Das eröffnende Intro des Openers "Dysmorphic Human" erinnert an einen italienischen Horror-Movie der unteren Klasse. Was übrigens auch für selbiges Instrument beim Titelstück zutrifft. Immer, wenn Dich also das Keyboard ereilt, zieht es unangenehm an den Augenbrauen. Und so bleibt die Reaktion auf das zweite Album der Franzosen über die gesamte Spielzeit ein zwiespältiges. Denn: Die Keys wirken billig, der heisere Gesang klingt stets wie „zu spät“ und dafür uninspiriert. Dazu klopfen die Drums, als gehörten sie nicht dazu. Und auch die Songs wie "Le Supplice Du Feu" wirken insgesamt total gehetzt. Und das will gar nicht zur so gewünschten Horror-Stimmung passen, die LODS OF THE CEMETERY so gern transportiert hätten. Daran ändert auch ein Carpentereskes Zwischenspiel namens "L’Ombre De La Tombe" nichts, weil es einfach nicht kompakt gespielt wirkt, sondern aufgesetzt und zusammengesucht. Und so wird aus dieser Grusel-Guste ein Fremdschäm-Freddy. Schade, denn einige gute Ideen, ein paar nette Gitarrenmelodien sind auch bei dem nicht gerade fetten Sound dennoch auszumachen – wie die gar süßen Tönen beim abschließenden "Fate Of The Immortal". Aber: Heutzutage gibt es für Fans von Kapellen wie MORBID ANGEL oder NOCTURNUS sicherlich bessere Alternativen.
JIMY HENDRIX wurde einmal gefragt, wie er sich fühlen würde als größter Gitarrist der Welt, worauf er antwortete: “Keine Ahnung, frag mal Rory!“
Im März wäre der sympathische Ire mit den karierten Hemden und der 61er Fender Strat 71 Jahr alt geworden. Mann kann getrost sagen, dass RORY GALLAGHER den Blues nicht nur gespielt, sondern maßgebend mit geprägt hat, bis er am 14. Juni 1995 an den Folgen einer Lebertransplantation in London starb.
Ihm zu Ehren wurde nun postum ein neues Album mit dem schlichten Titel “Blues“ veröffentlicht. Erhältlich ist das gute Stück in 3 verschiedenen Editionen. Die 1CD oder 2LP Version enthalten jeweils 16 Titel, besonders gelungen finde ich jedoch die 3CD Version mit 36 Tracks. Da ist definitiv für jeden was dabei, der Spaß am Blues bzw. Bluesrock hat. Auf dem ersten Silberling findet man klassischen Blues gemischt mit Traditionellem. U.a. hört man bei “I'm Ready“ Muddy Waters himself singen. Die 2. CD kommt dann etwas puristischer daher. Die Hälfte der Lieder sind aus der Feder von Rory entsprungen und werden meist vom Verfasser solo mit Gitarre und Mundharmonika vorgetragen. Lediglich ein Klavier unterstützt den Künstler auf zwei der zwölf Nummern. Last but not least werden wir auf der 3. Scheibe mit reichlich Livemusik unterhalten, dem natürlichen Lebensraum von RORY GALLAGHER. Die Aufnahmen bestehen aus diversen Interpretationen anderer Bluesgrößen, von denen man Albert King auf “You Upset Me Baby“ an der Gitarre und am Gesang zu hören bekommt. Insgesamt handelt es sich bei der Compilation um 90% unveröffentlichtes Material, so dass auch die Fans, die schon etliche Platten vom irischen Bluesbarden im Regal stehen haben, getrost zugreifen können.
Abgerundet wird das Paket mit einem umfangreichen Booklet, das außer bisher unveröffentlichten Fotos von RORY GALLAGHER darüber hinaus einen Essay des preisgekrönten Blues-/Rock-Autors Jas Obrecht enthält.
Bereits das Vorgängeralbum „Lay It On Down“ ließ aufhorchen – KENNY WAYNE SHEPHERD, seit Jahren einer der besten rockigen Bluesgitarristen, brachte ein Mainstream-gefälliges Album heraus ohne seine Roots zu verraten. Mit „The Traveler“ führt er dies in voller Konsequenz, unter Beibehaltung seines hohen Qualitätslevels fort - und seine Gitarrensoli stellen weiterhin den Mittelpunkt der Songs dar. Mich hatte SHEPHERD dann auch schon mit den ersten beiden Songs gefangen: „Woman Like You“ und „Long Time Running“ haben schon was vom großem Classic Rock (Orgel inklusive), grooven aber unverkennbar als erdiger Blues-Rock – überragend. Dass es auf „The Traveler“ auch anders geht, zeigen dann Balladen wie „Tailwind“, „Gravity“ oder „Take It On Home“, welche die emotionale Seite von Kenny (und seiner Gitarre) offenbaren. Die beiden Cover-Stücke die er diesmal ausgewählt hat sind dankenswerterweise keine Standards, sondern entstanden laut Kenny aus besonderen Situationen und Anfragen heraus. „Mr. Soul“ von BUFFALO SPRINGFIELD und „Turn To Stone“ von JOE WALSH hat er dabei so adaptiert, dass sie perfekt in den Kontext des Albums passen. Echt tolle Scheibe für den nächsten Road Trip.
“What have you done?” fragt Onkel Jost im Enorm-Stampf-Opener "Fear The Verdict" – und der Mann am anderen Ende des Rohrs will automatisch sagen: "Nüscht!" Um noch automatischer anzufügen: Das ist auch gut so! Die Hessen hausen natürlich immer noch tief im Death Metal der alten Schule, also weniger das EDGE-OF-SANITY-HAUNTED-AT-THE-GATES-Zeux als vielmehr Vibes von DISMEMBER und ENTOMBED. Das ist angesichts des Bandvorgängers LAY DOWN ROTTEN keine Überraschung. Auch keine wirkliche Sensation: Die (leider nur) fünf Songs zeigen, wie geil die Jungs von LDR und MILKING THE GOATMACHINE eingespielt sind, und das, obwohl Gitarrist Ferli auch produziert und die Drums runtergezockt hat. Das mittelschnelle "Confessions In Fire" schleppt mit und groovt wie Hölle, das schnelle "Suprema" lässt Power raus, brilliert mit schicken Melodiefetzen der Gitarre und zitiert AMON AMARTH vor deren Bankkaufmann-Phase. Die EP „Hunting Heretics“ kam noch vor Weihnachten und ist routinierter Todesstahl ohne Routine, Death Metal, der noch lange nicht tot ist. Dödmetall, der alles kann. Da freut sich nicht nur Knecht Ruprecht, sondern sogar der Teufel. Und kauft gleich alle drei Vinyl-Versionen in grün, lila und schwarz.
Der Bandname könnte irreführend sein. Hinter den TOURETTE BOYS steckt nämlich keine Punk-Band mit unflätigen Texten, sondern ein Trio aus Dresden und Berlin, das angenehm verstrahlten Psychedelic Rock mit warmen, halligen Gitarren spielt.
Schon der programmatisch betitelte Opener „Psychedelic Summoning“ zeigt, wohin die musikalische Reise geht. In gemächlichem Tempo und mit nur wenigen harmonischen und dynamischen Variationen wird vor allem Wert auf wabernde Sounds, Atmosphäre und Hypnotik gelegt. Der von introvertiert bis intensiv reichende Gesang von Benjamin Butter macht dazu deutlich, dass die Band auch mit einem Bein im Blues steht. In diesem Sinne geht es dann auch mehr oder weniger weiter, wobei sich aber nichts wirklich wiederholt, sondern jedes Stück eine eigene Stimmung besitzt. In „Colossus“ und „Weekend Escape“ gesellt sich eine Slide-Gitarre hinzu, „Evil“ beginnt mit cool zurückhaltendem Shuffle-Beat, bevor in der zweiten Hälfte die Gitarren ausbrechen, und die drängende erste Hälfte von „Heister“ wird von fuzzigen Gitarren bestimmt, auf die ein getragener, zurückgenommener Blues-Part folgt. „Fuzz“ wiederum zeichnet sich ausnahmsweise durch relativ klassisches Riffing aus, wohingegen sich das Trio beim abschließenden „Wandern“ (sic) extra viel Zeit nimmt und in wunderbaren Harmonien schwelgt.
Klassische Songstrukturen oder -längen spielen bei den TOURETTE BOYS keine Rolle. Bei ihnen dauert alles so lange, wie es eben muss, Parts werden nicht scharf voneinander abgetrennt, alles ist im Fluss. Das macht nicht nur Spaß, sondern lädt auch zu fantastischen mentalen Reisen ein. Die Produktion ist immer leicht undifferenziert, was vielleicht so genauso gewollt ist, der Musik aber auf jeden Fall vollkommen gerecht wird. Noch sympatischer macht die Band, dass sie sich offenbar selbst nicht absolut ernst nimmt. Anders kann man sich den unpassenden Albumtitel „Zorn“ sowie auch den Bandnamen selbst jedenfalls nicht erklären.
Das einzige, das den TOURETTE BOYS noch guttun würde, ist ein Bass. Der fehlt ihnen nämlich. Das macht sich gar nicht mal allzu deutlich bemerkbar, er könnte aber noch weitere Akzente setzen und den unteren Frequenzbereich andicken, wodurch die ein oder andere Passage dann doch noch gewinnen würde.
Earcandy aus Finnland. LEVERAGE kommen nach 10 Jahren endlich mit ihrem Zweitwerk „Determinus“ aus dem Quark und was soll ich sagen? Die Wartezeit hat sich gelohnt. LEVERAGE spielen anspruchsvollen und doch super eingängigen Melodic Metal, welcher an Acts wie ROYAL HUNT, LAST TRIBE oder auch neuere PRETTY MAIDS erinnert und in der aktuellen Musiklandschaft absoluten Seltenheitswert hat. Das Ganze wurde in eine kraftvolle und doch warme Produktion gegossen.
Egal ob mal leicht folkig wie in „Winds Of Morrigan“, episch wie in „Red Moon Over Sonora“, balladesk wie in „When We Were Young“ oder rockig wie in „Hand Of God“: LEVERAGE sind zu jeder Zeit Herr der Lage und haben ein gleichermaßen abwechslungsreiches wie zusammenhängendes Album eingetütet.
Neu-Sänger Kimmo Blom begeistert mit einer Powerröhre, die wie ein Mix aus Tony Martin und Biff Byford klingt und perfekt zu den melodischen Hymnen auf „Determinus“ passt. Dass seine Begleitmannschaft auf höchstem Niveau musiziert versteht sich von selbst. Bei allen kleinen technischen Schlenkern und aufblitzender Virtuosität steht bei LEVERAGE aber eine Sache über allem: Die Melodie. Und davon gibt es reichlich und das, ohne kitschig zu werden, denn eine gewisse Grundhärte ist trotz allen Ohrenschmeichlereien immer vorhanden.
Wer also seinen Melodic Metal saftig, knackig und mit viel Melodie mag, der ist bei LEVERAGE an der richtigen Adresse. Klischees werden übrigens keine bedient. Erwachsene Musik für erwachsene Hörer.
Allein aufgrund ihres Bekanntheitsgrades und ihrer ungeheuren Live-Präsenz gehören DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT zumindest hierzulande nicht unbedingt zu den großen Lieblingen der (Underground-) Black-Metal-Szene und werden (ähnlich wie ihre Kollegen ENDSTILLE) gerne mal als "kommerziell" abgestempelt. Über diese Ansicht kann man gewiss heftig streiten, nicht allerdings darüber, dass das seit 1997 aktive Quartett einerseits durchgehend hochwertige bis brillante Alben abliefert und andererseits sein Ding eben seit über zwanzig Jahren gnadenlos durchzieht. Begriffe wie "Weiterentwicklung" oder "Experimente" verbieten sich geradezu, wenn Frontfurie Onielar (die ja seit einiger Zeit auch die Kompositionen von BETHLEHEM mit ihrem zarten Stimmchen schmückt) und Co. loslegen, da macht auch das neueste Werk "Mardom" absolut keine Ausnahme. Mit einmal mehr tief in der norwegischen Raserei der frühen und mittleren 90er Jahre angesiedelten Brechern wie dem Quasi-Titelsong "Mardom - Echo Zmory", "T.O.W.D.A.T.H.A.B.T.E" (wie meinen?!), dem großartigen "A Beseechment Twofold", "Exaudi Domine" oder "The Sphere" (geiler Abschluss) liefern die Nordrhein-Westfalen sechs Jahre nach "Nekrovision" ein abermals saustarkes Album ab, bei dem die Band vor Allem nichts von ihrer bisherigen Bösartigkeit eingebüßt hat - Altersmilde klingt definitiv anders!