VAN DER GRAAF GENERATOR sind seit 1967 unterwegs und auf Grund ihres unkonventionellen Stils eine der prägenden Bands der progressiven Szene. Das hat nicht den Ruhm und den Bekanntheitsgrad gebracht, den man sich erwünschte. Aber zu einer treuen Fanschar von Kennern und Insiders. Die war dann auch reichlich bei der 2013er Europatournee vor Ort um das Trio um Mastermind Peter Hammill (Piano, Gitarre, Gesang), Hugh Banton (Orgel, Bass) und Guy Evans (Schlagzeug, Percussion) Live zu sehen, besser zu hören. Eines aber vorneweg – man sollte die Doppel-CD (limited digi pack) mit ihrem umfangreichen Songmaterial der Einzel-CD vorziehen (more value); auch wenn es sich hier wohl nicht um ein Konzert sondern eher um eine Zusammenstellung von hervorragenden Livematerial handelt. Auch ist die Soundqualität der ersten CD hörbar besser, als jene der Bonus-Scheibe.
Davon abgesehen sind alleine die beiden überlangen Kompositionen „Flight“ und „A Plague of Lighthouse Keepers” für Prog- und Artrockfans Kaufgrund genug. „Flight“ ist an sich ein Solostück von Peter Hammill („A Black Box“, 1980) und wird hier als eine 20-minütige Achterbahnfahrt mit einer immer wieder aufbrausenden Orgel, hämmerten Piano, dröhnendem, tosenden Schlagzeug und emotionalen, ungewöhnlich kraftvollen Gesang episch zelebriert. Nicht weniger episch erstrahlt „A Plague of Lighthouse Keepers” aus den Boxen, wobei die ursprünglichen Instrumentalisierung von Bass und Saxophon von Bantons Orgen übernommen wird (Gründungsmitglied, Saxophonist und Flötist David Jackson verließ 2005 die Band). Die ganze Komposition des erstmalig in voller Länge (24 Minuten) dargebotenen Songs tönt hier noch tiefgründiger, dunkler als die Studioversion von 1971. Auch hier wird gekonnt von subtil sanft bis überdreht gewaltig das volle Programm geboten. Hier jetzt jedes weitere Stück zu beleuchten sprengt Rahmen und Wissen. Die Mischung aus „alten“ und „neuen“ Stücken kommt aber wie aus einem Guss und zeigt wieder einmal wie zeitlos gut VAN DER GRAAF GENERATOR unterwegs sind. Und über die musikalischen Fertigkeiten der drei Protagonisten braucht man ja hörbar kein Wort zu verlieren. So ist „Merlin Atmos Live“ natürlich eine Pflicht für die VAN DER GRAAF GENERATOR Gemeinde.
Aus Deutschland kommen GOATBLOOD und zeigen uns wie roh produzierter Black-Death aus Kleve zu klingen hat: Die Demo-Aufnahmen von NECROPSY oder ARCHGOAT liegen einem hier auf der Zunge, klingt das Werk mit dem evilen Titel „Adoration of Blasphemy and War“ doch so sehr nach den 90’ern. Doch GOATBLOOD schaffen mehr: Kein Werk knackt hier die Drei-Minuten-Marke. Und so sind fünfzehn Songs in dreißig Minuten problemlos zu schaffen.
Räudiger Gesang, ein wummerndes Schlagzeug, dröhnende Gitarren und die ein oder andere dumpf satanische Melodie reißen hier mit. Wirkliche Ohrwürmer sucht man hier zwar – dafür sind die Lieder ja auch fast zu kurz – doch unter dem Strich wissen GOATBLOOD mit ihrem Old School-Flair und klangvollen Titeln wie „Eve Pisses on Adam“ oder „Fisting Mary. Amen.“ wohl zu begeistern.
Ein gelungenes Debüt nach einer Split, drei Demos und zwei Jahren. Für Fans des Black-Death-Undergrounds, denen eine klare und druckvolle Produktion am Ar*** vorbeigeht.Erhältlich ist das Album via Bandcamp.
Nachdem die aus China North Dakota stammenden GHOST BATH mit „Funeral“ 2014 im Underground bereits ordentlich rumorten, wartet nun die Fortsetzung des depressiven Black Metals aus dem fernen Osten. Die als „Moonlover“ betitelte zweite Scheibe glänzt zunächst durch ein recht makabres Art-Work und auch der vorab veröffentlichte Song „Golden Number“ wusste sofort zu zünden. Bereits hier offenbarte sich, dass GHOST BATH nicht etwa auf der Stelle reiten, sondern mit „Moonlover“ nach den Sternen greifen wollen.
Eine klarere Produktion sorgt hier für eine bessere Zugänglichkeit und gibt der Band auch mehr Spielraum sich zu entfalten. Immer wieder lassen GHOST BATH melancholische Keyboard-Passagen in ihren Depressive Suicidal Black Metal einfließen: So bekommt „Golden Number“ hier einen leicht positivistischen Touch, der fast an die Kollegen DEAFHAVEN denken lässt – allerdings in einem viel schwärzeren Licht erstrahlt. Diese Melodie beißt sich einfach fest. „Happyhouse“ indes kommt eher noch düster und etwas doomig mit ebenso genialen Melodien daher, während „Beneath The Shade Tree“ ein hübsches instrumentales Interlude mit asiatisch angehauchtem Abschluss bietet. Das folgende „The Silver Flower“ teilt sich in zwei Teile, wobe „Part I“ sich bewusst einer frühlingshaften Atmosphäre verschrieben hat und mit seichten Chortänen und Vogelgezwitscher wirklich sehr ruhige Töne einschlägt, während „Part II“ bald mit depressivem Gekeif und stimmungsvoll arrangiertem Schlagzeug zu Tage tritt. „Death And The Maiden“ scheint letztendlich mit seinen leichten, wie depressiven Melodien und dem horrorartigen Outro das komplette Werk zusammenzufassen.
GHOST BATH haben mit „Moonlover“ ein hervorragendes Album herausgebracht: Mit viel Atmosphäre, Stimmung, Sinn für Neues und Abwechslung schreiten die Jungs zu Tage und liefern ein DSBM-Werk ab, welches sich echt gewaschen hat und vor Bands wie WOODS OF DESOLATION, AUSTRE, THY LIGHT oder DEAFHEAVEN nicht zu verstecken braucht. Wunderbar, mehr davon!
"Moonlover" erscheint nun als Reissue bei Nuclear Blast.
„Into The Wild Life“ ist nach dem gleichnamigen Debüt (2009) und „The Strange Case Of…“ (2009) das dritte Album der US-Amerikaner HALESTORM. Gegründet wurde die Band1997 unter den Einflüssen von CINDERELLA und VAN HALEN.
Doch leider fehlt den Amis zunehmend die Heavyness. Songs wie „Dear Daughter“ , „New Modern Love“ oder „What Sober couldn’t sy“ hätten (leider) genauso gut einer Radio-Rock-Band wie P!NK entstammen können. Hier hat man seichten, poppig-balladesken Frauengesang und Gitarren, sowie Drumset schrauben sich auf ein absolutes Minimum herunter. Dabei funktionieren die Amis mit krachenden Gitarren viel besser und Lzzy Hales Stimme kommt kratzig und härter auch viel besser zur Geltung. So hätten HALESTORM aus eingängigen Nummern wie „Amen“ mit noch einem Hauch mehr Härte einiges mehr reißen können. In „Mayhem“ letztlich wird aufgedreht und auch mal ein Bisschen Industrial dabei gepackt, was hervorragend klingt. Auch die beiden Opener „Scream“ und „I Am The Fire“ wissen mitzureißen und gehen schnell ins Ohr – wie die auch recht eingängige Party-Hard-Rock-Nummer „I Like It Heavy“. Hätten HALESTORM nur mal mehr nach diesem Motto gearbeitet und weniger softe Songs auf das Album gepackt. So ist „Into The Wild Life“ unter dem Strich leider gar nicht so wild und in meinen Augen ein eher durchwachsenes Album.
Wer auf DELAIN und die Kombination hardrockiger Klänge mit Radio-Mainstream und Balladen steht, der sollte hier ruhig mal ein Ohr riskieren. Ich hingegen hoffe, dass Album Nummer vier wieder eine Spur härter wird – und viele alte Fans werden nach dem ersten Hören sicher ähnlich denken.
Einen ersten feindlichen Einfall (eng. „Incursion“) in die Welt des Death Metal geben die Debütanten APOPHYS. Brutal und futuristisch gibt sich der niederländische Erstschlag als Sci-fi-getränkter Brutal Death aus, der weniger von makabren Morden als moderner Kunst, den Medien und der Wissenschaft beeinflusst wird. So quält Kevin Quilligan die Vorstellung, „dass die Erde durch ein gigantisches Mienenfeld fliegt“. Und das wird in der Death-Metal-Band APOPHYS, deren Name sich von dem die Erde am 13.04.2029 bedrohenden Asteroiden „Apophisis“ ableitet, behandelt.
Keine Neulinge sind die Musiker von APOPHYS: Hier haben wir es mit Mitgliedern von Bands wie GOD DETHRONED, WINTER OF SIN, CARDAMON, ENGORGE, DETONATION und EREBUS zutun. Schönster Niederlanden-Inzest, also.
Und puren, mal brutaleren, mal eher technischen Death Metal liefern APOPHYS mit „Prime Incursion“. Futuristisches Gewabber wie bei „Miscreants“, ein melodiöses Outro wie bei „Ego“ oder ein ausgeklügeltes Solo wie bei „Humanity‘s Epiloge“ lassen dabei aufhorchen. Auch ansonsten gehen die Jungs gekonnt aber ohne große Umschweife oder Experimente zu Werke. So lässt sich „Prime Incursion“ als kräftiges Debüt bezeichnen.
Man kann APOPHYS hören – Man kann aber auch genauso gut andere Death Metal-Bands hören. DEICIDE oder SULPHUR AEON lieferten da mehr Höhepunkte! Somit nur für eingefleischte Genre-Fans die Kauf-Empfehlung.