"Meta" heißt das neuste Werk der Ausnahme-Avantgardisten THY CATAFALQUE. Dabei ist die Veröffentlichung des letzten Werkes „Sgùrr“ gerade einmal elf Monate her! Trotz dieser eher kurzen Pause weißt das siebte Album des ungarischen Solo-Künstlers Tamás Kátai wieder eine Spielzeit jenseits der sechzig Minuten auf. Wen wundert es auch? Anders als man es aufgrund des doch recht Cover-Artworks vermuten könnte, ist „Meta“ kein experimentelle Folk-Album, sondern (wieder einmal) um einiges und vor allem von allem mehr: THY CATAFALQUE werden einfach nicht müde sämtliche Stilrichtungen mit einander zu mischen – und das reicht hier wieder von harschem Black Metal, über sanften Folk bis hinn zu gothischen Electro-Klängen. Mit „Uránia“ startet das Album sogar unerwartet schwarzmetallisch! Und so wird „Segùrr“ gleich zu Beginn in punkto Düsternis und Epicness übertroffen, denn natürlich gibt es auch hier diese herrlich treibenden Melodien und ungarischen Klargesang. Mit dem folgen „Sirály“ erhält dann aber zunächst die folkig-verträumte Seite THY CATAFALQUES Einzug und zwar mit vielen ruhigen Momenten, Frauen-Gesang, Flöten und einem mächtigen Schlagzeug.
Im Mittelpunkt des Albums steht der satte einundzwanzig Minuten andauernde Song „Malmok járnak“, der sacht beginnt, sich langsam aufbaut und gegen Ende schließlich voll und ganz entfaltet. Hier gibt es einiges zu entdecken, viele Melodien, viele Umbrüche, trotz allem so etwas wie einen roten Faden. „Malmok járnak“ bedient sich aller typischen THY CATAFALQUE-Elemente und vereint diese zu einem großen Ganzen – mit Leichtigkeit. Hierfür sollte man sich jedoch auch Zeit nehmen, den „Meta“ und gerade ganz speziell dieser Song sind nichts für Zwischendurch.
Mit „Mezolit“ erhält das Album einen herrlich epischen und wieder eher Black Metal-fokussierten Ausklang. Herrlich!
Klar ist, dass THY CATAFALQUE mit „Meta“ innerhalb kürzester Zeit ganz Großes geschaffen haben. Wer die früheren Alben der Band mochte kann hier blind zugreifen. Anspieltipps: „Uránia“, „Mezolit“ und bei genügend Zeit auch „Malmok járnak“.
Hallo Zusammen! Euer neues Album („King Apathy“) gefällt mir sehr gut! Ich finde aber auch, dass ihr euch stilistisch seit eurer Demo („Eine Momentaufnahme – Der Rest Ist Nur Einsamkeit (2008)) stark verändert habt. Wie seht ihr das?
Nils: Zu den alten Sachen habe ich weniger Bezug, weil ich ja erst zur Band gekommen bin als wir „The Elk“ (2013) aufgenommen haben und es war eigentlich schon damals klar, dass der Sound sich ändern wird. Wir haben auch nur ein einziges Mal alte Songs gespielt! Und ich habe auch das Gefühl, dass die neuen Sachen live ein Bisschen besser funktionieren, weil sie härter, riffiger, rhytmisch betonter und nicht ganz so verspielt und verträumt sind.
Mittlerweile besteht das Set eigentlich zum Großteil aus Songs von der neuen Platte. „The Elk“ ist schon gut angekommen, aber „King Apathy“ ist auch ideal – ich habe bei den Konzerten das Gefühl, dass das sehr gut funktioniert.
Matthias: Mit der Demo, das ist vorbei… Ich habe die Band gegründet als ich achtzehn war und da hat sich auf dem Weg zum Album sehr viel getan. Dementsprechend klingen die neuen Songs etwas anders als die Sachen, die man auf der Demo hört.
Was spielt ihr auf der Tour für Songs? Wechselt das Set?
Nils: In der Regel haben wir immer ein festes Set. Dieses Mal geht das auch schlecht anders, weil unser Schlagzeuger ausgeschieden ist und die anderen mit Uni oder Jobs zu tun haben und leider keine Zeit haben. Deswegen sind wir da ziemlich limitiert und können schlecht spontan irgendetwas spielen. Wir spielen einen Song von „The Elk“, ansonsten hauptsächlich von „King Apathy“.
Wen habt ihr als Live-Unterstützung dabei?
Nils: Den Martin, der sonst bei ARGYPNIE Gitarre spielt, Robert der ein Freund von uns aus Berlin ist und dort in einer Hardcore Band (GOLDLUST) spielte und Flo von WOLVES IN RAID. Zum Glück hatten die Zeit und sind eingesprungen! Die nächsten Shows werden dann aber wieder mit dem gewohnten Line-Up stattfinden.
Also habt ihr nach dieser Tour noch weitere Shows in 2016 geplant?
Matthias: Ja, wir werden dieses Jahr noch ein paar Shows spielen unter anderem mit KVLTYST, der anderen Band von unserem Gitarristen. Und für das nächste Jahr gibt es auch schon so etwas Ähnliches wie Pläne.
Habt ihr auch schon Pläne für ein neues Album?
Matthias: Da haben wir noch nicht wirklich mit angefangen. Es gibt zwar schon ein paar Skizzenhafte Ideen, aber das wird noch eine ganze Weile dauern.
Nils: Die Platte ist ja auch im Mai gerade einmal heraus gekommen und wir haben jetzt August. Wir haben schon im Hinterkopf eine neue Platte zu machen und ich habe auch schon ein paar Texte geschrieben. Aber wir werden jetzt erst mal ein Jahr mit der aktuellen Platte touren und dann ungefähr 2017 / 2018 was Neues rausbringen – aber das kann man eigentlich noch gar nicht so ganz genau sagen.
„The Elk“ war ein Konzept-Album. Ist das „King Apathy“ auch?
Matthias: Nicht zu hundert Prozent – wir haben den Titel gewählt, weil er die Thematik der Songs vereint. Es geht im Grunde um die das Nichtstun und Wegsehen der Menschheit, wofür der „King Apathy“ steht. Das spielgelt sich in den ganzen Songs wieder: Die Ohnmacht der Menschen irgendetwas zu verändern obwohl der Wille da ist und obwohl das Wissen da ist, dass einiges schief läuft. Die einzelnen Songs behandeln verschiedene Thematiken und Problematiken die uns bewegen und auf die wir die Leute hinweisen möchten. So dass jeder überlegt was er ändern könnte, damit es besser läuft.
Nils: Ich schreibe meine Texte sehr anders als Matthias… Ich schreibe immer aus einer Laune heraus und überarbeite das dann später noch ein Bisschen. Für mich wäre es daher ziemlich schwierig konzeptuell zu schreiben, weil meine Texte in der Regel sehr persönlich sind. Bei Matthias habe ich das Gefühl, dass er seine Songs eher wie eine Geschichte schreibt und bei mir sind das eher nur ein paar Worte und ist etwas direkter.
Also warst du dieses Mal etwas mehr am Songwriting beteiligt?
Nils: In etwa die Hälfte. Zum Teil haben wir auch zusammen geschrieben und einige Sachen die Matthias oder ich ursprünglich geschrieben haben gemeinsam abgeändert bis wir beide damit zufrieden waren.
Matthias: „The Elk“ hingegen war von mir vornherein als Konzept-Album geplant, weil ich eben diese Geschichte erzählen wollte und das war bei „King Apathy“ nicht wirklich der Fall, auch wenn ich das kurz überlegt habe… Nur da wäre die Geschichte dann ziemlich aufgezwängt gewesen und das wäre ja auch nicht so das Wahre gewesen. Deshalb haben wir das hier etwas loser gehalten.
Ich glaube auch nicht, dass das nächste Album ein reines Konzept-Album wird. Aber wir werden es zusammen schreiben. Mal schauen.
Ihr lebt ja straight edge – wie funktioniert das auf der Tour?
Nils: Das ist ja eigentlich ein interessantes Thema und wir reden da auch relativ viel drüber: Dieses „Straight-Edge-Label“ war der Band gegeben, bevor ich in die Band gekommen bin. Ich habe mich persönlich nie als straight edge bezeichnet. Ich habe aber sehr viele Jahre nicht getrunken, nicht geraucht und nehme keine Drogen. Ich trinke auch heute nicht, aber rauche halt ab und zu mal eine Zigarette. Matthias und Max sind überzeugt straight edge, Flo trinkt und raucht nicht und ich unterstütze das auch und finde das gut. Aber für mich kam der Punkt, dass ich es leid war ein Label zu verkaufen wo ich nicht zu hundert Prozent hinter stehe. Wir haben das jetzt nicht groß öffentlich gemacht, sondern einfach aus dem Namen herausgenommen und sagen es halt wenn uns jemand darauf anspricht.
Aber an sich ist das so überhaupt kein Problem. Ich habe fast jede Tour in meinem Leben komplett ohne Drogen, Zigaretten und Alkohol zugebracht und eigentlich macht es ja auch sehr vieles einfacher: Wenn man sich nicht jeden Abend abschießt, dann ist man morgens fit und kann nach nur drei, vier Stunden Schlaf wieder los und hat insgesamt viel mehr Zeit. Auch auf der Tour jetzt, wo Martin und Robert keine Straight Edger sind gibt es jetzt keine Eskapaden oder so. Wir sind insgesamt eher eine sehr ruhige Band und schauen halt immer dass wir coole Sachen in Städten angucken können. Wir besuchen halt immer vegane Fressschuppen und so… Wir sind nicht so die Party-Band.
Matthias: Als das mein Solo-Projekt war habe ich THRÄNENKIND mit „vegan-straight-edge“ gelabelt und Max und mir ist das immer noch sehr wichtig. Ich glaube wir teilen alle mehr oder weniger diese Message, aber wir haben das Label jetzt weggelassen, weil es halt nicht hundertprozentig zutrifft.
IMPERIUM DEKADENZ spielen Schwarzmetall und kommen passender Weise aus dem Schwarzwald. Wie herrlich natürlich und atmosphärisch das klingen kann, haben Vespasian und Horaz schon mit ihrem letzten Werk "Aue Der Nostalgie" und auf wahnsinnig vielen Shows eindrucksvoll bewiesen. Und nun legt die Band mit "Dis Manibvs" ihr fünftes Werk vor, welches laut Label post-rockige DEAFHEAVEN und DER WEG EINER FREIHEIT-Anleihen aufweisen soll. Echt? Nein. Nicht wirklich. IMPERIUM DEKADENZ sind ihrem Stil auf "Dis Manibvs" weitesgehend treu geblieben und konnten sich festigen. Das zeigen bereits Songs wie der epische Opener "Only Fragments Of Light" (mit sehr viel Gänsehaut-Feeling im Clean-Part) oder das treibende "Vae Victis". Auch das heimliche Herz-Stück "Volcano" kommt mit reichlich passendem (!) Chor schön atmosphärisch daher, während es in "Pure Nocturnal Rome" fast ein wenig doomig wird. Gänsehaut und wilde Drum-Parts wechseln sich ab. "Post Rock-Parts" sind neben den Interludes vor allem im Titel-Song zu finden - Und das ist die bisher erste, auffällige Neuerung bei den Schwarzheimern. "Dis Manibvs" bietet verträumte Hintergrund-Chorierung, seichtes Schlagzeugspiel, seichte Riffs ... Und dann endlich gegen Ende einen Schwarzmetallischen-Ausbruch, wie ihn Post Rock-Bands eben nicht so häufig hinkriegen. Die große Überraschung trägt allerdings den Namen "Seikilos" und sucht den Hörer nach guten fünfzig Minuten im Stile neuerer GORGOROTH heim. IMPERIUM DEKADENZ präsentieren hier einen leicht folkigen, ritulesken Schwarzmetall-Schunkel-Song, der keinesfalls schlecht, aber Geschmackssache ist und wohl bewusst an den Schluss gestellt wurde.
An sich gibt es hier viel zu entdecken und eigentlich nichts, was bei bisherigen Fans auf Missfallen oder Unverständnis stoßen könnte. "Dis Manibvs" ist die logische Konsequenz der letzten Alben. Wer die mochte, der sollte hier unbedingt reinhören! Anspieltipps: "Only Fragments Of Light", "Volcano" und "Pure Nocturnal Rome".
„Back To The Land Of The Dead“ heißt das Comeback der Wahl-Griechen ANCIENT. Dabei könnte das siebte Album der Band genauso gut „Back To Norway“ heißen, so sehr klingt „Back To The Land Of The Dead“ nach dem Land wo (Apha)Zel die Band 1992 gegründet hat.
ANCIENT waren nie eine wirkliche Black Metal-Band, behaupten sie zumindest. Dafür klingt „Back To The Land Of The Dead“ um Längen besser als so mancher Norway-Output: Stählerne Riffs greifen in harte Blast-Beats, wechseln mit düstern Ambient-Parts, und haben dennoch ein irgendwie „rockiges“ Flair. Atmosphäre, 80’er Heavy Metal und nordischer Black Metal werden hier also vereint, mit einem Fünkchen Keyboard gewürzt und Zels finsteren Vocals garniert. ANCIENT lassen mehr als einmal aufhorchen. Im Vergleich zu dem letzten Album „Night Visit“ klingen die Songs hier viel abwechslungsreicher, ANCIENT setzen auf Kontraste und weniger auf omnipräsentes Keybord. Während „The Sempiternal Haze“ oder das schnelle und dennoch melodiös-eingänige „Occlude The Gates“ die norwegischen Neuniziger zu vertonen scheint, bauen sich solche Songs wie „The Ancient Disarry“ sich langsamer auf und verfolgen einen fast doomigen Ansatz. „The Spiral“ bringt reichlich klassischen Metal in das Album und „Candles“ BATHORY. Am besten funktionieren ANCIENT meiner Meinung nach in abwechslungsreichen und leicht mystischen Songs wie „Death Will Die“ oder „The Empyrian Sword“. Offenere Fans tief-schwarz-nordischer Töne sollten bei dem an sieben (!) verschienden Orten aufgenommenen Album mal reinhören, "Back To The Land Of The Dead" kann mehr als das Frankenstein-Gedenk-Artwork zunächst vermuten lässt.
Ich mag Box-Sets: man kann sich für relativ kleines Geld umfassend mit einer Band vertraut machen; am liebsten, wenn so wie im Falle von PAIN OF SALVATION, die Alben chronologisch und ohne Lücken (wie z.B. bei RAINBOW) eingetütet sind. Wie üblich bei diesen Sets (auch bei anderen Labels), gibt es die fünf Silberlinge nur in einfachen Papphüllen und ohne Texte und Info-Material.
Das Frühwerk der Schweden PAIN OF SALVATION ist ein gehaltvolles und qualitativ hochwertiges Prog-Leckerli, das jeder Jünger des Genres, zumindest in den relevanten Teilen, im Plattenschrank stehen haben sollte. Die fünf Alben zeichnen den Weg nach vom relativ harten, aber immer anspruchsvollen, hin zu einem weicheren und mit mehr akustischen Momenten, sich partiell dem Hard Rock annähernden Prog Metal. PAIN OF SALVATION hat sich bis heute eine gewisse Sperrigkeit bewahrt. Die warme und melodiöse Stimme von Mastermind Daniel Gildenlöw, einzig verbliebenes Original-Mitglied, ist die unveränderte feste Instanz der sich immer unterscheidenden Alben. "One Hour By The Concrete Lake", "The Perfect Element, Part 1" und nicht zuletzt "Remedy Lane" sind die herausragenden Platten dieser Box. Das akustische Live-Album "12:5" kann nicht ganz so begeistern.
Wie üblich bei diesem Genre brauchen die Alben Ruhe und Zeit, um ihren ganzen Inhalt zu offenbaren. Doch wenn man das befolgt, wird man mit wohligen Schauern und manchem erhebenden Moment entlohnt.
Original Album Collection: Discovering (Ltd. 5CD Edition)
Fleißig sind sie ja, die Schweizer von CRYSTAL BALL, das muss man ihnen lassen – erst im letzten Jahr erschien das Vorgängerwerk, nun wird schon wieder nachgelegt und zwar ohne, dass sich Qualitätseinbußen bemerkbar machen würden – und das auf einer Länge von dreizehn neuen Songs. Der neue Silberling mit dem schönen Titel „Déjà Voodoo“ liegt irgendwo zwischen straightem Hard Rock und rockig-melodiösem Power Metal, Sänger Steve Mageney hat sich gut eingelebt und rockt mit dem Rest der Truppe, als hätte er nie etwas anderes getan. Der Opener und Titeltrack „Déjà Voodoo“ präsentiert sich hart und metal-lastig, jedoch ohne dabei die Eingängigkeit zu vernachlässigen. Ähnliches gilt für „Director´s Cut“. „Suspended“ flirtet mit 80er-Keyboardsounds, „Reaching Out“ ist eine Hymne auf den Rock´n´Roll. Einen kleinen Ruhepunkt bietet die hübsche Ballade „Home Again“, bevor bei „To Freedom And Progress“ wieder die fetten Gitarren rausgeholt werden, diesmal interessanterweise mit orientalischen Anleihen garniert. Auch „Without Net“ mit seinen gelegentlichen Ausflügen Steve Mageneys in die Kopfstimme fällt auf, „Full Disclosue“ rockt ziemlich gradlinig drauflos, bevor das Album mit „To Be With You Once More“ mit einer Halbballade ausklingt. Fazit: Saubere Arbeit ist das, die CRYSTAL BALL hier abliefern, und die für Freunde von hardrockigen Klängen mit Metal-Einschlag eindeutig zu empfehlen ist.
Wenn man an Island-Metal-Outputs denkt, so fallen einem natürlich sofort SÓLSTAFIR, SKÁLMÖLD oder ARSTIDIR LIFSINS. Und selbst NIGHTWISH haben es mit ihrem Song „The ISLANDER“ eigentlich ziemlich auf den Punkt gebracht: Musik von Island hat düster, episch und eventuell noch ein wenig folkig zu sein.
Die Band ISLANDER, die mit „Power Under Control“ ihr zweites Album heraus bringt, hat mit all dem jedoch rein gar nichts zu tun. ISLANDER stammen nämlich aus South Carolina und spielen Nu-Metal mit teils heftigen Rap-Einschüben, Alternative-Sound und Post-Hardcore gemischt – Die ganze Bandbreite also. Auf „Power Under Control“ gibt es poppige, trashige Refrains („Bad Guy“, „Think It Over“), heftigen Hardcore (“Green Slime Man”), an LINKIN PARK erinnernden Rap (Metal) („Better Day“, schläfrige Pop-Songs („Wait For It“, „All We Need“) und Lounge-Musik („A Boat Going By”, “Last Forever”). Somit ist “Power Under Control” ein sehr abwechslungsreiches Album und tatsächlich fällt es schwer den Stil der Band irgendwie zu beschreiben – da dieser sich minütlich mehrfach ändern kann. Leider wirkt es dadurch gar nicht so sehr als hätte die Band ihre „Power“ unter Kontrolle sondern stellenweise sehr chaotisch und unkontrolliert. Dabei können die Jungs eingängige Refrains schreiben, wie gerade der Opener, „Casket“ oder „All We Need“ beweisen. Das etwas düster beginnende „Beelzebub“ hat einen sehr interessanten Aufbau und Überraschungen braucht man auf „Power Under Control“ wirklich nicht suchen. Was mich etwas stört, sind die teils extremen Wechsel von Rock/Metal zu Pop, Elektronik, Hardcore und Rap. Wer gegen keine dieser Musikrichtungen etwas einzuwenden hat und ein abwechslungsreiches Nu Metal-Album sucht wird bei den amerikanischen Isländern sicherlich fündig werden.
Anspieltipps: „Bad Guy“, „Beelzebub“ und „Casket“.
Eine Vintage-Blues-Rock-Band aus deutschen Landen ist schon ein wenig was besonderes, erst recht wenn sie so beständig an Fahrt aufnimmt wie ZODIAC. So wurden die sympatischen Jungs oft schon im Vorfeld von Veröffentlichungen mit Applaus versehen. Das ändert sich langsam mit der Zunahme an Popularität, das Etikett "Geheimtipp" haftet nicht mehr so recht. Ergo ergibt sich eine gewisse Erwartungshaltung an die neue Hörware und somit eine Prise mehr an Druck für die vier Münsteraner.
"Rebirth By Fire" eröffnet das Teil erwartungsgemäß abgehangen bluesig, im Endspurt mit einer begeisternden Gitarre. Das groovende "Animal" zeigt seine Beißerchen und hebt das Bein, um das Retro Rock-Revier eindrucksvoll zu markieren. Aber auf "Grain Of Soul" ist mehr als Blues und Retro Rock verpackt, mit dem hymnischen "Follow You" und dem starken "Down" auch zeitgemäßer Rock, der eingebettet in Biffy Clyro und den Beatsteaks ebenso auf einer Studentenparty funktionieren würde.
Album Nr. Vier ist kompakter und für eine breitere Zielgruppe konsumierbar, der psychedelische, leicht verstrahlte Moment, die "Gilmour Gitarre", ist verschwunden. Das hinterlässt aber kaum Phantomschmerzen, ein Mehr an griffigem Rock bildet den Ausgleich. Zodiac haben dem Druck standgehalten, sich künstlerisch weiterentwickelt und eine neue Facette ihrem Sound hinzugefügt.
Mit "Aus der Asche" legen die aus I bis VI bestehenden DER ROTE MILAN ihr Debütwerk vor. Was es mit Mitglied VI auf sich hat, dessen Jobbeschreibung "Geist" ist, bleibt dabei offen. Falls das Mitglied ein Auge auf die Atmosphäre legen sollte, hat es einen guten Job gemacht: "Aus der Asche" versprüht so viel Kälte und Garstigkeit wie kaum ein anderes Black Metal-Album der heimischen Konkurrenz in diesem Jahr. Immer wieder klingen DER ROTE MILAN wie eine bösartigere Version von DER WEG EINER FREIHEIT, ohne die "Stellar"'sche Wucht beim Songwriting erreicht zu haben. DER ROTE MILAN sind aber auf einem guten Weg dahin, hat ihr Debütwerk doch Hand und Fuß und lädt zum mehrmaligen Hören. Die Band versteht es, atmosphärisch dichte Songs zu schreiben und die inhaltlich spannend zu halten. "Aus der Asche" orientiert sich an der dezent punkig angehauchten Frühzeit des Black Metals, erweitert den mit folkigen Einflüssen und packt noch eine große Schippe Technik drauf. Songs wie das fiese "Das Ende des Tempels" zeigen das Potential, das in der Band schlummert. In diesem Falle überzeugt besonders der Gesang, während in anderen Songs der Fokus auf der knackigen Gitarrenarbeit liegt ("Seelenasche"). Ingesamt bewegt sich das Album auf hohem Niveau und schafft es bei aller Homogenität, die Ausdifferenzierung des DER ROTE MILAN-Black Metals innerhalb der einzelnen Songs nicht zu vergessen. So wird "Aus der Asche" ein fesselndes Black Metal-Album, das in gut 40 Minuten kaum eine Sekunde Leerlauf hat und atmosphärisch packend ist. Eine feine Debütscheibe, mit der DER ROTE MILAN hoffentlich im überlaufenen Black Metal auf sich aufmerksam machen werden.