Vor 50 Jahren fasste sich der 24-jährige Frank Bornemann aus Hannover ein Herz und gründete unter dem Namen ELOY eine Band. Schon knapp 4 Jahre später, nämlich 1973 ergatterte er einen Plattenvertrag beim Major Label EMI. Danach ging es erfolgsmäßig immer weiter bergauf – und das trotz Gegenwind der heimischen Presse die ELOY auf Grund ihre Texte und ihrer englischen Performance belächelte und den Alben zum Teil gar Langeweile vorwarf. Anfangs noch immer in den Krautrock-Topf geworfen spielten ELOY Artrock, oft mit symphonischen Elemente und natürlich reichlich Synthesizer.
Die drei wohl besten Alben der Band, „Dawn“ (1976), „Ocean“ (1977) und „Silent Cries And Mighty Echoes“ (1979) gibt es nun zum 50-jährigen Bandjubiläum unter dem Titel „The Classic Years Trilogy“ als hochwertiges Box-Set. Die auf 2.000 Stück limitierte, durchnummerierte Box enthält neben den drei genannten Alben als 180 Gramm-Vinyl noch die Platten jeweils als eine CD. Die drei Platten gibt es jeweils in einem Klappcover, wobei die Texte der bisherigen Innenhüllen jetzt im Innencover mit zum Teil neuem Fotomaterial abgebildet wurden. Die CDs gibt es in einem daran angelehnten, speziellen Gatefold-Cover mit Statements der Musiker im Innencover. Die an sich schon guten Aufnahmen der Original-Alben wurden von Eroc frisch remastered und sorgen für ein authentisch-hochwertiges Klangerlebniss.
Zu den Alben braucht man der Zielgruppe – der Prog- und Artrock-Gemeinde – eher weniger zu sagen. Auf „Dawn“ von 1976 präsentierte Bornemann eine neue Besetzung (Bassist Klaus-Peter Matziol, Keyboarder Detlev Schmidtchen und Jürgen Rosenthal am Schlagzeug), welche dann auch die nächsten Alben einspielte. Ebenso wie das nachfolgende „Ocean“ (1977) sind beides Konzeptalben mit überlangen Tracks (auf „Dawn“ aber aufgeteilt), welche in verstärktem Maße sphärische Synthesizer einsetzen und immer wieder versuchen, was man dann besonders deutlich auch auf „Silent Cries And Mighty Echoes“ (1979) spürt, PINK FLOYD an atmosphärischen Bombast zu übertreffen. Das Frank Bornemann kein guter Sänger ist weis man; dass sein Akzent und seine Stimmlage ELOY mitprägte und dies nun mal einfach dazugehört sollte man auch akzeptieren. Der verbreitete Sprechgesang und der Einsatz von zusätzlichen Vokalistinnen sei dem wohl auch geschuldet. ELOY sind ein Stück deutsche Musikgeschichte - die „The Classic Years Trilogy“ ein würdiges Vermächtnis.
Dawn (1976)
1. Awakening
2. Between The Times
3. The Sun-Song
4. The Dance In Doubt And Fear
5. Lost!? (Introduction)
6. Lost?? (The Decision)
7. The Midnight-Fight / The Victory Of Mental Force
8. Gliding Into Light And Knowledge
9. Le Réveil Du Soleil / The Dawn
Ocean (1977)
1. Poseidon's Creation
2. Incarnation Of Logos
3. Decay Of Logos
4. Atlantis' Agony At June 5th, 8498, 13 p.m. Gregorian Earthtime
ANTHEM sind ein Phänomen. Seit fast 40 Jahren (mit kurzer Unterbrechung in den 90ern) aktiv und trotz sensationeller Scheiben hierzulande fast unbekannt. Im Gegensatz zu ihren Landsleuten LOUDNESS, welche in ihrer Karriere auch einige, sagen wir mal, „schwierige“ Scheiben veröffentlicht haben, wichen ANTHEM nie von ihrem Kurs ab. Alle 16 regulären ANTHEM Studioalben bieten melodischen und doch knackigen Power Metal der Sonderklasse. Auch international gibt es da nicht viel was ähnlich konstant Qualitätsware abliefert. Dennoch wiederholen sich ANTHEM nicht und modifizieren ihren Sound in genau dem richtigen Ausmaß, um es für den langjährigen Hörer spannend zu haltent.
Nach den ersten drei Alben verlies Original-Fronter Eizo Sakamoto die Band und wurde auf dem 88er Fabelwerk „Gypsy Ways“ durch Yukio Morikawa ersetzt. Dieser blieb für weitere 4 Alben, bis es für ANTHEM 1992 erst einmal „Goodbye“ hieß und man die Segel strich. 8 Jahre später war man mit Graham Bonnet als Sänger wieder da und veröffentlichte mit „Heavy Metal Anthem“ eine englischsprachige und neu eingespielte Best Of ihrer größten Hits. Ein Jahr später übernahm Eizo Sakamoto ein weiteres Mal das Mikro und sang weitere 7 Alben mit ANTHEM ein, bevor es zu einer wiederholten Staffelübergabe an Yukio Morikawa kam, welcher auf den letzten beiden Alben zu hören ist.
Im Herbst ihrer Karriere konnten ANTHEM nun tatsächlich einen Deal mit Nuclear Blast abgreifen und veröffentlichen mit „Nucleus“ ein Album, welches ihre besten Songs seit der Reunion beinhaltet. Natürlich wie schon auf „Heavy Metal Anthem“ komplett neu eingespielt und auf englisch von Morikawa gesungen. Einzig „Venom Strike“ ist von „Domestic Booty“, dem letzten Album vor dem Split in den 90ern.
Das von Jens Bogren gemixte und gemasterte Album tönt fett und doch dynamisch und setzt den kraftvollen Stil ANTHEMs perfekt in Szene. Neben Powerhouse-Vocalist Morikawa ist es vor Allem Saitenhexer Akio Shimizu, welcher mit virtuosen Soli aufhorchen lässt. Drummer Isamu Tamaru und Bandchef Naoto Shibata zimmern darunter ein bretthartes Rhythmusfundament.
Auf „Nucleus“ binden ANTHEM alle ihre Stärken. Von Speedkrachern wie „Stranger“ über kräftiges Up-Tempo Futter bei „Venom Strike“ oder „Immortal Bind“, hin zu flotteren Melodic-Nummern wie bei „Black Empire“ oder „Awake“ oder der überlangen Epic Perle „Ghost In The Flame“. Die echten Highlights heben sich ANTHEM aber bis zum Schluß auf: Da wäre das an IMPELLITTERI erinnernde „Echoes In The Dark“ sowie der melancholische Oberknaller „Unbroken Sign“. Als Einstieg bietet „Nucleus“ einen super Überblick über das neuere Schaffen ANTHEMs und müsste bei jedem der auf VICIOUS RUMORS, IMPELLITTERI, RAINBOW oder RIOT steht Lust auf mehr machen.
Der Eurovariante liegt sogar noch eine Live CD bei, auf der einige der frühen Kracher aus der langen Geschichte ANTHEMs zu hören sind. Ende April werden ANTHEM auf dem KEEP IT TRUE Festival das erste Mal europäischen Boden betreten. Hoffen wir, dass bald danach eine reguläre Tour folgen wird.
Heavy Metal anyone? Ich meine wirklich…so ernsthaft jetzt. Nicht so new Majesty-mäßig, sondern wirklich echten absolut reinen und mit meterdicken Scheuklappen behafteten Heavy Metal!!! Dann, meine Damen und Herren sind sie hier goldrichtig. STEEL SHOCK nennt sich passender Weise die holländische Kapelle um Sänger Nima Metalheart und VORTEX Saitenhexer Martjo Whirlewolf.
In etwas mehr als 50 Minuten gibt es im besten Sinne simplen Up-Tempo Heavy Metal auf die Lauschlappen, der vor Klischees nur so trieft und sofort zum Fistraisen und Mitsingen animiert, ohne jedoch zu platt zu sein. Auch wenn es inhaltlich um Hämmer, Äxte, Flammen und Stahl in allen Aggregatzuständen geht, haben die Niederländer nämlich auch einige echt feine Hooklines geschmiedet, welche STEEL SHOCK von vielen ähnlich gelagerten Echtmetalcombos abhebt. Das muss man erst mal über Albumlänge so hinbekommen. Denn einen Ausfall gibt es hier nicht, alles ist auf ähnlich hohem Niveau und erinnert nicht zuletzt auf Grund der Phrasierung von Sänger Nima immer wieder an die ersten beiden SOLEMNITY Alben. STEEL SHOCK sehen sich zwar als Act im Geiste der 80er, jedoch sind sie keine reine Retro Kapelle, sondern unterziehen ihre Mucke einem aktuellen Facelift, was sie ironischerweise schon wieder anachronistischer macht, als echte Retro Acts. Hier steckt jedenfalls mehr SACRED STEEL und WIZARD drin, als reiner 80er Sound. Was aber gar nicht verkehrt ist, den erstens macht es eine Mordslaune und zweitens hebt man sich so von aktuellen Trends ab. Denn Trends gehen gar nicht. Hier geht eine Gemeinschaft unbeirrbar ihren Weg und ich bin freudig gewillt diesen mit zu gehen.
Einmal jedoch schaffen es STEEL SHOCK es doch mich zumindest zu irritieren: Der Refrain von „Savage Retribution“ erinnert mich fatal an den Song des Goblin King aus dem Hobbit…
Clash, crash! Crush, smash! Hammer and tongs! Knocker and gongs! Pound, pound, down underground….usw…
Würde aber auch super zum Gesamtkonzept passen. Alles in Allem ist „With Fire & Steel“ ein erstklassische Heavy Metal Scheibe, welche sich erbarmungslos in dein Hirn fräst und dort auch überwintert. In Steel we trust!
Bereits mit ihrem selbst produzierten (und inzwischen auch ausverkauften) 2016er Debütalbum "Aus Der Asche" konnte die Truppe aus Trier einigen Staub im Underground aufwirbeln. Nun liegt mit "Moritat" das Nachfolgewerk vor, und dieses Mal geht es inhaltlich um Geschichtsträchtiges aus deutschen Landen: lokale Geschichten aus dem Hunsrück und dem Hochwald zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges werden verarbeitet, dazu gesellt sich die historische Figur des "Schinderhannes". Wer jetzt musikalisches Kasperletheater mit Schunkelgarantie erwartet, könnte falscher nicht liegen, denn DER ROTE MILAN spielen waschechten Black Metal, der gerne allein schon aufgrund der deutschen Texte (die tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig und nicht immer treffsicher und klischeefrei ausgefallen sind) mit DER WEG EINER FREIHEIT oder AGRYPNIE verglichen wird, jedoch trotz mitunter ausladender Kompositionen deutlich basischer daherkommt und avantgardistischen Ballast - sieht man von diversen ruhigeren Passagen ab - gar nicht erst aufkommen lässt. Als Anspieltipps kann man die (flotte) Midtempo-Granate "Der Letzte Galgen" sowie den mächtigen, abschließenden Titelsong nennen, die zwar noch Luft nach oben aufweisen, aber eine Band mit sehr großem Potential offenbaren, die hier sicher in Zukunft noch einen draufsetzen wird.
Erhältlich ist "Moritat" als schmucke DIN-A5-Digipak-CD sowie auf rotem Vinyl!
Der Hype um das Vinyl in der Szene darf man durchaus als beendet ansehen – allerdings stabilisiert sich der Markt wohl auf einem ansprechenden Niveau. Das dabei ein Großteil der Veröffentlichungen teure, wertige Editions sind dürfte bekannt sein. Ob es auch Nachfrage nach „einfachen“, zum Teil vergriffenen oder noch nie als Vinyl veröffentlichten Re-Releases in Vinyl gibt – nur dem „warmen“ Klanges wegen – das versucht Sony mit seiner neu aufgelegten Serie „Original Vinyl Classic“ zu ergründen. Dabei gibt es immer 2-LPs in einem einfachen Gatefold – die Innenseiten mit dem Originalcover versehen; ohne Booklet oder Inlay, Texte oder Linernotes, das Inner Sleeve ungefüttert. Dafür aber wohl preislich im Rahmen.
Tja – wenn das alles wäre. Aber um das Album „The Rivalry“ auf Vinyl zu kriegen, wurden einfach mal drei Songs unterschlagen („The Poison“, „Adventure Galley“ und „Man On The Moon“) – das geht gar nicht – und ist an sich nicht mal durch den Preis zu rechtfertigen. Hier waren augenscheinlich echte Amateure am Werk, die weder mit der Musik von RUNNING WILD noch mit der Heavy-Szene etwas anzufangen wissen. Davon abgesehen ist „The Rivalry“ eine tolle Scheibe die RUNNING WILD auf einem musikalischen (lassen wir mal „Black Hand Inn“ und „Death Or Glory“ außen vor) und kommerziellen Höhepunkt zeigt. RUNNING WILD perfektionierten hier ihren treibenden Stil, und blieben sich treu obwohl sie im Unterschied zu den Vorgängerwerken bei manchen Tracks vom Gaspedal gingen – und gerade solche Songs wie „Return Of The Dragon” oder „Ballad Of William Kidd” avancierten zu Klassikern der Band. So gilt „The Rivalry“ als ein Höhepunkt des Schaffens von Rocking Rolf – aber auch als das letzte „richtig gute“ Album von RUNNING WILD.
Der Nachfolger „Victory“ hatte schon mit weniger zündenden Ideen und einer Drum-Computer-Diskussion zu kämpfen (ich sage nur Angelo Sasso). Und auch wenn „Victory“ keine Totalausfälle enthält; im Kreise der Vorgängerwerke lassen die 12 Kompositionen das Feuer vermissen, das zum wiederholten Auflegen der Scheibe animiert. Das Beatles-Cover „Revolution" ist da noch eine der positiven Überraschungen; ansonsten kriegt man gewohnt nach vorne gehende, harte Kost – der leider das gewisse Etwas fehlt. Ausnahmen der Opener „Fall Of Dorkas“ und der abschließende Titeltrack „Victory“. Und auch vom Sound her war dieses Werk nicht auf der Höhe der Zeit und nahm den Songs noch mehr an Power. So ist „Original Vinyl Classic: The Rivalry + Victory“ kein Must-have.
Als Musiker bei den EAGLES hat DON FELDER an die 150 Millionen Alben unter die Leute gebracht. Als Co-Autor von „Hotel California“ einen der Klassiker der Rock-Geschichte mit verantwortet. Als Gitarrist hat er nicht nur das Solo in eben jenem Song unvergesslich gemacht – sondern viele Songs mit seiner Art des Gitarrenspiels geprägt. Als Solo-Künstlerlegt er nun mit „American Rock’n’Roll“ mal gerade sein drittes eigenes Werk vor. Seine Herkunft ist dabei nicht zu leugnen – das Album besteht aus melodischen Gitarrensongs, oft im Midtempo gehalten und Balladen. So darf man bei dem ruhigen „Falling in Love“ dank Felders Signatur-Gitarren-Sound gerne in den 70er schwelgen. Das harte „Rock You“ lässt einen alten Bekannten als Sänger brillieren (Sammy Hagar) und liefert ein Gitarrenduell mit Joe Satriani. Weiteres Highlight sicherlich auch der Westcoast-Track „She Just Doesn`t Get It“ – eingängiger Song der durchaus Potential fürs Radio hat. Viele der weiteren Songs auf dem Album leben auch von der Unterstützung durch weitere Kollegen wie Slash, Mike Fleetwood, Alex Lifeson, Peter Frampton oder Richie Sambora (um einen Teil zu nennen) – und den daraus sich ergebenden Spannungsmomenten. Nach hinten raus wird mir es dann deutlich zu ruhig – und auch nicht jede Komposition weis zu überzeugen. So liefert DON FELDER mit „American Rock’n’Roll“ eine solide, gute, wenn auch nicht überragende Gitarren-Rock-Scheibe ab, die man gerne hört, welche aber trotz all der Meriten und Unterstützung leider nicht wo essentiell ist wie erhofft.