Mit "Disharmony" haben die TWITCHING TONGUES-Brüder ihre neue Platte für Metal Blade Records fertig. Auffällig ist die harte Metalkante, die sich in den Sound der Band eingefunden hat, stellenweise klingen die L.A.-Typen mehr nach MACHINE HEAD als nach allem anderen. Ist im Grunde ja auch egal, wie weit sich TWITCHING TONGUES jetzt dem Metal angenähert haben oder nicht, solange das Ergebnis eine so böse, nihilistische Vollbedienung wie "Disharmony" ist. In den zehn Songs zeigt die Band kein Erbarmen mit ihren Hörern. Dabei gehen TWITCHING TONGUES sehr variabel vor, von schleppenden Passagen bis zu rasenden Abschnitten mit schöner Thrash-Kante reicht die Palette der genutzten Instrumente. Schön mit rohem, dreckigem Sound. Dabei machen die Songs durchweg Spaß, egal ob gerade die Hardcore- oder Metal-Schule vorherrscht. Der Wechsel zwischen flott und langsam, der Betonung von Riffmassakern und heftigen Parts geht der Band besser von der Hand als noch beim Vorgänger. "Insincerely Yours", das schleppende "Asylum Avenue" und "Love Conquers None" entpuppen sich als super-eingängige Songs, während "Arrival" stark an selige TYPE O NEGATIVE erinnert. Zum Ende geht "Disharmony" etwas die Luft aus, hinterlässt aber alles in allem einen guten Eindruck. Einziges Manko ist der stellenweise arg angestrengte Gesang, aber auch der ist eine Verbesserung zum Vorgänger. Metal Blade haben sich eine Band mit Potential geangelt, mit dem nächsten Album und ordentlich Tourerfahrung kann aus TWITCHING TONGUES was Großes werden.
„Rise Above The Meadows“ ist das fünfte Album von GREENLEAF. Auf steinige Landschaften trifft man hier wirklich nur im Sound. Stoner Rock mit leicht psychedelischen Schwingungen, einem Hauch Blues wird hier geboten. Dabei schlagen die Schweden sich eher in Richtung QUEENS OF STONEAGE denn KYUSS – hier wird ordentlich gerockt, ausufernde Monotonie und leere Weite gibt es hier nicht. Dafür gibt es sehr eingängig stampfende Melodien mit fettem Bass und etwas brüchig-halligem Klargesang – was sehr gut dazu passt. Viele Stücke weisen darüber hinaus eine leicht progressive Vorgehensweise auf, die Songs bauen sich auf und wollen mehr als einmal gehört werden. Die Fuzzbox erledigt den Rest.
Wer also ein rockiges und doch detailreiches Stoner Rock-Album sucht, das sich von dem klassischen Wüstenstaub distanziert ist hier genau richtig.
Anspieltipps: „A Million Fireflies“, „Howl“ und „Pilgrims“.
ROGASH haben für Mix und Mastering ihres Zweitwerks Altmeister Dan Swanö vertraut, da kann klanglich nichts schiefgehen. So ist es, "Malevolence" kommt druckvoll und klar aus den Boxen und setzt den straighten Death Metal der Ostdeutschen perfekt in Szene. "To The End" entpuppt sich als extrem gelungener Einstieg in das Album, mit ordentlich Groove ballert sich der Song nach vorne. Shouter Erik zeigt direkt, was in ihm steckt und liefert dabei eine sehr gute Leistung ab. Ein bißchen US-Death, ein bißchen Schwedentod und fertig ist die Laube. Die Mischung geht den Jenaern nicht nur beim Opener gut von der Hand, sondern auch in den folgenden Songs. "Dreams And The Flesh", das saustarke "Buried In Oblivion" und die Schwedentodverbeugung "Nightmares" sind nicht minder gelungen und heben "Malevolence" auf ein hohes Niveau. Mit dem SEPULTURA-Cover "Refuse/ Resist" machen ROGASH zum Ende nochmal alles richtig und beenden das Album mit einem Knaller. Handwerkich ist der Haufen gut unterwegs und versteht die richtige Mischung aus den verschiedenen Death Metal-Schulen zu finden, gerade in der Gitarrenarbeit passt die Mischung aus Riffbetonung und melodischen Einschüben wie Arsch auf Eimer. In Rhythmusfraktion läuft alles wie am Schweizer Schnürchen und Shouter Erik überzeugt mit seinen Growls nicht nur zum Albumauftakt, sondern durchgehend. So ist "Malevolence" auf durchgehend hohem Niveau unterwegs und kann mit der nationalen wie internationalen Konkurrenz locker mithalten.
„All You Can Eat“ ist die THUNDER-Vollbedienung für Fans und Neueinsteiger in Sachen erdigen britischen Hard Rock. Edel respektive earMusic verwöhnt den geneigten Kunden mit einem richtig gut gelungenen Package aus Audio und Visio. Kernstück der visuellen Seite (BluRay) ist dabei die 70-minütige Dokumentation „Wonder Days – Documentary Film“. Hier wird die Entstehung des Erfolgsalbums „Wonder Days“ filmisch nachvollzogen; Interviews mit allen Bandmitgliedern, Ausschnitte aus dem Studio, Live-Takes und einiges an Hintergrundinformationen. Dazu noch einen Konzertmitschnitt aus Japan „Live At Loud Park“ (6 Tracks) tolle Fans mal wieder), sowie jeweils den Besten Mitschnitten aus „Live At RAK Studio 1“ (7 Tracks) und „Live At The Brooklyn Bowl“ (6 Tracks) – wobei es hier keine Dopplungen gibt. Das THUNDER ja Live eh‘ eine Bank sind, dürfte sich herumgesprochen haben – schön das hier mal wieder zu sehen. Dazu gibt es in dem Package jeweils noch eine CD mit „Live At RAK Studio 1“ (laut Label „unbearbeitet“ und „Live At The Brooklyn Bowl“ (aufgezeichnet kurz vor der Veröffentlichung von „Wonder Days“) – auch mit auch recht wenig Überdeckung. Ton und Bild sind erste Sahne, Booklet in Ordnung. THUNDER liefern ein „All You Can Eat“ der gehobenen Art.
CD 1:
Wonder Days
The Thing I want
When the Music Played
Black Water
Resurrection Day
I Love The Weekend
Chasing Shadows
Serpentine
Be Good To Yourself
The Rocker
Superstition
Up Around The Band
I'm Down
The Stealer
CD 2:
Backstreet Symphony
The Thing I Want
Black Water
Low Life In High Places
Be Good To Yourself
Wonder Days
The Devil Made Me Do It
Resurrection Day
Stand up
The Rocker
Love Walked In
Dirty Love
Up Around The Bend
Just Another Suicide
DVD:
1. Wonder Days - Documentary Film (DVD)
2. Dirty Love (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
3. The Thing I Want (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
4. Higher Ground (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
5. Wonder Days (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
6. River Of Pain (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
7. Love You More Than Rock'n'Roll (Bonus - Live At Loud Park) (DVD)
8. When The Music Played (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
9. Resurrection Day (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
10. I Love The Weekend (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
11. Chasing Shadows (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
12. Serpentine (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
13. I'm Down (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
14. The Stealer (Bonus - Live At RAK Studio 1) (DVD)
15. Black Water (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
16. Low Life In High Places (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
17. Be Good To Yourself (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
18. The Rocker (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
19. Love Walked In (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
20. Up Around The Bend (Bonus - Live At The Brooklyn Bowl) (DVD)
Das PLACEBO-Vinyl-Programm mit seinen digital optimierten 180 Gramm Scheiben setzt sich auch in 2016 fort. Dabei gibt es nun mit ihrem vierten Album „Sleeping With Ghosts“ (erschien Im Frühjahr 2003) den bis dato Höhepunkt der Bandhistorie (aus Erfolgssicht). Ein Album mit einem 2 1/2-minütigen Instrumentalstück zu eröffnen ist mutig – und „Bulletproof Cupid“ dabei auch noch ein Ohrwurm. In der Folge gehen PLACEBO auf „Sleeping With Ghosts“ wieder mehr gen Melancholie statt harten Statements – obwohl letzteres (natürlich) auch vertreten ist, so wie das mit elektronischer Experimentierfreude gezimmerte „Something Rotten“ (nach trägen Anfang ein wahrer Wutbrocken). Das bekannteste Stück hierauf sich die treibend-rhythmische Hitsingle „The Bitter End“ – weitere Anspieltipps „This Picture“ (Gitarre versus Synth), das wunderbare „Special Needs“ und natürlich der traurig-ruhige Piano-Abschluss „Centerfolds“. Die Mixtur aus Gitarren und elektronischen Klängen im Brian Molko Kontext geht auf „„Sleeping With Ghosts“ voll auf. Ein PLACEBO „must-have“.
Was die Kanadier MONSTER TRUCK mit ihrem Zweitwerk „Sittin‘ Heavy“ vorlegen macht schon ganz schön einen auf dicke Hose. Eine fette Ladung Classic Hard Rock, Southern und Stoner bläst aus den Boxen, dass es einen die Matte schüttelt. Vom flotten Opener „Why Are You Not Rocking?“ bis zum ruhigen Schlusspunkt „Enjoy The Time“ (was ein Ohrwurm) gibt es reichlich zu entdecken – denn dazwischen tummeln sich ausnahmslos tolle Songs die eine zeitlose Klasse ausstrahlen und grooven wie die Hölle des Südens (dezenter Hammond-Sound inklusive). Mit der epischen Powerballade „Black Forest“ (da kommen mir die Großtaten von THUNDER und BAD COMPANY in den Sinn) sitzt das absolute Highlight von „Sittin‘ Heavy“ in der Mitte der Scheibe. MONSTER TRUCK haben es einfach drauf trotz einer steten Heaviness immer atmosphärisch zu bleiben. So weis man gar nicht, welchen Song man hier auf Rotation nehmen soll – ich habe mich gerade für den livehaftigen Mitgrölsong „The Enforcer“ entschieden. Oder doch das rhythmische „Don't Tell Me How To Live“ (Hitverdacht). Oder doch ….. ach hört selber. Für mich jetzt schon eine der positivsten Alben 2016 und eine Scheibe, welche mich wohl das ganze Jahr begleiten wird.
Ich hasse Tribut-Alben und finde sie wirklich unnötig. Viel zu oft werden gute Stücke viel zu schlecht und ohne Herzblut wiedergegeben, oder die gecoverten Songs klingen zu 98% wie das Original. Wo ist da der Mehrwert? Auch die schwedischen EREB ALTOR bringen mit „Blot – Ilt – Taut“ (altschwedisch für: „Blood – Fire – Death“) ein Tribute-Werk zu Ehren BATHORYs heraus und setzen den Maßstab damit verdammt hoch. Da die Band den ein oder anderen Song schon einmal live performte hat das eigentlich nicht überrascht und dürfte viele Fan-Herzen höher schlagen lassen.
„Blot – Ilt – Taut“ ist keine neu eingespielte Version von „Blood Fire Death“ (1988). Die Schweden haben sich hier Quorthons älterer Werke bedient und diese mit ihrer besonderen Note verfeinert. Leicht angestaubte Black Metal-Werke wie „The Return Of Darkness And Evil“ (von der „Scandinavian Metal Attack“-Split 1984) knallen da selbstverständlich mit viel mehr Power aus den Boxen. EREB ALTOR haben eine wunderbare Mischung aus schwärzlicheren und doomigeren Klassikern BATHORYs zusammengestellt und ein Tribut-Album geschaffen, das sich wirklich sehen lassen kann. Teilweise weiß man nicht, ob hier BATHORY oder EREB ALTOR läuft. So sollte es sein. Dabei hört man die Leidenschaft mit der die Schweden an die Sache gegangen sind bei jedem Song klar raus. Die Liebe steckt hier im Detail. Klar ist, das EREB ALTOR hier großes geleistet haben!
„Blot – Ilt – Taut“ zählt für mich klar zu den besten Veröffentlichungen des noch jungen Jahres (auch wenn hier dezent beim Meister abgekupfert wurde) und ist ein Muss für jeden EREB ALTOR- und BATHORY-Fan. Einzige Minus-Punkte gibt es da leider nur in der B-Note, da das Album (wie auch schon die vergriffene EP „The Lake Of Bloo“ (2014)) ausschließlich auf LP erscheint und Plattenspielerlosen Musiksammlern somit leider vorenthalten bleibt.
INVERLOCH bewegen sich gewollt zwischen den Schranken und kombinieren tieftrübe Traurigkeit mit knallhartem Death Metal. „Distance | Collapsed“ ist dabei die erste Full-Length der Australier, die zur Hälfte der Doom-Death-Band DISEMBOWELMENT entstammen, in deren Fußstapfen hier übrigens auch getreten wird. Wer angesichts des klaren Schriftzugs und des tristen Artworks mit „Post“ Black Metal rechnet irrt also. Über lange Strecken schleppt sich der trübe Doom und schafft im Low-Tempo eine gewisse Distanz, bis INVALOCH (meist gegen Ende)in Form todesbleihaltiger Ausbrüche kollabieren. „Distance | Collapsed“ hält also soweit, was es verspricht.
Songs wie „From Eventide Pool“ und vor allem der Rausschmeißer „Cataclysm Of Lacuna“ schaffen dabei eine schöne, triste Atmosphäre, die von doomiger Langsamkeit lebt. In dem Opener und „Lucid Delirium“ hingegen wird mit mehr Tempo zu Werke geschritten. Wirklich leicht machen es INVERLOCH dem Hörer dabei zwar nicht, doch für Leichtigkeit sind die hier gebotenen Genre ja auch nicht bekannt. Am besten gefällt „Cataclys Of Lacuna“ mit seinen schönen Melodien und seiner tiefen, bedrückenden Verzweiflung. Fans von Bands wie PROFETUS, EVOKEN, ANHEDONIST und natürlich DISEMBOWMENT sollten hier mal rein hören.
Die finstersten Abgründe westlicher Hermetik und Alchemie gibt es auf „De Secretis Naturae Alchymica“ zu entdecken. Solokünstler H.M.T. zelebriert eine düstere Messe, irgendwo zwischen rituleskem Doom Metal und leicht industriellem Noise/ Ambient. So stehen beschwörerische Vocals bei TEMPLE OF GNOSIS an erster Stelle, die Instrumentierung sorgt nur hintergründig für eine passende Atmosphäre. Wer in Tiefen westlicher Esoterik abtauchen möchte, macht hier also absolut nichts verkehrt. Für den durchschnittlichen (Doom-) Metal-Fan sind TEMPLE OF GNOSIS aber vermutlich ein wenig zu speziell um sich eine große Anhängerschaft erspielen zu können. Über weite Strecken geben sich TEMPLE OF GNOSIS nämlich sehr zäh. Die Stücke gleichen einander stark, es wird sehr viel geredet, Musik gibt es selten, Gesang (fast) nie – weshalb ich die stilistische Bezeichnung „symphonic okkult Death Doom“ auch etwas unzutreffend finde. Wer auf rituleske Musik steht sollte hier im Gegenzug unbedingt reinhören, das knapp fünf Minuten lange Intro zeigt dabei schon in welche Richtung es geht. „Sol Katharis“ und „Tree Of Life“ zeigen sich dabei zugänglicher als der Rest.