LIONHEART treiben auch schon seit mehr als einer Dekade ihr Unwesen in der Hardcore - wie die Zeit vergeht... Die Jungs aus Oakland haben sich ein paar Jahre Schaffenszeit für "Love Don't Live Here", ohne dass sich neue Einflüsse in ihren Sound eingeschlichen hätten. Die Band macht weiterhin heftigen, Groove-lastigen Hardcore mit Metalkante, wie ihn kommerziell erfolgreich HATEBREED, MADBALL und TERROR auch machen.
Naturgemäß gibt es in diesem Stil wenig Variationsmöglichkeiten, und so ist auch "Love Don't Here" vom straighten Opener "Pain" bis zum Rausschmeißer "Going Back To The Bay" eine Sammlung homogener Songs. Keine Überraschungen, weder positiv noch negativ. LIONHEART wissen, wie sie einen auf den Punkt kommenden Hardcore-Song mit eingängigem Chorus schreiben müssen und genau das machen sie auf "Love Don't Live Here" ein ums andere Mal. Wer will, findet in manchen Gesangsparts Rap-Einflüsse und sogar ein Metal-Solo ("Lock Jaw"), aber beides ist weit weg von Album defnierend. LIONHEART stehen auf gradlinigen, manchmal etwas stumpfen Hardcore, der Live ordentlich abgehen wird und zu dem sich Hause gut Kopfnicken lässt. Die Produktion ist wie erwartet saufett, der Gesang kraftvoll und abwechslungsreich und die Gitarrenarbeit effizient. Wer darauf steht, bekommt eine grundsolide Scheibe ins Haus geliefert. Die knapp 30 Minuten gehen schnell vorbei und lassen einen von der LIONHEART'schen Kompromisslosigkeit und Durchschlagskraft beeindruckt zurück.
Deutsch-Hip-Hop bei Metalinside? „Kopf.Stein.Pflaster“ heißt die neuste Publikation des Berliner Künstlers TAMAS, der seine Stilrichtung selbst als Metal/Metalcore/Hardcore angibt. Das Cover zeigt einen blutemden (Kinder-)Kopf, einen Stein und ein Pflaster. Kreativ. Bereits nach dem Titelsong, der hier zugleich als Opener fungiert und gerade einmal vierundfünfzig Minuten Spielzeit aufweist, weiß man, dass man hier irgendwie falsch ist. Was TAMAS allerdings von anderen Hip Hop-Künstlern unterscheidet ist dass er seine Musik mit (Metal-) Instrumenten untermalt. (Sehr schön: „Jesus schießt“). Tatsächlich könnte „Kopf.Stein.Pflaster“ rein instrumental ein halbwegs gutes Album sein, doch leider macht eine Metal-Instrumentierung noch kein Metal-Album aus, weswegen TAMAS meiner Meinung nach auf Metalinside (und auch bei EMP und MetalHammer) nichts verloren haben. Haben CALLEJON den Musikern auf der gemeinsamen Wintertour nicht gezeigt, wie das mit dem Gesang geht?
Für alle die Deutsch-Rap und Metal mögen ist „Kopf.Stein.Pflaster“ jedoch vielleicht die neuste Offenbarung. Hier geht es zu rap.de und einem guten Review von JPK.
„Vertellingen Van Een Donkere Eeuw“ heißt die erste Full-Length des Zwei-Mann-BM-Projektes FOLTERAAR, welches sich aus B. (Bram) und K. (Kenneth) zusammensetzt. Gerade Letzterer scheint ausgesprochen ambitioniert zu sein was den niederländischen Black Metal-Underground anbelangt, in nicht weniger als achtzehn (!) Projekten ist K. aktiv dabei. Unzählige Demos wurden aufgenommen, ein paar Split’s und EP’s und nun endlich – mit FOLTERAAR – ein erstes Album. Dabei machen FOLTERAAR es dem Hörer gar nicht einmal so leicht: In gutdurchschnittlicher Albumlänge bekommt man hier fiesesten, ritulesken Underground Black Metal um die Ohren gejubelt. Schlagzeug und Gitarren agieren hier sehr Genre-typisch. FOLTERAAR können zwischen Mid- und Up-Tempo variieren und mitunter richtig Gas geben. Dazu gesellen sich die finsteren Vocals frühster Black Metal-Veröffentlichungen aus dem hohen Norden – in Niederländisch.
Was FOLTERAAR fehlt ist allerdings (leider!) nicht nur Fähigkeit Neues zu kreieren, sondern allem voran die Fähigkeit Nachhaltig Eindruck zu schinden. Wer auf Rumpelkammer-Schwarzmetall übelster Sorte steht kann hier mal rein hören – oder es sein lassen.
Wo DANKO JONES draufsteht ist auch DANKO JONES drin. So auch 2015 in Wacken und hier auf Konserve (wahlweise CD, DVD oder Doppel-LP). Unter dem Banner „Live At Wacken“ gibt es nun den letztjährigen Auftritt des Kanadiers und seiner Mitstreiter – gewohnt schweißtreibend, wie immer engagiert und zu 100% harter Rock’n’Roll. Das der Meister auch schnell die Metaller der Wacken-Community mit seinen Ansagen im Griff hat (Danko hat definitiv was von einem Showmaster) zeigt ein weiteres Mal was ein Format der Mann hat. Das sein „Best-Of“-Programm in 70 Minuten mit Songs wie „Forget My Name“, „First Date“, „Sugar High“ oder „Gonna Be A Flight Tonight” dann exzellent auch unter Tageslicht auf großer Bühne funktioniert muss man wohl gar nicht erwähnen (nicht nur im Club kommt das gut). Eher, dass es halt wirklich Laune macht DANKO JONES bei der Arbeit zuzusehen. Stimmung und Ton paßt, das Bild ist allerdings eher Mittelmaß (nur so mal als Info). Um den gelungenen Live-Mitschnitt zu einem Rundum-Package für den Fan zu machen gibt es ja das Bonusmaterial – als da wären: Track-by-Track Kommentar zu den Songs (mit reichlich spaßigen Beiwerk), einen 50-minütigen 2012er-Spoken-Word-Auftritt (bei welcher er seine Affinität zu KISS thematisiert) und ein Interview aus 2015. Alles in allem eine wertige Zusammenstellung in Sachen DANKO JONES.
Mit „Stranger Blues“ eröffnen SIMO aus Nashville/Tennessee ihre dritte Veröffentlichung (bisher eine EP und ein selbstbetiteltes Album) und klingen dabei sowas von Retro – im Fall von Sänger, Gitarrist und Bandleader JD Simo & Co. kommen einen da schon nach Sekunden Jim Morrison und THE DOORS in den Sinn. Der eingängige Opener geht mit seinen Blues-Rock-Psychedelic-Vibes dan auch schnell ins Ohr und läßt dabei soundmäßig das wohlige Gefühl der End-60er in einem wachsen. In ähnlicher Weise geht die Vintage-Reise auf „Let Love Show The Way“ dann weiter – wobei den lauteren, härteren Rockparts genügend Raum gegeben wird – denn Balladen sind bis auf eine Ausnahme Fehlanzeige. Dafür sorgt auch der musikalische Unterbau - Elad Shapiro (Bass) und Adam Abrashoff (Schlagzeug) dürfen sich hier durchaus ausleben und vervollständigen ein Trio das sicher auch gern THE FACES und CREAM hört. In diese Richtung schlägt zum Beispiel auch das Highlight „Can´t Say Her Name“. Den anderen Pol von SIMO zeigen die beiden Longtracks. Das 10-minütige „I'd Rather Die In Vain” und das 14-minütige „Ain’t Doin‘ Nothin‘“ – hier wird gekonnt improvisiert und lebt man den Bezug zum Jazz aus, hier wird andererseits aber auch in den Gitarrensoli der klassische Hard Rock zitiert. Nicht umsonst nannte Meister JOE BONAMASSA JD Simo den „Star der nächsten Generation an Blues Gitarristen“. Auch dass das Album innerhalb von 48 Stunden live eingespielt wurde trägt zum schlüssigen Gesamteindruck bei – SIMO kommen rau und erdig rüber (ein schöner Kontrast zu manch überproduzierten Retro-Act). Wer also auf Suche nach Mucke für den rauchigen Partykeller ist und sich ganz allgemein mehr bei handgemachter Musik wohl fühlt, der dürfte bei „Let Love Show The Way“ fündig werden.
„Arc“ („arrrggh?“) – das ist kein Grincore, was die Grind-Monster AGORAPHOBIC NOSEBLEED hier fabriziert haben. Bekannt ist die US-amerikanische Band für sehr energetische Grindcore-Songs, die oftmals nach weniger als zehn Sekunden und in der Regel nach zwei Minuten enden. (Ein bestes Beispiel dafür: „Alterted States Of America“ (2003) mit 127 Songs).
Auf „Arc“ ist das anders, hier gibt es Sludge mit Doom, stampfenden Drums teils rockigen Riffs und verstörenden Drone-Elementen. „Gnaw“ protzt mit einer Spielzeit von weit über elf Minuten. Was ist in den vier Jahren seit „A Joyful Noise“ passiert? Schlecht klingt das nicht, was AGORAPHOBIC NOSEBLEED hier abliefern. Es gibt zwar einige bessere Bands auf dem Gebiet, aber immerhin – es überrascht. Wer die bisherigen Werke von AGORAPHOBIC NOSEBLEED gefeiert hat und voll (und nur) auf Grindcore steht sollte hier Vorsicht walten lassen.