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Ravenhead

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Grob zwei Jahre ist es her, dass ORDEN OGAN mit "To The End" mächtig auf's Holz kloppten und sich in unerwartet kalte Welten vorwagten. Nun wird es mit "Ravenhead" gar richtig düster. Tatsächlich erinnert das blau-grüne, thrashige Art-Work mit Zombie-Mönchen und Sumpf-Monster kaum an heroisch klingenden Power Metal. Wie aber haben die Arnsberger sich klanglich entwickelt? Zunächst leitet ein (für Power Metal recht) düsteres Instrumental die neue Scheibe ein, gefolgt von neun Songs und einem Interlude. Man könnte sagen, dass "Deutschlands Neue Nr. 1 des Power-Metal" da weitermacht, wo 2012 aufgehört wurde: Eingängige Songs, die nicht zu sehr in Kitsch und Drachenblut versinken, dafür mit einer gewissen Düsternis und Epic aufwarten können. Viel Klavier, Background-Vocals, Samples, aber auch mächtiges Schlagzeug und fette Gitarren erfreuen hier das Ohr. Die Vocals sind wie gewohnt sehr angenehm tief. So bietet "Ravenhead" dem Hörer besten Power Metal. ORDEN OGAN hatten schon immer ein wahnsinniges Talent, wenn es darum ging eingänge Riffs und mitsingbare Refrains zu kreieren und haben es auch 2015 nicht verloren: Songs wie das schon vorab veröffentlichte "F.E.V.E.R", das mystische "The Lake", den unüberwindlichen Ohrwurm "Evil Lies In Every Man" oder die Energie geladene Ballade "A Reason To Give" beweisen das. Viel stärker ausgeprägt als noch auf den Vorgänger-Aöben ist jedoch diese omnipräsente Finsternis, welche durch geschickte Instrumentierung jede Menge Athmosphäre in die Songs bringt. Gerade "The Lake" und das finster Outro "The Soon" profitieren sehr hier von. In "Evil Lies In Every Man" und "Here At The End Of The World" wird etwas mehr mit dem Gesang experimentiert, was im ersten Fall (Intro) doch etwas gewöhnungsbedürftig ist, im zweiten Fall mit den etwas rauheren Vocals doch recht gut funktioniert. Ohne Frage haben ORDEN OGAN mit "Ravenhead" ein weiteres großes Album geschaffen und wissen nach wie vor zu gefallen. Fans der Band können hier ohne zu Überlegen zuschlagen, und Fans von Bands wie BLIND GUARDIAN, GRAVE DIGGER und FREEDOM CALL sollten sich das Album auf jeden Fall mal durch den Kopf gehen lassen! Anspieltipps: "F.E.V.E.R", "The Lake" und "Ravenhead".

Ravenhead


Cover - Ravenhead Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:24 ()
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Interview:

Mit BLIND GUARDIAN über Nerd-Kultur und ein neues Album

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Interview

Das neue Album klingt doch schon ziemlich anders als das, was ihr vor 10 Jahren gemacht habt – klingt aber nicht so anders wie das, was ihr vor 2, 3 Jahren gemacht habt. Was mich mal interessieren würde: Wie nehmt ihr das selber wahr? Ist das ein krasser Schritt gewesen – oder mehr ein fließender Übergang?

Marcus (M): Das ist für uns eine ganz normale Evolution. Natürlich klingen wir nicht mehr wie in den 80gern, wir klingen auch nicht mehr so wie in den 90gern – aber die 80er/90er sind auch schon ein paar Tage vorbei. Wir haben damals als klassische Speed Metal Band angefangen, haben uns aber über die Zeit konstant immer weiterentwickelt. Es kamen immer Einflüsse über die Jahre hinzu.

Es ist ja, wie du selber sagst, nicht so ein mega-Umbruch, sodass die neue Scheibe nun etwas komplett anderes gewesen wäre. Es ist für uns einfach der nächste logische Schritt. Wobei ich sagen muss, dass das (bis auf ein paar ewig-gestrige Fans die immer noch schreien: Macht doch mal wieder „Majesty“ oder sowas), dass unsere Fans diese Entwicklung eigentlich vollkommen nachvollziehen können und auch mitmachen. Also, ich hab jetzt keinen gehört der sagt „Ich war total überrascht wie das Album klingt, da hab ich ja mit was ganz anderem gerechnet“ – es ist für uns einfach die logische Entwicklung. Wichtig ist es für uns überhaupt, den nächsten Schritt zu machen, weil wir keinen Bock haben das selbe zwei mal zu machen, sondern diese Evolution ist essentieller Bestandteil für uns.

Habt ihr mal darüber nachgedacht, mit Christopher Lee was zu machen?

M: Öööh... wir könnten mit ihm einen Dracula-Film drehen, da hätte ich jetzt total Bock drauf! [lacht]

Frederik (F): Als YouTube-Produktion vielleicht?

M: Genau! Ähm, hab ich jetzt bewusst noch nicht drüber nachgedacht, ne.

F: Ne, also da hab ich nun auch noch nicht drüber nachgedacht. Aber generell ist es so, dass wir Kooperationen über immer recht aufgeschlossen sind, also wenn er etwas machen will... soll er sich melden! [lacht]

M: Also, wir sind ja auf Facebook... schauen wir mal ob da Potential wäre!

Ich kann’s leider jetzt nicht direkt weiterleiten – aber das war irgendwie mein erster Gedanke: Da [„Beyond The Red Mirror“, Anm. des Autors] könnte man Christopher Lee mit reinpacken.

M: Wie gesagt, war jetzt nicht auf unserer To-Do-Liste... aber sollte sich mal etwas ergeben, er kommt bei einer Show vorbei, was auch immer, man kommt ins Gespräch, was weiß ich was passiert...

Show ist eigentlich auch ein ganz gutes Stichwort: Ihr habt ja eine riesen Menge an Fans, teilweise so jung wie ich [22, Anm. von dem, der 22. ist] und sind damit jünger als die Zeit, die ihr Musik macht – kennen aber auch euer komplettes Portfolio. Ihr habt aber auch die alten Fans die euch schon ewig kennen. Wie baut ihr mittlerweile, mit solchen Erwartungshaltungen, Live-Shows?

F: Das ist eigentlich relativ einfach: Man versucht irgendwie, allen Alben gerecht zu werden. Man versucht pro Abend mindestens einen Song pro Album drauf zu haben. Das ist manchmal bei den alten Alben etwas schwerer, aber so ab der „Twilight“...

M: Ab der „Twist In The Myth“ geht’s! [lacht]

F: Ne, also man versucht so diesem Schnitt an Fans gerecht zu werden. Natürlich möchte man auch alle Alben irgendwie repräsentieren. Dadurch ergibt sich auch die Schwierigkeit, dass mit jedem Album das neu rauskommt immer mehr Songs auf der Warteliste stehen. Deswegen haben wir auch einen ganzen Pool an Songs aus dem wir dann jeden Abend eine individuelle Setlist zusammenstellen. Man bereitet dann so 40, 50 Songs vor, die sind dann permanent abrufbar. Und dann sucht man sich da etwas Passendes zusammen.

M: Das ist genau das, was ich sagen wollte: Wir haben nun einen Pool von 40 Songs vorbereitet  (die wir logischerweise nicht jeden Tag spielen, sonst wären die Songs doch ziemlich lang), aber du kannst halt jeden Tag aus dem Vollen schöpfen. Was wir auch gerne machen ist jeden Tag die Setlist zu variieren. Zum einen kommen viele Fans zu mehreren Shows, das heißt sie haben dann eine sehr hohe Chance nicht zwei mal die gleiche Show zu sehen. Und für uns ist das auch wichtig: Wenn du jeden Tag die gleichen 18 Stücke spielst wird es irgendwann eine tödlich langweilige Routine. Und das kann ja nicht das Ziel sein. Von daher haben wir halt unsere große Grabbelkiste wo wir jeden Tag reingreifen können und bauen dann halt spontan eine Setlist zusammen. Es bleibt also spannend für jeden: Für uns und die Fans.

Das ist doch super. Aber wie macht ihr das bei dem neuen Album: Es wirkt, meiner Meinung nach, doch am stärksten wenn man es am Stück irgendwie hört. Ihr habt ja doch schon einen, ich sag mal, ziemlichen Flow darin der vielleicht sonst nicht so extrem ist. Man konnte doch sonst einfacher Songs rauspicken, war zu mindestens mein Eindruck. Seht ihr das auch so – oder meint ihr, dass man immer noch jeden Song live auf die Bühne hauen kann?

M: Ob wir die alle live umsetzen können wird man sehen. Wir haben noch nicht angefangen, diese Songs für Live zu proben, das ist das nächste was wir auf der Liste stehen haben. Ich glaube aber schon, dass da ein großer Teil der Songs relativ gut umsetzbar sein wird. Es wird, wie immer bei uns, eine Interpretation der Studioversion sein. Für die alten Aufnahmen ballern wir halt alles drauf was der Song unserer Meinung nach braucht. Und wenn dann... 40 Gitarren drauf sind, dann ist das halt so. Auf der Bühne stehen dann aber nur André und ich da.

Das heißt: Man muss abspecken, man muss umarrangieren. Man muss rausfinden: Bei dem Part ist jetzt die Linie wichtig, da spielen wir ein Solo, da ist dann wieder die Lead-Gitarre wichtig. Oder wir spielen beide Akustik, was auch immer – du musst halt jedes mal bevor wir auf Tour gehen schauen: Was braucht der Song, wie kriegen wir den umgesetzt? Aber normalerweise funktionniert das gut. Als Beispiel: Ich kann mich daran erinnern, als wir damals „And Then There Was Silence“ gemacht haben kam sofort unisono die Aussage: Den könnt ihr nie live spielen! Hm... ist eigentlich von der Umsetzung her eine der einfachsten Nummern. Ist jetzt nicht wirklich das Problem. Deswegen bin ich auch sehr optimistisch, dass wir die neuen Sachen relativ stressfrei umsetzen können.

F: Ich hab das nun eher so verstanden, dass du meintest, ob man den Song aus dem Gefüge, der Anordnung reißen kann...

Na ja, sowohl als auch!

M: Achso!

F: Nein, also, es stimmt ja alles was der Marcus gesagt hat. Abgesehen davon, dass wir schon mindestens 3 Songs in einer Vorab-Probe angetestet haben.

M: Es war aber keine richtige Tour-Probe.

F: Nein, es war keine Tour-Probe, aber es war immerhin schon mal ein Anfang. Und da hat sich abgezeichnet, dass es wunderbar funktioniert, wir werden auf jeden Fall 2, 3 Sachen spielen können. Für mich, während der Entstehungsphase des Albums war es schon so, dass es individuelle Songs waren. Aber mir geht es auch ähnlich: Mittlerweile empfindet man es als Einheit, so wie das früher so als Fan bei „Nightfall“ gegangen ist. Da funktioniert es mittlerweile natürlich auch, dass man da Songs von live rausnehmen kann, aber die ist natürlich durch diese textlichen Verbindungen auch immer so gewesen, dass man das Gefühl hatte, man müsste sie von Track 1 an spielen. Da habe ich mich immer schwer getan den Random-Button zu drücken. Was ich aber auch immer gerne bei CDs gemacht habe, wenn sie mir so nach 1000x hören irgendwie langweilig wurden kam immer irgendwann „Random“. Aber das habe ich bei der „Nigthfall“ irgendwie nie gemacht.

Und das würde mir jetzt vielleicht bei der jetzt auch so gehen, dass ich da einfach nicht sage: Die will ich nun durcheinandergewürfelt hören. Aber, wie gesagt, die Stücke sind ja schon eigenständig geschrieben und schon eigenständig genug, dass sie nun nicht gegenseitig zu sehr Bezug aufeinander nehmen, also es ist ja nicht so, dass nun am Ende irgendwie wieder ein Thema vom Anfang an aufgegriffen wurde. Insofern sind das individuelle Stücke, die halt irgendwie zusammengewachsen sind im Laufe der Produktion.

Wie lief eigentlich generell der ganze Aufnahme- und Produktionsprozess ab? Ihr habt ja doch schon ziemlich krasse Geschütze aufgefahren mit den Chören die ihr genutzt habt, mit der Mehrstimmigkeit – ich hab’s glaube ich „symphonisch“ und „monumental“ genannt. Es ist ja doch schon sehr breit im Sound. Was gab’s da für Schwierigkeiten?

M: Schwierigkeiten gab’s insofern, als dass wir bereits wieder (wie schon bei der letzten Platte) mit dem Prager Symphonieorchester zusammengearbeitet haben. Und an einer bestimmten Stelle der Produktion standen halt Orchesteraufnahmen an – und die Prager waren nicht verfügbar. Die waren halt auf Tour oder irgendwas, weiß ich nicht... und dann mussten wir uns halt nach Alternativen umsehen. Daraus sind dann im Endeffekt mehrere Orchester involviert geworden. Was so von Anfang an nicht geplant war! Die Metal-Bandaufnahmen sind eigentlich Standard-Prozedere. Wir haben unser eigenes Studio, wir nehmen alles bei uns auf. Was wir mittlerweile machen (womit wir auch schon beim letzten mal angefangen haben): Wir schreiben nicht mehr alle 10 Stücke fertig und nehmen sie dann am Stück auf, sondern wir machen 2, 3 Nummern und wenn die fertig sind werden sie eingespielt. Das heißt, du hast eine Pause zwischen Songwriting und Aufnahmen wo du dich praktisch auf das Abarbeiten konzentrierst. Und danach kannst du dann frisch ins Songwriting gehen, nimmst wieder ein paar Nummern auf und so hin und her halt. Erfrischende Arbeitsweise!

F: Da wir ja relativ lange Songwriting-Phasen haben verbessert... na ja, nicht verbessert, das ist jetzt ja wertungsfrei... verändert auf jeden Fall den Zeitgeist den man während der Songwriting-Phasen einfach hat. Es ist ja schon etwas anderes, ob nun ein Jahr dazwischen ist oder nicht. Und wenn du jetzt alles erst mal runterschreibst hast du mehrfach den Zeitgeist von ein paar Monaten, also auch mehr Unterschiede in den Facetten.

Und bezüglich der Chöre: Es ist vielleicht ganz interessant... während wir dann mit den Chören aufgenommen haben kam es dann zu ein paar Passagen wo die dann Englisch singen sollten. Da hat man dann natürlich gehört, dass das keine Englischsprachigen sind! Also musste man auch wieder da neu nachlegen und dann wieder Englischsprachige Chöre nehmen. [lacht] Daher ist es jetzt auch der Fall, bei „Holy Grail“ ist es jetzt glaube ich, wo dann einfach drei verschiedene Chöre übereinander, natürlich auch so zum „Andicken“, natürlich auch drin geblieben sind. Da man die schon mal aufgenommen hat will man das natürlich auch nutzen.

M: Es ist so, wenn du eine gewisse Größe mit Chören erreichen willst bist du gezwungen wirklich sehr, sehr viele Sänger zu nehmen. Du kannst natürlich den klassischen Trick nehmen: Du nimmst eine handvoll Sänger und doppelst sie immer wieder. Aber irgendwann klingt es nicht mehr größer, es bleiben die selben paar Stimmen und es löschen sich immer nur Phasen gegenseitig aus – du erzielst nicht diese Größe die wir halt haben wollen. Daher sind es im Endeffekt drei Chöre geworden.

Wie sieht das eigentlich aus mit dem berühmten Orchesterprojekt – das ist ja schon seit, nun, schon länger...

M: 1997, oder so?

...was gibt’s da Neues?

M: Wir sind dran! [lacht]

F: Also, da werden konstant eigentlich Aufnahmen nebenher gemacht. Gerade wenn man mit einem Orchester arbeitet ist es ja immer sehr schlau so etwas zu verbinden, wenn man schon ein Orchester am Start hat und den Producer und alles möglich da hat. Dann nimmt man halt auch gleich Sachen für das Orchesterprojekt mit auf.

M: Das meiste ist mittlerweile aufgenommen. Hansi muss noch Sachen singen, was in Tourpausen passieren soll. Wir sind noch immer relativ guter Dinge, dass das Ding nächstes Jahr eventuell rauskommen kann. Nach fast 20 Jahren!

F: „Sind guter Dinge, dass es eventuell...“ man merkt diese vorsichtige Ausdrucksweise! [lacht]

M: Ich mag Deadlines nicht, vor allem nicht von uns angekündigte. Weil die lassen wir meistens platzen!

F: Gut Ding will Weile haben!

M: Genau!

Wie würdet ihr das ganze Ding denn so allgemein umschrieben bezeichnen: Ist das wir LMO von RAGE oder etwas völlig anderes?

M: Das ist BLIND GUARDIAN in klassischer Musik. Also, du hast die typischen Elemente, die typischen Melodiebögen von BLIND GUARDIAN, eben was man von uns kennt. Du hast bloß die Metalband nicht. Also du hast wirklich ein klassisches Orchester, welches klassische BLIND GUARDIAN Musik spielt. Also, es ist nicht vergleichbar mit irgendwas was ich kenne.

F: Also ich finde am ehesten, dass es so in Richtung Filmmusik oder so etwas geht. Also so monumentale Filmmusik-Geschichten, wo die Stimmungen dann auch dementsprechend wechseln, wie es bei Filmmusik halt einfach ist. Plus Gesang natürlich. Mit Hintergründen und eigener Thematik.

Thematik ist auch noch so ein schönes Stichwort: Ihr weiß nicht, ob ihr etwas dazu sagen könnt oder wollt, denn ich habe noch ein paar Fragen zur Entstehungsgeschichte der Story. In der Special Edition ist ja dieses Tagebuch. Das hat ja schon einen sehr interessanten, persönlichen Ton. Wie habt ihr da als Band – oder wie hat Hansi da -  einen Einfluss drauf genommen? Wie ist diese Story entstanden?

M: Also Texte entstehen bei uns eigentlich immer durch Hansi. Wo wir ihm auch nicht reinreden. Das war eigentlich seit Anfang an so. Hansi singt das Zeug ja nunmal, dementsprechend schreibt er es auch. Den einzigen Einfluss den wir darauf, also auf die konkreten Texte, manchmal nehmen ist: Der Text entsteht bei uns grundsätzlich erst dann, wenn das Stück fertig ist.  Komplett. Also während der Kompositionsphase singt Hansi irgendetwas, das muss nicht mal gezwungenermaßen Sinn ergeben, die Hauptsache um die es geht ist halt die Melodielinie und teilweise der Rhythmus seines Textes den er verwendet.

F: Und Silben!

M: Ja! Und das ist ja eben das Ding: Manchmal hat er in seinen „Arbeitstexten“ irgendwelche Phrasen drin die einfach so geil klingen zu diesem part, sodass wir sagen: Das ist geil, lass das drin, bau mal einen Text darum rum. Das ist dann unsere Einflussnahme. Aber ansonsten haben wir ihm nie in Texte reingeredet.

F: Und jetzt bei dem Album gab es tatsächlich eine kleine Mini-Ausnahme: Weil ich auch einen Dummy-Text gemach habe, weil ich einfach hören wollte in welche Richtung das gehen könnte... das wurde natürlich alles nochmal entsprechend überarbeitet und so... aber trotzdem sind von diesem Dummy-Text Stellen in die finalen Lyrcis gekommen. Sogar der Titel ist geblieben: Ich habe mir so gedacht, Holy Grail-Thematik und so... und dann hat das in Hansis Konzeptüberlegungen, die er mit uns noch gar nicht geteilt hat, hat das zufällig gerade genau reingepasst, sodass er gesagt hat: Dieser „Holy Grail“ passt so gut in diese Story, die er sich gerade zusammengebastelt hat, dass er dann tatsächlich geblieben ist. Mit Titel und mit einzelnen Fragmenten aus dem Ding! [lacht] Das fand ich natürlich dann super, dass wir zeitgleich dann die Thematiken bedacht hatten. Also, insofern gab’s da dann einmal einen kleinen Schubser von Außen der dann tatsächlich seinen Weg dann auch rein gefunden hat.

Das ist aber Premiere, oder?

F: Das ist Premiere, ja!

Ich hab noch mal eine ganz allgemeine Frage die ich eigentlich schon seit Ewigkeiten mal stellen wollte...

M: Dann wäre jetzt die ideale Gelegenheit! [lacht]

Na ja, wir beiden haben ja schon mal ein Interview gehabt! Aber, passt auf, die Frage ist eigentlich ganz simpel: Wenn ich sage – oder schreibe – „BLIND GUARDIAN sind Nerds“: Ist das für euch ein Kompliment? Oder ist das einfach wo ihr sagt, dass ist euer Stil  - wie SABATON das zum Beispiel machen?

M: Nerds, hm.. [lacht]

F: Hätte ich jetzt noch nie so... also... Nerd im Sinne von „Fachleute“...

Ne, mehr so in Richtung: Fantasy und alles was damit zu tun hat. Das eher positiv konnotierte Nerd!

F: Also es ist schon so, dass wir uns mit der Thematik beschäftigen und das... na ja, „lebt“ ist jetzt hart gesagt...

M: Ne, also ich reite nicht mit meinem Schwert Richtung Sonnenuntergang jeden Abend, aber es ist halt so: Wir stehen auf Fantasy, wir haben’s seit unserer Jugend (also auch schon lange vor BLIND GUARIAN) haben wir Fantasy-Bücher gelesen und mochten halt die Stories. Das ist etwas, was in uns drinsteckt. Ich sehe es halt auch nicht so, dass ich jetzt nur Fantasy lese, ich lese allesmögliche. Für mich entscheidend ist: Ist die Story geil? Dann ist mit das Genre relativ egal. Es ist bei Musik genau das selbe. Ich unterscheide zwischen Liedern die ich mag und Lieder die ich nicht mag. Ob das dann Metal, Hard Rock, Pop, wasauchimmer ist ist mir scheißegal. Von daher sehe ich mich nicht wirklich in der Position des Nerds – ich bin jetzt aber auch nicht beleidigt wenn man mich so nennt, ich kann da relativ entspannt mit umgehen.

F: Es kommt glaube ich einfach auf die Definition des Nerds an. Ob man jetzt sagt, das ist jemand der seine Einstellung oder seine Lebenauffassung damit in die Welt trägt – oder man sagt, man interessiert sich einfach für Fantasy-Thematik in Filmen, in Spielen, in Büchern, in wasauchimmer.  Und das ist etwas was wir alle einfach gemeinsam haben, das gefällt uns einfach, das spricht uns einfach an. Ob man dadurch jetzt ein Nerd wird... ich finde, Nerds sind eigentlich immer die, die dann fachsimpeln. Und das passiert uns relativ selten, dass wir dann da hocken...

M: André und ich hatten letztens ein Interview mit der PCGames...

F: [lacht]

M: ...über Computerspiele unter anderem. André und ich sind ja die die-hard Computerspieler in der Band. Und da gab es schon so ein paar Stündchen Nerd-Talk mit den Redakteuren die da waren. „Weißt du noch, damals die Grafik? Ja, da haben wir auch getuned...“ Das war dann der Abend wo man uns definitiv als Nerds bezeichnen kann.

F: Aber da wart ihr Computernerds, da geht es ja um die Konfiguration von Gaming-PCs und so...

M: Ja, da waren wir definitiv die Nerds. Aber so...

Sacred? [Anm.: BLIND GUARDIAN haben für das Action-RPG „Sacred II“ und das 2010er Album „At The Edge Of Time“ mit dem Song „Sacred Worlds“ einen Song zu einem PC-Spiel aufgenommen, inkl. Ingame-Auftritt]

F: Das ist sehr cool! Also da bin ich auch... wenn das Nerd-sein ist, dann bin ich da sehr stolz drauf, dass wir es geschafft haben in einem Videospiel zu personifiziert zu werden! Als Video-Spiele-Nerd fühle ich mich da auch selber, auf jeden Fall!

M: Nerd! [lacht]

Also, ich bleib mal bei dem Begriff und schrieb dann eine Zeile dazu!

M: Kannst du machen! [lacht] Ja, sie waren beide einverstanden!

Okay! Habt ihr noch so ganz klassisch abschließende Worte die ihr in die Welt tragen möchtet?

M: Jo, Tschüß ist meistens so mein Abschluss. [lacht]

F: Also, wir freuen uns natürlich auf alle, die das Album ähnlich wertschätzen wie wir das tun, die Freude haben es durchzuhören und die Geschichte so zu erleben. Wir hoffen das entsprechend so verstanden wird wie wir es gemeint haben.

M: Wir freuen uns auf die Tour und hoffen, dass viele Leute kommen und Spaß mit uns haben.

Alles klar, hervorragend. Vielen Dank!

Beide: Bitteschön!

Nachdem ich noch eine offene Frage die Art und Weise der Story betreffend (siehe oben) an Hansi, Sänger und Texte-Schreiber der Band hatte, konnte ich ihn glücklicherweise später noch kurz für 2 Minuten an die Seite ziehen.

Du hast in mehren Interviews mal gesagt, dass die Texte relativ losgelöst sind von Persönlichem...

Hansi: Jaein. Man kann das so nicht sehen. Die Story steht in der Regel im Vordergrund. Es sind natürlich schon individuelle Erfahrungen, teilweise auch Betrachtungen zu bestimmten Themen. Wenn wir jetzt auf der „Immaginations / Beyond The Red Mirror“-Thematik sind, da geht es ja teilweise um Menschen die die Fähigkeit des Träumens verloren haben. Und das ist ein riesen Verlust finde ich! Wenn man einfach so ganz gerade durch’s leben geht und überhaupt nicht mehr fabulieren kann. Das sind schon so Sachen die darauf zurück gehen, dass es Menschen gibt die ich kennen gelernt habe bei denen das eventuell so gewesen ist. Es gibt natürlich immer diesen persönlichen Faktor, beidem Emotionen meinerseits natürlich eingefügt werden, auf die ein oder andere Weise. Von daher kann man es nicht ganz loslösen. Aber im Vordergrund sollte meines Erachtens immer eine Geschichte stehen.



Review:

Holocaustic Goat Metal

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Obwohl bereits seit 2003 aktiv, legt das Quartett - bestehend aus Black Plague Of War And Disease ("Gesang"), Grimlord Of Atomic Nuclear Hate (Gitarre), Bloodlust Abominator Of Ritual War Incantations (Drums) und Goatplague Messiah (Bass) - nach einem guten Dutzend Demos und hauptsächlich Splits mit "Holocaustic Goat Metal" erst jetzt sein Debütalbum vor und kommt damit seinen Haupteinflüssen BEHERIT, BLASPHEMY oder auch SARCÓFAGO stilistisch recht nahe, vermag jedoch über die gesamte Spielzeit des Albums nicht so sehr zu fesseln wie die Vorbilder. Das liegt zum größten Teil daran, dass die Kanadier zwar höllisch abgefuckt, aber eben auch reichlich monoton, irgendwie fade und ohne Highlights durch die Gegend rumpeln. Zudem ist der Sound für diese Art von schwarztotem Geknüppel insgesamt einfach zu matschig, voluminös und glattgebügelt, was zwar sicher gut gemeint ist, die Zielgruppe aber ebenso sicher nicht ansprechen wird. "Holocaustic Goat Metal", das übrigens ausschließlich als 12"-Vinyl aufgelegt wurde, ist kein Totalausfall, kann aber als Gesamtwerk in der Summe aus Songwriting und "Klangerlebnis" schlichtweg nicht richtig überzeugen. An ihre großen kultigen Ahnen reichen NECROHOLOCAUST daher trotz ihrer langjährigen Erfahrung (noch) nicht heran.

Holocaustic Goat Metal


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 44:36 ()
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All Hell´s Martyrs

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Egal ob bei seiner Hauptband PRIMORDIAL, den Traditionalisten TWILIGHT OF THE GODS, den extremeren BLOOD REVOLT oder jetzt bei DREAD SOVEREIGN: Scheiben, auf denen Alan Averill (der hier unter seinem bekannten Pseudonym Nemtheanga aktiv ist und zudem den Bass übernimmt) das Mikro hält, können nicht schlecht sein; diese Erkenntnis ist inzwischen von einer frühen Ahnung zu einem Naturgesetz gereift. Das Geheimnis ist, dass der 39-Jährige eigentlich kein Sänger im klassischen Sinn ist, sondern eine Art Prediger, der mit seiner intensiven, glasklaren, aber auch entsprechend düsteren Stimme sofort zu fesseln vermag, und man ihm jedes "gesungene" Wort auf Anhieb abnimmt, was auch "All Hell´s Martyrs" neben dem sowieso schon überragenden Songmaterial ungemein aufwertet. Zusammen mit PRIMORDIAL-Drummer Simon O'Laoghaire (der hier als Dubh Sol auftritt) und dem weniger bekannten Gitarristen Bones zelebriert Nemtheanga unter dem Banner DREAD SOVEREIGN epischen Doom, der thematisch auch gerne den Black Metal tangiert. COUNT RAVEN, CANDLEMASS, PENTAGRAM oder SAINT VITUS mögen grobe Stützpfeiler des Trios sein, doch klingen seine Songs noch schwärzer, abgründiger und mitunter sogar atmosphärischer - und an bekiffte Hippies denkt man bei den zehn teilweise überlangen Songs sowieso zu keiner Sekunde. Highlights oder gar "Hits" zu preisen, macht wenig Sinn, da "All Hell´s Martyrs" vor Allem in seiner Gesamtheit funktioniert, was mich jedoch nicht davon abhält, zumindest "Thirteen Clergy To The Flames", die vorab veröffentlichte Single "Pray To The Devil In Man" oder das knapp zwölfminütige "We Wield The Spear Of Longinus" (für mich der Albumfavorit und eine der besten Doom-Kompositionen der letzten Jahre - hört Euch nur mal die hymnische Explosion nach zwei Dritteln an - absolute Gänsehaut pur!) als repräsentativen Querschnitt zu nennen... eines ähnlich großartigen Debütalbums wie "Fire On The Mountain" von TWILIGHT OF THE GODS... womit sich der Kreis schließt.

All Hell´s Martyrs


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 72:3 ()
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iDentiy

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ALPHA TIGER präsentieren uns mit „iDentity“ ihr drittes Langeisen und beginnen mit der Eurovision Hymne bevor es mit „Lady Liberty“ und einem schnell, sauber und hart gespielten Gitarrenriff in die Vollen geht. Schnell wird klar woran sich auch dieses Werk der Sachsen orientiert: traditioneller Heavy Metal mit den größten Anteilen in den 80er Jahren. Eine Mischung aus NWOBHM, US Metal sowie dem früheren Speed Power Metal. Die  klare und hohe Kopfstimme von Stephan Dietrich erinnert zweifellos an frühere Queensryche oder Crimson Glory Sachen und passt somit auch stilistisch ins Genre. Die Refrains wirken zu keinem Zeitpunkt kitschig übertrieben und gehen dennoch gut ins Ohr. Besonders toll kommt die mehrstimmige Gitarrenarbeit zum Vorschein ebenso wie die spannend aufgebauten Songstrukturen z.B. beim Titeltrack „IDentiy“ oder „Long Way Of Redemption“. Mal geben die Sachsen ordentlich Gas, mal bewegt sich das ganze im vertrackten Midtempobereich wie „We Won´t Take It Anymore“.  Ja und sogar Balladen können ALPHA TIGER – und wie: „Closer Than Yesterday“ beginn mit sanften Klavierklängen und entwickelt sich dann zu einer echten Powerballade die vor allem durch die starke Gesangsleistung von Dietrich lebt. „Revolution In Progress“ lässt auch Freunde schnellerer Saxon Songs auflauschen und auch eine Prise Iron Maiden schimmert immer wieder durch. Das Album ist state of the art – kräftig und druckvoll produziert und wurde abgemischt von Tommy Newton (UFO, Victory, Gamma Ray u.a.) im  Area 51 Studio). Die Jungs aus Freiberg schaffen mit „iDentity“ die Grätsche zwischen früheren Meilensteinen und der heutigen Zeit und geben dem Gesamtkonzept dennoch eine eigene Note. Die Band sollte man zwingend auf dem Schirm haben!

iDentiy


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:34 ()
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Interview:

Postmortem - Interview mit Tilo und Marcus

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Interview

Hi! Wie geht´s Euch denn zurzeit?

Tilo: Bestens! Das neue Album läuft gut, und auch sonst sind wir recht zufrieden.

Euer neues Album "The Bowls Of Wrath" ist wie gewohnt sehr eingängig ausgefallen, klingt jedoch etwas weniger modern und wieder old-schooliger als der Vorgänger "Bloodground Messiah". War das Eure Absicht, oder hat sich der Sound in beiden Fällen am Ende so ergeben?

Tilo: Der etwas andere Sound war Absicht! Wir hatten uns bei der Vorproduktion schon Gedanken gemacht, wie das neue Album klingen soll und dann zusammen mit unserem Produzenten Marc Wüstenhagen und Flo Nowak, der das Album gemischt hat, versucht, unsere Vorstellungen umzusetzen. Das ist unserer Meinung nach auch sehr gut gelungen. Dazu kommt noch, dass wir das Mastering wieder bei Time Tools in Hannover gemacht haben, wo Alex Kloss auch sehr gut mit uns zusammen gearbeitet hat. Dadurch ist genau der Sound herausgekommen, den wir haben wollten!

Marcus: Wir wollten keine glattgebügelte Produktion haben. Mich hatte beim Vorgänger im Nachhinein etwas gestört, dass der „Dreck“ fehlt. Ich meine damit gewisse Nebengeräusche, die beim Einspielen automatisch entstehen. Das ist mitunter das nötige Salz in der Metalsuppe um einem Album die letzte Nuance an Durchschlagskraft zu verleihen. Wir spielen ja schließlich Rockmusik und da sollte es schon knallen und krachen. Da ist es nur logisch, dass auch koppelnde Gitarren und Bässe zu hören sind...

Das Titelstück des neuen Albums enthält in der zweiten Songhälfte sehr überraschend einsetzenden, weiblichen Operngesang. Wer ist die holde Maid, und wird bei POSTMORTEM auf den nächsten Veröffentlichungen eine erhebliche NIGHTWISH-Schlagseite einziehen?

Tilo: Haha, ich denke, eine NIGHTWISH-Schlagseite muss man bei uns nicht befürchten! Wir finden es gut, auf jedem Album etwas Überraschendes zu machen, und da wird uns auf dem nächsten Album sicher auch etwas einfallen. Die holde Maid, Karla Alvarez Scheffler, ist ausgebildete Opernsängerin und arbeitet bei der Deutschen Oper in Berlin. Der Einfall kam uns recht spontan im Studio. Karla hatte daher kaum Zeit sich vorzubereiten und „durfte“ ihren Part, ohne den Song vorher jemals gehört zu haben, direkt im Studio einsingen. Wir haben dabei alle mit Entenpelle dagesessen und waren begeistert, aber eine Wiederholung ist wohl so eher nicht zu erwarten.

Marcus: Mich nervt es schon ziemlich, wenn NIGHTWISH als Vergleich herhalten müssen! Eher hatten wir im Stil von CELTIC FROST die Eingabe, einfach das zu machen, was eigentlich niemand erwartet. Was haben damals viele Leute geheult, als da plötzlich Operngesang mit dabei war! Hört Euch „To Mega Therion“ und „Into The Pandemonium“ an. Göttlich! Mich hat es zum Beispiel persönlich sehr gefreut, als ein Journalist das so ähnlich gesehen hatte und er überhaupt keine Parallelen zu NIGHTWISH & Co. sehen konnte, da wir grundsätzlich verschiedene Stile spielen. Genauso ist das ja auch! Wir möchten echt nicht mit solchen Bands verglichen werden, nur weil wir eine Opernsängerin für knapp 20 Sekunden im Song eingebaut haben! Nichts gegen NIGHTWISH & Co., die sind auf ihrem Gebiet sicherlich gut, haben mit unserer Ausrichtung aber gar nichts gemeinsam.

Ein Songtitel wie "Oops!... I Killed Again" lässt darauf schließen, dass Ihr Euch und Eure Texte nicht immer besonders ernst nehmt. Steht bei POSTMORTEM in erster Linie der Spaß im Vordergrund?

Marcus: Wer uns kennt, weiß, dass wir POSTMORTEM als unser persönliches Spaßmobil betrachten: wir ziehen zusammen los, komponieren Songs – trinken Bier, spielen Konzerte – trinken Bier... und trinken dann... Bier! Haha!

Tilo: ... genau so ist es! Der Spaß steht bei uns immer im Vordergrund, und deshalb gibt es uns wahrscheinlich auch nach all den Jahren immer noch. Wir hatten schon immer Parts auf unseren Alben, wo der Text oder auch die Musik mit einem Augenzwinkern zu sehen waren. Auf den älteren Alben war es offensichtlicher, heutzutage versuchen wir es sicherlich etwas hintergründiger zu halten, was uns bei diesem Songtitel scheinbar nicht gelungen ist, haha!

Wurden Eure frühen Scheiben wie die EP "Der Totmacher" oder das zweite Album "The Age Of Massmurder" von Fans und Presse noch gemischt aufgenommen, seid Ihr spätestens seit Eurem Comeback-Werk "Constant Hate" in der Königsklasse des internationalen Death Metal angekommen. Hattet Ihr ganze 17 Jahre gebraucht um "warm" zu werden, oder war es die viel zitierte "Weiterentwicklung"?

Tilo: Sehe ich nicht ganz so! Wenn ich die Reviews zu den älteren Alben ansehe oder mich an die Verkaufszahlen und Zuschauerzahlen live erinnere, war das damals auch nicht schlechter. Natürlich entwickelt man sich immer weiter, und mit der seit 2006 stabilen Besetzung sind wir auch sehr gut aufeinander eingespielt. Ich denke, es liegt eher an unserer jetzigen Plattenfirma, die dafür sorgt, dass wir mehr wahrgenommen werden.

Marcus: Wenn das Gesamtpaket stimmt, also Band, Plattenfirma, Promo-Agentur, Booker usw., hat man einfach mehr Möglichkeiten. Damals hatten wir auch noch zu wenig Erfahrung und sahen sicherlich gewisse Dinge falsch bzw. waren „betriebsblind“ durch die Botanik gestiefelt. Dafür sind wir ohne professionelle Unterstützung ganz gut durch die Decke gegangen. Leider fehlten dann die entscheidenden Netzwerkpartner um der Band den nächsten Schritt zu ermöglichen. Wir lassen in der heutigen Zeit viele Sachen gleich sein und setzen uns zum Beispiel nicht für jedes Angebot in den Tourbus. Früher haben wir fast jede Steckdose „bespielt“ und waren dann irgendwann ausgebrannt. Dann geht auch der Spaßfaktor extrem Richtung Null, und du kannst auch nicht relaxt arbeiten beziehungsweise gute Shows abliefern! Heute suchen wir uns viele Sachen aus oder reiben uns gar nicht erst auf um zum Beispiel unbedingt eine Tour zu spielen. Ergibt sich eine gute Gelegenheit, sind wir immer dabei. Bringt es jedoch nur Chaos und Stress, bleiben wir in Berlin und trinken lieber ein paar Töppe mehr... das klingt jetzt alles sehr simpel, ist aber der Schlüssel zum Erfolg. Erzwingen kann man nichts! Ist die Band entspannt und kann sich auf seine Geschäftspartner verlassen, wird eine positive Entwicklung immer unaufhaltsam sein. Hat die Band nur den Kopp voll und zieht eine Arschkarte nach der nächsten, kommt irgendwann gestresste, halbgare Scheiße ´raus. Es gibt genug Bands, die der absolute Wahnsinn sind! Leider fehlt einigen das nötige Netzwerk, versuchen dann aber dennoch alles und gehen an dieser Tatsache kaputt. Wir haben das Glück, mittlerweile ein stabiles Netzwerk im Rücken zu haben. Zu guter Letzt sollten aber auch die Fans nicht unerwähnt bleiben, ohne die nichts geht. Sie merken schnell, ob das ehrlich ist, was die betreffende Band da treibt oder ob irgendwer, irgendwas hinterher hecheln will...

Ihr spielt dieses Jahr erneut auf dem "Party.San"-Festival. Bedeutet das, dass in dieser Zeit die Gäste an Eurem "Brutz & Brakel"-Stand wieder leer ausgehen werden, wie einst 2009?

Tilo: Ich hoffe doch, alle haben sich dann vor unserem Auftritt mit Getränken versorgt und stehen vor der Bühne! Danach können sie ja weitersaufen, hehehe!

Marcus: Hähä! Außerdem werfen wir eh wieder Drinks von der Bühne, also könnte es schon sein, dass man während der POSTMORTEM-Show mehr Drinks vor der Bühne bekommt als ein paar Meter weg am Stand. Zumindest stehen bei Tilo und mir diverse Mostvorräte ´rum... Fakt ist, nach der Show ist großes Treffen am "Brutz  & Brakel"-Stand; und wir geben ein paar Drinks aus.

Das von Euch beziehungsweise "Brutz & Brakel" organisierte "Stromgitarrenfest" am 21. und 22. November 2014 im "H.O.F. 23" in Berlin war anscheinend im Laufe des Abends ausverkauft. Hattet Ihr im Vorfeld mit einer derartigen Resonanz gerechnet?

Tilo: Das Stromgitarrenfest entwickelt sich von Jahr zu Jahr weiter; und irgendwann war aus meiner Sicht damit zu rechnen. Es werden auch jedes Jahr größere Headliner aufgefahren wie dieses Mal PRIMORDIAL. Ob die Resonanz im Vorfeld so eingeplant war, muss Marcus erzählen, da er zusammen mit Kai (laut einer früheren Interviewaussage von Marcus ist Kai Herr Brutz und er selbst Herr Brakel - Anm. d. Verf.) für das Stromgitarrenfest verantwortlich ist.

Marcus: Wir planen nicht wirklich irgendwelche Resonanzen bzw. rechnen uns etwas im Vorfeld aus. Können wir auch nicht, es ist immer sehr schwierig abzuschätzen, ob genug Leute zum Festival kommen. Wir sind selber Fans und versuchen, eine bunte Mischung an den Start zu bekommen. Die Möglichkeit mit PRIMORDIAL hat uns natürlich sehr gefreut, aber ich denke, auch unser Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich etabliert, vom Spaßfaktor mal ganz abgesehen. Wir bekommen schon jetzt Ticketanfragen für 2015, obwohl noch gar keine Band bekannt gegeben wurde. Den Leuten ist das völlig egal, denn sie wissen, dass es wieder eine coole Undergroundmischung sein wird, für einen super Preis, und es sich im Prinzip um eine Art Familientreffen handelt: ca. 400 Gleichgesinnte auf einer 2-Tagesparty! Danach hat eigentlich jeder beteiligte Muskelkater - entweder vom Stagediven & Bangen oder vom Feiern, Lachen und so weiter. Noch besser: von allem gleichzeitig, hehe!

Werdet Ihr in Eurem Laden in Berlin eigentlich von vielen Gästen als die Band POSTMORTEM wahrgenommen? Oder anders: ist "Brutz & Brakel" inzwischen auch außerhalb des "Party-San"-Festivals zu einer Pilgerstätte für Death-Metaller aus der Republik und außerhalb geworden? Und wie werdet Ihr mit dem ganzen Ruhm fertig?

Tilo: Das "Brutz & Brakel" hat sich definitiv zu einer Pilgerstätte für alle Metaller entwickelt! Die Band POSTMORTEM hat damit eher wenig zu tun, außer dass wir gelegentlich sämtliche Most-Vorräte wegsaufen, haha! Ruhm? Welcher Ruhm? Oder meintest du Rum? Haha!

Marcus: Ja, er kann nur Rum meinen! Mit Ruhm haben wir nix zu tun, wir sind und bleiben ein Haufen Kumpels, mit dem Hang zum Spaß mit allen Besuchern... klar werden wir häufig erkannt oder angesprochen, aber es ist bekannt, dass man mit uns ordentlich feiern kann. Im "Brutz & Brakel" geht das doppelt gut... haha!

Auf Eurer Homepage ist für das Jahr 2015 lediglich eine Handvoll Shows für die Sommermonate und ausschließlich auf Festivals angekündigt. Warum bekommt man Euch nicht öfter zu sehen, und warum spielt Ihr in diesem Jahr nach bisherigem Stand keine einzige Clubshow?

Tilo: Wir versuchen, den Fans die bestmögliche Show zu bieten, wenn wir spielen! Das ist natürlich auch von den Rahmenbedingungen abhängig, die uns geboten werden. Marcus hat ja vorhin dazu schon etwas gesagt. Auf Festivals sind die Rahmenbedingungen generell recht gut. Deshalb spielen wir in letzter Zeit häufiger auf Festivals. Clubshows spielen wir natürlich auch gerne, aber auch da müssen die Rahmenbedingungen stimmen! Anfragen, wo wir für eine Handvoll Euro und einen Kasten Bier in Süddeutschland oder im Ausland spielen sollen, müssen wir daher leider ablehnen. Wir müssen auch unsere Crew, den Transport und die Übernachtung bezahlen, und das ist bei vielen Anfragen einfach nicht möglich. Aus Erfahrung steht dann auch fast immer ein Holzhaufen da, der den Namen PA nicht verdient hat, und die Organisation stimmt hinten und vorne nicht. Aber es werden sicher noch einige Shows dazukommen!

Marcus: Wir machen das alles schon zu lange, und daher muss ein gewisser Standard gewährleistet sein. In den letzten Jahren hatten wir uns bei ein paar Shows breitschlagen lassen und sind den Veranstaltern entgegen gekommen... zum Dank hatten wir dann die Arschkarte gezogen, und den Fans mussten wir dann erklären, warum wir zum Beispiel erst nachts um halb zwei spielen konnten, oder warum der Sound völlig katastrophal war. Mittlerweile fahren wir nur noch los, wenn wirklich alle Sachen vertraglich geklärt sind, auf das „Ehrenwort“ einiger Veranstalter kannst Du leider nichts geben. Da werden Zeitpläne nicht eingehalten, Backline und PA sind entgegen der Absprachen völlig nutzlos und so weiter. Der Leidtragende ist dann der Fan! Er bezahlt den Eintritt und wird verarscht, weil der Sound Dank der technischen Voraussetzungen unterirdisch ist, oder er den Headliner nicht mehr sehen kann, da seine letzte Zugverbindung um 01:00 Uhr ist, und die ganzen Vorbands keinen Zeitplan eingehalten haben. Ich könnte da jetzt noch so viele Sachen mehr erzählen aber ich denke, dass sprengt hier den Rahmen...

Frei nach Adam Riese feiert Ihr im nächsten Jahr Euer 25-jähriges Bestehen. Sind diesbezüglich bereits Pläne geschmiedet? Dürfen sich Eure Fans auf etwas ganz Besonderes freuen?

Tilo: Konkrete Pläne haben wir bisher noch nicht, da ja das aktuelle Album gerade erst raus ist. Wir werden uns aber sicher etwas Besonderes zum 25-jährigen Jubiläum einfallen lassen!

Marcus: Hhmmmm..., wir könnten Bier trinken gehen!

Tilo: ... und Most!

Marcus: Natürlich! Haha!

Möchtet Ihr noch ein paar berühmte letzte Worte an Eure Gefolgschaft richten?

Tilo: Erst einmal danke an alle, die uns die ganzen Jahre die Treue gehalten haben! Das motiviert uns zum Weitermachen. Und zweitens unterstützt die „kleineren" Bands und Clubs in Eurer Umgebung mit Eurer Anwesenheit bei Konzerten. Die sind oft keineswegs schlechter als die „großen“ und haben Unterstützung dringend nötig!

Marcus: „Support The Underground“ erklärt eigentlich alles! Heult nicht über die fetten Preise einiger Veranstaltungen und Bands und bezahlt das stillschweigend! Schaut lieber selber, wo wirklich wahrer Metal geboten wird, und wo man den eigentlich Gedanken unserer geliebten Musik lebt! Plattformen wie Ihr hier von METAL INSIDE können auch dazu beitragen und Underground-Bands,- und Veranstaltungen weiter unterstützen. Der wahre Metaller merkt das, und ich denke, genau deshalb seid zum Beispiel Ihr so ein geiles Online-Portal: Ihr seid selber Fans und lebt diesen Gedanken! Daher Danke allen Supportern und DANKE unseren Fans! Ihr habt alle `nen schönen Knall, und daher macht es auch so viel Spaß mit Euch!



Review:

Flies Are Happy About Coyote Shit

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ELECTRO BABY die Fünfte - die Karlsruher Band begleitet mich ja schon einige Jahre und hat dabei meines Erachtens noch kein schlechtes Album abgeliefert. Und so weis auch das neue Werk „Flies Are Happy About Coyote Shit“ (was für‘n Titel) zu überzeugen. Gewohnt trocken reichert man den bandeigenen Signatursound mit Blues- und Southern-Elementen an („The Old Fighting Juice”, „King Of The Delta“, „City Of Sleep“), ohne gänzlich auf die typischen metallenen Doom- und Stoner-Parts zu verzichten. Bei „Lone Wolf“ meint man gar den gut alten harten Groove.Boogie wieder entdeckt zu haben. Und obwohl man sich im ureigenen Signatursound und Gesangsbereich bewegt (oder gerade deswegen) bleibt es durchweg spannend. Wie gehabt liefern ELECTRO BABY mit „Flies Are Happy About Coyote Shit“ fetten Stoff für die Stoner – Doom – Alternative Schnittstelle im Regal, bei der Fans des gepflegten Heavy Rocks nicht viel falsch machen können.

Flies Are Happy About Coyote Shit


Cover - Flies Are Happy About Coyote Shit Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 39:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Falling Home

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PAIN OF SALVATION hatten 2012 mal ein Akustikalbum geplant, das dann aus irgendwelchen (lies: nicht im Infozettel genannten) Gründen nicht zu Stande kam. Jetzt gibt es mit "Falling Home" dann doch noch eine Akustikscheibe, auf der sich PAIN OF SALVATION um Bandkopf Daniel Gildenlöw durch reduzierte Versionen eigener Songs und zwei Covernummern proggen. Wobei... Prog ist da dabei nur halbwegs treffen, denn was die Band im Verlauf des Albums zeigt, bedient sich auch bei Singer/ Songwriter, Folk, Rock und etwas Swing. Bei einem musikalischen Tausendsassa wie Mr. Gildenlöw überrascht es wenig, dass das Ergebnis überzeugen kann und trotz neu zusammengesetzter Bandbesetzung, bei der bis auf den Drummer keiner der "Road Salt"-Beteiligten mehr dabei ist, harmonisch und stimmig klingt. Über die hart interessante DIO-Coversion von "Holy Diver" wird sich unter Musiknerds und Metalfans streiten lassen, während LOU REED und "Perfect Day" überraschend nah am Original geblieben sind. Die PAIN OF SALVATION-Nummern, die zusätzlich verarbeitet werden, können auch in der Akustikversion überzeugen. "Falling Home" ist eine warme, schöne Singer/ Songwriter-meets-Alternative-Platte, mit der Mr. Gildenlöw & Co. ihren Facettenreichtum zeigen und einmal mehr überzeugen können.

Falling Home


Cover - Falling Home Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 48:36 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Scorpions Revisted

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ULI JON ROTH gilt als einer der besten deutschen Rock-Gitarristen und hat zahllose internationale Größen beeinflusst (u.a. einen Yngwie Malmsteen oder Kirk Hammett). Bekannt wurde er vor allem als Gitarrist und Songschreiber bei den SCORPIONS, bei welchen er von 1973 bis 1978 aktiv war und vor allem den Alben „In Trance“ und „Virgin Killer“ aber auch Prog-angehauchte Perlen wie „Fly To The Rainbow“ und „Taken By Force“ seinen Stempel aufdrückte. Seine spätere Band ELECTRIC SUN und seine verschiedensten Solo-Aktivitäten (u.a. zahlreiche Gastauftritte, Symphonieprojekte, Entwicklung der Sky-Gitarre, usw.) standen nicht so im Rampenlicht.

Nachdem die SCORPIONS in den letzten Jahren wieder verstärkt im Rock und Hard Rock Bereich aktiv wurden (Wacken-Auftritt, gute Studioalben), hielt es ROTH wohl für angemessen seine Lieblingssongs neu einzuspielen. Dabei darf man nicht erwarten, dass ROTH die Songs neu erfindet. Er bleibt recht konsequent am Grundgerüst der zeitlosen Originale, die Neuinterpretation spielt sich vor allem auf der Ebene des gefühlvollen Gitarrenspiels und den Arrangements ab - und natürlich tut die neue Aufnahmetechnik ein Übriges. Die Kraft und die Seele der Kompositionen, wie sie die SCORPIONS in den 70er auszeichneten, bleibt durchweg erhalten. Auch Sänger Sänger Nathan James liefert einen ausgezeichneten Job am Mikro ab – ob man da Klaus Meine vermisst, das muss ein jeder selbst entscheiden. Auch das ist eine neue Facette die den Klassiker steht. Und das alles in allem ist auch der Charme, welcher „The Scorpions Revisted“ ausmacht. So oft wie in den letzten Tagen habe ich die „Scorpions“ schon lange nicht mehr gehört, Songs wie „The Sails Of Charon“, „Polar Nights“, „Catch Your Train“ und „Pictured Life“ neu entdeckt.

p.s.: Offiziell spricht ROTH von „Scorpions Revisited Volume 1“ – es besteht also berechtigte Hoffnung, dass es hier noch zu einem Nachschlag kommt.


CD1:
1.         The Sails Of Charon
2.         Longing For Fire
3.         Crying Days
4.         Virgin Killer
5.         In Trance
6.         Sun In My Hand
7.         Yellow Raven
8.         Polar Nights
9.         Dark Lady

CD2:
1.         Catch Your Train
2.         Evening Wind
3.         All Night Long
4.         We’ll Burn In The Sky
5.         Pictured Life
6.         Hell Cat
7.         Life’s Like A River
8.         Drifting Sun
9.         Rainbow Dream Prelude
10.      Fly To The Rainbow

The Scorpions Revisted


Cover - The Scorpions Revisted Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 19
Länge: 106:21 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

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