Hi WILDERNESSKING!
Obwohl ihr schon fünf CD’s (+drei als HEATHENS) veröffentlicht habt, seid ihr recht unbekannt in Deutschland. Könnt ihr euch als erstes kurz vorstellen?
Wir sind eine Metal Band aus Kapstadt in Südafrika. Dylan und Jesse spielen Gitarre, Jason spielt Schlagzeug und Keenan spielt Bass und macht die Vocals. Wir haben zwei EP’s und eine Single als HEATHENS rausgebracht. Als WILDERNESSKING haben wir ein Album, zwei EP’s und zwei Splits. Ein weiteres Album kommt im Januar 2016.
Wie kamt ihr dazu Atmospheric Black Metal zu spielen? Habt ihr irgendwelche bestimmten Einflüsse?
Wir haben Black Metal Einflüsse, doch wir bedienen uns vieler Genres. Unser Sound hat sich über die Jahre entwickelt, indem wir mehrere Stilrichtungen aufgenommen haben und in unseren progressiven Song-Strukturen anwenden.
“The Writing Of Gods In The Sand” war ein Konzept-Album. Wird das neue Album auch ein Konzept-Album werden? Und könnt ihr etwas über die Lyrics sagen?
Da sind durchweg übergreifende Themen drinn, doch es ist kein Koncept-Album im traditionellen Sinn. Lyrisch ist es um einiges persönlicher und prägnant.
Was inspiriert euch während des Schreibens?
Wir lassen uns von allem inspirieren: Von Büchern, Songs, Kunst, Filmen… Und von allem, was uns wirklich bewegt. Alltägliche Vorkommnisse, oder ein Ereignis in unserem Privatleben zum Beispiel.
Wie lange habt ihr an dem Album geschrieben? Und wann war es geplant?
Der Schreibprozess war sehr sporadisch und dennoch kam jeder Song recht rasch zusammen. Die ersten Pläne für das zweite Album hatten wir während der Aufnahmen für das Erste. Üblicherweise schreiben wir recht schnell, doch zu dieser Zeit waren wir darauf fokussiert jeden Song einmal live zu spielen, bevor wir ins Studio gehen. Es hat fast zwei Jahre gedauert diese Songs live zu spielen, bis wir Anfang Juni letzten Jahres mit den Aufnahmen begonnen haben.
Wie viele Exemplare wird es geben?
200 Tapes, 500 LPs und 1000 CDs, mit der Möglichkeit auf Repressing bei allen.
Ich finde dass euer erstes Album den größten Black Metal-Anteil hatte, während eure Musik über die Jahre immer atmosphärischer wurde. Wie würdet ihr die Entwicklung eures Stils beschreiben?
Es ist definitiv eine natürliche Entwicklung, die sich dadurch ergab, dass wir besser im Schreiben wurden und unserer Interesse an neuen, anderen Sachen wuchs. Das kommende Album ist eine Hochzeit vergangener und zukünftiger WILDERNESSKING. Da sind definitiv einige Dinge auf der neunen CD, die wir auf der Folgenden noch vertiefenwerden.
Wer hat das Cover-Photo von “Mystical Future” gemacht? Wo ist dieser Ort?
Das ist das Cover der Vinyl-Version. Es wurde am Noordhoek-Strand, einem wunderschönen Ort auf der südlichen Halbinsel Kapstadts, von Eckardt Kasselman aufgenommen.
Wie denkt ihr über die Zukunft der Menschheit?
Sie ist besser als jetzt, hoffen wir. Das Umweltbewusstsein wächst, und den Menschen ist bewusster geworden was sie hier auf dem Planeten machen. Hoffentlich werden die Menschen in Zukunft rücksichtsvoller und mitfühlender sein.
Was ist mit der Zukunft von WILDERNESSKING? Sind in 2016 Konzerte geplant?
Wir möchten unser drittes Album schreiben und an Orten spielen an denen wir noch nie gespielt haben. Auf jeden Fall werden wir eine Tour machen, und vielleicht steht auch Europa auf dem Plan, ob es jetzt 2016 oder 2020 ist.
In welchen Ländern habt ihr schon live gespielt?
Nur in Südafrika.
Könnt ihr etwas über die südafrikanische Black Metal-Scene sagen? Ich kenne nicht sehr viele afrikanische (Black) Metal-Bands.
Es ist eine kleine Szene, wenn man es denn so nennen kann. Die Metal-Szene wächst jedoch, und mit der Ankunft von Metal-Bands in Südafrika wird sie immer stärker und mächtiger werden. In letzter Zeit haben wir eine Menge an internationalen Metal-Bands in Südafrika. Nächstes Jahr werden AT THE GATES unsere Strände beehren, und einige mehr.
Wie denkt ihr über die norwegische Black Metal-Scene? Woran liegt es eurer Meinung nach, das BM-Bands aus dem Süden nicht so populär wie BM-Bands aus dem Norden sind?
Diese Bands haben praktisch den Stil erfunden, so macht es Sinn, dass sie bekannter sind. Wir schätzen sehr was sie für das Genre getan haben und sind Fans von ziemlich vielen. Da sind viele gute Dinge die den Süden mitgerissen haben und vielleicht werden irgendwann mehrere Bands dieser Richtung aus unserer Region kommen.
Heute ist Halloween. Wie feiert ihr Halloween in Kapstadt?
Wir feiern separat, wobei “feiern” ein sehr starkes Wort in diesem Fall ist. Einige von uns gehen zu einer Haus-Party, andere machen wirklich nichts. Halloween ist hier nichts Großes, wenngleich ein guter Vorwand um eine gute Zeit zu haben.
Was für Musik hört ihr?
Wir hören alle Arten von Musik. Im Moment genießen wir Beach House, The Dillinger Escape Plan, Coheed and Cambria, Deafheaven, Deerhunter, Drake, Joanna Newsom, Travis Scott und mehr.
Vielen Dank für eure Zeit und Antworten!
Kein Problem. Danke für das Interview, wir hoffen dich eines Tages in Deutschland zu treffen. Haltet nach unserem neuen Album in Dezember 2015/Januar 2016 Ausschau.
Thanks and cheers!
Aus Südafrika kommen WILDERNESSKING, die 2012 mit „The Writing Of Gods In The Sand“ ihr Debüt-Werk veröffentlichten. Während andere Black Metal-Bands aus dieser Region eher durch ihren Exoten-Status denn durch musikalisches Talent glänzen, sind WILDERNESSKING gut dabei sich einen Namen zu machen.
WILDRENESSKING arbeiten auf ihrem Debüt mit eigentlich ziemlich einfachen Mitteln: Die Gitarren haben einen metallisch-schneidenden Klang, das Schlagzeug bollert etwas und der Gesang ist genretypisch, aber nicht ohne Wiedererkennungswert. Ein dröhnender Bass verklebt die einzelnen Komponenten gekonnt und gibt dem ganzen an Tiefe.
Wie viel Tiefe das ist, kann man kaum erahnen wenn der rabiate Opener „Rubicon (The Fleeting Vessel)“ auf einen hereinbricht. Bald lichtet sich die Schwärze ein wenig und WILDERNESSKING erschaffen atmosphärische Landschaften. „Discovery (Chasing TheGods)“ intensiviert diese Atmosphäre. Satte, prägnante Riffs tragen durch „River“ (Nectar Of Earth), bevor es mit „Utopia“ (Throne Of Earth) und „Surrender“ (The Ages) wieder so richtig atmosphärisch wird – Fast warmes Post-Rock-Feeling stellt sich hier ein. Mit „Reveal“ (Nightfall) folgt ein Instrumental-Song, bevor WILDERNESSKING mit dem gigantischen „Infinity“ (And The Dream Continues…) zu Schluss kommen. So haben WILDSERNESSKING es mit ein paar (aber nicht zu vielen) Ausflügen in Progressive/ Post Rock, Doom und auch Sludge geschafft ein ausgesprochen packendes, atmosphärisches Black Metal-Debüt vorzulegen.
Lyrisch haben WILDERNESSKING sich ganz von der Natur und den Wäldern um Kapstadt inspirieren lassen. So erzählt „The Writing Of Gods In The Sand“ eine Geschichte von Reisenden auf der Suche nach Utopia, konzeptionell in Novellenartigen Songtiteln.
Wer auf Bands wie DEAFHEAVEN oder WOLVES IN THE THRONE ROOM steht, sollte sich das hier nicht entgehen lassen!
H2O hatten sich für "Nothing To Prove" lange Zeit gelassen, ehe sie es 2008 veröffentlichten - und auch ihr neues Album "Use Your Voice" hat sieben Jahre Zeit gebraucht. Jetzt steht das neue Werk der mehr-oder-weniger New Yorker in den Läden, hat elf Songs und knapp 22 Minuten Musik zu bieten und macht furchtbar viel Spaß. Und es wirft die Frage auf, wie konservativ eine Band wie H2O eigentlich ist - immerhin findet sich in den Songs wenig Neues - und wieso die Jungs für elf Songs, deren Hooks und Riffs sie sich nach so langer Zeit doch locker aus dem Ärmel müssten schütteln können, sieben Jahre gebraucht haben.
Ok, der Abgang von Todd Morse als Teil des Songwriter-Duos mit seinem Bruder Toby dürfte nicht ganz einfach zu verknusen gewesen sein. Für ihn sprang Basser Adam Blake in die Bresche und macht einen Job, der genauso gut ist wie der des Todd Morse. "Father Figure" oder "Skate!" sind kurze, knackige Hardcore-Songs mit Punk-Einschlag, die in den Texten nachdenklich bis optimistisch sind und sich beim Hörer flott festsetzen. Eben genau das, was von H2O erwartet wird. Stellenweise wird es poppig, stellenweise etwas punkig, aber im Grunde ist "Use Your Voice" ein melodisches NYHC-Album. H2O führen den Sound von "Nothing To Prove" auch in der Produktion weiter, bleiben aber insgesamt so offen für Veränderungen und neue Ideen wie die Kollegen MADBALL. Ist halt die immer schwierige Frage nach Veränderung vs. Festhalten an gut funktionierenden Ideen. H2O haben sich für Letzteres entschieden und "Use Your Voice" so zu einem Instant-Hit für ihre Fans gemacht.
Vermutlich war es de facto schon früher, aber wenn ihr mich fragt wann mich GRAVE DIGGER wirklich das erste mal so richtig in ihren Bann rissen, dann muss ich euch wohl mit 2010 antworten – denn da haben die Jungs zusammen mit diversen Gastmusikern einfach mal auf dem Wacken Open Air stumpf das komplette „Tunes Of War“ Album durchgezockt. Nun ist es aber so, dass die Band schon ein paar Tage länger mit ihren Instrumenten verbringen, genauer gesagt seit 35 Jahren – scheinbar ein Grund für eine Art „Oldschool Best-Of“.
„Exhumation (The Early Years)“ beinhaltet nämlich Neuaufnahmen von alten Songs, primär solche die diese Tage nur noch schwer zu kriegen sind – und solchen die jeder kennt, welcher schon einmal etwas von den Gladbeckern gehört hat („Heavy Metal Breakdown“). Die alten Dinger bewegen sich da irgendwo zwischen simplem Heavy Metal Geballer ohne sonderlichen Wiedererkennungswert und interessanten Perlen, beispielsweise der Single „Shoot Her Down“ (welche nun zugegebenermaßen nicht übermäßig unbekannt ist).
Interessant ist hierbei, dass natürlich die aktuellen, ein ganzes Stück erwachsener gewordenen GRAVE DIGGER ihre alten Kamellen aus Anfängertagen zocken. Das nimmt dem Ganzen natürlich den Garagen-Charme, zeigt aber gerade im Direktvergleich zu aktuelleren Werken (wie dem 2014er „Return Of The Reaper“) allerdings auch ganz brutal wie viel sich in den letzten 35 Jahren getan hat.
Für Fans ist das Teil daher definitiv eine spaßige Sache, für den Gelegenheitshörer von GRAVE DIGGER dann aber doch eher verzichtbar. Erstere könnte da ggf. auch noch die Special Edt. mit den beiden Bonustracks „My Private Morning Hell“ und „Young And Dangerous“ reizen – die uns als Reviewexemplar allerdings nicht vorliegt.
POSTCARDS FROM ARKHAM sind ein echter Geheimtip in Sachen Postrock, zumindest außerhalb ihrer tschechischen Heimat. Das könnte und müsste sich mit dem Release von "Æøn5" ändern, denn was der Haufen hier vom Leder zieht, ist international locker konkurrenzfähig. In acht Songs geht es thematisch um das Werk von H.P. Lovecraft - angesichts des Bandnamens keine Überraschung - und musikalisch breitgefächert-progressiv zu. Postrock trifft es als Genrebeschreibung nur bedingt, aber einer näheren Kategorisierung entziehen sich die Tschechen durch ihren wilden Mix an Einflüssen. So finden sich neben progressivem Rock und Postrock-Soundwänden ein präsentes, aber nicht dominierendes, Keyboard und viele Einflüsse aus dem Pop-Bereich. Richtig spannend wird "Æøn5" aber erst durch die verschachtelten Songstrukturen im Zusammenspiel mit den vielen Einflüssen und der zwischen Optimismus, Verträumtheit und Melancholie wechselnden Stimmung. Es gibt für den Hörer sehr viel zu entdecken, so dass viel Zeit in Arkham verbracht werden kann. Dabei erschlagen oder verwirren POSTCARDS FROM ARKHAM nicht mit zu abgedrehten Songs, sondern bleiben nachvollziehbar und spannend zugleich.
Besonderes Ohrenmerk sollte dem sehr variablem Gesang zukommen: der schafft es, in einer Vielzahl von Stimmungslagen und Betonungen immer im passenden Moment die passende Atmosphäre zu erzeugen und bringt "Æøn5" als Ganzes eine Stufe weiter. POSTCARDS FROM ARKHAM sind definitiv eine interessante Band, die ein sehr gelungenes Album geschrieben hat. Einziges Manko ist die für diese Art von Musik viel zu kurze Spielzeit - hier muss mindestens eine Stunde her!
Die Tage werden wieder kürzer, die Dunkelheit verschluckt die Sonne. Die Gedanken werden trüber und so langsam kommt man in die richtige Stimmung für Doom-Metal. Wie nett, dass SWALLOW THE SUN uns diese finstere Zeit mit gleich drei (!!!) Alben tieftraurig-melancholischen Dooms von bestechlicher Schönheit versüßen.
„Songs Fom The North I, II & III” haben die Finnen ihr Werk genannt, das optisch doch recht schlicht daherkommt. Inhaltlich geht es auf der Scheibe allerdings bunt zur Sache, haben SWALLOW OF THE SUN hier doch alle nur denkbaren Kontraste dieser Stilrichtung wunderbar herausgearbeitet: Während „Teil I“ die bisherige Diskographie im gewohnten Stil fortführt und an „Emerald Forest And The Blackbird“ anknüpft, handelt es sich bei „Teil II“ um ein ausschließlich akustisches Werk. In „Teil III“ gibt es dann finstersten Funeral Doom auf die Ohren.
I
08
59:20
Mit “With You Came the Whole of the World's Tears” haben SWALLOW THE SUN eine epische Doom-Hymne von neun Minuten Länge direkt an den Anfang gepackt. Clean-Gesang und Growls, schwere Gitarren und melodiöses Keyboard wechseln sich ab. In „10 Silver Bullets“ arbeiten die Finnen nach dem gleichen Schema, schreiten hier aber etwas weniger verspielt und dafür treibender voran. Den ziemlich geilen Wechsel von Growls und Clean-Vocals bekommt man hier bis zu dem ziemlich abrupten Ende aber auch geboten. „Rooms And Shadows“ beginnt schließlich recht düster, fast schon mystisch, bevor ein verträumter Refrain sich breit macht. „Heartrings Shattering“ (das auf You-Tube schon vorab vorgestellt wurde) räumt mit einer super melancholischen, wie eingängigen Melodie und weiblichen Vokals (später) voll rein.
Von „Silhouettes“ geht eine Todesmetallische Kraft aus, während „The Memory Of Light“ auf verträumten Frauengesang setzt.“Lost And Catatonic” kann nach geisterhaften Beginn mit mächtigem Doom und einem eingängigen Refrain punkten, bevor das sich langsam aufbauende „From Happiness To Dust“ mit lieblichen Melodien und tiefster Traurigkeit mit Streichern erstickt.
II
08
42:37
„The Womb Of Winter“ leitet den Hörer sanft in die akustische Welt von SWALLOW THE SUN ein, bevor „The Heart Of A Cold White Land“ Schauer von Gänsehaut hervorruft: Wunderschönes Akustik-Gitarrenspiel unterstreicht den emotional-packenden Klargesang perfekt, sachte Streicher und einsetzendes Schlagzeug vervollkommnenden die Atmosphäre. Atemberaubend, in jeder Hinsicht „Away“ macht gut getragen genau dort weiter und lässt Zeit zum verschnaufen, bevor es mit „Pray For The Winds To Come“ wieder so richtig episch wird. Tiefe Bässe unterstreichen die Vocals hier perfekt, die Gitarren-Melodien gehen sofort in das Ohr. Dezenter Frauengesang sorgt hier für etwas Mystik.
In dem quasi Namensgeber-Stück „Songs From The North“ steht skandinavischer Frauengesang im Vordergrund, der den Refrain ganz und gar für sich einnimmt. Das Instrumentalstück „66°50´N,28°40´“ leitet zu „Autumn Fire“ über, welches mit seinem depressiv-getragenen Refrain und fast radiotauglichem Flair eher von ruhiger Machart ist. Mit dem Rausschmeißer „Bevor The Summer Dies“ bewegen die Finnen sich wieder in Richtung bassdurchtränkten, mit Streichern verzierten Akustik-Doom. Die Wände vibrieren bei aufgedrehtem Bass und die Stimmung die SWALLOW THE SUN hier zaubern passt.
III
08
51:56
Mit einem leichten Schock und „Teil III“ geht es weiter. Der Boden reißt auf, und der eben noch auf klebrig-süßen Wolken schwebende Hörer stürzt in ein tiefes Loch. „Funeral Doom“ hieß hier die Devise. Bitterböse Death Metal-Vocals und betrübte Stille wechseln sich ab, wobei auch die Streicher stets omnipräsent sind. So wird eine Grabes-Atmosphäre erschaffen. Und die hält bei dem Opener „Gathering Of The Black Moths“ knapp dreizehn Minuten an, mit einem Höhepunkt kurz vor Schluss. „7 Hours Late“ plätschert etwas gemächlich, bis „Empire Of Lonliness“ den Dämon wieder frei lässt. Bass, Gitarren, Vocals und Schlagzeug – hier wirkt alles perfekt zusammen. Einige Sprachsamples unterstreichen das noch. Mit „Abandoned By The Light“ wird die Musik wieder schleppender und düsterer, wobei das Keyboard hier ein wenig Melodie reinbringt. „The Clods Prepare For Battle“ verleiht dem dritten Teil schließlich einen mystischen und erhabenen Ausklang.
So haben SWALLOW THE SUN mit „Songs Fom The North I, II & III” wohl ihr bisher größtes und auch bestes Werk rausgebracht. Jeder Teil in sich ist schlüssig, deckt eine musikalische Sparte ab und vertieft sie bis ins Äußerste. Daran, dass man SWALLOW THE SUN hört zweifelt man dabei kein einziges Mal, trotz der großen Stilistischen Unterschiede. So kann man „Songs Fom The North I, II & III” ohne Probleme durchhören, ohne den Finnen überdrüssig zu werden, versinkt in dem sanften Meer aus Schwermut und bekommt sogar noch Lust auf mehr. Das muss eine Band mit solch einem Monster-Brocken erst einmal schaffen!
Aus Mexico stammt das ursprüngliche Soloprojekt SEROCS. Wie tödlich und vor allem auch ansteckend dieses Ungetüm aus technischem Brutal Death Metal sein kann hat sich 2012 erwiesen, wo sich das Line-Up plötzlich verfünfacht hat und sich nun aus Musikern aus der USA, Kanada Finnland – und nach wie vor Mexico zusammensetzt. Seit dem wurden drei Alben herausgebracht. „And When The Sky Was Opened“ macht da weiter wo „The Next“ aufgehört hat: Schnelles, verfrickeltes Gitarrenspiel mit einer unfassbaren Präzision und tiefe Grunts. Die Band spielt dabei äußerst solide – was man hier der Entfernung wegen wohl nicht auf häufige Proben schieben kann. Als Kernstück der Scheibe weiß vor allem der Dreiteiler „When The Ground Swallows Us…“, „(…)“ und „…And When The Sky Was Opened“ am meisten zu überzeugen. Akkustische , atmosphärische Momente liefert vor allem das Interlude, bevor der Titeltrack wieder mächtig reinhaut. Doch auch die anderen Songs haben ihre Höhepunkte. „And When The Sky Was Opened“ sollte man auf jeden Fall mal antesten.
Passend zum 25. OPETH-Jubiläum kommen die Anfang der 00-Jahre veröffentlichte Alben „Deliverance“ (2002) und „Damnation“ (2003) nun als „Doppelalbum“ – was es ursprünglich ja auch war – auf den Markt.
OPETH-Mastermind Mikael Akerfeldt hatte damals die Idee, seine Songs in zwei Hälften zu teilen. Einen harschen, im OPETH-Death-Metal-Kontext durchaus üblichen Teil; und in einem sehr ruhigen, semiakustischen Teil. Warum die beiden Alben mit Versatz erschienen soll hier aber nicht interessieren. 13 bzw. 12 Jahre später gibt es „Deliverance & Damnation“ nun also in gemeinsamer Form – und dass dann gleich als Rundum-Wohlfühlpaket für den potenten Zweitkäufer. Dabei wurden beide Alben nicht nur Re-Mastered, sondern neu abgemischt, was der Die-Hard-Fan durchaus hören dürfte. Das Original-Producer Steven Wilson (PORCUPINE TREE) beim ruhigeren „Damnation“ eher marginal zu Werke ging überrascht wenig. Das harte „Deliverance“ wurde damals ja von Andy Sneap bearbeitet, nun durfte mit Bruce Soord (PINEAPPLE THIEFS) eine anderer ran – was dazu führt, dass das schon vorher „fette“ Album nun noch einen Tick fetter rüberkommt. Ob man diesen „neuen“ Sound dann auch noch unbedingt als DVD im 5.1-Mix benötigt überlasse in der Bewertung den Klangfetischisten – ebenso das Urteil über die Qualität der 3-fach-LP (180gr-Vinyl, black). Eher schon nach meinem Geschmack die hochwertige Aufmachung als 4-CD-Buchset, mit 32-seitigem Booklet (neue Fotos und neue Linernotes von Mikael Akerfeldt und den Musikjournalisten Jerry Ewing) und überarbeitetem Artwork von Originalkünstler Travis Smith.
Musikalisch ist meinen Reviews von damals („Deliverance“ und „Damnation“) an sich nichts hinzuzufügen – außer dass beide Alben in ihrem jeweiligen Klangkosmos den Halbwertszeit-Test mit Bravour bestanden haben. Selbst im unbegreiflich guten Backkatalog von OPETH kramt man sie auch nach Jahren immer noch vor. Zeitlos gut halt und deswegen jedem Fan anspruchsvoller Musik – hart wie zart – absolut zu empfehlen.