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Morbid Tales (Re-Release)

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Im Zuge der Neuveröffentlichungen des Noise-Backkatalogs werden auch die Werke der Schweizer Legende CELTIC FROST aus dem Grabe gehoben, die zwar nicht gerade als absolute Raritäten durchgehen, jedoch dermaßen viel musikalischen Sprengstoff bieten, dass man sie - falls überhaupt nötig - einfach wieder ins Gedächtnis der Szene zurück katapultieren muss. Ohne das Trio um die kreativen Masterminds Tom Gabriel Warrior und Martin Eric Ain (und ihre großartige Vorgängerband HELLHAMMER!) wären Black- und Death Metal sowie alle verwandten Genres heute nicht das, was sie sind, da sind sich sämtliche Kuttenträger mit auch nur halbwegs vorhandenem Restgeschmack einig.

Die 1984er EP "Morbid Tales", die in späteren Jahren um die 1985er EP "Emperor´s Return" ergänzt worden ist und seither als Album durchgeht, führt das HELLHAMMER´sche Erbe weiter und steht locker auf einer Stufe mit ganz großen Klassikern der Marke "Hell Awaits" (SLAYER), "Melissa" (MERCYFUL FATE) oder "Black Metal" (VENOM), was nicht nur daran liegt, dass CELTIC FROST, wie ihre Kollegen, einen völlig eigenen Stil haben, sondern ebenfalls schlichtweg Jahrhundertsongs im Angebot, die, hier noch mehr als in späteren Jahren, fies groovend, abartig böse und nicht nur für damalige Verhältnisse ungemein heavy und brutal daherkommen. Mit "Into The Crypt Of Rays", "Visions Of Mortality", "Dethroned Emperor", dem Titelstück, "Procreation (Of The Wicked)", "Return To The Eve", dem schrägen Intermezzo "Danse Macabre" und dem abschließenden "Nocturnal Fear" reiht sich ein Dampfhammer an den nächsten. Die stets nach vorne peitschenden, megatiefen Riff, das derbe, glasklare Bellen von Tom Warrior (natürlich mit "Uhhh"!) sowie die dumpfe, aufs Nötigste reduzierte Produktion von "Mad" Horst Müller haben in den letzten 33 Jahren nichts von ihrem morbiden Charme verloren. Und ja, auch wenn die ebenso grandiosen Nachfolgewerke "To Mega Therion" und "Into The Pandemonium" aufgrund ihrer höheren Musikalität und mitunter originellen Experimentierfreude von vielen Fans höher gestellt werden, so stellt "Morbid Tales" immer noch den Urschleim des maximal Rohen und Bösartigen dar.

Vorliegender Re-Release enthält neben den oben erwähnten Stücken zusätzlich Rehearsals von "Morbid Tales", "Messiah", "Procreation (Of The Wicked)" und "Nocturnal Fear" aus dem Jahr 1984, die seinerzeit live mit einem Kassettenrekorder mitgeschnitten wurden und entsprechend rotzig, aber keinesfalls nach drittklassigem Bootleg und sehr hörenswert klingen. Als I-Tüpfelchen enthält das sehr schöne Digipak-Booklet (leider nur alte) Anmerkungen der Macher zu jeden Song sowie Liner-Notes von Kerrang!-Journalist Xavier Russell nebst diverser Fotos. Lediglich die beiden "Emperor´s Return"-Nummern "Visual Aggression" und "Suicidal Winds" sind hier im Gegensatz zum 1999er Re-Release von Century Media leider nicht als Bonustracks enthalten. Trotzdem kann man sich "Morbid Tales" auch in dieser Verfassung problemlos ins Regal stellen, da Aufmachung insgesamt rundum gelungen ist!

Morbid Tales (Re-Release)


Cover - Morbid Tales (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 49:36 ()
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Band:

Vitamin X

KEINE BIO! www
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Cosmoprism: The Theurgy - Act I

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"Cosmoprism: The Theurgy" heißt das neuste Werk von TOME OF THE UNREPLENISHED. Wo das erste Album der aus Zypern stammenden Band ("Innerstanding", 2015") einen bleibenden Eindruck hinterließ, klafft hier ein großes, schwarzes Loch. Durch wunderschöne Soundlandschaften, kosmische Melodien und eine einmalige Atmosphäre zeichnete sich "Innerstanding" seiner Zeit aus und ließ auf Großes hoffen.

"Cosmoprism: The Theurgy" bietet jedoch nichts von all dem. Obwohl sich die Band um drei Mitglieder vergrößert hat (Aort (CODE), Dictator und Ayloss (SPECTRAL LORE)) und nicht länger als Soloprojekt fungiert, weißt "Cosmoprism" weder die musikalische Vielfältigkeit oder Eingängigkeit auf, die "Innerstanding" bieten konnte. Adjektive wie "düster", "wütend" oder auch "krank" beschreiben die EP dafür treffend. Eine Atmosphäre mag sich hier einfach nicht aufbauen. Während "Innerstanding" durch geniale Kompositionen glänzte, fällt es sehr schwer bei "Cosmoprism" die Musik im Krach zu erkennen, was auf leicht "verstärkte" Noise-Anteile zu schieben ist. "Dead Body Of God" ist vielleicht ein exzellentes Beispiel für den neuen Klang-Kosmos von TOME OF THE UNREPLENISHED: Gruselige, finstere Sounds, die etwas eintönig und überlagenernd aneinander gehängt werden, ergeben hier zusammen mit satanischen Vocals einen ziemlich eintönigen Sieben-Minüter. Nach einenem ähnlichen Shema funktioniert "Black Hole Resident", wobei man hierbei erstmals die Existenz von Gitarren und Schlagzeug vernimmt. Was ist hier passiert?

Wie kann eine Band, die in der Lage ist, geniale, abwechslungsreiche und vielschichtige Alben zu schreiben auf einmal solch undurchsichtigen Krach produzieren? Fans von "Innerstanding" werden hier mit Sicherheit zu großen Teilen enttäuscht sein.

 

 

 

 

Cosmoprism: The Theurgy - Act I


Cover - Cosmoprism: The Theurgy - Act I Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 05
Länge: 30:50 ()
Label:
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Innocence And Wrath

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CELTIC FROST gehören zu den Pionieren des Extreme Metals, waren sie zu Beginn ihrer Karriere, allen voran unter dem Namen HELLHAMMER, noch mehr dem Black Metal zugetan. So entwickelten und bereicherten sie ihren Sound immer mehr und wurden eine eigenständige Größe und Inspirationsquelle für andere Künstler. CELTIC FROST lösten sich zusehends von eindeutigen Genre-Grenzen und überraschten und beeindruckten ihr Publikum durch Inspiration und Mut zu Experimenten. Die tiefer gestimmten Gitarren, das Growling und die kurzen «Ugh!»-Rufe von Sänger Tom G. Warrior blieben feste Stilelemente und "Leitplanken" im Bandsound.
 
Die von BMG neu ins Leben gerufene "Noise Lebt!"-Reihe widmet sich nun dieser Schweizer Legende und bringt deren Alben, welche auf Noise erschienen sind, neu auf den Markt. Wer sich nicht alle Werke zulegen möchte, hat mit der ebenfalls erscheinenden Best of  "Innocence And Wrath" die Möglichkeit, sich adäquat mit CELTIC FROST einzudecken.
 
Die Doppel-CD kommt mit einem stimmigen, düsteren Artwork in einem phantastischen, hochwertig verarbeiteten Digibook in Hochglanz-Druck zum Händler. Das Teil beinhaltet brandneue Sleevenotes sowie ein umfassendes Booklet, und der Art Director bei dieser Veröffentlichung war kein geringerer als Mr. CELTIC FROST Tom G. Warrior persönlich. Wenn man auch leider seine bissigen Kommentare zu Noise Records nun doch nicht ins Booklet drucken wollte. Sei es drum, trotzdem ist diese CD eine gelungene Veröffentlichung und dem Status und Einfluss der Band angemessen. 27 Songs, bis auf "Cold Lake" über dass wir auch hier den Mantel des Schweigens hüllen, sind aus allen Schaffensphasen der Band, inklusive EP's, enthalten.
 
Also Freunde, wer diese Band nicht kennen sollte oder nicht unbedingt alle Alben besitzen möchte, für den sind die zwei Silberlinge mit fast 2 Stunden Spielzeit eine überaus interessante und wertige Anschaffung

Innocence And Wrath


Cover - Innocence And Wrath Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 27
Länge: 109:19 ()
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Vertrieb:
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We`re All Alright!

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Etwas mehr wie ein Jahr ist das letzte Album "Bang Zoom Crazy ... Hello" alt, dennoch scheinen CHEAP TRICK vor Inspiration und Schaffenskraft zu strotzen. Legen sie doch mit "We`re All Alright!" bereits ein neues Werk auf die Ladentheke. Der Titel des Albums ist aus einer Zeile ihres Über-Hits "Surrender" entlehnt, und auch das Artwork stellt partiell die Verbindung zur Band-Vergangenheit her. Mehr noch, auch alte, bisher nur live gespielte Songs, wie die Rock`n´Roll Nummer "Radio Lover", das leicht verstrahlte "Lolita" und "She´s Alright" paaren sich mit neuen Songs.
 
Der neue Longplayer ist homogener und runder als zuvor, die Songs fügen sich wie Mosaiksteinchen zu einem ungezügelten, echten Rockalbum zusammen. Das oft bemühte Etikett "Power Pop" will 2017 nicht so recht auf CHEAP TRICK haften. Mit Pop hat das meiste nichts zu tun, mit Power schon. Energisch wie seit langem nicht und, wie schon die Verpackung andeutet, leicht nostalgisch mit späten 60er und 70er Verweisen an die eigene Vergangenheit präsentiert sich heuer das amerikanische Urgestein. Mehr typische, urspüngliche CHEAP TRICK wurde seit langer Zeit nicht mehr eingetütet wie hier. Für Fans und die es werden wollen.
 

We`re All Alright!


Cover - We`re All Alright! Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 44:35 ()
Label:
Vertrieb:
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Aloha From The Dark Shores

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Das Trio GHOSTMAKER aus Berlin existiert seit 2015, mit „Aloha From The Dark Shores“ legt es jetzt sein erstes Release in Form eines Mini-Albums vor, dem noch in diesem Jahr ein Longplayer folgen soll. Den Sound der Band kann man irgendwo im gitarrenlastigen Indie-Rock verorten, mit Einflüssen aus Blues und Noise-Rock. Die Gitarren sägen dreckig, die Drums treiben, und mittendrin steht der melodische Gesang von Sänger/Gitarrist Chris W. Jany, der stellenweise an einen höher gestimmten, aber variableren Glenn Danzig erinnert.

Die Songs bewegen sich zwischen knapp zwei und etwas über vier und Minuten und kommen dementsprechend schnell zum Punkt. Schon der kurze Opener mit dem skurrilen Titel „Shit On A Stick Looks Like A Panther“ geht steil nach vorne und macht keine Gefangenen, während das folgende „Modern Termination“ im Chorus durchaus Ohrwurmqualitäten aufweist. Bei „Tiger Hates Pig“ (sie haben es offenbar mit Wildkatzen) wird es im instrumentalen Quasi-Refrain in Half-Time sogar richtig melodisch. Eine Ausnahme – abgesehen von dem nur aus übersteuerten Sounds bestehenden und eher überflüssigen Outro – bildet lediglich das Blues- bzw. Gospel-inspirierte und gleichzeitig experimentelle Instrumental „Fork Man“, das eine Art Klang-Collage mit Rhythmus darstellt und einen angenehmen Kontrast zu dem ansonsten durchwegs straighten Song-Material bietet. Die Produktion ist roh und atmet Live-Atmosphäre, da glaubt man es der Band gerne, dass sie vor allem live spielen will und weniger an Studiogefrickel interessiert ist.

Was GHOSTMAKER mit „Aloha From The Dark Shores“ abliefern, ist nicht von schlechten Eltern. Die Stücke darauf reißen mit, sind mit viel Energie gespielt und verfügen über eine gewisse Eigenwilligkeit und damit auch Eigenständigkeit. Man kann also gespannt sein, was den Jungs für ihr kommendes Album alles noch einfällt.

 

Aloha From The Dark Shores


Cover - Aloha From The Dark Shores Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 23:53 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Ghostmaker

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Interview:

Soul Demise

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Interview

Zuerst in die Heimat: Bayern, Franken, Schwaben, Pfälzer, Unter, Ober, Hinter – für einen Norddeutschen ist es nicht ganz einfach den Überblick zu behalten.

Da hast du ja gleich einen ganz wunden Punkt getroffen. Historisch gesehen sind wir ja eine Band aus der Oberpfalz, mittlerweile ist aber lediglich unser Oberpfälzer Bandgründer Andy übrig geblieben. Sämtliche anderen Bandmitglieder sind aus Ober-, Mittel- und Unterfranken, auf dem Papier zwar auch bayerische Regierungsbezirke, das war es aber auch schon. Aber bei uns funktioniert das trotz Sprachbarriere erstaunlich gut, so leisten wir praktisch unseren Beitrag zur Völkerverständigung. Bayern hat so viel wunderschöne Natur zu bieten, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll… Vom Allgäu über den bayerischen Wald bis hin zur fränkischen Schweiz, die Region mit der höchsten Brauereidichte Deutschlands (der Welt?)! Da muss man unbedingt mal vorbei schauen! Man muss ja nicht gleich herziehen und es ist auch gar nicht unbedingt Vorschrift, CSU zu wählen.

Vorbeikommen kann man auch des Metals wegen. Nicht nur wegen SOUL DEMISE und Final Breath.

Allgemein muss man feststellen, dass die bayerische Metalszene vor zehn bis 15 Jahren stärker war. Viele schöne kleine Festivals wie die Walpurgis Metal Days, das Up from the Ground oder Suffering Life gibt es leider nicht mehr, Clubshows werden immer schlechter besucht, was aber leider in anderen (alten) Bundesländern auch zu beobachten ist. Allerdings gibt es immer noch junge Bands wie unsere Freunde von Deadfreight of Soul aus Augsburg, die völlig unkommerziell deutschlandweite Clubtouren mit Undergroundbands aus dem Boden stampfen und somit die Szene am Leben halten, Daumen hoch!

Jetzt aber zur neuen Scheibe „Thin Red Line“ Wo seht ihr euch damit, wie würdet ihr euren Stil beschreiben….? Mehr Death, mehr Thrash, mehr melodic - mehr was-weiß-ich?

Melodischer Death Metal mit schön Geballer! Wir mögen die Kontraste, hier eine feine Akustikgitarre, da ein derber Blastbeat, gerne auch mal beides auf einmal. An dieser Kombination aus ausgefeilten Melodien und derbstem Geknüppel arbeiten wir immer weiter, das wird niemals langweilig.

Herausgekommen ist eine wirklich starke Scheibe, wobei der Verve von At The Gates nicht zu verhehlen ist. Lieblingslieder?

„Plagued by Fear“, weil es so schön typisch für uns ist. „Deceive the Masses“, weil es so schön untypisch ist. Es beginnt sehr ruhig und steigert sich langsam aber unaufhaltsam. Und: „Empty“, da gibt’s nicht viel zu sagen, der macht einfach alles platt!

Und warum sollen sich Leute, die den Vorgänger „Sindustry“ für nicht ganz so stark erachteten, auch „Thin Red Line“ zulegen?

Was meinst Du mit „nicht ganz so stark“? Die wesentlichen Unterschiede zum Vorgängeralbum sind wohl, dass die Produktion bewusst wieder etwas roher, ungeschliffener gehalten wurde, die Songs hingegen werden eher verspielter. Ich hab sogar schon zweimal den Begriff „progressiv“ gelesen, soweit würde ich jetzt allerdings nicht gehen. Die grobe Marschrichtung bleibt jedenfalls immer: melodisch auf die Fresse! Wem das nicht passt, der muss eben was anderes hören.

Muss ja jetzt keiner mehr. Aber was habt ihr den in den vergangenen sieben (!) Jahren eigentlich gemacht?

Zunächst mal hatten wir wieder zwei Bassistenwechsel, sowas kostet immer Zeit. Außerdem hatten wir leider auch gesundheitliche sowie sehr persönliche Probleme, die im Besonderen ein Bandmitglied stark gebeutelt haben. Um ehrlich zu sein, bin ich heute froh, dass die Band überhaupt noch in der Form existiert. Im Grunde haben wir schon die ganze Zeit an Songs gearbeitet, mal mehr, mal weniger. Beim nächsten Mal soll es aber nicht wieder sieben Jahre dauern.

Seid ihr denn wenigstens bei den Aufnahmen von größeren Problemen verschont geblieben? Und wie arbeitet ihr überhaupt?

Die Songideen stammen bei diesem Album von Dennis und mir. Bei allen früheren Alben war maßgeblich Andy beteiligt, was hoffentlich künftig auch wieder der Fall sein wird. Die Ideen werden in Dennis` Studio aufgenommen und im Proberaum von der kompletten Band zu fertigen Songs umgewandelt. Dann erstellen wir bei Dennis eine Vorproduktion, auf die Roman dann auch seinen Gesang anpasst, so dass es am Ende im Prinzip schon fast klingt wie später auf Platte, abgesehen natürlich vom Sound. Was fast Katastrophales ist während der Aufnahmen tatsächlich passiert. Roman bekam heftige Stimmprobleme, woraufhin wir die Gesangsaufnahmen und somit auch den Mix und die Veröffentlichung um viele Monate verschieben mussten. Zum Glück konnte er sich durchringen, irgendwann trotzdem loszulegen, ganz verschwunden sind seine Beschwerden allerdings immer noch nicht. Diese durchaus nervenzehrende Sache hat er übrigens im Song „Desperate Cry“ thematisch verarbeitet. Die Drumrecordings gaben wir in die bewährten Hände von Christoph Brandes (Iguana Studios), sämtliche Saiteninstrumente hat Dennis in seinem Mainblast-Studio selbst aufgenommen. Roman bevorzugt die Aufnahme bei seinem Freund Simon im Rebound-Studio in Nürnberg, weil er seit 20 Jahren mit ihm aufnimmt, sie verstehen sich blind. Den Mix und das Mastering haben wir dann Tue Madsen im Antfarm Studio überlassen, sein fetter Sound beeindruckt uns seit vielen Jahren und das Endergebnis kann sich hören lassen!

Nach dieser „Studioweltreise“ seid ihr ja jetzt bei Apostasy gelandet. Braucht eine Band noch ein Label?

Ohne Label kein professioneller Vertrieb und ohne Vertrieb ist das Album nun mal nicht überall erhältlich. Außerdem sind wir mit Tomasz und Apostasy bisher sehr zufrieden, er kümmert sich um die Werbung, hat uns eine vernünftige Videoproduktion zu „Desperate Cry“ ermöglicht, was heute einfach unabdingbar ist und ist auch sonst sehr engagiert. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringt, das Album ist ja noch ganz frisch.

Apropos frisch: Bearbeitet ihr in den Texten aktuelle Probleme. Anknüpfungspunkte gäbe es ja genug.

„Thin Red Line“ ist zwar kein Konzeptalbum, trotzdem kreisen viele Songtexte um die Thematik des schmalen Grates, zum Beispiel wenn man einen geliebten Menschen verliert, am Abgrund steht und kurz davor ist, durchzudrehen oder sich gar etwas anzutun. Allgemein behandelt Roman in seinen Texten Dinge, die er selbst erlebt hat oder zumindest erleben könnte, also sehr persönliche Sachen. Gemetzel und Fantasy gibt’s bei uns nicht.

Gemetzel gibt’s aber auf der Bühne.

Aktuell stehen für dieses Jahr noch ca. 8 Termine. Das ist auch so in etwa die Häufigkeit, in der wir künftig spielen wollen, Ziel ist, mehr auf Qualität als auf Quantität zu setzen. Einige von uns haben Familie und andere Verpflichtungen, da ist Zeit etwas sehr Kostbares. Als nächstes spielen wir auf dem Sick Midsummer in Österreich, dann auf dem Free & Easy in München. Im Herbst folgen dann Clubshows und für nächstes Jahr sind bereits einige Festivals bestätigt.

Bei all den Dingen im Leben: Was bedeutet eine Band wie SOUL DEMISE, was Metal?

Da kann ich jetzt nur für mich sprechen, Metal begleitet mich seit meinem zehnten Lebensjahr, er ist ein Teil von mir. Da gab es für mich nie eine Alternative. SOUL DEMISE, das mag jetzt etwas pathetisch klingen, ist für uns tatsächlich so etwas wie eine Familie. Das sind nach so vielen Jahren echte Freundschaften geworden. Wir haben sehr schwierige Zeiten gemeinsam durchlebt und geben uns in gewissem Sinne auch Halt. Aus diesen Gründen und weil diese Musik einfach Spaß macht, können wir gar nicht anders, als weiter zu machen. Das ist tatsächlich relativ unabhängig von musikalischem oder gar kommerziellem Erfolg, was der Musik zu Gute kommt.

Und was macht die Familie, wenn sie nicht in Familie macht?

Wir stehen alle (fast) mitten im Berufsleben, abgesehen vielleicht von unserem Bassisten, der gerade noch einen berufsbegleitenden Masterstudiengang macht, sind wir Werkzeugmacher, Steuerberater, Mitarbeiter im technischen Dienst einer großen Behinderteneinrichtung und Veranstaltungstechniker. Irgendwoher muss die Kohle ja kommen, vom Metal jedenfalls leider nicht. Hobbys gibt’s für mich nicht, brauch ich nicht. Musik ist für mich kein Hobby, eher eine Lebensaufgabe und nimmt demnach verdammt viel Zeit in Anspruch.

Manche finden dennoch Zeit für „Side-Projects“.

Roman singt noch in einer Band namens Brlabl, die ich stilistisch unmöglich einordnen kann, einfach mal bei Google eingeben. Dennis ist stilistisch sehr breit aufgestellt, seine Band Empyreal macht atmosphärischen Black/Death Metal, Backslash hingegen sind eher im Powermetal angesiedelt, seine mittlerweile nicht mehr aktive Band Retaliation spielten technischen Death. Ich war nun sieben Jahre noch bei Disbelief aktiv, leider muss ich die Band nun aufgrund meiner familiären Situation verlassen.

Mehr als 20 Jahre Bandbestehen (Inhuman sogar mitgerechnet) sind nicht nur eine lange Zeit, sondern geben vielleicht auch Gelegenheit nachzudenken und das Geschehene Revue passieren zu lassen. Was geht Dir auch den Kopf? Beschreib doch mal die Entwicklung eurer Band im Wandel der Zeit..

Wir haben tatsächlich bereits 24 Jahre hinter uns, nächstes Jahr ein viertel Jahrhundert! Was uns die Band bedeutet, hab ich ja bereits erläutert. Meiner Meinung nach ist Freundschaft unabdingbar, um so lange miteinander Musik machen zu können.Wir haben ja vom Melodic Death Boom der 90er bis hin zum Metalcore der 2000er alles miterlebt, aber offen gesagt: So langsam interessieren mich diese Strömungen nicht mehr, auch nicht, ob wir mit ihnen verglichen oder in einen Topf geworfen werden. Wir haben längst unseren Weg gefunden. Ich hab schon rhythmisch abgefahrene melodische Riffs geschrieben, lange bevor ich den Begriff Metalcore zum ersten Mal gehört hab. Wenn diese Bands sich bei SOUL DEMISE bedienen, ist das ihr Problem;-).

Manche Dinge ändern sich eben nie. Andere schon: Roman hat kein weißes (sic!) Malzbier-Shirt an im Video. Was soll denen das????

Du meinst sein „Viddamalz“-Shirt (wie der Franke sagt)!? Ich nehm' mal an, er mag die Plörre. Er sagt, wir hätten ihm verboten, es im Video zu tragen, davon weiß ich nichts… Er besitzt davon genau eines und trug es die komplette Dismember-Europatour 2004, seitdem hat er es aber gewaschen, hoffe ich. Einige Jahre war es im Schrank verschwunden, aber in letzter Zeit erlebt es eine Renaissance.

Wie SOUL DEMISE. Was die Fans hoffentlich entsprechend honorieren!

 



Review:

Optimist

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Nein, ANATHEMA werden wohl endgültig keine Doom-Band mehr, aber auch dem Gitarren dominierten Rock kehren die Briten immer mehr den Rücken zu. Gleichwohl gefällt mir "The Optimist" ausgesprochen gut. Und das liegt an der schaurigen, nahezu mit Händen greifbaren, zartbitteren Atmosphäre und nicht zuletzt an den superben Songs. Zwingender und tiefer als beim Vorgänger packen die Melodien den Hörer und gehaltvoller, irgendwie beständiger nisten sich die Nummern in ihm ein.
 
Das Intro "32.63N 117.14W" (betitelt nach den Koordinaten des Silver Strand Beach in San Diego) soll die Verbindung zu "A Fine Day to Exist" (2001) herstellen, der Ort, wo der "Optimist" einst verschwunden ist. Und auch musikalisch ist durchaus dieselbe Düsternis und Melancholie eingetütet, wenn auch ein wenig verhaltener und elektronischer. "Leaving it Behind" entwickelt sich im Laufe des Songs zu einer typischen ANATHEMA Rock-Nummer, durchzogen mit dezenten elektronischen Vibes. Wenn die Gitarren bei "Endless Ways" einsetzen, stellen sich sanft die Nackenhärchen, um wie wehende Grashalme melodisch hin und her zu schwanken und um diesem phantastischen Song in seiner typischen "anathematischen" Eindringlichkeit zu huldigen. Oder das sich aufbäumende Finale des Titelsongs, das in eine singende, fast weinende Gitarrenmelodie mündet, ist sicher ganz große Rock-Kunst.  
Leider war es das dann auch schon fast mit dem sechssaitigen Kastenhalslauten-Instrument. Gleichwohl verdienen weitere überragende Songs eine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Mehr elektronische Sounds und das in nahezu jedem Song präsente Keybord führen uns weiter durch ein von wunderschönen Melodien, dramatischen Wendungen oder opulenten Finalen gekennzeichnetes Werk. Dazu noch das künstlerisch ansprechende Artwork von Travis Smith - was will man mehr?
 
ANATHEMA können sich wie wenige andere Bands entwickeln und hin bewegen, wo die Kunst sie hintreibt. Von Doom zum Rock, vom Rock zum Art Rock/Pop, ganz egal. Weil sie es einfach können: überragende Songs schreiben und diese gefühl- und anspruchsvoll zu inszenieren und grandios zu performen.
 

Optimist


Cover - Optimist Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 58:16 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Los Brandos

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Gegründet wurde die Band bereits vor mehr als einem Vierteljahrhundert, der große Durchbruch blieb ihnen bislang allerdings verwehrt. Dem bewährten Konzept ist man trotzdem treu geblieben: solider Rock mit vielseitig variierten Folk-Elementen, der auch auf dem jüngsten Werk „Los Brandos“ kredenzt wird. Der Albumtitel deutet schon an, in welche Richtung die nach eigenen Aussagen nach Marlon Brando benannte US-amerikanische Kombo diesmal unterwegs ist: nach Süden geht es, über die Hälfte der Songs weist spanischsprachige Texte auf. Mit „Senor Coyote“ und „Querer A Los Ninos“  geht es rockig los, „Suffer In Silence“ kommt etwas melancholisch angehaucht daher. „Jacinto Chiclana“ ist ein mit spanischer Gitarre und Streichern versehenes, überaus gelungenes folkloristisches Duett mit Sängerin Marta Gomez, beim nachfolgenden „Maligna Presencia“ wird wieder die E-Gitarre aufgedreht. Wunderschön geraten ist die Ballade „What Kind Of A World“, ein melodischer Folksong, wie er im Buche steht und an dem man sich kaum satt hören kann. „These Troubled Times“ gibt noch einmal mehr Gas und mit „A Todo Dar“ ist auch noch ein alter Latino-Hit als Rausschmeißer am Start, dessen folkloristisch beschwingte Stimmung einen zu guter Letzt aus dem sonst textlich tendenziell eher düsteren Album entlässt. Fazit: THE BRANDOS haben mit „Los Brandos“ ein weiteres, rundes Album am Start.

Los Brandos


Cover - Los Brandos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:46 ()
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Vertrieb:

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