In den letzten fünf Jahren wurde es (zumindest was Veröffentlichungen angeht) ziemlich ruhig um SOLUTION .45. Da Schweigen bekanntlich auch keine Lösung ist, wurde diese Stille im Oktober bereits mit der Single „Perfecting The Void“ durchbrochen. Hier wird der Auftakt zu einem etwas größerem Vorhaben gegeben, denn SOLUTION .45 liefern mit ihrem zweiten Album „Nightmares In The Walking State - Part I“ nur die Hälfte dessen, was sie aufgenommen haben. ( Teil „II“ ist bereits fertig produziert und wird wohl ziemlich bald folgen.)
Melodischer, Moderner Hard Rock schwedischer Machart wird hier geboten: Mächtige Gitarren, und ein tiefer Bass bilden den perfekten Hintergrund für Christian Älvestams verdammt gute Stimme. Das hier ziemlich viel klar gesungen wird (hauptsächlich in den Refrains) stört da kaum, so dass auch die ruhigeren Songs wie „Bleed Heavens Dry“ und „In Moments Of Despair“ dank mächtigen Lead-Gitarren ziemlich gut rocken. Der längste Song des Albums („I, Nemesis“) überrascht allerdings erstmals (!) mit richtig finsteren Grunts und sphärischem Clean-Gesang. Das Spieltempo wurde hier gedrosselt und tatsächlich kann man fast von Death-Doom sprechen. Das gefällt!
Die Produktion ist unglaublich klar und kraftvoll, hier gibt es absolut nichts zu meckern. Doch wer SOLUTION .45 seit ihrem Debüt „For Aeons Past“ kennt, wird vielleicht etwas enttäuscht sein, was den geschrumpften Härtegrad der Stücke betrifft. „Nightmares In The Waking State – Part I” ist melodischer, moderner und geht mit seinen einprägsamen Refrains fast schon auf Nummer sicher. Zudem gleichen die Songs sich trotz einiger progressiver Spielereien im Aufbau teilweise ziemlich stark, die Überdosis Clean-Gesang ist dabei Geschmackssache – Wenn aber auch technisch überzeugend. Ich finde, dass die Scheibe nach „In Moments Of Despair“ bis zum abschließenden „I, Nemesis“ etwas an Fahrt verliert. Wer von Bands wie SCAR SYMMETRY, SOILWORK und SONIC SYNDICATE angetan ist, sollte hier trotzdem unbedingt mal reinhören.
Da ist es endlich, „Rare Breed“, das dritte Album von THE SHRINE („dem Heiligtum“) aus Kalifornien. Dröhnende Bässe, lockere wie harte Riffs und prägnante Refrains gibt es hier auf die Ohren. THE SHRINE spielen Stoner Rock mit einer Prise Psychedelic, Thrash und Punk. Alles vereint sich hier und die meist kurzen Songs machen einfach gute Laune: Ob es schnellere Rock Songs wie „Coming Down Quick“ oder die Stoner-lastigen wie („Rare Breed“), die besonders zu gefallen wissen… In „Acid Drop“ werde frühere BLACK SABBATH mit Punk-Elementen kombiniert, was sehr zu gefallen weiß. „Savage Skulls And Nomads“ punktet mit flotten Gitarren und Gang-Shouts – hier muss ich irgendwie an TANKARD zu „The Tankard“-Zeiten denken. „The Vulture“ greift mit einer gewissen Portion Grunge, während „Never More Than Now“ zwei Minuten geballter Rock’N’Roll sind. „Dusted And Busted“ ist wieder eine langsamere, mitreißende Rock-Ballade, während „Space Steppin“ eine abschließende, steinige Odyssee mit genialen Riffs darstellt.
Wer auf guten, weedlastigen Rock’N‘Roll mit Vintage-Flair steht sollte hier unbedingt mal reinhören. „Rare Breed“ macht einfach Spaß. Keine Längen, keine Füller. Anspiel-Tipps sind auf jeden Fall das rauchige „Acid Drop“, „Rare Breed“ und „Dusted And Busted“, wobei eigentlich das Gesamtpaket ohne Ausnahme zu gefallen weiß.
“Enthrall To The Void Of Bliss” heißt das neue, vierte Album von ÆVANGELIST. Offenbar befinden sich die beiden Herren gerade in einer sehr kreativen Phase, wurden doch erst kürzlich zwei EP’s veröffentlicht: Die „EP“ „Abstract Catharis“ mit einem Song von 14-Minuten vertontem Wahnsinn und „Dream An Evil Dream“ mit einem noch längeren Manifest der Finsternis, welche im September folgte. Ein Vorgeschmack auf „Enthrall The Void Of Bliss“? Nur wer „Dream An Evil Dream“ ohne zu Zucken in vollen Zügen genießen und nachvollziehen konnte, wird mit dem Neuen Album glücklich werden.
Übermächtige Finsternis, hypnotische Stimmen aus dem Jenseits, und eine unheimlich obskure, wie undurchsichtige Atmosphäre sind es, die ÆVANGELIST seit jeher ausmachen. Die Extreme des Black- und Death Metal werden dabei noch weiter ausgelotet, Synthesizer, ein Saxophon, eine Harfe und wirre Piano-Melodien sorgen für einen durchweg verstörenden Klang und überdecken vieles. So wissen die Gitarren und der kranke Gesang vordergründig zu gefallen, werden aber meistens in den Hintergrund eines wirren Sumpfes aus Chaos gerückt. Das Schlagzeug klingt extrem dünn. Wärend der hypnotische Anfang von „Arcane Manifestia“ den Hörer auf die Folter spannt und guält, ist die Atmosphäre anderen Punkten sehr erhaben („Cloister Of The Temple Of Death“, „Emanation“), doch gerade auf dem Höhepunkt leider wieder von verstörenden Disharmonien zerbrochen. Schade. So bleiben ÆVANGELIST weiter ein dämonisches Nischen-Projekt und Geheimtipp für die ganz spezielle musikalische Erfahrung.
Coveralben sind ja immer so ein Ding für sich – entweder zeigen sie mal eine andere Seite von bekannten Musikern und ihren Stilen... oder sie gehen katastrophal daneben und werden in etwa so gerne angesprochen wie der Star Wars Holiday Special. Im Falle von DANZIG gibt es hier einen gewissen Erfolgsdruck, schließlich war hier ein Coveralbum schon länger angedroht – und mit „Skeletons“ wurde die Ankündigung wahrgemacht.
„Skeletons“ beginnt mit einem Cover von DAVE ALAN AND THE ARROWS (mit „Devil’s Angels“) und wilder schön in der Garagen-Punk-Ecke, „Satan“ aus dem 1960er-Jahre Film „Satan’s Sadist“ ist die DANZIG-Version eines alten Film-OST, „Let Yourself Go“ covert niemand anderen als ELIVS (und das erstaunlich souverän, wenn vielleicht etwas ärger verzerrt und mit etwas aggressiveren Drums), „N.I.B.“ stammt von BLACK SABBATHs „Black Sabbath“ – wobei man die Nummer mehr oder weniger an den Instrumenten erkennt, da Danzig selber irgendwie noch unmotivierter klingt als Ozzy zu Zeiten von schlimmsten Koks-Exzessen. Es folgt AEROSMITHs „Lord of the Thighs“ (und auch hier fehlt etwas der Elan für den Song); „Action Woman“ von THE LITTER und auch „With A Girl Like You“ von THE TROGGS im schönen Schmand-Punk-Gewand reißen das dann wieder etwas herum.
Long story short – ja, es ist ein Cover-Album. DANZIG trifft mit den gecoverten Songs gut seinen Stil („Let Yourself Go“) und vergewaltigt die Songs trotz mitunter nicht übermäßig treffenden Cover-Stils nicht, verhilft ihnen aber nun auch nicht zu übermäßiger Glorie. Kann man sich mal reintun, kann dabei auch gut Spaß machen - muss man aber nicht zwangsläufig.
„Bedlam“ (Was so viel wie „Chaos“ bedeutet) ist nicht nur der Name einer Bekannten Psychiatrie in London, sondern auch der Name des ersten Albums der aus North Carolina stammenden Thrash Metal Band SUPPRESSIVE FIRE. 2013 hat sich die Band gegründet. Schon ein Jahr später folgte die Demo „Hellwraith“, von der auch fünf Songs auf „Bedlam“ erhalten sind. („Thy Flesh Consumed“, „Bayonet Penetration“, „Nazi Face Melter“, “Pyrophoric Blood” und „Holy Masochism“.) 2015 brachten SUPRESSIVE FIRE eine Split mit der Punk-Thrash Band AXATTACK raus, wobei das Unterstützungsfeuer aus North Carolina mit drei zu einem Song („Who The Fuck Is Slayer?“) die Axt-Attacke doch recht gut abwehren konnte - „Covered In Conflict“.
SUPRESSIVE FIRE spielen schnellen Thrash Metal, der stark in Richtung Death zieht. Raue Vocals, ein rasantes Schlagzeug und bedrohliche Riffs unterstützen diese Wirkung. Doch Auch langsamere Songs sind auf „Bedlam“ zu finden: „Thy Flesh Consumed“ hat einen fast stampfenden Rhythmus, während „Ironsights“ das Tempo auf die Spitze treibt. „Holy Masochism“ und „Bedlam“ wissen mit etwas längerem Instrumental-Intro zu gefallen.
Musikalisches Können ist hier auf jeden Fall vorhanden. Gemastert wurde „Bedlam“ übrigends von Joel Gring (TOXIC HOLOCAUST). Das Artwork entstammt der Feder von Par Olofsson, der schon für Bands wie CANNABIS CORPSE, CULT OF LUNA, EXODUS und IMMORTAL gezeichnet hat.