BLOOD RED THRONE haben beinahe 20 Jahre auf dem Buckel und bringen in der Besetzung einige Prominenz mit, die sich bei u.a. EMPEROR und SATYRICON um extreme Musik verdient gemacht hat. Trotzdem haben es die Norweger nie zur ganz großen Bekanntheit gebracht. Bei metalinside.de finden sich ein Konzertbericht von anno Tuck und Reviews von zwei der acht Alben. Quod erat demonstrandum.
"Union Of Flesh And Machine" soll das ändern. Mit Album Nummer Acht unterstreichen BLOOD RED THRONE einmal mehr, dass sie im brutalen Death Metal weit vorne mitspielen. Wie erwartet gehen die Jungs schnörkellos zu Werke ("Martyrized"), halten sich mit dem Einsatz von Melodien zurück, um den Schwerpunkt auf gnadenlose Riffs und ein nicht minder gnadenloses Drumming zu legen. Im positiven altmodischer Death Metal wird so geboten, der den Hörer gut 45 Minuten lang einem intensiven Dauerfeuer aussetzt. Das kann ermüdend wirken, folgerichtig geht "Union Of Flesh And Machine" im letzten Drittel ein wenig der Wumms aus. Das Zusammenspiel aller Beteiligten passt, bei aller Brutalität gibt es mächtig Groove ("Homicidal Ecstasy") und immer Futter fürs Gehirn ("Patriotic Hatred"). Nach sieben Vorgängeralben ist klar, dass die Produktion wie Arsch auf Eimer passt. Das JUDAS PRIEST-Cover "Leather Rebel" ist das Bonbon, welches "Union Of Flesh And Machine" zu einer extrem gelungenen Death Metal-Platte macht. Wie nicht anders zu erwarten - BLOOD RED THRONE stehen für Qualität. Die liefern sie wieder einmal ab. Wird Zeit, dass die Death Metal-Gemeinde dem endlich mal Rechnung trägt.
„Schlucken, ein Dornenstern. Die Keller geh‘n auf, Du -mir- doch nur fern, Foltern - im Leerlauf.“ Aha. Doch bevor wir beim ,Tod des Königs‘ sind, fängt es an zu regnen: , Die Entheiligung des blasphemischen Josef und der ewige Regen‘ eröffnet fast acht Minuten lang das achte Album TOTENMONDs, "Der Letzte Mond Vor dem Beil". „Zu lang“ werden viele sagen. „Dann eben nicht hören“, entgegnen andere. Der Opener erhöht die unendliche Spannung auf die folgenden neun Songs. Und während es so regnet, die Vögel zwitschern und eine Maus quiekt, da beginnen düstere Bass- und Gitarrenklänge vom nahenden Unheil zu künden. Unglaublich, denn im Regen war der Teufel!
Die Backnanger enttäuschen am Anfang: Denn dieses massive Intro lässt sogar lebenslange Kritiker verstummen. Das war’s dann aber auch: Als Pazzer losschreit, sich Krieg kauft, da ist wieder alles in Ordnung: pumpender Crust-Core-Punk-Thrash-Death mit dem typisch-primitiven TOTENMOND-Sound inklusive simpel-wirksamer Senz-Drums und bollerndem Senf-Bass. Keine Ahnung, wie Krulle und die Monde das hinbekommen, aber dieser knarzig-simple und dennoch brutal-wirksame Sound, den können nur TOTENMOND. Bei ,Hölle mit Hof‘ („Gott ist eine Hure, die jeder ficken darf“!) ziehen unbedarfte Typen die Birne ein – und bei ,Blut auf Krank‘ ist es endgültig vorbei - unhörbar ist’s für Ignoranten. Wenn du denkst, es groovt massentauglich, kommt Pazzer mit seinen gebrüllten Satzteilen um die Ecke. Könnte um Bakunin gehen: „Meine Hoffnung totgestellt, alles beten, grau in grau , Heilung geistert und zerfällt - Kein Verstehen!“ Und wenn die ,Kehrwoche‘ mit ekligem Lechzen in doomige Bereiche wabert, um dann rock’n’rollig weiter zu crust-grooven, dann ist’s eh vorbei: TOTENMOND werden nie eine Band für jeden sein. Das ist verdammt gut so – und vervielfacht die Zuneigung der Fans bis ins Unendliche. Womit wir beim anfangs zitierten ,Tötet den König‘– wie dieser Song treibt, das macht einen sooooo sehr an … Tötet, tötet, tötet, tötet…. Wer noch nicht verhaftet ist, bekommt dann ,Zu den Waffen‘, einen flotten Punk-Song mit Druck und gar wundervollem Text („Recht macht Dreck, alle verhindert, tu keine Sorgen, warte auf Winter, Kraft der Farben alter Sommer, hin war gut, her nur Kummer, Bieg den Hunger, trag die Dächer, tot dem Kopf, ein Verbrecher.“ Das hämmernde ,Fort von Gott‘ und der schwere ,Giftköder‘, beide nicht weniger uninteressant, leiten über zum Deep-Purple-Cover ,Into The Fire‘ (von „In Rock“) – verstümmelt und geil. Wer’s das überstanden hat, bekommt ,Die Salbung‘ – wenn das mal keine rückwärts-Lyrics sind, ttoGhO?
Einmalig, diese Band! "Der letzte Mond vor dem Beil" war das Warten wert, die Süddeutschen können - was auch immer - immer noch. Und jetzt los: Gehet und kaufet euch TOTENMOND, das ist wie Krieg. Aber irgendwie auch wie ein Gottesdienst. Oder ist das nicht eh das Gleiche?
DEFILED haben sich vor "Towards Inevitable Ruin" runderneut und bis auf einen Gitarristen alle Mann ausgetauscht. Das Album ist so im Grunde ein Neustart Japaner. Überraschenderweise - immerhin ist die Band bei einem renommierten Label und hat mehr als eine Scheibe veröffentlicht - sind sowohl Gitarren- wie Schlagzeugarbeit über weite Strecke des Albums handwerklich schwach, stellenweise gar auf Amateurlevel. Gleiches gilt für das Songwriting, welches es in kaum einen Song schafft, einen roten Faden zu spinnen; besonders beim Einsatz der Gitarreneffekte wird die Verwirrung beim Hörer groß, denn wirklich in die Songs sind sie nicht eingebaut. Dazu kommt eine extrem miese Produktion: jede norwegische Black Metal in den früher 90ern wäre stolz auf diesen Sound - und hätte ihn bewußt herbeigeführt!. Anno 2016 ist er für eine Death Metal-Band allerding völlig unbrauchbar und nimmt den Songs jegliche Durchschlagskraft. Einen Bass haben DEFILED entweder nicht im Studio gehabt oder ihn beim Mix und Mastering vergessen. Kurzum: " Towards Inevitable Ruin" ist eine miese Death Metal-Platte, die auch kein Exotenbonus rettet, so der überhaupt eine Rolle spielen sollte.
ULVER sind das Paradebeispiel einer Band, die sich im Laufe ihrer Karriere konstant entwickelt, verändert und neu erfunden hat. Sie machen so gesehen mit " ATGCLVLSSCAP" da weiter, wo sie mit "Messe I.X-VI.X" aufgehört haben: etwas komplett Neues zu schreiben, spielen und aufzunehmen. Bei zwölf Shows haben ULVER die Songs der neuen Platte gespielt, das Ergebnis auf 80 Minuten gekürzt und sicher noch ein Stück weit im Studio am Klang gefeilt. Das Ergebnis ist eine interessante, funktionierende Mischung aus progressiven Tönen, Elektro, SUNNO))) und GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR. Faszinierende Songs, die unberechenbar sind und doch im Zusammenspiel ein konstant gutes Album ergeben. Immer wieder werden Gegensätze genutzt, um Spannung zu kreiieren; nur um im nächsten Moment einlullend und fast schon psychedelisch zu klingen. Wie die meisten ULVER-Alben ist auch " ATGCLVLSSCAP" schwer zu beschreiben. Es ist ein Gesamtkunstwerk, welches sich nur in der Gesamtschau erfassen lässt und für viele intensive Stunden Hörgenuss sorgen wird. Wer auf interessante Musik steht, die ULVER-Entwicklung verfolgt oder ein Faible für Konzeptalben hat, ist hier mehr als nur gut bedient.
Die Jungs von VLAD IN TEARS sind mittlerweile auch schon ein paar Jährchen im Geschäft. Nachdem die letzten Jahre sowohl einen Line Up- als auch einen Managementwechsel brachten, geht es jetzt mit neuem Material und neuer Orientierung wieder auf die Bühnen der Welt – erst vor kurzem präsentierte sich die Band zum Beispiel auf dem M´era Luna-Festival. Von der ursprünglichen reinen Dark Rock-Ausrichtung ist man inzwischen ein ganzes Stück abgewichen, zwar sind deren Elemente auch auf „Unbroken“ mitunter noch zu hören, die allgemeine Tendenz geht allerdings deutlich eher ins alternativ Metallische, man schielt in Richtung PAPA ROACH und Konsorten. Kennt man die älteren Songs und erwartet entsprechend düster-melodische Kost, ist das eindeutig erst einmal gewöhnungsbedürftig. Zumal es für Freunde schöner Melodien auf einen Schlag gleich ziemlich viel Gebrüll gibt: der Titel „Massive Slayer“ beispielsweise ist da vergleichsweise programmatisch gehalten. „Lies“ kommt elektronisch angehaucht daher, „Slave“ und „Far Away“ drücken ordentlich auf die Tube. Das eingängige „Okay“ treibt rhythmisch vorwärts und ist damit der beste Track des Albums. Ganz ohne ruhige Momente geht es dann aber doch nicht und so finden sich mit „Broken Bones“ und „Still Here“, das es in gleich zwei Versionen- in einer regulären und einer Piano-Version – auf die Platte geschafft hat, auch noch reine Balladen, wobei letztere jedoch in den höheren Passagen leider gesanglich arg weinerlich geraten ist. Überhaupt stehen die tieferen bis mittleren Tonlagen Sänger Kris Vlad bedeutend besser zu Gesicht, denn auch die harten Passagen bekommen eine Tendenz zum Nölig-Jammerigen, sobald sich die Shoutings in höhere Gefilde aufschwingen. Fazit: Wer musikalisch auf ein Album wie „Underskin“ gehofft hat, ist bei „Unbroken“ definitiv falsch, Freunde des Alternative Rock bis Metal mit Affinität zu angedunkeltem Nu Metal hingegen könnten hier fündig werden, auch wenn das Konzept noch etwas reifen muss.
„Armageddon“! Die epischen EQUILIBRIUM rufen zum Weltunteruntergang und veröffentlichen ihr fünftes Album. Was verbirgt sich hinter dem ausgesprochen gelungenen Artwork? Hier kann man sich wirklich satt sehen – „Armageddon“ verspricht Düsternis. Und tatsächlich gibt es hier kein einzig folkig-fröhliches Sauf-Lied. Dafür beginnt das Album mit einem leider nach wie vor aktuellen Einstein-Zitat („Für Einen militanten Pazifismus“), womit die Bayern ganz offensichtlich ihre „Sehnsucht“ nach dem Frieden bekunden. EQUILIBRIUM fordern die Hörer auf zu „Erwachen“, machen auf die Missstände der heutigen Gesellschaft, die Zerstörung der Natur und sinnloses Gemetzel aufmerksam. Somit ist „Armageddon“ zumindest lyrisch gesehen schon einmal EQUILIBRIUM stärkstes Werk!
Auch musikalisch hat sich bei den Bayern (von denen René als einziges Gründungsmitglied verblieben ist) viel getan. Dass man EQUILIBRIUM nicht mehr mit dem EQUILIBRIUM zur „Sagas“-Zeit vergleichen kann ist klar, aber „Armageddon“ klingt auch ganz anders als „Rekreatur“ und „Erdentempel“. Anstatt den alten Sound nachzuahmen konzentrieren sich EQUILIBRIUM darauf neues zu erschaffen. Und das klingt düster, etwas folkisch und natürlich episch: Die Gitarren sind hier meist stärker als die folkischen und orchestralen Melodien, was dem Werk einiges an Schlagkraft gibt, Robse setzt auf Growls anstatt auf Screams und die Melodien sind (auf eine ganz andere Art und Weise) allesamt ziemlich mitreißend.
„Ewachen“ heißt der düstere Einstieg in den Weltuntergang, während EQUILIBRIUM mit „Heimat“ und dem ironisch-witzigen Dauer-Ohrwurm „Born To Be Epic“ gegen Mitte der CD etwas fröhlicher werden um schließlich mit Songs wie „Zum Horizont“ und „Rise Again“ ordentlich an FINNTROLL zu erinnern: Schnelle Folk Melodien treffen auf eine nie da gewesene, leicht schwärzliche Düsternis. Mit den als Musik-Video vorab veröffentlichten Stücken „Prey“ und dem abschließenden Meisterwerk „Eternal Destination“ wird es wieder pagan-lastiger. „Armageddon“ entfaltet nach dem kurzen Intermezzo „Koyaaniskatsi“ seine ganze Schlagkraft und präsentiert mit „Eternal Destination“ den vielleicht besten EQUILIBRIUM-Song der neuen Ära.
Genre-Fans, die EQUILIBRIUM seit der starken Besatzungswechsel aus den Augen verloren haben sollten hier also trotzdem unbedingt mal reinhören, denn es hat sich einiges getan! Auch wenn einige Songs auf "Armageddon" eins, zwei Durchläufe brauchen handelt es sich herbei um das wohl beste Album seit Sagas- oder auf einer anderen Ebene betrachtet - um das beste Album der Band. Damit die in "Born To Be Epic" angeprangerte "Epcness" nicht zu kurz kommt, gibt es "Armageddon" als Dppel-CD mit einer Instrumental-Version des kompletten Albums.
Die neue BLUES PILLS ist so gut wie überall rezensiert worden, vielleicht sogar in der "Frau im Spiegel" oder der "Hörzu". Darum macht es nicht so den Mörder-Sinn, das Ding auch bei uns nochmal "durchzukauen". Aber egal. Bei mir ist das immer so eine Sache mit gehypten Bands, die wehre ich erstmal reflexartig ab, um sie dann später genauer als üblich unter die Lupe zu nehmen. Doch auch ich muss irgendwann vorhandene Qualität respektieren und anerkennen. Und die hat "Lady in Gold" ohne Frage.
Der Sound ist dichter als beim Vorgänger, er wird quasi als schwer durchdringbares Dickicht wahrgenommen, vor dem Elin Larsson steht und uns die Blues-Nachtigall macht. Ich vermisse etwas die Rauheit des Debüts, ein kleines bisschen mehr Abweichung von dem allgemein Verbindlichen, Gefälligen hätte meine Sympathie. Nicht missen möchte ich das Mehr an Soul in den Gesangslinien und in den Chören, dazu die wimmernde Orgel, die stimmige Inszenierung - das alles ist einfach prächtiger als zuvor gemacht. Es führt mit geschlossenen Augen zu einem nostalgischen Gefühl. Da stehen die Muscle Cars vor den Häusern, da klingeln die Straßenbahnen von San Francisco leise durch die Kopfhörer und die blonde, barfüßige Sängerin schüttelt ihr mit Blumen verziertes Haar im wilden Stroboskoplicht - genau so können die 70er geklungen und sich angefühlt haben.
Ich muss es einsehen und auch wenn ich mich sträube, "Lady in Gold" ist warmer, souliger Vintage Rock, dem man sich kaum entziehen kann.