hr habt gerade die Taste Of Anarchy-Tour beendet - wie lief die Tour für euch?
Die Tour und ich glaube da spreche ich für jede Band, war ein riesiger Erfolg. Gleich von Beginn an haben alle Bands untereinander agiert, als würden sie sich schon über Jahre hinweg kennen und das schafft natürlich eine familiäre Atmosphäre. Das Klima war perfekt und unsere neuen Songs wurden sehr gut angenommen. Ich denke einen besseren Start um das Album zu bewerben kann es nicht geben. An dieser Stelle nochmal Shout outs an NASTY, LIONHEART, CRUEL HAND, DESOLATED und HAVENSIDE!
Welche Show der Tour ist dein persönliches Highlight gewesen?
Da würde ich ganz klar Paris sagen, denn wir haben dort auf einem Boot gespielt, in das ein Nachtclub gebaut wurde. Ich denke es kommt nicht oft vor, dass man mit seiner Band im Rumpf eines Bootes auf einer Bühne steht. Wenn du aber Show meinst die energiegeladen waren dann würde ich hier ganz klar Köln, Karlsruhe und Leipzig nennen! Die Shows waren sehr voll und die Reaktion der Besucher war kaum in Worte zu fassen.
Wie war der Kontakt mit den anderen Bands? Kann durch eine gemeinsame Tour auch 'ne Freundschaft mit anderen Bands entstehen oder ist es gerade bei den US-Bands eher unverbindliches Nettsein, da man gerade gemeinsam unterwegs ist?
Wie schon gesagt wir haben uns von Beginn an Super verstanden. Alle Bands haben ihr Freizeit zusammen verbracht. Die einen waren im Fitnessstudio die anderen haben sich Städte oder Denkmäler abgesehen und wiederum andere haben ihre Zeit einfach nur zusammen im Club vertrieben. Natürlich entstehen auf solch einer Tour auch Freundschaften und ich persönlich muss sagen ich habe viele neue Freunde kennengelernt, mit denen ich jetzt Kontakt halten werde.
Wie sehr magst du das Tourleben? Was findest du daran gut, was stört dich daran?
Ich liebe das Tourleben! Es gibt für mich nix besseres als neue Länder zu bereisen, neue Leute kennenzulernen, einen Einblick in die Kultur und das Leben anderer zu bekommen und zudem das zu machen, was ich liebe "Musik". Natürlich kann man das Tourleben nicht mit dem Wohnzimmer oder dem gewöhnlichen Alltag vergleichen aber genau das macht es für mich auch wieder so interessant. Man muss manchmal vielleicht Einschränkungen in der Hygiene oder den Schlafgelegenheiten machen aber am Ende wird man durch unvergessliche Eindrücke dafür entschädigt.
Wie kamen die Songs von "Down In The Dumps" bei den Shows an?
Die Songs wurden sehr gut angenommen denke ich. Es ist natürlich schwer für den Zuhörer auf Songs zu reagieren, die noch nicht so im Ohr sind aber die Resonanz im Set und die Kommentare nach der Show bestätigen uns, dass es den Zuhörern gefallen hat.
Was hat es mit dem Cover der Platte auf sich? Das ist ja nicht so plakativ wie das von "The Harsh Fangs Of Life" - was ist die Idee hinter dem Cover und wer hat es entworfen?
Also das Cover wurde von Johannes unserem Sänger in Zusammenarbeit mit Helge Kiel geschossen, entworfen und finalisiert. Du hast recht das Cover ist nicht so plakativ wie auf der "The Harsh Fangs Of Life", aber das war auch ein Punkt den wir berücksichtigen wollten. Das Cover ist in Anlehnung an einen Holzschnitt von Dürers "melancolia" entstanden. Sowohl der Albumtitel und das Cover soll die melancholische Stimmung wieder spiegeln, mit der man täglich in der Gesellschaft konfrontiert wird. In vielen Situationen im täglichen Alltag wird man mit Situationen konfrontiert, die dich runter ziehen, dich leer erscheinen lassen oder einfach nur niederschlagen und diese Stimmungen wollten wir mit dem Albumcover und dem Titel verarbeiten.
Wie lange habt ihr an den Songs der neuen Platte geschrieben?
Das effektive Songwriting zur Platte hat sich über 6 Monate gezogen, wobei die letzten 3 Monate vor dem Studio die wichtigsten waren. In diesen Monaten haben wir auch die Häufigkeit der Proben erhöht und denn Fokus komplett auf das Songwriting gelegt. Aber am Ende würde ich sagen 6 Monate haben wir für die Platte auch gebraucht, da wir uns zu jedem Song auch die entsprechende Zeit nehmen wollten.
Wie läuft das Songschreiben bei euch ab? Jeder für sich zu Hause oder gemeinsam im Proberaum?
Eigentlich ist das Recht einfach zu erklären, meistens kommen die Gitarristen mit den Strukturen für einen Song und den ersten Riffs in den Proberaum. Dort werden dann die Songs so zusammengeschrieben, wie sie am meisten Sinn machen und uns am ehesten abholen. Also ist die ganze Band in den Prozess des Schreibens eingebunden und das ist sicher auch ein Punkt der die Songs so komplett macht, wie sie sind, denn jeder bringt nochmal seinen eigenen Einfluss in das Songwriting. Das ist uns natürlich auch super wichtig.
Wie oft probt ihr?
Wir proben in der Regel einmal die Woche und vor jeder Show die zu spielende Setlist, um die Songs im Set nochmal zu besprechen.
Welchen Stellenwert hat COLDBURN in deinem Leben?
Ich würde COLDBURN neben meiner Freundin den größten Stellenwert zusprechen, denn all meine Gedanken und da spreche ich für jeden von uns drehen sich immer um die Band. Es gibt keine Stunde, in der ich nicht über die Band nachdenke oder mit Themen konfrontiert werde, die sich um die Band drehen. Und das möchte ich auch nicht missen.
Was sind deine persönlichen Ziele mit COLDBURN, was willst du noch erreichen?
Um es bescheiden auszudrücken, habe ich mit den zahlreichen Touren und den zwei Studioalben schon einige meiner Ziele erreicht. Für die Zukunft würde ich gerne in neuen Länder touren und neue kreative Outputs bringen. Konkrete Ziele kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht nennen. Das wichtigste Ziel ist es weiter mit den Jungs unterwegs zu sein.
Könntest du dir ein Leben als Vollzeit-Musiker vorstellen und wie z.B. TERROR durchgehend Alben aufzunehmen und zu touren?
Also prinzipiell kann ich mir das schon vorstellen und eigentlich haben wir schon ein ähnliches Leben, denn wir veröffentlichen konstant Platten und Touren mindestens 2-3 mal im Jahr. Ich denke wenn wir einmal zu dem Punkt kommen würden und vor der Entscheidung stehen würde ich mich auf mein Herz verlassen und das schlägt zu 100% für COLDBURN. Also kurz ja, ich könnte mir das vorstellen.
Was steht für euch in den kommenden Monaten an?
Wir arbeiten aktuell an unseren Tourplänen für. 2015 und 2016 also da wird sicherlich noch einiges kommen. In den nächsten Monaten spielen wir einige Sommerfestivals und Clubshows und dann steht hoffentlich die nächste Tour ins Haus. Zudem werden wir auch bald wieder anfangen neue Songs zu schreiben und sehen, wohin uns die Reise bringt.
Warlord" wird in einigen Wochen veröffentlicht werden - steigt die Nervosität mit näher kommendem Datum?
Ja auf jeden fall. Wir sind natürlich gespannt wie das Album bei den Leuten ankommt.
Der Prozess war ja sehr intensiv und lang. Da Macht man sich natürlich sein Gedanken je näher das release ist.
Wie sind die ersten Reviews ausgefallen? Wie weit befasst Du Dich mit Rückmeldungen von Presse und Fans?
Die die wir bis jetzt gelesen haben waren durchweg positiv. Hängt ja auch ne Menge von ab.
Die Presse ist natürlich mitverantwortlich ob die Fans die CD überhaupt anhören. Wer kauft sich schon eine CD oder LP wenn die reviews schlecht sind!?
Die Meinung der Fans ist uns sehr wichtig. Davon hängt alles ab. Wir wollen unsere Musik der breiten masse präsentieren und freuen uns natürlich sehr wenn wir positiven Zuspruch für die harte Arbeit die wir in die Musik stecken bekommen. Genau so wichtig ist aber auch Kritik. Wir wollen ja nicht irgend ein Blödsinn machen und uns ist die Musik sehr ernst. Wenn jemand Kritik äußert höre ich gerne zu. Manchmal zieht man von so etwas ja auch Ideen und Anregungen für zukünftige Songs.
Klingt die Scheibe so, wie Du es Dir vorgestellt hast?
Ja definitiv. Die Demo Songs waren schon mega. Aber als ich dann das fertige Master gehört habe ging mir wirklich einer ab. Das erste Album war schon ziemlich heftig und krass aber das neue übertrifft es noch bei weitem.
Ihr habt mit Eike Freese (DARK AGE) und Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) interessante Produzenten gehabt. Wieso habt ihr euch für die beiden entschieden? Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?
Eike hat auch unser erstes Album gemacht. Da wir ja mit dem Debüt schon ein gewisses Niveau vom Sound her hatten konnten wir beim Nachfolger ja nicht irgend einen Blödsinn raus hauen. Demnach war die Entscheidung leicht wieder zu Eike zu gehen. Eike hat ja das Project Mayhem mit Alex zusammen und wir haben uns dann dafür entschieden da Alex genau wie Eike wissen was sie tun und dem Album dem nötigen Kick verleihen.
Wie kam der Kontakt zu Bryan Harris (DEATH BEFORE DISHONOR) und Andrew Neufeld (COMEBACK KID) zustande, die ja bei zwei Songs Gastsänger waren?
2012 haben wir in Hannover bei der Hell On Earth Tour den Opener gemacht und dort Bryan kennen gelernt. Er fand unsere Mucke geil und wir haben uns auf Anhieb verstanden. Andrew haben wir auf dem Greenville Festival nähe Berlin durch die damalige Freundin von Tim (Drums) kennen gelernt. Als wir beim Songwriting über Features auf dem Album gesprochen haben sind sofort die beiden Namen gefallen und als die zusage kam war auch schon direkt klar welche Songs wir nehmen.
Gibt es in den Texten ein verbindendes Element?
Nein. Es gibt den Titeltrack der mit dem Cover verbunden ist aber generell steht jeder Song für sich.
Die Songs handeln von unterschiedlichen Themen. Drogenmissbrauch, Selbstmord, Kindersoldaten, Zusammenhalt oder auch davon das man sich allein gelassen fühlt.
Was hat es mit dem Albumtitel auf sich?
Es war uns wichtig irgendwas zu nehmen was man nicht alltäglich zu Gesicht bekommt aber dennoch die ganze zeit da ist. Bis auf 2-3 Hollywood filme oder Die KONY Kampagne. Man hört einfach nichts davon. Es geht z.B. gerade im Hardcore fast immer nur um die gleichen Themen. Wir wollen damit nur zeigen das es auch noch 1-2 andere Dinge auf der Welt gibt die genau so viel Aufmerksamkeit benötigen. Darum haben wir uns für das Thema Kindersoldaten entschieden. Denn es ist zum Kotzen was da abläuft und es Interessiert niemanden.
Ihr klingt ja sehr von NYHC und vor allem TERROR beeinflusst. Wie weit ist das ein Kompliment für euch, wie weit kann das in Hinblick auf eine eigene Identität hinderlich werden?
In einem Genre wie Hardcore bleibt das leider nicht aus das man ähnlich wie die eine oder andere Band klingt. Wenn man dann aber mit Bands wie MADBALL oder TERROR verglichen wird freut das doch schon sehr. Man versucht niemanden zu kopieren aber sobald man eine Band viel hört und dann Songs schreibt bleibt es nicht aus das sich die Songs dann wie TERROR oder MADBALL anhören.
Auf dem ersten Album erinnern manche Songs z.B. an SWORN ENEMY oder HATEBREED. Liegt einfach daran das man solche Bands während des Songwritings oft hört.
Zudem sind wir Fans vom NYHC und darum freut uns das sehr wenn man uns mit dem NYHC vergleicht.
Was habt ihr für die kommenden Monate geplant?
Konzerte, Tour usw. Es ist ja ziemlich ruhig um uns geworden in letzter Zeit. Darum muss jetzt langsam wieder fahrt einkehren. Gerade jetzt wo das Album kommt. Von daher kommen die nächsten Monate viele Shows auf uns zu.
Songwriting steht natürlich auch auf dem Plan. Es sollen nicht schon wieder 2 Jahre bis zum nächsten Release vergehen ;-)
Was möchtest Du mit BROTHERS IN ARMS in den kommenden Jahren erreichen?
Viele Tourneen spielen und hoffentlich jeden fleck der Erde bespielen. Was gibt's besseres als das was du liebst mit anderen Leuten zu teilen?
Die letzten Worte gehören Dir...
Wir würden uns sehr gerne bei den Leute bedanken die uns so mega unterstützt haben mit spenden und Benefiz Shows, nachdem unser Proberaum mit dem gesamten Merch und Equipment im November 2013 abgebrannt ist.
Vielen Dank!
TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN ist ein sehr blumiger Bandname - wie seit ihr auf den gekommen?
Der Grundgedanke der Band ist, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die für die gleichen Ziele einstehen, die sich nicht von Medienrummel und dummen Phrasen betäuben lassen. Die wach sind, die aufmerksam sind und erkennen könne, was in unserer Gesellschaft verändert werden muss. Der Name der Band soll genau das aussagen.
Ihr seht euch als Kollektiv, das gemeinsam Musik macht. Gibt es einen harten Kern an Bandmitgliedern?
Ja es gibt einen inneren Kern an Bandmitgliedern. Zu diesem Kern fügt sich das Umfeld über Label, Booker, Designer, Tätowierer, Freunde, Familie usw.
Wieso habt ihr TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN nicht als "normale" Band aufgezogen, sondern den Weg des Kollektivs gewählt?
Im Prinzip funktioniert so gut wie jede Band über diesen Kollektiv Gedanken. Jede Band hat ein Umfeld von Menschen, die mit an der Band arbeiten, die sich in welcher Form auch immer einbringen und damit auch den Gedanke, der durch die Band transportiert wird, weitertragen. TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN unterscheidet sich da also im Wesentlichen nicht wirklich von anderen Bands, ausser, dass wir diesen Gedanken betonen und die Band nicht nach außen künstlich verschließen. Ohne die Hilfe von allen anderen Menschen, die sich an einer Band und der Verbreitung ihrer Musik beteiligen kann keine Band wirklich erfolgreich funktionieren.
Wie läuft das Schreiben neuer Songs bei euch ab?
Das ist ganz unterschiedlich. Meistens hat einer von uns die Idee und das Grundgerüst zu einem Song. Dieses Gerüst wird dann mit allen zusammen bearbeitet und zu einem runden Song gemacht.
Arbeitet ihr momentan an neuem Material?
Ja, wir sind gerade mitten im Songwriting.
Wie lange braucht ihr für die Texte zu euren Songs? Warum schreibt ihr die auf Deutsch? Damit grenzt ihr euch ja schon sehr auf das das deutschsprachige Europa ein...
Meistens bilde ich die Thematik zu einem Song zunächst in meinem Kopf. Das kann teilweise auch schon mal ziemlich lange dauert. Wenn ich mich dann einmal hinsetzte und den Text beginne zu schreiben, geht das dann meistens sehr schnell, da das Konzept im Vorfeld schon erdacht wurde. Die Texte auf deutsch zu schreiben ergibt sich ganz einfach vor dem Hintergrund, dass deutsch meine Muttersprache ist und ich mich so natürlich am besten und authentisch ausdrücken kann. Für die englischsprachige Welt gibt es ohnehin schon genügend sehr gute und aussagekräftige Bands.
Was für Feedback bekommt ihr zu euren Texten von den Fans? Was meinst, wie wichtig kann ein Songtext heutzutage gerade für die Kids sein?
Da Feedback ist bisher sehr gut. Ich freue mich ganz besonders über das positive Feedback zu den Texten. Aufgrund der vielen Rückmeldungen denke ich schon, das Texte auch heutzutage Kraft geben können und Denkanstöße liefern können. Jedenfalls haben mir zu meiner Jugendzeit viele Hardcore-Texte durch schwierige Zeiten geholfen und geben mir auch heute noch Energie.
Gibt es einen Song, dessen Text dein Leben beeinflusst oder verändert hat?
Das Lied „immer und ewig“ hat mir persönlich geholfen, einen schmerzhaften Verlust besser verarbeiten zu können. Der Song „Licht“ erinnert mich jedes Mal, wenn ich ihn höre oder spiele wieder daran, dass ich keinen Stillstand in meinem Leben haben möchte. Wahrscheinlich ist es ganz normal, dass sich Texte, die man aus persönlichen Erfahrungen heraus geschrieben hat, auch wieder zurückwirken.
Was motiviert dich, jeden Tag für TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN zu arbeiten?
Es gibt einen – für mich manchmal nicht erklärlichen – Drang in mir, einfach weiter zu machen. Wenn man zudem gutes Feedback erhält und mit seinen Freunden zusammen Zeit verbringen kann, sind das genügend Gründe, sich in die Arbeit zu stürzen.
Ihr werdet mit CBK und BANE touren - wie seid ihr auf die Tour gekommen? Was versprichst du dir von der Tour?
Wir wurden gefragt, ob wir da gerne Opener machen würden. Da brauchten wir nicht zweimal überlegen, da wir sowohl COMEBACK KID als auch BANE sehr gut finden. Wir freuen uns sehr auf die Tour und hoffen, dass wir eine gute Zeit zusammen haben werden.
Was steht nach der Tour noch bei euch an? Wie weit plant ihr ihm voraus?
Wir werden im Sommer ein paar Festivals und einige Clubshows im Herbst spielen. Ansonsten sind wir die meiste Zeit mit dem schreiben von neuen Liedern beschäftigt.
Verfolgst du die HC-Szene? Falls ja, welche Bands, welche Platten haben dich in letzter Zeit beeindruckt?
Alpha&Omega, Down to Nothing, Another Breath.
Die letzten Worte gehören dir....
Ok, die gebe ich dann direkt an Buddha weiter:
Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Mißwünsche zu den Wesentlichsten.
AMENRA, die bindende Mitte der Belgisch-Französischen Avantgarde„Church Of Ra“ eröffnet endlich ihr zweites Live-Album mit dem passenden Titel „Live II“. Wuchtiger Sludge mit jeder Menge Hardcore, aber auch Doom-Elementen ist hier die Spielart und konnte in der belgischen Heimat schon einige Fan-Scharen mobilisieren. Überdurchschnittlich lang sind die Songs der belgischen Band und so fasst „Live II“ eine Spielzeit von nicht weniger als achzig Minuten.
Da dröhnt es schonmal wuchtig und durchtrieben aus den Boxen, um im nächsten Moment in düsteren Doom überzugehen und schließlich über verträumten Klargesang und hysterisches Gekreisch via Breackdown eine mächtige Doomwalze vom Zaun zu brechen. Dabei haftet dem Ganzen noch etwas düster Spirituelles an und Endzeitfeeling macht sich breit. So schaffen es AMENRA – wenn man sich darauf einlässt – schnell einendurch ihre kranken Melodien und ihren verstörenden Klang in den Bann der „Church Of Ra“ zu ziehen. Man kann einfach nicht weghören. Die Werke AMENRAS sind sicher nicht leicht zugänglich und für jeden direkt greifbar und verständlich, unterliegen aber einem hohen Kunstfaktor. Düster-depressive Stücke wie der Klassiker „Razoreater“ oder das mit einem langen und spirituellen Trommel-Intro versehene Gigantum „Silver Needle Golden Nail“ wissen wohl zu beeindrucken. Mit Scott Kelly von NEUROSIS haben AMENRA bei dem Lied „Novena 9:10“ sogar einen Gastsänger am Start – Was auch nicht bei jeder Live-Veröffentlichung ein Selbstverständnis ist.
Und enthält das Werk auch mit „Razoreater“, „Silver Needle Golden Nail“ und „Am Kreuz“ einige Songs, die schon auf dem „Live“ –Album 2012 zu finden waren, ist „Live II“ doch Dank des im November 2012 hereingeschneiten „Mass V“ um (mehr als) vier Songs reicher, wird "Mass V" hier doch komplett live dargeboten. Mitgeschnitten wurden die Aufnahmen auf dem Konzert vom 22.12.2012 in Kortrijk (die Heimatstadt AMENRA’s) und 10.02.2013 in Brüssel.
So ist „Live II“ unterm Strich ein gelungenes Live-Album und ein Muss für Blackened Sludge-/ Hardcorefans der neuen Schule. Fans von NEUROSIS, CELESTE, HEXIS, CELESTE oder auch noch VATTNET VISKAR sind hier mehr als gut beraten. Erhältlich ist die „Live II“ im stilvollen schwarz-silver Papp-Mäppchen. Also zuschlagen!
Seit 1994 (!) exestiert die griechische Band MACABRE OMEN. Als Schlagzeuger hat der Allround-Künstler Alexandros dafür den britischen Schlagzeuger Tom Valley engagiert um MACABRE OMEN’s zweite (!) Full-Length herauszubringen: „Gods Of War – At War“.
Was erwartet man von einem Werk mit gut zehn Jahren Reife-Prozess? Starteten MACABRE OMEN als reinrassige hellenische Black Metal-Band, macht sich bei ihrer neusten Veröffentlichung stärker denn je ein paganer Faktor und äußerst heroische-epischer Einfluss bemerkbar. Schon auf ihrem Debüt „The Ancient Returns“ (2005) wusste die Band durch die Mischung von typisch griechischen Melodien mit der Essenz des Black Metals in den Bann zu ziehen, auf „Gods Of War – At War“ wurde diese Mischung noch perfektioniert und die epischen Klänge stärker herausgearbeitet. So trifft hysterischer Keifgesang mit auffällig dynamischem Schlagzeug auf packende, natürliche Melodien im BATHORY-Stil, die sich meistens progressiv und leicht verschachtelt zu einem wahren Inferno aufschaukeln, so dass man gar nicht merkt wie schnell die Zeit vergeht.So scheint einen „Man Of 300 Voices“ mit seinen heroischen Chören direkt in eine antike Arena zu entführen, während man mit dem Opener „I See, the See“ auf den Ozean treibt. Packende Melodien bietet jeder Song, hier fällt es schwer Anspieltipps zu nennen. Alle Songs haben eine ansehliche Länge von durchschnittlich sieben Minuten und wirken ausgereift, wohl arrangiert, mit etlichen und urtümlich. Auf eine Hochglanz-Produktion wurde hier verzichtet.
MACABRE OMEN liefern mit ihrer neusten Veröffentlichung das, wovon BATHORY-Fans lange träumen: „Gods Of War – At War“ ist ein aufwändig arrangiertes Werk, das Viking Metal auf der Basis urtymlichen Black Metals ohne Schnick-Schnack und Härteverlust zu einem epischen Gesamtwerk verarbeitet. Ein absolutes“Muss“ für Fans der mittleren bis späteren BATHORY-Diskographie. Ohne Schwachstellen weiß das Album auf einer Länge von über einer Stunde auf ganzer Line zu gefallen – man entdeckt hier immer wieder Neues. Zehn Jahre, die sich gelohnt haben!
MACABRE OMEN bieten Melodien, die man nicht so schnell vergisst: Sei es das bestechliche „From Son To Father“ oder der epische Doppelschlag „Alexandros –Ode“. Ein Meisterwerk!
SCHWARZER ENGEL – Aus Stuttgart kommt dieser Ein-Mann-Act. Der schwarze Engel ist in diesem Falle Dave Jason, und dieser macht seine Sache ob des Klischeehaften und nichts Gutes in Erwartung stellenden Bandnamens doch überraschend gut: Dark Metal soll hier laut Beilagenzettel die Spielart sein, und das trifft es auch fast: SCHWARZER ENGEL schreiten auch auf ihrem vierten Album „Imperium I – Im Reich Der Götter“ eher metallisch statt rockig-poppig voran. Dabei mag man mal etwas mehr neue deutsche Härte á la RAMMSTEIN spielen („Schwarzkunst“), mal etwas electro-gothic-poppiger á la EWIGHEIM („Schwerz Bleibt Mein“) oder ASP. Den metallischen Härtegrad reizt der Opener „Gott Vs. Satan“ am Weitesten aus. „Herrscher Der Nacht“ und „Ritt Der Toten“ graben sich dank ihrer eingängigen Refrains wohl schnell in das Gehör eines jeden Gothic-Fanatikers.
Dabei überraschen SCHWARZER ENGEL mit Texten, die gar nicht mal so peinlich sind – Denn auch wenn Götterkrieg und ein Herzschmerz hier die dominierenden Themen sind, wird der Kitsch hier tatsächlich mehr als bei erwartet außen vor gelassen und findet nicht so viel Platz im Imperium. Stets harmonisch sorgt der äußerst angenehme und auch variable Gesang bei SCHWARZER ENGEL für Pluspunkte. Durch mehr Metal und wenig Gothic konnten SCHWARZER ENGEL es sich 2013 übrigends leisten EISREGEN und DEBAUCHERY auf der Todestage-Tour zu begleiten.
So treffen SCHWARZER ENGEL mit „Imperium I – Im Reich Der Götter“ zwar nicht ganz meinen Geschmack, können sich im Vergleich mit anderen Gothic-Bands wie EISBRECHER, UNHEILIG, UNZUCHT, STAHLMANN und EISHEILIG ausgesprochen positiv behaupten. Auch Fans von Dark Metal-Bands wie EDEN WEINT IM GRAB oder A PALE HORSE NAMEND DEATH können hier durchaus ein Ohr riskieren.
Legendär wurden die schwedischenTHE LEATHER NUN ihrer Zeit in den 80ern. Die in Gothenburg gegründete Band mischte „harten“ Rock mit Gothic- und industrial-Klängen und glänzte durch fabelhafte Liveshows mit Strippern und blutigen Film-Sequenzen. So die Legende. THE LEATHER NUN konnten sich als eine der Top Gothic- Punk und Biker-Bands in den 80ern jedenfalls einen Namen erspielen.
Tatsächlich haben eben jene Musiker sich nun noch einmal zusammen gefunden um mit „Whatever“ nach knappen 25 Jahren ihr nun fünftes Album aufzunehmen. Dabei singen die Schweden jede Menge über ihre Träume („All Those Crazy Dreams“, „Just Like A Dream“), Regen (Dancing In The Rain“, (Another Rainy Day“), lassen aber auch punkig-rebellische Ausbrüche (hier mit dem Titel „Mainstream“) nicht außen vor.
Musikalisch wird hier leichter, düsterer, elektronischer Rock der Marke SISTERS OF MERCY geliefert. Wer THE LEATHER NUN aus alten Tagen noch kennt, sollte hier mal rein hören. Optisch überzeugt das orange Werk nicht, ist aber auch der Modernisierung wegen als Download erhältlich. Musikalisch sticht „Godtherapy“ mit zartem Background-Frauen-Gesang hervor. „Just Like A Dream“ wartet mit Streichern auf.
Nichts desto trotz ist „Whatever“ wirklich nichts Besonderes und wohl eher ein Traum der Musiker an die alten Tage als ein neuer Durchstart. Die Luft ist wohl raus, positiv schocken können THE LEATHER NUN jedenfalls nicht mehr und so versinkt „Whatever“ in Langeweile und Belanglosigkeit.
Nach dem mauen Singer-Songwriter-Ausflug „Songs From November“ macht Neal Morse wieder Prog. Zusätzlich ist sein neues Album so etwas wie eine kleine Premiere: Zum ersten Mal überhaupt ist Morse ohne jegliche Vorbereitung mit einer Band ins Studio gegangen, um die Songs erst dort in Sessions entstehen zu lassen. Daher auch der Albumtitel „The Grand Experiment“, und daher auch die Veröffentlichung als THE NEAL MORSE BAND. Diese hat Morse übrigens erweitert: Neben den üblichen Verdächtigen, Mike Portnoy an den Drums und Randy George am Bass, sind mit Eric Gillette ein zweiter Gitarrist und mit Bill Hubauer ein Keyboarder mit an Bord.
Schon der gut 10-minütige Opener „The Call“ dürfte alle Fans, die Morse seine „Songs From November“ übelgenommen haben, versöhnen. Der klingt nämlich so, wie man Morse am liebsten hat: Es gibt einen komplexen Aufbau mit vielen verschiedenen Parts, tolle Melodien und Harmonien, zwischendurch wird es sogar mal richtig düster und einigermaßen hart, und rotzdem klingt alles völlig unangestrengt. Der nur etwa halb so lange Titeltrack kommt dagegen überraschend grade rockend daher, wenn auch mit einem SPOCK’S BEARD-typischen mehrstimmigen Refrain, worauf mit „Waterfall“ eine folkige Ballade folgt, die eigentlich sogar ganz schön ist und eine schwebende Atmosphäre verbreitet, die aber auch manchmal die Kitsch-Grenze leicht überschreitet und mit ihren sechseinhalb Minuten auch etwas zu lang geraten ist. Der mit knapp vier Minuten kürzeste Track „Agenda“ überrascht wiederum einerseits durch sein simples Riff, andererseits – und vor allem – aber auch durch seinen Sonnenschein-Retro-Pop-Refrain. Beim abschließenden „Alive Again“ wird es dann endlich wieder richtig episch. In knapp 27 Minuten wird noch mal alles ausgepackt, was man von Morse kennt: unterschiedlichste Parts, wilde Rhythmen und Melodiebögen, dynamische Wechsel und Steigerungen, aber auch groovende Riffs und natürlich Melodien zum Reinlegen. Schön old-schoolig, das alles, nur an einer Stelle wird es mal etwas musical-mäßig, das ist dann doch etwas hart.
Klar, Neal Morse erfindet auch auf „The Grand Experiment“ das Prog-Rad nicht neu und zitiert sich immer mal wieder selbst. Andererseits kann man sich das auch immer wieder gut anhören, und beweisen muss er sowieso niemandem mehr etwas. Und besonders der Anfangs- und Schluss-Track gehören unterm Strich wohl mit zum Besten, was Morse seit seinem Ausstieg bei SPOCK’S BEARD aufgenommen hat.