Stolze zehn Jahre sind THE BEAUTY OF GEMINA inzwischen auf den Bühnen der Welt unterwegs, man feiert dieses Jahr Jubiläum. Dass die Herren um Mastermind Michael Sele auf das Erschaffen einer dichten Atmosphäre verstehen, haben sie schon oft genug bewiesen, und dass sie nichts verlernt haben, macht bereits der Opener mit dem (für den Anfang eines Albums fast schon ironischen) Titel „End“ klar: düsterrockig und vorwärtsgehend ist das Lied prädestiniert für Live-Performances und auch das deutlich rockigste Stück des Albums. Das nachfolgende „Waiting In The Forest“ kommt schon deutlich ruhiger daher. Die erste Single „Crossroads“ ist ein Cover des Songs, mit dem einst Calvin Russell Erfolge feierte, und funktioniert auch in der Neuinterpretation erstaunlich gut, ohne dabei seine Seele einzubüßen. Auch das von Akustikgitarren begleitete „Close To The Fire“ verbreitet ein schönes melancholisches Roadmovie-Flair, „Wonders“ schwelgt in elegisch-psychedelischen Klangbögen.
FAZIT: THE BEAUTY OF GEMINA verstehen sich auf das Erzeugen von Klangteppichen, in denen man versinken kann und die sich vorzüglich zum Soundtrack eignen – ein Anspruch, den „Minor Sun“ einmal mehr unterstreicht.
Ex-ANGRA und ALMAH Fronter Edu Falaschi befindet sich mit „Moonlight” das erste Mal in seiner Karriere auf Solopfaden. „Moonlight“ ist dabei neu und alt zugleich. Edu hat sich acht ANGRA Tracks und eine ALMAH Nummer vorgenommen und diese in ein komplett neues Gewand gehüllt. Das beginnt bei poppigen Pianoballaden wie „Nova Era“ oder „Arising Thunder“ und wird gar jazzig bei den „Temple Of Shadows“-Tracks „Angels And Demons“ und „Spread Your Fire.“ In seiner Machart erinnert das Ganze immer wieder an das, was HELLOWEEN auf der „Unarmed“ Scheibe gemacht haben. Eben nur noch eine Spur basischer und reduzierter. Falaschi gelingt das Kunststück „Moonlight“ für Kenner der Originale spannend zu machen, da man trotz der komplett anderen Instrumentierung die Songs erkennt, aber sich auch komplett neue Hörerschichten zu erschließen. Denn einerseits geben die Songs kompositorisch auch nur mit Piano und Streicher eine Menge her und andererseits hat Falaschi schlicht eine fantastische Stimme, die auch in diesem Kontext super funktioniert. Alles in allem ein tolles Experiment eines sagenhaften Musikers.
Im Zuge von STEEL PANTHER einerseits und Truppen wie BLACK RAIN und diversen skandinavischen Vertretern andererseits kommt auch der Sleaze Rock zurück. Mit all‘ seinen bunten und glitzernden Begleiterscheinungen. RUSTED GUNS haben sich das eine oder andere farbenfrohe Tuch umgehängt und lassen es in bester L.A.-Manier krachen. Man denkt sofort an die späten 80er und Bands wie WARRANT, ROXY BLUE, FIREHOUSE, STEELHEART und natürlich POISON. Mitunter haben RUSTED GUNS schon ein Händchen für coole Gesangslinien und Soli (Opener „Never Die“), an anderer Stelle klingt es noch ein wenig zurückhaltend und etwas zahm. Trotzdem empfehlen sich die Eidgenossen mit ihrer Debüt-E.P. auch für höhere Weihen. Wenn dann bald ein Album auf ähnlichem Niveau folgen sollte, kann man die Jungs getrost als Opener in Balingen spielen lassen. Das würde zu 100 % funktionieren. Also nix wie ran an die Haarspraydosen und unter http://rustedguns.ch/ ein Öhrchen riskiert.
Aus Australien kommen DARKER HALF und servieren blitzsauberen Power Metal, der mal episch aber oft auch rasend schnell aus den Boxen pfeift. Dabei erinnern die Herren immer wieder an Bands wie PRIMAL FEAR, STRIKER, HELKER oder auch an die ersten Werke der Brasilianer HIBRIA. Also klassischen Metal, ohne zu starke 80er Schlagseite. Sänger Steven Simpson hat eine kraftvolle Röhre und seine vereinzelten Screams passen perfekt ins Gesamtbild. In den melodischen Soli offenbart sich eine Virtuosität, die DARKER HALF international konkurrenzfähig macht. Das überlange „As Darkness Fades“ zeigt mit einigen gekonnten Tempowechseln, dass die Jungs auch in Sachen Songwriting und Arrangements so einiges auf dem Kasten haben. Auch wenn z.B. bei „Heads Are Gonna Roll“ oder „Never Surrender“ richtig auf die Tube gedrückt wird, so hört man die angebliche Thrash Vergangenheit DARKER HALF nicht wirklich an. Denn sogar bei Höchstgeschwindigkeit werden die -oft zweistimmigen- Gitarrenmelodien nicht vernachlässigt. Nach LORD und BLACK MAJESTY offenbart sich mit DARKER HALF eine dritte starke Power Metal Macht aus Down Under. Sehr gut.
UNMERCIFUL haben eine Dekade an ihrem Zweitwerk "Ravenous Impulse" gearbeitet, jedenfalls ist dieses Werk nach dem 2006er "Unmercifully Beaten" erst die zweite Scheibe. Ob zehn Jahre Arbeit notwendig waren oder sich einfach keine früheren Zeitfenster für ein konzentriertes Werkeln finden ließen, bleibt der Phantasie des Hörers überlassen. Fakt ist, dass UNMERCIFUL neben den beiden ex-ORIGIN Leuten Jeremy Turner und Clint Appelhanz auch Drumtier John Longstreth (ANGELCORPSE, DIM MAK, GORGUTS, ORIGIN) im Line-Up der Band zu finden ist. Drei von fünf Leuten also gemeinsamer Geschichte, das dürfte sich auf den Sound von "Ravenous Impulse" niederschlagen. So ist es - das Album bietet technischen Death Metal amerikanischer Prägung in der Schnittmenge von eben ORIGIN plus CANNIBAL CORPSE und HATE ETERNAL. Die Songs donnern im High Speed-Tempo am Hörer vorbei, die Gitarrenarbeit ist irrwitzig und die Growls extrem brutal. „Habitual Savagery“ und „Abscission“ zeigen das handwerkliche Können der Truppe sehr gut auf. Dank der Erfahrung der Beteiligten findet sich ein durchgehender Groove in den Songs ("Unmerciful"); ebenso manche überraschende Melodie, was zusammen dafür sorgt, dass "Ravenous Impulse" nicht zu stumpf wird. Allerdings reicht das nicht aus, um die Platte aus dem Death Metal-Releases des Jahres heraustechen zu lassen, dafür sind die Songs am Ende doch zu ähnlich und nutzt sich die Platte zu schnell ab. Alles ist irrwitzig schnell, heftigst brutal und unbarmherzig auf den Hörer eindreschend, aber nur wenige Songs bleiben wirklich hängen. Von einer eigenen Identität gar nicht erst zu sprechen, die ist bei UNMERCIFUL anno 2016 nicht wirklich vorhanden. Technischer, brutaler Death Metal ist klar, aber was unterscheidet die Band von den X-tausend ähnlich gelagerten (US-)Bands? Im Grunde nichts. Und das ist das ganz große Manko von "Ravenous Impulse": extrem gut gespielt, aber völlig seelenlos.
ATTICK DEMONS bestehen seit ca. 20 Jahren, und mit "Let's Raise Hell" bringen sie erst ihren zweiten Longplayer auf den Markt. Produktivität kann man den fünf Portugiesen somit schon mal nicht unterstellen.
Sänger Artur Almeida macht uns den Bruce Dickinson, und auch die restlichen Dämonen haben einen kräftigen Schluck aus der IRON MAIDEN-Pulle genommen. Das machen sie aber sowohl handwerklich wie auch songwriterisch mehr als ordentlich. Bei "Glory to Gawain" weht ein Hauch CRIMSON GLORY durchs Gebälk, und bei schnelleren Nummern wie dem Titelsong kommen einem alte METAL CHURCH in den Sinn. Es dauert, bis ATTICK DEMONS eigene Akzente setzen; das gelingt bei dem folkisch eingeleiteten "Dark Angel" dann aber überraschend gut.
Wer auf IRON MAIDEN und klassischen Metal steht, sollte "Let´s Raise Hell" unbedingt mal antesten. (Marco Berghammer)
Die Portugiesen ATTICK Demons werden gerade ziemlich häufig gemeinsam mit MONUMENT als IRON MAIDEN Klone bezeichnet. Das ist eine Aufassaung, die ich nicht wirklich teilen kann. Während MONUMENT wirklich nach Maiden klingen, was Gesang aber auch Songwriting angeht, ist die Sachlage bei der Mannschaft aus Lissabon doch einw eig anders gelagert. Klar, die Einflüsse der eisernen Jungfrauen sind nicht zu überhören, stehen aber meiner Meinung nach beim Zweitling „Let’s Raise Hell“ nicht zwingend im Vordergrund, denn dazu haben ATTICK DEMONS auch ein ganz gehörigen Power Metal Anteil mit an Bord, gehen beim Songwriting auch mal gerne in die JUDAS PRIEST Ecke und haben einen Könner am Mikro, der sich dann doch ganz schön von Meister Dickinson unterscheidet.
Es reicht also nicht aus, hier von einer Kopie zu sprechen, dass die Jungs dann doch schon relativ eigenständig klingen, was zu einen erstaunlich ist, da wir es hier erst mit dem zweiten Album einer Truppe zu tun haben, die aber in Portugal schon mehr als ein Jahrzehnt unterwegs ist. „Let’s Raise Hell“ ist von vorne bis hinten eine richtig gute Heavy Metal Scheibe, die sich keinerlei Ausfälle leistet, sondern durch die Bank weg mit Qualität punktet. Einzig, die in Teilen etwas lasche Produktion ist zu bemängeln. Insgesamt macht man hier mit dem Kauf nichts verkehrt. (Lars Knackstedt)