NIGHTRAGE haben sich für ihr neues Album "The Puritan" schlanke vier Jahre Zeit gelassen - und sind zum Trio geschrumpft, das im Kern aus den dem Gründungsmitglied Marios Iliopoulos und Langzeitbassist Anders Hammer besteht. Also kein Bonus mehr durch prominente Bandmitglieder Marke Gus G. (FIREWIND) oder Tompa Lindgren (AT THE GATES). Am Mikro ist seit 2013 Ronnie Nyman aktiv, der dem neuem NIGHTRAGE-Album einen modernen Touch verpasst, ist sein Gesang doch sehr Hardcore- und NWOAHM-beeinflusst. Das kommt "The Puritan" zugute, denn diese Modernität steht dem Album gut zu Gesicht und ist ein gut gesetzter Kontrast zum im traditionellen Metal verwurzeltem Songaufbau und Gitarrenarbeit. Am Schlagzeug tobt sich FIREWIND-Felldrescher Johan Nunez aus, der zwar keine großen Akzente setzt, die Songs aber konsequent vorantreibt und für den nötigen Punch sorgt. "Endless Night" und "Son Of Sorrow" sind schöne Beispiele für das gradlinigere Songwriting der neuen NIGHTRAGE und machen Lust auf das ganze Album. Mit dem gewinnt das im-Grunde-Trio keinen Originalitätspreis, überzeugt aber durch solide Melodic Death Metal-Nummern, die modern und frisch klingen und gut nach vorne gehen. Wer auf skandinavischen Melodic Death Metal steht, kann hier beruhigt zugreifen. "The Puritan" bewegt sich auf durchweg hohem Niveau und kann mit einer guten Produktion für ordentlich Action vor der heimischen Anlage sorgen.
JJ Peters und seine Kollegen legen mit "Word Is Bond" den Nachfolger des hoch gehandelten "'Bout It" vor. DEEZ NUTS werden sich als Band niemals stilistisch großartig verändern, das ist allen Beteiligten klar. Da ist es nur sinnig, dass sich die Australier auf die Verfeinerung ihres Sounds konzentriert und in den 14 Nummern eine durchgehend hohe Qualität zustande gebracht haben, wobei kein "Band Of Brothers" - der Smash Hit des letzten Albums - zu finden ist. Überraschungen will bei einer Band wie DEEZ NUTS im Grunde niemand haben und so wie "Word Is Bond" klingt, gilt das zuallererst für die Musiker. Die 14 Songs klingen vom ersten Durchlauf an sehr vertraut und verbreiten das DEEZ NUTS-typische Party-Flair. Live macht die Chose auf jeden Fall Spaß und genau dafür ist "Word Is Bond", ach ist die ganze Band gemacht. JJ Peters lässt bei diesem Album seinen Gesang etwas stärker vom Hip Hop beeinflusst sein, aber das ist auch schon der markanteste Unterschied zu "Bout It". "Streets Are Watching" geht gut nach vorne los, während "The Message" einen schönen Gruß an die Hip Hop darstellt. DEEZ NUTS wissen, wie sie ihre Songs zu schreiben haben, so dass "Word Is Bond" zwar auf eine vertraute Art und Weise bekannt vorkommt, aber gleichzeitig auch 14 gute Hardcore-Songs enthält. Und liefert den Australiern 14 gute Gründe, um die kommenden zwei Jahre rund um die Welt zu touren....
Was ist denn bei SIX FEET UNDER los? Chef und Oberzausel Chris Barnes hat "Crypt Of The Devil" nicht mit dem erwarteten Line-Up Steve Swanson/ Jeff Hughell/ Marco Pitruzella aufnehmen lassen, sondern sich die Hall-Brüder an Bord geholt, die Bass, Rhythmusgitarre und Schlagzeug einspielten. Hall-Brüder? Jo, Phil Hall dürfte als MUNICIPAL WASTE- und CANNABIS CORPSE-Mitglied bekannt sein und hat sich 2014 in das verkiffte Herz von Mr. Barnes gespielt. Die Leadgitarre hat mit Brandon Ellis dann jemand aus dem Hall-Dunstkreis eingespielt. Und wofür jetzt das Ganze? Ist "Crypt Of The Devil" so viel anders als die bisherigen SIX FEET UNDER-Werke? Kurze Antwort: nein. Lange Antwort: nein, viel getan hat sich nicht. Die Produktion ist trotz oder wegen Alan Douches (ALL THAT REMAINS, 3 INCHES OF BLOOD, DEATH) nicht anders als sonst ausgefallen, klingt als dreckig und etwas dumpf, hat aber gleichzeitig ordentlich Durchschlagskraft. Beim Songwriting gibt es auch keine großen Änderungen. Es gibt schön knackig auf die Zwölf, die Riffs sitzen und dominiert wird die Chose wie immer von Chris Barnes' Gesang. "Slit Wrist" lädt zum Moshen ein, "Lost Remains" hat den typischen SIX FEET UNDER-Groove und "Open Coffin Orgy" ist herrlich zäh und böse. Auffällig sind die vielen Leads, die Monotie in der Gitarrenarbeit immer wieder aufbrechen und verhindern, dass sich SIX FEET UNDER einzig und allein auf das Organ ihres Chefs verlassen müssen. Insgesamt macht "Crypt Of The Devil" Spaß und bietet solide Death Metal-Nummern, die gut ins Blut gehen und dank ihres Grooves auch Live gewohnt gut ankommen werden. Warum jetzt der ganze Aufriss mit der neuen Studiobesetzung sein musste, weiß nur Chris Barnes allein. Große Auswirkungen hat das nicht gehabt.
Das zehnte Studioalbum „HCSS“ von HARDCORE SUPERSTAR soll uns also ein bisschen auf eine Zeitreise mitnehmen. Die Schweden haben eigens dafür mal im Archiv gekramt und alte Demos abgestaubt um sich auch an ihre Anfangstage zu erinnern. Heraus gekommen ist dabei ein sehr abwechslungsreiches Album dem es jedoch an echten Höhepunkten fehlt. Der Opener „Don´t Mean Shit“ passt noch am ehesten zu den vergangen Alben - rotzig und frech – hart und schmutzig und trotzdem eingängig. Das kennen wir. Aber irgendwie tauchen schon hier Elemente des 70er Rocks auf und noch viel stärker beim darauf folgenden „Party Til I´m Gone“. Das sind Klänge die wir von den Jungs so bisher gar nicht auf dem Schirm hatten. Und trotzdem schafft es der Refrain in die Gegenwart und ist noch als Ohrwurm zu werten. Dann wird experimentiert „Cemetary“ beginnt düster und wird dann ein recht einspuriger Halbrocker. Das lange „Fly“ ist dann 70er pure – soft und tragend – psychadellic Rock mit einer Spur Blues Rock und 90er Grunge. Da kann man sich schon mal die Friedenspfeife an machen. Der bislang untypischste Song der Bandgeschichte – der jedoch nach ganz vielen Durchläufen mehr und mehr zu einer akzeptablen Nummer avanciert. Tiefe Gitarren und ein etwas vertracktes Gesamtspiel bietet „Ocean“ bevor „Touch The Sky“ wieder die 70er Keule auspackt und mich schwer an „The Police“ erinnert. Und irgendwie weisen die darauf folgenden Songs immer mehr dieser typischen 70er Jahre Elemente auf.
Selbst das Cover Artwork deutet auf diese vermeintliche musikalische Neuausrichtung der Band hin Da ich hier leider überhaupt keine Zielgruppe bin kann mich auch das abschließende und stampfende „Messed Up For Sure“ nicht wirklich glücklich machen. Als Fan der letzten drei Alben ist „HCSS“ somit eher enttäuschend. Es fehlt deutlich an den zuletzt so erfolgreichen rotzig - glam rockigen Anleihen und Ohrwurm Refrains. Mal sehen wohin das führt.
Zehn Jahre nach ihrer Gründung hauen THE POODLES also ihr sechstes Werk raus: „Devil In The Details“. Und wahrlich liegt hier vieles im Detail. Jedoch eines vorweg – die Schweden bleiben grundsätzlich ihrem Stil treu und feuern ordentlich groovende Hard Rock Songs raus die sich verschiedener Facetten dieses Übergenres bedient. Da haben wir das bombastisch und epische „Before I Die“ welches herrlich durch das Keyboard getragen wird. Vertrackt und abgehackt kommt dann „House Of Cards“ daher welches immer wieder an Bands wie Aerosmith erinnert. „The Greatest“ ist langsam, poppig und es dauert eine Weile bis etwas härtere Gitarren einsetzen. Der Song ist weitläufig und fast schon experimentell doch die Initialzündung bleibt aus. Der Song ist zweifelsohne Massentauglich und vielleicht ist es genau das was etwas abschreckt. Das verspielte „Crack in The Wall“ ist da schon ganz anders – harte Riffs – fette Hooks und alles andere als ein typischer Poodles Song ist diese orientalisch angehauchte Nummer ein Geheimtipp auf dem Album. Der Song entwickelt sich – vertraut mir. Wie auf allen Vorgänger Alben gibt es auch heuer den ganz ganz ganz fiesen Ohrwurm der mittlerweile 3548 mal durch meine Boxen hämmerte: „Everything“ lässt Szene Größen wie Bon Jovi“ ganz alt aussehen. Hier stimmt einfach alles – eine klare aufbauende Songstruktur und ein Refrain der sofort im Ohrschmalz klebt ohne jemals langweilig zu wirken. Jacob Samuels gesangliche Leistung ist auf dem Höhepunkt angekommen und nach exakt 3 Minuten endet diese Übernummer mit einem BANG! Im weiteren Verlauf geben sich die treibenden und groovenden Rock Nummern die Klinke in die Hand. Mal sind es Arena taugliche Hymnen wie „Life Without You“ und „Need To Believe“ und manchmal wird einfach nur auf die Tube gedrückt „Creator And Breaker“. Hitpotential weisen auf diesem Album auf jeden Fall alle Songs auf. Es dürfte sich um den bisher ausgeprägtesten und abwechslungsreichsten Silberling der Schweden handeln. Großer Sport!
Frage: Morgan, Gratulation zu Eurem neuen Album "Frontschwein", das viele gute Kritiken geerntet hat. Der Titel ist jedoch für eine skandinavische Band etwas ungewöhnlich, wie kam es dazu?
Morgan: Das ist richtig. "Frontschwein" passt jedoch hier perfekt für unser neues Album, denn unsere neue Scheibe ist ein Konzeptalbum über den 2. Weltkrieg und der Titel ist auch für uns als Band passend. "Frontschweine" sind Typen, die die dreckige Arbeit machen, immer an erster Linie stehen und nie aufgeben. Wir sind hierbei die "Frontschweine" des extremen Metal.
Frage: Erwähnen muss man natürlich, dass dies nicht Euer erstes Album mit einem deutschen Titel über den 2. Weltkrieg ist, "Panzerdivision Marduk" ist sicherlich noch allen als euer sehr erfolgreiches Werk bekannt.
Morgan: Ja, genau. Viele denken, wir hätten mit "Frontschwein" eine Art "Panzerdivision Part 2" herausgebracht, aber dem ist nicht so. "Panzerdivision" war eigentlich kein richtiges Album, es geht ständig auf Vollgas geradeaus und eher ein Statement von uns für die damalige Zeit, wobei "Frontschwein" hingegen musikalisch eine ganz andere Nummer ist. Wir haben bei "Frontschwein" ein "viel größeres Bild" geschaffen und uns viel mehr mit dem Album auseinandergesetzt, als dies mit "Panzerdivision" der Fall war.
Frage: Kann man eigentlich sagen, dass ihr thematisch immer wieder die Themen Tod, Satanismus und Krieg in den Alben als inhaltliches Konzept abwechselt und ihr schon das nächste Album dementsprechend plant?
Morgan: In irgend einer Weise sicherlich, aber es gibt keine durchgehenden geplanten Wechsel. Uns interessieren keine Vögel, Blumen oder derartige Themen. Richtig ist, dass wir schon Gedanken an das nächste Album haben, inhaltlich wird jedoch noch nichts verraten!
Frage: Der zweite Song auf dem neuen Album nennt sich "The Blond Beast". Ist der Song über Reinhard Heydrich, dem deutschem SS-Obergruppenführer und Organisator des Holocausts?
Morgan: Ganz genau. Wir haben über ihn schon mehrere Songs geschrieben, z.B. "The Hangman of Prague" oder "The Funeral Dawn", welches über seinen Tod handelt. Es ist ein Charakter, über den ich schon viel gelesen habe, so dass ich ihn in den Songs verarbeite.
Frage: Ich weiß, dass Du Dich sehr mit dem Thema "2. Weltkrieg" beschäftigst, wie kam es dazu, ist das Interesse noch aus Schulzeit vorhanden?
Morgan: Aus der Schule weniger, ich habe als Jugendlicher viel Modellbau betrieben und somit einige Flugzeuge usw. aus der damaligen Zeit zusammengebaut. Meine Eltern hatten Bücher über den zweiten Weltkrieg und so ging alles los. Heute habe ich ca. 600 Bücher zu dem Thema in meiner Bibliothek und bin immer noch ständig am Lesen und entdecke Neues. Auf Tour kaufe ich in Antiquariaten ein, was nicht selten schon zu einem Transportproblem wurde. Es gibt viele interessante Geschichten aus dem 2. Weltkrieg, nicht nur die Thematik des Krieges, sondern auch wirtschaftliche Entwicklungen zu der Zeit, die mich interessieren. Viele verbinden mich immer mit dem Thema, aber tatsächlich bin ich allgemein geschichtlich interessiert und lese gerne Geschichtsbücher, meistens 3-4 Bücher pro Woche. Derzeit lese ich z.B. ein Buch über den 30jährigen Krieg, das gerade vor uns auf dem Tisch liegt. Musikalisch schreibe ich dann nicht selten den entsprechenden Soundtrack dazu.
Frage: Was interessiert Dich am meisten am 2. Weltkrieg? Der Krieg an sich?
Morgan: Weniger, sondern eher, wie es dazu letztlich kommen konnte, wie die damalige Situation war und alles entstand.
Frage: Jeff Hannemann von SLAYER, ruhe er in Frieden, sammelte Orden und Abzeichen aus dem 2. Weltkrieg, wie ist es bei Dir?
Morgan: Ich sammele auch alles mögliche aus dem 2. Weltkrieg. Ich habe einige Dolche, Helme und Waffen. Ich habe ein Mauser, ein Maschinengewehr. Ich habe auch viele normale Jagdgewehre in meiner Sammlung. Allerdings ist das Sammeln auch sehr teuer. Gerade die Sachen aus dem 2. Weltkrieg werden für sehr hohe Preise angeboten.
Frage: In Deutschland ist das Thema "2. Weltkrieg" nicht immer einfach zu thematisieren.
Morgan: Das ist richtig, allerdings gibt es keine Kollektivschuld oder Erbschuld. Ich schreibe Songs über diese Zeit, aber es ist keine politische Botschaft hier vorhanden, ich schreibe lediglich den Soundtrack dazu, mehr nicht. Das hat man zu respektieren und mehr steht da nicht dahinter.
Frage: Gibt es einen Lieblingssong für Dich vom neuen Album?
Morgan: Nein, da kann ich wirklich keinen herausgreifen, ich mag sie alle. Aber wenn ich unbedingt einen herausgreifen soll, dann der letzte "Thousand-Fold Death". Falls Du mich aber morgen wieder fragst, kann es sein, dass ich Dir einen anderen Song schon wieder nennen würde.
Frage: Ist es richtig, dass ihr bei der Tour stets ein großes Spektrum aller Songs spielt, so dass ihr nicht nur die letzten Alben berücksichtigt?
Morgan: Das ist richtig, wir wollen einen großen Überblick bringen. Klar, man sollte sich schon auf das neue Album konzentrieren, denn deswegen ist man oft auf Tour, aber aufgrund unserer langen Bandgeschichte wollen wir auch die komplette Zeit abdecken.
Frage: MARDUK ist im Jahre 2015 insgesamt 25 Jahre als Band unterwegs - gibt es hier eine besondere Feier?
Morgan: Geplant ist nichts, wir werden in diesem Jahr sehr viel touren, viel Zeit ist hier leider auch eh nicht.
Frage: Black Metal war Ende der 90er Jahre sehr groß, die Szene wurde dann etwas kleiner, ist aber nach wie vor vorhanden. Wie hat MARDUK diese Zeit überlebt?
Morgan: Uns war es immer egal, was andere Bands gemacht haben oder wie sich die Szene darstellte. Wir haben unser Ding durchgezogen. Es gab eine Menge Bands im Black-Metal, die richtig scheisse waren. Bands sind gekommen und wieder gegangen. Wir haben uns hierüber aber keine Gedanken gemacht, man sollte sich stets auf sich selbst konzentrieren.
Frage: Wie geht die Zeit nun nach 20 Jahren weiter?
Morgan: Wir haben noch eine große Tour vor uns und hiernach denken wir schon an das nächste Album. Es geht also weiter wie bisher, wir haben noch lange kein Ende in Sicht!
Frage: Schreibst Du lieber neue Alben oder liebst Du das Leben auf einer Tour?
Morgan: Beides. Wenn Du eine Sache zu lange machst, sehnst du dich wieder nach der anderen Sache.
Frage: Wenn Du Dich nicht mit der Band beschäftigst, was machst Du dann in Deiner Freizeit?
Morgan: Ich habe viele Hobbys. Oft gehe ich jagen oder fischen, das mache ich sehr gerne.
Frage: Wie kannst Du während der Tour abschalten, was machst Du in der freien Zeit?
Morgan: Ich lese. Ich mag Bücher, richtige Bücher, am besten im Hardcover. Mit elektronischen Büchern oder dem Kindle kann ich nicht viel anfangen.
Frage: Heutzutage bestimmt das Internet unser Leben und soziale Netzwerke sind für Bands schon unbedingte Grundvoraussetzung, um im Gespräch zu bleiben. Wie siehst Du das?
Morgan: Es stimmt, dass man sich damit auseinandersetzen muss, wir posten auch unsere Neuigkeiten dort. Allerdings bin ich kein Fan sozialer Netzwerke. Wer was von mir will, kann mich anrufen oder eine E-Mail senden. Ich mag nicht mein Leben auf einem sozialen Netzwerk veröffentlichen.
Frage: Viele schauen derzeit TV-Serien, interessiert Du Dich auch für eine?
Morgan: Nein, ich hab zwar mal welche angefangen, bin aber dann bei den Büchern geblieben, in die ich eintauchen kann. Das funktioniert für mich am besten. Lesen steht für mich an erster Stelle.
Frage: Ihr hattet vor einigen Jahren viele Besetzungswechsel in der Band, nun ist seit einiger Zeit Kontinuität gegeben. Wie kam es zu den Veränderungen damals?
Morgan: Nicht jeder hat die Zeit und Energie in die Band gesteckt, die notwendig war, wenn man dann nicht auf einer Wellenlänge liegt und nicht für die Band lebt, funktioniert es irgendwann nicht mehr. Das sind die Gründe, warum wir Wechsel im Line-Up hatten. Der letzte Wechsel betraf den Schlagzeuger, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen musste, da er aufgrund von Rückenproblemen nicht so viel touren konnte.
Frage: Abschließende Frage: Welche drei Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Morgan: Puh, keine Ahnung. Ein Buch wäre schnell gelesen. Ich glaube, ich nehme Sachen zum Jagen und Fischen mit.
Frage: Danke für das Interview und weiterhin eine gute Tour
Wie eine über Herzschmerz und zerbrochene Liebe singende (Hard) Rock (Blues) Band zum Extreme-Metal-Label „Relapse Records“ kommt (unter anderem DYING FETUS, NILE, EXHUMED, SUFFOCATION und OSCURA) ist fraglich. Mehr noch als BARONESS und MASTODON sind die aus Atlanta stammendenden ROYAL THUNDER hier offensichtlich ein Exot: Bluesiger Hard Rock heißt hier die Devise – Und das wird bis zum Äußersten ausgereizt. Mit MIny Parzons haben die Atlantaner nämlich eine sehr ausdrucksstarke Leadsängerin an Bord. MIny’s Spektrum reicht von der klassischen Rock-Röhre über leicht knurrigen und kehligen Grunge bis hin zu doomigem und bluesigen Sing-Sang in allen nur erdenklichen Höhen und Tiefen. Gerade Letzteres wird auf „Crooked Doors“ noch mehr ausgereizt, als beim Vorgänger.
Das überrascht auch nicht weiter, insofern „Crooked Doors“ der gescheiterten Beziehung von MIny und Gitarrist (und Haupt-Songwiter) Josh Weaver zu Grunde liegt. Das Album ist somit mehr als Musik – Nämlich eine gut einstündige Paar-Therapie. Sehr ehrlich und authentisch – aber auch sehr sentimental – sind daher die Lyrics von „Crooked Doors“ ausgefallen. Und auch die Gitarren „donnern“ nicht mehr so schnell aus den Boxen, wie mancherorts beim Vorgänger. Oft Versinkt die Band in psychedelisch angehauchten Doom-Passagen. Manchmal (wie im zweiten Teil von „The Bear“) stecken die Jungs ganz ein. Hier dominiert glasklar depressives Piano – der traurigste Part der Scheibe. Songs wie „The Line“, „Forget You“ oder „Floor“ sind da viel energetischer, näher an Rock und Grunge gelegen. „Forget You“ watet mit Stoner Rock-Riffs aus. Aber auch der Opener „Time Machine“ weiß neben einem genialen Text durch eine interessante und fesselnde Machart zu Gefallen. Hier harmoniert die Band perfekt, der ausdrucksstarke Gesang kommt super zur Geltung und „It’s staying all in tact“.
Leider kann man das nicht von dem ganzen Album behaupten. Oft – Und vor allem bei den ruhigeren Liedern wie „One Day“, „Ear On The Fool“ und den beiden „The Bear“-Teilen – Wissen ROYAL THUNDER leider nicht auf ganzer Linie zu überzeugen. Zu sperrig wirken die Songs da oft. Außerdem muss man wohl wirklich auf Psychedelic Rock, Stoner Rock, und vor allem Blues sowie Doom Metal stehen, um die Band zu lieben. Alte BLACK SABBATH werden hier mit dem bluesig-doomigen Touch einer AVANTARIUM - BLUES PILLS -Fusion vermengt um UNCLE ACID, SCORPION CHILD und MERCYFUL FATE zu huldigen.
So wurde mit „Crooked Doors“ ein senimentales und ausschweifendes Werk auf der breitgefächerten Basis des 70’er Rock erschaffen. Mit jeder Menge Hippie-Attitüde, Pilzen und Blues.
Bei Relapse Records beheimatet ist die Band CALL OF THE VOID und zumindest das schwarz-weiße Artwork verspricht hier brutalen Death Metal der alten Schule. Doch CALL OF THE VOID als reine DEATH Metal-Band zu bezeichnen wäre ein Fehler, sind hier doch immense Einflüsse des Hardcores gegeben – Welche sich vor allem in den kotzigen Vocals zu offenbaren wissen. Auf der anderen Seite sondert sich die Band von anderen Hardcore-Bands ab, indem Drumset und Gitarren doch irgendwie eher nach (Death) Metal klingen. Dabei bewegen die Jungs sich meist im bequemen Rahmen von drei-Minuten Songs, den Opener „Old Hate“ (04:44 min) einmal außer acht gelassen. Viele Breaks, eine rasant-aggressive Grundstimmung und heftige Blastbeat-Passagen lassen den Härtegrad hier weit nach oben schnellen. Die ein oder andere „atmosphärische“ Pause gönnen CALL OF THE VOID dem Hörer aber auch – um gleich darauf mit doppelt so viel Energie fortzufahren.
So ist „Ageless“ sicher kein Album, welches die Band unsterblich werden lässt – wohl aber ein guter Beginn und für Fans von Bands wie NAILS, TRAP THEM oder NEUROSIS das perfekte Häppchen für zwischendurch. Metallischer-Hardcore oder hardcorelastiger Metal brutaler Machart.
Aus Auckland, Neuseeland stammen die „Progressive Death Metal-Tyrannen“ beschriebenen DAWN OF AZAZEL. Tatsächlich existieren diese schon seit 1999. „The Tides Of Damocles“ ist nun der Herren viertes Album – Nach einer kunstvollen Pause von sechs Jahren. Und tatsächlich klingen die Auckländer etwas gewöhnungsbedürftig.
Nicht aus der Übersee, sondern aus dem alten Griechenland stammt die Legende des Damocles: Damocles war einst ein Günstling des Tyrannen Dionysios, bei welchem er sich einschleimte um zu gefallen und selbst Macht zu erlangen und von eben diesem schließlich die Lektion gelehrt bekam, dass Reichtum und Macht keinen Schutz vor Gefahren bieten, sondern diese verursachen.
Wie lässt sich das mit einem Artwork welches mit der ungeheuren Zerstörungskraft von Wasser arbeitet und einen Hauch Epic oder Pagan in der Musik von DAWN OF AZAZEL vermuten lässt (wie bei den Black Metallern WINTERFYLLETH), verbinden?
Die Spielart ist hier technischer Death-Metal, wie er aus den USA und den 90’er Jahren kommen könnte. Dabei wahrt die Band einen natürlichen und etwas kratzigen Klang, brettert aber sonst mit ordentlich Dampf und viel Finesse nach vorn. Womit man sich hingegen wirklich anfreunden muss, sind die etwas eigentümlichen Vocals, die eher aus dem Hardcore-Bereich zu kommen scheinen. Kehliges, kratziges Röhren vernimmt man hier anstatt tiefer Grunts. Ein Wenig muss ich da an NAMPALM DEATH denken, ansonsten sind DOWN OF AZAZEL hier sehr eigenständig unterwegs.
Was „The Tides Of Democles“ hingegen fehlt, sind Songs mit klarem Wiedererkennungswert. Eingängige Strukturen, eingängige Refrains – Fehlanzeige! Ein Wenig mehr Abwechslung (auch in den Vocals) hätte dem Album sicher gut getan.