Mit „Black Market Music“ wurde nun das dritte PLACEBO-Vinyl-Re-Issue in die Läden gehievt – und damit jenes Album, welches es für ein halbes Jahr in die deutschen Charts schaffte und dabei bis auf Platz 4 aufstieg – „Black Market Music“ war DAS Album welches die PLACEBO auf dem Kontinent bekannt machte und nach vorne brachte. Mit ihren ersten beiden Alben wuchsen die Briten aus dem Indie-Underground heraus und fanden ihren Stil – mal leicht rockend mit Punk- und Pop-Attitüde, meist aber balladesk mit melancholisch-depressiven Grundtenor. Mit „Black Markest Music“ schafften sie den internationalen Durchbruch und die vorderen Plätze auf den Festivals des Jahres 2001 und folgende. Neben den Singles – dem ungewöhnlich harten Rock-Opener „Taste In Men“, dem eingänig rhythmisch-powerden „Slave To The Wage“ (tolles Video übrigens) und der aufregenden, emotionsgeladenen Wutballen „Black Eyed” - machen auch der kurze, nach vorn rockende Ohrwurm „Days Before You Came“, das etwas zurückgenommen „Special K“, das nicht so zu erwartende sehr politische „Spite & Malice“ (HipHop-Mixtur, mit Rap-Passagen von Justin Warfield, ONE INCH PUNCH), das wütende, nur so vor Energie strotzende „Haemoglobin“ oder die abschließende Gänsehautballade über einen Voyeur „Peeping Tom“ den Reiz eines überragenden, abwechslungsreichen Erfolgs-Album aus. Fans haben das Teil ja eh‘ schon als CD im Schrank stehen; jetzt als Vinyl, neu remastered und im feinen Klappcover und edlen Innersleeve mit allen Texten.
Schon seit vier Jahren kriecht ein „Gespenst“ durch den serbischen Untergrund: UTVAR heißt dieses Gespenst und UTVAR sind in letzter Zeit ziemlich produktiv. Die Single „Silentium Tuum Est“ machte im April den Anfang, während UTVAR im Sommer mit „Bespúca“ eine EP herausbrachten und nun kürzlich ihr zweites Album „Matr“.
Atmospherischen (Post) Black Metal bekommt man hier geboten, mit einer gehörigen Portion Shoegaze und serbischen Lyrics.
Mit „Mesec U Snovima (Moon In Dreams)“ startet „Matr“ ziemlich verträumt während das folgende, recht sphärisch beginnende „Centar Oluje (The Eye Of The Storm)” schließlich mit dominanteren Drums und fieseren Vocals Kontraste setzt und dem Hörer offenbart wohin die Reise gehen soll: Epische Keys und verträumter Klar-Gesang gehen bei UTVAR einher mit harten Metal-Passagen, erhabenen Melodien und mächtigen Refrains.
Ob es die fast spirituellen, ruhigen Songs wie „Transcendent“ oder mit mächtigen Gitarren und kräftigen Grunts versehene wie „Nikada Ni Bilo Nije (Never Ever Was)“ sind: UTVAR geben sich sehr vielseitig und sorgen immer wieder für Überraschungen. So wurde das bluesige, tieftraurige „Neum (No-mind)“ mit einem sehr mitreißenden und treibenden Refrain ausgestattet, der Titelsong ist mit schlappen 09:20 Minuten ein episches, facettenreiches Meisterwerk für sich.
Wie können so viele Ideen und vor allem eine so gute Umsetzung aus nur einer Person kommen? Sifr Shraddah heißt der einzige Mann hinter UTVAR, der scheinbar alle Instrumente perfekt beherrscht und sogar noch singen kann. Das hat man bei gar nicht einmal so vielen Ein-Mann-Projekten. Auch der Sound von „Matr“ ist glasklar und klingt für eine Eigenproduktion sehr gut.
UTVAR haben seit ihrem Debüt-Werk „Valcer Tišine I Njene Senke“ noch einmal einen gewaltigen Schritt nach vorn getan: Die Black Metal-Elemente haben zwar abgenommen und UTVAR sind verspielter geworden, doch die Vielzahl an Instrumenten wurde auf „Matr“ grandios arrangiert, so das hier alles stimmig und nicht überladen wirkt. Ein großer Schritt nach vorne. Und auch das wirklich hübsche Artwork hat Lob verdient, man macht sich.
Fans von Bands wie ALCEST, AMESOEURES, den russischen BLACK LAKES (Чёрные Озёра), KAUAN oder OLD SILVER KEY sollten hier unbedingt mal reinhören!
Die finnischen VORNA bringen mit „Ei Valo Minua Seuraa“ ihr zweites Album raus. „Ei Valo Minua Seuraa“ heißt so viel wie „Kein Licht folgt mir“ und tatsächlich holen die Finnen weit aus um den Hörer in ein schwarzes Loch mystischer Finsternis zu ziehen. Skandinavischer Folk und etwas irgendetwas trollisches in den Vocals (ich schiebe das mal auf die Sprache) sorgen hier für eine wunderbar urtümliche Atmosphäre.
Während VORNA auf ihrem Debüt „Ajastaika“ (2013) noch ziemlich ziellos zwischen sehr unstrukturiertem Songaufbau und trunkenen Heiden wandelten folgt 2015 eine ziemliche Kehrtwende: VORNA entführen den Hörer plötzlich in eine epische, düstere Welt, die absolut überzeugend und in jeder einzelnen Minute ergreifend ist. Die Band schafft es Spannung aufzubauen und mitreißende Melodien zu komponieren. Natur-Sampler, episches Keyboard, Akustik-Klampfen und Streicher sorgen für ein zusätzliches Plus an Atmosphäre, während der auf „Ei Valo Minua Seuraa“ ziemlich variable Gesang und die so passende Platzierung der Bässe für Gänsehaut sorgen. VORNA muss man einfach erleben, das Gesamtpaket ist hier so stimmig, dass es schwer fällt irgendwelche Anspieltipps zu nennen. Eine finstere Atmosphäre breitet sich aus, packt relativ rasch zu und verschlingt den Hörer. Wunderbar unkitschig ist dieses Mal der „Folk“ Anteil ausgefallen.
Das einzige, was den gemeinen Black Metaller jetzt noch stören könnte sind die doch ziemlich omnipräsenten Keyboard-Klangteppiche. Das könnte durchaus weiter reduziert werden um einen noch natürlicheren Klang zu erzeugen, funktioniert aber auch so ganz gut. Die Produktion der CD ist wirklich sehr stark, gerade eben erwähnte Bässe schreien da ordentlich nach Lautstärke. Für mich liefern VORNA mit „Ei Valo Minua Seuraa“ eine wahrliche Überraschung ab, die gesetzten Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Wer auf Bands wie CRYPPTIC FOREST, THULCANDRA und (alte) FINSTERFORST steht sollte hier unbedingt mal reinhören!
Aus Wenden kommen SEKORIA, die mit „Im Reich Der Schatten“ ihr zweites Album veröffentlichen. „Epic Black Metal“ ist hier die Spielart, wobei SEKORIA einige Elemente des Symphonic (Black) Metal in ihre Musik einfließen lassen (wie einem gleich schon das sehr symphonische Intro „Einbruch Der Dunkelheit“ suggeriert). Tatsächlich nehmen die symphonischen Elemente „Im Reich Der Schatten“ eine angenehm hintergründige Stellung ein, im Vordergrund stehen ganz klar die Gitarren, ein rasantes Schlagzeug und der wirklich gut verständliche Gesang der Herren Felix und Matze. So schaffen es SEKORIA ein ziemliches Tempo mit jeder Menge melodischen Parts und einer Prise symphonischer Verspieltheit zu würzen, so dass ein leidenschaftliches, mitreißendes Gesamtpaket herauskommt.
Auf die englische Sprache wurde dieses Mal komplett verzichtet. Das Album erzählt von Depression, Trauer und Tod – metaphorisch ausgeschmückt. So lohnt es sich wirklich dem Gesang zu lauschen und den ein oder anderen Blick in das Booklet zu werfen, die Lyrics sind hier wirklich sehr gelungen.
Ein einziges Manko sind die Längen, die sich in der guten Stunde Musik eingeschlichen haben. Die meisten Songs glänzen durch einen ziemlich verschachtelten und detaillierten Aufbau, der es dem Hörer beim ersten Durchlauf schwer macht alles aufzunehmen und zu verarbeiten. Nach einigen Durchläufen jedoch entpuppt sich die wahre Schönheit des Albums, welches an den vielen Melodien, eingängigen Gesang-Parts und fast majestätischer Orchester-Untermalung kontinuierlich wächst. So haben SEKORIA hier ein wirklich gutes und auch komplexes Album geschaffen, das hervorragend an das bereits vergriffene „Iter Stellarum“ (2012) anknüpft, wohl aber noch Platz nach oben lässt.
Anspieltipps sind auf jeden Fall „Die Nachtigall“, „Canicum Maris“ und „Vendetta“. Wirklich schlechte Songs sucht man hier vergebens. Wer auf epischen deutschsprachigen Black Metal sollte hier unbedingt mal rein hören!
Ziltoid ist zurück! Live! In Farbe! Blu-Ray, DVD, CD – wie immer ihr wollt! Ihr fragt euch gerade wer zur Hölle bitte Ziltoid ist? Lasst mich euch erleuchten: Ziltoid (The Omniscient) wurde vom Kanadier Devin Townsend im Jahre 2010 zum Leben erweckt. In selbigem Album versucht Ziltoid, ein Außerirdischer, nicht mehr und nicht weniger als den besten Kaffee des Universums aufzutreiben, natürlich durch die Erdenbewohner. Musikalisch ist das dann von einem absolut wirschen, proggien-Mix unterlegt den vermutlich nur Devin Townsend auf die Kette kriegt – am Rande bemerkt ein Mensch, der einen Song in einem 2 Stunden Livestream schreibt und aufnimmt. Kann man ja mal machen.
Z2, der naheliegende Nachfolger vom Ziltoid Album, legt Storymäßig noch mal eine ganze Schippe drauf: Ziltoid wird von den Erdenbewohnern gefeiert (warum verrät die Geschichte vom Vorgänger), entscheidet sich jedoch dazu einen „Poozer“, ein kleines, flauschiges... Ding... vom Planeten der Kriegsprinzessin Blataria zu klauen. Die beste Begründung die mir bisher übrigens für die Frage nach dem „Warum“ eingefallen ist: Weil er wohl kann. Dummerweise entkommt selbiges Flauschwesen und ein intergalaktischer Krieg bricht aus. Ebenfalls in der Geschichte involviert ist ein Superhelden-Stereotyp und ein fellbesetzter Planetenzerstörer. Jap.
Das DEVIN TOWNSEND PROJECT (unter welchem Namen sein aktuelles Projekt läuft) ist, man möchte sagen, speziell. Nun ist es aber auch so, dass Z2 vor allem speziell genial ist und sich hervorragend als Live-Album anbietet.
Und eben das ist auf „Ziltoid Live“ – Live in der Royal Albert Hall in London (vom April 2015) wird das komplette Album in einer spektakulären Bild- und Lightshow am Stück gespielt, untermalt von einem verkleideten Chor, Auftritten von Queen Blataria und natürlich auch den Poozern. Wie ihr vermutlich bereits realisiert habt leben die Ziltoid-Alben auch von ihrer verrückt-sympathischen Geschichte – und genau hier kommen die stärken davon raus, dieses ohnehin schon geniale Album Live zu spielen. Egal ob die epochalen Anfänge des Albums (welche mehr an eine Rock Oper erinnern), die storybedingte Härte die nach Blatarias Wutausbruch gespielt wird oder die Story-Einspieler (in der Video-Variante auf Großleinwand im Hintergrund, komplett mit Schauspielern), jede einzelne Minute vom Album profitiert von diesem Live-Set.
Und wenn man denkt es geht nicht besser kommt Part 2 des Albums – eine von den Fans im Netz gewählte Auswahl an Lieblingssongs, welche Devin und Truppe etwas weniger ernst durchziehen. Für mich jedenfalls die Live-Auskopplung des Jahres!