Von dieser 2013 gegründeten Band um die Herren Alfschijn, Botmuyl und MJWW, die auf der Bühne von vier weiteren Musikern verstärkt werden, ist nicht viel bekannt, außer, dass die Mitglieder unter Anderem bei HEIDEVOLK oder den seit knapp zehn Jahren (leider) nicht mehr existenten FLUISTERWOUD aktiv waren. Für eine noch recht junge Formation machen WEDERGANGER aber alles andere als einen schlechten Job: die acht Stücke ihres Debütalbums "Halfvergaan Ontwaakt" bieten ein durchgehend starkes, tempomäßig variierendes Old-School-Black-Metal-Fundament, auf dem das Trio viele melodische Abschnitte, tiefe Chöre, Piano-Intermezzi ("Schimmenspel") und ruhige Parts errichtet, so dass, wie etwa in den Songs "Dodendans" oder dem großartigen "Vlammenvonnis", bisweilen mitunter in Viking/Pagan-Sphären eingedrungen wird. Mit "Zwarte Gedachten" hat die Truppe am Ende eine superbe Midtempo-Doom-Nummer angehängt, die den letzten Beweis liefert, dass hier ein sehr vielversprechender Newcomer am Start ist, den man nur schwer einordnen und vergleichen kann, der aber, da bin ich mir sicher, mit seinem nächsten Werk noch eine gehörige Schippe drauflegen wird.
„Thy Kingdom Come“ heißt das zweite Album von AGRATH. Aus New York kommt dieses sehr ritulesk klingende Black Metal-Trio, welches man nicht nur soundtechnisch eher nach Südamerika stecken würde, ein spanisch-sprachiges Instrumental-Stück „La Catedral Del Dolor“ unterstreicht diesen (offensichtlich gewollten) Eindruck nämlich noch.
Mystische Klänge „From Beyond…“ läuten das Album ein, das mit dem düster-rumpelnd-rauschigen „Litany“ sogleich in finstere Black Metal-Klangwelten explodiert. Hin und wieder bilden Instrumental-Passagen mit südamerikanischen Feeling einen interessanten Gegenpol zum schwärzlichen Geknüppel. Tatsächlich sei aber gesagt, dass die Aufnahmequalität hier so sehr im Keller ist, dass es über eine Spielzeit von über fünfzig Minuten einfach kein Genuss ist. Klar, das alles trägt zum Soundbild von AGRATH bei und hat auch einen gewissen Charme, doch irgendwie geht der rote Faden den New Yorkern mehr als einmal verloren und kürzere Songs hätten es hier definitiv auch getan.
Wer am BLACK TWILIGHT CIRCLE und Bands wie VOLAHN, ARIZMENDA, DOLORVOTRE und BLUE HUMMINGBIRD ON THE LEFT Gefallen findet sollte hier dennoch mal rein hören.
„Sehr ruhig“ ist wohl das erste, was einem zur neusten Veröffentlichung „Momenta Quintae Essentiae“ der Briten NHOR einfallen mag. Während das letzte Album „Within The Darkness Between The Starlight“ doch recht stark vom Black Metal geprägt war (und sehr zu gefallen wusste!) gehen NHOR auf „„Momenta Quintae Essentiae“ zurück zu ihren Anfängen. Sphärischen Ambient bekommt der Hörer hier geboten, wobei die Musik sehr reduziert klingt. Es sind sich sacht wiederholende und langsam aufbauende Ton-Folgen, die hier Momente der Einsamkeit erschaffen.
Auf Gesang wurde hier bis auf wenige Ausnahmen („Nosce Te Ipsum“, „Contra Ventum“) verzichtet. Tatsächlich stehen die Vocals hier aber auch so sehr im Hintergrund, dass sie ohne großes Aufsehen zu erregen ganzz sacht, fast unbemerkt, an einem vorbeihuschen. An einigen Stellen („Luna Oritur“ ist da leider schon ein fabelhaftes Beispiel) kommt das neue Material doch sehr eintönig und zäh herüber. Auch die Natürlichkeit ist hier leider etwas auf der Strecke geblieben: „Momenta Quintae Essentiae“ weist eine astreine, fast schon zu reine, Produktion auf. Das lässt das Werk klinisch wirken, man fühlt sich in einem weißen Raum gefesselt, nicht von der Natur befreit. Das haben NHOR auf den Vorwerken sehr viel besser hinbekommen – wobei man diese stilistisch gesehen nicht wirklich vergleichen kann. Wer NHOR als Atmospheric Black Metal-Band kennengelernt hat sollte hier vor Kauf unbedingt reinhören.
Aus Mexiko stammen BLOODLASH, die jetzt bei dem finnischen Label Inverse gelandet sind und ihre zweite EP namens „Rain“ veröffentlichen. Progressiven Death Metal in ziemlich professioneller Ausführung bekommt man hier geboten: BLOODLASH lassen nichts anbrennen, spielen mit vielen Melodien und Taktwechseln, variieren gekonnt mit Spieltempo und Härtegrad und setzen Clean-Gesang und Growls ein.
Während der Opener „Godsbreath“ eigentlich von vorne (nach dem Intro) bis hinten mächtig Gas gibt, setzt man in „Thunderborn“ auf mehr Clean-Gesang und sich einbrennende Zeilen, was im abschließenden „Maelstorm“ mit einem mächtigen Zuwachs an Akustik-Parts weiter ausgebaut wird. Vergleicht man also „Godsbreath“ und „Maelstorm“ direkt miteinander liegen da echt Welten zwischen – eine weite Reise, auf die BLOODLASH sehr gut vorbereitet haben. Wer alte OPETH mag und vermisst, der sollte hier unbedingt mal reinhören!
Gerade einmal zwei Jahre liegt EKTOMORF‘s letztes Album („Retribution“) zurück. Nun legen die Ungarn mit ihrem mittlerweile neunten Studio-Album namens „Aggressor“ nach. Offensichtlich besteht hier Aggressionsbedarf. Und so wundert es auch nicht, dass EXTOMORF gleich nach dem ziemlich ethnischen Intro gleich ungeniert nach vorne schreiten. Thrash Metal mit starkem Hardcore-Einschlag und dem Einsatz von traditionellen Instrumenten bekommt man hier geboten.Geballter Hass mit kräftigen Vocals, mächtiger, tiefer Instrumentierung und einem gewissen Groove. EKTOMORF-Standart. Und der wird ohne viele Höhen und Tiefen auf gesamter Strecke beibehalten.
„Emotionless World“ und „Scars“ heben sich mit etwas eingängigeren Refrains vom Rest ab und klingen etwas mehr nach KREATOR, wobei gerade „Scars“ es wirklich in sich hat – was man von dem „Corpsegrinder“-Duett „Evil By Nature“ leider nicht ganz behaupten kann. Dafür gehen „Holocaust“, „You Lost“ und „You’re Not For Me“ noch ganz gut ins Ohr. Gegen Ende der Scheibe wird der Thrash-Moment etwas zurück geschraubt, während der Hardcore-Anteil wächst, was ich eigentlich ganz passend finde. „Memento“ bildet als Gegenstück zum Intro ein traditionell-akustisches Outro. Und das war‘s. Man hätte sich vielleicht noch etwas Außergewöhnlicheres wie „Numb And Sick“ oder „To Smoulder“ wünschen können, etwas das härter heraus sticht und das Gesamtpacket etwas auflockert. Ansonsten eine (gewohnt) gute Arbeit.
DIE KASSIERER – ist das Punk, ist das Kunst, oder ist das Satire? Oder ganz einfach geschmackloser Humor? Vermutlich von allem etwas. Klar ist, die Wattenscheider um Frontmann Wölfi sind eine Klasse für sich und polarisieren wie sonst kaum noch jemand in der deutschen Musik-Szene. Einer treuen Fangemeinde stehen wahrscheinlich viele gegenüber, die die KASSIERER abgrundtief hassen (oder dies täten, wenn sie sie kennen würden), aber egal sind sie sicher niemandem.
Pünktlich zur Weihnachtszeit ist mit „Haptisch“ eine Best-Of-Zusammenstellung erschienen, die satte 31 neu gemasterte Stücke aus 30 Jahren Bandgeschichte enthält. Unter anderem gibt es drei bisher unveröffentlichte Stücke aus der aktuellen Theaterproduktion „Häuptling Abendwind“ zu hören, dazu kommen jede Menge altbekannte Hits sowie auch einige seltener gehörte Songs. Für den allseits beliebten Pipi-Kacka-Humor der KASSIERER ist mit Stücken wie „Sex mit dem Sozialarbeiter“ oder „Blumenkohl am Pillemann“ natürlich auch gesorgt, ebenso kommen die Alkoholiker-Hymnen „Das schlimmste ist, wenn das Bier alles ist“ und „Besoffen sein“ zum Zug.
Die Compilation zeigt dabei aber wieder einmal eindrücklich, dass die KASSIERER mehr können als F##klieder. In den Texten gibt es immer wieder die tollsten Wortspiele und (wahn-)witzigsten Reime, und mit dem Georg Kreisler-Cover „Meine Freiheit, deine Freiheit“ wird es sogar auch mal gesellschaftskritisch. Musikalisch geht es bei den KASSIERERN außerdem immer wieder überraschend vielseitig zu, so werden die unterschiedlichsten Genres durch den Wolf gedreht, neben Punk z. B. auch Country, Ska, Schlager, Jazz und Chanson.
Eine bunte und gelungene Mischung also, die man getrost seinem besten Freund oder ärgsten Feind – je nach den musikalischen Vorlieben des Beschenkten – unter den Baum legen kann.
Tracklist:
01. Punk-Intro*
02. Menschenfresser*
03. Großes Glied
04. Außenbordmotor
05. U.F.O.
06. Menschenkatapult
07. Anus Apertus
08. Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche
09. Gott hat einen IQ von 5 Milliarden
10. Vegane Pampe
11. Arsch abwischen
12. Mit 'nem Zeppelin durchs Jenseits
13. Sex mit dem Sozialarbeiter
14. Klagegesang einer Katze
15. Meine Freiheit, deine Freiheit
16. Mach die Titten frei, ich will wichsen
17. Partylöwe
18. Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist
19. Besoffen sein
20. Blumenkohl am Pillemann
21. Bin ich oder hab ich?
22. Du hast geguckt
23. USA 1996: Emerson Brady - der erste Mensch auf der Sonne
24. Quantenphysik
25. Stinkmösenpolka
26. Das Leben ist ein Handschuh
27. Mein schöner Hodensack
28. Arm ab
29. Da isst man einmal einen Fuß*
30. Meister aller Fotzen
31. Anarchie und Alkohol
(* bisher unveröffentlichter Titel aus der Theaterproduktion)
Schon das Artwork von "The Beacons Of Somewhere Sometime" kann als "visueller Bote" der Veränderung gedeutet werden. Die so vertrauten Rot- und Orangetöne mussten einem kühl wirkenden türkis weichen. Der einzelne schwarze Schwan auf dem Cover steht als mythologisches Symbol für ein unerwartet negativ eintretendes Ereignis.
Gitarrist und Hauptsongwriter Markus Steffen verarbeitet auf dem Album den Tod seiner Mutter und eine schwierige Trennung. Der neue Longplayer ist jetzt kein typisches Konzeptwerk, dennoch zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Songs: Verlust und Trennung. Härter, aber auch zugleich melancholischer und dadurch kontrastreicher zeigen sich hier die Kompositionen im Vergleich zum leichteren und fast poppigen Vorgänger "Paraiso". Aus eben diesem Verarbeiten von negativen Lebensumständen und Gefühlen entsteht hier pure musikalische Schönheit, die perfekt in Szene gesetzt ist, veredelt von Arno Menses gefühlvollem Gesang.
Das vierte Album ist das intensivste und emotionalste des Prog-Duos. Einzelne Songs herauszunehmen gibt keinen Sinn, als Ganzes, am besten mit Kopfhörer, sollte das Teil genossen werden. So entfaltet "The Beacons Of Somewhere Sometime" seine ganze Wirkung und Kraft. Ein starkes, sehr persönliches Werk von Subsignal - und ohne Zweifel eines der Alben des Jahres!