Im Zuge der Neuveröffentlichungen des Noise-Backkatalogs werden auch die Werke der eidgenössischen Legende CELTIC FROST aus dem Grabe gehoben, die zwar nicht gerade als absolute Raritäten durchgehen, jedoch dermaßen viel musikalischen Sprengstoff bieten, dass man sie - falls überhaupt nötig - einfach wieder ins Gedächtnis der Szene zurück katapultieren muss. Ohne das Trio um die kreativen Masterminds Tom Gabriel Warrior und Martin Eric Ain (und ihre großartige Vorgängerband HELLHAMMER!) wären Black- und Death Metal sowie alle verwandten Genres heute nicht das, was sie sind, da sind sich sämtliche Kuttenträger mit auch nur halbwegs vorhandenem Restgeschmack einig.
Zwei Jahre nach ihrem wegweisenden Debütalbum standen die Jungs wieder einmal vor der Herausforderung, einem großen und dazu noch höchst originellen Meisterwerk einen würdigen Nachfolger zu spendieren. "To Mega Therion" war die logische Konsequenz der noch stark von HELLHAMMER beeinflussten EP "Morbid Tales", und "Into The Pandemonium" war 1987 wiederum die logische Konsequenz des Vorgängers, denn es zeigte CELTIC FROST als Musiker noch weiter gereift und experimentierfreudiger, dabei jedoch keinen Deut schwächer. Für viele Fans war das zweite Album seinerzeit jedoch ein Rückschritt, beziehungsweise eine Enttäuschung, denn unter die immer noch rohen und harten Songgerüste hatten sich einige genrefremde Ideen gemischt, die ihrer Zeit weit voraus waren und "Into The Pandemonium" aus heutiger Sicht zum vielleicht originellsten Extrem-Metal-Album der 80er Jahre machen. Schon die ungewöhnliche Wahl des Openers "Mexican Radio" (eine Coverversion von WALL OF VOODOO, der Band von Stan Ridgway, der später unter Anderem mit dem Hit "Camouflage" bekannt wurde) macht deutlich, dass die Band neue Ufer ergründen wollte. Aber auch das mit leicht verzerrtem Klargesang veredelte "Mesmerized", die großartige Gothic-Nummer "Tristesse De La Lune" (immer noch besser als alles, was sämtliche NIGHTWISHs oder EPICAs dieser Welt verbrochen haben!), der mit melancholischem Sprechgesang beginnende Stampfer "Caress Into Oblivion (Jade Serpent II)", die schräge "Disco-Nummer" "One In Their Pride (Porthole Mix)", die poppige Vorab-Single "I Won´t Dance (The Elders´ Orient)" oder das mit einem halben Orchester aufgenommene "Rex Irae (Requiem: Overture - Fourth Version)" strotzen vor Überraschungen und krönen ein abermals überragendes Album, das sich in dieser Form selbst heute kaum eine gestandene Band mehr trauen würde. Mit "Into The Pandemonium" hatten CELTIC FROST auch ihren kreativen Zenit erreicht; die Nachfolgewerke "Vanity/Nemesis" und "Cold Lake" konnten dieses brillante Niveau nicht mehr auch nur ansatzweise halten. Erst das Nach-Reunion-und-vor-endgültigem-Split-Werk "Monotheist" (2006) konnte wieder viele alte Anhänger versöhnlich stimmen, aber das ist eine andere Geschichte...
Als Bonüsse bekommt man zwar leider erneut keine Liner-Notes zu den einzelnen Songs von der Band, dafür aber wieder einen persönlichen Kommentar von Kerrang!-Journalist Xavier Russell nebst diverser Fotos und Artworks und fünf zusätzliche Stücke, davon vier sehr hörenswerte, mitunter experimentelle, wenn auch nicht essentielle Album-Session-Tracks plus den 12"-Single-Song "In The Chapel In The Moonlight", die das Digipak in Summe weiter aufwerten und ebenfalls zum Pflichtkauf für alle Nachzügler machen, die diesen Meilenstein noch nicht in der Sammlung stehen haben!
Wer an Botswana denkt, denkt vermutlich erst mal an Natur: die Kalahari, das Okavango-Delta, Nationalparks und darin umherziehende Tierherden. Vielleicht denkt er auch noch an Diamanten, oder an Alexander McCall Smith und seine Romanreihe um die „No. 1 Ladies´ Detective Agency“. Was einem dagegen eher selten in den Sinn kommt, ist Musik – und Metal für gewöhnlich schon gar nicht. In der Tat handelt es sich bei Botswana um ein Land, dass auf der Metal-Landkarte eher Terra incognita darstellt, doch wer glaubt, das liege daran, dass dort schlicht keine Metal-Bands gedeihen, der wird von SKINFLINT eines Besseren belehrt. Die Kombo ist inzwischen mit „Chief Of The Ghosts“ beim fünften Album angekommen und hat mit ihrem bisherigen Schaffen auch im Ausland von sich hören gemacht. Klanglich bewegt man sich dabei im relativ klassischen Heavy Metal-Gefolge von Größen wie Iron Maiden und Black Sabbath, kombiniert diese aber zum Teil mit ethnisch-mythischen Themen und mitunter in Setswana gehaltenen Texten, was dem Ganzen eine Prise Exotik und Eigenständigkeit verleiht. Etwas eingängiger könnte das Ganze allerdings noch ausfallen, die Melodien wollen nicht so richtig im Ohr haften bleiben. „Borankana Metal“, das als Intro fungiert, kommt rein instrumental daher, bevor beim anschließenden „Ram Of Fire“ dann richtig losgelegt wird. Die Songs bewegen sich meist in einem eher getragenen, schleppenden Heavy-Tempo, der Gesang von Sänger Giuseppe Sbrana präsentiert sich rau. „Anyoto Aniota“ ist ein klassischer, geradliniger Heavy Metal-Song einschließlich böse-irren Gelächters, bei „Milk Fever“ tritt das Trio das Gaspedal dann zur Abwechslung ein wenig mehr durch. Fazit: wer klassischen Metal mag und gerne etwas Exotischeres im Regal bzw. der Playlist haben möchte, der sollte SKINFLINT mal ein Ohr schenken.
Wacken ist unkaputtbar – auch wenn die kommerzielle Ausrichtung und Verwertung den Undergrounder schon lange kalt läßt und manch ein Metal-Normalo sich nach den „überschaubaren“ Festivals sehnt. Für die eingefleischten Fans des norddeutschen Metal-Aufgalopps ist und bleibt es das Highlight des Jahres. Und wie die einstudierte Dramatik des Wacken-Festivals es halt so will – so erscheint einige Wochen vor dem Start 2017 die optische und vertonte Nachbetrachtung des Vorjahres – „Live At Wacken 2016 - 27 Years Faster: Harder: Louder“.
Der Digipack enthält dabei auf 2-DVDs und 2-CDs in Summe 90 Tracks (54 auf DVD und als Auszug davon 36 auf den CDs); wobei sich die Macher laut eigener Aussage darum bemüht haben „die besten Momente, die besten Performances des Jahres 2016“ hier zu vereinen. Ob dem wirklich so ist dürfte unter den Fans der einzelnen Bands, der unterschiedlichen Genres und den Besucher 2016 sicher sehr subjektiv beurteilt werden – und man kann eh‘ nicht alle Bands abdecken. Das dies ganze nur einen rudimentären Überblick bietet versteht sich also von selbst – komplette Konzertmitschnitte von Künstlern wie ARCH ENEMY, SAXON, AXEL RUDI PELL, ORDEN OGAN, METAL CHURCH, STEEL PANTHER & Co. kann dies nicht ersetzten – aber Appetit machen tut das schon. Und das in Wacken ein Tribute an den guten Lemmy nicht fehlen darf (passend im Anschluss an GIRLSCHOOL) rundet ab – „Born To Lose, Live To Win“ – auch wenn es dieses nur als Leinwandfilm gab.
Tracklist:
DVD/BluRay 1
1 PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS - BIG MOUTH
2 PROFANER - KILLING ON COMMAND
3 HÄMATOM - ALTE LIEBE ROSTET NICHT
4 AUÐN - ÞJÁNING HEILLAR ÞJÓÐAR
5 SAXON - BATTERING RAM
6 SAXON - HEAVY METAL THUNDER
7 ZOMBIES ATE MY GIRLFRIEND - APPROPRIATE HATE CRIMES
8 VADER - TRIUMPH OF DEATH
9 TSJUDER - DEMONIC SUPREMACY
10 IMMOLATION - DESPONDENT SOULS
11 THERAPY? - SCREAMAGER
12 MICHAEL MONROE - 78
13 ORDEN OGAN - F.E.V.E.R.
14 ORDEN OGAN - THE THINGS WE BELIEVE IN
15 THE VINTAGE CARAVAN - EXPAND YOUR MIND
16 BURY TOMORROW - MAN ON FIRE
17 ENTOMBED A.D. - DEAD DAWN
18 EQUILIBRIUM - BLUT IM AUGE
19 EQUILIBRIUM - BORN TO BE EPIC
20 DIE KRUPPS - FATHERLAND
21 AXEL RUDI PELL - GAME OF SINS
22 AXEL RUDI PELL - ROCK THE NATION
23 EKTOMORF - HOLOCAUST
24 GIRLSCHOOL - TAKE IT LIKE A BAND
25 LEMMY - BORN TO LOSE, LIVE TO WIN
DVD/BluRay 2
1 TORFROCK - TRUNKENBOLD
2 TORFROCK - PREßLUFTHAMMER B-B-BERNHARD
3 ELUVEITIE - TEGERNAKO
4 ELUVEITIE - HAVOC
5 BULLET FOR MY VALENTINE - TEARS DON'T FALL
6 BULLET FOR MY VALENTINE - WAKING THE DEMON
7 TARJA - NO BITTER END
8 1349 - SCULPTOR OF FLESH
9 RED FANG - PREHISTORIC DOG
10 UNISONIC - UNISONIC
11 CALIBAN - PARALYZED
12 WHILE SHE SLEEPS - FOUR WALLS
13 ESKIMO CALLBOY - MUFFIN PURPER-GURK
14 MYRKUR - JEG ER GUDEN, I ER TJENERNE
15 BORKNAGAR - COLOSSUS
16 BORKNAGAR - WINTER THRICE
17 METAL CHURCH - GODS OF SECOND CHANCE
18 THERION - SON OF THE SUN
19 THERION - SON OF THE STAVES OF TIME
20 STEEL PANTHER - ASIAN HOOKER
21 STEEL PANTHER - COMMUNITY PROPERTY
22 STEAK NUMBER EIGHT - BLACK EYED
23 TRIPTYKON - MORBID TALES
24 BUFFALO SUMMER - MONEY
25 BARB WIRE DOLLS - HEART ATTACK
26 ARCH ENEMY - WAR ETERNAL
27 BUDDERSIDE - PAIN
28 DIO DISCIPLES - THE LAST IN LINE
29 DIO DISCIPLES - STARGAZER
CD1:
1 PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS - BIG MOUTH
2 HÄMATOM - ALTE LIEBE ROSTET NICHT
3 SAXON - BATTERING RAM
4 VADER - TRIUMPH OF DEATH
5 TSJUDER - DEMONIC SUPREMACY
6 IMMOLATION - DESPONDENT SOULS
7 THERAPY? - SCREAMAGER
8 MICHAEL MONROE - 78
9 THE VINTAGE CARAVAN - EXPAND YOUR MIND
10 BURY TOMORROW - MAN ON FIRE
11 ENTOMBED A.D. - DEAD DAWN
12 EQUILIBRIUM - BORN TO BE EPIC
13 DIE KRUPPS - FATHERLAND
14 AXEL RUDI PELL - ROCK THE NATION
15 GIRLSCHOOL - TAKE IT LIKE A BAND
16 EKTOMORF - HOLOCAUST
17 TORFROCK - PREßLUFTHAMMER B-B-BERNHARD
18 ELUVEITIE - HAVOC
CD2:
1 BULLET FOR MY VALENTINE - TEARS DON'T FALL
2 TARJA - NO BITTER END
3 1349 - SCULPTOR OF FLESH
4 RED FANG - PREHISTORIC DOG
5 UNISONIC - UNISONIC
6 CALIBAN - PARALYZED
7 ESKIMO CALLBOY - MUFFIN PURPER-GURK
8 BORKNAGAR - COLOSSUS
9 METAL CHURCH - GODS OF SECOND CHANCE
10 THERION - SON OF THE STAVES OF TIME
11 STEEL PANTHER - COMMUNITY PROPERTY
12 STEAK NUMBER EIGHT - BLACK EYED
13 TRIPTYKON - MORBID TALES
14 BUFFALO SUMMER - MONEY
15 BARB WIRE DOLLS - HEART ATTACK
16 ARCH ENEMY - WAR ETERNAL
17 BUDDERSIDE - PAIN
18 DIO DISCIPLES – STARGAZER
Live At Wacken 2016 - 27 Years Faster: Harder: Louder
Nachdem im klassischen Metal Bereich All-Girl Bands in Europa bis dato eher die Ausnahme denn die Regel waren, rumort es in vielen Teilen der Welt doch mächtig: In Süd-Amerika (u.a. PANNDORA, NERVOSA, HIGHWAY & MYSTICA GIRLS), in Ost-Europa (HELLCATS oder JENNER) und vor allem in Japan (u.a. ALDIOUS, MARY’S BLOOD und BRIDEAR) machen die Damen der Schöpfung überall mobil. Nur in Zentraleuropa sah es bislang eher düster aus. Nun geben ausgerechnet fünf Schweizerinnen ihre Neutralität auf und ziehen in den „Battle of Metal“.
DESTRUCTIONs Schmier und V.O. Pulver von POLTERGEIST sorgen für den fetten Sound und haben im Vorfeld schon kräftig die Werbetrommel für BURNING WITCHES gerührt. Bei so viel Vorschusslorbeeren bin ich immer etwas skeptisch. Schmier lässt keine Gelegenheit aus, „seine“ Mädels in den höchsten Tönen zu loben, und bei sowas bekomme ich eigentlich immer eher einen Fluchtreflex. Das erinnert dann an lästige Verkäufer, die einem irgendeinen Scheiß unterjubeln wollen, obwohl man nur schauen möchte.
Aber -mea culpa- der olle Schmier hat recht. BURNING WITCHES bieten ein geiles, zu gleichen Teilen oldschooliges und doch modernes Metal-Brett, was die Nähe zu JUDAS PRIEST nicht verleugnen kann und wohl auch nicht möchte, denn sonst ließe sich das abschließende Cover von „Jawbreaker“ nur schwer erklären. Aber die Damen agieren mitnichten als Abziehbild, denn sie sind um einiges aggressiver unterwegs als die britische Legende. Auch wenn der Grundsound eindeutig Heavy Metal ist, so ist das Aggrolevel oft fast schon thrashig. Zusammen mit den meist wirklich großen Refrains („Black Widow“, „Burning Witches“, „Bloody Rose“, „Save Me“ oder „Deathlist“) ergibt das eine gelungene Mischung. Einzig die eingestreuten Growls bei „Dark Companion“ hätte man sich klemmen können, aber das ist Meckern auf verdammt hohem Niveau.
Frontfrau Seraina verfügt über eine extrem kraftvolle angeraute Röhre, die perfekt zu den bissigen Songs von BURNING WITCHES passt.
Wer seinen Metal oldschool und doch zeitgemäß mag und findet, dass eine gewisse Grundaggressivität genauso zum Metal gehört wie ein gesundes Melodieverständnis, der sollte sich vom Hype nicht abschrecken lassen, denn das hier ist wirklich groß.
Ziemlich genau zwei Jahre nachdem CLAYMOREAN „Unbroken“ auf die Menschheit losgelassen haben, legen sie mit „Sounds From A Dying World“ nach. Schon nach dem ersten Höreindruck kann man sagen, dass CLAYMOREAN ihren Sound verfeinert haben und offener agieren. Zwar ist die Basis immer noch epischer Power Metal, aber nun findet sich auch die eine oder andere doomige Nummer im Repertoire der SerbInnen. Gerade die fiese Walze „Blackest Void“ oder das an CANDLEMASS gemahnende „Old Mountain“ hätte ich in dieser Form nicht erwartet. Passt aber super zum Gesamtsound CLAYMOREANs und trägt dazu bei, dass „Sounds From A Dying World“ eine extrem abwechslungsreiche Platte geworden ist. Der Opener „The Road To Damnation“ klingt nach aggressiven OMEN und das ebenfalls schleppende „Blood-Red Shield“ erinnert mich sehr an DOOMSWORD. Aber CLAYMOREAN können auch Gas geben…so geschehen bei „Rage Of The White Wolf“ und dem etwas RUNNING WILD lastigen „The Final Journey“.
Auch der Tradition, sich geschmackvolle Cover-Versionen auszusuchen bleiben sich CLAYMOREAN treu. Mit „Astral Rider“ von CLOVEN HOOF hat man sich einen der besten Post-NWoBHM Nummern ausgesucht. Um es kurz zu machen könnte man CLAYMOREAN auch als etwas epischere Variante von CRYSTAL VIPER umschreiben.
Mit „Sounds From A Dying World“ entführen uns CLAYMOREAN zwar nicht in gänzlich unbekannte Gefilde, aber in die vertrauten Gestade epischen Stahls, und wo fühlt man sich als Kuttenträger denn wohler? Eben, nirgends!
Aaahhhhh! Die verrückten Franzosen IGORRR haben mit „Savage Sinusoid“ ein neues Album am Start. Wahnsinn und Genie treffen erneut aufeinander. Kranke Schreie treffen auf Elektro, Noise, Folk, Operngesang, Death Metal und noch VIEL mehr. Wie schafft man es, dass opereske Klänge mit Schlagzeug-Gewitter und Elektro harmonisieren? Schriller Opern Gesang und Death Metal/Elektro/Folk? Grindcore und Oper? Bei IGORR wirkt das alles überraschend homogen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Genres sind hier stets fließend, auf die Ruhe folgt stets Sturm. Dabei befinden sich die Franzosen musikalisch auf ausgesprochen hohem Niveau. Gerade von den Opern-Passagen kann sich wohl so manche Symphonic Metal-Band ein Scheibchen abschneiden. Auch die Growls wirken einwandfrei und trotz heftiger ElektroAusbrüche, wilden Akkordeon-Einlagen und was-sonst-noch-alles wirkt das Material von IGORRR zu keinem Zeitpunkt kitschig. Vielmehr kann man von einer spürbaren Dramatik sprechen, die „Savage Sinusoid“ innewohnt. Allerdings beginnt man eben diese Dramatik bei Titeln wie „Spaghetti Forever“ dann auch wieder gleich zu hinterfragen…
Bei „Savage Sinusoid“ handelt sich um kein leicht verdauliches Album. Wer jedoch genau hinnhört und sich Zeit nimmt, bekommt hier einiges geboten und hält ein wahrhaftes, Kunstwerk ohne Scheuklappen und ohne Grenzen in den Händen.
MANILLA ROAD, die Underground-Legende, entwächst zusehends diesem Status und kommt langsam auch im metallischen Mainstream an. Und das tun sie, ohne sich diesem anzubiedern, einfach weil sie seit Ewigkeiten aktiv sind (heuer ist ihr 40. Lebensjahr angebrochen), beständig Qualität abliefern und sich immer treu geblieben sind. "To Kill A King" ist das 18. Studio-Album, und der Titel sowie das Artwork passen wie Heimtücke zu Meuchelmord. Klatschte Fabian schon dem direkten Vorgänger mächtig Applaus, wenn auch ein wenig verhaltener, so mache ich das hier nun auch. Härter, aber nicht weniger melodiös und erhaben klingen ihre Stücke. Der düstere Opener und gleichzeitiger Titelsong besticht durch seinen trockenen, leicht kauzigen, direkten Sound und seiner episch getragenen Aura. Der Gesang des Albums bleibt eher eindimensional und zurückhaltend, unterstreicht dadurch aber die dunkle, melancholische Ausrichtung von "To Kill A King". Das Schlagzeugspiel von Andreas "Neudi" Neuderth, drängt sich manches mal einen Tick zu sehr in den Fokus, unterstreicht aber gekonnt den eigentümlichen Charakter der Band.
MANILLA ROAD gelingt erneut das Kunststück, irgendwie klassischen, durchaus vertrauten Metal zu spielen, in einem eigenen, nicht alltäglichen Sound, sowie dabei ein scharfes, unverkennbares und ureigenes Profil zu zeigen. Spannend!
Im Zuge der Neuveröffentlichungen des Noise-Backkatalogs werden auch die Werke der eidgenössischen Legende CELTIC FROST aus dem Grabe gehoben, die zwar nicht gerade als absolute Raritäten durchgehen, jedoch dermaßen viel musikalischen Sprengstoff bieten, dass man sie - falls überhaupt nötig - einfach wieder ins Gedächtnis der Szene zurück katapultieren muss. Ohne das Trio um die kreativen Masterminds Tom Gabriel Warrior und Martin Eric Ain (und ihre großartige Vorgängerband HELLHAMMER!) wären Black- und Death Metal sowie alle verwandten Genres heute nicht das, was sie sind, da sind sich sämtliche Kuttenträger mit auch nur halbwegs vorhandenem Restgeschmack einig.
Nach der bereits überragenden (und für viele Fans immer noch unerreichten) Debüt-EP "Morbid Tales" hatte es das Trio ein Jahr später nicht gerade einfach, einen ebenbürtigen Nachfolger zu präsentieren, schaffte diese Hürde mit "To Mega Therion" aber bekanntermaßen problemlos. Das erste Album von CELTIC FROST gilt bis heute zu Recht unter härter orientierten Headbangern als eines der großen wegweisen Alben der 1980er Jahre und muss ebenfalls keinen Vergleich mit den Meilensteinen von etwa SLAYER, MERCYFUL FATE oder VENOM (denen man in musikalischer Hinsicht sowieso immer überlegen war!) scheuen. Gegenüber dem Vorgänger trauten sich die Jungs verstärkt, mit seinerzeit noch eher befremdlichen Stilmitteln wie weiblichem Gastgesang (Claudia-Maria Mokri ist etwa in den Übernummern "The Usurper", "Circle Of The Tyrants" und "Necromantial Screams" zu hören) oder dem Einsatz eines Waldhorns (Wolf Bender veredelt die Stücke "Innocence And Wrath", "Dawn Of Megiddo" und ebenso "Necromantial Screams") zu experimentieren, was früher teils belächelt wurde, den Ruf der Band als große Innovatoren in den letzten 30 Jahren aber mehr als festigen konnte. Erwähnte Songs wie auch "Eternal Summer", das neu aufgenommene "Circle Of The Tyrants", "(Beyond The) North Winds" oder "Fainted Eyes" sind nicht mehr und nicht weniger als Allzeit-Klassiker, die trotz - oder gerade wegen - aller "musikalischen" Elemente bis heute zum Härtesten und Kompromisslosesten gehören, das jemals ein Tonstudio verlassen hat!
Vorliegendes Digipak enthält zusätzlich die vier Stücke der 1985er EP "Emperor´s Return", die dieses Mal hier gelandet sind und nicht wie seinerzeit bei den 1999er Re-Releases von Century Media auf "Morbid Tales". Zusätzlich bekommt man mit dem hörenswerten, aber nicht essentiellen 1988er Remix von "Visual Aggression" und dem 1985er Studio Jam von "Return To Eve" (damals auch schon auf dem 1999er Re-Release) zwei weitere Bonüsse geboten, die diesen Re-Release, der leider keine Liner-Notes zu den einzelnen Songs, dafür aber wieder einen persönlichen Kommentar von Kerrang!-Journalist Xavier Russell nebst diverser Fotos und Artworks enthält, noch weiter aufwerten. Komplettisten mögen vielleicht müde lächeln, aber wer CELTIC FROST gerade erst entdeckt, findet hier eine echte Schatzkiste. UUUHHH!