Gute (Rock-)Musik braucht nicht viel, aber Bass. Ihr teilt diese Meinung? Dann seid ihr genau richtig bei BEEHOOVER. Diese musizieren schon seit dreizehn Jahren mit stoner-doom-rockigem Ansatz, als Duo. E-Gitarren? Fehlanzeige. BEEHOVER setzen auf rhythmisches Schlagzeug, verzehrten E-Bass und zweistimmigen Gesang. Mit „Primitive Powers“ erweisen die BEEHOOVER, dass es nicht viel an Personal und Instrumenten braucht um der Experimentierfreude freien Lauf zu lassen: Hier gibt es ruhigere Songs wie das leicht hypnotische „Light My Pyre“, aber auch härteres Futter („Embers“). Andere Songs wie „Millwheels Of Beeing“ vermitteln eine wunderbare Lagerfeuer-Atmosphäre. In „My Artillery“ fährt das Duo zu guter Letzt noch einmal sämtliche Stoner-Doom-Geschütze auf und punktet mit tonnenschweren Bässen. „Primitive Powers“ bietet also (wie der Titel es eigentlich schon sagt) eine enorme Vielfalt mit recht „primitiven“ Mitteln.
Wer auf relativ schlichten aber doch experimentellen, bassdurchtränkten (Stoner-) Rock steht macht hier sicherlich nicht viel verkehrt.
Anspieltipps: „Embers“ und „Millwheels Of Beeing“.
„Dominion Of Misery“ ist schon das dritte Album von OMNIHILITY. Brutaler Death Metal mit technischem Gitarrenspiel wird dargeboten. Ein sphärisches Intro lässt aufhorchen, bevor mit „Psychotic Annihilation“ eine geballte Ladung Todesblei in Form von High-Speed-Drumming, wirren Soli und extrem angepissten Vocals auf den Hörer hereinbrechen. Einige Tempo-Variationen lassen aufhorchen, an wirklich mitreißenden Parts fehlt es hier aber leider streckenweise im ersten Part. Aufgelockert wird die über vierzig Minütige Spielzeit durch ein Interlude („Within Shadows“). Im zweiten Part machen OMNIHILITY vieles besser: Songs wie „Reflections In Blood“ oder „Parasitic Existence“ weisen durchaus gute Ansätze auf und an dem Outro „The Meaning Of Misery“ gibt es eigentlich auch nichts zu meckern. Doch um sich aus der Vielzahl von amerikanischen Death Metal-Bands abzuheben bedarf es mehr.
Ein Jahr nach dem sensationellen Debüt „Hypertrace“ legten SCANNER 1989 mit „Terminal Earth“ nach. Und auch wenn die Vorlage des Erstlingswerks nicht ganz erreicht wurde, hauen SCANNER auch mit ihrem zweiten Album einen amtlichen Kracher raus. Sänger Michael Knoblich war seinerzeit leider fahnenflüchtig geworden und von Ex-ANGEL DUST Sänger S.L. Coe ersetzt worden. Dass selbigem der Ruf vorauseilte nicht die einfachste Person zu sein, sollten auch SCANNER recht schnell merken und standen Anfang der 90er schnell wieder ohne Sänger da, während Coe zu REACTOR und seiner eigenen Formation C.O.E. weiter wanderte. Aber ob schwierig oder nicht: auf „Terminal Earth“ macht er einen super Job. Imitiert seinen Vorgänger nicht, sondern drückt den neuen Songs seinen unverkennbaren Stempel auf. Textlich entfernen sich SCANNER erstmals vom reinen Science-Fiction Konzept und prangern einerseits unsere Konsumgesellschaft („Buy Or Die“) und auch die damalige TV-Landschaft (wenn die gewusst hätten, wie es heute da aussieht) („Telemania“) an. Aber natürlich bleiben SCANNER ihrem Lieblingsthema treu und so gibt es mit „Terminal Earth“ oder auch „We’re Not Alone“ genug Sci-Fi Stoff.
Musikalisch stellt man sich etwas breiter auf als noch beim Debüt. Auf das speedige Titelstück folgt mit dem erwähnten „We’re Not Alone“ eine der berühmtesten SCANNER Hymnen, welche bei keiner Show fehlen durfte. „Wonder“ überrascht mit vielen Tempowechseln und markiert den Übergang zum etwas komplexeren Songmaterial der späteren Alben. Bei „Buy Or Die“ hingegen fliegt wieder richtig schön straight die Kuh. So muss das. Da knackt der Nacken und die Faust schnellt bei Refrain reflexartig nach oben. „Telemania“ erinnert etwas an GAMMA RAY’s „One With The World“ bzw. selbiges erinnert an die SCANNER Nummer, da diese doch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat. Der zweite Teil wird mit der Up-Tempo Nummer „Touch The Light“ eingeläutet und auch hier punkten SCANNER mit ihrer größten Stärke: REFRAINS!!! Und zwar solch großen, dass man das nur in Großbuchstaben schreiben kann. Das Titelstück dann gibt wieder richtig Stoff. So macht das Spaß. Danach kommt der epische Teil von SCANNER zum Tragen: Das fast 10-minütige „From The Dust Of Ages“ vereint alle Stärken SCANNERS und ist ein kleines Magnum Opus, an dem ich mich bis heute nicht satt gehört habe. Sphärische Parts wechseln sich mit harten Metal Teilen ab und verschmelzen zu einem stimmigen Ganzen. „Challenge“ ist dann nochmal großes Bleifuß-Kino und bringt die Nackenmuskulatur so richtig auf Betriebstemperatur. Nach „Telemania“ ist „L.A.D.Y“ der zweite damalige CD-Bonus und ist für SCANNER Verhältnisse ein etwas zahmer Hard Rocker, nicht schlecht, aber auch nicht so zwingend wie der Rest. Damit geht „Terminal Earth“ zwar knapp hinter „Hypertrace“ ins Ziel, kann von Freunden früher, HELLOWEEN-artiger Melo-Speed Mucke bedenkenlos verhaftet werden.
Nachdem vor zwei Jahren Divebomb Records die beiden Frühwerke der Speedies von SCANNER für den US-Markt neu aufgelegt haben, übernimmt Massacre dies nun für den europäischen Markt. Auch wenn ich das aktuelle Comeback-Werk „The Judgement“ sehr schätze, so stinkt es leider gegen das hier vorzustellende Debut ab. Seit ich in den frühen 90ern über SCANNER gestolpert bin, wandert dieses Fabelteil deutschen Speed Metals in schöner Regelmäßigkeit sowohl auf den Plattenteller als auch in den CD-Schacht. Obwohl SCANNER 1988 auf „Hypertrace“ ultraeingängig im Stile alter HELLOWEEN musizieren, wird das Teil auch beim 150sten Durchlauf nicht langweilig. Axel Julius und seine Mannen haben es geschafft 10 Hymnen (auf dem originalen Vinyl befinden sich nur 8 Tracks…hier gibt es den ursprünglichen CD-Bonus „Wizard Force“ und das vorab 1987 auf dem Doomsday News Sampler veröffentlichte „Galactos“ dazu) für die Ewigkeit festzuhalten. Angefangen beim Speed Orkan „Warp 7“, über die Mitsingnummer Terrion, dem etwas komplexeren „Locked Out“ bis zum Mid-Tempo Hit „Across The Universe“ enthält die A-Seite nur Volltreffer. So viel Power, Spielwitz und die große Lust an kleinen Details suchen auch heute noch ihresgleichen. Kaum zu glauben, dass Axel Julius mit LIONS BREED kurze Zeit vorher ein zwar gutes, aber kein legendäres Album veröffentlicht hat.
In den Songs spiegelt sich auch das Science-Fiction Konzept perfekt wieder und passt einfach wie der Arsch auf den Eimer. Dass die hohe und kraftvolle Stimme von Michael Knoblich dem ganzen dann noch die Krone aufsetzt, ist die Kirsche auf der Sahne. Das wirklich Faszinierende ist aber, dass SCANNER auch im weiteren Verlauf nicht die Luft ausgeht. Mit „R.M.U.“ und dem an ganz alte RAGE gemahnende „Grapes Of Fear“ wird der Energielevel schwindelerregend hoch gehalten. „Retaliation Positive“ ist dann die zweite Mid-Tempo Nummer, die im Refrain einen coolen Kontrast zwischen Knoblichs extremer Kopfstimme und tiefen Gangshouts bietet. Bei „Killing Fields“ wird das Tempo nochmal richtig angezogen. Wer bei dieser Bridge noch ruhig sitzen bleiben kann muss tot sein. Auch die beiden Bonussongs „Wizard Force“ und „Galactos“ sind keine Ausschussware, sondern fettestes Metalentertainment. Ich weiß, dass sich das Ganze hier wie von einem 15-jährigen Fanboy liest….aber auch mit Ende 30 lässt mich „Hypertrace“ eben zu einem solchen mutieren. In diesem Bereich gibt es mit der ersten HELLOWEEN, den ersten beiden BLIND GUARDIAN und der ersten CHROMING ROSE nicht viel Geileres aus den 80ern. Wer’s noch nicht hat und auf Speed Metal mit Melodie und Power steht: ZUGREIFEN!!!
Bei FULGORA findet sich die Rhythmusfraktion der feinen PIG DESTROYER wieder, es dürfte sich hier also nicht um Easy Listening-Zeug handeln. Richtig erahnt, "Stratagem" ist eine harte Mischung aus Groove, wie ihn alte DYING FETUS hatten, und Grindcore mit starker - wenig überraschend! - PIG DESTROYER-Kante. Im Laufe des Albums entpuppt sich das als gut funktionierende Mischung, die stellenweise an MISERY INDEX erinnert und auch an neuere PIG DESTROYER-Werke ("Splinter"). Handwerklich machen FULGORA alles richtig, gerade beim Schlagzeugspiel wird keine Gnade gegeben, aber beim Songwriting ist noch Luft nach oben. Die Songs machen Spaß und haben dank der Mischung aus Groove und Gnadenlosigkeit einen gewissen Charme, bleiben aber nicht im Ohr hängen und lassen eine eigene Identität vermissen. Wer nach "Stratagem" mal eine Platte von MISERY INDEX oder NASUM in den Player packt, wird feststellen, dass FULGORA gute, aber eben nicht überragende Songs schreiben. Zudem leidet "Stratagem" an einer schwachen Produktion, die den Bass komplett verschluckt und den Songs Punch nimmt. Für eine gut 20 Minuten lange Platte geht das alles in Ordnung, mehr als ein solider Einstand oder eine Aufwärmübung für die nächste PIG DESTROYER-Scheibe ist das nicht.
Auf „Holdin' The Bag“ spielen die SUPERSUCKERS erstmals auf Album-Länge ihre Country-Seite aus. Von Eddie Spaghettis Solo-Alben und den Country-Konzerten der SUPERSUCKERS kennt man das ja schon, deshalb ist eigentlich klar, dass man es hier mit Country der dreckig-coolen Sorte zu tun haben sollte.
Überraschenderweise ist es mit dem Dreck auf „Holdin' The Bag“ aber nicht weit her. Das Album ist erstaunlich glatt und clean produziert, das Country-Outlaw-Feeling, mit dem man gerechnet hat, kommt an keiner Stelle auf. Songs wie „This Life ... With You“ oder „High And Outside“ laden fast schon zum Schunkeln ein und tendieren sogar leicht ins Schlagermäßige. Ein Stück wie „I Do What I Can“ könnte man sich auch von TRUCK STOP vorstellen, und die Saloon-Mitgröl-Ballade „That's How It's Get Done“ ist nicht nur zu überladen, sondern schlichtweg kitschig. Demgegenüber stehen nur wenige überzeugende Songs, wie das wirklich saucoole, westernmäßige „Man On A Mission“ oder das rockige, straighte „Let's Bounce“. Das getragene, melancholische „I Can't Cry“, im Duett gesungen mit Lydia Loveless, zeigt, dass man auch wirklich gute Country-Balladen schreiben kann. Der Großteil des Materials kratzt aber teilweise schon fast am schwer Erträglichen, zumal einem die ewigen Slide-Gitarren irgendwann fürchterlich auf die Nerven gehen.
Merkwürdig, dass „Holdin' The Bag“ so klingt, wie es klingt. Wie schon erwähnt, ist man von Eddie Spaghetti und den SUPERSUCKERS eine andere, bessere Art von Country gewöhnt, aber entweder wollte oder konnte die Band das auf diesem Album nicht reproduzieren. Hoffen wir, dass zumindest auf der Bühne gerockt wird wie immer.
Übrigens wurde kurz nach Fertigstellung von „Holdin' The Bag“ bei SUPERSUCKERS-Frontmann Eddie Spaghetti Mundhöhlenkrebs diagnostiziert. Die geplante Europatournee musste abgesagt werden, und Eddie Spaghetti begann mit einer Strahlentherapie und Reha. Finanziert wurde die Behandlung nicht zuletzt durch SUPERSUCKERS-Fans, die über den „Eddie Spaghetti Cancer Fight Fund“ mehr als 57.000 Dollar spendeten. Das nenne ich mal einen tollen Fan-Support!
PROTECTOR gehören unangefochten zu den Titanen deutschen Thrash Metals. Dieses Jahr gibt es zum dreißig Jährigen Jubiläum mit „Cursed And Coronated“ ein zweites Album der „neuen Ära“. Das Line-Up ist das gleiche wie bei der „Reanimated Homunculus“ (2013), aus alten Zeiten ist lediglich Martin Missy verblieben, der seit der EP „Misanthropy“ (1987) dabei ist.
Textlich sind PROTECTOR keinesfalls von gestern. Das beweist bereits der Opener „Xenophobia“, der sich nach schauerlichem Intro (namens „Intro“) mit Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzt, was mit der aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland aktueller denn je ist. In „Six Hours On The Cross“ geht es tatsächlich um Jesus, Umweltpolitik („Terra Mater“) und Krieg sind weitere Themen („Crosses In Carelia“). PROTECTOR sprechen sich gegen Drogenmissbrauch aus („Selfdesdrugtion“) und werben für Absinth („The Old Boil“). Natürlich darf auch ein Song über Thrash Metal nicht fehlen („To Serve And Protect“): „We serve the Metal - We protect the Thrash“ und „Thrash-Metal will never die!“ heißt es da. Wen überrascht es also, dass PROTECTOR auch 2016 mit harten old-school-Thrash-Riffs, aggressiven Vocals und einer eher rauen Herangehensweise punkten wollen? PROTECTOR sind einfach härter als viele ihrer Genre-Kollegen, so lässt nicht nur das finstere (großartige!) Artwork eine Nähe zum Death/Black Metal vermuten, zwischendurch wird es hier nämlich richtig finster. Selbst „The Old Boil“ und „To Serve And Protect“ wollen nicht so ganz nach lockerem Party-Thrash klingen. Am meisten punkten kann der Titelsong, einfach mal rein hören:
NORDIC UNION, das sind die zwei Nordmänner Ronnie Atkins, seines Zeichens Sänger bei PRETTY MAIDS, und Gitarrist und Mastermind Eric Mårtensson, der der Macher bei ECLIPSE und ein Teil von W.E.T. ist. Somit ist das Genre klar - melodiöser Hard Rock ist angesagt. Was aber überrascht, ist die Qualität der Veröffentlichung. Sicher war, das Ding wird solide, aber so ein Hammerbrett konnte man nun wirklich nicht erwarten.
Enorm druckvoll schießt "The War Has Begun" inklusive fetter Chöre aus der Startposition und versengt mir die letzten übriggebliebenen Ohrmuschel-Härchen. Das Songwriting ist bei nahezu allen 11 Nummern einfach nur zum Zungeschnalzen. Zuweilen schwingt eine leichte Melancholie durch hart groovende Rocker wie "Hypocrisy" oder "Wide Awake", doch ohne den Kraftprotzen auch nur einen Deut an Energie zu rauben. Bei "When Death is Calling" wird Blacky Lawless W.A.S.P. zitiert, aber direkt vom Höhepunkt - göttlich wie sich hier Melodie und Power vereinen. "Falling" animiert zum Sturz in rockige Glückseligkeit und "True Love Awaits You" ist ein musikalisches Rührstück par excellence mit Pathos und wehenden Fahnen bei Sonnenuntergang. Das Ding zündet von Anfang bis zum Ende, ohne auch nur einen Moment an Eindringlichkeit zu verlieren.
Das Album bietet ganz großen Kino! Wenn mich mein Gedächtnis nicht verlässt, so wird dieser Longplayer bei meinem Jahresrückblick eine gewichtige Rolle einnehmen. Dieses Debüt der zwei Nordmänner gehört mit zum Besten, was die beiden je veröffentlicht haben - und das war schon eine ganze Menge.