vertrieb:
Der zweite Release von IMPLORE aus Hamburg dröhnt und macht Lust auf mehr. Power It Up hat diese neun Minuten Spaß veröffentlicht, ein Name der für Grindcore Größen und so manche Perlen gilt. “Black Knell" ist das allerneuste Kunststück dieser Band und was soll man sagen außer: diese knapp zehn Minuten sind ganz schön trve.
IMPLORE wurde in der schönsten Hansestadt 2013 nach einem gemeinsamen Abend in der Roten Flora gegründet: Daniel (Gitarre) traft Gabriel (Bass+Vocals), zeigte ihm Demos, Begeisterung folgte und eine Zusammenarbeit die bis heute geht. Unterstützung gab es eine zeitlang von Chris Bass von HEAVEN SHALL BURN. Doch auch wenn dieser Name fällt, der Schein trügt. IMPLORE sind einfach mal hart dreckiger Deathgrind, da wird nicht lange gefackelt. Die einzelnen Tracks, das Cover, die Stimmung. Aufgenommen wurden die Drums von Kevin Talley, der unter anderem mit SUFFOCATION, HATE ETERNAL oder DYING FETUS gespielt hat. So gesehen, ist “Black Knell“ erbarmungslos. Es ist einer dieser Platten die man eigentlich auf Endlosschleife setzen könnte, man will mehr und sobald man richtig heiß wird ist es schon wieder vorbei. Nun, da haben wir es wieder. Immer hört es auf, wenn es am schönsten ist. Aber hey, gutes Zeichen ist es allemal!
Black Knell
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
6
Länge:
9:40 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Higher Mountain - Closer Sun
Aus Finnland kommt die Boogie-Rock`n`Roll-Band THE MILESTONES, die sich im Spannungsfeld der Rolling Stones, AC/DC und nicht zuletzt der BLACK CROWS bewegt. "Higher Mountain - Closer Sun" heißt der neue Output und schlägt in eine ähnliche Kerbe wie die drei vorangegangenen Alben.
Die lebhafte Mundharmonika bei der Eröffnungsnummer setzt einen Farbklecks auf die ansonsten innovationsfreie Rock´n´Roll-Kost. Die Finnen verstehen ihr Geschäft, und so gibt es handwerklich und soundtechnisch nichts an dem Teil auszusetzen.
Das Ding ist nicht schlecht und macht durchweg Laune, doch der ganz große Wurf ist THE MILESTONES mit diesem Album wohl nicht gelungen. Die Frage ist, ob man DEN heuer überhaupt mit einer Boogie-Rock´n´Roll-Nummer landen kann?
Higher Mountain - Closer Sun
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
46:15 ()
Label:
Vertrieb:
“Face Everything And Rise” ist das Motto, das sich hinter dem Albumtitel “F.E.A.R.” versteckt hat und an dem Jacoby Shaddix sich in der jüngeren Vergangenheit zu orientieren suchte: nachdem der Sänger eigenen Aussagen zufolge die letzten Touren der Band zumeist in passablem Zustand begonnen, nach geraumer Zeit on the road jedoch in eher desaströser Verfassung beendet habe, lag der Fokus abseits der Bühne während der letzten Tour auf einem gesünderen Lebenswandel und das Songwriting wurde aus diesem Grund komplett ins Studio verlegt. Herausgekommen ist dabei „F.E.A.R.“, das unter Beweis stellt, dass es auch ohne hingebungsvolle Selbstzerstörung geht. Schon der als Opener fungierende Titeltrack drückt ordentlich auf die Tube und auch die nachfolgenden „Skeletons“ und „Broken As Me“ gehen ziemlich die Vollen. Ein wenig ruhiger geht es bei „Love Me Til It Hurts“ und „Never Have To Say Goodbye“ zu. Stärker an die alten Nu Metal-Zeiten erinnert „Gravity“, dessen Strophe ausschließlich gerappt daherkommt, was im Vergleich mit dem ruhigen, schön melodiösen Refrain leider einen etwas arg harten Kontrast ergibt – besonders der etwas befremdlich klingende Zwischenteil wirkt hier recht deplaziert. Das schnell im Gedächtnis haftende „Devils“ beginnt ruhiger, rockt jedoch im Refrain was das Zeug hält und für den Rausschmeißer „Fear Hate Love“ wird noch mal eine Schippe Aggression draufgelegt, was in diesem Fall leider auf Kosten der Eingängigkeit geht. Alles in allem haben PAPA ROACH jedoch ein rundes Album abgeliefert, das man mit Spaß anhört, auch wenn der eine oder andere Song vielleicht erst beim zweiten Mal so richtig im Ohr hängen bleibt.
F.E.A.R.
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
42:11 ()
Label:
Vertrieb:
Mit „Sum Of The Parts“ steht nunmehr eine offizielle und unter Mitwirkung des besten GENESIS Line-Ups autorisierte Bandbiografie als Bild-/Tondokument zur Verfügung. Was Peter Gabriel (vocals), Steve Hackett (guitars), Mike Rutherford (bass), Phil Collins (drums) und Tony Banks (keyboards) für die Prog- Rock- und Popwelt bedeuten, braucht man keinen Musikliebhaber mehr näher zu bringen. Und für die Fans der Band bringt GENESIS „Sum Of The Parts“ eher weniger Neues.
Aber für alle die nicht nur die überragenden Progwerke der 70er oder den Bombast Pop-Rock der 80er musikalisch konsumieren, sondern tiefer in den Band-Kosmos von GENESIS und den fünf herausragenden Künstlern eintauchen wollen, jene darf man die etwas über zwei Stunden Material ans Herz legen.
In vielen Einzel- und Gruppeninterviews mit fast allen früheren Bandmitgliedern und Wegbegleitern und mit Bildmaterial aus allen Epochen - von der Gründung in den 60ern, über das geniale Line-Up der ersten Erfolgsalben, den Abgang von Peter Gabriel und Steve Hackett, den Chartstürmern in den 80er und 90er sowie dem erfolgreichen Soloschaffen der Protagonisten – zeigt die BBC-Dokumentation den kontinuierlichen Entwicklungsweg von GENESIS. Aber auch, vor allem in den Interviews, werden die Spannungen innerhalb der Band, die zum Teil doch unterschiedlichen Auffassungen thematisiert. Gerade letzteres, die kritischen Töne, machen „Sum Of The Parts“ zu eine guten Dokumentation. Das hier der gute Phil Collins und Peter Gabriel mal wieder meist im Mittelpunkt stehen überrascht nicht, dass man die Phase mit Ray Wilson fast unter den Tisch kehrt muss aber kritisch bemerkt werden. Was aber an einer Empfehlung für die GENESIS-Gemeinde nicht ändert.
p.s.: Das Bonusmaterial umfasst dann circa nochmals 30 Minuten Interviews welche dem Schnitt der TV-Fassung zum Opfer fielen.
Sum Of The Parts
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
-
Länge:
124:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten